Geheimnisse in der Gruft: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller - Ann Murdoch - E-Book

Geheimnisse in der Gruft: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller E-Book

Ann Murdoch

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane von Ann Murdoch: Das Geheimnis des Pharaonengrabs Der Fluch des Totengottes Tödliche Schatzsuche Ein Traum geht für sie in Erfüllung: Die junge, frisch gebackene Archäologin Theora wird Teil eines wissenschaftlichen Teams, das in Ägypten eine Ausgrabungsstätte erforschen will. Neben dem Abenteuer selbst kommt auch die Romantik nicht zu kurz, denn unversehens sieht sich Theora zwischen zwei Männern: Professor Hamilton und Achmed al Sabun. Es kommt jedoch auch zu Spannungen und Missverständnissen, und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Als die Neugier die drei Forscher in eine schier ausweglose Situation bringt, entdeckt Theora etwas unglaublich Faszinierendes – und muss einer schicksalhaften Entscheidung ins Auge blicken.

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Ann Murdoch

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Inhaltsverzeichnis

Geheimnisse in der Gruft: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller

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DAS GEHEIMNIS DES PHARAONENGRABS

Der Fluch des Totengottes

Tödliche Schatzsuche

Geheimnisse in der Gruft: Sammelband 3 geheimnisvolle Thriller

Ann Murdoch

Dieser Band enthält folgende Romane

von Ann Murdoch:

Das Geheimnis des Pharaonengrabs

Der Fluch des Totengottes

Tödliche Schatzsuche

Ein Traum geht für sie in Erfüllung: Die junge, frisch gebackene Archäologin Theora wird Teil eines wissenschaftlichen Teams, das in Ägypten eine Ausgrabungsstätte erforschen will. Neben dem Abenteuer selbst kommt auch die Romantik nicht zu kurz, denn unversehens sieht sich Theora zwischen zwei Männern: Professor Hamilton und Achmed al Sabun. Es kommt jedoch auch zu Spannungen und Missverständnissen, und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Als die Neugier die drei Forscher in eine schier ausweglose Situation bringt, entdeckt Theora etwas unglaublich Faszinierendes – und muss einer schicksalhaften Entscheidung ins Auge blicken.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

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DAS GEHEIMNIS DES PHARAONENGRABS

von Ann Murdoch

Der Umfang dieses Buchs entspricht 101 Taschenbuchseiten.

Ein Traum geht für sie in Erfüllung: Die junge, frisch gebackene Archäologin Theora wird Teil eines wissenschaftlichen Teams, das in Ägypten eine Ausgrabungsstätte erforschen will. Neben dem Abenteuer selbst kommt auch die Romantik nicht zu kurz, denn unversehens sieht sich Theora zwischen zwei Männern: Professor Hamilton und Achmed al Sabun. Es kommt jedoch auch zu Spannungen und Missverständnissen, und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Als die Neugier die drei Forscher in eine schier ausweglose Situation bringt, entdeckt Theora etwas unglaublich Faszinierendes – und muss einer schicksalhaften Entscheidung ins Auge blicken.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Prolog

Die Gestalt, die in dem Sarkophag lag, schien dort erst frisch aufgebahrt worden zu sein, die Binden, die den toten Körper umhüllten, hatten ein etwas verblichenes Weiß, auf dem Kopf trug der Gesalbte eine Krone in Form eines Diadems in verschiedenen Goldtönen, mit eingelegten Edelsteinen. Und in der linken Hand hielt er das Zepter, das irdische Zeichen der Macht: einen goldenen Stab, am oberen Ende verschlungen und bedeckt von eingravierten Inschriften, die keiner der drei jetzt auf Anhieb entziffern konnte. Das merkwürdigste aber war die rechte Hand. Zwar war auch sie ganz mit Binden umwickelt, doch zwei Finger waren abgespreizt und schienen auf irgendetwas zu deuten. Als die Wissenschaftler sich ein wenig von der Anstrengung und der Freude erholt hatten, begannen sie wild darüber zu spekulieren. »Er will uns etwas zeigen«, behauptete Hamilton. »Eine neue tödliche Falle«, mutmaßte Theora misstrauisch ...

1

Unter den vorgeschriebenen rituellen Gesängen wurde der Sarkophag in die vorbereitete Grabkammer gebracht. Der Hohepriester persönlich überwachte die Zeremonie und auch, dass der Sarg auf den Millimeter genau an der Stelle abgesetzt wurde, die die Orakel als die wiederauferstehungsverheißende angegeben hatten. Die Grabeingaben, irdene Krüge mit Wein, Honig und Brot, hunderte von Amuletten und kleinen Statuen, sowie die Abbildungen der Götter Anubis und Horus, ein goldener Thron, sowie viele andere Lieblingsdinge des toten Pharaos wurden sorgfältig auf die angewiesenen Plätze gestellt. Zu guter Letzt kamen Schriftrollen, in denen das den Göttern wohlgefällige Leben des Königs aufgeführt war, damit er sich vor dem Totengericht bei Isis verantworten konnte. Dann wurden die Sklaven herbeigeschafft, die den Toten auf seiner Reise in die Unterwelt begleiten sollten.

Kurz und schmerzlos wurden sie getötet, damit der König eine ansehnliche Dienerschar im Jenseits besaß und nicht wie ein jämmerlicher Bettler auftreten musste.

Und zu guter Letzt blieb der Hohepriester für drei Tage und Nächte allein in der Grabkammer. Ihm oblag es, die Schutzzauber zu schreiben und auszusprechen, die dafür sorgen sollten, dass kein Grabräuber jemals die Ruhe des Toten stören würde. In dieser Zeit fastete der Hohepriester, denn diese heilige Aufgabe durfte durch nichts Menschliches gestört werden, da sonst der Zauber nach alter Überlieferung nicht mehr wirken konnte.

Hohläugig, müde, körperlich und geistig erschöpft wurde er dann am Abend des dritten Tages aus der Grabkammer entlassen. Die Türen wurden versiegelt und vor neugierigen Augen verborgen.

Am nächsten Tag starben bis auf den Hohepriester alle, die sich jemals in der Nähe des Grabes aufgehalten hatten. Dies war die einzige Möglichkeit sich ihres Schweigens auf ewig zu versichern.

Und kaum einen Monat später starb auch der Hohepriester unter ungeklärten, mysteriösen Umständen. Niemand außer ihm wusste, wo der tote Herrscher seine letzte Ruhe gefunden hatte, und das Wissen um diesen Herrscher, sein Leben und Wirken verblasste im Laufe der Zeit immer mehr, bis niemand auch nur noch wusste, dass es ihn überhaupt einmal gegeben hatte.

