Ganseys - Fischerpullover stricken für Einsteiger und Fortgeschrittene - Jörg S. Schiller - E-Book

Ganseys - Fischerpullover stricken für Einsteiger und Fortgeschrittene E-Book

Jörg S. Schiller

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Beschreibung

Ganseys waren die Arbeitspullover der Küstenfischer auf den britischen Inseln. Diese Pullover sind seit ca. 1850 bekannt und wurden schon damals völlig nahtlos gestrickt. Die Muster aus rechten und linken Maschen symbolisierten Dinge aus dem Leben der Fischer. Diese schöne Stricktradition erfreut sich heute wieder großer Beliebtheit. Denn Ganseys machen nicht nur beim Stricken Spaß, sondern werden auch gerne getragen. Anhand von sechs Strickanleitungen für Ganseys aus verschiedenen Regionen wird die typische Konstruktion dieser Pullover gezeigt. Musterübersichten und Fotos helfen beim Stricken. Viele Hintergrundinformationen und Tipps zu Gansey-Stricktechniken, Zwickel, Größenanpassung und Garnauswahl runden das informative Grundlagenwerk ab.

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Unsere Ganseys

„Appledore“

Größe 110, 146, L

Seite →

„Netz und Seil“

Größe XS, M, L

Seite →

„Fischernetz“

Größe 164, S, M

Seite →

„Cornish Frock“

Größe S, M, XXL

Seite →

„Zick-Zack“

Größe 152, S, XL

Seite →

„Manx“

Größe XS, M, XL

Seite →

Inhaltsverzeichnis

Unsere Ganseys

Warum es dieses Buch gibt

Was sind eigentlich Ganseys?

Das Gansey stricken: Kenntnisse, Strickfolge, Werkzeuge

Maßnehmen bei Ganseys

Typische Merkmale der Ganseys im Überblick

Erster Gansey: „Appledore“

Traditionelle Ganseys: Wie sie entstanden, wie sie getragen wurden

Zweiter Gansey: „Cornish Frock“

Der ertrunkene Seemann und sein Gansey

Dritter Gansey: „Netz und Seil“

Gansey stricken für die Familie: Warum ich Ganseys stricke

Vierter Gansey: „Zick-Zack“

Warum strickt ein Mann, wenn er anderes kann?

Fünfter Gansey: „Fischernetz“

Über wasserwolle und Gansey-Garne

Sechster Gansey: „Manx“

Nützliche Techniken zum Gansey stricken

Mein Gansey

Quellen

Danke!

Abkürzungen

Zeichenerklärung

Warum es dieses Buch gibt

Seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit den reichhaltigen Stricktraditionen an der Nordsee und der europäischen Atlantik-Küste. Wir sind immer wieder begeistert von den Pullovern der Heringsfischer – den Ganseys. Die Konstruktion der Pullover ist pragmatisch, die Muster sind einfach zu stricken und doch effektvoll. Hat man das Gansey-System einmal nachvollzogen, kann jedes Strickstück dem Träger individuell angepasst werden.

In Gesprächen und Workshops haben wir festgestellt, dass in Deutschland die Techniken und Muster in der Gansey-Tradition weitgehend unbekannt sind, während diese in der angelsächsischen Strickwelt fast zum Allgemeinwissen gehören. Auch wird dort diese Tradition durch Ausstellungen und Projekte lebendig gehalten und weiterentwickelt.

Um die die englischen Fischerpullover auch im deutschsprachigen Raum bekannter zu machen, starteten wir unser eigenes Projekt. Mutig und etwas blauäugig haben wir unser erstes Gansey-Buch im Jahr 2016 herausgebracht, dem mittlerweile noch drei weitere Bücher zum Gansey-Stricken folgten. Unser erstes Buch gefiel uns nach ein paar Jahren nicht mehr, denn unsere eigenen Ansprüche an Anleitungen und Gestaltung waren gestiegen.

