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Dieser packende Dark-Fantasy-Sammelband vereint vier atemberaubende Geschichten, die Sie in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele und darüber hinaus führen. GEISTERHAUS: Ein junges Paar sucht Zuflucht in einem alten, verlassenen Haus im Wald – ohne zu ahnen, dass dieses Gebäude ein unheimliches Eigenleben entwickelt. Räume verändern sich, Stimmen flüstern im Dunkeln, und die Realität wird zunehmend brüchig. DIE WEISSE MAUER: Ein traumatisierter Mann verliert sich in einer surrealen Welt voller bizarrer Visionen und verworrener Gedanken. Je mehr er versucht, die Kontrolle über seinen Verstand zurückzuerlangen, desto tiefer dringt er in seine eigene obskure Fantasie ein. Doch was ist Wirklichkeit – und was nur Wahn? GATEKEEPER: In dieser bislang unveröffentlichten Geschichte gerät ein junges Mädchen immer tiefer in eine Welt zwischen Traum und Realität. Wer sind ihre wahren Freunde, und welche finsteren Absichten verbergen sich hinter ihrer unschuldigen Fassade? Je weiter sie in diese alternative Realität gezogen wird, desto gefährlicher wird das Spiel. KIRAS NETZWERK: In diesem Urban-Fantasy-Thriller kämpfen zwei junge Menschen gegen eine Bedrohung, die die moderne Welt zu verschlingen droht. Wissenschaftler, die künstliche Intelligenz als Werkzeug der Unterdrückung einsetzen, erheben sich – und das Paar muss alles riskieren, um die Menschheit vor der Herrschaft der Maschinen zu retten. Vier fesselnde Romane, vier unvergessliche Reisen in die Dunkelheit – für alle, die bereit sind, ihren Mut zu testen und die Schatten hinter der Realität zu ergründen.
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Inhaltsverzeichnis
BUCH 1
Widmung
Kapitel 1 – Die Wolken am Horizont
Kapitel 2 – Geheimnisvolle Leila
Kapitel 3 – Die Fremden im Wald
Kapitel 4 - Unterholz
Kapitel 5 – Leila und ihr Bruder
Kapitel 6 – Wer ist da?
Kapitel 7 – Auf der anderen Seite der Türe
Kapitel 8 – Der alte Mann
Kapitel 9 – Die Flucht
Kapitel 10 – Der Schrei der Wölfe
Kapitel 11 – Wer ist Laura?
Kapitel 12 - Katie
Kapitel 13 – Die Geisterkinder
Kapitel 14 – Gefangen auf dem Baum
Kapitel 15 – Randys Tod
Kapitel 16 – Ruhe in Frieden
Kapitel 17 - Eden
BUCH 2
Widmung
Kapitel 1 - Wo ist der Weihnachtsmann?
Kapitel 2 - Zerstörte Seele
Kapitel 3 - Ich schreibe es einfach auf
Kapitel 4 - Vater, was hast du mir hinterlassen?
Kapitel 5 - Die, die Angst haben
Kapitel 6 - Einer gegen den Rest der Welt
Kapitel 7 - Mit unserem Rücken zur Wand
Kapitel 8 - Die kleine, weiße Katze
Kapitel 9 - Warum rennst du weg?
Kapitel 10 - Erinnerungen an Lillith
Kapitel 11 - Tatsachen
Kapitel 12 - Verzerrte Bilder
Kapitel 13 - Ich kann nichts hören, nichts sehen, nichts fühlen
Kapitel 14 - Renne, renne
Kapitel 15 - Die, die dich wirklich liebt
BUCH 3
Widmung
Kapitel 1 - Alleine
Kapitel 2 - Wann kommst du?
Kapitel 3 - Geheimnisvolle Avalonie
Kapitel 4 - Spieglein, Spieglein an der Wand
Kapitel 5 - Wer ist Joey?
Kapitel 6 - Woran denkst du?
Kapitel 7 - Sind wir Seelenverwandte?
Kapitel 8 - Das Internat
Kapitel 9 - Der vergessene Brief
Kapitel 10 - Gefallene Seelen
Kapitel 11 - Der Wolfssee
Kapitel 12 - Mitten im Ozean
Kapitel 13 - Der Niemandsberg
Kapitel 14 - Die Krieger der Finsternis
Kapitel 15 - Neveas kleines Buch
Kapitel 16 - Die Schattenkinder
Kapitel 17 - Die verlorene Stadt
Kapitel 18 - Die seltsame Fee
Kapitel 19 - Die Berge der Wut
Kapitel 20 - Der Psychiater
Kapitel 21 - Die geheime Türe
Kapitel 22 - Zwei Welten
Kapitel 23 - Gehe nicht hinein
Kapitel 24 - Die Grenze hinter der letzten Welt
Kapitel 25 - Neveas Tod
Kapitel 26 - Zwischen den Welten
Kapitel 27 - Hannahs letzter Kampf
Kapitel 28 - Unerwartete Hilfe
Kapitel 29 - Der Schwur
Kapitel 30 - Ich bin nicht tot
Kapitel 31 - Verschwommen
Kapitel 32 - Die Stimmen außerhalb von Raum und Zeit
Kapitel 33 - Die Seelen der Vergessenen
BUCH 4
Widmung
Kapitel 1 - Zur Stille gezwungen
Kapitel 2 - Der Mond und die Sterne
Kapitel 3 - Die Fremde aus der Ferne
Kapitel 4 - Kiras ganzes Wissen
Kapitel 5 - Erste Liebe
Kapitel 6 - Die Wahrheit
Kapitel 7 - Jonathans Berufung
Kapitel 8 - Die Offenbarung
Kapitel 9 - Die Flucht
Kapitel 10 - Gantor
Kapitel 11 - Angriff auf das Netzwerk
Kapitel 12 - Der Krieg der humanoiden Roboter
Kapitel 13 - Die Freiheit der Überlebenden
Kapitel 14 - Ihr entkommt nicht
Kapitel 15 - Alleine gegen alle
Kapitel 16 - Das Vermächtmis von Kira
Kapitel 17 - Revolution
Kapitel 18 - Das Recht auf Freiheit
Über den Autor Elias J. Connor
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Impressum
GEISTERHAUS
Für Jana.
Ideengeberin, Muse, meine Freundin.
Danke, dass mich deine Fantasie erreicht.
Die Autobahn ist recht leer.
Schon seit Stunden fährt er durch die Nacht. Einzig das Licht der Scheinwerfer seines Alpha Romeos spiegelt sich auf der nassen Straße wieder. Ab und zu sieht er auf der Gegenfahrbahn ein anderes Auto vorüberziehen. Aber er scheint ganz alleine durch die Nacht zu fahren.
Es ist Herbst. Genau das triste Wetter, was man davon erwartet. Eine dichte Wolkendecke hängt über der Gegend, und der Nieselregen rieselt unentwegt auf die Frontscheibe.
Der junge Mann, der den Wagen lenkt, ist vielleicht gerade mal 18 Jahre alt. Er wirkt sehr nervös. Sein linker Fuß tippt unentwegt auf dem Boden des Fahrzeuges entlang, und es scheint auch so, als habe er nicht wirklich ein Ziel.
Vielleicht ist er auf der Flucht. Vielleicht hat er eine Bank ausgeraubt und sucht jetzt eine Möglichkeit, sich zu verstecken.
Als er hinter sich einen Scheinwerfer aufblenden sieht, fährt er ganz schnell auf die rechte Spur. Dort verlangsamt er seine Fahrt und lässt zitternd das andere Auto vorbeiziehen.
Wenig später fährt der Mann an der nächsten Abfahrt heraus.
Die ländliche Gegend ist sehr hügelig. Noch nicht wirklich gebirgig, aber man kann erkennen, dass es sich um ein Mittelgebirge handeln muss.
Oberhalb eines kleinen Dorfes, das der junge Mann innerhalb von 2 Minuten durchfährt, ist ein Wald. Der Mann nimmt Kurs darauf und stellt nach einer Zeit an einem kleinen Parkplatz den Wagen ab.
Er atmet heftig, als er aussteigt.
Für eine Weile setzt er sich auf einen Baumstamm, der quer am Boden liegt. Er scheint nachzudenken. Sein Atmen verlangsamt sich mit der Zeit, und er scheint sich zu beruhigen.
Der junge Mann sieht sich um. Er vergewissert sich, dass niemand in der Nähe ist. Daraufhin steht er auf und läuft langsam in den Wald hinein.
Auch wenn es dunkel ist, er scheint keine Angst mehr zu haben. Und wovor er auch geflohen ist, er wähnt sich jetzt in Sicherheit.
Schritt für Schritt läuft der Mann immer tiefer in den Wald.
Es ist düster und dämmerig hier. Die Wolken und der Nebel lassen kaum das Licht des Mondes durch. Der Mann sieht an sich herunter. Schlamm bedeckt seine Hose. Seine Haare sind zerzaust, und sein Gesicht ist ebenso bedeckt mit Schlamm. Der Morast fühlt sich warm an.
Er zieht seine Schuhe aus. Sie waren ebenfalls voller Schlamm. Nachdem er sie ausschüttelt, zieht er die Schuhe wieder an.
Der Boden unter seinen Füßen ist weich. Er muss sehr aufpassen, dass er in diesem seltsamen Moorboden nicht versinkt. Vorsichtig hangelt er sich zu einem Stein, der aus dem Morast herauslugt und ihm einigermaßen sicher vorkommt. Dann setzt er sich darauf.
