Genusstouren durch die deutschen Weinregionen - Claudia Weber - E-Book

Genusstouren durch die deutschen Weinregionen E-Book

Claudia Weber

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Beschreibung

Wein erleben hautnah Mit einer Genusstour durch die beliebtesten Weinanbaugebiete Deutschlands die 13 einzigartige Anbaugebiete und ihre Weine kennenlernen. Im Mittelpunkt stehen 52 Höhepunkte der Weinkultur, die den Weinbau, seine Geschichte und Gegenwart repräsentieren. Daneben werden auch die gekürten »schönsten Weinsichten« beschrieben, die zur Erkundung der Regionen einladen und mit spektakulären Ausblicken auf Flusstäler, Rebhänge und Weinorte belohnen. Durch die Weinberge wandern und genießen Ergänzend gibt es zu jeder Region Hinweise auf Sehenswertes in der Umgebung, Wander- oder Radtouren, Feste und Events, Restaurants und Weingüter. Nützliche Hintergrundinformationen zu Rebsorten, Qualitätsstufen und Geschmacksrichtungen vervollständigen den Überblick.

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Seitenzahl: 254

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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Roswitha Riedel, Simone Kohl

Lektorat: Campbell & Weber

Bildredaktion: Campbell & Weber

Korrektorat: Campbell & Weber

Covergestaltung: Eva Stadler, München

eBook-Herstellung: Yuliia Antoniuk

ISBN 978-3-8338-7809-1

1. Auflage 2020

Bildnachweis

Coverabbildung:

Illustrationen:

Fotos: Unsplash/Karsten Würth • ad lumina • Augenstein, CC BY-SA 3.0 • Berthold Werner • Berthold Werner, CC BY-SA 3.0 • Bildagentur Geduldig • Bildagentur Huber/R. Schmid • Bildagentur Huber/Spiegelhalter • Bildagentur Huber/Szyszka • Bildagentur Huber/von Dachsberg • Caro/Scheffbuch • ddp images • Deutsches Weininstitut www.deutscheweine.de • Eva Stadler • Falk von Traubenberg • Getty Images • Grossbildjaeger, CC BY-SA 3.0 • Heinz K. S., CC BY-SA 4.0 • Heinz Wohner/LOOK-foto • Immanuel Giel, CC BY-SA 3.0 • Jahreszeiten Verlag/ Guenter Beer • JoachimKohlerBremen, CC BY-SA 4.0 • Knoll/laif • Mario Leismann, CC BY-SA 4.0 • Muck, CC BY-SA 4.0 • Museumsfotograf, CC BY-SA 4.0 • Peter Endig dpa/lah • Peter Stehlik PS-2507, CC BY 3.0 • Pfedelbacher, CC BY 3.0 • Raimond Spekking, CC BY-SA 4.0 • Rufus46, CC BY-SA 3.0 • S. Lubenow/LOOK-foto • Thomas Haertrich/transit • Weingut Abril • Weingut am Stein • Weingut Juliusspital Würzburg • Weingut Müller-Catoir • www.zoonar.de • Your_Photo_Today

Syndication: www.seasons.agency

GuU XXX

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00800 / 72 37 33 33*

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00800 / 50 12 05 44*

Mo–Do:

9.00 – 17.00 Uhr

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9.00 bis 16.00 Uhr (* gebührenfrei in D, A, CH)

Die Höhepunkte der Weinkultur sind auf den Karten mit Ziffern gekennzeichnet.

 

Die schönsten »Weinsichten« sind auf den Karten mit Buchstaben gekennzeichnet.

 

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Die deutschen Weinregionen auf einen Blick

Jede der dreizehn Traubenbeeren steht für ein bestimmtes Anbaugebiet – von Ahr und Nahe im Westen über Saale-Unstrut und Sachsen im Osten bis zu Baden im Süden.

MITTELRHEIN

Rheinromantik und Riesling im UNESCO-Weltkulturerbe

RHEINGAU

Auf der Sonnenseite des Rheins wurde die Spätlese erfunden.

AHR

Das Rotweintal im wildromantischen Westen

NAHE

Ein Juwel mit vielen Facetten und Weinen von größter Vielfalt

MOSEL

Europas steilste Weinberge in Deutschlands ältester Weinregion

PFALZ

Wo die Mandeln blühen, gedeiht mehr Riesling als sonst wo auf der Welt

BADEN

Burgunderland, von der Bergstraße bis zum Bodensee

SAALE-UNSTRUT

Wo Rebterrassen und Weinbergshäuschen die Steilufer säumen.

SACHSEN

Aus dem Land der Kleinwinzer kommt winterharter Goldriesling.

FRANKEN

Heimat des Silvaners und der Bocksbeutelflasche

RHEINHESSEN

Das Land der tausend Hügel bringt Weine mit Persönlichkeit hervor.

HESSISCHE BERGSTRASSE

Im Reich des frühen Frühlings ist der Riesling King.

WÜRTTEMBERG

Trollinger ist die Paradedisziplin im schwäbischen Rotweinparadies.

Der Blick vom Staatsweingut Meersburg reicht bis zu den Alpen.

WILLKOMMEN IM Weinland Deutschland

Die Rebhänge und Steillagen der deutschen Weinregionen sind so unterschiedlich wie die Weine, die sie hervorbringen.