Sie halten jetzt die überarbeitete Neuausgabe unseres ersten Buches in Händen. Wir stellen Ihnen hier sechs Ganseys vor, zeigen die Grundtechniken des Gansey-Strickens und beleuchten den historischen Hintergrund. Wir haben alle Strickanleitungen komplett überarbeitet und die Musterübersichten verbessert. Zusätzlich haben wir für einige Ganseys auch Muster zum Austausch aufgenommen.

Mit unserem Buch möchten wir Ihnen einen Einstieg in das Gansey-Universum geben und Sie zum Stricken in dieser vielseitigen Tradition inspirieren.

Wir wünschen viel Freude dabei!

Jörg Schiller

Ute Schiller-Kühl

Needle-Bear

wasserwolle

Was sind eigentlich Ganseys?

Ganseys waren die Arbeitspullover der Küstenfischer auf den britischen Inseln im 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts. Die Pullover wurden aber auch in der Freizeit getragen und fast jeder Fischer hatte für den Kirchgang seinen Sonntagspullover (Sunday‘s best).

Es wird vermutet, das Ganseys ihren Ursprung auf den Kanalinseln Guernsey und Jersey, die während der Regentschaft von Elisabeth I. für die Produktion ihrer Strickwaren berühmt waren, haben. Gestrickt wurden damals hauptsächlich feine Kleidungsstücke wie Strümpfe, Unterwäsche und Handschuhe, die eher für den Luxusbedarf gedacht waren.

Unter dem Namen Gansey (auch Guernsey, Gansy, Garnsey) sind die Pullover in ganz Großbritannien bekannt, unabhängig davon, wo sie hergestellt und getragen werden. Auch in anderen Regionen, in denen der Fischfang wichtig war, findet man Ganseys, z.B. auf den Hebriden und den Niederlanden. Die charakteristischen Fischerpullover wurden ab ca. 1850 populär, denn erst durch den Einsatz von Maschinen standen ab dieser Zeit Stricknadeln aus dünnem Stahldraht und reichlich maschinengesponnenes Wollgarn zur Verfügung. Gestrickt wurden die Kleidungsstücke dann von den Familien der Fischer in Heimarbeit.

Einen typischen Gansey erkennt man an der Machart. Er wird nahtlos in Runden und von unten nach oben gestrickt. Die Ärmel werden durch Maschenaufnehmen am Armausschnitt direkt angestrickt und am Bündchen abgekettet. Ganseys haben meist ¾ lange Ärmel, damit die Bündchen nicht ständig nass sind.

Die Muster der Ganseys entstehen nur durch rechte und linke Maschen, die in Mustersätzen symmetrisch von der Mitte aus angeordnet sind. In den Mustern finden sich Themen aus dem Seemannsleben. So gibt es Muster, die Blitze, Klippen, Strickleitern oder Netze symbolisieren. Auch einfache Zöpfe, die Taue verbildlichen, werden gestrickt.

Ein Gansey hat meistens zwei bis drei verschiedene gestrickte Muster, die je nach Region als Quermuster oder als Längsmuster gestrickt werden. Es gibt Ganseys, die nur mit einem Muster (siehe Gansey Manx Seite 82) gestaltet werden oder die fast ganz glatt rechts gestrickt sind (siehe Gansey Appledore auf Seite 12).

Ursprünglich saß ein Gansey eng am Körper, als wärmende Schicht unter dem Ölzeug. Daher ist der Bund sehr dehnbar. Auch die Ärmel sind enganliegend, ein Zwickel am Ärmelansatz sorgt hier jedoch für genügend Bewegungsfreiheit. Der Halsausschnitt ist relativ eng und in der Regel rund und hat nur einen kleinen Kragen.

Schottische Ganseys haben oft einen etwas höheren Kragen, um vor dem besonders rauen Wetter in Schottland zu schützen. Um das An-und Ausziehen zu erleichtern, werden diese Ganseys mit einer Knopfleiste versehen, die immer an der Seite des Kragens rechts oder links angebracht ist. (siehe die Ganseys „Captain Smollett“ und „Bill Bones“ in unserem Buch „Schottische Ganseys“).

