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Er ist sexy, steinreich und ein Playboy – für Laurel drei Gründe, Chase Bennett zu meiden. Aber das ist unmöglich, denn von ihrem Hotel aus leitet er seine Geschäfte. Wann immer sie sich begegnen, knistert es heiß, und sein Blick scheint zu fragen: In meiner Suite – oder in deiner?
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Seitenzahl: 183
IMPRESSUM
Gefährlich sexy – verboten reich erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2009 by Sara Orwig Originaltitel: „Montana Mistress“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 300 - 2011 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Valeska Schorling
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2021.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751512671
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Wir haben jetzt August. Wie ihr wisst, läuft im Mai die Frist für unsere Wette ab“, erinnerte Chase Bennett seine beiden Lieblingscousins, mit denen er sich gerade in der VIP-Lounge des Chicagoer Flughafens befand. „Wart ihr denn auch schön fleißig?“
„Mach dir unseretwegen mal keine Sorgen“, antwortete Matt Rome grinsend. „Kümmere dich lieber um deine eigenen Angelegenheiten.“
„Unser Frischvermählter hier war bisher bestimmt nicht sehr erfolgreich. Er ist viel zu verliebt, um noch klar denken, geschweige denn Geld machen zu können“, neckte Chase seinen Cousin Jared.
„Bestimmt hat er Megan nur geheiratet, um an ihr Vermögen zu kommen“, witzelte Matt und warf einen Blick auf die Uhr.
„So weit würde ja wohl keiner von uns gehen, nur um eine Wette zu gewinnen!“, protestierte Jared. „Ich hätte selbst nie damit gerechnet zu heiraten, aber das Leben steckt eben voller Überraschungen. Und ob ihr es glaubt oder nicht, aber ich habe Megan keineswegs wegen ihres Geldes geheiratet, obwohl es natürlich ein hübscher Nebengewinn ist. Und ich werde gewinnen, Hochzeit hin oder her.“
Chase trank seinen Kaffee aus. „Ich bin froh, dass wir zufällig alle zur gleichen Zeit in Chicago sind. Ihr zwei macht euch nämlich ganz schön rar. Wenn du Wyoming öfter mal verlassen würdest, Cowboy, könnten wir uns viel häufiger sehen“, sagte er zu Matt.
„Kann ich jederzeit einrichten. Sagt nur, wann und wo“, antwortete Matt, trank ebenfalls aus und stand auf. „Mein Flugzeug wartet schon, ich muss los. Es war schön, euch wiederzusehen.“
Jared erhob sich und warf ein paar Geldscheine auf den Tisch. „Das ist für die Drinks. Dann bis Weihnachten. Mal sehen, wer von euch bis dahin das Handtuch geschmissen hat. Wie schon gesagt, ich werde im Mai der Sieger sein.“
„Wenn du dich da mal nicht täuschst“, antwortete Chase grinsend.
„Freue dich nicht zu früh. Dass du in Montana Öl entdeckt hast, hat gar nichts zu sagen. Solange du noch nicht gebohrt hast, weißt du schließlich nicht, um wie viel Öl es sich überhaupt handelt.“
„Träum ruhig weiter“, antwortete Chase gut gelaunt. Wortwechsel dieser Art waren typisch für die drei Cousins, die schon seit ihrer frühen Kindheit oft miteinander in Wettstreit traten. Zum Abschied schüttelten sie einander die Hände. „Es war toll, euch wiederzusehen“, sagte Chase. „Dieses Jahr haben wir uns erstaunlich oft getroffen, aber Jareds Hochzeit hat natürlich auch dazu beigetragen.“
„Mit so etwas braucht ihr bei mir allerdings nicht rechnen“, verkündete Matt. „Ich bin eingefleischter Junggeselle.“
„Da kann ich mich nur anschließen“, sagte Chase. „Jared, dir gilt unser all unser Mitleid.“
„Ihr habt ja keine Ahnung, was ihr verpasst“, antwortete Jared genießerisch. Chase und Matt verdrehten nur die Augen.
