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Aus vielen kleinen Geschichten im Schreib Cafe eine fortlaufende Geschichte entwickeln, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch schlängelt. Es sind Geschichten aus Fantasiegestalten, die zum Leben erweckt wurden, aber auch Geschichten aus der Familie und den Freunden. Wie immer vermischen sich oftmals Fantasie und Wirklichkeit
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Seitenzahl: 94
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Kapitel Eins: Moni und Paul
Langsam und geduldig zum Ziel
Getrieben durch Instinkt
Da war noch was
Sehnsucht-Unvorsichtigkeit-Gewässer
Der fast verkorkste Urlaubsfrieden
Freiheit
Sommererlebnis
Das Ende ist manchmal ein Neuanfang
Kapitel Zwei: Unterwegs!
Ein Tag für Klein und Groß
Wir entdecken Neues im Museum
Sehen, Hören, Staunen
Karneval und Kirche
Wehmut
Fragen an Oma und Opa
Die Reise geht los
Fremdes sehen und genießen
Die Schauspieler
Die Schweiz
Gedanken an zu Hause
Weiter gen Süden
Ein neuer Plan
Ein Flug mit Herzklopfen
Heimweh
Die letzte Tour
Familie
Langsam und geduldig zum Ziel
Getrieben durch Instinkt
Da war noch was
Sehnsucht-Unvorsichtigkeit-Gewässer
Der fast verkorkste Urlaubsfrieden
Freiheit
Sommererlebnis
Das Ende ist manchmal ein Neuanfang
Da steht sie in der Dunkelheit der Nacht, im fahlen Lichtschein eines Scheinwerfers. Sie hat einen Ausbildungsjob auf der Schauspielschule. Lange hat Moni auf eine Chance gewartet, doch jetzt, steht sie im Licht der Schweinwerfer und Kameras. Moni spielt ihre Rolle. In lässiger Kleidung schaut sie, das Licht auf ihr Gesicht gerichtet, welches eine Mischung aus Zweifel, Unsicherheit und ein wenig Trotz ausdrückt.
Ja, so ist die Regieanweisung und Moni kann dies perfekt umsetzen.
Ihre ganze Haltung will zeigen, das bin ich. Die Zigarette, die sie in ihrer rechten Hand hält, scheint ihr Sicherheit zu geben, etwas, an dem sie sich festhalten kann.
Was mag gerade in ihrem Kopf passieren, welche Gedanken wandern dort hin und her?
Ihre langen blonden Haare fallen über ihre Schultern bis zur Brust, die sich deutlich unter einem engen rosa Trikot abzeichnet. Ist sie das Mädchen von der Straße oder spielt sie es nur?
Ganz langsam und genussvoll bläst Moni den inhalierten Zigarettenqualm in die Luft, der dort im Licht eine kleine Wolke bildet, die langsam zur Decke hin schwebt. Mit halb geschlossenen Augen verfolgt sie den Dunst. Moni ist stolz auf sich, sie scheint hundert prozentig in die Scene zu passen. Mit ihrer linken Hand, an dessen Zeigefinger ein großer Ring steckt, kneift sie sich kurz in den Oberschenkel, denn ihre spitzen Knie zittern ein wenig.
Die Rucksacktasche, die Moni um die Taille geschnallt hat, beherbergt ihr Manuskript. Sprechen braucht Moni nicht, ihre Gesten sind Sprache genug.
Sie hat sich Zeit genommen, Zeit um perfekt zu glänzen, Zeit, um ein anderer Mensch zu sein, im Spiel für andere, doch auch für sie selbst.
Der Regisseur springt aus seinem Stuhl auf und brüllt den Kameramann an, der das Licht auf Monis Gesicht zu grell eingestellt hat. Moni geht instinktiv einen Schritt zurück, die Zigarette zittert in ihrer Hand, doch schnell hat Moni sich wieder in ihre alte Position gestellt. Sie hat alles richtig gemacht.
Ihr Instinkt sagt ihr, nicht die Nerven verlieren. Wieder kneift sie sich in den Oberschenkel, das hat schon immer, wenn Stress in der Luft lag, geholfen. Innerlich ist Moni getrieben von tausenden Gefühlen.
Sie will ihren Weg gehen, vielleicht einmal eine bekannte Schauspielerin werden.
Ihr Magen rumort. Vor lauter Stress hat sie nur einen faden, fast kalten Kaffee getrunken am Morgen. Wie schön wäre jetzt ein Essen mit ihren Freundinnen. Uschi, die so tolle Nudelgerichte in allen Variationen kochen kann, und zum Dessert mit Enibas Milchreis mit Bachpflaumen löffeln. Moni fährt genüsslich mit der Zunge über ihre Lippen.