Oft fangen die charakteristischen Gansey-Muster erst in Brusthöhe an, denn die Hose des Ölzeugs ging bis fast unter die Achsel. Ein liebevoll gestaltetes Muster wäre also nicht zu sehen gewesen und so wurde das Stück von Bund bis zum Musteranfang einfach glatt rechts gestrickt. Das Material ist ein ziemlich dünnes, 5-fach gezwirntes Garn aus der Wolle britischer Schafe. Gestrickt wird mit Nadeln mit 2,5 bis 2,75 mm Stärke. Typische Farben sind Naturtöne, verschiedene Blautöne durch Indigofärbung und ein fast schwarzes Dunkelblau. Nach Erfindung der künstlichen Farbstoffe Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch weitere Farben eingeführt, so strickten sich z.B. die Frauen, die in Fischfabriken die Heringe verarbeiteten, Ganseys aus einem typischen Altrosa. Ganseys sind nie mehrfarbig und ein traditioneller Gansey ist selten grün, denn Grün gilt in der Seefahrt als Unglück bringende Farbe.

Manchmal werden Ganseys mit Aran-Pullover verwechselt. Aran-Pullover sind allerdings viel gröber gestrickt als Ganseys, da das Garn meistens aus der Wolle der eigenen Schafe in Irland selbst gesponnen wurde. Die Pullover haben ihren Namen von den Aran-Inseln, einer Inselgruppe vor der Westküste Irlands. Daher finden sich in den aufwendigen Mustern aus verkreuzten Maschen viele Elemente aus dem keltischen Erbe wieder, wie z.B. keltische Knoten und Mehrfachzöpfe. Bekannt wurden die Aran-Pullover in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch einen Film über das harte Leben der Fischerfamilien auf den Aran-Inseln, der besonders in Amerika sehr populär war. Von da an strickten die Frauen nicht mehr nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Verkauf an Touristen. Es wurden einige Muster von den Ganseys übernommen, denn diese Muster aus rechten und linken Maschen sind einfacher und schneller zu stricken als die verkreuzten Mustermaschen der Aranpullover.

Das Gansey stricken: Kenntnisse, Strickfolge, Werkzeuge

Um einen Gansey zu stricken, sind nur die Grundkenntnisse des Strickens erforderlich. Das Wissen, wie man rechte und linke Maschen strickt, ist für den Einstieg völlig ausreichend. Der Großteil des Pullovers wird in Runden gestrickt, es ist also von Vorteil, wenn Sie schon mit einer Rundstricknadel z.B. eine Mütze gestrickt haben.

Brauche ich besondere Werkzeuge?

Zwei Rundstricknadeln mind. 60 cm lang in der passenden Nadelstärke. Traditionell werden Ganseys mit Nadelstärke 2,75 mm gestrickt, aber die richtige Nadelstärke hängt natürlich von der verwendeten Wolle und Ihrem persönlichen Strickbild ab. Probieren Sie bei der Maschenprobe immer zuerst eine dünnere Nadel aus als für das Garn angegeben, da die Maschen des Ganseys sehr fest gestrickt sein sollen.

Zu Beginn des Pullovers wird eine große Maschenanzahl angeschlagen. Hier können Maschenmarkierer in Ringform (oder aus einem Wollfaden in einer Kontrastfarbe) als Zählhilfen benutzt werden. Setzen Sie einen Maschenmarker, wenn Sie 25 Maschen angeschlagen haben, schlagen weiter an und setzen dann wieder nach 25 Maschen einen Markierer. So behalten Sie den Überblick über die Gesamtzahl der Maschen und müssen nicht jedes Mal alles neu zählen, wenn Sie mal „raus“ gekommen sind.

Es gibt spezielle traditionelle Gansey-Anschläge, aber für Ihren ersten Gansey empfehlen wir, einen Ihnen bereits vertrauten elastischen Maschenanschlag zu verwenden.