Das aber änderte sich dann im 20. Jahrhundert, als ehrgeizige und vielleicht auch neugierige Menschen daran gingen, die letzten Geheimnisse der Geschichte aufzulösen.

2

An der Tür schellte es mit unbeugsamer Hartnäckigkeit. Theora kam aus ihrem tiefen Schlaf hervor, brauchte einige Sekunden, bis sie sich zurechtfand und feststellte, dass sie in ihrem eigenen Bett lag. Nur hätte sie nicht zu sagen vermocht, wie sie dorthin gekommen war. Die Graduierungsfeier am vorigen Abend müsste wohl doch etwas ausgeartet sein.

Noch immer schellte es. Unwillig kam sie aus den Decken empor, stand ein wenig taumelnd auf und tapste auf nackten Füßen zur Tür. Es war der Postbote, der dastand und sie mit einem unverschämten Grinsen von oben bis unten anstarrte. Theora beschloss, dieses Grinsen einfach zu ignorieren.

»Ich habe einen Brief für Sie, persönlich zu unterschreiben«, meldete der Postbeamte. ’

Theora unterschrieb, nahm den Brief und schloss die Tür, ohne zu danken. Sie ging in die Küche und goss einen starken, heißen löslichen Kaffee auf. Erst danach riss sie den Umschlag auf. Während sie sich in kleinen Schlucken an dem heißen Gebräu die Zunge verbrannte, glitten ihre Augen über das Geschriebene. Und was dastand, konnte sie zunächst einmal überhaupt nicht glauben. Dann aber war sie mit einem Schlag hellwach. Noch einmal las sie den Brief, und ein Strahlen glitt über ihr Gesicht. Mit allen zehn Fingern fuhr sie sich noch immer ungläubig durch die brandroten Haare und machte vor Freude einen Luftsprung. Das war ja genau das, wovon sie geträumt hatte.

Sehr geehrte Miss Cameron, stand in dem Brief, hiermit teilen wir Ihnen mit, dass wir Ihre Bewerbung für das Archäologen-Team zur Ausgrabung in Ägypten annehmen. Sie werden gebeten, sich so schnell wie möglich mit Professor Hamilton in Verbindung zu setzen, um die weiteren Modalitäten zu klären.

Theora hatte die Ausschreibung in einer Fachzeitschrift an der Universität gelesen und sich spontan darauf beworben. Sie hatte gerade ihr Archäologiestudium abgeschlossen, war 26 Jahre alt, idealistisch eingestellt und ungebunden. Sie fand es einfach reizvoll, nach Ägypten zu gehen. Auch wenn sie zunächst nicht gedacht hatte, dass ihre Bewerbung berücksichtigt würde, so war es doch zumindest ein Grund für sie, etwas zu träumen. Und jetzt dies!

Mit dem Brief in der Hand tanzte sie durch die Wohnung und freute sich. Und ausgerechnet Professor Kevin Hamilton würde der Ausgrabungsleiter des Teams sein. Darüber freute sie sich ganz besonders, denn insgeheim verehrte sie den Professor sehr. Schon während des Studiums hatte sie ihn ungeheuer attraktiv gefunden und mit Vorliebe seine Vorlesungen besucht. Manchmal hatte sie sich vorgestellt, wie es denn wäre, in seinen Armen zu liegen, aber immer wieder hatte sie sich diese Gedanken strikt verboten. Und nie hatte er Anlass gegeben an mehr zu denken als an ein ordentliches Verhältnis zwischen Professor und Studentin. Aber Theora war nicht die einzige gewesen, die den Professor anhimmelte, und nach einiger Zeit war diese Schwärmerei bei ihr auch wieder ein wenig abgeflaut. Aber jetzt würde sie zusammen mit dem Professor nach Ägypten fahren! Dennoch verbot sie sich sofort energisch, an mehr zu denken als an ein geordnetes Arbeitsverhältnis. Und immerhin war sie eine selbstbewusste junge Frau, die an jedem Finger zehn Männer hätte haben können, wenn sie es nur gewollt hätte.

Theora war äußerst attraktiv. Blitzende grüne Augen befanden sich in einem schmalen, hellen Gesicht, eine unbändige Flut roter Haare umrahmte den feingeschnittenen Kopf, die Figur war schlank und sportlich, aber mit den richtigen Proportionen ausgestattet, und sie konnte zupacken, wenn es darauf ankam. Außerdem war sie hochintelligent, sie hatte das Studium mit Summa cum laude in Rekordzeit abgeschlossen.

Und nun beruhigte sie sich wieder ein wenig. Noch immer mit dem Brief in der Hand ging sie zum Telefon, um Professor Hamilton anzurufen.

3

Ein anstrengender Monat voller Vorbereitungen lag hinter Theora. Es hatte Unmengen an Formularen auszufüllen gegeben, Impfungen machen zu lassen, Grabungsgeräte zu beschaffen und sie vorab zu verschiffen, damit bereits alles da war, wenn das Team in Ägypten eintreffen würde.

Außer Theora Cameron und Professor Hamilton gehörten noch sechs weitere Männer, alle ebenfalls Archäologen, zum Team. Und keiner von ihnen war gerade von der Uni abgegangen, sondern sie alle waren bereits seit Jahren im Beruf tätig, zwei Deutsche und drei Franzosen an der Zahl. So war Theora das Nesthäkchen, aber wer geglaubt hätte, dass sie deswegen weniger von der Materie verstand, irrte gewaltig. Schon immer hatte die Archäologie die junge Frau fasziniert, und sie hatte sich mit Feuereifer in das Studium gestürzt. Und nun ging ihr großer Wunschtraum endlich in Erfüllung. Sie würde ganz sicher nichts davon vergessen, die Vorfreude, das begeisterte Hinfiebern auf den großen Tag, die Anstrengung und das Bangen, ob wirklich alles glattgehen würde.

An einem schwülen Julitag flog das Team von Edinburgh ab, nonstop nach Kairo. Als sie aus dem Flugzeug stiegen, schlug ihnen sehr unangenehm heiße, trockene Luft entgegen. Theora hatte nie glauben können, dass Hitze wirklich wie ein Schlag wirken könnte. Aber genau so war es, und alle beeilten sich, in die klimatisierte Flughafenhalle zu kommen. Dann ging es mit zwei Taxen ins Hotel, wo Theora dankbar feststellte, dass auch hier die Klimaanlage auf vollen Touren lief.

Den Rest des Tages ruhte das Team aus, und am nächsten Morgen würden Professor Hamilton und Theora Dr. Achmed al Sabun, den Leiter des Amtes für öffentliche Arbeiten, aufsuchen. Er war der Mann, dessen Wohlwollen sie sich unbedingt erhalten mussten, denn er war zuständig für die behördliche Leitung der Ausgrabungen.