Deutscher Qualitätswein wird in 13 unterschiedlichen Regionen angebaut. Rheinhessen ist mit über 26 900 Hektar bestockter Rebfläche das größte Anbaugebiet, danach folgen die Pfalz mit rund 23 700 Hektar und Baden mit 15 800 Hektar. Zu den kleinsten Regionen zählen Sachsen mit 490 Hektar, Mittelrhein mit 470 Hektar und Hessische Bergstraße mit 460 Hektar. Auf den insgesamt 103 000 Hektar Rebfläche nehmen Weißweinsorten mit rund 68 900 Hektar zwei Drittel der bundesweiten Gesamtrebfläche ein. Unter den weißen Rebsorten dominiert der Riesling mit knapp 25 Prozent der Anbaufläche; weltweit produzieren die deutschen Winzer sogar 40 Prozent aller Rieslingweine. Die wichtigsten deutschen Riesling-Anbaugebiete sind Pfalz mit 5 900 Hektar, Mosel mit 5 400 Hektar und Rheinhessen mit 4 900 Hektar. Im Rheingau nimmt der Riesling mit 2 500 Hektar fast 80 Prozent der Rebfläche ein. Müller-Thurgau, auch unter dem Namen Rivaner bekannt, nimmt deutschlandweit 11,5 Prozent ein, Grauburgunder 7 Prozent. Bei den Rotweinen führt Spätburgunder mit 11 Prozent den Sortenspiegel an, gefolgt von Dornfelder mit 7 Prozent. In Rheinland-Pfalz befinden sich rund zwei Drittel der deutschen Rebfläche sowie sechs der 13 Weinregionen: Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz und Rheinhessen. Die größten Weinbau betreibenden Gemeinden Deutschlands sind ebenfalls in der Pfalz zu finden: Landau und Neustadt an der Weinstraße.

Das Mikroklima macht’s

Deutschlands Rebflächen liegen vorrangig im Bereich des 50. Breitengrads und südlich davon. Dass so weit nördlich überhaupt Qualitäts- und Prädikatsweine gedeihen, liegt an den geschützten Lagen, die Flüsse und Böden als Wärmespeicher nutzen und so ein ideales Mikroklima für den Weinbau bilden. Die meisten deutschen Spitzenlagen sind mit Riesling bestockt. Die anspruchsvolle, spät reifende Rebsorte, die Weine mit fruchtiger Säure hervorbringt, repräsentiert wie keine andere die deutsche Weinkultur.

Die Römer brachten die Reben

Weinreben kamen vermutlich mit den römischen Legionären an Mosel und Rhein. Während Kaiser Domitian im Jahr 92 n. Chr. den Weinbau außerhalb des römischen Kernlands noch verboten hatte, erlaubte Kaiser Probus im 3. Jahrhundert auch den Provinzen, Reben zu besitzen und Wein herzustellen. In Piesport an der Mosel wurde eine römische Kelteranlage ausgegraben, in der bereits vor 1700 Jahren bis zu 130 Arbeiter an die 60 000 Liter Wein im Jahr herstellten. Im pfälzischen Ungstein bei Bad Dürkheim fand man neben einem mehrgeschossigen Herrenhaus mit Thermenanlage und Stallungen auch einen Keltertrakt, in dem nicht nur Rebmesser und Weinbergshacken, sondern auch Traubenkerne gefunden wurden. Eine Untersuchung der Rebsamen ergab, dass die Römer am Fuß des Pfälzerwalds frühe Formen der Riesling-, Traminer- und Burgunderreben kultivierten.

Im Mittelalter waren es dann vor allem die Klöster, die die Weinbautradition pflegten. Auf dem Gebiet der Abtei Disibodenberg, wo im 12. Jahrhundert Hildegard von Bingen lebte und wirkte, wurden im Jahr 2005 die ältesten Weinreben auf deutschem Boden gefunden: fünf knorrige Weinstöcke der Rebsorte Orleans, die 500 bis 900 Jahre alt sind. In der Renaissance und im Barock übten auch die weltlichen Fürsten entscheidenden Einfluss auf den Weinbau aus. Davon zeugt noch heute das Riesenfass im Heidelberger Schloss, das für Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz gebaut wurde und stolze 219 000 Liter Wein fasste. An den Lößnitzhängen bei Dresden feierte der sächsische Kurfürst August der Starke im Jagdschloss Hoflößnitz rauschende Feste, bei denen der Wein direkt aus dem angeschlossenen Weingut kam.

Weinkultur und Natur erleben

Seit 2010 zeichnet das Deutsche Weininstitut herausragende Kulturdenkmäler aus, die den Weinbau in den deutschen Anbauregionen repräsentieren. Geschichte und Tradition sind dabei genauso wichtig wie Innovation und Fortschritt. Neben den 52 »Höhepunkten der Weinkultur« werden auch die seit 2012 gekürten »Schönsten Weinsichten« vorgestellt, die zu Wanderungen durch die Kulturlandschaften der deutschen Weinbaugebiete einladen.

Rebzeilen prägen die Landschaft am Fuß des südlichen Schwarzwalds, wie hier in Ballrechten-Dottingen.