Der Mann blickt neben sich. Da ist ein Teich, ein kleiner See. Er ist nicht sehr groß. Und er hat schwarzes, dreckiges Wasser, aus dem kleine, merkwürdige Bläschen heraus blubbern. Es riecht seltsam hier – irgendwie unangenehm und modrig.
Er kramt in den Taschen seiner Jacke. Er sucht offenbar etwas – aber vielleicht weiß er selbst nicht genau, wonach er sucht. Schließlich hört er mit dem Kramen auf und schaut sich wortlos in der Gegend um.
Irgendetwas, irgendein Gefühl sagt ihm, es wäre jetzt wohl besser, nach richtig festem Boden unter den Füßen zu suchen. Es ist, als zieht ihn etwas plötzlich von da weg, wo er sich gerade befindet.
Langsam steht er auf. Beschwerlich balanciert er auf dem Stein, auf dem er steht. Er entdeckt einige weitere Steine im Morast. Und unweit von sich kann er schließlich etwas Ähnliches wie einen festen Weg ausmachen, der sich an einer Reihe schwarzer Bäume entlang schlängelt. Der Mann überlegt, was er tun könnte. Daraufhin hüpft er über einen Stein nach dem anderen, bis er letztendlich den Weg erreicht.
Hier kann er gut stehen. Der Boden hier ist nun fest genug, um darauf zu laufen, ohne dass er Angst haben muss, vom Morast verschluckt zu werden. Langsam setzt er einen Fuß vor den anderen.
Seltsame rauschende Geräusche kommen an sein Ohr. Er kann sie nicht einordnen. Aber er hat auch keinerlei Ambitionen, den Geräuschen zu folgen. Mühsam und erschöpft stapft er auf dem schmalen Weg weiter.
Nach etwa zehn Minuten schon führt der Weg den jungen Mann aus dem Waldstück mit schwarzen Bäumen heraus. Es ist noch immer sehr neblig, und er erkennt fast die Hand vor Augen nicht. Aber er entdeckt dann doch, dass er wohl auf einem großen Platz angekommen ist, einer Lichtung. Daraufhin sieht er genauer hin, und plötzlich entdeckt er ein Haus.
Der Mann betrachtet das Haus genauer. Wer soll hier wohnen, denkt er bei sich. In dieser Gott verlassenen Gegend wohnt doch sicher niemand. Es muss ein verlassenes Haus sein.
Es ist nicht sehr groß. Ein kleines Holzhaus, einstöckig und vermodert. Aber das ist dem jungen Mann egal.
Als er sich vergewissert hat, dass niemand in dem Haus zu sein scheint, geht er langsam zur Eingangstüre.
Es ist merkwürdig still hier. Bis auf das seltsame Rauschen kann der Mann keinerlei Geräusche wahrnehmen.
„Hallo?“, traut er sich daraufhin zu rufen. Keine Antwort.
„Ist hier jemand?“, versucht er es erneut. Wieder erhält er keine Antwort.
Hier ist nicht eine einzige Menschenseele. Es ist absolut verlassen. Nur der Wind und dieses seltsame Rauschen, das ihn schon die ganze Zeit begleitet, ist zu hören. Ansonsten ist es hier totenstill.
„Wo bin ich hier?“, fragt er sich leise selbst. „Was tu ich hier?“
Er dreht sich auf der Stelle einmal um sich selbst.
Plötzlich hört er ein Geräusch. Ein Rufen. Sofort bleibt er stehen – wieder Stille.
Der Mann dreht sich in alle Richtungen, aber da ist nichts. Offenbar hat er sich das Rufen bloß eingebildet. Gerade will er weiter gehen, da kommt wieder ein Schrei. Jetzt ist er sich sicher, dass er sich das nicht eingebildet hat. Er tastet sich an seiner Brust ab. Sein Herz pocht wie wild, und er weiß nicht, ob er Angst haben soll oder sich freuen soll, dass hier offenbar doch jemand ist. Schließlich beschließt er, der Sache nachzugehen.
Auf den Schrei folgt plötzlich ein Lachen. Es hört sich an wie das Lachen von mehreren Leuten. Der Mann lauscht genauer hin, um festzustellen, woher diese Stimmen kommen – dann war es wieder still. Aber keine zwei Minuten später nimmt er wieder deutlich ein Lachen wahr – und zweifelsohne, es sind Kinderstimmen. Offenbar mehrere Kinder, die hier ganz in der Nähe spielen. Der junge Mann folgt ganz langsam den Stimmen, während er nachdenklich mit der Hand durch seine dunklen Haare fährt. Die Stimmen kommen aus dem seltsamen Haus, da ist der Mann sich sicher.
Er bleibt vor der Türe des Hauses stehen. Die Stimmen sind lauter geworden, und sie sind jetzt kontinuierlich da. Er hört Rufe, dann wieder Lachen, schließlich ab und an ein Weinen, dann wieder Rufe und Lachen. Der Mann traut sich nicht, in das Haus hinein zu gehen. Still bleibt er vor der Türe und lauscht den Stimmen.
„Meine Güte, es sind doch nur Kinder“, sagt er zu sich selbst. „Was sollen die mir anhaben?“
Der Mann versucht zu verstehen, was die Stimmen sagen. Es ist ganz seltsam – sie reden, aber er versteht nicht ein Wort. Dennoch ist es keine fremde Sprache, in der die Stimmen miteinander reden.
Plötzlich kann er einen Satz verstehen – „Komm doch herein!“
Ganz zaghaft öffnet er die große Holztüre des Hauses und betritt es schließlich.
Der Mann findet einen sehr großen Raum vor – es ist seltsam, eigentlich hat er sich den Raum viel kleiner vorgestellt, weil das Haus von außen wirklich nicht sonderlich groß wirkt. Nun befindet er sich aber plötzlich in einem Raum, der fast so groß ist wie ein ganzer Ballsaal. Die Wände des Raums sind ganz aus Stein, und viele Kerzenleuchter sind daran befestigt. Die Kerzen sind alle an, woraus der Mann schließt, dass hier tatsächlich jemand leben muss.
Er stapft vorsichtig in die Mitte des Raumes.
„Ist da jemand?“, fragt er. Er hört ein Lachen an sich vorbeihuschen, was ihn dazu bringt, sich ruckartig umzudrehen. Dann ist das Lachen wieder verschwunden.
„Spielt ihr mir einen Streich?“, fragt der junge Mann schließlich.
Plötzlich wieder ein Lachen. Er sieht sich um, aber er sieht niemanden.
„Habt ihr euch versteckt?“, fragt er. „Soll ich euch suchen?“
Er sieht sich im Raum um. An der Wand steht ein großer Schreibtisch mit einem Kerzenleuchter und einem Fass Tinte darauf. Neben dem Tintenfass liegen einige Seiten Papier. Vor dem Schreibtisch steht ein hölzerner, viel zu großer Stuhl mit einer hohen Lehne. An der Wand kann er einen großen, ovalen Spiegel entdecken, neben dem mehrere verdorrte Pflanzen stehen. Ein braunes Holzsofa steht an der anderen Wand, und an der dritten Wand entdeckt er ein altes Klavier.
Langsam geht der Mann zu dem Klavier. Es ist braun, und es ist offensichtlich schon von Holzwürmern angefressen, denn es hat mehrere kleine Löcher. Der Mann öffnet die Klappe des Klaviers. Die Tasten sind noch vollzählig. Er tippt schließlich einige der ganz hohen Tasten ein paar Mal an. Eine diffuse Melodie entsteht. Der Mann setzt sich dann auf den Hocker, der vor dem Klavier steht. Dann beginnt er wieder zu spielen – aber seltsamerweise kommt jetzt eine wunderschöne Melodie dabei heraus. Er spielt weiter. Ihm gefällt die Melodie. Und über sein Klavierspiel hinaus hat er gar nicht bemerkt, dass die Stimmen aufhören zu rufen und zu lachen – fast ist es so, als hören sie ihm wie gebannt zu.
Plötzlich zuckt er zusammen. Am Schreibtisch gibt es ein Krachen. Der Mann dreht sich zugleich um und schaut hin – aber da ist niemand. Seltsam – dabei hätte er schwören können, dass gerade eben dort jemand herumhantiert. Langsam steht der Mann auf und läuft vorsichtig zu dem Schreibtisch hin.
„Hallo?“, fragt er leise. „Zeigt euch doch.“
Er betrachtet den Schreibtisch. Und erst jetzt bemerkt er, dass der Tisch voller Spinnweben ist. Das Tintenfass ist umrandet von Spinnweben. Und auch der Kerzenleuchter hat einige Spinnweben um sich herum. Tatsächlich – im ganzen großen Raum sind überall Spinnweben – am Klavier, an der Decke, an jedem der Kerzenleuchter an den Wänden, unter dem Sofa und auch um den großen Spiegel herum schlängeln sich Spinnweben.
Aber etwas ist anders als eben hier an diesem Schreibtisch. Der Mann sieht genauer hin – der Stapel Papiere. Er ist heruntergeflogen. Der junge Mann findet ihn auf dem Fußboden wieder und hebt ihn daraufhin auf. Die Papiere sind beige und sehen alt aus. Er sieht den Stapel durch – ganz leeres Papier. Altes, leeres Papier. Und plötzlich ist sich der Mann nicht mehr so sicher, ob hier tatsächlich jemand wohnt. Und wenn ja, warum zeigt er sich nicht?
