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Eine herbstliche Nacht in einer südenglischen Provinz: Auf der Flucht vor seinem tristen Leben entdeckt der 18-jährige Jaden in einem Waldstück ein kleines, scheinbar unbewohntes Haus. Dort trifft er auf die gleichaltrige Leila, eine undurchsichtige junge Frau, die er kennen und lieben lernt. Zusammen beschließen sie, eine Weile hier an diesem verlassenen Ort zu bleiben. Sie ahnen nicht, wie gefährlich das ist – denn die mysteriösen Zwischenfälle und Begebenheiten häufen sich von Tag zu Tag. Das seltsame Haus scheint auf eine gruselige Art und Weise ein düsteres Eigenleben zu entwickeln, und bald schon ist das Leben von Jaden und Leila in großer Gefahr... Dark Fantasy mit Horror-Elementen aus der Feder von Elias J. Connor. (Neuauflage des Romans THE MOONLIGHT OUTSIDE.)
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Inhaltsverzeichnis
Widmung
Kapitel 1 - DIE WOLKEN AM HORIZONT
Kapitel 2 - GEHEIMNISVOLLE LEILA
Kapitel 3 - DIE FREMDEN IM NEBELWALD
Kapitel 4 - UNTERHOLZ
Kapitel 5 - LEILA UND IHR BRUDER
Kapitel 6 - WER IST DA?
Kapitel 7 - AUF DER ANDEREN SEITE DER TÜRE
Kapitel 8 - DER ALTE MANN
Kapitel 9 - DIE FLUCHT
Kapitel 10 - DER SCHREI DER WÖLFE
Kapitel 11 - WER IST LAURA?
Kapitel 12 - KATIE
Kapitel 13 - DIE GEISTERKINDER
Kapitel 14 - GEFANGEN AUF DEM BAUM
Kapitel 15 - RANDYS TOD
Kapitel 16 - RUHE IN FRIEDEN
Kapitel 17 - EDEN
ÜBER DEN AUTOR
Impressum
Für Jana.
Ideengeberin, Muse, meine Freundin.
Danke, dass mich deine Fantasie erreicht.
Die Autobahn ist recht leer.
Schon seit Stunden fährt er durch die Nacht. Einzig das Licht der Scheinwerfer seines Alpha Romeos spiegelt sich auf der nassen Straße wieder. Ab und zu sieht er auf der Gegenfahrbahn ein anderes Auto vorüberziehen. Aber er scheint ganz alleine durch die Nacht zu fahren.
Es ist Herbst. Genau das triste Wetter, was man davon erwartet. Eine dichte Wolkendecke hängt über der Gegend, und der Nieselregen rieselt unentwegt auf die Frontscheibe.
Der junge Mann, der den Wagen lenkt, ist vielleicht gerade mal 18 Jahre alt. Er wirkt sehr nervös. Sein linker Fuß tippt unentwegt auf dem Boden des Fahrzeuges entlang, und es scheint auch so, als habe er nicht wirklich ein Ziel.
Vielleicht ist er auf der Flucht. Vielleicht hat er eine Bank ausgeraubt und sucht jetzt eine Möglichkeit, sich zu verstecken.
Als er hinter sich einen Scheinwerfer aufblenden sieht, fährt er ganz schnell auf die rechte Spur. Dort verlangsamt er seine Fahrt und lässt zitternd das andere Auto vorbeiziehen.
Wenig später fährt der Mann an der nächsten Abfahrt heraus.
Die ländliche Gegend ist sehr hügelig. Noch nicht wirklich gebirgig, aber man kann erkennen, dass es sich um ein Mittelgebirge handeln muss.
Oberhalb eines kleinen Dorfes, das der junge Mann innerhalb von 2 Minuten durchfährt, ist ein Wald. Der Mann nimmt Kurs darauf und stellt nach einer Zeit an einem kleinen Parkplatz den Wagen ab.
Er atmet heftig, als er aussteigt.
Für eine Weile setzt er sich auf einen Baumstamm, der quer am Boden liegt. Er scheint nachzudenken. Sein Atmen verlangsamt sich mit der Zeit, und er scheint sich zu beruhigen.
Der junge Mann sieht sich um. Er vergewissert sich, dass niemand in der Nähe ist. Daraufhin steht er auf und läuft langsam in den Wald hinein.
Auch wenn es dunkel ist, er scheint keine Angst mehr zu haben. Und wovor er auch geflohen ist, er wähnt sich jetzt in Sicherheit.
Schritt für Schritt läuft der Mann immer tiefer in den Wald.
