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GEWALTFREIE KOMMUNIKATION Sie sind auf der Suche nach einer neuen Art der Kommunikation? Einer Möglichkeit, Ihr Kind endlich zu verstehen, die andauernden Konflikte, um die immer gleiche Sache endlich der Vergangenheit angehören zu lassen und wieder ein respektvolles Miteinander zu erleben? Mit einer guten Prise Humor und viel Mitgefühl, begleitet Sie dieses Buch auf Ihrer Entdeckungsreise, hin zu einer neuen und innovativen Kommunikation. SPIELERISCHE SPRACHFÖRDERUNG Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie Ihre Muttersprache gelernt haben? Vielleicht wissen Sie aus mehr oder weniger vertrauenswürdigen Berichten Ihrer Eltern oder anderer naher Verwandten, was Ihre ersten Worte waren oder wie Ihre ersten Sprechversuche geklungen haben sollen oder mit welchen Worten und Lauten Sie so Ihre Schwierigkeiten hatten. Aber eine aktive Erinnerung daran, wie es war, als Kind die Muttersprache zu lernen und zu perfektionieren? Was hilfreich war und was nicht? Daran erinnert sich wohl niemand mehr. DURCHSETZUNGSVERMÖGEN Dass wir uns durchsetzen können, ist in unserer Gesellschaft unverzichtbar geworden. Konkurrenz und Wettkampf stehen an der Tagesordnung - im Großen wie im Kleinen. Damit Ihre Kinder inmitten dieses Gefüges ein Leben lang bestehen können, ist es wichtig, dass sie schon in der Kindheit erfahren, was es bedeutet, sich selbst zu kennen, sich selbst zu schätzen und auf dieser Grundlage ein stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen. PUBERTÄT VERSTEHEN Die Pubertät stellt viele Familien auf eine harte Probe. Es scheint fast so, als würde der Nachwuchs von einem Moment auf den anderen die gesamte Struktur auf den Kopf stellen. Seine Laune wechselt wie das Wetter im April und von überglücklich bis zu Tode betrübt ist an einem normalen Tag wirklich alles mal drin. Die einst so geliebten, gemeinsamen Familienaktivitäten sind nun öde und spießig. Die Nerven der Eltern liegen blank.
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Seitenzahl: 200
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Gewaltfreie Kommunikation
Spielerische Sprachförderung
Durchsetzungsvermögen Kinder
Pubertät
DAS GROßE 4 IN 1 BUCH
Wie Sie Ihr Kind gezielt fördern, stark machen und liebevoll begleiten
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
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Inhalt
Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern
Das erwartet Sie in diesem Buch
Was ist eigentlich Kommunikation?
Warum und wie kommunizieren wir täglich?
Was passiert, wenn die Kommunikation gestört wird?
Die gewaltfreie Kommunikation
Was Sie zu Anfang wissen müssen
Was Sie für die gewaltfreie Kommunikation brauchen
Die vier Grundbausteine
Beobachtung – Was sehen Sie wirklich?
Gefühle –Was fühlen Sie vs. Was denken Sie?
Bedürfnisse – Was brauchen Sie?
Die Bitte – Wie kommunizieren Sie?
Kommunikation mit Kindern
Das Besondere an der gewaltfreien Kommunikation mit Kindern
Warum die gewaltfreie Kommunikation für Kinder so wichtig ist
Wenn Erklärung hilfreich sein kann
Nützliche Tipps und Übungen
Wenn Sie vor Wut platzen könnten
Bestrafung, Zwang und Belohnung
Vernünftig Grenzen setzen
Perspektivenwechsel
Schreiben als kreativer Katalysator
Meditation
Nehmen Sie es nicht persönlich
Bewusste Worte wählen
Ein Kind sein lassen
Wenn alles den Bach herunter geht
Die Moral von der Geschichte
Spielerische Sprachförderung für Kinder
Das erwartet Sie in diesem Buch
Bedeutung von Sprache
Sprachwissenschaft
Voluntarismus
Intellektualismus
Konvergenz
Auf welche Spracherwerbstheorie soll ich mich verlassen?