Unterwegs in Deutschlands Weinregionen

Jede der deutschen Weinregionen hat ihre charakteristischen Eigenheiten. Mal sind es Steillagen an Flussschleifen, mal sanfte Hügel oder Terrassenweinberge.

Unterhalb der Saffenburg bei Mayschoß bringen steile Rebhänge, zerklüftete Terrassenweinberge und schroffes Schiefergestein die charakteristischen Ahrweine hervor.

Ahr

Schroffe Felsen und wildromantische Uferhänge begleiten die Ahr auf ihrem Weg durch Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz von der Eifel in den Mittelrhein. Auf den Weinbergsterrassen wachsen Weine der Spitzenklasse.

Am Westrand des Ahrgebirges bei Blankenheim in der Eifel entspringt die Ahr. Bis zur Mündung in den Rhein zwischen Remagen-Kripp und Sinzig passiert sie traditionsreiche Weinorte wie Altenahr, Mayschoß, Rech, Dernau, Walporzheim, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Heimersheim. In Jahrmillionen hat der Fluss das Rheinische Schiefergebirge fast senkrecht eingeschnitten. Besonders an der Mittelahr ist das Tal eng und das Ufer steil. Hier beginnt die Weinregion mit ihren sonnenverwöhnten Weinbergsterrassen an den Südhängen. Bei Rech weitet sich das Tal bis zum Felsvorsprung »Bunte Kuh« (s. >), der den Übergang zur unteren Ahr markiert. Die eindrucksvolle Flusslandschaft mit den nach Süden hin abfallenden Rebflächen und den bewaldeten Nordhängen wird immer wieder von bizarren Felsformationen durchbrochen. Seltene Tiere wie Eisvogel und Wildkatze sind hier zu Hause, und auch botanisch gilt das Ahrtal als artenreichstes Gebiet im Rheinischen Schiefergebirge.

Sonnenverwöhnte Südhänge

Mit rund 560 Hektar Anbaufläche umfasst die kleine Weinregion den Bereich Walporzheim/Ahrtal mit der Großlage Klosterberg und 40 Einzellagen. Im Regenschatten von Eifel und Hohem Venn heizen sich die steilen, felsigen Südhänge in der Sonne rasch auf. Die kargen Böden speichern die Wärme und geben sie nachts an die Reben ab. Wo sich das Tal weitet, sind die Flussterrassen mit fruchtbarem Löss überzogen.

Rotweinparadies

Mikroklima und Böden eignen sich hervorragend für den Anbau roter Reben. Mit weit über 80 Prozent ist ihr Anteil hier so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Unter den roten Rebsorten nimmt Spätburgunder gut 65 Prozent der Rebfläche ein; der »König der roten Reben« zeichnet sich an der Ahr vor allem durch Aromen von Kräutern und dunklen Beeren aus, hinzu kommt eine elegante mineralische Note. Daneben werden auch Portugieser, Dornfelder und die lokale Spezialität Frühburgunder angebaut. Weiße Sorten spielen im Rotweinparadies eine untergeordnete Rolle. Dennoch bringt die Region auch qualitätvolle Weißweine hervor; unter den zum Anbau zugelassenen weißen Rebsorten sind vor allem Riesling und Müller-Thurgau zu nennen.

Die ersten Reben wurden vor rund 2000 Jahren von den Römern in das abgelegene Seitental des Rheins gebracht. Später setzten die Klöster die Tradition des Weinanbaus fort. Der Spätburgunder kam jedoch erst nach dem Dreißigjährigen Krieg an die Ahr und wurde zunächst wie ein Weißwein verarbeitet. Seiner blassen Farbe wegen nannte man ihn »Ahrbleichert«. Von historischer Bedeutung ist auch die Gründung der weltweit ersten Winzergenossenschaft in Mayschoß im Jahr 1868.

Die weltweit erste Winzergenossenschaft wurde 1868 in Mayschoß an der Ahr gegründet. Noch heute sind 90 Prozent der Ahrwinzer genossenschaftlich organisiert.

Winzergenossenschaft Mayschoß

Unter dem mächtigen Felsen der Saffenburg liegt der Weinort Mayschoß. Hier wurde am 20. Dezember 1868 die erste Winzergenossenschaft der Welt gegründet. Missernten, Schäden durch die Reblaus und politische Krisen hatten Weinbau und Weinhandel in eine schwere Notlage gebracht. In dieser Situation versprach die Gründung einer Winzergenossenschaft Hilfe zur Selbsthilfe. Die 18 Mayschoßer Gründungsmitglieder bekamen rasch Gesellschaft: 1881 zählte ihre Genossenschaft bereits 141 Winzer. Der Erfolg der Mayschoßer Winzer löste einen regelrechten Boom aus: Ende des 19. Jahrhunderts bestanden an der Ahr rund 20 weitere Winzergenossenschaften, die ihre Interessen gemeinsam vertraten. Heute sind rund 90 Prozent der Ahrwinzer genossenschaftlich organisiert.

