Gaslicht 3 - Jane Robinson - E-Book

Gaslicht 3 E-Book

Jane Robinson

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Beschreibung

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert! Unter großer Anstrengung gelang es Marlene schließlich die Augen zu öffnen. Was sich ihren Blicken darbot, brachte ihren Herzschlag vor Schreck aus dem Rhythmus! An der Wand, gleich neben der Tür, stand aufgerichtet ein offener Sarkophag, wie man sie auf Fotos aus ägyptischen Museen sehen kann. Und in diesem Sarg lehnte eine Mumie, ganz von goldglänzendem Metall umhüllt und angestrahlt von einem grünlichen, phosphoreszierendem Licht. Ein Pharao, dachte Marlene verstört. Großer Gott, wie kommt dieser Sarkophag mit einer Mumie darin auf unser Schiff und in unser Schlafgemach? Voller Entsetzen ließ Marlene ihren Blick umherschweifen. Alles in der Kabine schien sich auf gespenstische Weise verändert zu haben, durch das grünliche Licht, das von der Mumie ausstrahlte. O Gott, was passiert mit mir, dachte Marlene verstört. Bin ich vielleicht gar nicht mehr da, wo ich zu sein glaube. Marlene von Haltern stand vor dem großen, dreiteiligen Ankleidespiegel und betrachtete sich im Brautkleid. Wenn Hanno mich so sieht, wird er mich noch mehr lieben, dachte sie, und bei der Vorstellung, daß nach der Trauung endlich all ihre leidenschaftlichen Träume Wirklichkeit werden würden, geriet ihr Blut in Wallung, und ihre Wangen überzogen sich mit glühender Röte. Hinter ihr öffnete sich die Tür zu ihrem Schlafgemach. Das Geräusch schreckte Marlene aus ihren verliebten Träumereien auf. Aber nicht ihre Freundin Angela von Gerau war zurückgekehrt und auch nicht ihre Friseuse. – Die beiden waren wenige Minuten zuvor aus dem Zimmer gerufen worden. – Im Spiegel entdeckte Marlene, daß niemand anderer als Gunter von Meersfeld eingetreten war! »Gunter?« murmelte sie fassungslos

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Gaslicht – 3 –

Der Fluch des Pharao

Marlene ist der unheilvollen Macht wehrlos ausgeliefert

Jane Robinson

Unter großer Anstrengung gelang es Marlene schließlich die Augen zu öffnen. Was sich ihren Blicken darbot, brachte ihren Herzschlag vor Schreck aus dem Rhythmus! An der Wand, gleich neben der Tür, stand aufgerichtet ein offener Sarkophag, wie man sie auf Fotos aus ägyptischen Museen sehen kann. Und in diesem Sarg lehnte eine Mumie, ganz von goldglänzendem Metall umhüllt und angestrahlt von einem grünlichen, phosphoreszierendem Licht. Ein Pharao, dachte Marlene verstört. Großer Gott, wie kommt dieser Sarkophag mit einer Mumie darin auf unser Schiff und in unser Schlafgemach? Voller Entsetzen ließ Marlene ihren Blick umherschweifen. Alles in der Kabine schien sich auf gespenstische Weise verändert zu haben, durch das grünliche Licht, das von der Mumie ausstrahlte. O Gott, was passiert mit mir, dachte Marlene verstört. Bin ich vielleicht gar nicht mehr da, wo ich zu sein glaube.

Marlene von Haltern stand vor dem großen, dreiteiligen Ankleidespiegel und betrachtete sich im Brautkleid.

Wenn Hanno mich so sieht, wird er mich noch mehr lieben, dachte sie, und bei der Vorstellung, daß nach der Trauung endlich all ihre leidenschaftlichen Träume Wirklichkeit werden würden, geriet ihr Blut in Wallung, und ihre Wangen überzogen sich mit glühender Röte.

Hinter ihr öffnete sich die Tür zu ihrem Schlafgemach. Das Geräusch schreckte Marlene aus ihren verliebten Träumereien auf. Aber nicht ihre Freundin Angela von Gerau war zurückgekehrt und auch nicht ihre Friseuse. – Die beiden waren wenige Minuten zuvor aus dem Zimmer gerufen worden. – Im Spiegel entdeckte Marlene, daß niemand anderer als Gunter von Meersfeld eingetreten war!

»Gunter?« murmelte sie fassungslos und glaubte ihren Augen nicht trauen zu können. Doch als sie sich umdrehte, stand er tatsächlich vor ihr. »Du?« Sie starrte ihn ungläubig an. »Du bist hergekommen?« Diese unvermutete Begegnung brachte sie so völlig aus dem Gleichgewicht, daß sie sich nicht einmal wunderte, wie es ihm gelingen konnte, bis hierher vorzudringen, da ihre Hotelsuite doch auf Hannos Anordnung hin strengstens gegen jeden Besucher abgeschottet wurde.

