Gespenster-Krimi 27 - Tobias Bachmann - E-Book

Gespenster-Krimi 27 E-Book

Tobias Bachmann

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Beschreibung

Stalker

Nach der Apokalypse: Die wenigen Überlebenden wandeln durch eine Welt, die von Mutanten und Monstern beherrscht wird. Ein offenbar Irrer, der sich Stalker nennt, hält eine Gruppe Überlebender in einer ehemaligen Forschungsstation gefangen, in Käfigen, wie Tiere. Angeblich will er sie vor grauenhaften Kreaturen schützen, die auf der Jagd nach ihm sind.
Dann gerät auch der ehemalige Soldat Mike in seine Gewalt. Und damit ändert sich alles ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Stalker

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati/BLITZ-Verlag

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8866-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Stalker

von Tobias Bachmann

Mike

Irgendwo am Ende der Welt angekommen, dachte er schließlich, er wäre tot. Er stand im Niemandsland, inmitten abgestorbener Baumgerippe und verdorrtem grauem Gras. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Nur wer er war, das wusste er.

Seit zwei Tagen schon hatte Mike nichts mehr gegessen. Der Hunger nagte an ihm wie ein garstig-verzehrendes Geschwür, wegen dem er zu früheren Zeiten wohl zum Arzt gegangen wäre. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und Ärzte gab es seines Wissens nach nicht mehr. Zumindest hatte er keinen mehr getroffen, seit auch der Himmel grau geworden war, und das war nun schon etliche Monate her …

Mike war ein Streuner. Er hatte kein Ziel, aber eine Vergangenheit, die aus Kinderlachen und einer hübschen Frau bestand. Er hatte keine Ahnung, was damals geschehen war. Mittlerweile war ihm das auch einerlei. Aus unerfindlichen Gründen hatte er die ganze Scheiße überlebt und war seitdem unterwegs. Zu Fuß auf der Reise, allein von der Hoffnung getrieben, irgendeinen Überlebenden zu treffen, dem er vertrauen konnte. Oder mit ihm sein Essen teilte.

Einige Begegnungen gab es bereits, doch letztlich konnte Mike nur froh sein, diese überlebt zu haben. Der letzte Kerl, dem er über den Weg gelaufen war, erwies sich als absolut unzurechnungsfähig. Seine Überlebensstrategie war es nämlich, Menschen zu verspeisen.

Das hatte er Mike aber erst gesagt, nachdem er ihm etwas zu Essen angeboten hatte. Das auf dem offenen Feuer gebratene Brustfilet, von dem Mike bereits zwei Bissen getan hatte, hatte er wieder ausgespien. Danach war es zum Kampf gekommen, und Mike hatte sich mit ein paar Schrammen davonstehlen können. Immerhin hatte er seine Wasservorräte kurz zuvor bei dem Menschenfresser auffüllen können.

Es war warm an diesem Tag. Eine schwüle Hitze in der grauen Welt. Das Wasser würde nicht lange halten. Einen Tag noch. Vielleicht zwei, wenn es nicht heißer wurde. Er holte seine Wasserflasche aus dem Rucksack hervor und trank. Gott, was hätte er für ein kühles Bier gegeben.

Er setzte sich auf einen schwarzen Baumstamm und begann, seine Stiefel aufzuschnüren. Es waren gute Armeestiefel aus echtem Leder. Er hatte sie einem toten Soldaten ausgezogen. Inzwischen waren sie gut eingelaufen. Dennoch taten ihm die Füße weh.

Vera hatte ihm immer die Zehen massiert.

O Gott, bitte nicht an Vera denken!

Aber es war bereits zu spät. Wie Lichtfeuer blitzten die Bilder aus längst vergangener Zeiten in ihn auf. Längst vergangene Hoffnungen und Zukunftspläne.

Wenn er sich nicht verrechnet hatte, war er nun vierunddreißig. Vera wäre nur ein Jahr jünger, und die Kinder …

Er kämpfte gegen die Tränen an, die sich wie die Erinnerungen aufdrängten. Doch für Trauer und Wehklagen war in dieser Welt kein Platz.