Genau das ist es, ruft da der Regisseur, mach das noch mal Moni, das sieht so sinnlich und hingebungsvoll aus. Moni würde alles, oder fast alles tun um dem Regisseur zu gefallen.
Sie hat so viele Posen einstudiert, dass sie augenblicklich die Position und ihren Gesichtsausdruck wechseln kann.
Gegen Mitternacht ist der Dreh endlich fertig im Kasten. Moni ist ihren Wünschen einen Schritt näher gekommen.
Ihr Hals ist wie ausgetrocknet. Das Rauchen hat sie ziemlich geschlaucht, denn im wahren Leben raucht Moni nie, im Gegenteil, sie hasst Rauchen.
Aber für ihre Karriere hat sie auch das in Kauf genommen.
Jetzt treibt es sie nach Hause. Ihr angespannter Puls fährt langsam herunter. Moni ist müde. Schnell noch etwas Kühles trinken, morgen geht der nächste Dreh weiter.
Im Traum ist Moni wieder sie selbst. Sie träumt von schöner Literatur, dem Buch mit der Tigerente, das Enibas Ihr geschenkt hat, und von Thomas, der den besten Pfannkuchen der Welt backen kann.
Lüge, Wahrheit, Angst und Hoffnung
Moni wacht auf von der Stimme ihres Google Lautsprechers: Guten Morgen liebe Moni, Zeit zum Aufstehen, es ist 6:45 Uhr. Wie jeden Morgen springt Moni mit einem Satz aus dem Bett, jetzt hat sie noch eine Stunde Zeit bis der Ernst des Lebens sie wieder einfangen wird, und diese Stunde genießt Moni jeden Tag. Eine kühle Dusche und ein Müsli Frühstück bringen Moni in Schwung, gleichzeitig empfindet sie die morgendliche Ruhe wie eine Startrampe in den turbulenten nächsten Drehtag. Schnell holt sie ihre kleine Gießkanne aus dem Bad um ihre geliebten Farnkräuter, die auf der Fensterbank ihres Zimmers wohnen, zu wässern Die Farnwedel hängen etwas schlapp über dem Topfrand und schreien förmlich nach Wasser, Moni liebt es wenn sich die Wedel langsam aufrollen und strecken, so, als wollten sie den Tag begrüßen, doch Moni hat sie einfach ein paar Tage vergessen.
Auf dem Weg zur Straßenbahn gehen Moni tausende Gedanken durch den Kopf. Hat sie den Text für den heutigen Tag gut gelernt, die Aussprache deutlich und laut geübt und nichts vergessen?
Na, es wird schon irgendwie gehen, und verhaspeln in der Sprache kann sich wohl jeder Mal.
An der Großen Kreuzung in Rodenkirchen steigt Moni in die Linie 16, die bereits rappel voll ist.
Moni steht eingequetscht zwischen zwei jungen Männern, die sich angeregt unterhalten in einer Sprache, die sie nicht versteht und kennt. Noch sechs Haltestellen, dann muss Moni aussteigen.
Moni fixiert mit den Augen die Leute, die um sie herum stehen, so, wie sie es immer tut und denkt sich dabei für jeden einen passenden Namen aus, von dem sie meint, dass er zu der Person passt. Der Mann direkt neben ihr bekommt den Namen Bulldogge und der kleine dünne mit dem Filzhütchen auf dem Kopf könnte Professor heißen, die Frau zu ihrer rechten heißt einfach nur Madämchen und der junge Mann, der riecht, als ob er eine ganze Knoblauchknolle gegessen hat, bekommt den Namen Stinker.
Sie lauscht ein wenig der Unterhaltung der beiden älteren Männer hinter ihr, die sich über Poesie und Lyrik unterhalten. Was für ein tolles Thema, denkt Moni.
An der nächsten Haltestelle kommt Bewegung in die Menschen. Einige scheinen sich mit Gewalt fort bewegen zu wollen, aber die Enge lässt dies nicht zu. Aus den Augenwinkeln sieht Moni, dass zwei Kontrolleure sich ihren Weg durch die Menge bahnen. Ihren Fahrschein bitte, zeigen sie mir ihren Ausweis bitte, diese Worte dringen an Monis Ohr. Moni kramt in ihrem Rucksack und kann ihr Portemonnaie nicht finden. Verdammt, wo ist es bloß, hat sie es zu Hause vergessen? Ein nie gekanntes panisches Angstgefühl, das ihr fast den Atem raubt, erfasst ihren ganzen Körper.
