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Die Auszeit von Kommissarin Viveca Brandt währt nur kurz, als sie bei einem Waldspaziergang auf einen orientierungslos wirkenden Jungen trifft. Neben seinen Verletzungen, reagiert er auch nicht auf ihre Ansprache und verhält sich seltsam. Sie lässt ihn in ein Krankenhaus einweisen und beschließt, das Rätsel um den stummen Jungen zu lösen. Noch am selben Tag werden Viveca und ihre Kollegin zu einem mysteriösen Unfall gerufen. Ein Transporter steht verlassen auf einer Lichtung und von der Ladefläche werden vier Leichen geborgen. Die Kommissarinnen müssen nun herausfinden, warum das Fahrzeug zur Todesfalle wurde, aus der es kein Entrinnen gab. Das Team ermittelt mit Hochdruck, um die Identität der Toten und deren Herkunft zu entschlüsseln. Schon bald wird ihnen klar, worum es in diesem Fall tatsächlich geht, und sie müssen die Täter stoppen.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Anmerkung
Protagonisten
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
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Impressum
Auf das in Schweden übliche Duzen wurde zugunsten der Lesbarkeit verzichtet.
Die Geschichte sowie sämtliche Protagonisten, Institutionen und Handlungen sind in diesem Roman frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Wo tatsächlich existierende Orte erwähnt werden, geschieht das im Rahmen fiktiver Ereignisse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Seit Tagen hatte es geregnet und die Kleidung klebte unangenehm am Körper. Der U-Bahnschacht war dunkel und durch die hohe Luftfeuchtigkeit schien nichts mehr zu trocknen. Zusammengesunken und hungrig hockten die Kinder auf den Matratzen, weil sie wegen des schlechten Wetters kaum zum Betteln und Schnorren gekommen waren.
„Es hat aufgehört, wir können endlich wieder raus“, rief Maxim freudestrahlend.
„Endlich“, sagte Kolja und erhob sich, um sich den Staub von der Jeans zu klopfen.
Nika tat es ihm gleich und geriet kurz ins Straucheln. Kolja griff ihm unter die Arme.
„Hey, alles klar bei dir?“
„Mir geht es nicht so gut, ich habe seit Tagen nichts mehr gegessen.“
„Nika, das ändert sich jetzt. Wenn wir uns im Supermarkt aufteilen, können wir uns die Taschen vollpacken, ohne dass sie uns erwischen, weil wir so viele sind. Also, wer ist dabei?“
Dünne Ärmchen streckten sich nach oben, um an diesem Beutezug teilzunehmen.
„Perfekt, dann machen wir uns auf den Weg.“
Sie kletterten durch einen weiteren Schacht nach oben und blinzelten dem hellen Tageslicht entgegen. Riesige Pfützen hatten sich auf dem Kopfsteinpflaster gebildet, in denen sich die Häuser und der Himmel spiegelten. Die Touristen umrundeten hastig mit gesenkten Köpfen und Regenschirmen in der Hand die kleinen Seen.
„Scheißwetter“, fluchte Kolja. „Wir können absolut nichts abgreifen, das verdirbt uns den ganzen Schnitt.“
Nikas Magen meldete sich lautstark zu Wort.
„Können wir?“, fragte er ungeduldig.
Genau in diesem Moment trat ein Mann an sie heran.
„Habt ihr kurz Zeit?“, fragte er.
„Worum geht’s?“ Kolja beäugte ihn misstrauisch.
„Zwanzig Mäuse für jeden, der uns hilft, einen Lkw zu beladen“, sagte der bärtige Hüne und wedelte mit einem Bündel Scheine.
„Ich will auch, ich will auch“, rief der sechsjährige Sascha und hüpfte wie ein Flummi auf und ab, damit er nicht übergangen wurde. Er war sehr blass und schmal und vom harten Leben auf der Straße gezeichnet. Seine Eltern hatten ihn wegen seiner geistigen Beeinträchtigung kurzerhand vor die Tür gesetzt und sich selbst überlassen.
„Aber sicher darfst du uns helfen, auch die Kleineren bekommen eine Chance.“ Der Bärtige lächelte milde.
„Ich kaufe mir gleich etwas zu essen“, rief Maxim verzückt und leckte sich voller Vorfreude über die rissigen Lippen. Er hatte seit Tagen nichts gegessen.
Nachdem der bärtige Hüne die Kinder ausgewählt hatte, setzte sich der Tross in Bewegung. Nika bemerkte, dass es hauptsächlich die Jüngeren waren, die der breitschultrige Mann um sich geschart hatte. Das ergab in seinen Augen wenig Sinn, denn die größeren waren bedeutend kräftiger und konnten viel mehr tragen. Vielleicht hatte sich der Bärtige auch nur aus Mitleid für sie entschieden. Nicht alle Menschen waren grundsätzlich schlecht.