Er zog sich die Schuhe wieder an. Das Gefährlichste in dieser Welt war es – neben der eigenen Vergangenheit, die einen immer wieder und stets in den falschesten Augenblicken heimzuholen drohte –, das Schuhwerk zu verlieren.

»Ohne Schuhe bist du ein Niemand, und ein Niemand überlebt nicht lange«, murmelte Mike, nicht zuletzt, um wieder in die Realität zurückzufinden.

Missmutig stapfte er weiter durch die trostlose Landschaft, die ihm wie eine graue Masse vorkam. Der Vergleich mit Zwielicht fiel ihm ein, nur dass es kein Zwielicht mehr gab. Der Himmel war nahezu unentwegt grau, und so gestaltete sich auch die Erde mehr oder minder farbenlos.

Dann entdeckte er die Spur abgeknickter Grashalme!

Vor noch nicht allzu langer Zeit musste jemand hier entlanggelaufen sein. Mike bezweifelte, dass es ein Tier gewesen war. Zwar gab es überlebende Tiere – so wie es auch überlebende Menschen gab –, aber ebenso wie die Menschen waren es nur wenige, und es war schon sehr lange her, dass er eines gesehen hatte.

Mensch oder Tier, das war egal. Es wurden immer weniger.

Und dann gab es noch diese wolfsähnlichen Kreaturen, die durchs Land streiften. Wolfszombies nannte Mike sie. Vor einigen Monaten hatte er eines beobachtet, wie es sich an einem menschlichen Kadaver gütlich getan hatte. Der recht hagere Leib des Wesens war mit dichtem grauem Fell bewachsen, und da der Schädel Mike an einen Hundekopf erinnert hatte, hatte er gleich an einen Wolf denken müssen.

Nun, vielleicht war es sogar eine Art Werwolf gewesen. Eine Mutation oder eine Mischform aus Mensch und Tier. Letztlich wusste Mike es nicht, zumal er sich eilig davongeschlichen hatte.

Es reichte aus, zu wissen, dass es solche und auch andere und sogar schlimmere Kreaturen auf der Welt gab. Sie existierten genauso wie all die verrückt gewordenen Menschen, und sie alle wollten auf ihre Art nur eines: überleben, so wie Mike auch.

Er ging in die Hocke und lauschte, dann besah er sich die abgeknickten Grashalme. Er wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.

Er tastete nach seinen Waffen: das Jagdmesser in seinem Stiefelschaft, das große Armeemesser an seinem Gürtel, die Pistole im Schulterhalfter und das Gewehr, das er neben seinem Rucksack und dem Patronengurt geschultert hatte. Es war eine Krieghoff K-80, ein deutsches Gewehr mit Doppellauf, das er vor einigen Wochen in einer verlassenen Jagdhütte gefunden und an sich genommen hatte.

Mit Waffen kannte sich Mike aus. In seinem vorherigen Leben war er bei der Armee, beim US Marines Corp gewesen.

Vorsichtshalber entsicherte er das Gewehr, bevor er sich wieder aufrichtete, um seinen Weg durch den abgestorbenen Wald fortzusetzen.

Mike wusste nicht, ob das, was den Himmel verdunkelt hatte, tatsächlich eine Art Atomkrieg oder vielleicht etwas ganz anderes die Ursache für die Apokalypse gewesen war, aber er bezweifelte mit keinem Atemzug, dass sich die Menschheit den Zustand ihres Planeten selbst eingebrockt hatte.

Er hielt das Gewehr schussbereit und entdeckte bald eine niedergetrampelte Schneise durch das graue hüfthohe Gras. Er entschied sich, dem Trampelpfad zu folgen.

Nachdem er den Weg einige Meter gegangen war, musste er sich eingestehen, dass er unvorsichtig handelte. Es könnte ein Hinterhalt sein. Eine Falle.