Sprachentwicklung in den Entwicklungsstufen
Einfluss von Medien
Spiele zur Sprachförderung
Mehrsprachige Erziehung
Was Sie mitnehmen sollten
Mein starkes Kind
Das erwartet Sie in diesem Ratgeber
Kinder für das Leben stärken
Voraussetzungen schaffen
Selbstkompetenz als Voraussetzung für Selbstvertrauen und Stärke
Durchsetzungsvermögen und Stärke durch Selbstvertrauen und Selbstwert
Ein Umfeld, das Kinder stark macht
Durchsetzungsvermögen trainieren und etablieren
Strategien zum Aufbau von Selbstvertrauen
11 Dinge, die Kinder von innen heraus stark machen – Sätze, die Kraft geben
Was Sie konkret tun können, um Ihr Kind zu stärken – 9 Praxis-Tipps
Signale von Sicherheit/Unsicherheit: Körpersprache
„Nein“ – das neue Zauberwort?
Höflichkeit macht stark – Streitkultur lernen
Ein starkes Kind
Pubertät
Vorwort
Was geschieht in der Pubertät?
Hormone über Hormone
Wachstumsschub
Eine tiefere Stimme
Die Körperbehaarung nimmt zu
Mama, ich brauche einen BH
Samenerguss und Regelblutung
Pickel, Mitesser und Akne – oh nein!
Änderungen im Gehirn
Zusammenfassung
Die Wichtigkeit der Zärtlichkeit und des liebevollen Handelns
Wie kann der Dialog zwischen Teenagern und Eltern funktionieren?
Die Clique meines Kindes ist schrecklich!
Die erste Liebe
Und was ist mit Sex?
Der Schlafrhythmus meines Kindes ist nicht normal
Digitale Medien – gefährlich, oder nicht?
Die Lernmotivation meines Kindes ist im Keller
Mein Teenie will alles haben und ist nie zufrieden
Ist mein Kind süchtig?
Ich bin hässlich
Die Worte meines Kindes verletzen mich
Die positive Seite der Pubertät und was Sie von Ihrem Teenie lernen können
11 Tipps, die das Leben in der Pubertät erleichtern
Schlusswort
Wie Sie Ihr Kind auch in schwierigen Phasen richtig verstehen, Konflikte einfühlsam lösen und eine liebevolle Beziehung aufrechterhalten
Angela Eden
Sie sind auf der Suche nach einer neuen Art der Kommunikation? Einer Möglichkeit, Ihr Kind endlich zu verstehen, die andauernden Konflikte, um die immer gleiche Sache endlich der Vergangenheit angehören zu lassen und wieder ein respektvolles Miteinander zu erleben?
Dann sind Sie herzlich dazu eingeladen, weiterzulesen und das Modell der gewaltfreien Kommunikation in diesem Buch kennen zu lernen. Es erwartet Sie Basiswissen, das Sie für den turbulenten Alltag mit Ihrem Kind rüsten wird. Die vier grundlegenden Schritte zu einer erfolgreichen gewaltfreien Kommunikation, verständlich und nachvollziehbar erklärt. Es hilft Ihnen dabei, zu verstehen und mit viel Respekt und Mitgefühl mit Ihrem Kind in jeder Situation sprechen zu können. Praktische Tipps und Übungen werden Ihnen dabei helfen, Ihr hier erlerntes Wissen soweit zu vertiefen, das Sie es völlig intuitiv anwenden können. Erleben Sie das Konzept der gewaltfreien Kommunikation ganzheitlich erklärt, damit Sie nicht nur die Theorie dahinter verstehen, sondern auch einen Einblick auf ein Leben mit einer respektvollen und mitfühlenden Grundhaltung gewinnen können.
Mit einer guten Prise Humor und viel Mitgefühl, begleitet Sie dieses Buch auf Ihrer Entdeckungsreise, hin zu einer neuen und innovativen Kommunikation. Bleiben Sie neugierig und lernen Sie zu verstehen, wie viel Potenzial in einem achtsamen Umgang mit anderen und mit Ihnen selbst stecken kann. Lassen Sie sich von einem Konzept begeistern, das nicht nur Ihr Leben bereichern wird, sondern auch das Leben aller Menschen um Sie herum.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihrer Reise.
Unter Kommunikation versteht man im Allgemeinen die Übertragung von einer Nachricht vom Sender zu einem oder mehreren Empfängern. Etwas zu theoretisch? In der Kommunikation versuchen wir eine Mitteilung an einen Menschen zu übermitteln, wir versuchen, ihm eine Meinung oder eine Information zu übertragen.
Dabei ist aber der verbale Teil, also die Worte, die wir nutzen, nur ein kleiner Anteil des gesamten Bildes. Ebenso wichtig sind die nonverbalen Anteile der Kommunikation. Unsere Körperhaltung, der Tonfall und auch die Beziehung in der wir uns zu dem Empfänger befinden. All das wird vom Empfänger bewusst oder meist unbewusst wahrgenommen und kann den ganzen Inhalt der Nachricht ändern.