Es ist düster und dämmerig hier. Die Wolken und der Nebel lassen kaum das Licht des Mondes durch. Der Mann sieht an sich herunter. Schlamm bedeckt seine Hose. Seine Haare sind zerzaust, und sein Gesicht ist ebenso bedeckt mit Schlamm. Der Morast fühlt sich warm an.
Er zieht seine Schuhe aus. Sie waren ebenfalls voller Schlamm. Nachdem er sie ausschüttelt, zieht er die Schuhe wieder an.
Der Boden unter seinen Füßen ist weich. Er muss sehr aufpassen, dass er in diesem seltsamen Moorboden nicht versinkt. Vorsichtig hangelt er sich zu einem Stein, der aus dem Morast herauslugt und ihm einigermaßen sicher vorkommt. Dann setzt er sich darauf.
Der Mann blickt neben sich. Da ist ein Teich, ein kleiner See. Er ist nicht sehr groß. Und er hat schwarzes, dreckiges Wasser, aus dem kleine, merkwürdige Bläschen heraus blubbern. Es riecht seltsam hier – irgendwie unangenehm und modrig.
Er kramt in den Taschen seiner Jacke. Er sucht offenbar etwas – aber vielleicht weiß er selbst nicht genau, wonach er sucht. Schließlich hört er mit dem Kramen auf und schaut sich wortlos in der Gegend um.
Irgendetwas, irgendein Gefühl sagt ihm, es wäre jetzt wohl besser, nach richtig festem Boden unter den Füßen zu suchen. Es ist, als zieht ihn etwas plötzlich von da weg, wo er sich gerade befindet.
Langsam steht er auf. Beschwerlich balanciert er auf dem Stein, auf dem er steht. Er entdeckt einige weitere Steine im Morast. Und unweit von sich kann er schließlich etwas Ähnliches wie einen festen Weg ausmachen, der sich an einer Reihe schwarzer Bäume entlang schlängelt. Der Mann überlegt, was er tun könnte. Daraufhin hüpft er über einen Stein nach dem anderen, bis er letztendlich den Weg erreicht.
Hier kann er gut stehen. Der Boden hier ist nun fest genug, um darauf zu laufen, ohne dass er Angst haben muss, vom Morast verschluckt zu werden. Langsam setzt er einen Fuß vor den anderen.
Seltsame rauschende Geräusche kommen an sein Ohr. Er kann sie nicht einordnen. Aber er hat auch keinerlei Ambitionen, den Geräuschen zu folgen. Mühsam und erschöpft stapft er auf dem schmalen Weg weiter.
Nach etwa zehn Minuten schon führt der Weg den jungen Mann aus dem Waldstück mit schwarzen Bäumen heraus. Es ist noch immer sehr neblig, und er erkennt fast die Hand vor Augen nicht. Aber er entdeckt dann doch, dass er wohl auf einem großen Platz angekommen ist, einer Lichtung. Daraufhin sieht er genauer hin, und plötzlich entdeckt er ein Haus.
Der Mann betrachtet das Haus genauer. Wer soll hier wohnen, denkt er bei sich. In dieser Gott verlassenen Gegend wohnt doch sicher niemand. Es muss ein verlassenes Haus sein.
Es ist nicht sehr groß. Ein kleines Holzhaus, einstöckig und vermodert. Aber das ist dem jungen Mann egal.
Als er sich vergewissert hat, dass niemand in dem Haus zu sein scheint, geht er langsam zur Eingangstüre.
Es ist merkwürdig still hier. Bis auf das seltsame Rauschen kann der Mann keinerlei Geräusche wahrnehmen.
„Hallo?“, traut er sich daraufhin zu rufen. Keine Antwort.
„Ist hier jemand?“, versucht er es erneut. Wieder erhält er keine Antwort.
Hier ist nicht eine einzige Menschenseele. Es ist absolut verlassen. Nur der Wind und dieses seltsame Rauschen, das ihn schon die ganze Zeit begleitet, ist zu hören. Ansonsten ist es hier totenstill.
„Wo bin ich hier?“, fragt er sich leise selbst. „Was tu ich hier?“
Er dreht sich auf der Stelle einmal um sich selbst.
Plötzlich hört er ein Geräusch. Ein Rufen. Sofort bleibt er stehen – wieder Stille.
Der Mann dreht sich in alle Richtungen, aber da ist nichts. Offenbar hat er sich das Rufen bloß eingebildet. Gerade will er weiter gehen, da kommt wieder ein Schrei. Jetzt ist er sich sicher, dass er sich das nicht eingebildet hat. Er tastet sich an seiner Brust ab. Sein Herz pocht wie wild, und er weiß nicht, ob er Angst haben soll oder sich freuen soll, dass hier offenbar doch jemand ist. Schließlich beschließt er, der Sache nachzugehen.