Nika schloss sich ihnen an und konnte es kaum erwarten, die Scheine in seiner Hand zu fühlen, denn sein Magen knurrte mittlerweile wie ein bösartiger Wolf. Der Hunger war ihr ständiger Begleiter und fraß sich schmerzhaft durch die Eingeweide. Manchmal konnte man das nur ertragen, indem man Drogen nahm. Aber nach dem Tripp wurde es meist nur noch schlimmer. Ein Teufelskreis.
In der Gruppe wurde die Beute geteilt, wobei sich die Älteren oft das Recht herausnahmen, den anderen ihre Ressourcen wegzunehmen. Jeder kämpfte ums Überleben und in den kalten Wintern von Sankt Petersburg war es besonders schwer. Allein bei diesem Gedanken schlang Nika fröstelnd die Arme um seinen Oberkörper. Er war ein eher zarter Junge von zwölf Jahren mit weichen Gesichtszügen, weshalb er in der Gruppe oft als Schönling verspottet wurde. Sein verträumter Blick war meist in die Ferne gerichtet und er malte sich seine Zukunft in rosigen Farben aus.
Vor einem Jahr war er von zu Hause ausgerissen, als sein Vater im Alkoholrausch wiederholt auf seine Mutter und ihn eingeprügelt hatte. Das war auf Dauer unerträglich gewesen. Jeden Tag hatte er gehofft, dass seine Mutter irgendwann ihre Sachen packen und mit ihm verschwinden würde. Aber das hatte sie nie getan, sondern stumm ausgeharrt.
„So, da wären wir“, riss der Bärtige ihn aus seinen Gedanken. „Jeder von euch schnappt sich einen Karton und stapelt ihn auf der Ladefläche.“
Die acht Jungen und drei Mädchen scheuten sich nicht und hoben brav die Kartons hoch. Diese waren nicht allzu schwer und so stiegen die Kinder nacheinander in den Frachtraum des Lkws. Sie mussten sich einen Moment gedulden, bis ihnen gezeigt wurde, wie sie die Kartons zu stapeln hatten. Danach ging es zügig voran und sie errichteten eine hohe Mauer aus Pappe. Am Ende sah sich der Bärtige das Ganze an und schien sichtlich zufrieden.
„Dann kommt mal alle her“, rief er die Kids zu sich und wedelte mit dem Bündel Scheine.
Genau in diesem Moment fegte ein Windstoß ins Innere und riss dem Bärtigen die Scheine aus der Hand, die nun durch die Luft wirbelten. Die Jüngsten waren damit beschäftigt, so viel Scheine wie möglich einzusammeln, und auch Nika bückte sich. Plötzlich gab es einen dumpfen Schlag und es wurde schlagartig dunkel um sie herum. Jemand hatte die Ladeluke geschlossen. Adrian war sofort an der Luke und hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Metall.
„Sofort aufmachen!“, brüllte er panisch.
Auch die anderen stimmten in sein Geschrei mit ein. Aber es nützte nichts. Als der Motor angelassen wurde, klammerten sie sich ängstlich aneinander. Nur einen Atemzug später setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
„Verdammt, hier stimmt etwas nicht“, schrie Adrian, der von einer heftigen Panikattacke gebeutelt wurde.
„Ruhig Leute, lasst uns überlegen, was wir machen können“, rief Kolja, der Älteste unter ihnen.
„Wir können gar nichts machen, die haben uns eingesperrt“, schrie Adrian hysterisch und schlug wild um sich.
„Hör sofort auf mit dem Mist“, brüllte Kolja und schlug ihm ins Gesicht. Adrian verstummte sofort.
„Die haben das mit Absicht gemacht“, sagte Nika und spürte, wie sein Herz hart gegen die Rippen pochte.
„Ja, um uns für Experimente zu missbrauchen, das hört man doch immer wieder“, schniefte Adrian.
„Jetzt halt die Klappe und mach uns keine Angst“, raunzte Kolja zurück.
„Aber Adrian hat recht. Ich habe auch schon gehört, dass in letzter Zeit immer wieder Kinder verschwinden“, sagte Nika. „Oder willst du bestreiten, dass uns der Bärtige reingelegt hat?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Vielleicht bringen die uns nach Amerika, wo wir adoptiert werden. Es gibt tatsächlich Leute, die bereit sind, viel Geld für uns zu bezahlen“, geriet Maxim ins Schwärmen.
„Du spinnst ja total“, rief Kolja. „Als ob die nur darauf warten würden, Losern wie uns eine Chance zu geben.“
„Warum nicht?“, mischte sich Aurora ins Gespräch.
