Gaudeamus - Joseph Viktor von Scheffel - E-Book

Gaudeamus E-Book

Joseph Viktor von Scheffel

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Beschreibung

Unter den späteren Produktionen Scheffels fanden die humoristischen Lieder und Balladen, die in "Gaudeamus" gesammelt erschienen, wegen ihrer geistreichen Frische, ihres kecken studentischen Tons willen außerordentlichen Beifall. Inhalt: Naturwissenschaftlich Der Granit Der Ichthyosaurus Der Tazzelwurm Das Megatherium Der Basalt Der erratische Block Der Komet Guano Asphalt Kulturgeschichtlich Der Pfahlmann Altassyrisch Hesiod Übung im Neugriechischen Pumpus von Perusia Die Teutoburger Schlacht Am Grenzwall Das Hildebrandlied Lied fahrender Schüler Wanderlied Des Klosterkellermeisters Sommermorgenklaggesang Die Maulbronner Fuge Die Maulbronner Fuge Die eiserne Hand Der Enderle von Ketsch Der Enderle von Ketsch Die Lieder vom Rodenstein Die drei Dörfer Der Willekumm Die Pfändung Der Knapp Das wilde Heer Der Überfall Die Fahndung Heidelbergisch Numero acht im Holländer Hof zu Heidelberg Die Martinsgans Die letzte Hose Der letzte Postillon Der Fünfundsechziger Perkêo Das große Faß zu Heidelberg der XXIV. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zum 27. September 1865 Neueres Festgruß der sechzehnten Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure dargebracht von der Stadt Karlsruhe Festlied zur Gründungsfeier der Universität Straßburg Festlied zur Gründungsfeier der Universität Czernowitz Würzburger Festlied Jubiläum der Universität Heidelberg Aus dem Weiteren Ausfahrt Alpenstraße Runglstein bei Bozen Abschied von Olevano Der Hut im Meere Der Delphin Dem Tode nah Die Heimkehr Graziella Der Grindwalfang an den Färöerinseln Der Aggstein Der Wasgenstein Trifels Zavelstein Die Gemeinde Gabelbach Der Hegau-Sänger Der Jubilar im Neckartal Rippoldsau Die Schweden in Rippoldsau Festgruß zur Feier von Hebels hundertjährigem Geburtstag

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Gaudeamus

Joseph Viktor von Scheffel

Inhalt:

Joseph Viktor von Scheffel – Biografie und Bibliografie

Widmung

Naturwissenschaftlich

Der Granit

Der Ichthyosaurus

Der Tazzelwurm

Das Megatherium

Der Basalt

Der erratische Block

Der Komet

Guano

Asphalt

Kulturgeschichtlich

Der Pfahlmann

Altassyrisch

Hesiod

Übung im Neugriechischen

Pumpus von Perusia

Die Teutoburger Schlacht

Am Grenzwall

Das Hildebrandlied

Lied fahrender Schüler

Wanderlied

Des Klosterkellermeisters Sommermorgenklaggesang

Die Maulbronner Fuge

Die Maulbronner Fuge

Die eiserne Hand

Der Enderle von Ketsch

Der Enderle von Ketsch

Die Lieder vom Rodenstein

Die drei Dörfer

Der Willekumm

Die Pfändung

Der Knapp

Das wilde Heer

Der Überfall

Die Fahndung

Heidelbergisch

Numero acht im Holländer Hof zu Heidelberg

Die Martinsgans

Die letzte Hose

Der letzte Postillon

Der Fünfundsechziger

Perkêo

Das große Faß zu Heidelberg der XXIV. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zum 27. September 1865

Neueres

Festgruß der sechzehnten Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure dargebracht von der Stadt Karlsruhe

Festlied zur Gründungsfeier der Universität Straßburg

Festlied zur Gründungsfeier der Universität Czernowitz

Würzburger Festlied

Jubiläum der Universität Heidelberg

Aus dem Weiteren

Ausfahrt

Alpenstraße

Runglstein bei Bozen

Abschied von Olevano

Der Hut im Meere

Der Delphin

Dem Tode nah

Die Heimkehr

Graziella

Der Grindwalfang an den Färöerinseln

Der Aggstein

Der Wasgenstein

Trifels

Zavelstein

Die Gemeinde Gabelbach

Der Hegau-Sänger

Der Jubilar im Neckartal

Rippoldsau

Die Schweden in Rippoldsau

Festgruß zur Feier von Hebels hundertjährigem Geburtstag

Gaudeamus, J. von Scheffel

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849639105

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Joseph Viktor von Scheffel – Biografie und Bibliografie