Der Mann legt den Stapel wieder auf den Schreibtisch. Plötzlich sieht er es:
„Hallo, du.“ steht auf dem obersten Papierbogen. Mit weit offenem Mund betrachtet er den Zettel. Er nimmt das Papier in seine Hand und liest es immer wieder: „Hallo, du.“
Der Mann überlegt. Nein, eigentlich überlegt er nicht, sondern er wundert sich. Irgendwie ist es sogar noch viel merkwürdiger – ganz wie von Geisterhand setzt er sich an den Schreibtisch. Ganz wie von Geisterhand nimmt er einen leeren Papierbogen vom Stapel, und ganz wie von Geisterhand nimmt er die Feder aus dem Tintenfass und schreibt: „Hallo, ihr.“
Dann wartet er ab, was geschehen würde.
Plötzlich schwebt ihm die Feder aus der Hand. Sie fliegt mitten im Raum herum, ohne dass irgendjemand sie berührt. Sie fliegt daraufhin zu dem Papierbogen. Und magisch, wie von Geisterhand gesteuert, schreibt die Feder: „Schön dass du da bist, Jaden.“
Jaden starrt auf das Papier. Wie ist das möglich, dass die Feder von selbst schreibt? Und wie kommt es, dass derjenige – wer immer hier ist und das gemacht hat – seinen Namen kennt?
Die Feder legt sich dann neben den Papierstapel. Jaden denkt nach. Etwas hat ihn hierher geführt, das weiß er. Er ist sich noch nicht sicher, aber es ist wichtig, dass er diejenigen finden muss, die hier in diesem Haus leben.
„Wo seid ihr?“, fragt er dann. Keine Antwort.
So funktioniert es in jedem Fall nicht. Jaden ist kurz davor, wieder an Halluzinationen zu glauben, aber da liegt noch immer das Papier mit den Worten, die Jaden schrieb, und den Worten, die die Feder schrieb. Plötzlich kommt wieder dieses seltsame Gefühl in Jaden hoch. Jaden begreift und schreibt: „Seid ihr unsichtbar?“
Die Feder schwebt dann wieder aus Jadens Hand, nachdem er sie loslässt. Dann schwebt sie zu dem Papierbogen und antwortet geschrieben: „Unsichtbar sind wir nicht. Nur kannst du uns momentan nicht sehen.“
Jaden ist sich nicht ganz klar, was das bedeutet, aber er ist fest entschlossen, es herauszufinden. Er nimmt die Feder und schreibt: „Wer seid ihr?“
Die von Geisterhand gesteuerte Feder schreibt und antwortet: „Wir sind sieben Kinder in diesem Haus. Wir leben hier. Wir können nicht sagen, wer wir sind, aber wir sind ganz fröhlich hier.“
„Wieso könnt ihr es nicht sagen?“, fragt Jaden geschrieben.
Und die Feder antwortet: „Wir wissen es nicht.“
„Und was macht ihr hier so den ganzen Tag? Was ist das hier für ein Haus?“, fragt Jaden geschrieben.
„Das wissen wir auch nicht“, antwortet die Feder geschrieben. „Wir leben ja nur hier. Und wir spielen hier. Wir spielen gerne Verstecken. Du auch?“
Jaden kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Da sind ein paar unsichtbare Kinder, und sie spielen gerne Verstecken.
„Ihr schriebt vorhin, ihr seid nicht unsichtbar, nur könnte ich euch momentan nicht sehen“, schreibt Jaden auf den Papierbogen. „Wie kann ich es schaffen, euch auch zu sehen?“
„Such uns!“, antwortet die Feder schriftlich.
Plötzlich ertönt wieder dieses Kinderlachen, welches Jaden vorhin hier bemerkte. Und er spürt deutlich einen kleinen Windhauch an seinem Gesicht vorüberziehen. Jaden steht daraufhin auf. Er versucht, der Stimme zu folgen. Er war sich nun ganz sicher, dass hier jemand lebt, mehrere Personen, und sie sind alle unsichtbar. Und Jaden sollte sie nun suchen, dann würde er sie sehen können.
Mit einem Mal – und es ist beinahe so unmerklich, dass es Jaden fast nicht aufgefallen ist – huscht etwas wie ein Schatten am Spiegel vorbei.
„Verschwindet“, hört er auf einmal die Stimme einer jungen Frau rufen.
Plötzlich spürt er, dass ihn etwas an der Schulter packt. Die Feder und das Papier fliegt daraufhin zu Boden und bleibt dort liegen.
Jaden dreht sich um und sieht in die Augen einer jungen, vielleicht 18-jährigen Frau mit dunklen, schulterlangen Haaren. Ernst sieht sie ihn an.
„Was tust du hier?“, fragt die Frau nervös. „Hast du sie gesehen? Ich habe ihnen schon ein paar Mal gesagt, sie sollen aufhören, mich zu nerven. Haben sie dich auch genervt?“
Jaden bleibt fast vor Schreck die Spucke weg.
„Du bist eine reale Person“, stellt er an die junge Frau gerichtet fest.
„Hast du etwas anderes erwartet?“, fragt sie ihn zurück.
Verwundert folgt Jaden der Frau auf das Sofa, wo sie sich hinsetzen.
„Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein“, sagt die Frau daraufhin weniger aufgebracht. „Mein Name ist Leila. Ich habe nicht damit gerechnet, dass hier mal irgendjemand vorbei kommen würde.“
„Lebst du hier alleine?“, will Jaden sichergehen.
„Ja“, antwortet Leila. „Mehr oder weniger, wie du ja gemerkt hast. Hast du auch einen Namen?“
„Jaden“, stellt Jaden sich vor.
„Gut“, sagte Leila. „Jetzt, wo wir uns bekannt gemacht haben, koche ich uns erst mal einen schönen heißen Kaffee, was meinst du?“
Jaden nickt.
Leila geht in die Küchenecke und bereitet einen frischen Kaffee zu. Anschließend kommt sie mit zwei Tassen wieder auf das Sofa und stellt diese auf dem Tisch vor dem Sofa ab. Jaden nippt an seinem Kaffee, Leila trinkt ihren fast in einem Zug leer.
„Was ist das für ein merkwürdiges Haus?“, will Jaden daraufhin wissen.
„Ein verlassenes Haus“, sagt Leila. „Ich wohne hier schon eine ganze Zeit lang, und nie ist jemand vorbei gekommen. Man ist hier wirklich absolut sicher.“
„Bist du vor irgendetwas oder irgendjemandem auf der Flucht?“, fragt Jaden jetzt genauer nach.
Leila nickt. „Ich möchte darüber aber nicht reden.“
„Okay“, meint Jaden. „Dann haben wir zwei etwas gemeinsam. Hast du etwas dagegen, wenn ich ein paar Tage hier bleibe?“
Die junge Frau muss lachen.
„Also, wenn du deine Finger brav bei dir behalten kannst und keine Anstalten machst, mich heimlich zu verführen oder so ähnlich, dann kannst du bleiben.“
Jaden nickt der Frau zu.
Er hat viele Fragen, ja. Aber Jaden weiß, dass es jetzt wohl noch nicht an der Zeit für Antworten ist. Zuerst einmal ist er glücklich, dass er hier sicher ist. Hier kann ihm nichts geschehen, wovor auch immer er geflohen sein muss.
Langsam schlägt er seine Augen auf. Ein Lichtschein huscht über sein Gesicht. Offenbar ist es Tag geworden.
Jaden blickt aus dem Fenster, während er noch immer auf dem Sofa liegt, eingebettet in eine weiche Decke, die ihm gestern Nacht jemand gegeben haben muss.
Wie er erkennt, lässt der Schatten der Bäume, die das kleine Haus einkreisen, kaum das Sonnenlicht hindurch. Neblig scheint es obendrein zu sein. Ein richtig herbstliches Wetter eben.
Jaden steht langsam auf.
Er denkt nach. Wo ist er hier? Wie ist er hierher gekommen?
Er erinnert sich, gestern Nacht jemanden getroffen zu haben. Aber momentan weiß er nicht genau, wen.
Er sieht sich um.
Der Raum ist nicht sehr groß. Merkwürdig – gestern hatte er ihn viel größer in Erinnerung. Jetzt ist es einfach ein Zimmer mit Holzverkleidung, ein paar Bildern an der Wand und einem Tisch mit Stühlen in der Ecke. Mehr erkennt er gerade nicht.
Auf einer Kommode entdeckt er eine frische Tasse Kaffee, offenbar noch warm. Egal, ob jemand zuvor daran getrunken hat, oder wem diese Tasse gehört – Jaden nimmt die Tasse und trinkt daraus.
Wie gut das tut, ein frischer Kaffee am Morgen. Jaden atmet tief durch.
Plötzlich hört er seltsame Geräusche. Erst ist es ein Rumpeln, das offenbar von draußen kommt, und danach hört er ein Rufen, das er nicht einordnen kann.
Jaden entdeckt die kleine Türe, die nach draußen führen muss.
Langsam läuft er auf die Türe zu. Dann öffnet er sie und tritt hinaus.
Das hat er jetzt nicht erwartet.
Hier draußen ist ein wunderschöner Garten. Alle Pflanzen in geraden Reihen angeordnet, alle Blumen blühen und die Bäume tragen die exotischsten Früchte.
Jaden erinnert sich ganz und gar nicht daran, dass es gestern hier so aussah. Um das Haus herum waren nur dunkle, unheimliche Büsche und Sträucher, und es war eingekeilt von Hohen Tannen, die es umrandeten.
Jetzt sieht es hier ganz anders aus.
Langsam geht Jaden zu einem der Sträucher und schnuppert an einer Blüte. Es riecht frisch.