„Geh du nur zurück zu deiner Frau“, sagte Chase. „Matt und ich werden derweil unser Junggesellenleben genießen.“ In der Halle blieben die drei noch kurz stehen. „Ich habe gleich eine Verabredung und muss daher weiter“, erklärte Chase. „Aber ich bleibe noch zwei Tage in der Stadt, bevor ich nach Montana zurückkehre.“
„Dann sehen wir uns noch, Chase“, antwortete Matt. „Pass auf dich auf.“
Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, ging Chase zu seiner schon bereitstehenden Limousine; in Gedanken war er noch bei dem Gespräch mit seinen Cousins. Er war fest entschlossen, die Wette zu gewinnen. Seine Chancen standen gut, aber es würde ein harter Kampf werden, und Jareds unerwartete Hochzeit hatte der Sache eine überraschende Wendung verliehen. Chase konnte noch immer kaum glauben, dass Jared wirklich verheiratet war. Für Chase war die Ehe definitiv nichts. Nie würde er in diese Falle tappen.
„Sei nett zu dem Mann“, äffte Laurel Tolson im Auto die Worte ihres Hotelmanagers Brice Neilson nach. „Der Mann hat gut reden!“ Sie warf einen Blick auf ihren nackten Ringfinger, an dem vor Kurzem noch Edward Varnums Verlobungsring gesteckt hatte. Wütend presste sie die Lippen zusammen.
Und jetzt bekam sie es schon wieder mit einem reichen Playboy zu tun! Diesmal handelte es sich um den Ölmagnaten Chase Bennett, der aus beruflichen Gründen ihre Geburtsstadt Athens in Montana aufsuchte. Laurel wollte absolut nichts mit ihm zu tun haben, aber leider musste sie ihn und seine Angestellten in den nächsten Wochen verköstigen und unterhalten. Und sie musste freundlich zu ihm sein, so freundlich, wie Brice von ihr verlangt hatte.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. In weniger als zwei Stunden musste sie zurück ins Hotel, um Chase Bennett zu empfangen. Wahrscheinlich würde er genauso protzig anreisen wie ihr einstiger Verlobter, nämlich in einer Limousine und mit jeder Menge Personal.
Bei der Fahrt durch die kleine Stadt wurde Laurel wieder bewusst, in was für einer schönen Umgebung sie aufgewachsen war. Athens war lange nicht so laut und unruhig wie Dallas, wo sie inzwischen lebte. Alte Walnussbäume und Pinien säumten die Straßen, und große Rasenflächen umgaben zweistöckige Holzhäuser, bei deren Anblick ihr immer ganz warm ums Herz wurde.
Laurel bog auf den Parkplatz des Krankenhauses ein. Hoffentlich war ihr Vater inzwischen endlich aus dem Koma erwacht. Wie immer, wenn sie an ihn dachte, krampfte sich ihr der Magen zusammen. Es war schwer zu ertragen, diesen so vitalen und starken Mann hilflos in einem Krankenhausbett liegen zu sehen.
Laurel holte tief Luft und straffte die Schultern. Sie liebte ihren Vater – wie alle, die ihn kannten. Er war eine elegante Erscheinung, sehr humorvoll, und sprühte geradezu vor Energie und Charme – so war es jedenfalls bis zu seinem Schlaganfall vor einem Monat gewesen.
Beim Einparken hörte Laurel plötzlich das laute Knattern eines Motorrads. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah einen tief gebräunten Mann auf einer Harley an sich vorbeirasen. Sein dunkles Haar war vom Wind zerzaust, er hatte ein rotes Tuch um die Stirn gebunden und trug enge Jeans und ein T-Shirt. Irritiert runzelte sie die Stirn, hatte den Mann jedoch bereits vergessen, als sie aus dem Auto stieg.
Im Krankenhaus nickte sie dem Empfangspersonal kurz zur Begrüßung zu und eilte durch den leeren Flur zum Fahrstuhl. Sie stieg ein und drückte auf den Knopf für den fünften Stock. Die Türen schlossen sich, doch kurz bevor sie einander berührten, schob plötzlich jemand einen Fuß dazwischen.
Die Türen öffneten sich automatisch, und ein Mann in Stiefeln stieg ein. Laurel erkannte in ihm sofort den Biker von vorhin. Der Mann sah wirklich unglaublich attraktiv aus. Sie konnte den Blick gar nicht wieder von ihm losreißen. Er war groß und breitschultrig, das enge T-Shirt schmiegte sich um seinen muskulösen Oberkörper, und die Jeans betonten seine schmalen Hüften. Das windzerzauste dunkle Haar machte ihn noch anziehender. Langsam schob er seine Sonnenbrille nach oben und sah sie aus grünen Augen an. Sein Blick war einfach atemberaubend. Bestimmt erlagen die Frauen diesem Kerl gleich scharenweise. Laurel stand wie gebannt da. Die Luft knisterte förmlich zwischen ihnen. Ob sich der Kerl seiner Ausstrahlung auf Frauen eigentlich bewusst war? Was für eine Frage, natürlich war er das!