4

Dr. Achmed al Sabun entpuppte sich für Theora auf den ersten Blick als ein faszinierender Mann. Er hatte schwarze, leicht gewellte Haare, ein schmales gebräuntes Gesicht mit einer geraden Nase, tiefbraunen Augen und einem kräftigen Mund. Er war hochgewachsen und schlank und besaß sehr lange kräftige Hände. Unwillkürlich verglich Theora die beiden Männer, und wenn sie die Wahl gehabt hätte zwischen dem Professor und dem Ägypter, wäre ihr diese sehr schwer gefallen.

Al Sabun empfing die beiden in seinem Büro, und Theora wäre am liebsten in Freudenschreie ausgebrochen. Ringsum an den Wänden standen Vitrinen mit Ausgrabungsstücken, die man in Museum von Kairo schon nicht mehr hatte unterbringen können. Es war ganz einfach Kulturgeschichte pur, was sie sah, und sie wäre am liebsten von einem Stück zum anderen gelaufen, um es zu untersuchen und einzuordnen. Aber das ging natürlich nicht.

Die junge Frau trug einen Leinenanzug, um so der größten Hitze entgegenzuwirken, und hatte ihr ungebändigtes Haar im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Al Sabuns Augen ruhten für einen Augenblick unwillkürlich auf der hübschen Frau, dann aber verdüsterte sich sein Gesicht. Ziemlich kühl begrüßte er seine beiden Gäste, dann ging er gleich zum Angriff über.

»Ich bin überrascht, Professor Hamilton, dass Sie es für nötig erachten, eine Frau mit zu den Ausgrabungsarbeiten zu nehmen.«

Theora blieb vor ärgerlichem Erstaunen der Mund fast offenstehen, und Professor Hamilton räusperte sich. Dann antwortete er, und auch seine Stimme klang recht kühl.

»In unserem Land machen wir keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Warum also soll eine Frau weniger qualifiziert sein als ein Mann?«

Ein dünnes Lächeln spielte um al Sabuns Lippen.

»Eine Frau ist nun mal eine Frau, Professor. Sie besitzt nicht die nötige Härte und Ausdauer, um einen so schwierigen Beruf gewissenhaft auszufüllen.«

In Hamiltons Stimme klirrte Eis, als er jetzt antwortete: »Ich denke, Dr. al Sabun, wir sollten dies Thema vorerst beiseitelegen, es ist schließlich meine Entscheidung, nicht die Ihre. Und wir sind nicht hier, um über die Fähigkeit oder Unfähigkeit von Frauen bei Ausgrabungen zu diskutieren.«

»Ganz sicher haben Sie in diesem Punkt recht«, erklärte al Sabun mit einem dünnen Lächeln. Er beachtete Theora gar nicht mehr weiter, tat einfach so, als wäre sie ein Gegenstand, der nur irgendwo in der Ecke zu liegen hatte.

In der jungen Frau aber kochte es mittlerweile. Sie war qualifiziert, und sie war eine Frau, und sie empfand das weder als Makel noch als Nachteil, und sie hatte auch nicht vor, sich von diesem Mann einfach zu übergehen zu lassen. Aber zunächst einmal wurde das Gespräch sachlich, drehte sich um die Ausgrabung, um Dinge, die dabei zu beachten waren, und auch um die Helfer, die gebraucht wurden. Al Sabun besaß hervorragende Verbindungen, und er bot diese an, um Hamilton zu ermöglichen, zuverlässige Helfer zu finden, worauf der Professor auch freudig einging. Dann drehte sich das Thema um vorhergegangene Ausgrabungen und ihre Schwierigkeiten, und schließlich kehrte al Sabuns Blick nachdenklich noch einmal zu Theora zurück. Die junge Frau fand diese Blicke abschätzig, und ihre Augen blitzten empört auf.

»Professor«, meinte der Ägypter trocken, »ich empfehle Ihnen nochmals, diese Frau hier heimzuschicken. Frauen haben bei Ausgrabungen nichts zu suchen, sie lenken die Männer nur von der Arbeit ab.«

Nun aber war Theora nicht mehr länger bereit, diese abwertenden Worte einfach hinzunehmen.

»Dr. al Sabun«, sagte sie betont freundlich, bevor Hamilton etwas antworten konnte, »ich habe eine gründliche fachliche Ausbildung, bin kerngesund und nicht wehleidig, und es spricht auch nichts dagegen, dass ich meine Arbeit mache, wie jeder Mann auch, außer vielleicht Ihre völlig veralteten und überholten Vorurteile.«

»Meine liebe Miss Cameron«, kam die amüsierte Antwort, »Warum fliegen Sie nicht zurück nach Edinburgh, lernen kochen und suchen sich einen netten jungen Mann, den Sie heiraten können? Wäre das nicht eine Lebensaufgabe für Sie?«

Empört sprang Theora auf. »Es ist eine unglaubliche Frechheit, eine Kollegin in dieser Weise abzuqualifizieren, Doktor. Ich weiß nicht, welchen Grund Sie dafür nennen können.«

»Der Grund liegt in der jahrtausendelangen Erfahrung der Ägypter, Miss Cameron. Es gibt Tage, an denen ich es bedaure, kein Moslem zu sein, der vier Frauen unter Verschluss halten kann, damit sie nicht ständig in der Fachwelt Unruhe stiften.«

»Dann sind Sie auch einer von diesen Männern, die Frauen nur als Gebärmaschinen und Hausmädchen betrachten? Ich dachte eigentlich, Ihr Studium hätte Sie gelehrt, dass Frauen durchaus die gleichen Rechte und Pflichten wie Männer übernehmen können. Und außerdem stehen Sie im öffentlichen Leben, Sie können da nicht die eine Hälfte der Menschheit ignorieren.«

»Ich ignoriere Sie durchaus nicht, Miss Cameron, ich stelle Sie nur an den Platz, wo Sie hingehören.«

»Sie behaupten also allen Ernstes, dass Frauen zu nichts anderem gut sind, als Kinder zu kriegen und zu kochen? Glauben Sie denn eigentlich, das männliche Geschlecht wäre der Herrscher über das weibliche Geschlecht?«

»Nun, im ersten Buch Mose in der Bibel steht: Und Gott nahm eine Rippe von Adam, um Eva zu erschaffen, das beweist doch wohl die Richtigkeit meiner Theorie, oder etwa nicht?«

Ein spöttisches Lächeln glitt über Theoras Gesicht. »Das beweist nur eines, Dr. al Sabun, dass der Mann nicht vollkommen war, denn sonst hätte Gott ja keine Frau mehr erschaffen müssen.«

Nun aber griff Hamilton ein. Dieses Gespräch war ihm zutiefst peinlich, und er befürchtete, wenn Theora mit ihrer unbestreitbaren Logik noch weiterging, könnte sie den wichtigen Mann völlig verärgern, und es würde unweigerlich zu Schwierigkeiten kommen. Außerdem war das Gespräch unsachlich und für beide in keiner Weise angemessen, immerhin handelte es sich hier um ansonsten ernsthafte Wissenschaftler. Diese Diskussion über Männlichkeit und Weiblichkeit schlechthin ging ihm sehr gegen den Strich.