Namhafter Dichter, geb. 16. Febr. 1826 in Karlsruhe, gest. daselbst 9. April 1886. Sein Vater war Major im badischen Geniekorps und Oberbaurat; seine Mutter Josephine, geborene Krederer (geb. 22. Okt. 1803 in Oberndorf, gest. 5. Febr. 1865 in Karlsruhe), war eine begabte Gelegenheitsdichterin, die sich auch dramatisch versuchte, vielfach philanthropisch betätigte und sehr schön Märchen erzählte (mit A. v. Freydorf gab sie heraus: »In der Geißblattlaube, ein Märchenstrauß«, Dresd. 1886). 1843–47 studierte S. in München, Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaft, aber auch Philosophie und Kunstgeschichte (germanistische Studien betrieb er erst viel später, während und nach seiner juristischen Praxis), promovierte zum Doktor der Rechte und begleitete im Sommer 1848 den Reichskommissar Welcker als Sekretär auf seiner Reise nach Lauenburg in Sachen Schleswig-Holsteins. 1850–1851 arbeitete S. als Rechtspraktikant in Säckingen, 1852 im Sekretariat des Hofgerichts zu Bruchsal, doch entsagte er der juristischen Laufbahn, auch nachdem er 1854 zum Referendar ernannt worden war. Er wollte Maler werden und zog deshalb im Mai 1852 nach Rom. Hier aber gelangte er zur Erkenntnis, dass er nicht zur Malerei, sondern zur Dichtkunst veranlagt sei, und im Winter 1853 schrieb er einsam auf Capri sein dichterisches Erstlingswerk: »Der Trompeter von Säckingen«, ein Sang vom Oberrhein (Stuttgart 1854, 272. Aufl. 1905), das mit dem kurze Zeit später in Heidelberg und in einer Meierei am Fuße des Hohentwiel gereiften und geschriebenen historischen Roman »Ekkehard« (Frankf. a. M. 1857; 214. Aufl., Stuttg. 1906; Illustrationen von H. Jenny, Hamb. 1898, und von Stumpf, Düsseld. 1903) seinen Ruhm begründete. Beide Werke ließen in S. einen durch Originalität, die prächtigste Frische und einen seltenen Humor ausgezeichneten Dichter erkennen, dem noch dazu aus der Fülle innerer Anschauung und lebendig gewordener Studien die reichsten Farben für Schilderung verschiedener Zeiten und Zustände zu Gebote standen. Durch sein »Gaudeamus. Lieder aus dem Engeren und Weiteren« (Stuttg. 1867, 66. Aufl. 1904) wurde S. der Liebling der deutschen Studenten. Die Mehrzahl der darin gedruckten Gedichte, die um ihrer geistreichen Frische und ihres keck studentischen Tones willen so außerordentlichen Beifall fanden, entstand in Heidelberg, wo sich S. 1854 und dann noch häufig aufhielt. 1856–57 lebte er in München, mit einem Roman beschäftigt, an dessen Ausführung ihn der schmerzliche Tod seiner Schwester störte, und der niemals vollendet wurde; 1858–59 in Donaueschingen, wo er Bibliothek und Archiv des Fürsten Egon von Fürstenberg ordnete und katalogisierte. Nach verschiedenen Reisen in Italien und Frankreich (Rhone) ließ er sich 1864 dauernd in Karlsruhe nieder, wo er noch in demselben Jahre Karoline v. Malzen, die Tochter des bayrischen Gesandten, heiratete. Gelegentlich seines 50. Geburtstages (1876), der für den inzwischen berühmt Gewordenen von ganz Deutschland gefeiert wurde, ward S. vom Großherzog von Baden in den erblichen Adelstand erhoben. Seine späteren Dichtungen konnten aber die Beliebtheit der ersten nicht erreichen. In »Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit« (Stuttg. 