»An diesem Tag sollst du nur für mich schön sein!« hatte er diese Anordnung begründet und sie so leidenschaftlich geküßt, daß Marlenes Gedanken wie kleine, bunte Kugeln durcheinander gepurzelt waren und sie nicht weiter über das Seltsame seiner Anweisung nachgedacht hatte.

Hanno sollte an ihrem Hochzeitstag so glücklich sein wie sie selbst. Deshalb war es für sie ganz selbstverständlich gewesen, jeden seiner Wünsche zu erfüllen – mochten sie in ihren Augen auch noch so eigenartig erscheinen.

Gunter von Meersfeld war zögernd in der Nähe der Tür stehen geblieben. »Verzeih, daß ich…« Er stockte und bat mit einer kleinen Geste seiner Hände um Verständnis. »Ich weiß, ich sollte nicht hier sein, aber ich konnte nicht anders. Ich dachte, um der alten Zeiten willen sollte ich den Graben überwinden, der sich zwischen uns aufgetan hat.«

Marlene war gerührt und zutiefst bewegt. Sie eilte auf den Vertrauten früherer Tage zu und streckte ihm impulsiv beide Hände entgegen. »Nein, bitte, entschuldige dich nicht, Gunter! Es bedeutet mir so viel, dich hier zu sehen!«

Ihre Augen strahlten ihn an, und Gunter glaubte in ihnen zu lesen, daß ihre Worte mehr bedeuteten, als eine höfliche Floskel gegenüber einem alten Freund. Das Blut schoß ihm wie ein heißer Strom zum Herzen, und alles, was er in diesem Augenblick empfand, machte ihm einmal mehr klar, wie sehr er Marlene trotz allem noch immer liebte.

Mehr noch! So sehr wie in diesem Augenblick hatte er sich noch nie zuvor danach gesehnt, sie in die Arme zu ziehen und sich niemals wieder von ihr zu trennen!

»Wie schön du bist!« seufzte er, und selbstvergessen riß er ihre Hände hoch und barg sein Gesicht darin. »Du darfst ihn nicht heiraten!« stöhnte er verzweifelt. »Wir beide sind doch füreinander bestimmt! Vielleicht gelingt es mir, noch im letzten Moment etwas zu verhindern, was dich ins Unglück…«

Das wollte Marlene nicht hö­ren!

»Nein!« begehrte sie heftig auf. Das Strahlen ihrer Augen war jäh erloschen, und ruckartig entriß sie ihm ihre Hände. Sie begriff, daß er ihre Worte völlig mißverstanden hatte. »Nein, so waren meine Worte nicht gemeint!«

Gunter schreckte auf und starrte sie schmerzlich berührt an. Für Sekunden hatte er sich der Illusion hingegeben, ihr Schicksal noch im letzten Moment in andere Bahnen lenken zu können. Marlenes Reaktion machte ihm unmißverständlich klar, daß die Realität anders aussah!

Seine Illusion war geplatzt!

Marlene liebte einen anderen Mann! Und er mußte geschehen lassen, daß sie diesen Mann heiratete – mußte alle geheimen Hoffnungen und Wünsche für immer begraben!

Gunter von Meersfeld hatte Marlene nie mehr geliebt als in diesem Augenblick des Wiedersehens… und der endgültigen Trennung! Und der Schmerz, den er in diesem Moment empfand, sagte ihm, daß diese Liebe niemals vergehen würde!

»Verzeih«, murmelte er mit gesenktem Kopf. »Du hast recht, ich darf solche Worte nicht mehr…« Er brach ab und bohrte die Zähne in die Unterlippe. Wie ein Häufchen Unglück stand er vor ihr.

Trotz allem schmerzte es sie, den Jugendfreund ihretwegen leiden zu sehen. »Es tut mit leid, dir weh zu tun«, sagte sie leise. »Ich weiß, du hast es gut gemeint, aber ich liebe Hanno. Ich liebe ihn mit jeder Faser meines Herzens. Und niemand kann mich so glücklich machen wie er! Deine Skepsis ihm gegenüber ist völlig unbegründet. Und du täuschst dich, wenn du annimmst, ich sei blind vor Liebe, wie du mir damals vorgehalten hast. Ich gehe diese Ehe ein, weil ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als eine so nahe und lebenslange Verbindung mit einem Mann einzugehen, den ich aus tiefster Seele liebe.«

Gunter wandte den Kopf leicht ab, eine stumme Geste, die ihr verriet, wie sehr es ihn schmerzte, ihr Geständnis anzuhören. Aber sie sprach weiter.