Der Mann lächelte, wobei sich die Linien um seine Mundwinkel vertieften und sein Gesicht weicher wurde. Auch sein Lächeln war einfach umwerfend. Wahrscheinlich brachte er die Frauenherzen damit genauso mühelos zum Schmelzen wie mit seinen Schlafzimmeraugen.
„Hi“, sagte er mit tiefer Stimme.
„Guten Morgen“, antwortete Laurel steif und versuchte sich zu erinnern, ob sie ihn schon einmal irgendwo gesehen hatte. Aber das konnte nicht sein. Jemanden wie ihn hätte sie bestimmt nicht vergessen.
„Können Sie mir zufällig sagen, wo das Tolson Hotel liegt?“
Laurel nickte verblüfft, da sie direkt von dort kam. „Ja, Sie sind gar nicht weit davon entfernt. Es liegt nur zwei Blocks westlich von hier.“ Außerstande, ihre Neugier noch länger zu zügeln, fragte sie: „Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Besuchen Sie jemanden?“
„Einer meiner Freunde hatte eine Notoperation an der Gallenblase. Sie können mich ja gern zu ihm begleiten, wenn Sie mir nicht glauben“, antwortete er mit einem belustigten Funkeln in den Augen. Laurel wurde rot.
„Tut mir leid, aber man sieht in diesem Krankenhaus nicht oft Fremde. Normalerweise kennt hier jeder jeden.“ Der Fahrstuhl blieb im zweiten Stock stehen. Die Türen öffneten sich, doch der Fremde machte keinerlei Anstalten zu gehen. Laurel sah ihn verwirrt an. Er lächelte nur.
„Müssen Sie nicht aussteigen?“, fragte sie.
„Ich habe gerade beschlossen, mit Ihnen weiterzufahren, damit wir uns noch etwas unterhalten können. Ich hätte nicht damit gerechnet, ausgerechnet hier einer so schönen Frau zu begegnen, und habe noch ein paar Minuten Zeit. Und mir ist aufgefallen, dass Sie keinen Ring am Finger tragen.“
„Sie sind ein guter Beobachter.“
„Würden Sie mich vielleicht ein wenig durch die Innenstadt führen, wenn Sie hier fertig sind? Ich bin nämlich neu hier. Außer besagtem Freund kenne ich niemanden. Ich lade Sie auch hinterher zum Essen ein.“
Laurel lächelte höflich. „Zwei Blocks hinter dem Hotel liegt die Touristeninformation. Dort können Sie eine Stadtführung buchen und sich sämtliche Fragen zur Stadt beantworten lassen.“
„Das ist aber nicht das, was ich will“, antwortete er belustigt. „Wenn Sie nur deshalb Bedenken haben, weil Sie mich nicht kennen, erzähle ich Ihnen gern etwas von mir. Und in der Öffentlichkeit besteht außerdem keine Gefahr für Sie.“
„Danke, aber ich habe noch anderweitige Verpflichtungen. Versuchen Sie es bitte bei der Touristeninformation.“
„Heißt das etwa, dass wir uns nie wiedersehen, wenn Sie im fünften Stock ausgestiegen sind?“
„Ich fürchte, ja“, antwortete Laurel lächelnd und ging einen Schritt zur Tür. „Sie werden darüber hinwegkommen“, fügte sie hinzu. Der Mann kam ein Stück näher, und sie atmete den Duft seines verführerischen Aftershaves ein.
„Sie brechen mir das Herz“, sagte er mit gesenkter Stimme. „Wie heißen Sie eigentlich?“
„Ich halte es für das Beste, wenn wir Fremde bleiben. Sie finden unter Garantie eine andere Fremdenführerin.“
„Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte er mit gespielter Unschuld.
Laurel musste lachen. „Die Menschen hier sind sehr hilfsbereit, und Sie sind nicht gerade schüchtern“, antwortete sie. Sie verspürte keinerlei Lust, ihn in seiner Eitelkeit noch zu bestärken.
Er lächelte. „Nun ja, Sie leben offensichtlich hier. Bestimmt sehen wir uns schon bald wieder.“
„Kann schon sein.“ Beim Anblick seiner grünen Augen erlag Laurel beinahe doch der Versuchung, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Vielleicht konnte der Fremde ihr ja dabei helfen, über die Trennung von Edward hinwegzukommen.
Doch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, war der Fahrstuhl bereits im fünften Stock angekommen. Laurel stieg aus.
„Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal!“, rief der Mann ihr hinterher.
Sie winkte ihm zum Abschied zu und machte sich auf den Weg zu ihrem Vater.
Die nächste Stunde verbrachte sie mit einem Gefühl der Hilflosigkeit an seinem Bett. Immer wieder warf sie einen Blick auf die Monitore, die seinen unveränderten Zustand aufzeichneten.
„Dad“, flüsterte sie und berührte seine Hand. „Ich bin es, Laurel. Bitte komm zu uns zurück.“ Tränen schossen ihr in die Augen. „Ich werde übrigens das Hotel verkaufen. Wir haben sogar schon einen potenziellen Käufer gefunden.“
Da sie wusste, dass ihr Vater sie nicht hören konnte, schwieg sie wieder. Er war ein toller Mann, hatte aber eine große Schwäche, wie sich zwei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter herausgestellt hatte: Er war ein Spieler. In welchem Ausmaß, hatte Laurel leider erst nach seinem Schlaganfall erfahren.
Die Entdeckung war ein echter Schock gewesen. Sie hatte feststellen müssen, dass das Tolson Hotel mit horrenden Hypotheken belastet war und ihr Vater zusätzlich noch einen Kredit auf die Familienranch aufgenommen hatte.
Bevor er ins Koma gefallen war, hatte Laurel ihm versprochen, sich um alles zu kümmern. Danach war nichts mehr wie vorher.
Von Laurels Familie abgesehen, wussten nur Brice und die Bank über die Hypotheken und Kredite Bescheid, und dass sie zur Tilgung von Spielschulden aufgenommen worden waren, war nur dem Bankdirektor, einem langjährigen Freund der Tolson-Familie, bekannt.
Laurel hatte jetzt keine andere Wahl, als das Tolson Hotel und die Tall T Ranch zu verkaufen, wenn sie die Hypotheken und den Kredit tilgen wollte. Sie konnte nur hoffen, danach noch genug Geld für ein gemeinsames Haus in Dallas und die Collegekosten für ihre Schwestern übrig zu haben. Daher musste sie so viel wie möglich bei dem Verkauf herausschlagen.
Sie betete insgeheim, dass die Bank Stillschweigen über die Gründe des Verkaufs bewahrte, bis alles unter Dach und Fach war.
Laurel warf einen Blick auf die Uhr, nahm ihre Handtasche und stand auf. „Ich fahre jetzt ins Hotel zurück. Ich liebe dich.“ Sie bückte sich und küsste ihren Vater auf die Wange.
Sich die Tränen aus den Augen wischend, verließ sie das Zimmer und eilte zum Auto. Nachdem sie ein paar Besorgungen gemacht hatte, rief sie ihre Großmutter und ihre jüngeren Schwestern auf der Ranch an, besprach ein paar wichtige Dinge mit dem Vorarbeiter und fuhr schließlich zum Tolson Hotel zurück. Das opulente sechsstöckige Gebäude war mehr als hundert Jahre zuvor von ihrem Urgroßvater erbaut worden. Liebevoll betrachtete Laurel auf dem Weg durch die Lobby die alten Orientteppiche auf den polierten Kastaniendielen, die Topfpalmen und die dunkelroten Ledermöbel. Sie entdeckte Brice und winkte ihn zu sich ins Büro.
Kurz darauf trat er ein und setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. Als Laurel ihre Handtasche in dem handgeschnitzten Mahagonischreibtisch verstaute, stellte sie fest, dass Brice sich eigens für die Ankunft Chase Bennetts in Schale geworfen hatte.
„Ihre Hoheit sind also noch nicht erschienen?“, fragte Laurel.
„Ich weiß, dass du gerade viel Stress hast, Laurel, aber bitte reiß dich ihm gegenüber zusammen.“ Brice glättete sein rotes, akkurat gescheiteltes Haar und schüttelte den Kopf. „Möglicherweise wird Chase Bennetts Auftauchen hier sich nach allem, was passiert ist, als Segen herausstellen. Der Verkauf des Hotels könnte deine ganzen Probleme mit einem Schlag lösen.“
„Ich weiß.“ Laurel seufzte und setzte sich. „Aber irgendwie rechne ich bei ihm mit einer Zweitausgabe von Edward.“
„Selbst wenn du damit recht hättest, bleibt dir keine andere Wahl, als ihn bei Laune zu halten. Chase Bennett hat Milliarden, und er will hier unbedingt Immobilien kaufen. Also beiß die Zähne zusammen und lächle. Das dürfte dir eigentlich nicht so schwerfallen. Immerhin ist er ein gutaussehender Junggeselle.“
„Danke, Brice, aber das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist ein weiterer Playboy.“ Laurel schüttelte sich.