1863, 19. Aufl. 1902) sowie in der Erzählung: »Juniperus. Geschichte eines Kreuzfahrers« (das. 1868, 5. Aufl. 1895) überwogen die zum Erweis gründlicher Studien dienenden Einzelzüge zwar nicht die warme Darstellungskraft, aber sie nahmen diesen Dichtungen doch die volle Unmittelbarkeit. Beide waren gleichsam Splitter eines geplanten großen historischen Romans, der die Entstehung des Nibelungenliedes und den Sängerkrieg auf der Wartburg schildern sollte, aber unausgeführt blieb. Ferner veröffentlichte S.: »Bergpsalmen« (Stuttg. 1870, 7. Aufl. 1907); das lyrische Festspiel: »Der Brautwillkomm auf Wartburg« (Weim. 1873); »Waldeinsamkeit«, Dichtungen zu zwölf landschaftlichen Stimmungsbildern von Jul. Mařak (Stuttg. 1880, 6. Aufl. 1903); »Der Heini von Steier«, Dichtung (Münch. 1883) und »Hugideo. Eine alte Geschichte« (Stuttg. 1884, 9. Aufl. 1900). Zu einer Anzahl seiner Werke hat Anton v. Werner treffliche Illustrationen geliefert. Die letzten Jahre seines Lebens brachte S. weltflüchtig auf seiner Besitzung zu Radolfzell am untern Bodensee zu. Peinliche Lebenserfahrungen hatten die Reizbarkeit des ursprünglich so heiter veranlagten Dichters gesteigert, und er suchte die Einsamkeit. In Heidelberg wurde 1891 sein Standbild aus Erz errichtet, 1892 in Karlsruhe seine Büste, von Volz, weitere Denkmäler in Mürzzuschlag (1895), im Eichenhain Serpentara bei Olevano Romano (1897), in Säckingen (1901), auf dem Aggstein (1903; vgl. »S., Blätter zur Erinnerung etc.«, Wien 1903) u.a.; ein großes Nationaldenkmal am Bodensee wird geplant. Nach seinem Tod erschienen noch: »Fünf Dichtungen« (Stuttg. 1887, 2. Aufl. 1898); »Reisebilder« (hrsg. von J. Proelß, das. 1887; 3. Aufl. 1904), »Gedichte aus dem Nachlaß« (das. 1888, 4. Aufl. 1889), »Aus Heimat und Fremde«, Lieder und Gedichte (das. 1892, 2. Aufl. 1902), »Episteln« (das. 1892, 2. Aufl. 1901), »Das Gabelbachlied« (Ilmenau 1900) und »Scheffels Briefe an Karl Schwanitz, nebst Briefen der Mutter Scheffels« (Stuttg. 1906). Scheffels »Briefe an Schweizer Freunde« gab A. Frey (Zür. 1898) heraus. Seine »Gesammelten Werke« erschienen in 6 Bänden (Stuttg. 1907, mit biographischer Einleitung von J. Proelß). Vgl. Zernin, Erinnerungen an Joseph Viktor v. S. (2. Aufl., Darmst. 1887); Ruhemann, Joseph Viktor v. S., sein »Leben und Dichten« (Stuttg. 1887); Pilz, Viktor v. S. (Leipz. 1887); J. Proelß, Scheffels Leben und Dichten (Berl. 1887; Volksausgabe: »S., ein Dichterleben«, Stuttg. 1902); Ad. Hausrath, S. und Anselm Feuerbach (in der »Deutschen Rundschau«, 1887); »Literaturbilder fin de siècle; I.: S.« (Leipz. 1896); Weiß, Hohentwiel und Ekkehard in Geschichte, Sage und Dichtung (St. Gallen 1900); Ford, S. als Romandichter (Dissertation, Münch. 1900); Luise v. Kobell, J. V. v. S. und seine Familie (Wien 1901); Boerschel, J. V. v. S. und Emma Heim, eine Dichterliebe (Berl. 1906). – Der 1890 in Wien gegründete Scheffelbund veröffentlichte: »Scheffel-Gedenkbuch« (Wien 1890, Dresd. 1895) und ein Jahrbuch u. d. T. »Nicht rasten und nicht rosten« (Leipz. 1897, Berl. 1898, Wien 1900 ff.).