»Ich denke, wir sollten dieses Thema jetzt beenden«, warf er daher sehr vernünftig ein. »Es bringt uns allen nichts.«

»Sie haben recht, Professor«, lenkte al Sabun ein. »Und immerhin ist es Ihre Entscheidung, mit einer Frau zu arbeiten.«

»Ich möchte über Miss Cameron nicht diskutieren. Ihre fachliche Kompetenz steht außer Frage, sonst wäre sie nicht hier.«

Al Sabun erhob sich, um seine Gäste zu verabschieden. Zwei Tage würde es jetzt noch dauern, um die notwendigen Helfer zu verpflichten und vorauszuschicken, und das Team würde einen Tag noch im Tal der Könige Halt machen, um die dortigen Ausgrabungen, die nur teilweise für Touristen zugänglich waren, zu begutachten.

5

Die Hitze ließ auch in der Nacht nicht nach. Manchmal dachte Theora wehmütig an eine richtige kalte Dusche, doch so etwas hätte sie höchstens im Hotel haben können. Aber hier draußen, südlich von Gizeh, war es nichts anderes als ein unerfüllbarer Wunschtraum für sie.

Seit einer Woche schon war das Team an der Arbeit, hatte sich hier mit anderen Wissenschaftlern aus aller Welt getroffen, die auf Einladung der ägyptischen Regierung ebenfalls an der Arbeit waren. Nach den ersten Funden hatte man geglaubt, einem großen neuen Grab auf der Spur zu sein, doch bisher hatte sich diese Hoffnung absolut nicht erfüllt.

Man hatte das vermessene Land, in dem Funde vermutet wurden, in viele kleine Quadrate unterteilt, mit Stricken eingegrenzt, um so einen genauen Überblick zu erhalten. Mit winzigen kleinen Schaufeln wurde der Sand vorsichtig abgetragen und in Eimern weggebracht. Und jeder einzelne Stein wurde mit einem Pinsel von Sand und Unrat befreit, denn es konnte ja immerhin eine Scherbe, ein Skarabäus oder gar etwas Wertvolleres darunterliegen. Bislang aber waren gerade mal ein paar Tonscherben gefunden worden, und diese waren nicht einmal besonders kostbar. Als Grabbeigaben waren sie nur minderwertig und deuteten ganz sicher nicht auf einen bedeutenden Fund hin.

Theora hatte ebenso wie die anderen in den ersten Tagen mit wahrem Feuereifer ihre Arbeit ausgefüllt, aber es schien ihr, als ginge hier gar nichts richtig voran. In ihren Semesterferien hatte sie an einer Ausgrabung in Deutschland teilgenommen und wusste daher, dass viel Geduld vonnöten war, um überhaupt etwas zu finden. Aber hier waren gleich zu Anfang große Versprechungen und Hoffnungen geäußert worden, die sich jetzt jedoch überhaupt nicht erfüllten. Theora seufzte ein weiteres Mal und fuhr dann fort mit ihrer Arbeit, die sie heute jedoch nicht befriedigte.

Es wurde Abend. Die brütende Hitze ließ nach, der Mond stand in voller Größe und Schönheit am Himmel, und die Truppe traf sich im großen Kantinenzelt, um die Abendmahlzeit einzunehmen. Es wurde trotz der bisherigen Misserfolge viel gelacht, geredet und spekuliert, wobei sich die Spekulationen letztlich doch in Grenzen hielten. Es ging eben einfach nicht voran.

Nach einiger Zeit sonderte sich Theora von den anderen ab und ging ein wenig in die Wüste hinein, vorsichtig darauf bedacht, sich nur nicht zu weit zu entfernen. Sie setzte sich auf einen Hügel und starrte in die Nacht hinein. Fast hätte sie die leisen Schritte überhört, die sich ihr näherten. Ein wenig erschrocken blickte sie dann aber auf und erkannte im fahlen Mondlicht Professor Hamilton.

»Sind Ihnen die Menschen auch zu viel?«, fragte er sanft.

Theora nickte. »Hier draußen allein ist es schön«, erklärte sie ein wenig träumerisch.

Hamilton ließ sich neben ihr auf den Boden sinken und starrte ebenso wie sie versonnen in den Himmel, der so völlig andere Sternenkonstellationen zeigte, als sie gewohnt waren. Es kam ganz von selbst, ohne dass einer von beiden darauf abgezielt hätte, aber plötzlich legte Hamilton seinen Arm um Theoras Schulter und zog sie an sich. Sanft trafen sich ihre Lippen zu einem Kuss, der beide wie eine Explosion traf. Wie Ertrinkende klammerten sie sich aneinander, und ihre Lippen waren heiß wie Feuer.

Dann aber löste sich Theora mit einem Ruck von ihm.

»Es ist bestimmt falsch, was wir tun«, stammelte sie.

»Aber warum denn?«, fragte er fast hilflos. »Wie kann etwas falsch sein, was wir beide wollen, Theora?«

Er griff nach ihr, um sie wieder an sich zu ziehen, doch sie wich ihm aus und lief noch ein Stück in die Wüste hinein.

»Theora, was hast du?«, fragte Hamilton. »Komm zurück, da ist es gefährlich im Dunkeln.«

Aber die junge Frau hörte nicht auf ihn. Sie hatte in dieser Situation ein wenig den Kopf verloren, sie hatte Angst vor dem eigenen Mut und vor dem, was aus einer Affäre mit dem Professor werden könnte oder würde. Sie lief weiter, bis sie plötzlich stolperte und fiel. Ein Loch hatte sich vor ihr aufgetan, in das sie nun mit einem erstickten Aufschrei hineinstürzte. Sand rieselte nach und verstopfte ihr schnell Augen und Mund, aber sie fiel noch immer weiter, bis sie plötzlich ziemlich hart auf festem Boden aufschlug. Eine ganze Sandkaskade folgte ihr, und sie schlug um sich wie eine Ertrinkende. Wie aus weiter Ferne hörte sie Hamilton nach ihr rufen und öffnete den Mund, um ihm zu antworten. Doch die widerlichen Sandkörner verhinderten, dass sie sprechen konnte.