Auch die Ärmel werden mit zwei Rundstricknadeln gestrickt. Im letzten Drittel des Ärmels, also zwischen Ellenbogen und Handgelenk, können Sie die Arbeit auch mit einem Nadelspiel beenden.

In manchen Mustersätzen gibt es Taue (= Zöpfe). Hier werden Maschen miteinander verkreuzt. Eine Zopfnadel oder eine kurze Sockennadel kann hilfreich sein. Da die meisten Taue bei Ganseys nicht sehr breit sind, können die Maschen aber auch ohne Zopfnadel verkreuzt werden.

Ein flexibles Maßband ist notwendig, um die Maße der zu bestrickenden Person aufzunehmen und auf den zu strickenden Gansey zu übertragen. Am besten ist, Sie machen sich eine Skizze und tragen die Maße ein, dann haben Sie diese immer im Blick (siehe Abschnitt „Maßnehmen bei Ganseys“ auf Seite 9).

WICHTIG ist Ihre Maschenprobe, um ihre individuelle Maschenzahl und die Anzahl ihrer Reihen- und Rundenzahl zu ermitteln. Zum Ausrechnen Ihrer Daten können ein Strickrechner und ein Zählrahmen hilfreich sein. Ein einfaches Schullineal, ein Taschenrechner und Kenntnisse des Dreisatzes tun es aber auch. Dies brauchen Sie nicht, wenn Ihre Maschenprobe wie bei unseren Anleitungen angegeben, übereinstimmt. Dann können Sie sich einfach an die Strickanleitung und die Musterübersichten halten.

Um Maschen still zu legen, eignen sich normale Sicherheitsnadeln. Die Maschen des Vorder- oder Rückenteils können sicher auf einem Garnrestfaden aufgehoben werden. Wir empfehlen hierfür, eine Rundstricknadel zu verwenden, dann kann ohne Unterbrechung für das Maschen zurück schieben weitergestrickt werden.

Brauche ich ein besonderes Garn?

Wie in jedem selbstgestrickten Pullover stecken auch in einem Gansey viele Arbeitsstunden. Gönnen Sie sich für diese Arbeit das beste Garn, das sie bekommen können. In der Regel werden Ganseys aus recht dünnem Garn gestrickt, daher wiegt der fertige Gansey im Vergleich zu dicken Pullovern deutlich weniger. Zum Glück für Gansey-Stricker wird das Garn nach Gewicht und nicht nach Metern verkauft!

Das Wichtigste ist, dass das Garn eine gute Maschendefinition hat, d.h. der Unterschied zwischen rechten und linken Maschen deutlich zu erkennen ist. Diese Eigenschaft haben alle glatten und fest gedrehten Garne. Traditionell sind Ganseys immer aus Schafswolle. Heutzutage können Ganseys auch aus Baumwolle, Leinengarnen oder Mischgarnen gestrickt werden. Aber am schönsten sind sie doch aus Wolle!

Wer einen ganz traditionellen Gansey stricken möchte, der verwendet das sogenannte „Seaman’s Iron“ (Seemannsdraht). Dieses Garn wird in Yorkshire aus 100% englischer Schafswolle gesponnen. Es ist ein 5-fach gezwirntes Kammgarn, d.h. das Garn ist sehr fest und wenig elastisch. Dadurch sind eine besonders gute Formbeständigkeit und Haltbarkeit gewährleistet. Das Garn gibt es in 30 Farben und es wird in 500-gr-Konen angeboten. Das ist praktisch, denn dadurch müssen weniger Fäden vernäht werden. Das macht den Pullover schöner und haltbarer. Das Garn ist in Deutschland im Internet erhältlich (siehe Bezugsquellen im Anhang).

Strickfolge für einen Gansey

Anschlagen und Bund im Bündchenmuster stricken

„Brett“ glatt rechts und in der gewünschten Höhe stricken

Muster stricken bis zum Beginn des Zwickels

Die erste Hälfte des Zwickels stricken

Bis zum Beginn des Armlochs stricken, dann Zwickelmaschen stilllegen