„Was weißt du denn schon“, sagte Kolja verächtlich.
„Mehr als du denkst“, erwiderte sie schnippisch.
Aurora hatte meistens recht. Sie war pfiffig, wissbegierig und wusste, wie man sich durchs Leben schlug. Eigentlich schade, dass sie auf der Straße gelandet war, sie hatte Besseres verdient.
„Es macht wenig Sinn, jetzt aufeinander loszugehen“, schlug Nika einen versöhnlichen Ton an. „Wir sollten lieber darüber nachdenken, wie wir hier wieder rauskommen.“
„Glaubst du echt, dass wir gegen diesen Hünen eine Chance haben? Der würde uns mit einem Schlag fertigmachen“, entgegnete Kolja.
„Vielleicht können wir den Typen überlisten.“
„Nika, das ist doch Bullshit.“
„Warum? Irgendwann muss er die Klappe wieder aufmachen und wenn wir alle gleichzeitig nach vorn stürmen, haben wir eine Chance, zu entkommen.“
„Und was ist mit denen, die es nicht schaffen?“, fragte Adrian.
„Keine Ahnung“, antwortete Nika. „Aber die, die frei sind, können Hilfe holen.“
„Das ich nicht lache“, rief Kolja und geriet ins Straucheln, als der Lkw eine scharfe Kurve nahm. „Als ob die Bullen uns helfen würden. Ehe du bis drei zählen kannst, hätten die uns in ein Heim für Schwererziehbare gesteckt.“
„Ich werde es auf jeden Fall versuchen, egal, was ihr davon haltet. Dann sind wir eben alle Einzelkämpfer und jeder auf sich allein gestellt“, antwortete Nika trotzig und wandte sich ab. Aufgeben kam für ihn nicht infrage.
Irgendwann, nach einer endlos langen Fahrt, wurde die Heckklappe des Lkws geöffnet. Der Bärtige stellte Wasser und Lebensmittel auf dem Boden ab und baute sich vor ihnen auf. Dann zog er eine Waffe aus seinem Hosenbund und richtete diese auf sie. Erschrocken wichen sie zurück.
„Wir werden jetzt einen kleinen Ausflug machen, und wer es wagt, auch nur einen einzigen Mucks von sich zu geben, wird die Folgen schmerzhaft zu spüren bekommen“, drohte er. „Haben wir uns verstanden?“
Sie nickten zustimmend, was hätten sie in dieser Situation auch anderes tun sollen?
„Ihr versteckt euch hinter den Kartons und wartet ab, bis wir euch das Zeichen geben, dass ihr euch rühren könnt. Ist das soweit klar?“
Die geschlossene Ladeluke katapultierte sie wieder in das diffuse Dämmerlicht zurück.
„Ich will hier raus“, schluchzte Andres leise.
„Schhhhh …“ Aurora legte bedeutungsvoll den Zeigefinger auf ihre Lippen.
Der Transporter nahm wieder Geschwindigkeit auf, bis er irgendwann nach gefühlten Stunden seine Fahrt stoppte. Die Geräuschkulisse hatte sich drastisch verändert, Fahrzeuge hupten und der Lkw bewegte sich nur noch im Schritttempo vorwärts, bis er gänzlich zum Stillstand kam. Die Zeit verstrich quälend langsam, ohne dass sie von ihrem Schicksal erlöst wurden. Irgendwann begriff Nika, dass sie sich auf einem Schiff befanden. Das gleichförmige Schaukeln des Fahrzeuges konnte nur durch Wellengang entstanden sein.
Als plötzlich die Ladeluke geöffnet wurde, wichen sie alle verängstigt zurück. Noch bevor der Bärtige die Lebensmittel abstellen konnte, nahm Nika Anlauf, rannte auf den Hünen zu und sprang von der Ladefläche, bevor ihm überhaupt klar geworden war, was er da tat. Dann schlängelte er sich zwischen den abgestellten Fahrzeugen hindurch, öffnete wahllos eine Tür und betrat einen schmalen Gang. Er entdeckte ein Schild, das den Weg zu den Toiletten wies, und folgte dem Pfeil, um sich dann in einer Kabine zu verschanzen.
Mit klopfendem Herzen presste er sein Ohr gegen die Tür und lauschte. Er schien Glück zu haben, niemand hatte ihn gesehen. Hastig hangelte er sich die Trennwand nach oben und riss das Lüftungsgitter heraus. Er war wendig und flink und es bereitete ihm kaum Mühe, in den schmalen Lüftungsschacht zu klettern. Mit den Ellenbogen robbte er voran, immer darauf bedacht, so wenig Lärm wie möglich zu verursachen. Das Dröhnen und Stampfen der Maschinen waren dabei von Vorteil.