Jaden sieht sich die anderen Sträucher an. Tatsächlich sieht es so aus, als ob jemand diesen Garten hinter dem Haus regelmäßig pflegt. Aber wer?
Wer war gestern bei ihm? Jaden versucht, nachzudenken, aber es scheint zu mühsam zu sein. Er weiß nur, dass er gestern hier jemanden angetroffen hat, aber er weiß nicht mehr, wen.
Plötzlich sieht er etwas. Ein Schatten huscht hinter einem der Bäume vorbei. Jaden blickt zu dem Baum und geht daraufhin langsam hin, da er vermutet, dass diese Person sich dort versteckt hält.
Als Jaden einmal um den Baum herum geht, ist dort aber niemand.
Plötzlich wieder ein Schatten. Jaden spürt sogar, dass ihn etwas oder jemand kurz am Arm gestreift haben muss.
Hinter einem Busch sieht er dann, was es war:
Ein Mädchen, vielleicht 11 oder 12 Jahre alt, mit mittellangen, blonden Haaren sieht ihn erschrocken an.
„Du musst keine Angst haben“, sagt Jaden sofort.
Das Mädchen hält sich die Hand vor den Mund.
„Wer bist du?“, fragt Jaden ruhig. „Wohnst du hier?“
Das Mädchen mustert ihn. Dann tippt sie ihn am Arm und gleich darauf am Bauch an.
„Bist du echt?“, fragt sie daraufhin schließlich.
„Ich denke, schon“, antwortet Jaden. „Ich heiße Jaden. Ich bin gestern hier angekommen. Ich dachte, das Haus sei unbewohnt.“
Plötzlich lacht das Mädchen.
„Das Haus ist niemals unbewohnt“, sagt sie.
Auf einmal ertönt ein Rufen.
„Katharina, komm jetzt“, hört Jaden die Stimme eines anderen Kindes.
Katharina dreht sich um und wendet sich zum Gehen.
„Warte“, sagt Jaden.
Während sich Katharina an einem Baum festhält, blickt sie Jaden noch mal an.
„Katharina? Ist das dein Name?“, fragt Jaden sie.
Das Mädchen nickt.
„Ihr seid mehrere, nicht wahr?“, will Jaden in Erfahrung bringen.
Aber Katharina sagt nichts. Genauso geheimnisvoll, wie sie gerade erschienen ist, ist sie plötzlich wieder weg. Und in dem Garten ist es ganz ruhig. Nichts ist zu hören, bis auf das Rauschen des leichten Windes.
„Jaden, bist du da draußen?“, hört Jaden plötzlich eine Stimme. Aber es ist eine ganz andere als eben – die einer Frau. Sie kommt aus dem Inneren des Hauses.
Jaden dreht sich zu der Türe vom Haus.
Eine junge Frau tritt heraus. Sie hat dunkle, schulterlange Haare und sieht Jaden ernst an.
„Jaden, was machst du da?“, fragt sie.
Jaden dreht sich langsam um sich selbst und kann nicht fassen, was er bemerkt.
Dieser Garten – eben noch war er richtig schön und idyllisch. Jetzt – eine Sekunde später – ist er plötzlich grau und vermodert. Kahle Äste, kahle Sträucher – nichts von dem Zauber, den er eben bemerkt hat. Die Bäume sind schwarz und sehen im Nebel noch toter aus als sie wahrscheinlich sowieso schon sind.
„Was geschieht hier?“, flüstert Jaden leise.
Die Frau nimmt ihn an die Hand und führt ihn in Richtung des Hauses.
„Gehe niemals ungefragt in den Garten“, sagt sie nur.
Daraufhin betreten Jaden und sie das Haus.
Jaden scheint zu durcheinander zu sein, um diese junge Frau zu fragen, was hier vor sich geht. Wohl merkt er auch, dass sie nicht sehr gewillt ist, es ihm zu sagen.
„Leila“, erinnert sich Jaden plötzlich. „Dein Name ist Leila. Das hast du mir gestern Abend gesagt.“
„Ja“, sagt Leila. „Ich bin Leila.“
Jaden sieht sie fragend an.
„Setze dich“, fordert Leila ihn auf, während sie auf den Tisch und die zwei Stühle an der Wand zeigt. „Ich koche uns erst einmal etwas zu essen.“
Während Leila in der Kochecke werkelt und irgendeinen Gemüseeintopf mit Suppenfleisch kocht, sieht Jaden ihr nachdenklich zu.
„Du bist eine sonderbare Frau“, sagt er dann nach Minuten.
„Warum?“
Jaden sieht fast schon genervt zum Fenster hinaus, wo der dichte Nebel keinen Blick in die weitere Umgebung zulässt. Er atmet nervös und heftig.
„Du bist sonderbar“, wiederholt er. „Dieses Haus ist sonderbar. Leila, wo bin ich hier gelandet?“
Leila sieht ihn ernst an.
„Es ist nicht gut, zu viel zu wissen“, erklärt sie. „Je weniger du weißt, desto ungefährlicher ist es für dich. Unwissenheit schützt dich in diesem Fall.“
„Ich verstehe nicht“, sagt Jaden leicht aggressiv.
„Das musst du nicht“, sagt Leila lächelnd, während sie ihm einen Teller Suppe hinstellt und sich dazu setzt.
„Okay“, meint Jaden daraufhin. „Dann sage mir, seit wann du hier bist.“
„Seit letztem Monat“, erklärt Leila. „Warum willst du das wissen?“
„Und du bist seitdem nicht mehr irgendwohin gegangen?“
„Nein, bin ich nicht.“
Jaden kneift seine Augen zu. „Woher stammen dann die Lebensmittel?“, will er wissen.
Genervt schnauft Leila aus.
„Stelle doch nicht so viele Fragen“, sagt sie.
„Wenn du seit einem Monat hier bist und nie draußen warst, wie kann es dann hier im Haus frisches Gemüse und frisches Fleisch geben?“
Leila zuckt mit den Schultern.
„Weißt du“, beginnt sie, „ich habe anfangs auch viele Fragen gehabt. Aber als ich gemerkt habe, dass ich hier sicher bin und mir nichts passieren kann, habe ich mich einfach damit abgefunden, dass es so ist wie es ist.“
Jaden legt seine Arme auf den Tisch und vergräbt seinen Kopf darin.
„So kommen wir nicht weiter“, meint er daraufhin.
„Glaube mir, Jaden, es ist besser, nicht zu viel zu wissen.“
Plötzlich haut Jaden mit der Hand auf den Tisch. „Gut, wie du meinst“, sagt er. „Ich werde jetzt raus gehen und nach Antworten suchen. Mein Auto muss irgendwo am Wald stehen. Ich werde es finden und weiter fahren. Ich glaube, hier bleibe ich nicht.“
Leila sieht Jaden traurig an.
„Ist das dein letztes Wort?“, hakt sie nach.
Jaden nickt.
Ohne einen Ton zu sagen, nimmt er seine Tasche und geht Richtung Türe.
„Du wirst wieder kommen“, ruft Leila ihm nach, als er durch die Türe geht.
Aber Jaden antwortet nicht. Schnurstracks läuft er den Weg am Haus entlang, ohne eine Ahnung, wohin er läuft.
Mehrere Stunden schon laufen Katharina und die anderen Kinder hinter Natascha her. Obgleich sie sicher ist, auf der richtigen Fährte zu sein, ist sie doch sehr unruhig.
„Psst!“, macht Natascha plötzlich. „Hört mal.“
Die anderen Kinder horchen auf, aber sie hören nichts.
Natascha läuft einige Schritte weiter. Plötzlich bleibt sie wieder stehen. „Da ist es wieder.“
Und jetzt hören es die anderen auch. Ein Geheul dringt plötzlich durch den dichten Nebel. Es klingt laut, obwohl es weit weg zu sein scheint. Katharina und Nele läuft es vor Angst eiskalt den Rücken herunter, denn das Heulen klingt extrem gruselig. So wie Wölfe oder wilde Bären, nur viel schlimmer.
„Was ist das?“ Nele hält sich zitternd an Katharinas Arm fest. „Katharina, was ist das?“
„Weiß ich doch auch nicht“, sagt Katharina, genauso zitternd.
Randy und Natascha horchen sich leise um, während Tanja und Lisa damit beschäftigt sind, Katharina und Nele zu beruhigen. „Was es auch ist“, meint Natascha, „es ist zu weit weg um uns zu schaden.“
„Das ist unheimlich“, sagt Katharina. „Ich habe so etwas noch nie gehört, so ein seltsames Heulen.“
Plötzlich verschwindet das Heulen und an seine Stelle tritt ein Flattern. Es klingt ebenfalls weit weg, aber dennoch laut. Katharina ist, wie die anderen auch, zu versteinert, um etwas zu sagen.
„Leise!“, mahnt Natascha. „Sie dürfen uns nicht entdecken.“
„Wer?“, haucht Nele.
„Das weiß ich nicht.“ Leise tapst Natascha weiter. Und die anderen Kinder folgen ihr langsam.
Nach einiger Zeit verschwinden die Geräusche. Und als sie sich wieder sicher fühlt, atmet Natascha tief aus. „Ich glaube, sie sind weg. Wer immer sie waren.“
„Also gibt es hier doch jemanden“, schlussfolgert Katharina.
„Nein“, sagt Natascha nachdenklich. „Das kann nicht sein.“
„Aber was war das denn?“ Nele kratzt sich am Kopf.