Wiege der Winzergenossenschaften

Die inzwischen mit Winzern aus Altenahr und Walporzheim zur Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr fusionierte Gemeinschaft umfasst aktuell rund 450 Mitglieder. Auf einer Rebfläche von etwa 150 Hektar bauen sie überwiegend rote Sorten an, allen voran Spätburgunder, aber auch Frühburgunder, Portugieser und Domina. Unter den weißen Rebsorten dominiert der Riesling. Besonders stolz sind die Winzer auf ihren Blanc de Noirs aus Spätburgundertrauben, der wie ein Weißwein verarbeitet wird.

Besucher erhalten bei Führungen durch den historischen Holzfasskeller Einblick in die Geschichte der Winzergenossenschaft. Multimedia-Stationen runden das Informationsangebot über den Weinanbau und die Weinbereitung ab. Das angeschlossene Weinbaumuseum informiert mit seiner kleinen Ausstellung historischer Weinbaugeräte über den einstigen Arbeitsalltag der Ahrwinzer.

Wer durch die Weinberge hinauf zur Saffenburg wandert, wird mit einem herrlichen Ausblick auf das Saffenburger Ländchen belohnt. Die Burgruine aus dem 11. Jahrhundert wurde 1704 durch französische Truppen zerstört. An eine einstige Bewohnerin der Burg, die 1646 verstorbene Gräfin Katharina von der Mark, erinnert das Grabmal aus schwarzem Marmor in der Mayschoßer Pfarrkirche St. Nikolaus.

Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr • Mayschoß, Ahrrotweinstr. 42 • Tel. 0 26 43/9 36 00 • www.wg-mayschoss.de • Weinprobe (nur nach Voranmeldung) mit Kellerführung und Weinbaumuseum ab 8,50 €

An der malerischen Ruine des Weinguts Kloster Marienthal führt der Rotweinwanderweg durchs Ahrtal vorbei.

Kloster Marienthal

Die Hundertseelengemeinde Marienthal liegt an der Mittelahr zwischen den Weinorten Walporzheim und Dernau. Reben schmiegen sich an die Steilhänge nördlich des Flusses. Das Ortsbild beherrscht die Ruine des ältesten Klosters im Ahrtal. Kloster Marienthal geht auf eine Stiftung der Grafen von Saffenburg aus dem nahen Mayschoß zurück. Um 1135 gründeten sie an den Hängen über der Ahr ein Augustinerinnenstift, in dem 40 Nonnen lebten und die umliegenden Landparzellen bewirtschafteten, darunter auch Weinberge. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde das Kloster zweimal geplündert – 1632 von schwedischen, 1646 von französischen Truppen. 1792 verließen die Nonnen das Kloster; seine Ausstattung ging an Kirchen in der Umgebung. Teile finden sich in der Pfarrkirche St. Nikolaus zu Mayschoß, der Altar steht heute in der Kirche von Arenberg in der Eifel.

Weinprobe im Gewölbekeller

Im Zuge der Säkularisation wurde das Marienthaler Klostergelände verkauft und wechselte mehrmals den Besitzer. 1925 zog die Staatliche Weinbaudomäne ein. Seit 2004 ist das Anwesen mit dem dazugehörigen Rebland Eigentum des »Weinguts Kloster Marienthal«. Von der Klosteranlage sind hauptsächlich die mächtigen Mauern der Kirche erhalten. Die mit Efeu bewachsene Ruine bildet heute einen stimmungsvollen architektonischen Rahmen für Veranstaltungen. Auch der Weinkeller mit seinen massiven Tonnengewölben stammt noch aus dem 12. Jh. Hier finden Weinproben statt, bei denen die Besucher neben gutseigenen Klosterweinen wie Cuvée Blanc, Cuvée Rouge, Spätburgunder Weißherbst und Spätburgunder Klostergarten auch Weine der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, der Dagernova Ahr Weinmanufaktur, des Weinguts Meyer-Näkel und weiterer Partnerweingüter verkosten können. Das Weingut Kloster Marienthal veranstaltet auch Fassweinproben, Themenabende rund um den Wein sowie Wanderungen durch die zum Gut gehörenden Weinberge. Wer mehr wandern möchte, kann ein Stück des Rotweinwanderwegs zurücklegen; er führt an Kloster Marienthal vorbei und ist zum Teil als Weinlehrpfad angelegt. Ein beliebtes Ziel ist die »Bunte Kuh« (s. >), eine Felsformation zwischen Marienthal und Walporzheim, von der aus man einen herrlichen Blick auf das Ahrtal hat.

Weingut Kloster Marienthal • Marienthal, Klosterstr. 3–5 • Tel. 0 26 41/9 80 60 • www.weingut-kloster-marienthal.de

Erdverbunden und dennoch transparent: Stein, Holz und Glas bestimmen das Ambiente in der Vinothek des Rotweinguts Jean Stodden in Rech an der Ahr.

Vinothek Jean Stodden

Für die gelungene Verbindung von Tradition und Fortschritt wurde die Vinothek des Rotweinguts Jean Stodden 2013 im Rahmen eines Architekturwettbewerbs als Höhepunkt der Weinkultur ausgezeichnet. Seit 1578 kultiviert die Winzerfamilie aus Rech bereits Reben im Ahrtal. Dieses Traditionsbewusstsein zu bewahren und gleichzeitig aufgeschlossen gegenüber Neuem zu sein, ist ein Balanceakt, der sich auch in der Architektur des Weinguts zeigt, insbesondere in der alten Lagerhalle, die die Stoddens zur repräsentativen Vinothek mit Räumen für Verkauf und Verkostung umbauen ließen.