Nun aber spürte sie, dass sie sehr wohl aufstehen konnte, ohne im Sand unterzugehen, und Theora brachte ein wenig mühevoll ihre schnell aufsteigende Panik unter Kontrolle. Mit noch immer wilden Bewegungen schlug sie sich den Sand vom Kopf, hustete und spuckte, bis sie wieder einigermaßen in der Lage war, artikulierte Worte hervorzubringen.

»Professor«, ächzte sie. »Hören Sie mich?«

»Theora«, klang wieder Hamiltons Stimme auf. »Theora, geht es dir gut?«

Sie nickte automatisch, dann fiel ihr ein, dass er es ja nicht sehen konnte.

»Ja«, krächzte sie. »Holen Sie mich raus hier.«

»Was ist da unten?«, kam die Gegenfrage.

Verblüfft schaute sie sich nun um. Auf diese Frage hatte sie keine Antwort parat, hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, wie es kam, dass sich hier ein Hohlraum befand, der augenscheinlich nicht weiter absackte. Sie kramte in ihrer Hosentasche, irgendwo musste doch die Notfallschachtel mit Streichhölzern sein. Mit bebenden Fingern fand sie schließlich die Schachtel, und beim Versuch, eines der Hölzchen anzuzünden, brach sie erst einmal zwei ab. Derweil hatte sich oben am Rand der Grube der Professor lang auf den Bauch gelegt und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen, wobei er ständig auf Theora einredete, die aber keine Anstalten machte, ihm direkt zu antworten.

»Verdammt, Theora, nun sag schon, was da los ist. Geht es dir wirklich gut?«

»Ja, ja«, erwiderte sie ungeduldig. Endlich hatte sie ein Streichholz entzündet, und das aufflammende Licht beleuchtete einen quadratischen Raum aus behauenem Felsen, auf dessen Boden sich eine dicke Sandschicht durch Theoras Sturz abgelagert hatte. Halb verdeckt schaute eine Binsenmatte aus dem Sand hervor. Wahrscheinlich war sie der Grund dafür gewesen, dass sich der Eingang zu diesem Raum überhaupt so versteckt befunden hatte, denn der Sand war dadurch am Herunterrieseln gehindert worden.

Theora beleuchtete eine Wand und hielt plötzlich den Atem an.

»Das darf ja nicht wahr sein, autsch«, entfuhr es ihr, denn das Streichholz hatte ihr gerade die Finger verbrannt.

Hamilton hielt es nun nicht länger aus. Statt aus dem nicht weit entfernten Lager Hilfe zu holen, ließ er sich einfach ebenfalls in das Loch fallen. Neugier und Sorge um Theora trieben ihn zu diesem Verhalten.

Inzwischen hatte Theora ein weiteres Streichholz entzündet und stand dicht vor einer Inschrift an der Wand, die sie zu entziffern versuchte.

»Lass mich mal«, forderte Hamilton und nahm von seinem Gürtel eine Taschenlampe, die er fast immer mitführte. Im hellen Schein der Lampe war wesentlich mehr zu erkennen als in dem trüben Flackerschein eines Streichholzes. Aber auch ihm verschlug es erst einmal die Sprache. Dann aber jubelte er laut auf.

»Wir haben es gefunden, Theora. Hier muss der Eingang zu einem Grab sein, lies doch nur, nein, warte, ich kann schneller übersetzen. Wer aber störet die Ruhe des – hier folgt ein Name, den ich noch nicht recht einordnen kann – dessen Tod werde qualvoll, und er soll finden keine Ruhe im Jenseits. Theora, das ist es.«

Er riss die Frau heftig in seine Arme und hätte fast einen Freudentanz mit ihr aufgeführt, aber Theora brachte ihn mit einer Frage wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

»Und wo, bitte, liegt dieser was auch immer? Das hier ist ein einfacher Raum, ohne Ein- und Ausgang. Meinst du vielleicht, wir sollten hier ein Loch graben?«, fragte sie etwas sarkastisch.

Doch Hamilton ließ sich von dieser bewusst provokanten Frage nicht beirren.

»Wir werden den Eingang schon noch finden«, verkündete er fröhlich. »Immerhin ist dies hier der beste Beweis, dass wir in unmittelbarer Nähe des gesuchten Ortes sind. Warte nur ab, wenn wir erst alle zu suchen beginnen, dann wird der Eingang nicht mehr lange ein Geheimnis sein.«

Theora war davon noch nicht so ganz überzeugt, aber auch sie freute sich natürlich über diesen so unverhofften Fortschritt.

»Dann müssen wir uns jetzt nur noch Gedanken darübermachen, wie wir hier wieder heil herauskommen, nachdem du einfach mit ins Loch gesprungen bist«, erklärte sie deshalb lakonisch.

»Was meinst du?«, fragte er verwirrt.

Sie deutete auf das Loch, dessen Rand mehr als mannshoch in unerreichbarer Ferne lag. »Hier raus, meine ich. Oder hast du vielleicht einen fliegenden Teppich?«

»Ach ja. Ich fürchte, du hast recht«, musste er zerknirscht zugeben. »Wir sollten uns etwas einfallen lassen.« Aber das schien er dann Theora zu überlassen, denn er selbst vertiefte sich weiter in die Schrift, die an der Wand zu sehen war.

Theora seufzte. Sie hätte nicht gedacht, dass auch Hamilton das typische abschreckende Beispiel eines zerstreuten Professors war, der sich nur auf seine Arbeit konzentrierte und die Welt ringsum darüber vergaß.

Ein wenig müde und erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand, rutschte mit dem Rücken daran herunter und wollte sich so auf den Boden setzen. Aber da gab es eine unebene Stelle an der Wand, die ihr für einen Augenblick Schmerzen verursachte. Unwillkürlich griff sie dorthin. In der Wand schien einer der Steine nicht völlig eben mit den anderen eingearbeitet worden zu sein, und sie drückte etwas dagegen. Dann fand sie sich plötzlich am Boden liegend wieder. Hinter ihr war die Wand zurückgeschwenkt und gab den Weg in ein dunkles Gewölbe frei.

»Oh je«, sagte Theora etwas verunglückt. »So genau wollte ich den Weg heute Nacht eigentlich nicht mehr wissen.«

6

Hamilton stand mit offenem Mund und leuchtenden Augen da wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum. Der Schein seiner Taschenlampe zuckte hin und her, verweilte hier einen Augenblick auf einer Statue, huschte weiter zu goldenen Schilden und blieb dann schließlich auf einigen Skeletten liegen.