Er kam nur mäßig schnell voran und orientierte sich ausschließlich am Luftzug. Irgendwo müsste es nach draußen gehen.
„Hast du das gehört?“
Nika konnte die Sprache zwar nicht verstehen, aber sie hatte geradezu hysterisch geklungen. Wahrscheinlich war er viel zu laut gewesen, er musste vorsichtiger sein. So eine Chance wie diese würde sich ihm nie wieder bieten. Er verharrte einen Moment reglos, dann robbte er weiter. Das Lüftungssystem schien endlos lang und verwinkelt zu sein.
Schweiß rann ihm von der Stirn und sein fleckiges Shirt, das er schon seit Tagen am Leib trug, klebte am Rücken. Er hatte nur sehr wenig zu essen bekommen und schwächelte schon bei der geringsten Anstrengung. Fraglich, ob er es aus dem Lüftungslabyrinth überhaupt herausschaffen würde. Immer wieder musste er pausieren. Irgendwann, als er schon kurz davor war aufzugeben, konnte er trotz des ständigen Brummens der Klimaanlage das Rauschen des Meeres hören.
Der Überlebenswille erwachte und trieb Nika voran. Ihm war es mittlerweile egal, wie viel Lärm er verursachte, er wollte endlich wieder frei atmen können. Seit Tagen war er in diesem Container gefangen, hatte mit den anderen im diffusen Dämmerlicht ausgeharrt und kein Tageslicht zu Gesicht bekommen. Er bog in einen weiteren Lüftungsschacht ab, der ihn direkt nach draußen führte. Allerdings war das Gitter fest verschraubt.
Mit den Händen konnte er absolut nichts bewirken, von dem bisschen Rütteln bewegte sich das Lüftungsgitter keinen Millimeter. Wenn er mit den Füßen voran gekrochen wäre, hätte er dagegentreten können. Aber so?
Es war ein schwieriges Unterfangen, sich in diesem engen Lüftungsschacht umzudrehen, aber irgendwann hatte er es geschafft. Kraftvoll trat er mit den Füßen gegen das Gitter und ignorierte die dumpfen Schläge, die er dabei verursachte. Damit konnte er zwar nicht die festsitzenden Schrauben lösen, aber die Schweißnähte des Gitters schienen seinen Tritten nicht standzuhalten.
Nika war mittlerweile ausgepowert, aber seinem Ziel nähergekommen. Ein letzter Tritt – und die Verstrebung löste sich vom Rahmen. Er war frei, er war tatsächlich wieder frei. Mit letzter Kraft ließ er sich mit den Füßen voran vom Lüftungsschacht auf das Deck gleiten. Ein kühler Wind wirbelte durch sein verschwitztes Haar und Nika sog die frische Luft in seine Lungen. Verdammt, tat das gut.
„Hast du das gehört? Als hätte jemand gegen die Wand getreten.“
Kaum hatte Nika diese Worte vernommen, machte er einen Satz nach vorn und huschte zu einer Tür, die Sicherheit versprach. Er öffnete sie und verschwand im Inneren. Angestrengt lauschte er dem Gespräch der Männer, konnte aber kaum ein Wort verstehen. Er wartete, bis sie weitergegangen waren und verließ sein Versteck. Aufmerksam scannte er das Deck und als niemand zu sehen war, trat er an die Reling und schaute hinunter auf die dunklen Fluten. Ihm war ziemlich mulmig zumute, als er sah, wie die Schiffsschrauben das Wasser zerwühlten. Wenn er dort hineingeraten würde, wäre das sein Ende. Aber es sollte nicht so enden, er hatte sein ganzes Leben noch vor sich.
Jetzt komm schon, spring, sagte seine innere Stimme. Denn wenn sie dich erwischen, bist du fällig.
Er schluckte und lockerte seinen Griff. Dass er nicht schwimmen konnte, war nicht gerade von Vorteil in einer Situation wie dieser.
„Ich habe ihn, er ist dort vorn!“, hörte er plötzlich den tiefen Bass einer Männerstimme.
Sein Herz rutschte ihm vor Schreck beinahe in die Hose. Er hatte das alles nicht auf sich genommen, um wieder geschnappt zu werden. Jetzt oder nie!
Seine Finger lösten sich von der Reling und er spürte im freien Fall den Wind in seinen Haaren. Dann durchbrach er die Wasseroberfläche und erschrak, wie kalt das Wasser doch war. Die dunklen Fluten schlugen über ihm zusammen, rissen ihn in die Tiefe und tausend Nadelstiche tanzten über seine Haut. Wie ein Ping-Pong-Ball wurde er hin- und hergeworfen und verlor die Orientierung. Er konnte nicht mehr unterscheiden, wo oben und unten war. Was, wenn er in die todbringenden Schiffsschrauben geriet?