Tradition und Innovation

Schlanke senkrechte Fensterstreifen strukturieren die nüchtern gehaltene Fassade und flankieren den Eingang in den Verkaufsraum. Die Innenarchitektur der Vinothek ist modern, doch keinesfalls kühl. Stein und Holz bestimmen das Ambiente und verströmen eine erdverbundene Atmosphäre, die sich auf das Essenzielle konzentriert: den Fels, auf dem die Reben wachsen, und das Holz der Eichenfässer, in dem die Weine reifen. Diese beiden Stoffe stellen die wesentlichen Elemente der architektonischen Gestaltung dar. So sind die Wände überwiegend mit Drahtkörben verkleidet, die mit Bruchsteinen aus den Weinbergen gefüllt wurden. Nicht weniger ungewöhnlich ist die Wandverkleidung aus Holz: Hierfür wurden in Parketttechnik Eichenholzlamellen aufbereitet, die nun als zeitgemäßes Wandpaneel mit dem traditionellen Schriftzug des Weinguts Jean Stodden kontrastieren. Der graubraune Steinfußboden, der beide Räume verbindet, nimmt sich bewusst zurück und lässt die Wände ihre volle Wirkung entfalten. Die schwer und massiv wirkenden Bruchsteinwände bilden einen spannungsreichen Kontrast zur Leichtigkeit der Möbel und zur teils verglasten Fassade. Die Transparenz setzt sich nach hinten hin fort: Während der Weinverkostung fällt der Blick durch die verglaste Wand auf die Edelstahltanks und Barriquefässer, in denen die Weine lagern.

»Die Weinberge sind das Pfund, mit dem wir wuchern können«, sagt Alexander Stodden. Seine preisgekrönten Spätburgunder bestätigen ihn, sobald sie ihre Aromen in der eindrucksvollen Atmosphäre der Vinothek entfalten – vor allem, wenn während der Verkostung das Feuer im Kamin knistert.

Jean Stodden – Das Rotweingut • Rech/Ahr, Rotweinstr. 7–9 • Tel. 0 26 43/30 01 • www.stodden.de

WUSSTEN SIE, DASS …

… die »Bunte Kuh« die engste Stelle des Ahrtals markiert? Bei Walporzheim öffnet sie sich zur breiteren Talsohle der Unteren Ahr.

Ziele in der Umgebung

SEHENSWERTES

Die »Bunte Kuh«

In der Nähe von Walporzheim ragt die »Bunte Kuh« über das Ahrtal. Der kuriose Name bezeichnet eine Felsnase, die hoch über dem Fluss hervorspringt. Da der Fels nicht an eine Kuh erinnert, ranken sich allerlei Sagen um seinen Namen. Ein Deutungsversuch führt in die Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs Anfang des 18. Jh. zurück: Französische Truppen sollen im Ahrtal den dortigen Wein als »bon de goût« (»gut im Geschmack«) bezeichnet haben, was von den Ahrwinzern als »Bunte Kuh« verstanden wurde. Oberhalb des Felsens liegt das Weinhaus »Zur bunten Kuh«, von dessen Gartenterrasse man einen einzigartigen Blick hat.

Weinhaus »Zur bunten Kuh« • Walporzheim/Ahr, Marienthaler Str. 60 • Tel. 0 26 41/3 46 06 • www.weinhaus-bunte-kuh.de

Dernau

Wahrzeichen des größten Weinorts an der Ahr ist der Krausberg. Bei klarer Sicht sieht man von dort sogar den Kölner Dom. Wenn auf dem Aussichtsturm die weiße Fahne weht, ist die Wanderhütte auf dem Krausberg bewirtschaftet. In Dernau ist außerdem die größte Winzergenossenschaft der Region zu Hause, die Dagernova Ahr Weinmanufaktur.

www.krausberg-dernau.de

Golfclub Bad Neuenahr

Der einmalig gelegene Golfplatz auf den Höhen nordöstlich von Bad Neuenahr gehört mit seiner 18-Loch-Meisterschaftsanlage zu den Spitzenplätzen im Raum Köln-Bonn und sogar zu den »Leading Golf Courses of Germany«. Im renommierten Restaurant »Schönherr’s am Köhlerhof« auf dem Gelände des Golfclubs sind auch Nicht-Golfer herzlich willkommen.