Fragen Sie beispielsweise einen Freund: „Geht es dir gut? Du siehst heute etwas abgekämpft und müde aus?“ drücken wir in den meisten Fällen Besorgnis aus und Ihr Freund wird sich freuen, weil Ihnen sein Wohlergehen am Herzen liegt. Stellen Sie diese Frage einer Arbeitskollegin, zu der Sie ohnehin eine schwierige Beziehung haben, wird sie das viel eher als Kritik ansehen. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie schon wieder so müde aussieht und Sie perfekt, so wie immer! Eine einfache Frage kann auf unendlich viele unterschiedliche Weisen gedeutet werden und jede mögliche Reaktion hervorrufen. Klingt kompliziert? Das kann es auch sein.
Doch warum kommunizieren wir dann so viel? Warum ist einer der berühmtesten Sätze: „Wir müssen reden?“ Was versprechen wir uns davon? Wir wollen gehört werden, wir wollen uns mitteilen, Verständnis bekommen, Bedürfnisse äußern, am Leben anderer Teilhaben, Beziehungen stärken, Menschen, die wir lieben, besser verstehen. Es gibt unzählige Gründe, warum wir kommunizieren, wichtig ist, dass uns klar wird, warum wir es in einer speziellen Situation wollen. Uns sollte klar sein, aus welchem Grund wir kommunizieren und ob das in der Situation mit diesem Gesprächspartner auch angemessen ist. Ihre beste Freundin oder Freund hört sich bestimmt gerne etwas über die schwierige Situation im Büro an, Ihr Kind sollten Sie damit eventuell eher nicht belasten.
Dieses Beispiel klingt sehr einfach, doch es ist sehr wichtig und wirksam, wenn wir uns bewusst sind, warum wir kommunizieren. Wollen wir einfach nur gehört werden oder sind die Informationen gerade sehr wichtig? Machen Sie sich klar, warum Sie kommunizieren, ob es angemessen und notwendig ist und sie werden erleben, dass wir Menschen gerne manchmal reden, damit die Luft scheppert.
Kommunikation ist so vielfältig und vielschichtig, da schleichen sich schnell Fehler ein. Wer kennt das nicht, man spricht mit jemandem über das aktuelle Problem mit dem Chef und plötzlich dreht sich die gesamte Unterhaltung um den anderen. Man versucht der Mutter klar zu machen, dass man nun wirklich kein weiteres Set Geschirrtücher mit den passenden Tassen gebrauchen kann, weil man einfach keinen Platz dafür hat und ist plötzlich undankbar und kümmert sich ja sowieso nur um sich selbst. Es passiert schnell, dass ein gut gemeinter Rat als Kritik aufgefasst wird und schon bricht der nächste Streit vom Zaun.
Doch was ist da los? Warum schleichen sich so schnell Fehler ein, wenn wir doch jeden Tag kommunizieren? Eigentlich sollten wir doch Meister darin sein, immerhin üben wir es tagtäglich. Nun, es ist relativ einfach: Meistens kommt die Mitteilung beim Empfänger nicht so an, wie der Sender sie gemeint hat. Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat dazu eine Theorie entwickelt.
Wenn wir kommunizieren, gibt es immer zwei Ebenen: die Inhaltsebene und die Beziehungsebene. Die Inhaltsebene enthält die Information: „War die Schule heute gut?“ Ihre ältere Tochter, zu der Sie eine ausgeglichene Beziehung pflegen, wird Ihnen vermutlich von Ihrem Tag erzählen und es entsteht ein Gespräch. Ihr jüngerer Sohn, der schon mehrmals in der Schule gefehlt hat, sich mit Freunden umgibt, die Sie nicht gutheißen und zu dem Sie eine eher schwierige Beziehung pflegen, wird sich eher überwacht und ausgehorcht fühlen. Es ist in diesem Sinne völlig egal, wie genau Sie die Frage gemeint haben, über die Beziehungsebene werden Kontextinformationen weitergegeben, durch die der Empfänger die Frage interpretieren kann.
Tipp: Halten Sie es wie die italienische Pädagogin Maria Montessori: „Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie stehen, nicht, wo wir uns gerade befinden.“ Überlegen Sie sich, wie Sie kommunizieren müssen, damit Ihr Gegenüber versteht, was Sie meinen. Das wird Ihnen einiges an Zeit und Worten ersparen.