Dem Zustand des Pfades nach wurde dieser regelmäßig benutzt. An einer besonders ausgetretenen Stelle kniete Mike nieder, denn er hatte Fußspuren in dem grauen, schlickigen Boden entdeckt. Es waren feste, gute Stiefel mit einem recht ausgeprägten Profil, die diese Abdrücke hinterlassen hatten.

Ein Jäger, mutmaßte Mike. Er musste hier irgendwo in der Nähe seinen Unterschlupf haben. Einen sicheren Ort. Vielleicht auch nur vorübergehend. Mit etwas Pech für Mike überhaupt nicht geeignet. Aber er spürte, dass er müde war, ein paar Tage Pause benötigte. Sich ausruhen musste.

Es war immer eine Chance fünfzig zu fünfzig, dass die andere Person ihm gut oder schlecht gesinnt war. Die meisten der wenigen Überlebenden, die Mike getroffen hatte, waren verrückt geworden, da sie das folgenschwere Schicksal nicht verarbeiten konnten, sodass es gefährlich war, sich mit ihnen abzugeben. Die andere Hälfte waren misstrauische Mörder, die auf alles schossen, was sich ihnen näherte. Ein verschwindend geringer Prozentsatz der Überlebenden bestand aus harmlosen Überlebenden. Umherstreifenden Streunern, so wie Mike einer war.

Der Trampelpfad schlängelte sich serpentinengleich durch den Baumfriedhof. Der Boden war matschig. Das wunderte Mike ein wenig, denn geregnet hatte es schon lange nicht mehr. Aber die sumpfige Beschaffenheit des grauen Waldbodens machte ihm zu schaffen, denn je weiter er voranschritt, desto tiefer sanken seine Stiefel in den zähen Morast.

Dann, urplötzlich, hatte Mike den Pfad aus grauem Moor überwunden und spürte wieder festen, ja, staubigen Boden unter seinen Füßen. Zuerst der sumpfige Pfad inmitten des Waldes, dann die wüstengleich staubige Lichtung an seinem Ende. Entsprechend irritiert setzte Mike seinen Marsch fort – bis er weiter vorn eine verlassene Feuerstelle ausmachte.

Wieder spannte er den Hahn seines Gewehrs und ging Schrittes auf die Stelle zu, die zweifellos dem fremden Stiefelträger gehören musste, dessen Spuren er zu Beginn des Weges im Matsch entdeckt hatte.

Als er die Feuerstelle schon fast erreicht hatte, gemahnte sich Mike zur Vorsicht. Inmitten der Lichtung bot er ein gutes Ziel für jedermann. Der Feind mochte im umliegenden Gebüsch kauern und nur darauf warten, dass Mike ihm einen Grund gab, ihn über den Haufen zu knallen.

Sich zurück in die Büsche zu schlagen, wäre verkehrt gewesen, das wusste er. Stattdessen sicherte er das Gewehr und legte es mit einer Hand auf den Boden, die andere Hand weit von sich gestreckt. Dabei rief er: »Ich komme nicht in böser Absicht!«

Er blickte sich um. Versuchte, den Fremden im Gebüsch auszumachen.

»Sehen Sie, mein Gewehr. Ich hab es auf den Boden gelegt und trete nun davon zurück.« Mike drehte sich dabei im Kreis und ließ die Hände erhoben.

Noch immer trat der Fremde nicht in Erscheinung.

»Ich weiß, dass Sie hier irgendwo sind. Und Sie haben recht, man muss in diesen Zeiten vorsichtig sein. Ich war nicht vorsichtig genug. Sie könnten mich nun also erschießen. Oder aber Sie verlassen Ihr Versteck und überzeugen sich selbst von meinen friedlichen Absichten.«

Plötzlich schallte aus seinem Rücken die kräftige Stimme eines Mannes: »Was suchen Sie hier?«

Mike wandte sich in Richtung der Stimme um. »Etwas zu essen vielleicht. Zu trinken habe ich nicht mehr viel. Ein paar Schluck Wasser noch. Ich würde mich gerne ausruhen. Ich war lange unterwegs.«

»Wo kommen Sie her?« Noch immer blieb der Mann im umliegenden Gebüsch verborgen. Aber das machte nichts. Mike konnte seinen Standort mittlerweile relativ genau ausmachen. Mit etwa vier Schritten und einem Hechtsprung ins Unterholz würde er ihn erreichen können. Aber er unterließ Überwältigungsversuche dieser Art, denn er wäre tot gewesen, bevor er den zweiten Schritt gemacht hätte.

