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Paul Flemmings pikanteste Fälle Fans der Paul-Flemming-Romane wissen: Einer der wichtigsten Handlungsorte ist das Gasthaus Zum Goldenen Ritter, wo der Hobbydetektiv sich bei fränkischen Köstlichkeiten von den Strapazen seiner Kriminalfälle erholt und sein Freund, der begnadete Koch Jan-Patrick, immer einen guten Rat für ihn parat hat. Das Krimikochbuch liefert 16 spannende oder zum Schmunzeln anregende Kurzkrimis und 28 Rezepte für die dazu passenden Menüs. Überraschend leicht nachzukochen und doch raffiniert präsentieren sich zahlreiche fränkische Küchenklassiker mit einem modernen Touch
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Seitenzahl: 135
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JAN BEINSSEN · HANNES HENN
GESALZEN
UND
GEPFEFFERT
Paul Flemmings pikanteste Fälle
Krimikochbuch
ars vivendi
Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag erschienenen Originalausgabe (1. Auflage Januar 2010)
© 2010 by ars vivendi verlag GmbH & Co. KG, Cadolzburg
Alle Rechte vorbehalten
www.arsvivendi.com
Lektorat: Lena Thiem, Dr. Hanna Stegbauer
Umschlaggestaltung: Anna Ponton unter Verwendung einer Fotografie von istockphoto
Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag
eISBN 978-3-86913-442-0
Kochen ist eine Kunst,
und keineswegs die unbedeutendste.
Luciano Pavarotti
Mord à la Carte
»Wie passt das zusammen?«, fragte Paul Flemming seinen alten Freund und Nachbarn Jan-Patrick. »Du verwöhnst mich mit der leckersten Karpfenvariation, die ich seit langem gegessen habe, und machst dabei ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.«
Während Paul noch das einzigartig säuerlich-würzige Aroma seines Fisches – Karpfen blau nach Jan-Patricks Spezialrezept – genoss, sah er seinen Freund mitleidig an. Der Küchenchef des Nürnberger Altstadtlokals Goldener Ritter wirkte unter seiner weißen Kochmütze eingefallen und unglücklich. Nicht einmal die Andeutung eines Lächelns war unter seiner ausgeprägten Nase zu erkennen. »Was ist denn bloß los?«, wollte Paul wissen.
»Du hast doch sicher von Adrian Probst gehört«, sagte Jan-Patrick niedergeschlagen und ließ sich neben Paul auf einen Stuhl in der gemütlichen Erkernische des Restaurants fallen. »Sie haben den Armen gestern aus der Pegnitz gefischt. Mausetot.«
»Ja«, bestätigte Paul, »aber soweit ich weiß, ist er nicht ertrunken, sondern wurde vorher erschlagen.«
»Grauenhaft!« Jan-Patrick schüttelte ungläubig den Kopf. »Mein armer Kollege. Was für ein schlimmer Tod.«
»Aber«, bemühte sich Paul um einen verständnisvollen Ton, »ich dachte immer, dass du Probst nicht besonders gut leiden konntest.«
Jan-Patrick warf ihm einen pikierten Blick zu. »Erstens habe ich ihn als Kollegen und Mitbewerber respektiert. Und zweitens redet man nicht schlecht über Tote.«
Paul horchte auf. »Was könnte man Probst denn Schlechtes nachsagen, wenn man wollte?«
Der Koch schaute sich in seinem Lokal um. Die anderen Gäste saßen weit genug entfernt, also holte er in gedämpftem Ton aus: »Adrian Probst hatte sich in den letzten Wochen ziemlich damit gebrüstet, dass er demnächst ganz groß rauskommen würde.«
»Ausgerechnet Probst? Wie wollte er das denn bewerkstelligen?«, fragte Paul zweifelnd, denn er hatte über dessen Küche bisher nicht viel Gutes gehört.
»Psst! Nicht so laut!«, ermahnte ihn Jan-Patrick und erklärte: »Ich habe auch keine genaue Vorstellung von dem, was er vorhatte. Aber nach dem, was man in der Szene so hört, war Heribert Fork neuerdings sehr angetan von Probsts Kochkünsten.«
»Fork? Der bekannte Restaurantprüfer von der Gourmet-Zeitung?«, fragte Paul beeindruckt.
»Ja, Fork höchstpersönlich – eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Zumindest wollte er Probsts Restaurant gleich nach seiner Genesung besuchen«, bestätigte Jan-Patrick.
»Genesung? War Fork krank?«, fragte Paul.
»Er hatte einen Unfall, aber inzwischen soll er wieder ganz der Alte sein – mit seinem untrüglichen Sinn für exzellente Kost.«
Paul sah seinem Freund an, wie sehr er dem verstorbenen Probst diese besondere Ehre geneidet hätte. Deshalb ließ er von dem Thema ab und kam noch einmal auf die näheren Umstände von Probsts Tod zu sprechen. »Probst ist laut Obduktionsbericht mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden. Wahrscheinlich war es einfach nur ein brutaler Raubüberfall mit tödlichem Ausgang.«
»Weißt du das von deinem Zeitungsfreund Blohfeld?«, fragte Jan-Patrick süffisant.