Er strampelte wie wild, um wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen. Seine Lungen brannten und schrien nach dem belebenden Sauerstoff. Aber er durfte dem Drang nicht nachgeben, wenn er überleben wollte – und das wollte er unbedingt. Er kämpfte, verausgabte sich völlig und musste schließlich einsehen, dass er den Kampf verloren hatte. Das Gefühl, in die Tiefe abzudriften, ließ ihn schließlich willenlos werden.
Er hatte alles gegeben und letzten Endes doch verloren. Goodbye, du Welt da draußen, jetzt musst du einen Versager weniger beherbergen.
Kommissarin Viveca Brandt hatte ihre freien Tage genutzt, um nach Robertsholm zu fahren, wo ihr Mann Krister und sie ein kleines Ferienhaus am See besaßen. Der aktuelle Fall war abgeschlossen und so hatte sie sich diese kurze Auszeit gegönnt. Nun war sie am frühen Morgen mit Thor, ihrem Mischlingshund, im Wald unterwegs.
Das grüne Blätterdach über ihr rauschte sacht im Wind und sie naschte hier und da von den Beeren, die zu praller Fülle herangereift waren. Thor hingegen ging seiner Leidenschaft der Fährtensuche nach und hatte seine feuchte Nase auf den Boden geheftet. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass sein Frauchen immer wieder stehenblieb, um an irgendwelchem Grünzeug zu zupfen.
Als sich die Suchleine erneut straffte, wurde Viveca nach hinten gerissen und landete unsanft auf ihrem Hinterteil.
„Thor, verdammt noch mal, muss das sein?“, schimpfte sie, stieß aber bei ihrem Hund auf taube Ohren.
Doch sie konnte ihm nie wirklich lange böse sein, auch wenn er stets auf ihrer Nase herumtanzte. Während sie beruflich die Zügel fest in der Hand hielt, scheiterte sie bei diesem Vierbeiner kläglich. Aber das brauchten die Kollegen ja nicht zu erfahren, dachte sie lächelnd.
Sie lief hinunter zum See und genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen. Ein Spaziergänger, der ihr entgegenkam, grüßte freundlich. Ja, diesen Urlaub hatte sie sich mehr als verdient.
Sie nahm die übliche Strecke am Ufer entlang und kürzte den Rückweg wieder durch den Wald ab. Die Wildtiere hatten schmale Trampelpfade hinterlassen, auf denen sie bequem entlanglaufen konnte. Thor benahm sich ganz manierlich, aber nur, weil er sich vorhin schon ausgepowert hatte.
„Braver Junge“, sagte sie und kraulte ihn zwischen den Ohren.
Eine Hündin wäre ihr zwar lieber gewesen, aber sie hatte Thor auf einer ihrer Auslandsreisen entdeckt, wo er sein Dasein als Kettenhund gefristet hatte. Treuherzig hatte er ihre Hand abgeschleckt und in diesem Augenblick war es um sie geschehen. Krister hatte sich anfangs zwar gesträubt, das umständliche Prozedere einer Adoption auf sich zu nehmen. Aber irgendwann hatte Viveca ihn weichgeklopft und Thor war mit ihnen nach Schweden gereist.
Plötzlich preschte der Rüde nach vorn und die Leine spannte sich ruckartig. Sie hätte ihn nicht loben dürfen, das rächte sich jetzt, dachte sie genervt und holte die lange Laufleine wieder ein. Aber Thor schien sich mit aller Macht dagegenzustemmen. Um sicherzugehen, dass die Leine nicht irgendwo hängen geblieben war, bahnte sie sich einen Weg durchs dichte Unterholz.
Sie hörte Thor leise winseln und wunderte sich. Das hatte er bei den gemeinsamen Spaziergängen noch nie getan. Er war oft frech, wild und ungestüm, aber sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, ihn mit Strenge zu erziehen. Das brachte sie nach seinem Schicksal einfach nicht übers Herz.
„Alles gut, ich bin gleich bei dir“, redete sie mit sanfter Stimme auf ihn ein, um ihn zu beruhigen.
Sie musste nur noch wenige Meter zurücklegen und konnte sein schwarzes Fell schon zwischen den Baumstämmen sehen. Als sie Thor erreicht hatte, stockte ihr der Atem. Sie kniete sich sofort neben den verletzten Jungen, um nach seinem Handgelenk zu greifen. Wenn auch schwach, aber der Puls war noch vorhanden. Sie zog ihr Smartphone aus der Hosentasche und tippte die Notfallnummer ein, um einen Krankenwagen anzufordern. Dann ging sie wieder in die Hocke, um sich um den Jungen zu kümmern.
