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Besinnlich, aber auch heiter geht es im vorliegenden Gedichtband zu, der erneut zeigt, wie breit das Schaffen Helmut Zöpfls aufgefächert ist. Es reicht von satirischer Zeitkritik über wundervolle jahreszeitliche Impressionen bis zum wehmütigen Rückblick auf die Kindertage. Nicht zuletzt wird auch das Leben selbst betrachtet, hinter dem sich trotz scheinbarer Ausweglosigkeit immer ein Sinn ahnen läßt.
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Seitenzahl: 47
Max Müller in Dankbarkeit gewidmet
LESEPROBE zu Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2010
© 2016 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com
Titelillustration: Sebastian Schrank, München Zeichnungen im Innenteil: Hans Müller-Schnuttenbach
Der Verlag dankt der Stadt Rosenheim und Herrn Dr. Willibald Preißler, den Besitzern der in diesem Buch abgedruckten Zeichnungen von Hans Müller-Schnuttenbach, für die Überlassung.
eISBN 978-3-475-54457-6 (epub)
Helmut ZöpflGeh weiter, Zeit, bleib steh! Mit Zeichnungen von Hans Müller-Schnuttenbach
Besinnlich, aber auch heiter geht es im vorliegenden Gedichtband zu, der erneut zeigt, wie breit das Schaffen Helmut Zöpfls aufgefächert ist. Es reicht von satirischer Zeitkritik über wundervolle jahreszeitliche Impressionen bis zum wehmütigen Rückblick auf die Kindertage. Nicht zuletzt wird auch das Leben selbst betrachtet, hinter dem sich trotz scheinbarer Ausweglosigkeit immer ein Sinn ahnen läßt.
I lieg am Bodn und hör an Wind,
wiara se stroaft im Gras.
Koa Uhr ist da, de wo mi zwingt
und sagt mir: Dua jetzt was.
I blinzl in de warme Sonn
und denk mir bloß: wia schee!
… Schad, daß ma nix derhaltn konn.
Geh weiter, Zeit, bleib steh!
Geh weiter, Zeit, bleib steh,
dua ma den Gfalln, dua net vergeh!
Geh weiter, Zeit, bleib steh,
wart bloß a bisserl,
’s waar grad so schee!
Geh weiter, Zeit, bleib steh
I radl scho in aller Fruah a wengerl naus aufs Land, i horch im Wald de Vögl zua und wander umanand. Dann pack i wo mei Brotzeit aus, setz mi a bisserl hin, I ruah mi vom mein Nixdoa aus und freu mi, daß i bin. Geh weiter, Zeit, bleib steh, dua ma den Gfalln, dua net vergeh! Geh weiter, Zeit, bleib steh, wart bloß a bisserl, ’s waar grad so schee!
I sitz mit dir auf ara Bank am Hinterbrühler See, ruck ganz zu dir her, halt dei Hand. I sieg und spür dei Näh. I grüabet net und laß alls sei und denk bloß mehr an di. I bin so narrisch glücklich glei, grad no an Wunsch hätt i: Geh weiter, Zeit, bleib steh, dua ma den Gfalln, dua net vergeh! Geh weiter, Zeit, bleib steh, wart bloß a bisserl, ’s waar grad so schee!
I lieg am Bodn und hör an Wind, wiara se stroaft im Gras. Koa Uhr is da, de wo mi zwingt und sagt mir: dua jetzt was. I blinzl in de warme Sonn und denk mir bloß: wia schee! … Schad, daß ma nix derhaltn konn. Geh weiter, Zeit, bleib steh! Geh weiter, Zeit, bleib steh,
Pädagogisch, soziologisch, psychologisch, axiologisch, effizient, gesellschaftskritisch, Feedback, psychoanalytisch, soziometrisch und statistisch, kategorial, linguistisch, Microteaching, affektiv, input, output, kognitiv, Validierung, Friktionen, Status, Innovationen, endogen und exogen, quaestiv, Basisphaenomen usw. no fünf Stund … D’ Pädagogen san scho Hund! Da werd alles programmiert, und de Schui, de lauft wia gschmiert, technologisch recht beachtlich alles superwissenschaftlich, pädagogisch wunderbar, wenn net bloß des oane waar: Bei all dem ham ma unterdessen leider d’Kinder ganz vergessen.
Jeder, der was auf sich hält heutzutag in dieser Welt, »up to date« sei wui und »in«, hat des oane bloß im Sinn: Um se net recht zu blamiern, muaß ma se emanzipiern. Dieses aber ist nicht leicht und werd bloß mit Müah erreicht, weil de »Gsellschaft« und der Staat dieses gern verhindern daad. Auch die schlimme Sprachbarriere hindert früh an der Karriere, reißt die Schluchtn auf, de graßn, teilt uns ein schon früh in Klaßn, trennt das Oben und das Unten und läßt beides unverbunden. Konsequenz aus dieser Lehre: Baut ses ab, de Sprachbarriere! Denn die Sprache, welch a Schand, spiegelt wieder allbekannt lediglich die Herrschaftsformen und ganz autoritäre Normen. Rechtschrift, Interpunktion, Stil, Grammatik: Repression ringsherum, wohin man schaut.
Drum: Die Regeln abgebaut, seids net länger Reaktionäre, reißt ses ab de Sprachbarriere! Kloa werd jetzt dann gschriebn allsam, was ma früahra groß gschriebn habm. Jede ungleichheit muß fort: gleiche größe jedem wort! und beseitigts auf de schnelle tour aa no de ganzn fälle, wer – und wemfall ohne schand werf ma künftig durchanand, denn den ganzen dekliniern hindert dir ’s emanzipiern, geni- und akkusativ sind fürs kind bloß repressiv schwer mir immer auch genieren dummes sitte konjugieren. freiheit in die sprach und staat, sonst du nicht gut demokrat. besser nix mehr deutsch verstehn wie konform mit gsellschaft gehn.
Da Professor Dings, no wia hoaßt er denn glei, hat jetzt a Maschin baut, de is völlig nei. I woaß zwar net gnau, wias funktioniert, denn i hab ja des Zeigs net von Haus aus studiert, aber nach dem Professor seim Interview is de Maschin scho wirklich der Clou. Ganz klar hat der Professor erkannt, es is für die Menschheit a Riesenschand, daß der Mensch erst als fertiges Kind mitm systematischen Lerna beginnt, und des womöglich erst in der Schui. Damit moant der Professor, werad vui zvui kostbare Zeit so einfach verdo. Er setzt drum die Bildung vui friara o. Nachdem er recht lang hin und her studiert, hat er das »vorgeburtliche Lernen« kreiert. Denn neun Monat, moant der gstudierte Mo, duat er nix, der gstingate Embryo. Nur a bißl wachsn und se a weng rüahrn: Damit is jetzt Schluß, denn jetzt hoaßts studiern. Und jede werdende Mutter werd einfach jetzt oghängt an den neien Computer.
Tiere kommen in den Himmel
eISBN 978-3-475-54410-1 (epub)
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