Widmung

Vergnüglich flüsternd ziehn des Neckar Wogen

Vorbei dem Ursitz deutscher Wissenschaft,

Hoch ob der Brücke schlanken Pfeilerbogen

Hebt sich des Schlosses giebelstolze Kraft.

Ein Blütenschnee von Kirschen, Pfirsich, Flieder

Flockt duftverhauchend um das junge Grün,

Und prangt Altheidelberg im Lenzschmuck wieder,

Sorgt niemand viel sich um des Lebens Mühn.

In diesem Tal der weißen Blütenbäume

Kam mir des Ortes Genius oft genaht

Und fügte Scherz, Humor und heitre Träume

Zum Wissensernst der alten Musenstadt.

Er ging nicht steif in klassischen Gewanden,

Ging keck und flott und trank wie ein Student

Und glich nicht viel den neun antiken Tanten,

Die man im Mythus mit Apollo nennt.

Was er mich lehrte, bracht' ich in den Engern,

Wo eine treubewährte Freundesschar

Den Mittwoch in den Donnerstag zu längern

Bei goldnem Rheinwein oft beflissen war.

Da fiel's nicht schwer, die Saiten hell zu schlagen,

Selbst würdige Pfarrherrn wurden singend laut,

Wenn uns ein Meister dessen Tod wir klagen,

Mit kundiger Hand den Maientrank gebraut.

Zwei Kesselpauken dienten als Orchester

Und eines Ofenschirms gewalztes Blech,

Das dröhnte oft zum Rundgesange fester

Denn Meeressturm und wilden Heers Gezech.

Zum lustigen Wort fand sich die lustige Weise

Und oft scholl Beifall unsrer schlichten Art,

Als läg' in diesem Maiweinnipekreise

Waldmeisters Wunderhorn als Schatz verwahrt.

Als von der Neckarstadt, der ewig heitern,

Zur Ferne sich mein Lebenspfad gewandt,

Ward manch ein Schreibebrief noch aus dem Weitern

Mit Freundesgruß dem Engern zugesandt.

Von welschen wie von deutschen Landschaftsbildern

Hielt dies und das Erinnerung zurück

Gleich Blättern eines Skizzenbuchs: sie schildern

Harmloser Wanderlust verflüchtigt Glück.

Nun schau' ich aus solidem Schwabenalter

Auf dieser Lyrik jugendtollen Schwung

Und reiche lächelnd meinen Liederpsalter

Den Zechern allen, die im Herzen jung.

Wer Spaß versteht, wird manchmal kräftigst lachen,

Und wen manch Lied schier allzu durstig deucht,

Der tröste sich: 's war anders nicht zu machen,

Der Genius Loci Heidelbergs ist feucht!

Im Mai 1867.

Naturwissenschaftlich

Der Granit

In unterirdischer Kammer

Sprach grollend der alte Granit:

»Da droben den wäßrigen Jammer

Den mach' ich jetzt länger nicht mit.

Langweilig wälzt das Gewässer

Seine salzige Flut übers Land,

Statt stolzer und schöner und besser

Wird alles voll Schlamm und voll Sand.

Das gäb' eine mitleidwerte

Geologische Leimsiederei,

Wenn die ganze Kruste der Erde

Nur ein sedimentäres Gebräu.

Am End' würd' noch Fabel und Dichtung,

Was ein Berg – was hoch und was tief;

Zum Teufel die Flözung und Schichtung,

Hurra! ich werd' eruptiv!«

Er sprach's, und zum Beistand berief er

Die tapfern Porphyre herbei,

Die kristallinischen Schiefer

Riß höhnisch er mitten entzwei.

Das zischte und lohte und wallte,

Als nahte das Ende der Welt;

Selbst Grauwack, die züchtige Alte,

Hat vor Schreck auf den Kopf sich gestellt.

Auch Steinkohl' und Zechstein und Trias

Entwichen, im Innern gesprengt,

Laut jammert im Jura der Lias,

Daß die Glut ihn von hinten versengt.

Auch die Kalke, die Mergel der Kreiden

Sprachen später mit wichtigem Ton:

»Was erstickte man nicht schon beizeiten

Den Keim dieser Revolution?«

Doch vorwärts, trotz Schichten und Seen,

Drang siegreich der feurige Held,

Bis daß er von sonnigen Höhen

Zu Füßen sich schaute die Welt.

Da sprach er mit Jodeln und Singen:

»Hurra! das wäre geglückt!

Auch unsereins kann's zu was bringen,

Wenn er nur herzhaftiglich drückt!«

Der Ichthyosaurus

Es rauscht in den Schachtelhalmen,

Verdächtig leuchtet das Meer,

Da schwimmt mit Tränen im Auge

Ein Ichthyosaurus daher.

Ihn jammert der Zeiten Verderbnis,

Denn ein sehr bedenklicher Ton

War neuerlich eingerissen

In der Liasformation.

»Der Plesiosaurus, der Alte,

Er jubelt in Saus und Braus,

Der Pterodaktylus selber

Flog neulich betrunken nach Haus.

Der Iguanodon, der Lümmel,

Wird frecher zu jeglicher Frist,

Schon hat er am hellen Tage

Die Ichthyosaura geküßt.