– Golf- und Landclub Bad Neuenahr • Bad Neuenahr-Ahrweiler, Großer Weg 100 • Tel. 0 26 41/95 09 50 • www.glc-badneuenahr.de

– Schönherr’s am Köhlerhof • Tel. 0 26 41/66 93 • www.schoenherrs-koehlerhof.de

Rech

Das sehenswerte Wahrzeichen des alten Weindorfs im Saffenburger Ländchen ist die malerische Sankt-Nepomuk-Brücke, deren steinerne Bogen die Ahr überspannen. 1723 erbaut, überstand sie als einzige Ahrbrücke die große Flut von 1910 – vielleicht, weil der Brückenheilige sie beschützte. Rech liegt am Mittellauf der Ahr, ganz in der Nähe des reizvollen Abschnitts, wo der Fluss die engsten Schleifen zieht.

www.rech-weindorf.de

AKTIV UNTERWEGS

Ahrtalradweg

Vom Rhein bei Sinzig bis zur Quelle im Eifelort Blankenheim fährt man auf dem Ahrtalradweg »gegen den Strom« durch die wunderschöne Flusslandschaft. Weinbergsterrassen und zerklüftete Felswände wechseln sich mit Waldpartien und romantischen Burgruinen ab. In den Winzerdörfern gibt es Einkehrmöglichkeiten für jeden Geschmack. Wegen des geringen Gefälles ist der Radweg auch für Familien und Senioren bestens geeignet.

www.ahrweg.de

Vom Rotweinwanderweg zweigen Pfade in die Winzerorte im Ahrtal ab.

OUTDOOR-TIPP

Rotweinwanderweg

Über eine Strecke von 35 km verbindet der malerische Rotweinwanderweg die Weinorte zwischen Bad Bodendorf und Altenahr. Durch Weinberge und an bizarren Felsformationen vorbei bietet er zu jeder Jahreszeit spektakuläre Aussichten ins Ahrtal. Festes Schuhwerk empfiehlt sich. Gut ausgeschilderte Wege führen in die Winzergemeinden, wo die Wanderer sich in Weinstuben und Straußwirtschaften erholen können.

www.rotweinwanderweg.de

ESSEN UND TRINKEN

Brogsitter Sanct Peter

In Walporzheim lädt das historische Gasthaus seit 1246 seine Gäste ins Gourmetrestaurant Brogsitter, in die Weinkirche und in die Kaminstube. Kreative Feinschmeckerküche, regionale Spezialitäten und hochwertige Weine edler Herkunft genießt man im stilvollen Ambiente der traditionsreichen Mauern aus dem 13. Jh. Von 1246 bis 1805 gehörte das Anwesen als Gasthof und Weingut dem Kölner Domstift, dessen Domherren den vorzüglichen Ahrwein so sehr schätzten, dass sie ihm den Namen »Perle des Domschatzes« verliehen.

Bad Neuenahr-Ahrweiler, Walporzheimer Str. 134 • Tel. 0 26 41/9 77 50 • www.sanct-peter.de • €€€€

FESTE UND EVENTS

Weinmarkt der Ahr

An Pfingsten haben Besucher die einmalige Gelegenheit, Weine aus dem ganzen Ahrtal zu probieren. Beim Weinmarkt in der historischen Altstadt von Ahrweiler präsentieren Winzer und Genossenschaften nicht nur ihre Weine, sondern auch Sekte und Brände. Das Highlight des Markts ist die Krönung der neuen Ahrweinkönigin am Freitag vor Pfingsten.

Pfingstwochenende • www.ahrtal.de

Historisches Weinfest Heimersheim

In Heimersheim wird jedes Jahr im August das Mittelalter lebendig. Dann ziehen Ritter, Edelfrauen, Mönche und Hexen durch die Straßen. Spielleute, Trommler, Lautenschläger und Bärenführer sorgen für Unterhaltung und Livemusik. Bogenbauer, Töpfer und Käsemacher zeigen ihre Handfertigkeiten, und ein Mäuseroulette sorgt für Kurzweil. Die köstlichen Ahrweine fehlen natürlich auch nicht.

3. Wochenende im August • www.wir-fuer-heimersheim.de

WEITERE INFORMATIONEN

Im Weinkulturkalender des Deutschen Weininstituts finden Sie immer eine Auswahl der aktuellen weinkulturellen Highlights. Über Weinfeste und Events, Wander- und Radtouren, Winzer und Weinproben im Anbaugebiet Ahr informieren:

– Ahrwein e. V. • Bad Neuenahr-Ahrweiler, Oberstr. 8 • Tel. 0 26 41/91 71 26 • www.ahrwein.de

– Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e. V.• Bad Neuenahr-Ahrweiler, Oberstr. 8 • Tel. 0 26 41/9 17 10 • www.ahrtal.de

– Weinkulturkalender des DWI: www.deutscheweine.de (Tourismus)

Zu Füßen der Burg von Staufen im Breisgau findet Anfang August das Markgräfler Weinfest statt.

Baden

In der wärmsten Region Deutschlands, eingebettet in schützendes Gebirge, liegt das Weinbaugebiet Baden. An den sonnenverwöhnten Rebhängen herrschen optimale Bedingungen für hochwertige Weine.

Wie ein schmales, langes Band zieht sich die Weinbauregion Baden über 400 km rechts des Rheins entlang – vom Bodensee im Süden bis zur Badischen Bergstraße im Norden, wo sie ostwärts bis nach Tauberfranken reicht. Die Gebirgszüge der Vogesen, des Schwarzwalds, des Pfälzerwalds und des Odenwalds umgeben das Gebiet, in dem aufgrund der geschützten Lage und der intensiven Sonneneinstrahlung fast mediterrane Bedingungen herrschen.