»Es spielt ja eigentlich keine Rolle, wo ich herkomme«, antwortete Mike. »Die Orte gibt es allesamt nicht mehr.«

»Sag es mir trotzdem!«, schallte die Stimme des Fremden.

»Iowa.«

»Ein Yankee also!« Der Fremde trat aus dem Gebüsch und spuckte aus.

»Und woher kommen Sie?«

Der Fremde hatte lange Haare und einen dicken Rauschebart, weswegen es Mike schwerfiel, sein Alter einzuschätzen. Er trug eine Latzhose und einen Patronengurt, der schräg über die Brust gespannt war. Das Gewehr, das er auf Mike gerichtet hatte, war irgendeine Jagdflinte. Dunkle Augen blickten forsch, aber nervös, und es schien, als suchte der Alte immer wieder die umliegende Gegend nach etwas oder jemandem ab.

»Ich bin allein«, sagte Mike rasch.

Der andere nickte. »Ich bin Stalker. Ich komme von nirgendwoher. Ich lebe schon in diesen Wäldern, bevor alles grau wurde und starb. Und du? Wie heißt du? Was führt dich hierher? Was hast du hier zu suchen? Wie hast du es von Iowa hierher geschafft und bist noch immer am Leben? Und wo, zum Teufel, willst du hin?«

Mike wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Stalker eine Hand von der Flinte löste, zu seinen Lippen führte und »Pst!« machte. Er näherte sich Mike bis auf einen halben Meter und flüsterte: »Wenn ich dir trauen kann, dann stell dich mit deinem Rücken an meinen. Lass dein Gewehr, ich habe deine Pistole am Gürtel gesehen. Nimm die. Hier ist noch wer anderes. Vermutlich hast du ihn hergelockt.«

Mike zog seine Glock und stellte sich so auf, dass er Stalkers Rücken an seinem spürte. Dann drehten sie sich beide im Kreis.

»Vermutlich ein Wolf«, raunte Stalker. »Es gibt hier Wölfe, musst du wissen. Man muss vorsichtig sein.«

»Ja, das muss man«, sagte Mike. »Aber ich sehe nichts.«

»Gut, ich auch nicht. Setzen wir uns. Schüren wir das Feuer. Das Feuer hält die wilden Tiere zwar nicht fern, aber sie wahren einen gewissen Abstand und trauen sich nicht näher ran. Zumindest die alten Tiere.«

»Die alten Tiere?«

»Ja, die Tiere aus der vergangenen Welt. Aus der alten Zeit. Wölfe, Hunde, Bären … Aber es ist schon sehr lange her, dass ich einen Bären gesehen habe.«

»Du sagst das, als gäbe es auch neue Tiere hier.« Mike dachte sofort an die Wolfszombies, wie er sie nannte.

»O ja, die gibt es. Mir scheint, du hast keine Ahnung.«

»Vielleicht können wir ein wenig voneinander lernen«, sagte Mike und reichte Stalker die Hand.

In dem Moment, da er seinen Namen genannt hatte und beschloss, dass von Stalker keine Gefahr drohte, preschte etwas aus dem Gebüsch hervor. Ein knurrendes Bündel Fell mit scharfen Reißzähnen, von denen zäher Speichel in dicken Fäden rann.

Mike und Stalker ließen ihre Hände los und richteten ihre Waffe auf das Tier, das sie beide soeben angriff. Stalker schoss, der Wolf jaulte kurz und trollte sich.

»Hast du ihn getroffen?«, fragte Mike.