Sie versucht dem Kontrolleur ihre Lage zu erklären, doch der schenkt ihren Worten keine Zeit, da er nicht einschätzen kann, ob sie Ihm Lügen auftischt oder die Wahrheit spricht, und schließlich hat er ganz genaue Vorschriften. Moni würde am liebsten im Erdboden verschwinden, sie hat das Gefühl, als würden alle Leute in der Bahn sie anstarren.
Einer der beiden älteren Herren hinter ihr hat wohl bemerkt, wie peinlich Moni die Situation ist. Er spricht Moni freundlich an und sagt ihr, ist mir auch schon mal passiert, zieht dabei eine Fahrkarte aus seinem Jackett, hier, für die Rückfahrt und reicht sie Moni, die ihre Verblüffung mit puterrotem Gesicht zeigt und dabei ein Danke stammelt. Alles reden hilft jedoch nicht, Moni muss auf Anweisung des Kontrolleurs an der nächsten Haltestelle die Bahn verlassen, ihre Daten angeben und eine Strafe von 60 Euro bezahlen, die man ihr postalisch zukommen lässt.
Moni ist stinksauer auf sich selber, 60 Euro, so viel Geld, wo es doch immer so knapp ist bis zum Monatsende.
Die letzte Haltestelle geht Moni nun zu Fuß bis zur Schauspielschule.
Ihre Schritte werden langsamer, sie muss ihren aufgewühlten Puls herunter fahren. Schnell kneift sie sich in den Oberschenkel, ihr geheimes Hilfsmittel, wenn sie vor Aufregung und Ärger platzen könnte.
Vor dem Eingang der Schule steht die ganze Crew bereits versammelt.
Der Regisseur sieht Moni kommen und blafft sie sofort an.
Alle warten auf dich, wo bleibst du, hast du verschlafen, sowas gibt es bei mir nicht, wir drehen heute in einer anderen Lokation, mach voran, hol deine Klamotten.
Moni bleibt keine Zeit für eine Erklärung, sie rafft ihre Sachen zusammen und geht zu den Anderen.
Gedreht wird heute in Deutz, im Rheinpark an der frischen Luft, und die kann Moni jetzt gut gebrauchen.
Sie hat die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird nicht aufgegeben, denn der Tag fängt ja gerade erst an.
Moni steigt mit der ganzen Crew in einen wartenden Bus, der schon halb gefüllt ist mit allen notwendigen Requisiten. Sie sitzt auf der Fahrt neben Paul, dem einzigen älteren Mann aus der Mannschaft. Paul strahlt immer eine besonders beruhigende Harmonie aus. Er schaut Moni von der Seite aus an, zwinkert mit den dunklen klugen Augen eines erfahrenden Mannes und zeigt den Daumen nach oben, so nach dem Motto, alles wird gut.
Moni lächelt ihn an, sie mag ihn, diesen flotten älteren Herrn, der nie den Überblick verliert. Welche Sehnsüchte mögen Paul hier zur Schauspielschule getrieben haben?
Vielleicht will er seinem Leben noch einmal einen Schub versetzen, noch einmal sich auf Unvorsichtigkeiten, die nicht seinem Alter gerecht sind einlassen, noch einmal frei sein und das Leben in der letzten Lebensphase genießen, wer weiß?
Derweil hat der Bus den Rhein überquert und einen Parkplatz am Rheinpark gefunden. Die Requisiten werden in einen Bollerwagen gepackt und kurze Zeit später schlagen sie ein Camp auf den Rheinwiesen auf. Der Regisseur erklärt die nächste Szene, die gedreht werden soll. Moni ist noch nicht an der Reihe, sie kommt erst in Szene zwei, direkt am Rheinufer ins Spiel.
Diesmal soll Moni vor einem Mann, der sie schlägt und peinigt, davon laufen. Sie ist am Rheinufer und hat nur eine einzige Chance ihm zu entfliehen, indem sie schnell in ein kleines Ruderboot springt und sich vom Ufer entfernt.
Moni zittert vor Angst, sie hat schon seit Kindheitstagen Panik vor Gewässern.
Die Tiefen des Wassers sind ihr unheimlich, und richtig schwimmen kann sie auch nicht.
Moni will alles richtig machen, doch wie soll sie dem Regisseur erklären, dass sie Angst hat und nicht schwimmen kann. Der schmeißt mich sofort raus aus der Crew denkt sie, das wäre ihr Untergang. Jetzt muss sie eine Entscheidung treffen, reden oder den Mund halten. Mal schnell in den Oberschenkel kneifen, der schon voller blauen Flecken ist.
Moni reißt sich zusammen. Sie will das jetzt durchziehen.
Der Dreh geht weiter, nun ist Moni mit ihrer Szene an der Reihe.