Burgunderland

Das mit rund 16 000 Hektar Rebfläche drittgrößte Anbaugebiet Deutschlands ist in neun Bereiche, 16 Großlagen und 306 Einzellagen gegliedert. Die südlichen Bereiche sind Bodensee, Markgräflerland, Tuniberg, Breisgau und Kaiserstuhl, die wärmste Region Deutschlands. Richtung Norden folgen Ortenau, Kraichgau und Badische Bergstraße, nach Nordosten Tauberfranken. Ausreichende Sommerniederschläge, Schutz vor kalten Winden und die Sonneneinstrahlung bieten optimale Bedingungen für den Weinbau. Als einziges deutsches Weinbaugebiet gehört Baden zur EU-Weinbauzone B – alle anderen deutschen Regionen gehören zur kühlsten Zone A. Für die badischen Winzer bedeutet dies, dass ihr Wein ein höheres natürliches Mindestmostgewicht aufweisen muss. Baden ist ein Burgunderland: Spät-, Grau- und Weißburgunder machen gut die Hälfte der angebauten Sorten aus. Beim Spätburgunder zählt Baden sogar zu den bedeutendsten Anbaugebieten der Welt. Dank der vielfältigen Böden – Wärme speichernder Moränenschotter am Bodensee, Muschelkalk und Keuper im Kraichgau und an der Tauber, Kalk-, Ton- und Mergelböden, riesige Lössablagerungen, vulkanische Böden am Kaiserstuhl und im Markgräflerland – gedeihen auch Müller-Thurgau, Grauburgunder, Weißburgunder, Riesling, Silvaner, Traminer und die regionale Spezialität Gutedel.

Von der Bergstraße zum Bodensee

Der Weinbau in Baden geht auf die Römer zurück. Sie hatten vor über 2000 Jahren westlich des Rheins mit dem Anbau begonnen. Von dort breitete sich der Anbau über die Oberrheinische Tiefebene ostwärts aus. Bereits im 1. Jh. n. Chr. sollen im heutigen Baden die ersten Reben gepflanzt worden sein; urkundlich belegt ist der Weinbau seit dem 8. Jh. Von der langen Tradition zeugen über 100 Weinfeste, zahlreiche Lehrpfade und Themenwanderwege – und natürlich die vielen Weinlokale. Auch international genießen die hochwertigen Weine aus Baden größte Wertschätzung und haben auf der ganzen Welt Freunde gefunden.

Sehen, fühlen, hören, riechen, schmecken – das Vineum Bodensee (s. >) versteht sich als Museum für alle Sinne.

Vineum Bodensee

In den Räumen des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals in Meersburg ist seit 2016 das »Vineum Bodensee« zu Hause – ein außergewöhnliches Museum, das zu einem interaktiven Rundgang durch die Kulturgeschichte des Weins einlädt. Im Eingangsbereich werden die Besucher vom »Heilig-Geist-Torkel« begrüßt. Das mächtige, hölzerne Prachtstück stammt aus dem Jahr 1607 und ist eine der ältesten und größten noch funktionsfähigen Weinpressen Europas.

Museum für alle Sinne

Das neugestaltete Weinmuseum wartet mit einem innovativen Konzept auf, das alle Sinne anspricht. Interaktive Stationen laden zum Ausprobieren und Mitmachen ein, darunter Weindispenser, an denen man den Rebensaft der Region kosten kann, und Duftamphoren, die die typischen Aromen des Bodenseeweins erlebbar machen. Verschiedene Themenräume stellen den Wein als Heil-, Genuss- und Rauschmittel vor. Darüber hinaus wird anschaulich und unterhaltsam die Geschichte des Weins vermittelt – vom Anbau über die Herstellung bis zum Verzehr.

Vineum Bodensee • Meersburg, Vorburggasse 11 • Tel. 0 75 32/44 02 61 • www.vineum-bodensee.de • Eintritt 7 €

Kloster Reichenau war schon zur Zeit Karls des Großen bedeutend – nicht nur wegen des Weinbaus, den die Mönche auf die Insel brachten.

Insel Reichenau

So malerisch wie heute hat die Reichenau im Jahr 724 sicherlich nicht ausgesehen. Als Wandermönch Pirminius die Insel erreichte und dort ein Benediktinerkloster gründete, glich sie eher einem Urwald. Bereits 818 pflanzte Abt Hatto I. die ersten Reben, die so prächtig gediehen, dass ein Jahrhundert später Rebleute auf die Insel geholt wurden, um die Arbeit bewältigen zu können. Doch nicht allein der Wein machte die nur 4 x 1,5 km große Insel berühmt – im Mittelalter war die Reichenau mit ihren zahlreichen Kirchen und Klosteranlagen ein bedeutendes kulturelles Zentrum. Etliche Kirchen und Wandmalereien sind erhalten und können besichtigt werden. Seit dem Jahr 2000 zählt die Reichenau zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Wo im Wasser Wein entsteht

Über Jahrhunderte war der Weinbau die wirtschaftliche Grundlage der Inselbewohner. Das milde Bodenseeklima mit seinen geringen Temperaturschwankungen bietet dafür beste Bedingungen. Später kam der Gemüseanbau als weiterer Wirtschaftszweig hinzu. Doch auch das günstige Klima schützte die Bewohner der Reichenau nicht vor Rückschlägen. So kam es im 19. Jh. wiederholt zu Schädlingsbefall und Missernten, die die Existenz der Winzer bedrohten. Daraufhin gründete der Reichenauer Pfarrer Meinrad Meier 1896 mit 62 Winzern den Winzerverein Reichenau. Badens kleinste selbstständige Winzergenossenschaft bewirtschaftet heute rund 22 Hektar Rebfläche – 1913 waren es noch 140 Hektar. Die neue Vinothek im historischen Weinkeller befindet sich beim Münster St. Maria und Markus in Mittelzell, direkt im Durchgang zum Klosterhof.