Natascha dreht sich um. „Wisst ihr, was eine Fatamorgana ist?“ Natürlich wissen sie es. Eine Fatamorgana ist eine Luftspiegelung in der Wüste, bei der man Dinge sieht, die nicht wirklich da sind, sondern in Wahrheit weit weg. „Das hier ist eine akustische Fatamorgana gewesen“, erklärt Natascha weiter. „Was wir gehört haben, ist in Wirklichkeit ganz woanders. Es kann nicht hier gewesen sein, wenn wir da sind, wo ich vermute.“
„Und wo vermutest du, dass wir sind?“ Katharina wirft Natascha einen fragenden Seitenblick zu. Jetzt ist sie doch neugierig geworden.
„Psst!“, macht Natascha stattdessen wieder. „Hört ihr? Da ist Wasser.“ Eilig stapft sie voran, und die anderen hechten ihr hinterher.
„Bleibt dicht zusammen“, mahnt Randy noch einmal.
Plötzlich lichtet sich der Nebel. Katharina, Nele und die anderen kommen an einem See an. Silbern blitzt er in der Abendsonne, die hinter dem Nebel liegt. Staunend und ohne ein Wort zu sagen betrachten sie die Szenerie. Der See scheint bis zum Horizont zu reichen, wo noch immer die dichte Nebelwand liegt. In seiner Mitte tut sich plötzlich ein felsiges Gebilde auf, welches die Kinder zuerst nicht bemerken. Es muss eine Insel sein, direkt in der Mitte des großen Gewässers.
„Es stimmt“, sagt Natascha auf einmal, während sie ehrfurchtsvoll auf die Insel im See blickt. „Die Legende sagt, dass es so geheim ist, dass niemand es finden kann. Es ist die seltsamste Insel, die es gibt. Aber dort ist ein Haus, und dieses Haus ist unser Zuhause.“
„Bist du sicher?“ Katharina schaut Natascha mit einem fragenden Blick an.
„Nicht sehr“, antwortet Natascha. „Aber in meinen Visionen sah ich ein solches Wasser. Und ich sah eine Insel inmitten dieses Gewässers. Und da war ein Lichtblitz, der von der Insel aus strahlte...“
Kaum sagt sie dies, beginnt ein seltsam weißlich schimmerndes Licht auf einmal hinter dem höchsten Hügel der Insel zu leuchten. Man kann nicht erkennen, woher es genau kommt. Aber da muss irgendetwas sein. Das Leuchten taucht den See in eine verworrene Atmosphäre aus Romantik und Grusel. Es ist unheimlich und gleichzeitig friedvoll. Ängstlich blicken die Kinder auf diesen Schein.
„Was leuchtet da?“, fragt Katharina schließlich.
„Irgendein Gefühl sagt mir, das es gleich wieder ziemlich holprig werden wird“, meint Nele nachdenklich. „Natascha, wir müssen doch nicht da rüber?“
„Doch“, sagt Natascha. „Es sieht alles danach aus.“
„Uff!“ Nele pflanzt sich in den Sand am Ufer. Sie schüttelt ihren Kopf, während sie ein paar Mal etwas Sand aufhebt und durch ihre Finger rieseln lässt.
„Und wie kommen wir dorthin?“ Randy kommt nun auch ins Grübeln. „Zum Schwimmen scheint das Wasser viel zu kalt zu sein. Und ein Boot sehe ich hier auch nicht.“
„Wir müssen uns etwas einfallen lassen“, meint Katharina, während sie sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht fegte.
„Bedenket“, sagt Natascha, „meine Visionen haben mir gesagt, dass dies ein sehr gefährliches Unterfangen werden wird. Wir wissen nicht, was uns dort erwartet, und auch wissen wir nicht, was uns im Wasser erwartet.“
„Aber du sagst doch, wir müssen dorthin“, bohrt Katharina nach.
„So ist es“, sagt Natascha. „Dort auf der Insel ist ein Haus, und es ist unser Zuhause.“
„Wir bräuchten ein Floß oder so ähnlich“, überlegt Randy. „Wenn es hier wenigstens etwas geben würde, um eins zu bauen...“
Plötzlich entdeckten sie zwischen den vielen Bäumen des Waldes, der den See umrundet, einen Haufen Baumstämme, die am Boden liegen. Daneben liegt eine lange, dicke Schnur. Eilig macht sich Randy daran, ein Floß zu bauen. Auch wenn es nicht sehr stabil erscheint, als es fertig ist, scheint es doch für wenigstens eine Überfahrt geeignet zu sein.
Die Kinder steigen nacheinander auf das Floß. Ruhig schaukelt es im Wasser, während Randy es vom Ufer abstößt.
„He“, meint Katharina plötzlich. „Wir haben ja gar kein Ruder oder Stock, um es zu steuern.“
„Ist nicht schlimm“, meint Lisa. „Es wird uns schon hinführen, wohin wir müssen.“
„Na, ja...“, meint Katharina nur.
Katharina atmet tief ein und wieder aus. Sie ist ein wenig skeptisch, aber sie belässt es dabei. Und seelenruhig schwimmt das Floß dann Richtung Insel.
„Du meinst wirklich, dass wir dort unser Zuhause finden?“, fragt Katharina Natascha. „Wir alle sieben?“
„Ja“, sagt Natascha. „Ich, du, Randy, Lisa, Nele, Tanja und die stumme Selina. Wir finden dort unser Zuhause.“
Selina, die nie etwas sagt, blickt Natascha erwartungsvoll an.
Randy, der ein bisschen nass geschwitzt ist, will sich gerade mit etwas Wasser das Gesicht waschen. Auf einmal schreit er laut auf: „Aaah!“
„Randy!“, rufen Katharina und Nele.
Randy wischt sich mit seinem Hemd das Wasser aus dem Gesicht. Als die anderen ihn dann ansehen, können sie sehen, dass sich ein paar Brandblasen in Randys Gesicht gebildet haben.
„Geht’s dir gut?“, meint Katharina leise.
„Ja, ich denke schon“, sagt Randy verwundert. „Irgendetwas stimmt mit dem See nicht.“
„Verflucht“, sagt Natascha. „Das Wasser ist zu Säure geworden.“ Nachdenklich schaut sie sich um. „In meinen Visionen gab es nicht einen Anhaltspunkt dafür. Was auch das Wasser verwandelt hat, es muss gerade eben erst passiert sein.“
Plötzlich bemerkt Nele, dass das Floß langsam aber sicher von unten herum von der Säure angefressen wird. „Mann, seht nur!“, ruft sie erschrocken.
„Wir haben nicht viel Zeit“, meint Natascha.
In Sekundenschnelle beginnt das Wasser, das Boot zu zerfressen.
„Nele!“, ruft Katharina, als nur noch ein winziges Holzstück übrig war, auf dem sich die sieben Kinder zusammenkauern. Aber Nele zuckt nur mit den Schultern.
Als die Kinder dann mit größter Mühe Land erreichen, löst sich der See auf einmal in Luft auf.
Die Gegend wird in Sekundenschnelle von Bäumen übersät. Mit einem Mal befinden sich die Kinder in einem dichten, nebeligen Wald. Kaum können sie etwas sehen.
„Nun, wir wären hier“, meint Natascha dann. „Aber die Zeit rennt. Wir müssen gleich weiter. Unser Haus muss irgendwo hier sein, und wir müssen weiter, bevor die Gegend sich noch weiter verändert.“
Katharina und die anderen folgen Natascha über mehrere felsige Hügel hinweg ins Landesinnere der ehemaligen Insel. Schritt für Schritt laufen sie weiter.
„Da!“, sagt Natascha dann auf einmal.
Und dann sehen sie es: Hinter dem größten Hügel, wo das Licht herkommt, strahlt ein merkwürdiges, gruselig aussehendes Haus. Es scheint völlig aus Holz zu sein, aber es sieht fester und undurchdringlicher aus als alles andere, was sie je sahen.
„Das Haus“, meint Natascha. Sie dreht sich zu Katharina, Nele und den anderen um. „Mir ist leider kein Weg hinein bekannt. Aber ich weiß, dass wir hinein müssen.“
„Wird es gefährlich?“, will Nele wissen.
„Worauf du dich verlassen kannst“, meint Katharina etwas ängstlich.
Vielleicht sind es nur Minuten, aber es kommt Jaden vor, als wären es Stunden, die er jetzt bereits durch den dichten, vernebelten Wald läuft.
Mühsam schlägt er sich durchs Dickicht, denn die Wege sind sehr schmal und meist bewachsen mit dicken Wurzeln und Büschen.
Die Sonne scheint bereits wieder untergegangen zu sein. So genau weiß Jaden das nicht, aber es fühlt sich an, als wäre es wieder Nacht. Es ist sehr, sehr dunkel hier.
Als er plötzlich unter einem Baumstamm etwas rascheln hört, bleibt Jaden stehen. Er hört genau hin.
Plötzlich Stille. Kein einziges Geräusch.
Gerade, als Jaden weitergehen will, erklingt das Rascheln wieder. Erst langsam, dann immer schneller. Bald wird es zu einem Rauschen. Es hört sich an, als würde der Wind im dichten Wald ein Liedchen spielen.
Zu dumm, dass es dunkel ist. Jaden ertastet einen Baum und lehnt sich fest an ihn.
Plötzlich wieder Stille.
„Ist da jemand?“, ruft er mutig in die Leere hinein.
Aber er erhält keine Antwort.
Langsam geht Jaden Schritt für Schritt weiter durch das Dickicht. Er möchte nur zurück zur Straße, seinen Wagen finden und dann weiterfahren, ganz egal wohin.