Mir ahnt eine Weltkatastrophe,

So kann es ja länger nicht gehn;

Was soll aus dem Lias noch werden,

Wenn solche Dinge geschehn?«

So klagte der Ichthyosaurus,

Da ward es ihm kreidig zumut';

Sein letzter Seufzer verhallte

Im Qualmen und Zischen der Flut.

Es starb zu derselbigen Stunde

Die ganze Saurierei,

Sie kamen zu tief in die Kreide,

Da war es natürlich vorbei.

Und der uns hat gesungen

Dies petrefaktische Lied,

Der fand's als fossiles Albumblatt

Auf einem Koprolith.

Der Tazzelwurm

Festlied bei Aufstellung des Herbergschildes »Zum feurigen Tazzelwurm« am Bergwirtshäuslein zur Rehau, beim Übergang über die Audorfer Almen.

Als noch ein Bergsee klar und groß

In dieser Täler Tiefen floß,

Hab' ich allhier in grober Pracht

Gelebt, geliebt und auch gedracht

Als Tazzelwurm.

Vom Pentling bis zum Wendelstein

War Fels und Luft und Wasser mein,

Ich flog und ging und lag gerollt,

Und statt auf Heu schlief ich auf Gold

Als Tazzelwurm.

Hornhautig war mein Schuppenleib

Und Feuerspei'n mein Zeitvertreib,

Und was da kroch den Berg herauf,

Das blies ich um und fraß es auf

Als Tazzelwurm.

Doch als ich mich so weit vergaß

Und Sennerinnen roh auffraß,

Da kam die Sündflut grausenhaft

Und tilgte meine Bergwirtschaft

Zum Tazzelwurm.

Jetzt zier' ich nur gemalt im Bild

Des Schweinesteigers neuen Schild,

Die Senn'rin hört man jauchzend schrei'n,

Und keine fürcht't das Feuerspei'n

Des Tazzelwurms.

Und kommt so ein gelahrtes Haus,

So höhnt's und spricht: »Mit dem ist's aus,

Der war ein vorsündflutlich Vieh,

Doch weise Männer sahn noch nie

Den Tazzelwurm.«

Kleingläub'ge Zweifler! kehrt nur ein

Und setzt auf Bier Tiroler Wein ...

Ob ihr dann bis nach Kufstein fleucht,

Ihr spürt, daß ich euch angekeucht

Als Tazzelwurm.

Und ernsthaft spricht der Klausenwirt:

»Schwernot! woher sind die verirrt?

Das Fußwerk schwankt ... im Kopf ist Sturm ...

Die sahen all' den Tazzelwurm!

Den Tazzelwurm!«

Das Megatherium

Was hangt denn dort bewegungslos

Zum Knaul zusammgeballt

So riesenfaul und riesengroß

Im Ururururwald?

Dreifach so wuchtig als ein Stier,

Dreifach so schwer und dumm –

Ein Klettertier, ein Krallentier:

Das Megatherium!

Träg glotzt es in die Welt hinein

Und gähnt als wie im Traum,

Und krallt die scharfen Krallen ein

Am Embahubabaum.

Die Früchte und das saftige Blatt

Verzehrt es und sagt: »Ai!«

Und wenn's ihn leer gefressen hat,

Sagt's auch zuweilen: »Wai!«

Dann aber steigt es nicht herab,

Es kennt den kürzern Weg:

Gleich einem Kürbis fällt es ab

Und rührt sich nicht vom Fleck.

Mit rundem Eulenangesicht

Nickt's sanft und lächelt brav:

Denn nach gelungener Fütterung kommt

Als Hauptarbeit der Schlaf.

... O Mensch, dem solch ein Riesentier

Nicht glaublich scheinen will,

Geh nach Madrid! dort zeigt man dir

Sein ganz Skelett fossil.

Doch bist du staunend ihm genaht,

Verliere nicht den Mut:

So ungeheure Faulheit tat

Nur vor der Sündflut gut.

Du bist kein Megatherium,

Dein Geist kennt höhere Pflicht,

Drum schwänze kein Kollegium

Und überfriß dich nicht.

Nütz' deine Zeit, sie gilt statt Gelds,

Sei fleißig bis zum Grab,

Und steckst du doch im faulen Pelz,

So fall' mit Vorsicht ab!

Der Basalt

  »Mag der basaltene Mohrenstein

  Zum Schreck es erzählen im Lande,

  Wie er gebrodelt in Flammenschein