Bittend hob Brice die gefalteten Hände.
„Ist das denn so schwer zu verstehen?“, fragte sie aufgebracht.
„Reiß mir doch nicht gleich den Kopf ab! Ich meine ja nur. In deiner jetzigen Situation solltest du dir die Option auf einen reichen Freund oder Ehemann vielleicht offen lassen.“
Laurel schüttelte vehement den Kopf. „Tut mir leid, dass ich dich angefahren habe, aber noch so ein Typ wie Edward ist das Geld nicht wert. Ich schaffe es auch allein.“
„Wie geht es deinem Vater übrigens?“
„Unverändert. Danke der Nachfrage.“
„Er wird es bestimmt schaffen.“
Brice war wie immer ein unverbesserlicher Optimist. „Ist im Hotel so weit alles für Chase Bennetts Ankunft vorbereitet?“, fragte Laurel.
„Alles bestens. Das Hotel ist auf Hochglanz poliert, und wir sind so gut wie ausgebucht, auch wenn Bennett das vermutlich gleichgültig ist. Schließlich will er nur seine Angestellten hier unterbringen.“ Mit einem Blick auf die Uhr stand Brice auf. „Ich gehe mal in die Küche, um die Lieferungen zu kontrollieren.“
„Danke für deine Hilfe“, sagte Laurel und erhob sich ebenfalls.
„Keine Ursache, das ist schließlich mein Job. Und bitte denk daran …“
„… nett zu Bennett zu sein, ich weiß“, antwortete Laurel. „Ich versuche mein Bestes. Schließlich bin ich auf den Verkauf des Hotels angewiesen.“
Kurz darauf fuhr sie mit dem Fahrstuhl ins oberste Stockwerk des Hotels zu ihrer Suite. Es befanden sich noch zwei weitere Suiten dort. Beide hatte Chase Bennett gebucht.
Als Laurel ausstieg, warf sie einen Blick zur Seite und sah zu ihrer Überraschung plötzlich den Biker von vorhin aus dem zweiten Fahrstuhl treten. Die Sonnenbrille verbarg seine Augen, und er hatte kein Gepäck bei sich.
„Wie ich sehe, haben Sie das Hotel bereits gefunden“, sagte sie und fragte sich, was zum Teufel er eigentlich hier machte. War er ihr etwa gefolgt?
Der Mann nahm die Brille ab und drehte sich zu ihr um. Als ihre Blicke sich trafen, flackerte wieder die gleiche erotische Spannung zwischen ihnen auf wie vorhin, diesmal war sie sogar noch intensiver.
„Ja, danke“, antwortete er lässig und schlenderte auf Laurel zu, bis er fast genau vor ihr stand.
„Tut mir leid, aber dieses Stockwerk ist schon besetzt“, erklärte sie. „Sämtliche Suiten hier sind reserviert.“
Der Fremde zog einen Mundwinkel hoch. „Seltsam, an der Rezeption hat man mich in den sechsten Stock geschickt.“
Laurel lächelte höflich. „Wie lautet denn Ihre Zimmernummer?“, fragte sie. „Vielleicht sind Sie ja nur ein Stockwerk zu weit gefahren.“
Der Biker wühlte in seiner Hosentasche herum. „Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe eine Suite im sechsten Stock.“
„Ich glaube Ihnen ja“, antwortete sie und musterte ihn verstohlen. Rote Warnlichter tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Dieser gutaussehende sexy Fremde war einfach zu anziehend für ihren Geschmack. Sie musste dringend einen Bogen um ihn machen, auch wenn die meisten Frauen diese Meinung wahrscheinlich nicht teilten.
„Arbeiten Sie vielleicht für Chase Bennett?“, fragte sie.
„Irgendwie schon. Vielleicht sollte ich mich langsam mal vorstellen“, antwortete er und streckte die Hand aus. Seine grünen Augen funkelten boshaft, vielleicht weil er ihr die Abfuhr von vorhin verübelte.
„Mein Name ist Chase Bennett“, sagte er und nahm ihre Hand in seine.