Auf den Schrei folgt plötzlich ein Lachen. Es hört sich an wie das Lachen von mehreren Leuten. Der Mann lauscht genauer hin, um festzustellen, woher diese Stimmen kommen – dann war es wieder still. Aber keine zwei Minuten später nimmt er wieder deutlich ein Lachen wahr – und zweifelsohne, es sind Kinderstimmen. Offenbar mehrere Kinder, die hier ganz in der Nähe spielen. Der junge Mann folgt ganz langsam den Stimmen, während er nachdenklich mit der Hand durch seine dunklen Haare fährt. Die Stimmen kommen aus dem seltsamen Haus, da ist der Mann sich sicher.
Er bleibt vor der Türe des Hauses stehen. Die Stimmen sind lauter geworden, und sie sind jetzt kontinuierlich da. Er hört Rufe, dann wieder Lachen, schließlich ab und an ein Weinen, dann wieder Rufe und Lachen. Der Mann traut sich nicht, in das Haus hinein zu gehen. Still bleibt er vor der Türe und lauscht den Stimmen.
„Meine Güte, es sind doch nur Kinder“, sagt er zu sich selbst. „Was sollen die mir anhaben?“
Der Mann versucht zu verstehen, was die Stimmen sagen. Es ist ganz seltsam – sie reden, aber er versteht nicht ein Wort. Dennoch ist es keine fremde Sprache, in der die Stimmen miteinander reden.
Plötzlich kann er einen Satz verstehen – „Komm doch herein!“
Ganz zaghaft öffnet er die große Holztüre des Hauses und betritt es schließlich.
Der Mann findet einen sehr großen Raum vor – es ist seltsam, eigentlich hat er sich den Raum viel kleiner vorgestellt, weil das Haus von außen wirklich nicht sonderlich groß wirkt. Nun befindet er sich aber plötzlich in einem Raum, der fast so groß ist wie ein ganzer Ballsaal. Die Wände des Raums sind ganz aus Stein, und viele Kerzenleuchter sind daran befestigt. Die Kerzen sind alle an, woraus der Mann schließt, dass hier tatsächlich jemand leben muss.
Er stapft vorsichtig in die Mitte des Raumes.
„Ist da jemand?“, fragt er. Er hört ein Lachen an sich vorbeihuschen, was ihn dazu bringt, sich ruckartig umzudrehen. Dann ist das Lachen wieder verschwunden.
„Spielt ihr mir einen Streich?“, fragt der junge Mann schließlich.
Plötzlich wieder ein Lachen. Er sieht sich um, aber er sieht niemanden.
„Habt ihr euch versteckt?“, fragt er. „Soll ich euch suchen?“
Er sieht sich im Raum um. An der Wand steht ein großer Schreibtisch mit einem Kerzenleuchter und einem Fass Tinte darauf. Neben dem Tintenfass liegen einige Seiten Papier. Vor dem Schreibtisch steht ein hölzerner, viel zu großer Stuhl mit einer hohen Lehne. An der Wand kann er einen großen, ovalen Spiegel entdecken, neben dem mehrere verdorrte Pflanzen stehen. Ein braunes Holzsofa steht an der anderen Wand, und an der dritten Wand entdeckt er ein altes Klavier.
Langsam geht der Mann zu dem Klavier. Es ist braun, und es ist offensichtlich schon von Holzwürmern angefressen, denn es hat mehrere kleine Löcher. Der Mann öffnet die Klappe des Klaviers. Die Tasten sind noch vollzählig. Er tippt schließlich einige der ganz hohen Tasten ein paar Mal an. Eine diffuse Melodie entsteht. Der Mann setzt sich dann auf den Hocker, der vor dem Klavier steht. Dann beginnt er wieder zu spielen – aber seltsamerweise kommt jetzt eine wunderschöne Melodie dabei heraus. Er spielt weiter. Ihm gefällt die Melodie. Und über sein Klavierspiel hinaus hat er gar nicht bemerkt, dass die Stimmen aufhören zu rufen und zu lachen – fast ist es so, als hören sie ihm wie gebannt zu.
Plötzlich zuckt er zusammen. Am Schreibtisch gibt es ein Krachen. Der Mann dreht sich zugleich um und schaut hin – aber da ist niemand. Seltsam – dabei hätte er schwören können, dass gerade eben dort jemand herumhantiert. Langsam steht der Mann auf und läuft vorsichtig zu dem Schreibtisch hin.