Je schwieriger die Beziehung zu dem Menschen ist, mit dem Sie kommunizieren, umso wichtiger ist die Beziehungsebene. Jeder Satz, der ausgesprochen wird, wird in den Kontext der Beziehung gesetzt und man findet sich wesentlich schneller in Grundsatzdiskussionen oder Streits wieder als mit Menschen, zu denen Sie eine ausgeglichene Beziehung pflegen. Sie sollten sich dann ernsthaft überlegen, sich mit diesem Menschen zusammenzusetzen und darüber zu sprechen, was in Ihrer Beziehung im Moment nicht stimmt. Denn dann vermeiden Sie Gespräche, die zwar Worte wie „Einkaufen“ und „Müll herunterbringen“ enthalten, sich aber eigentlich nicht um den Haushalt drehen, sondern um den letzten Streit auf der Weihnachtsfeier, wegen dem Sie sich gegenseitig noch immer grollen. Schaffen Sie diese Hindernisse aus dem Weg, Ihre Zeit ist dafür zu wertvoll.
Es kann aber auch passieren, dass die Mitteilung falsch aufgefasst wird, weil sie so gemeint war. Sie sollten sich immer fragen, ob Sie wirklich das meinen, was Sie sagen. Sind Sie wirklich daran interessiert, wie der Tag Ihres Kindes in der Schule war oder wollen Sie nur sichergehen, dass es nichts angestellt hat? So wird sich Ihr Kind eventuell schnell kontrolliert fühlen, denn Kinder spüren viel schneller als Erwachsene, wenn ihnen nicht die Wahrheit gesagt wird. Werden Sie sich darüber bewusst, was Sie wirklich sagen wollen und dann sprechen Sie es aus, denn, wenn Sie nicht die richtigen Fragen stellen, können Sie auch keine befriedigende Antwort erhalten.
Die gewaltfreie Kommunikation wurde von dem Psychologen Marshall Rosenberg in Bezug auf die Bürgerrechtsbewegung in den frühen 1960er Jahren in den USA entwickelt. Sie ist ein Kommunikationsmodell, das den Menschen dabei helfen soll, mit mehr Vertrauen und Freude zu kommunizieren und Konflikte schneller und besser lösen zu können.
Rosenberg arbeitet mit der Annahme, dass Menschen unter freien Bedingungen die emphatische Verbindung zu ihren Mitmenschen wählen. Er definiert die Gewaltfreiheit in seiner Kommunikation nach Ghandi: Gewaltlosigkeit durch aktive Nächstenliebe und ein einfühlsames, emphatisches Herz. Außerdem stützt sich die ganze Theorie maßgeblich auf das aktive Zuhören, eine Praxis aus der klientenzentrierten Psychotherapie. Ein großer Teil davon ist, den anderen zu verstehen und sich empathisch in ihn hineinversetzen zu können.
Doch die gewaltfreie Kommunikation ist längst kein einfaches Kommunikationsmodell mehr, es hat sich zu einer Grundhaltung in unserem Miteinander entwickelt, durch die wir uns und unseren Mitmenschen mit mehr Mitgefühl und Respekt begegnen. Es sorgt dafür, dass wir uns weg bewegen von Urteilen und Verurteilungen, von Vergleichen und der Analyse von Fehlverhalten. Stattdessen nähern wir uns an Mitgefühl, Respekt, Vertrauen und Wertfreiheit an, einen Raum, in dem Kinder, und auch Erwachsene, sie selbst sein dürfen und wachsen können.
Damit Sie die gewaltfreie Kommunikation auch wirklich anwenden können, kommt es maßgeblich auf Ihre innere Haltung an. Die ganze Theorie stützt sich auf das aktive Zuhören und ein empathisches Herz, das ist wichtiger, als die einzelnen Schritte auswendig zu lernen.
Empathie wird als die Bereitschaft und die Fähigkeit bezeichnet, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen. Können Sie das? Keine Sorge, sollten Sie das Gefühl haben, kein emphatischer Mensch zu sein, das kann man üben und lernen. Wichtig ist die Bereitschaft. Seien Sie bereit, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen: Was möchte es? Was braucht es in diesem Augenblick? Was möchte es Ihnen sagen? Und denken Sie immer daran, auch einfühlsam mit sich selbst umzugehen. Fragen Sie sich regelmäßig, was Sie gerade brauchen, was Sie möchten. Oftmals steckt hinter Wut oder Ärger ein ganz anderes Gefühl, wie beispielsweise Traurigkeit oder Frustration.