Ein ganz leises Summen ertönt, das Jaden erst gar nicht bemerkt. Als er es daraufhin doch registriert, bekommt er es mit der Angst. Das Summen klingt unheimlich, nach Nacht und Tod.
Jaden erhöht sein Tempo. Er läuft schneller durchs Dickicht. Fast rennt er schon.
Aber das Summen wird lauter, je schneller er rennt. Es ist das gleiche Pfeifen wie vorhin, nur klingt es jetzt sehr viel heller. Jaden hört Menschenschreie. Sie scheinen zu jammern. Fast klingt es wie ein Flehen, ein Schreien von Menschen kurz vor ihrem Tod.
Jaden rennt, was das Zeug hält.
Plötzlich fällt er hin. Auf dem Boden liegend, mit einem aufgeschlagenen Knie, krallt er sich in die Wurzeln unter ihm.
„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“, hört er plötzlich Kinder rufen.
Kinder? Hier? Um diese Zeit?
„Niemand“, rufen die Stimmen.
„Und wenn er kommt?“
„Dann laufen wir.“
Jaden hievt sich irgendwie hoch, dann krabbelt er so schnell er kann über den Boden.
„Wir haben dich“, hört er die Stimmen rufen.
Jaden zittert.
Auf allen Vieren, wie ein Hund, kniet er auf dem nassen, lehmigen Boden, starr vor Schreck.
Wäre er nur im Haus bei Leila geblieben. Das wäre vielleicht sicherer gewesen, denkt er bei sich.
Der Wind peitscht sein Lied um Jadens Ohren herum. Er friert.
„Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?“, erklingt es wieder.
Stimmen ohne Gesichter.
Jaden kneift seine Augen zu. Als er sie kurz darauf wieder öffnet, sieht er ein kleines Mädchen mit aschfahler Haut unter sich liegen. Sie trägt zerlumpte Kleidung und sieht ihn mit großen Augen an.
Jadens Herz rast wie das eines Kolibris.
Schnell steht er auf.
Das Mädchen – sie lag eben noch rücklings auf dem Boden – ist in der nächsten Sekunde verschwunden.
Jaden atmet heftig vor Schreck.
Wer war dieses Kind? Jaden überlegt. Fast beschleicht ihn das Gefühl, dass er dieses Mädchen kennt, obgleich er sicher ist, sie noch nie gesehen zu haben.
Jaden dreht sich einmal um sich selbst.
Plötzlich wieder Totenstille. Der Wind hört auf, die Bäume beruhigen sich in ihren Bewegungen, und Jaden ist alleine.
Alleine?
Plötzlich packt ihn jemand an der Schulter an. Schnell dreht er sich um – und da blickt er einen älteren Mann, vielleicht so um die 60, an. Seine Haare sehen zerzaust und schütter aus. Seine Kleidung gleicht die eines Menschen, der in der Natur lebt und nicht oft in der Stadt ist – Wollpullover, zerrissene Cordhose im sehr gebrauchten Zustand und abgelaufene Stiefel.
Der Mann blickt Jaden ernst an.
„Wer sind Sie?“, fragt Jaden ihn reflexartig.
Aber der Mann geht auf Jadens Frage nicht ein.
„Es ist gefährlich hier im Wald“, sagt er stattdessen. „Sehr gefährlich. Vor allem zu dieser Uhrzeit. Du solltest verschwinden, solange du es noch kannst.“
Jaden stößt den Mann, der ihn immer noch fest hält, leicht zur Seite.
„Was glauben Sie, was ich will?“, sagt er. „Wissen Sie, wie ich zurück zur Straße komme?“
Plötzlich lacht der alte Mann.
„Wissen Sie es, oder nicht?“, fragt Jaden.
„Ja“, antwortet der Mann.
Jaden klatscht mit seinen Händen auf seine Schenkel.
„Gut“, sagt er. „Wie komme ich zur Straße?“
„Gar nicht“, sagt der Mann, worauf er wieder lacht.
Jaden blickt ihn würend an.
„Was soll das heißen?“, brüllt Jaden ihn an. „Sie haben gesagt, Sie wüssten den Weg. Wie komme ich zu dieser verdammten Straße?“
Der Mann atmet tief aus.
„Es gibt keinen Weg zurück“, sagt er. „Hast du das noch nicht begriffen?“
Jaden sieht einen Baumstamm quer über dem Boden liegen. Mit letzter Kraft schleppt er sich dorthin und setzt sich.
Der alte Mann setzt sich neben ihn.
„Du hättest in dem Haus bleiben sollen“, erklärt der Mann ihm. „Dort ist es noch immer am Sichersten. Weißt du, hier draußen im Wald lauern Tausende Gefahren.“
Verwundert blickt Jaden ihn an.
„Sie kennen das Haus?“, sagt er nachdenklich.
Wieder lacht der Mann.
„Das habe ich nicht gesagt“, entgegnet er. „Ich sagte nur, es wäre sicherer für dich gewesen, dort zu bleiben. Aber du musstest ja hinaus in den tiefen Wald. Selbst Schuld.“
Jaden weiß nicht, wo sein Kopf steht.
Und auf einmal beginnt das Rauschen wieder. Die Bäume beginnen erneut, sich im Wind hin und her zu bewegen.
Jaden sitzt wie versteinert da.
Und eine Sekunde darauf huscht der Schatten dieses kleinen Mädchens an ihm vorbei, die er eben schon mal gesehen hat.
Jaden blickt sich um. Der alte Mann ist auf einmal verschwunden.
Ein zweites Mal huscht der Schatten an Jaden vorüber.
Jaden zittert.
„Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?“, ertönen die Rufe.
„Niemand“, ruft es gleich darauf.
Auf einmal steht das Mädchen vor ihm. Minutenlang blickt sie Jaden an. Ihr Blick scheint ängstlich zu sein, aber auch freundlich zugleich.
Jaden hebt eine Hand und versucht sie, in die Richtung des Mädchens zu steuern.
„Wer bist du?“, fragt er. „Kenne ich dich? Wirst du verfolgt?“
„Und wenn er kommt?“, hört Jaden andere Kinderstimmen rufen.
Erst beim zweiten Hinsehen sieht er, dass die Lippen des Mädchens sich bewegen und scheinbar alle Stimmen unisono aus ihrem Mund kommen.
„Dann laufen wir“, sagt sie.
Und schon rennt sie ins Dunkle hinein und ist verschwunden.
„Jaden?“, hört Jaden plötzlich eine ihm bekannte Stimme rufen.
Er dreht sich dorthin, wo die Stimme herkommt – und da sieht er Leila aus der Dunkelheit auf ihn zukommen.
„Komm zurück“, sagt Leila leise. „Ich will dich nicht hier im Wald alleine lassen. Komm mit zurück in das Haus. Ich habe Abendessen gemacht.“
Jaden blickt Leila verwundert an.
„Leila?“, fragt er. „Wie hast du mich gefunden?“
„Ich finde immer, was ich suche“, sagt Leila. „Und ich bekomme immer, was ich will. Kommst du jetzt bitte mit zurück?“
Leila nimmt Jaden an die Hand. Völlig erschöpft folgt er ihr, und sie laufen durch das Dickicht, bis sie wieder an dem einsamen, alten Holzhaus mitten im Wald ankommen.
Es musste sich anfühlen wie Zeitlupe, als sie immer wieder mit dem Fuß auf ihr Skateboard tippte, worauf seine Front in die Höhe schnellte, um kurz darauf wieder zu fallen. Die Zeit schien endlos lang zu sein, und die Minuten schienen ihr vorzukommen wie Stunden.
Leise sang das etwa 13-jährige Mädchen mit den langen, dunklen Haaren ein Lied, während es in dem kleinen Rondell den Rücken an den Zaun lehnte, der über der kreisrunden Bank angebracht war.
Das monotone Geräusch des Skateboards übertönte fast schon die wenigen anderen Kinder, die auf dem Schulhof noch spielten, zwei Stunden nachdem der Unterricht bereits beendet war.
Das dunkelhaarige Mädchen beobachtete sie eine Weile, dann begann sie, wieder sein Lied zu summen.
Eines der Kinder, ein vielleicht 15- oder 16-jähriges Mädchen, kam dann zu dem einsamen Kind im Eckrondell des Hofs an und musterte sie eine Weile.
„Sie sagen, du redest nicht, stimmt das?“, wollte das Mädchen dann von ihr wissen. „Du bist Leila Fairlight aus der Achten, habe ich Recht?“
Das stille Mädchen nickte stumm. Es hörte dabei nicht auf, seine Melodie zu summen.
„Was ist das für ein Lied, das du da summst?“, wurde Leila dann gefragt.
Leila antwortete nicht und summte weiter. Dabei wippte sie sanft mit ihrem Skateboard, welches zu ihren Füßen lag, hin und her.
„Du redest also wirklich nicht?“, wollte das andere Mädchen wissen. „Egal“, setzte sie dann fort. „Ich bin Natascha. Ich gehe in die Zehnte. Ich habe dich hier schon manchmal alleine sitzen sehen.“
Leila schaute sie fragend an.
„Weißt du, ich bin Schulsprecherin“, erklärte Natascha dann. „Wenn du irgendein Problem hast, dann kannst du es mir ruhig sagen. Ich werde dann sehen, wie ich dir helfen kann.“
Leila lächelte ihr zaghaft zu.
„Na, ja, nichts für Ungut. Ich geh’ dann mal wieder“, sagte Natascha zu Leila, und dann schwirrte sie auch schon wieder davon.