„Was ist passiert?“, fragte sie und der Junge schlug blinzelnd die Augen auf.
Behutsam versuchte sie, seinen Oberkörper aufzurichten. Aber der Junge stöhnte leise vor Schmerzen.
„Schon gut, schon gut“, sagte sie und ließ seinen Kopf wieder zurück auf das weiche Moos sinken.
Sie bemerkte, dass er zitterte und beschloss, rasch zum Wagen zu laufen, um eine Decke zu holen. Wahrscheinlich stand er unter Schock. Sie band die Leine an einem Baum fest und strich Thor über den Kopf.
„Du wirst jetzt gut auf den Kleinen aufpassen, ich bin gleich zurück.“
Thor wedelte kurz mit der Rute und Viveca hoffte, dass er sie verstanden hatte. So schnell sie konnte, hetzte sie durchs Dickicht, bis sie den Wagen erreicht hatte. Sie öffnete den Kofferraum, nahm die Decke und eine Wasserflasche heraus und tauchte dann wieder in die grüne Oase ein. Sie musste eine Rekordzeit hingelegt haben und Thor begrüßte sie freudig.
Sie ging wieder in die Hocke, stützte vorsichtig den Kopf des Jungen und setzte die Flasche an seine Lippen. Er trank gierig, wobei ihm das meiste Wasser an den Mundwinkeln herablief. Anschließend wickelte sie ihn in die Decke ein, wobei er immer wieder schmerzvoll das Gesicht verzerrte. Viveca war erschüttert darüber, in welch schlechtem körperlichen Zustand sich der Junge befand. Sie hatte deutlich die Rippenbögen unter seiner Haut fühlen können, ein deutliches Zeichen von Unterernährung. Sowohl sein Körper als auch die Kleidung starrten vor Schmutz und verströmten einen unangenehmen Geruch.
„Wie bist du hierhergekommen?“, fragte sie und strich dem Jungen durchs Haar.
Er blieb ihr eine Antwort schuldig und blickte sie mit seinen großen Augen ängstlich an.
„Du musst dich nicht fürchten, ich werde dir nichts tun“, versprach sie mit sanfter Stimme. „Wie heißt du denn?“
Wieder große Kulleraugen und keine Antwort.
„Die Sanitäter werden gleich hier sein, um dich zu versorgen. Du siehst ganz schön übel aus und die Platzwunde an der Stirn muss mit Sicherheit genäht werden.“ Sie strich ihm abermals tröstend durchs Haar. „Wenn du mir deinen Namen sagen würdest, könnte ich deine Eltern verständigen. Sie machen sich bestimmt schon große Sorgen.“
Leider blieb der Junge stumm wie ein Fisch.
„Wenn dir das Sprechen Schmerzen bereitet, dann kannst du auch mit den Augen blinzeln oder einen Finger zeigen. Ein Finger steht für Ja und zwei Finger für Nein“, sagte sie. „Hast du einen Unfall gehabt?“
Sie beobachtete ihn aufmerksam, damit ihr ja keine Regung entging. Hatte er gerade geblinzelt?
„Also ein Unfall, ja?“, hakte sie sicherheitshalber nach.
Kein Fingerzucken, kein Blinzeln, absolut nichts.
Wahrscheinlich saß der Schock so tief, dass es dem Jungen nicht möglich war, zu antworten. Viveca setzte sich neben ihn und nahm seine Hand, um ihm wenigstens einen Hauch von Trost zu vermitteln.
Nur wenige Minuten später knackte es im Unterholz und sie sprang unvermittelt auf.
„Hier, wir sind hier!“, rief sie und winkte mit den Armen.
Thor begann lauthals zu kläffen, als die Sanitäter auf der Bildfläche erschienen.
„Schluss jetzt!“, ermahnte sie den Rüden und erklärte der Notärztin, wie sie den Jungen vorgefunden hatte.
„Sieht nach einem Unfall aus, als wäre er von einem Baum gefallen. Zumindest ist das meine erste Vermutung“, erklärte die Ärztin nach einer kurzen Untersuchung.
„Sind die Verletzungen schwer?“, fragte Viveca.
„Auf den ersten Blick nicht. Rippenprellungen, Hämatome und Platzwunden. Genaueres kann man erst im Krankenhaus sagen. Wie heißt der Kleine denn, damit wir seine Eltern verständigen können.“
„Er hat kein einziges Wort gesagt, wahrscheinlich steht er noch unter Schock.“
„Sein Gesundheitszustand scheint mir nicht der beste zu sein, da werden meine Kollegen einiges zu tun haben.“
„Könnte er misshandelt worden sein?“, fragte Viveca.