Auch Theora hatte zunächst mit großen Augen in den Raum hineingestarrt, der sich ihnen so unvermutet aufgetan hatte. Dann aber stand sie langsam vom Boden auf, wo sie immer noch nach dem Sturz gelegen hatte.

»Das ist ein Ding«, flüsterte sie ehrfürchtig. »Wir haben die Grabkammer gefunden.«

Beide gingen vorsichtig ein, zwei Schritte voran, als könnten sie es noch immer nicht glauben, streckten wie verlangend die Hände aus und berührten eine Anubisstatue aus Onyx, dessen Augen blutrote Rubine waren, die jetzt im schmalen Lichtschein blutig rot und gefährlich aufblitzten. Theora wischte ein bisschen Staub weg, der sich auf dem glatten Stein im Laufe der Jahrtausende angesammelt hatte, dann fing sie plötzlich an zu husten. Auch der Professor bekam einen Hustenanfall, doch keiner der beiden registrierte diese Tatsache im Augenblick.

»Wir müssen hier raus und die anderen holen«, flüsterte Theora, als traute sie sich nicht, mit normaler Laustärke zu sprechen.

»Bist du verrückt?«, fragte Hamilton geistesabwesend. »Stell dir nur vor, die ganze Horde kommt hier hereingestürmt. Dann ist es wirklich aus mit der Ruhe im Grabmal. Nein, lass uns diese Arbeit hier lieber allein machen. Sobald wir zumindest eine Auflistung aller Gegenstände haben, können wir den anderen ja Bescheid sagen.«

»Das geht nicht, und du weißt es ebenso gut wie ich«, seufzte Theora. »Ich bin sicher, al Sabun würde uns in den tiefsten Schlund der Hölle wünschen, außerdem könnten wir dadurch sogar die Grabungslizenz verlieren. Zumindest er muss informiert werden. Was danach kommt, liegt dann ohnehin nicht mehr in unserer Macht.«

»Ein oder zwei Tage, was macht das schon«, beharrte Hamilton und betrachtete die Wände, die voller Malereien waren, etwas genauer.

»Das kann unser Lebenswerk werden, wenn wir es nur richtigmachen«, widersprach sie. »So leid es mir tut, wir haben kein Recht, dies hier einfach zu verschweigen. Wir sind auf Einladung der ägyptischen Regierung hier, nicht auf eigene Faust. Kevin, wir müssen al Sabun benachrichtigen.«

Hamilton schien wie aus einer anderen Welt zu sich zu kommen.

»Ja, ich fürchte, meine Liebe, du hast recht«, erklärte er sich noch immer widerstrebend einverstanden. »Eigentlich ist es ein Jammer, dass all diese Kostbarkeiten bald von uns weggenommen werden von diesem Ort, an den sie doch zu gehören scheinen. Im Museum sind sie vielleicht besser aufgehoben, aber hier«, er machte eine umfassende Bewegung, »hier gehören sie eigentlich hin. Einem toten König zu Ehren, dem doch alles Gold und Geschmeide im Jenseits nichts nützen.«

Er warf noch einen Blick auf den Boden, wo einige Skelette in etwas wirren Haufen lagen. »Da siehst du, selbst die Begleiter auf seiner langen Reise sind hier am richtigen Platz. So schön können wir keine Knochen im Museum arrangieren.«

»Das ist makaber«, sagte Theora mit einem Lächeln. »Stell dir nur einmal vor, ich wäre nicht vor mir selbst ausgerissen. Wir hätten diese Grabstätte nicht gefunden. Alles andere, dort drüben, wo wir arbeiten, ist also demnach nichts weiter als eines der vielen Ablenkungsmanöver, wie die alten Baumeister sie so wunderbar beherrschten.«

Hamilton nickte, dann kehrte auch er wieder völlig auf den Boden der Tatsachen zurück.

»Wir müssen nun endlich zusehen, dass wir hier herauskommen«, sagte er dann sachlich.

Theora nahm ihm die Taschenlampe aus der Hand.

»Ich glaube, ich habe da eben etwas gesehen, was uns dabei helfen könnte.« Sie leuchtete in eine der Ecken und kam schließlich zu einem der großen Krüge, die versiegelt waren. In fast allen Gräbern hatte man solche Krüge gefunden. Sie enthielten Nahrungsmittel, Wein und manchmal sogar Schriftrollen. Die Krüge waren versiegelt und aus stark gebranntem Ton.

»Hilf mir mal«, forderte sie den Professor auf. »Wenn wir einen unter den Rand der Grube stellen, müssten wir daraufklettern und hinauskommen.«

»Du könntest recht haben«, stimmte Hamilton zu, und gemeinsam schleppten sie einen der schweren Krüge bis unter das Loch. Theora wollte hinaufklettern, doch Hamilton hielt sie noch einmal zurück.

»Was meinst du, schaffen wir es, den Raum wieder zu schließen? Wie hast du ihn übrigens vorhin geöffnet?«

Sie zeigte ihm die Stelle, an der sie die Wand berührt hatte, er drückte erneut auf diesen kaum erkennbaren Kontakt und ging dann einen Schritt zurück. Lautlos schwang die Mauer wieder zurück, verschloss sich mit einem satten Schmatzen, und es war wieder, als wäre sie ganz unberührt. Weder erlitt Theora einen Hustenanfall, und jetzt dachte sie an die Berichte der früheren Ausgrabungen. Längst hatte man herausgefunden, dass der sogenannte Fluch der Pharaonen nichts weiter war als eine Staphylokokkenvergiftung. Als die Grabkammern vor Jahrtausenden hermetisch verschlossen wurden, bildeten sich im Laufe der Zeit Bakterien, tödliche Bakterien, die bei demjenigen, der sie einatmete, zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum Tod führen konnten. Auch die berühmte Carter Ausgrabung im Tal der Könige war von diesem Schicksal nicht verschont geblieben. Da man aber zu der Zeit mit der Erforschung solcher Phänomene noch nicht so weit fortgeschritten gewesen war wie heute, war es zu dem »Fluch des Pharaos« gekommen. Und nun überlegte Theora kurz, ob es hier vielleicht ähnlich sein könnte. Aber nein, das war eher unwahrscheinlich. Hier hatte nichts gezischt, als sich die Tür öffnete, es konnte also keine Staphylokokken geben, diese Bakterien gediehen nämlich nur unter luftdicht verschlossenen Räumen.

Hamilton stellte sich nun auf den Krug, ein wenig wackelig zwar, aber durchaus als Notlösung geeignet, dachte er. Jetzt konnte er mit den Händen über den Rand des Loches fassen. Nun gut, er war Wissenschaftler und kein Artist, es fiel ihm ein wenig schwer, seinen Körper hochzuschieben, obwohl Theora ihn unten nach Kräften hochdrückte. Ganze Sandberge kamen den beiden noch einmal entgegen, und sie spuckten und husteten eifrig. Dann aber hatte Hamilton es endlich geschafft. Mühselig, verschwitzt und erschöpft half er nun auch Theora aus dem Loch heraus.