»Ich bin fest davon überzeugt, daß diese Liebe uns verbinden wird, bis einer von uns ins Grab sinken wird. Und ich wünsche mir, daß ich dereinst zuerst gehen muß, weil ich den Schmerz, von Gunter getrennt zu werden, nicht ertragen könnte.

Ohne ihn hätte das Leben keinen Sinn mehr für mich!«

Erst als sie zu Ende gesprochen hatte, wurde Marlene bewußt, daß ihr leidenschaftliches Bekenntnis Gunter bis ins Mark getroffen hatte. In seinem Gesicht spiegelten sich unsagbare Qualen wider, und das Strahlen seiner hellen Augen war längst erloschen. Einmal mehr begriff sie, wie schmerzlich ihre Entscheidung für ihn war.

»Verzeih, wenn meine Worte dir Schmerzen bereitet haben.« Sie legte ihm mit einer versöhnlichen Geste die Hand auf die Brust. »Aber es ist nun einmal so, wie es ist. Ich kann es kaum erwarten, Hanno endlich angetraut zu sein.«

»Schon gut, ich habe verstanden!« murmelte Gunter von Meersfeld. Er wischte ihre Hand von seiner Brust und trat einen Schritt zurück. Mit einer fahrigen Geste strich er sich über das volle blonde Haar. »Glaube mir, niemand wünscht dir so sehr wie ich, daß du dein wahres Glück gefunden hast!« beteuerte er.

Langsam, quasi wie in Zeitlupe wandte er sich ab und ging mit hängenden Schultern schwerfällig auf die Tür zu.

Eine innere Stimme drängte Marlene, ihm nachzueilen… ihn zu umarmen und ihn zu trösten, doch sie hielt sich zurück. Sie wußte, jede ihrer Gesten hätte seine Qual nur noch vergrößern müssen, weil sie nicht aus Liebe geschahen.

Gunter hatte die Türklinke bereits heruntergedrückt, als er sich noch einmal umdrehte und zu­rückblickte.

»Wenn du irgendwann einen guten Freund brauchen solltest«, sagte er, »vergiß nicht, ich werde trotz allem immer für dich da sein – gleichgültig, was heute war oder in Zukunft geschehen mag! Vergiß das nie! Und bis dahin… Lebe wohl! Und genieße dein Glück, solange es dir vergönnt sein mag!«

Ehe Marlene darauf etwas erwidern konnte, hatte Gunter sich abgewandt und den Raum verlassen.

Es schmerzte sie, ihn so sehr enttäuscht – ihm so weh getan zu haben. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er und sie sich sehr nahe gestanden und sie alle Geheimnisse miteinander geteilt hatten. Und während dieser Zeit hatte auch sie sich nicht vorstellen können, ohne ihn zu sein.

Aber dann war Hanno Ellenried in ihr Leben getreten, und das hatte alles verändert! Wie ein Blitz hatte es sie getroffen, als er vor zwei Monaten auf einem Ball auf sie zugetreten war, und seitdem hatte es keine Stunde – keine Minute gegeben, in der sie nicht voller Sehnsucht seiner gedacht und ihre Vermählung mit jeder Faser ihres Seins herbeigewünscht hätte!

Nichts und niemand hätte sie davon überzeugen können, daß dieses Gefühl nichts weiter als ein seliger Taumel war, ein märchenhafter Traum, der an der Realität zerschellen mußte.

*

Dies war der Tag, an dem Marlenes Traum Wirklichkeit werden sollte!

In weniger als einer Stunde würde sie in einer feierlichen Zeremonie ihrem Verlobten Hanno Ellenried angetraut werden. Und bis auf den Schleier war sie bereits fertig angekleidet.

Eigentlich hätte außer ihrer Friseuse und ihrer besten Freundin Angela von Gerau niemand Zutritt zu diesem Zimmer haben sollen. Aber seltsamerweise hatten die beiden vor wenigen Minuten kurz hintereinander einen Anruf erhalten und gleich darauf das Zimmer verlassen, um etwas Dringendes zu erledigen, so daß Marlene ganz allein geblieben war.

Ob Gunter dieses Alleinsein durch eine kleine List arrangiert hat? überlegte sie. Zuzutrauen wäre es ihm schon!

Nachdenklich betrachtete Marlene ihr Spiegelbild.

Wie anders wäre mein Leben wohl verlaufen, wenn ich damals nicht durch diesen mysteriösen Zwischenfall von Gunter getrennt worden wäre, grübelte sie.

Dabei stellte sich später alles als ein Mißverständnis heraus! Doch in der Zwischenzeit war Hanno Ellenried bereits in ihr Leben getreten und hatte sie mit seiner leidenschaftlichen Verehrung so sehr für sich eingenommen, daß sie nur noch Augen für ihn gehabt hatte, und er ihr ganzes Denken und Fühlen beherrscht hatte.

Und so war es noch immer!