– Tourist-Info • Reichenau, Pirminstr. 145 •Tel. 0 75 34/9 20 70 • www.reichenau-tourismus.de

– Winzerverein Insel Reichenau e. G. • Reichenau, Münsterpl. 2a • Tel. 0 75 34/ 2 93 • www.winzerverein-reichenau.de

An die 222 000 Liter Wein passten ursprünglich in das Riesenfass im Heidelberger Schloss. Gefüllt wurde es aber nur dreimal – weil es undicht war.

Das Große Fass im Heidelberger Schloss

Größer als jedes andere Fass auf Erden sollte es werden, das Weinfass des Pfalzgrafen Johann Kasimir. Nach dem Tod seines Bruders, Kurfürst Ludwigs VI. von der Pfalz, übernahm er 1583 als Vormund seines neunjährigen Neffen Friedrich die Regentschaft über die Kurpfalz. Der Landauer Küfer Michael Werner wurde mit dem Bau des Fasses beauftragt. Nach mehrjähriger Arbeit stellte er 1591 ein Fass fertig, in das 127 000 Liter Wein passten. Es war so gigantisch, dass im Heidelberger Schloss erst ein passender Lagerraum gebaut werden musste: der Fassbau unmittelbar neben dem Königssaal. Das war vor allem bei großen Festen praktisch, denn so konnte schnell für Nachschub gesorgt werden, wenn der Wein in den Gläsern knapp wurde. »Fürwahr, dieses Werk ist bei Gott wert, dass man’s besichtigt, wenn sich eine passende Gelegenheit ergibt. Solch ein Gefäß mit so großer Gabe des Weinstocks, glaub ich, gibt’s nicht, so weit der riesige Erdkreis reicht«, schrieb Pfarrer Anton Praetorius, der das überdimensionale Fass 1595 besichtigte. Welchem Zweck es diente, ist unklar; möglicherweise war es für den Zehntwein der Kurpfalz bestimmt.

Knapp 222 000 Liter Fassungsvermögen

Zwischen 1618 und 1648 wurde das Johann-Kasimir-Fass im Dreißigjährigen Krieg zerstört und das Holz verfeuert. Daraufhin gab Kurfürst Karl Ludwig 1664 ein noch größeres Fass in Auftrag. Das 195 000 Liter fassende Karl-Ludwig-Fass war oben sogar von einem Tanzboden überdeckt. Zwar überstand es die Zerstörungen des Schlosses 1688/89 und 1693, doch die nötigen Reparaturen waren nicht sonderlich erfolgreich. So wurde im Jahr 1728 das dritte Fass gebaut – mit 202 000 Litern Fassungsvermögen noch größer als seine Vorgänger, jedoch leider undicht. Sein Auftraggeber, Kurfürst Karl Philipp, brachte aus Tirol einen 100 kg schweren Kleinwüchsigen mit großem Durst mit. Der trinkfreudige Mann, der als Hofmeister und Mundschenk im Dienst des Kurfürsten stand, soll auf die Frage, ob er das Fass allein austrinken könne, geantwortet haben: »Perché no?« – »Warum nicht?« Das brachte ihm den Spitznamen Perkeo ein. Sein Denkmal steht heute neben dem Großen Fass, das bereits das vierte seiner Art ist. Es entstand 1751 unter Kurfürst Karl Theodor und hatte ein Volumen von 221 726 Litern. Leider war es genauso undicht wie sein Vorgänger und soll nur dreimal befüllt worden sein.

Inzwischen ist sein Fassungsvermögen um über 2700 Liter gesunken, da das Holz eingetrocknet ist. Dennoch ist das Große Fass im Kellergewölbe des Heidelberger Schlosses ein Publikumsmagnet und lockt jedes Jahr rund eine Million Besucher an. Sehenswert ist auch die weltberühmte Schlossruine, von der man einen herrlichen Blick auf Heidelberg und das Neckartal hat. Neben Themenführungen für jeden Geschmack lohnt sich ein Besuch des Schlossgartens und des Deutschen Apothekenmuseums. Das Schloss ist bequem per Bergbahn zu erreichen. Wer gut zu Fuß ist, kann von der Talstation in der Altstadt den gepflasterten Burgweg nutzen – zum Schloss sind es nur wenige Gehminuten.

Heidelberger Schloss • Besucherzentrum • Tel. 0 62 21/53 84 72 • www.schloss-heidelberg.de • Eintritt 7 € (Kombikarte für Bergbahn, Schlosshof, Großes Fass, Apothekenmuseum), Führungen ab 6 €

Ihringens berühmteste Lage: der Winklerberg mit seinen verwinkelten Weinbergen

Vulkanfelsgarten Winklerberg