Noch immer standen Mond und Sterne völlig ungerührt am Himmel, als hätte sich nicht hier gerade für zwei Menschen eine neue Welt aufgetan. Hamilton griff nach Theoras Hand. »Sag mir, dass das kein Traum ist«, flüsterte er rau. Sie schaute ihn groß und ernst an.

»Das ist kein Traum, Kevin.«

Ganz zart zog er sie wieder an sich und küsste sie, und diesmal wehrte sich Theora nicht mehr dagegen.

Einige Zeit später kamen sie zum Lager zurück, wo sie bereits vermisst wurden. Al Sabun kam wütend auf das Paar zugelaufen.

»Was fällt Ihnen ein«, fauchte er Theora an. »Können Sie nicht in der Nähe des Lagers bleiben, wie es sich für einen verantwortungsbewussten Menschen gehört? Wahrscheinlich hat der Professor Sie jetzt suchen müssen. Sie sind ein kindisches Frauenzimmer, und Sie bestätigen damit nur meine Meinung über die Frauen im Allgemeinen und über Sie im Besonderen.«

Sprachlos hatte Theora dieser Anklage zugehört, bis sie sich endlich fasste. Dann aber schaute sie ihn hochmütig an.

»Sie sollten sich gut überlegen, was Sie zu wem sagen«, zischte sie zornig. »Sie haben ja keine Ahnung, was überhaupt vorgefallen ist, und urteilen ganz einfach ohne nachzufragen. Sie bestätigen zumindest meine Meinung über gewisse Männer.«

Eigentlich hatte sie nun wütend davoneilen wollen, doch Hamilton hielt ihre Hand fest, machte al Sabun ein Zeichen und entfernte sich mit ihm und Theora ein Stück von den anderen.

»Miss Cameron hat eine Entdeckung gemacht«, stellte er dann ruhig fest, als niemand aus dem Lager sie mehr hören konnte.

»So, was denn? Hat sie festgestellt, dass die Nächte in Ägypten kälter sind als die Tage?«, fragte al Sabun sarkastisch.

Hamilton seufzte. »Es ist mir völlig schleierhaft, warum Sie beide ständig aufeinander einhacken müssen. Ich dachte, ich hätte es hier mit erwachsenen Menschen zu tun.«

»Er hat angefangen«, versuchte Theora sich zu verteidigen.

»Das habe ich schon mitbekommen, meine Liebe. Aber warum zeigst du ihm dann nicht einfach die kalte Schulter, anstatt auf seine Worte auch noch einzugehen? Der Klügere gibt nach, heißt es, oder kennst du dieses Sprichwort nicht?«

Wider Willen musste Theora jetzt plötzlich lachen. »Du hast ja recht, Kevin. Es tut mir leid.«

Al Sabun ging dieser Stimmungsumschwung etwas zu schnell, misstrauisch beäugte er die beiden, und erst jetzt fiel ihm auf, dass beide etwas ramponiert aussahen und außerdem am ganzen Körper noch immer voller Sand waren.

»Ist Ihnen etwas zugestoßen?«, fragte der Ägypter jetzt plötzlich doch etwas besorgt.

»So könnte man es ausdrücken«, meinte Theora ruhig.

Hamilton erzählte kurz und knapp, was sich zugetragen hatte, berichtete von dem großartigen Fund und legte dann warnend den Finger an die Lippen.

»Ich glaube nicht, dass es gut wäre, schon jetzt alles bekanntzugeben. Es wäre uns lieber, wenn Sie mit uns zu der Grabstelle gingen und sich selbst erst einmal eine Meinung bildeten. Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn alle Leute aus dem Lager in die Grabkammer wollen?«

»Und Sie sind sich absolut sicher, dass es sich um eine Grabkammer handelt?«, fragte al Sabun atemlos vor Erregung.

»Es steht zwar kein Sarkophag drinnen, aber nach allem, was ich weiß, muss es so sein.«

Al Sabun machte plötzlich eine Verbeugung vor Theora.

»Ich habe mich schlecht benommen und bitte um Entschuldigung«, sagte er gemessen.

7

Gier spiegelte sich in den Augen der beiden Männer, die die wertvollen Fundstücke in der Grabkammer betrachteten. Und das war eigentlich etwas, was Theora nicht verstehen konnte. Sie alle waren Archäologen, niemand würde auch nur eines dieser Teile für den privaten Gebrauch behalten, warum also dieser gierige Ausdruck, der ganz anderes aussagte. Sie schüttelte innerlich den Kopf über die beiden, die sie fast vergessen hatten. Wie kleine Kinder liefen sie von einem zum anderen Teil und begutachteten es.

»Das ist einmalig«, sagte al Sabun ehrfürchtig, als er eine kleine goldene Statuette in das Licht der mitgebrachten Lampen hielt. Fast zärtlich glitten seine Finger über die Konturen, und Theora hatte den Eindruck, als hätte der Ägypter das Teil am liebsten sofort in die eigene Tasche gesteckt.

Währenddessen stand Hamilton wieder einmal vor den zahlreichen Malereien und Inschriften und las langsam die Worte, die dafür sorgen sollten, dass der Tote nicht in seiner Ruhe gestört würde.

»Hier werden uns die gräulichsten Strafen angedroht, wenn wir die Ruhe des Königs stören«, bemerkte er ungerührt.

»Das stand in allen bisher gefundenen Gräbern«, erklärte al Sabun nebenher. »Wir wissen, dass die damalige Magie heute nicht mehr wirkt. Aber über Jahrhunderte hinweg war es ein wirksames Abschreckungsmittel. Und wahrscheinlich gibt es noch immer einige unserer Nomadenvölker, die sich davon abhalten lassen. Aber es kamen auch immer wieder dreiste Grabräuber, die sich nicht an den Worten störten.«

Theora fühlte sich plötzlich ziemlich merkwürdig. Das Gespräch der Männer schien wie aus weiter Feme und durch dichten Nebel zu kommen, ihr Körper fühlte sich leicht und trotzdem schwindelig an, und so lehnte sie sich haltsuchend gegen eine Wand. Es überraschte sie dann auch nicht mehr, als ihre Beine einfach den Dienst aufgaben und sie an die Wand gelehnt zu Boden sackte, es war ihr einfach ganz egal.

Das leise Geräusch, das sie dabei verursachte, machte die Männer auf sie aufmerksam.