„Das kann ich nicht ausschließen“, antwortete die Ärztin.
„Ich bin übrigens Kommissarin aus Sandviken.“
„Dann ist der Junge ja von der richtigen Person gefunden worden. Sie können sich jederzeit im Krankenhaus erkundigen, was die Untersuchungen ergeben haben.“
„Das werde ich, vielen Dank.“
Nachdem der Junge auf die Trage gelegt worden war, trat Viveca an ihn heran, um sich von ihm zu verabschieden.
„Ich hoffe, dass du schnell wieder gesund wirst, und ich verspreche dir, dich im Krankenhaus zu besuchen. Jetzt bist du in den besten Händen und dir kann nichts mehr passieren.“
Viveca blickte in diese großen runden blauen Augen. Was war diesem Jungen bloß zugestoßen? Hatte er Angst, seinen Namen zu nennen, weil ihm von seinen Eltern eingebläut worden war, besser zu schweigen? Aber wie war er an diesen Ort gekommen? Hoffentlich konnte das Personal im Krankenhaus herausfinden, wohin er gehörte.
Sie löste die Leine vom Baum und lobte Thor für sein Verhalten. Nach einem kurzen Aufbäumen hatte er brav danebengesessen und das Prozedere still beobachtet.
„So, jetzt geht’s wieder zurück“, sagte sie und Thor trottete hinterher.
Sie war dankbar, dass der Hund den Jungen aufgespürt hatte und ihm auf diese Weise Hilfe zuteilgeworden war. Insgeheim betrachtete sie es als Wink des Schicksals, so als hätte Thor eine Schuld beglichen. Ohne ihn wäre der Junge vielleicht erst viel später entdeckt worden und sie wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie das hätte enden können.
Sie öffnete die Autotür und Thor sprang auf den Rücksitz, wo sie ihm das Geschirr mit dem Gurt anlegte. Dann fuhr sie zurück und hielt unterwegs noch an der Bäckerei, weil sie noch nichts gefrühstückt hatte. Die noch warmen Zimtschnecken kamen da gerade recht, denn nach diesem Schrecken konnte sie ein wenig Nervennahrung gut gebrauchen. Eigentlich hatte sie noch bis zum nächsten Tag bleiben wollen. Aber in Anbetracht der Situation hielt sie es für besser, nach Sandviken zurückzukehren.
Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse, die von einer hochgewachsenen Birke beschattet wurde, packte sie ihre sieben Sachen zusammen und unterzog das Ferienhaus einer Grundreinigung.
„So, mein Lieber, du darfst dich freuen, schon heute dein Herrchen wiederzusehen“, sagte sie zu Thor. „Auf geht’s.“
Die wenigen Kilometer bis Sandviken hatte sie recht zügig zurückgelegt. Krister schaute erstaunt von seinem Bildschirm auf, als sie sein Büro betrat.
„Vic, was machst du denn hier?“, fragte er und setzte seine Brille ab. Dann beugte er sich zu Thor hinunter, um ihn zu begrüßen.
„Ich dachte, ich leiste dir Gesellschaft.“
Krister zog fragend die Brauen zusammen.
„Aber du weißt doch, dass ich den Auftrag bis übermorgen abgeschlossen haben muss. Ich werde kaum Zeit für dich haben.“
„Na ja, ich habe mich schon ein wenig einsam gefühlt“, erwiderte sie.
„Einsam? Du?“ Er hatte sie ertappt. „Möchtest du mir den wahren Grund erzählen?“
Sie ließ sich mit einem Seufzer in den Sessel am Fenster fallen und berichtete, was am Morgen vorgefallen war.
„Soso, du täuschst also die große Liebe vor und hast dabei etwas ganz anderes im Sinn“, sagte er mit einem Augenzwinkern. „Jetzt mal im Ernst, ich kann nur hoffen, dass dem Jungen geholfen werden kann, egal, was ihm widerfahren ist.“
„Ja, das hoffe ich auch“, erwiderte er. „Und was willst du nun unternehmen?“
„Abwarten, wie sich die Sache entwickelt“, antwortete sie.
„Hältst du es für richtig, dich da einzumischen?“
„Diese großen Kulleraugen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Der Junge wirkte so verwahrlost, so verloren … ach, ich weiß doch auch nicht“, winkte sie ab.
Es war ein schwieriges Thema und sie hatte jedes Mal das Gefühl, über Scherben zu laufen, um ja nicht anzuecken oder Krister unter Druck zu setzen. Seit zwei Jahren versuchte sie vergeblich, schwanger zu werden, es wollte einfach nicht klappen. Wahrscheinlich hatte dieser bedürftige Junge ihre verborgenen Sehnsüchte getriggert.