Geschockt starrte Laurel ihn an. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er noch immer ihre Hand hielt. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
„Großer Gott! Sie sehen gar nicht so aus wie auf den Fotos! Ich habe heute Morgen anscheinend einen furchtbaren Fehler gemacht“, platzte es aus ihr heraus. Zu allem Überfluss spürte sie auch noch, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
„Das können Sie ganz leicht wiedergutmachen“, antwortete er mit gesenkter Stimme. Sein zweideutiger Tonfall brachte ihren Körper erneut zum Kribbeln. Plötzlich verspürte sie den Drang, ebenfalls mit ihm zu flirten.
„Und womit?“, fragte sie lasziv und schlug die Augen auf. Er zog eine Augenbraue hoch und sah sie mit unverhohlenem Verlangen an.
„Indem Sie heute mit mir essen gehen.“
„Mit Vergnügen. Und obendrein werde ich Ihnen die Stadt zeigen“, antwortete Laurel. Sanft strich er mit dem Daumen über ihren Handrücken. Plötzlich stieg ein Gefühl der Abneigung in Laurel auf. Noch so ein reicher Frauenheld! Instinktiv wollte sie zurückweichen, aber schließlich durfte sie es sich nicht mit ihm verscherzen, wenn er das Hotel kaufen sollte.
„Also abgemacht“, sagte er. „Und wie heißen Sie?“
Errötend wurde Laurel bewusst, dass sie ganz vergessen hatte, sich vorzustellen. „Entschuldigen Sie, anscheinend mache ich bei Ihnen heute alles falsch.“
„Aber nicht doch“, antwortete er freundlich. „Ich kann schließlich nicht erwarten, dass Sie mich aufgrund irgendwelcher Zeitungsfotos wiedererkennen.“ Er strich sich das Haar aus der Stirn. Jetzt nahm Laurel die Ähnlichkeit sogar wahr, aber sie hätte den Biker beim besten Willen nicht mit Chase Bennett in Verbindung gebracht.
„Ich bin Laurel Tolson“, antwortete sie.
„Gehören Sie etwa zu der Familie, der das Hotel gehört?“, fragte er.
„Ja. Sie haben zwei Suiten in diesem Stockwerk reserviert.“
„Ich dachte, ich hätte den ganzen Stock für mich allein“, antwortete er überrascht.
Laurel schüttelte den Kopf. „Es gibt hier drei Suiten, eine große und zwei kleinere, von denen ich eine bewohne. Aber wenn Sie das ganze Stockwerk wollen…“
„Nein, so ist es viel besser“, unterbrach er sie und senkte verschwörerisch die Stimme. „Dann sind wir ganz unter uns.“
„Sie haben beide Suiten für sich allein gebucht?“, fragte Laurel erstaunt.
„Ja, ich bin gern für mich und habe gerne viel Platz. Hören Sie, ich würde mich jetzt gern umziehen. Hätten Sie in etwa einer halben Stunde Zeit, mir das Hotel zu zeigen?“
„Natürlich“, antwortete sie und entzog ihm ihre Hand. „Wir werden im Hotelrestaurant essen, selbstverständlich aufs Haus.“
„Eigentlich hatte ich Sie zum Essen eingeladen und nicht umgekehrt“, antwortete er belustigt.
„Ein andermal vielleicht. Heute möchte ich Ihnen mein Hotel schmackhaft machen“, entgegnete Laurel lächelnd. Bennett lächelte so verführerisch zurück, dass ihre Knie plötzlich butterweich wurden.
„Das wäre also auch abgemacht“, sagte er und warf einen Blick auf die Uhr. „Sagen wir um drei? Welche Tür ist Ihre?“
„Wenn Sie mir Ihre Schlüsselkarte geben, zeige ich Ihnen erst einmal Ihre Suiten“, sagte Laurel und hielt die Hand auf.
Chase Bennett legte zwei Plastikkarten auf ihre Handfläche. Laurel lief den Flur entlang und öffnete die erste Tür. Chase Bennett hielt sie ihr auf, und sie ging an ihm vorbei in die Suite. „Und? Was sagen Sie?“, fragte sie und drehte sich zu ihm um.
„Sie übertreffen meine kühnsten Erwartungen“, antwortete er, den Blick auf sie gerichtet.
Laurel mahnte sich zur Geduld und lächelte höflich. „Ich meinte eigentlich die Suite.“
„Ach so, die Suite“, antwortete er, als habe er außer ihr alles andere um sich herum vergessen. Dann sah er sich um. Auch Laurel warf einen prüfenden Blick auf das Zimmer. Zufrieden stellte sie fest, dass man eine Flasche Champagner kaltgestellt und einen Teller mit Hors d’Oeuvres bereitgestellt hatte.