»Er ist nicht mein Freund«, gab Paul ein wenig barsch zurück, bestätigte dann aber die Vermutung des Küchenmeisters: »Ja, aber er darf es noch nicht veröffentlichen, weil die Polizei erst einmal eine Nachrichtensperre verhängt hat.« Dann zögerte er einen Moment, bevor er weitersprach. »Übrigens, noch etwas: Blohfeld meinte, dass Probst kurz vor seinem Ableben einen letzten Gast bewirtet hätte. Die Polizei fand den Tisch noch gedeckt vor. Vom Hauptgang – Champagner-Bratwürste an einer Terrine von Herbstgemüse aus dem Nürnberger Knoblauchsland – waren zwar nur Reste in der Küche zu finden, aber der Nachtisch stand noch auf dem Tisch.«
»Lass mich raten«, sagte Jan-Patrick und strich sich über die große Nase. »Lebkuchen-Parfait.«
Paul schüttelte den Kopf. »Nein, ausnahmsweise mal nichts typisch Nürnbergerisches. Probst hat seinem unbekannten Gast nichts weiter als schlichte Crêpes serviert.«
»Crêpes?«, fragte Jan-Patrick und kräuselte die Stirn. »Etwas einfallslos für einen angeblichen Meisterkoch.«
Paul sah ihn aufmerksam an. »Ja, das finde ich auch. Aber das Beste kommt noch: Die Crêpes waren versalzen.«
Der Koch war für einen Moment sprachlos, bevor er nachdenklich sagte: »Salz an den Crêpes – das ist mehr als ungewöhnlich. Entweder es passiert im Getümmel einer Großküche, dass Salz und Zucker verwechselt werden, und dann ist meistens ein Lehrjunge schuld – oder der Koch macht es absichtlich.«
»Absichtlich?«, fragte Paul grüblerisch. Da kam ihm ein neuer Gedanke, und er erkundigte sich: »Was genau kann sich Adrian Probst eigentlich von der Gunst eines Heribert Fork erhofft haben?«
»Im günstigsten Fall einen Stern«, mutmaßte Jan-Patrick mit deutlichem Widerwillen in der Stimme.
»Probst – ein Sternekoch?«, fragte Paul verblüfft. »Wäre das nicht doch ein wenig hoch gegriffen?«
»Absolut«, bestätigte Jan-Patrick spontan und hielt sich gleich danach die Hand vor den Mund. »Nein, wie schon gesagt: Man soll nicht schlecht über Tote reden.«
Darüber ging Paul hinweg. »Warum sollte ein Star der Szene, wie es Heribert Fork unbestritten ist, einem zweit-, wenn nicht drittklassigen Koch eine so hohe Auszeichnung verleihen?«
Jan-Patrick zuckte die Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Aber frag ihn doch selbst.«
»Wen?«
»Na, Heribert Fork! Er soll angeblich in der Stadt sein – wahrscheinlich hat er die Urkunde bereits dabei«, sagte Jan-Patrick, abermals mit einem Fünkchen Neid in den Augen.
Die letzten Happen seines Karpfens kostete Paul genüsslich aus und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. Er schob den Teller beiseite und wollte sich bei Jan-Patrick gerade nach dessen Empfehlung für das Dessert erkundigen, als ihm eine Idee kam. Ein hintergründiges Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
Prompt sprach ihn Jan-Patrick auf seine seltsame Mimik an. »Was ist los? War mein Fisch etwa auch versalzen?«
»Nein«, sagte Paul erheitert. »Aber möglicherweise habe ich das Geheimnis der versalzenen Crêpes gelöst.«
Der Küchenmeister blickte Paul interessiert an. »Ich kenne ja deine kriminalistische Ader, aber ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.«
Paul lehnte sich zurück und zählte auf. »Punkt eins: Der mittelmäßige Gastronom Adrian Probst träumt vom Aufstieg in den Gourmethimmel und möchte unter allen Umständen einen Stern. Punkt zwei: Der überall anerkannte Küchenpapst Heribert Fork erleidet einen schweren Unfall und besucht nach seiner Genesung Nürnberg. Punkt drei: Adrian Probst serviert einem Gast versalzene Crêpes und treibt kurz darauf tot in der Pegnitz.«
»Ja, und?«, fragte Jan-Patrick verständnislos.
Pauls Augen leuchteten, als er verkündete: »Ich sage dir, Jan-Patrick, alle drei Punkte hängen miteinander zusammen.«
»Dann bin ich aber gespannt, wie dieser Zusammenhang aussehen soll«, sagte Jan-Patrick skeptisch.
»Wenn es stimmt, was die Leute sagen«, erklärte Paul, »hätte es bei Adrian Probst niemals für einen Stern ausgereicht. Wenn ihn ausgerechnet ein Heribert Fork dennoch mit einem Stern beehren wollte, muss das andere Gründe gehabt haben. Ich würde ja sagen, Probst hat Fork erpresst.«
»Erpresst? Womit denn?«, fragte Jan-Patrick verblüfft.