Sobald Hanno in ihrer Nähe auftauchte, geriet ihr Herz aus dem Rhythmus. Er war wie eine strahlende Sonne, neben der alles andere verblassen mußte. Und wenn er sie in den Armen hielt und sie leidenschaftlich küßte, schwanden ihr förmlich die Sinne, und sie hatte nur noch den einen Wunsch, ihm nahe zu sein – bis an das Ende ihres Lebens mit ihm verbunden zu sein.

Immer wieder versicherte Hanno ihr, daß auch er nur noch in ihrer Nähe glücklich sein konnte, und schneller als sie es erwartet hatte, hatte er sie gebeten, seine Frau zu werden.

Vor Glück waren Marlene Tränen in die Augen gestiegen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt gewesen, so daß sie keinen Ton herausbekommen hatte und nur nicken konnte.

Seit diesem Augenblick hatte sie die Tage gezählt, zuletzt sogar die Stunden, die noch vergehen mußten, bis sie dem geliebten Mann endlich angetraut sein würde, und nichts und niemand sie noch trennen konnte!

Angela von Gerau kehrte zu­rück. »Sag mal, war das nicht Gunter, der eben aus deiner Suite kam?« wollte sie kopfschüttelnd wissen.

Marlene wich dem durchdringenden Blick ihrer besten Freundin aus. »Er wollte mir Glück wünschen.«

»Und dazu dringt er bis hierher vor?« fragte Angela empört. »Das ist ja unglaublich!«

Marlene bemühte sich, ihre innere Erregung vor der Freundin zu verbergen. »Du solltest das nicht dramatisieren«, wehrte sie ab. »Es lag ihm nur daran, mich vor der Trauung noch einmal zu sprechen.«

»Natürlich um dich wieder einmal vor dieser Ehe zu warnen!« ereiferte Angela sich. »Aber so sind die Männer! Sie verkraften einfach die Enttäuschung nicht, wenn eine Frau sich von ihnen abwendet, um einen anderen zu heiraten!«

Marlene war überzeugt, daß Gunter nicht aus gekränkter Eitelkeit versucht hatte, sie von der Ehe mit Hanno Ellenried abzubringen, doch sie mochte nicht mit der Freundin streiten – erst recht nicht in ihrer augenblicklichen Verfassung!

»Was gab es denn so Dringendes, das du unbedingt jetzt erledigen mußtest?« versuchte sie abzulenken.

»Überhaupt nichts!« ereiferte Angela sich. »Stell dir vor, es war nur falscher Alarm!« Sie ließ ihren Blick suchend durch den Raum schweifen. »Wo ist denn die Friseuse?«

»Sie bekam, kurz nachdem du gegangen warst, einen wichtigen Anruf und ist…«

»Dachte ich es mir doch!« fiel Angela ihrer Freundin aufgeregt ins Wort. »Wenn du mich fragst, die Sache hatte Methode! Und glaube mir, da steckt niemand anders als Gunter dahinter! Sei ehrlich! Er hat versucht, dich noch im letzten Moment von der Heirat abzubringen.«

Marlene wurde einer Antwort enthoben, denn es klopfte.

»Wer kann denn das sein?« Angela eilte zur Tür, öffnete sie und sah sich einem Herrn in dezentem Grau gegenüber.

»Kellermann«, stellte er sich vor. »Dr. jur. Kellermann. Ich vertrete Herrn Ellenried in allen no­tariellen Angelegenheiten. Und Herrn Ellenried ist sehr daran gelegen, daß vor der Trauung noch einige Formalitäten…«

»Was denn, jetzt?« Angela von Gerau blickte den Notar an, als zweifelte sie an seinem Verstand.

»Ich bitte um Nachsicht«, dienerte Dr. Kellermann. »Natürlich ist mir bewußt, daß der Zeitpunkt äußerst ungünstig gewählt ist. Ich hätte Frau von Haltern die Unterlagen bereits gestern zur Unterschrift vorlegen sollen – habe es aber leider versäumt… ein dringender Gerichtstermin… Sie verstehen?«

Marlene hatte durch die offene Tür zum Salon mit angehört, was Dr. Kellermann sagte. Der Notar war für sie kein Fremder. Hanno hatte ihn ihr auf einem ihrer Fe­stivitäten vorgestellt. »Wenn Sie es sich einen Moment im Salon bequem machen würden, Herr Dr. Kellermann?« rief sie ihm zu. »Ich bin in wenigen Augenblicken bei Ihnen.«

»Oh, verbindlichsten Dank, gnädige Frau… äh, gnädiges Fräulein«, verbesserte der Notar sich lächelnd. »Noch ist es ja nicht ganz soweit.«

Angela zeigte auf die ledergebundene Dokumentenmappe, die er unter den Arm geklemmt hatte. »Was haben Sie denn da?« wollte sie wissen.