»Ich bin mir nicht sicher. Ich kann kein Blut finden.«

»Vielleicht nur ein Streifschuss?«

Stalker zuckte mit den Schultern. »Der Wolf muss regelrecht ausgehungert sein. Ansonsten hätte er nie und nimmer angegriffen. Seine Verzweiflung und sein Hunger sind groß. Keine Ahnung, woher er gekommen ist. Aber er umschleicht meine Hütte schon sein ein paar Tagen. Er verfolgt mich. Wenn es mit dem Essen besser bestellt wäre, würde ich ihn anfüttern und versuchen zu zähmen. Aber vor allem an Fleisch fehlt es.«

Mike wunderte sich. Nie hätte er gedacht, hier auf einen solch seltsamen Gesellen zu treffen.

»Wie wär’s?«, fragte Stalker. »Ich lade dich zum Essen ein. Ich verfüge über einen großzügigen Vorrat an Konserven in meiner Hütte.«

»Klingt gut«, sagte Mike. »Wie weit ist es denn bis zu deiner Hütte?«

Stalker lachte auf. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich dahin mitnehme. Versteh mich bitte nicht falsch, aber in Zeiten wie diesen kann man nicht vorsichtig genug sein. Und obgleich ich dich für einen netten Kerl halte und du mir sympathisch erscheinst, gehört doch weitaus mehr dazu, mein vollstes Vertrauen zu gewinnen.«

»Ja, Sympathie ist eine Sache, Vertrauen eine andere. Das verstehe ich.«

Stalker nickte. »Ich habe eine Dose Eintopf bei mir. Die machen wir uns über dem Feuer warm. Einverstanden, Mike?«

Mike nickte. »Einverstanden.«

Sie hatten es sich am Feuer bequem gemacht. Schon lange hatte Mike nicht mehr so gut gegessen.

»Zu Lebzeiten in der vergangenen Welt hättest du mich mit so einem Fertigeintopf aus dem Haus jagen können«, sagte Mike. »Aber jetzt schmeckt das Zeug wie der siebte Himmel.«

Stalker nickte. »Warte nur, was es jetzt noch zum Verdauen gibt«, sagte er und reichte Mike einen Flachmann.

Mike roch daran. »Whisky?«

»Bourbon«, nickte Stalker.

»Gefährlich, wenn man einen klaren Kopf behalten will.«

»Das stimmt natürlich«, sagte Mikes neuer Freund. »Aber in diesen Zeiten tut ein bisschen Trinken gegen das Vergessen wahrlich gut.«

Mike grinste. »Ein Schlückchen in Ehren …« Er setzte den Flachmann an und nippte zaghaft. Ein kleines Schlückchen nur, wie er gesagt hatte. Er behielt es lange im Mund, schob es mit der Zunge von links nach rechts und nach vorn und zurück und genoss die warme, leichte Schärfe, die seinen Gaumen umschmeichelte, bis er schluckte und den Abgang auslotete.

»Wow!«, sagte er.

Dann trank er noch einmal. Dieses Mal wagte er einen größeren Schluck und reichte Stalker den Flachmann dann zurück.

Der prostete ihm zu. Danach stand er auf und holte neues Feuerholz. »Wir müssen das Feuer am Lodern halten«, sagte Stalker. »Wegen der wilden Tiere.«

»Der Wolf …«

»… wird wiederkommen«, unterbrach ihn der alte Mann. »Einer von uns sollte auf jeden Fall Wache halten. Besser noch, wir bleiben beide wach.«

Mike schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das durchhalte. Ich bin ziemlich müde und erschöpft.«

»Ruh dich nur aus«, bot Stalker an. »Ich bin fitter als du, wie es aussieht. Willst du noch mal einen Schluck Bourbon?«

Mike nickte. »Wo kommst du her, Stalker? Was ist deine Geschichte? Erzähl mir ein wenig. Ich wüsste gern, wem ich hier den Whisky wegtrinke.«

Stalker lachte. Mike war sich sicher, dem alten Mann vertrauen zu können.