Doch ihre Sorge war unbegründet, denn Kristers Blick wurde ganz weich und er stand auf, um sie in den Arm zu nehmen.
„Ich kann dich verstehen“, raunte er und sein warmer Atem streifte ihre Haut. „Du hast ein großes Herz und gehst den Dingen auf den Grund, deshalb habe ich mich damals auch in dich verliebt.“
„Dito“, flüsterte sie.
Sie waren eins, seit dem Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten, und Viveca war glücklich, Krister an ihrer Seite zu wissen. Ihn störte es nicht, wenn sie erst kurz vor Mitternacht nach Hause kam. Als selbstständiger Grafiker musste auch er oft bis in die späte Nacht hinein arbeiten. Dass er nebenbei Thor betreute, war ein zusätzlicher Pluspunkt.
„Und wie soll es jetzt weitergehen?“
Sein fragender Blick ruhte auf ihr.
„Ich werde im Krankenhaus anrufen, wie es dem kleinen Patienten geht und was sie herausgefunden haben. Inzwischen sind ja einige Stunden vergangen, da wird es mit Sicherheit Neuigkeiten geben.“
„Das denke ich auch“, stimmte er ihr zu.
Aber Viveca kam nicht dazu, die Telefonnummer des Krankenhauses zu wählen, weil genau in dem Moment ihr Smartphone klingelte.
„Hallo Karin, was gibt es?“
„Tut mir leid, dich mitten im Urlaub zu stören. Aber ich bin der Meinung, dass du dir das ansehen solltest.“
Das klang alles andere als gut.
„Schieß los, was ist passiert?“
Sie hörte ihrer Kollegin Karin aufmerksam zu und schüttelte immer wieder fassungslos den Kopf.
„Ich werde sofort losfahren“, sagte sie und drehte sich zu Krister um.
„Ein neuer Fall?“, fragte er und sie nickte. „Schlimm?“
Sie nickte abermals.
„Schon okay, du kannst mir später davon erzählen“, sagte Krister und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns nachher.“
In Eile verließ sie das Haus, stieg in den Wagen und brauste davon. Sie fürchtete sich vor dem Anblick, den sie gleich zu sehen bekommen würde, aber da musste sie durch. Ihr Urlaub war sowieso so gut wie vorbei, das konnte sie verschmerzen.
Sie fuhr dieselbe Strecke wieder zurück und warf einen sehnsüchtigen Blick zum Abzweig, der zum Ferienhaus führte. Immerhin, ein paar Tage hatte sie entspannen können. Schon von Weitem konnte sie die Dienstfahrzeuge am Straßenrand sehen und wusste, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Karin erwartete sie bereits.
„Gut, dass du da bist“, sagte ihre Kollegin und richtete den Schirm ihres Basecaps. Sie war eher der sportliche Typ und meist in Jeans und Kapuzenshirts gekleidet. Das kastanienbraune Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden und wippte bei jedem ihrer federnden Schritte.
„Ich weiß nicht, ob ich das wirklich sehen möchte“, erwiderte Viveca.
„Übermorgen würdest du so oder so mit dem neuen Fall konfrontiert werden. Es sei denn, du reichst die Kündigung ein.“
„Darauf kannst du lange warten“, erwiderte Viveca.
„Wollen wir?“, fragte Karin.
„Von Wollen kann hier keine Rede sein“, sagte Viveca und schritt mit Karin den Waldweg entlang. Durch die Nutzung der Forstfahrzeuge war er breit und an einigen Stellen hatte sich Wasser in den Spurrinnen gesammelt. Es roch würzig nach Kiefernadeln und feuchtem Moos. Auf einer kleinen Lichtung stoppten sie ihre Schritte. Ein Lkw, der ganz offensichtlich einen Unfall gehabt hatte, stand schräg vor ihnen. Die Kollegen von der Kriminaltechnik waren bereits dabei, die Spuren zu sichern und das Absperrband flatterte einsam im Wind.
„Sei froh, dass dir dieser grauenvolle Anblick erspart geblieben ist“, sagte Karin leise.
„Was ist denn überhaupt passiert?“
„Wenn ich das mal wüsste“, erwiderte Karin schulterzuckend. „Auf jeden Fall gehen wir von Menschenhandel aus.“
„Bist du dir sicher?“, fragte Viveca nach.
„Wir haben vier Kinder gefunden.“
„Wie geht es ihnen?“
Karin schüttelte bedauernd den Kopf.
„Keines hat überlebt.“
Viveca schluckte.