»Theora, was ist mit dir?«, rief Hamilton alarmiert und sprang ihr zu Hilfe. Sie schaute ihn aus verschleierten Augen an, kaum begreifend, was um sie herum vorging.

»Sie hat einen Schwächeanfall«, sagte al Sabun wegwerfend. »Es ist, wie ich gesagt habe, Frauen kann man nicht auf eine Ausgrabung mitnehmen, sie sind dafür eben nicht gemacht.«

Theora wollte aufbegehren, ihm die passende Antwort ins Gesicht schleudern, doch sie war im Augenblick zu schwach dafür. Dennoch hatten die harten Worte al Sabuns wenigstens den Effekt, dass sie sich zusammenriss und versuchte aufzustehen. Hamilton half ihr. Bedauernd legte al Sabun einen wunderbaren Skarabäus wieder zur Seite, und die drei verließen mit gemischten Gefühlen die Grabkammer.

In ihrem Zelt angekommen, legte sich Theora gleich auf ihr schmales Feldbett. Noch immer fühlte sie sich sehr seltsam. Halluzinationen tauchten vor ihren Augen auf, und sie versuchte mit den Händen vergeblich die Bilder zu verscheuchen. Hamilton beugte sich besorgt über sie, aber sie winkte ab.

»Es geht mir gut«, wehrte sie jeden gutgemeinten Versuch von Hilfe ab.

»Sollen wir nicht doch lieber zurückfahren nach Kairo?«, fragte er besorgt.

»Bist du verrückt?«, begehrte sie auf. »Das sind fast zwei Tagesreisen, und außerdem lasse ich mir unsere Entdeckung auf keinen Fall entgehen. Ich brauche nur etwas Schlaf und morgen früh einen starken Kaffee, dann bin ich schon wieder auf den Beinen. Sieh zu, dass du auch etwas schläfst, wir werden morgen noch alle unsere Sinne brauchen.«

Das sagte sie mit einem mühsam aufgesetzten Lächeln, was Hamilton aber in der trüben Beleuchtung entging. Er ließ sich durch ihre Worte beschwichtigen, und nach einem letzten sanften Streicheln über die schweißnasse, aber eiskalte Stirn der jungen Frau verließ er das Zelt.

Theora biss sich auf die Lippen, als die Halluzinationen wiederauftauchten. Bilder zuckten vor ihren Augen, blitzendes Gold, Gesichter, auferstanden aus einem jahrtausendelangen Schlaf oder Tod. Dunkle, kalte Augen blickte sie erbarmungslos an, ein harter, schmaler Mund sprach unverständliche Worte, deren Sinne Theora trotzdem verstand. Sie sah den toten König, dessen Haut wächsern und bleich aussah, und sie erblickte 21 Sklaven, die an Händen und Füßen mit goldenen Ketten gefesselt in den Vorraum zur Grabkammer gebracht wurden, um den toten Herrscher auf seiner Reise ins Schattenreich zu begleiten.

Theora wollte aufbegehren, dem Mann etwas sagen, ihm mitteilen, dass sie ja gar nicht vorhatte, die Grabruhe zu entweihen. Sie wollte nur dafür sorgen, dass die Menschen der Gegenwart mehr über die Vergangenheit lernten. Und auch, dass viele Menschen dem Toten noch im Nachhinein die Referenz erwiesen. Denn wenn der Sarkophag ins Museum kam, würden Hunderte und Tausende staunend und ehrfürchtig davorstehen und hoffentlich etwas lernen und verstehen, über die Kultur der vergangenen Zeit.

Aber Theora war wie gelähmt. Sie konnte nicht reden und dem Mann mit den kalten Augen und dem harten Mund auch nichts erklären. Sie konnte nicht reden, obwohl sie den Mund weit öffnete wie um zu schreien. Aber kein Ton kam heraus.

Und dann verblassten die Bilder, es wurde dunkel und Theora fiel in einen bleiernen traumlosen Schlaf, aus dem sie erst am nächsten Morgen durch den allgemeinen Weckruf wie gerädert wiedererwachte. Mit bleichem Gesicht und tiefen Ringen unter den Augen wollte sie noch im Halbschlaf aufstehen, als eine Bewegung unter der Bettdecke ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit den Händen griff sie noch schlaftrunken danach, als wollte sie nach ihrem ehemaligen Freund greifen.

Dann aber war sie mit einem Ruck plötzlich hellwach.

8

Al Sabun saß die ganze Nacht in seinem Zelt. Voller Vorfreude dachte er an den großartigen Fund, und eigentlich dauerte es ihm viel zu lang, bis er wieder in die Grabkammer kommen konnte. Flüchtig schoss ihm die Frage durch den Kopf, was diese Funde wohl für einen Wert besaßen. Durch seine Gedanken geisterten enorme Summen, aber dann rief er sich selbst zur Ordnung zurück. Das wichtigste war wohl, am nächsten Tag die Behörden in Kairo zu unterrichten. Aber das konnte er nicht ohne die Unterstützung der beiden Engländer, denn immerhin hatten sie ja den Fund zuerst gemacht, sie müssten also seine Worte bestätigen. Und doch ...

Er hatte gar nicht gemerkt, dass die Sonne aufgegangen war. Ein wenig müde und steif streckte er sich und wollte dann aufstehen, um nachzusehen, ob es wohl schon Kaffee gab. In diesem Augenblick ertönte ein grässlicher Schrei ...

9

Kevin Hamilton hatte ebenfalls schlaflos in seinem Zelt gelegen. Auch ihm schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Dieser Fund würde ihn mit einem Schlag weltberühmt machen. Und auch er dachte an den unermesslichen Wert der Fundstücke: Gold, Edelsteine nun, der ideelle Wert lag jedenfalls wesentlich höher. Jeder Sammler würde ein mittleres bis großes Vermögen mit Freuden ausgeben, um auch nur ein oder zwei Teile davon in die Finger zu bekommen. Dann aber dachte er auch wieder an die internationale Anerkennung, an das Aufsehen, das Ansehen unter den renommierten Kollegen die vorwitzige, gerade aufgegangene Sonne schien durch einen Spalt im Zelteingang, als plötzlich ein markerschütternder, schrecklicher Schrei ertönte. Hamilton sprang auf, der Schrei kam aus der Richtung von Theoras Zelt!

10

Sie fühlte glatte Haut, kühl und schmeichelnd, und griff zärtlich danach. Dann aber schreckte sie auf. Die Geschichte mit Matthew war doch schon lange vorbei. Und außerdem bewegte sich da immer noch etwas. Ein siedend heißer Schreck durchfuhr die junge Frau, als ihr klar wurde, was dieses Etwas nur sein konnte, sein musste.