„Hallo?“, fragt er leise. „Zeigt euch doch.“
Er betrachtet den Schreibtisch. Und erst jetzt bemerkt er, dass der Tisch voller Spinnweben ist. Das Tintenfass ist umrandet von Spinnweben. Und auch der Kerzenleuchter hat einige Spinnweben um sich herum. Tatsächlich – im ganzen großen Raum sind überall Spinnweben – am Klavier, an der Decke, an jedem der Kerzenleuchter an den Wänden, unter dem Sofa und auch um den großen Spiegel herum schlängeln sich Spinnweben.
Aber etwas ist anders als eben hier an diesem Schreibtisch. Der Mann sieht genauer hin – der Stapel Papiere. Er ist heruntergeflogen. Der junge Mann findet ihn auf dem Fußboden wieder und hebt ihn daraufhin auf. Die Papiere sind beige und sehen alt aus. Er sieht den Stapel durch – ganz leeres Papier. Altes, leeres Papier. Und plötzlich ist sich der Mann nicht mehr so sicher, ob hier tatsächlich jemand wohnt. Und wenn ja, warum zeigt er sich nicht?
Der Mann legt den Stapel wieder auf den Schreibtisch. Plötzlich sieht er es:
„Hallo, du.“ steht auf dem obersten Papierbogen. Mit weit offenem Mund betrachtet er den Zettel. Er nimmt das Papier in seine Hand und liest es immer wieder: „Hallo, du.“
Der Mann überlegt. Nein, eigentlich überlegt er nicht, sondern er wundert sich. Irgendwie ist es sogar noch viel merkwürdiger – ganz wie von Geisterhand setzt er sich an den Schreibtisch. Ganz wie von Geisterhand nimmt er einen leeren Papierbogen vom Stapel, und ganz wie von Geisterhand nimmt er die Feder aus dem Tintenfass und schreibt: „Hallo, ihr.“
Dann wartet er ab, was geschehen würde.
Plötzlich schwebt ihm die Feder aus der Hand. Sie fliegt mitten im Raum herum, ohne dass irgendjemand sie berührt. Sie fliegt daraufhin zu dem Papierbogen. Und magisch, wie von Geisterhand gesteuert, schreibt die Feder: „Schön dass du da bist, Jaden.“
Jaden starrt auf das Papier. Wie ist das möglich, dass die Feder von selbst schreibt? Und wie kommt es, dass derjenige – wer immer hier ist und das gemacht hat – seinen Namen kennt?
Die Feder legt sich dann neben den Papierstapel. Jaden denkt nach. Etwas hat ihn hierher geführt, das weiß er. Er ist sich noch nicht sicher, aber es ist wichtig, dass er diejenigen finden muss, die hier in diesem Haus leben.
„Wo seid ihr?“, fragt er dann. Keine Antwort.
So funktioniert es in jedem Fall nicht. Jaden ist kurz davor, wieder an Halluzinationen zu glauben, aber da liegt noch immer das Papier mit den Worten, die Jaden schrieb, und den Worten, die die Feder schrieb. Plötzlich kommt wieder dieses seltsame Gefühl in Jaden hoch. Jaden begreift und schreibt: „Seid ihr unsichtbar?“
Die Feder schwebt dann wieder aus Jadens Hand, nachdem er sie loslässt. Dann schwebt sie zu dem Papierbogen und antwortet geschrieben: „Unsichtbar sind wir nicht. Nur kannst du uns momentan nicht sehen.“
Jaden ist sich nicht ganz klar, was das bedeutet, aber er ist fest entschlossen, es herauszufinden. Er nimmt die Feder und schreibt: „Wer seid ihr?“
Die von Geisterhand gesteuerte Feder schreibt und antwortet: „Wir sind sieben Kinder in diesem Haus. Wir leben hier. Wir können nicht sagen, wer wir sind, aber wir sind ganz fröhlich hier.“
„Wieso könnt ihr es nicht sagen?“, fragt Jaden geschrieben.
Und die Feder antwortet: „Wir wissen es nicht.“
„Und was macht ihr hier so den ganzen Tag? Was ist das hier für ein Haus?“, fragt Jaden geschrieben.
„Das wissen wir auch nicht“, antwortet die Feder geschrieben. „Wir leben ja nur hier. Und wir spielen hier. Wir spielen gerne Verstecken. Du auch?“
Jaden kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Da sind ein paar unsichtbare Kinder, und sie spielen gerne Verstecken.
„Ihr schriebt vorhin, ihr seid nicht unsichtbar, nur könnte ich euch momentan nicht sehen“, schreibt Jaden auf den Papierbogen. „Wie kann ich es schaffen, euch auch zu sehen?“
„Such uns!“, antwortet die Feder schriftlich.