»Mit dem Wissen darüber, dass Fork durch den Unfall seinen Geschmackssinn verloren hatte«, offenbarte Paul seinen Verdacht.
»Wie kommst du darauf?«, wollte der Koch wissen.
»Ich glaube, dass Probst absichtlich versalzene Crêpes serviert hat, und zwar keinem Geringeren als Heribert Fork. Damit wollte er sich letzte Gewissheit verschaffen.«
»Damit hat Kollege Probst die Rechnung wohl ohne den Kritiker gemacht, wie man so schön sagt«, resümierte Jan-Patrick.
»Ja«, sagte Paul. »Fork fiel auf den Trick mit den versalzenen Crêpes herein, worauf Probst ihn endgültig in seiner Hand glaubte. Doch dann verlor Fork die Beherrschung. Er entledigte sich seines unliebsamen Mitwissers auf brutale Art und Weise.« Paul nahm eine Serviette zur Hand und tupfte sich erneut über die Mundwinkel. »Nun – ebenso wahrscheinlich bleibt natürlich die naheliegende Variante, dass das Ganze doch bloß ein Raubüberfall mit tödlichem Ausgang war. Aber ich finde, dass ich meine schöne Theorie zumindest mal Katinka erzählen sollte.«
»Unbedingt«, nickte Jan-Patrick und erkundigte sich im gleichen Atemzug: »Was hältst du von einer Nachspeise? Weineis mit kandierten Veilchen – das ist deine Geschichte allemal wert.«
Karpfen blau im Wurzelsud
Fränkische Fischspezialität (September bis April)
Dazu passt: Silvaner, Müller-Thurgau
Für 4 Personen
Schwierigkeitsgrad: mittel
Zubereitungszeit: 60 Minuten
2 ganze frische Karpfen (à 1-1,5 kg)
500 g Kartoffeln
1 l Wasser
1 TL Salz
100 g geriebener Meerrettich
1 Zitrone, geviertelt
Für den Sud:
2 l Wasser
1 Stange Lauch, grob geschnitten
1/2 Zwiebel, grob zerteilt
1 Karotte
1 Lorbeerblatt
1 EL Wacholderbeeren
1/2 TL Senfkörner
1 Zweiglein Rosmarin
1/2 TL zerdrückte Pfefferkörner
Salz, Zucker, Thymian, Majoran, Estragon, Dillspitzen
150 ml Weinessig
150 ml Weißwein
Frische Karpfen ausnehmen. Dazu den Kopf spalten, von hinten nach vorne den Bauch aufschneiden. Die Innereien herausnehmen und unter fließendem Wasser nur innen auswaschen. Karpfen nicht außen waschen, da die Schleimhaut zur Blaufärbung erhalten bleiben muss. Den Fisch an der Innenseite entlang der Rückengräte von vorne nach hinten teilen.
Für den Sud in einem großen, flachen Topf das Wasser mit Lauch, Zwiebel, Karotte, Gewürzen, Essig und Wein aufkochen.
Die Karpfenhälften in den kochenden Sud legen und zugedeckt bei schwacher Hitze 30–40 Minuten köcheln lassen.
Inzwischen die Kartoffeln waschen, schälen und vierteln. Mit Wasser und Salz aufkochen und bissfest garen. Die Karpfen mit Meerrettich, Zitronenschnitzen und den Salzkartoffeln servieren.
Weineis mit kandierten Veilchen
Nachspeise
Für 4 Personen
Schwierigkeitsgrad: leicht
Zubereitungszeit: 60 Minuten
Für das Eis:
100 g Puderzucker
150 ml trockener Silvaner
250 ml Milch
1 Ei
250 g Mascarpone
Für die Veilchen:
10–15 frische Veilchen (aus dem Garten oder der Natur)
1–2 Eiweiß
100 g Puderzucker
Puderzucker und Wein in einer Edelstahlschüssel verrühren. Milch, Ei und Mascarpone hinzugeben und alles zu einer homogenen Masse aufschlagen.
Die Masse in der Schüssel kalt stellen. In die Eismaschine füllen und halbfest frieren lassen. Alternativ die Masse ins Gefrierfach stellen und ungefähr alle 30 Minuten vom Rand zur Mitte durchrühren, bis eine zähe, halbfeste Masse entsteht.
Die Veilchenblüten kurz unter fließendem Wasser abspülen und trocknen lassen. Eiweiß schaumig, aber nicht steif schlagen. Mit einem weichen Pinsel die Blüten von allen Seiten mit Eiweiß bestreichen und mit Puderzucker bestäuben. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen.
Die Blüten im vorgeheizten Backofen bei ca. 80 °C trocknen. Alternativ 2–3 Tage lufttrocknen lassen.
Die halbgefrorene Eismasse in Sektgläser verteilen und mit den kandierten Veilchen dekorieren.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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