Ein paar Minuten später sah Leila, dass Natascha von einem Auto abgeholt wurde.
Sie dachte nach. Natascha schien nett zu sein. Nicht so integer wie die anderen Kinder hier, die Leila kaum beachteten.
Nein, die einzige Schule hier am Ort war keine Elite-Schule, aber in Queensbay, einem Dorf mit gerade mal 3000 Einwohnern in der walisischen Provinz, lebten nun mal meistens wohlhabende Familien. Der Ort bestand meist aus Reihenhäusern, Villen oder mehrstöckigen Anlagen mit Elite-Wohnungen. Und alle Kinder gingen hier in diese Schule. Hier im Ort war man unter sich. Und das genossen die Meisten.
Eigentlich müsste Leila sich wohl fühlen. Eigentlich dürfte es keinen Grund geben, warum sie nicht sprach. Aber sie sprach nicht.
Drei Jungs, alle so in Leilas Alter, spielten noch Fußball auf dem Hof. Sie riefen, schrien und lachten.
Plötzlich schoss einer der Jungs den Ball aus Versehen in Richtung Leila. Ihr Skateboard wurde getroffen. Leila stand auf und nahm das Skateboard in die Hand. Der Ball lag zwischen ihren Füßen, als der Junge zu ihr ankam.
„Hey, gib den Ball her“, sagte er knapp.
Leila schaute ihn verwundert an, dann hob sie den Ball auf.
„Gib schon“, meinte der Junge, während die beiden Anderen hinzukamen.
„Die redet nicht“, meinte einer der Anderen. „Geht in meine Klasse. Ist stumm wie ein Fisch.“
„Wie, du redest nicht?“, sagte der eine Junge zu Leila.
Leila ließ den Ball dann fallen.
Der eine Junge hob ihn dann auf.
„Los, sag was“, meinte er zu ihr.
„Kannst du vergessen“, sagte der Andere.
Aber der eine Junge beharrte darauf.
„Los“, sagte er wieder. „Rede. Wie heißt du? Sag deinen Namen.“
Er kam näher zu Leila ran und hielt sie dann fest.
„Uuuhh“, machte der dritte Junge dann. „Hast du ’ne neue Freundin?“
„Wenn die eh nichts sagt, können wir eigentlich mit ihr machen, was wir wollen, oder nicht?“ Der Junge begann, durch Leilas Haare zu streifen. Dann hielt er ihr Gesicht fest.
„Warum redest du nicht? So ein hübsches Ding wie du“, meinte er dann zu ihr.
Leila versuchte, sich zu wehren und wollte den Jungen wegstoßen, aber das gelang ihr nicht.
„Komm schon, sag deinen Namen.“
„Sie heißt Leila, glaube ich“, sagte der Mitschüler von ihr.
„Na, Leila“, sagte dann der eine Junge grinsend. „Hast du schon mal geküsst? Verrätst du es mir?“
Leila zitterte.
Plötzlich kam ein etwas älterer Junge, vielleicht 15 oder 16, mit dunklen Locken an. Er hatte eine moderne Brille auf der Nase und schicke Klamotten. In seiner Hand hielt er eine brennende Zigarette.
„Los, haltet sie fest“, sagte der eine von den Jungen zu den beiden anderen, worauf diese das dann auch taten.
Und da plötzlich ging der ältere fremde Junge dazwischen. Er warf erst den einen, dann den anderen Jungen zu Boden und zog daraufhin den Dritten am Ärmel.
„Los, verpisst euch“, sagte er zu ihnen.
Die Jungs sahen ihn blöd an.
„Ist das dein Macker, Leila?“, meinte der eine Junge, der sie gerade anmachen wollte.
Daraufhin haute der ältere Junge ihm eine rein.
„Ihr seht besser, dass ihr Land gewinnt“, meinte er schließlich.
„Ist ja gut“, sagte der eine Junge dann.
Daraufhin nahm er den Ball, und die drei Jungs verschwanden schließlich vom Schulhof.
„Was wollten die?“, fragte der Junge, der Leila gerade verteidigt hatte, das zitternde Mädchen.
Aber Leila ging auf seine Frage gar nicht erst ein. „Wo warst du, Randy?“, fragte sie dann leise. „Ich warte schon seit Stunden.“
„Tut mir leid, es hat länger gedauert“, sagte Randy. „Ich bin im ersten Ausbildungsjahr, da kann ich mich nicht vor Extra-Aufgaben drücken. Geht’s dir gut?“
„Ja, geht schon“, antwortete Leila dann.
„Warum hast du ihnen nichts gesagt? Warum hast du ihnen nicht gesagt, dass sie dich in Ruhe lassen sollen?“
Leila schnaufte aus.
„Du redest noch immer nicht mit Fremden“, stellte Randy fest.
„Du bist mein Bruder“, sagte Leila zu ihm. „Mit dir rede ich doch.“
„Aber wie soll das denn weiter gehen, wenn du dich immer mehr in deine Traumwelt verkriechst?“
„Das ist keine Traumwelt“, beschwerte Leila sich bei ihm. „Ich kann es einfach nicht.“
„Du redest ja nicht mal mit Mom oder Dad.“ Randy nahm sie bei der Hand. „Komm, gehen wir nach Hause.“
Das Haus der Familie Fairlight lag in einer fast abgeschlossenen Siedlung. Es hatte einen großen Garten, so wie alle Häuser hier, und der war sehr gepflegt. An der Straße waren alt aussehende Laternen, und die Gegend war im Allgemeinen sehr sauber.
Man konnte sehen, dass die Menschen, die hier wohnten, auf den äußeren Eindruck, den äußeren Schein Wert legten.
So auch die Familie von Leila und Randy.
Aber innen sah es anders aus.
Randy und Leila hörten schon das Geschrei, als sie zur Eingangstür hinein kamen. Es war ja nicht das erste Mal, dass ihre Eltern stritten. Das geschah fast jeden Tag. Aber diesmal war es sehr heftig.
„Ich komme für einen Kaffee von der Arbeit nach Hause, und du sitzt hier und machst nichts?“, schrie der Vater. „Wie sieht es hier überhaupt aus?“
„Ich bin bis heute Abend fertig, reg dich nicht auf“, sagte die Mutter.
Leila und Randy standen in der Vorhalle der Villa und sahen ihre Eltern an.
„Sieh dir die Kinder an“, sagte der Vater. „Was sollen die Leute über uns denken? Siehst du, wie schlampig sie herumlaufen?“
„Sie haben frische Sachen an“, meinte die Mutter daraufhin. „Sie haben jeden Tag frische Sachen an, sind gekämmt und gewaschen. Ich verstehe nicht, was du willst.“
„Weißt du, was es mich kostet, euch durchzufüttern? Für euch zu sorgen?“, wandte sich der Vater jetzt den Kindern zu. „Und was macht ihr? Ihr seid nicht mal in der Lage, auf euch selbst zu achten und das zu tun, was eure Mutter euch sagt. Wenn sie denn was sagt.“
„Ich achte immer auf sie“, verteidigte sich die Mutter.
„Wie oft haben wir euch gesagt, ihr sollt nicht nach der Schule draußen im Dreck spielen. Wie oft haben wir euch gesagt, ihr seid teuer, neue Klamotten sind teuer.“
„Aber wir haben doch gar nichts gemacht…“, meinte Randy dann.
„Du gibst Widerworte?“, schimpfte der Vater. „Man hat seinen Eltern nicht zu widersprechen.“
Dann wandte er sich wieder der Mutter zu. „Du kriegst es nicht auf die Kette“, sagte er zu ihr. „Nie kriegst du es auf die Kette. Ich bringe das ganze Geld an, und du schaffst es nicht, vernünftig damit umzugehen. Die Kinder machen, was sie wollen, und du schaffst es nicht, vernünftig auf sie zu achten. Wen habe ich da eigentlich geheiratet? Was sollen die anderen Leute von uns denken?“
„Du keifst ständig herum“, bemängelte die Mutter. „Du bist mit nichts zufrieden. Es geht dir gar nicht um die Kinder, um mich oder um uns. Es geht dir nur darum, was die Anderen denken.“
„Du widersprichst mir nicht, Frau“, entgegnete der Vater. „In meiner Familie habe ich das Sagen, und es wird gemacht, was ich sage. Alles andere ist unwichtig.“
„Kümmert es dich nicht, dass deine Tochter nicht mal redet? Ist dir das überhaupt aufgefallen? Hast du dich mal gefragt, warum sie nicht spricht?“
„Es wird niemand nach außen hin erfahren, dass Leila psychische Probleme hat“, befahl der Vater. „Das bleibt alleine hier in der Familie, und niemand wird es erfahren.“
„Vater, du solltest dich wirklich mal fragen, warum Leila nicht redet.“ Randy sah seinen Vater verärgert an. „Weißt du eigentlich, was mit ihr los ist?“
„Du gibst keine Widerworte“, befahl der Vater wieder. „Was Leila hat, ist uninteressant. Es ist nur wichtig, dass es nicht nach Außen dringt, unter keinen Umständen.“
„Ich weiß, was sie bedrückt“, sagte Randy. „Mit mir spricht sie.“
Und kaum hatte Randy das gesagt, stürmte der Vater auf Leila zu. „Du redest mit Randy?“, schrie er sie an. „Du hast als aller Erstes mit deinen Eltern zu reden. Du hast dich zu verhalten wie andere Kinder deines Standes. Hast du verstanden?“
„Hör auf, Leila anzuschreien“, sagte Randy.