Plötzlich ertönt wieder dieses Kinderlachen, welches Jaden vorhin hier bemerkte. Und er spürt deutlich einen kleinen Windhauch an seinem Gesicht vorüberziehen. Jaden steht daraufhin auf. Er versucht, der Stimme zu folgen. Er war sich nun ganz sicher, dass hier jemand lebt, mehrere Personen, und sie sind alle unsichtbar. Und Jaden sollte sie nun suchen, dann würde er sie sehen können.
Mit einem Mal – und es ist beinahe so unmerklich, dass es Jaden fast nicht aufgefallen ist – huscht etwas wie ein Schatten am Spiegel vorbei.
„Verschwindet“, hört er auf einmal die Stimme einer jungen Frau rufen.
Plötzlich spürt er, dass ihn etwas an der Schulter packt. Die Feder und das Papier fliegt daraufhin zu Boden und bleibt dort liegen.
Jaden dreht sich um und sieht in die Augen einer jungen, vielleicht 18-jährigen Frau mit dunklen, schulterlangen Haaren. Ernst sieht sie ihn an.
„Was tust du hier?“, fragt die Frau nervös. „Hast du sie gesehen? Ich habe ihnen schon ein paar Mal gesagt, sie sollen aufhören, mich zu nerven. Haben sie dich auch genervt?“
Jaden bleibt fast vor Schreck die Spucke weg.
„Du bist eine reale Person“, stellt er an die junge Frau gerichtet fest.
„Hast du etwas anderes erwartet?“, fragt sie ihn zurück.
Verwundert folgt Jaden der Frau auf das Sofa, wo sie sich hinsetzen.
„Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein“, sagt die Frau daraufhin weniger aufgebracht. „Mein Name ist Leila. Ich habe nicht damit gerechnet, dass hier mal irgendjemand vorbei kommen würde.“
„Lebst du hier alleine?“, will Jaden sichergehen.
„Ja“, antwortet Leila. „Mehr oder weniger, wie du ja gemerkt hast. Hast du auch einen Namen?“
„Jaden“, stellt Jaden sich vor.
„Gut“, sagte Leila. „Jetzt, wo wir uns bekannt gemacht haben, koche ich uns erst mal einen schönen heißen Kaffee, was meinst du?“
Jaden nickt.
Leila geht in die Küchenecke und bereitet einen frischen Kaffee zu. Anschließend kommt sie mit zwei Tassen wieder auf das Sofa und stellt diese auf dem Tisch vor dem Sofa ab. Jaden nippt an seinem Kaffee, Leila trinkt ihren fast in einem Zug leer.
„Was ist das für ein merkwürdiges Haus?“, will Jaden daraufhin wissen.
„Ein verlassenes Haus“, sagt Leila. „Ich wohne hier schon eine ganze Zeit lang, und nie ist jemand vorbei gekommen. Man ist hier wirklich absolut sicher.“
„Bist du vor irgendetwas oder irgendjemandem auf der Flucht?“, fragt Jaden jetzt genauer nach.
Leila nickt. „Ich möchte darüber aber nicht reden.“
„Okay“, meint Jaden. „Dann haben wir zwei etwas gemeinsam. Hast du etwas dagegen, wenn ich ein paar Tage hier bleibe?“
Die junge Frau muss lachen.
„Also, wenn du deine Finger brav bei dir behalten kannst und keine Anstalten machst, mich heimlich zu verführen oder so ähnlich, dann kannst du bleiben.“
Jaden nickt der Frau zu.
Er hat viele Fragen, ja. Aber Jaden weiß, dass es jetzt wohl noch nicht an der Zeit für Antworten ist. Zuerst einmal ist er glücklich, dass er hier sicher ist. Hier kann ihm nichts geschehen, wovor auch immer er geflohen sein muss.
Langsam schlägt er seine Augen auf. Ein Lichtschein huscht über sein Gesicht. Offenbar ist es Tag geworden.
Jaden blickt aus dem Fenster, während er noch immer auf dem Sofa liegt, eingebettet in eine weiche Decke, die ihm gestern Nacht jemand gegeben haben muss.
Wie er erkennt, lässt der Schatten der Bäume, die das kleine Haus einkreisen, kaum das Sonnenlicht hindurch. Neblig scheint es obendrein zu sein. Ein richtig herbstliches Wetter eben.
Jaden steht langsam auf.
Er denkt nach. Wo ist er hier? Wie ist er hierher gekommen?
Er erinnert sich, gestern Nacht jemanden getroffen zu haben. Aber momentan weiß er nicht genau, wen.
Er sieht sich um.