Leila begann zu weinen. Randy legte schützend einen Arm um sie.
„Ihr seid das alles Schuld“, sprach der Vater. „Ihr seid beide verkorkst, und das habt ihr alleine euch zuzuschreiben.“ Der Vater fuchtelte mit den Armen. „Wärt ihr nie geboren worden, wäre das Ansehen unserer Familie nicht gefährdet.“
„Ihr geht besser auf eure Zimmer“, sagte die Mutter, „bevor Vater noch ganz ausflippt.“
„Jetzt bin ich es, oder wie?“, warf der Vater ein. „Du nichtsnutzige Schlampe redest nie wieder so über mich.“
Dann schlug er die Mutter auf den Arm.
Schnell nahm Randy Leila an die Hand und ging mit ihr die Treppen nach oben in sein Zimmer.
Stundenlang saßen sie einfach da und sagten nichts. Nur die leise Anlage lief und spielte Musik, die das Schreien aus dem Erdgeschoss übertönen sollte.
„Randy, ich mag nicht mehr“, sagte Leila dann schließlich. „Sie wollten uns nie. Niemand will uns.“
„Das stimmt nicht“, meinte Randy. „Viele Menschen mögen dich. Bei vielen Menschen sind wir angesagt.“
„Nein“, sagte Leila leise. „In der Schule meiden sie mich, weil ich nicht rede.“
Es war mittlerweile Abend, und Leila und Randy hörten die Eltern wieder streiten. Es war gar nicht wichtig, worüber sie stritten. Leila fühlte sich nur schuldig an allem, und auch wenn Randy ihr versuchte, dieses Gefühl zu nehmen, es ging nicht weg.
Als gegen Mitternacht im Erdgeschoss endlich Ruhe herrschte, lagen Randy und Leila noch immer auf Randys Bett. Im Zimmer war es dunkel, und der Mond schien herein.
„Randy?“, fragte Leila leise.
Aber Randy schien schon zu schlafen.
„Randy, ich möchte weg von hier.“
Randy drehte sich dann, seine Augen öffnend, zu Leila.
„Was?“, meinte er verschlafen.
„Ich will weg von hier“, antwortete Leila.
„Aber Leila, wo sollen wir denn hin?“ Er sah sie verwundert an. „Du hast vielleicht Ideen.“
„Aber ich halte es hier nicht mehr aus“, bekräftigte Leila. „Sie streiten immer. Und ich habe ständig das Gefühl, dass ich alles falsch mache.“
„Du machst nichts falsch, Leila.“
„Mache ich wohl“, entgegnete Leila. „Ich rede nicht. Und sie geben mir die Schuld dafür.“
„Aber du kannst doch nichts dafür, dass du nicht redest“, meinte Randy schließlich. „Du kannst es eben nicht.“
„Ich würde gerne reden, ich würde ihnen so gerne mal die Meinung sagen. Ihnen sagen, dass sie nicht immer uns für alles verantwortlich machen können. Und dass ich es Scheiße finde, dass es Vater nur wichtig ist, was die anderen über uns denken. Sonst ist ihm nichts wichtig. Wie es mir geht, das ist ihm völlig egal.“
„Du Arme“, sagte Randy. „Ich verstehe, dass du die Einzige bist, die wirklich darunter leidet, dass du nicht sprechen kannst.“
„Was soll ich denn machen?“ Leila dachte nach. „Jedes Mal, wenn ich mich irgendwie bemerkbar machen will, wird es mir angelastet, dass es so ist wie es ist. Warum sehen sie es einfach nicht?“
„Ich lasse mir was einfallen“, sagte Randy. „Wenn sich die Lage beruhigt hat, dann rede ich mal mit Mutter oder Vater.“
„Aber was willst du ihnen denn sagen?“, wollte Leila wissen. „Sie hören nicht zu.“ Leila weinte. „Sie hören nie zu. Sie wissen es einfach nicht.“
„Ich weiß, wie es dir geht“, versuchte Randy, sie zu trösten. „Das zählt, Leila.“
„Ich bin froh, dass du mein Bruder bist.“
Leila stand daraufhin auf und sah zum Fenster raus.
„Randy, sollen wir aufs Dach rauf gehen?“, fragte sie dann.
Randy zog sich dann seine Jacke an und nahm Leila an die Hand.
Sie kletterten die Treppe hinauf, die zur Luke führte, durch die man auf das Dach gelang. Das Schrägdach war nicht sehr schräg, und so konnten Randy und Leila sich dort hinlegen und in die Sterne schauen.
Für April war es in der Gegend in Südengland schon relativ warm, und so genossen die Beiden es, auf dem Dach, ihrem heimlichen Fluchtpunkt, wenn sie nachts mal von allem abschalten wollen, herum zu liegen und in die Sterne zu schauen.
Plötzlich erhellte eine Sternschnuppe den Nachthimmel.
„Wünsche die etwas“, sagte Randy. „Aber sage es nicht.“
Leila wünschte sich, weit weg zu sein. Weit weg von allem. Irgendwo in einer Gegend, wo niemand außer ihr und ihrem Bruder war. Irgendwo, wo sie keiner finden würde. Vielleicht auf dem Mond, auf einer Insel oder im Nahe gelegenen dichten Wald, den keiner durchdringen würde, und vor allem nachts nicht.
Ja, dort wollte Leila sein. Und das wünschte sie sich.
Langsam öffnet Jaden seine Augen, und im Halbschlaf dreht er sich und sieht aus dem Fenster.
Die zweite Nacht hat er schon hier verbracht, und noch immer sind so viele Fragen offen, vor allem nach seinem gestrigen Fluchtversuch und Leilas gelungener Aktion, ihn zurückzuholen.
Jaden reckt sich und richtet sich daraufhin auf. Auf dem Nachttisch steht eine frische Tasse Kaffee. Jemand muss sie kurz zuvor dorthin gestellt haben.
Jaden nimmt einen Schluck. Dabei denkt er nach – auch wenn er sich eigentlich geschworen hat, nicht mehr nachzudenken. Leila schafft es ja schließlich auch, alles so hinzunehmen wie es ist. Warum er nicht?
Kaum dass er sich seine Jeans und sein T-Shirt angezogen hat, steht er auf und geht zum Fenster. Gedanken verloren schaut er hinaus.
Draußen ist es sehr diesig. Es muss Tag sein, aber es ist dunkel wie die Nacht. Nebelschwaden versperren die Sicht auf alles, was mehr als drei Meter vom Fenster entfernt ist. Jaden sieht gerade mal die Schatten der umliegenden Bäume. Das ist alles, was er erkennt.
Es ist düster. Sehr düster.
„Guten Morgen, Schlafmütze“, hört er plötzlich die Stimme einer freundlichen, jungen Frau.
Jaden dreht sich um – und hinter ihm steht Leila. Zu Jadens Überraschung ist sie splitterfasernackt.
„Leila“, sagt er verwundert.
Leila lacht.
„Du guckst so, als hättest du noch nie eine Frau nackt gesehen“, sagt sie.
„Warum läufst du nackt herum?“
Leila sieht zum Fenster raus.
„Schade“, sagte sie nur.
Jaden blickt sie an, fast so als habe er wirklich noch nie jemanden nackt gesehen.
„Ich habe mir gedacht, dass du es vergessen hast. Aber ich habe gehofft, dass du dich erinnerst.“
Jaden erschrickt.
„Leila... haben wir gestern Nacht miteinander geschlafen?“, bringt es Jaden jetzt auf den Punkt.
Leila lächelt ihn nur an.
„Warum weiß ich das nicht mehr“, entfährt es Jaden. Dabei stellt er fest, dass er seinen Blick von Leilas wunderschönem nackten Körper nicht abwenden kann.
„Es ist okay“, sagt Leila. „Ich hoffe nur, dass es noch einmal passiert.“
Jaden kommt langsam auf Leila zu und streichelt ihr über die Schulter.
„Du bist sehr hübsch“, muss er zugeben. „Seltsam, dass du es aushältst, die ganze Zeit hier alleine zu verbringen.“
„Ich bin ja nicht mehr alleine“, sagt Leila bestimmt. „Du bist ja jetzt da.“
Leila nimmt Jaden an die Hand, und sie gehen nach unten in den Wohntrakt. Aber als sie dort ankommen, ist Jaden so verwirrt, dass er nicht klar denken kann.
„Was ist hier geschehen?“, sagt er nur.
Das Wohnzimmer mit seiner Kochstelle – es hat sich total verändert. War es am gestrigen Abend noch ein kleiner Raum, der sehr karg eingerichtet war, so gleicht es heute Morgen dem großen Saal eines riesigen Palastes. Es ist sehr prunkvoll eingerichtet – golden verzierte Spiegel an den Wänden, große braune Eichenregale mit sehr vielen alten Büchern darin, ein Kronleuchter an der Decke und eine Kochecke, die geradewegs einem Luxushotel entsprungen sein mochte.
In der Mitte des Raums steht ein reichhaltig gedeckter Tisch. Jede nur erdenkliche Frühstücks-Speise wird aufgeboten, fast schon ein komplettes Buffet. Jaden klappt die Kinnlade herunter, während Leila sich an den Tisch setzt und ihm ein Handzeichen macht, dass er sich auch setzen könnte.
„Du musst sicher Hunger haben“, sagt sie zu ihm, während sie beginnt, sich ein Brötchen zu schmieren.
„Hast du das gemacht?“, fragt Jaden verwundert. „Wow... danke.“