Beim aktiven Zuhören nach Carl Rogers geht es ebenfalls um eine empathische Grundeinstellung, Sie sollten zuhören wollen. Bleiben Sie neugierig, stellen Sie Fragen und lassen Sie Ihr Kind in aller Ruhe aussprechen und erzählen. Ermutigen Sie es, Ihnen alles zu erzählen, was es auf dem Herzen hat und halten Sie sich mit Bewertungen zurück. Sollten Sie nicht in der Lage sein, zuzuhören, weil Sie müde sind oder abgelenkt, dann kommunizieren Sie das Ihrem Kind und schlagen Sie vor, dass es Ihnen später erzählt, was im Kindergarten oder in der Schule los war. Sollten Sie allerdings die Möglichkeit haben, hören Sie Ihrem Kind direkt zu, für Kinder vergeht die Zeit um einiges langsamer und zehn Minuten können sich da schon mal wie ein ganzes Leben anfühlen.
Was Ihnen außerdem noch maßgeblich weiterhelfen wird beim Erlernen und Praktizieren der gewaltfreien Kommunikation, ist die Bereitschaft zu lernen und Fehler zu machen. Egal wie fleißig Sie lernen und üben, Sie werden es vermutlich nicht schaffen, das Ganze in einer Woche zu perfektionieren. Sollten Sie das meistern, dann Hut ab vor Ihren Fähigkeiten, aber sollte dies nicht der Fall sein, nehmen Sie sich Zeit. Ihre Bereitschaft gewaltfrei zu kommunizieren wird schon eine ganze Menge in Ihnen ändern, geben Sie sich selbst Zeit zu lernen und Fehler zu machen. Lachen Sie über sich selbst, wenn Sie etwas vergessen haben und bleiben Sie mit Geduld bei der Sache. Das Großartige ist, dass nur Sie lernen müssen, wie Sie gewaltfrei kommunizieren, Ihrem Kind müssen Sie das nicht mehr beibringen. Kinder lernen viel über das Modelllernen, das bedeutet: Sie leben Ihrem Kind gewaltfreie Kommunikation vor und Ihr Kind wird es Ihnen nachmachen. Ganz einfach also.
Im Laufe unserer Entwicklung verlernen wir schnell, lediglich zu beobachten, ohne zu bewerten. Das ist völlig normal, durch unsere Erfahrungen sehen wir die Dinge durch unseren persönlichen Filter. Dadurch werden aber Situationen völlig verschieden interpretiert und können nicht wertfrei wiedergegeben werden. Eine wertfreie Beobachtung ist aber ein sehr viel besserer Start in ein Gespräch als eine bewertete Beobachtung.
Wie schnell das gehen kann mit der Bewertung, können wir an einem einfachen Beispiel sehen: Sie beobachten Ihr Kind auf dem Spielplatz, es sitzt zusammen mit einem Spielgefährten und die beiden flüstern und tuscheln miteinander. Sie wissen, dass die beiden schon früher viel zusammen angestellt haben und wenn jemand Sie fragen würde, was Sie dort gerade gesehen haben, könnten Sie antworten: „Mein Kind und sein Freund überlegen gerade, was sie gemeinsam wieder anstellen können.“ Schon haben Sie die Situation bewertet. Eventuell sind Sie jetzt schon angespannt, weil Sie überlegen, bei welchen Eltern Sie sich dieses Mal entschuldigen müssen und was die beiden da gerade wieder aushecken. Sie sitzen mit Ihrer ganzen Familie beim Abendessen und Ihr Kind wirft seinen Teller vom Tisch herunter.
In der Vergangenheit hat es das schon einmal mit Absicht gemacht, um Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Ihre Beobachtung könnte also sein: „Mein Kind hat schon wieder den Teller heruntergeworfen, weil es zu wenig Aufmerksamkeit hat.“ Wie zuvor haben Sie die Situation bereits bewertet, ohne alle Informationen zu haben. Sie haben ein Urteil gefällt. Für die gewaltfreie Kommunikation ist es unerlässlich, dass Sie die Position eines wertfreien Beobachters einnehmen. Versuchen Sie sich darin, Situationen ausschließlich damit zu beschreiben, was Sie sehen und hören können. In unserem Beispiel auf dem Spielplatz wäre eine wertfreie Beobachtung: „Mein Kind und sein Freund sitzen zusammen und reden.“ Mehr wissen Sie nicht, da Sie nur das, was Sie sehen, beschreiben können. Beim Abendessen könnten Sie beobachten: „Der Teller meines Kindes ist heruntergefallen.“ Sie können jetzt noch nichts über die Intentionen Ihres Kindes wissen, daher können Sie nur beschreiben, was Sie auch sehen können.
Seien Sie verständnisvoll mit sich selbst, wenn es nicht direkt klappt, alle Situationen wertfrei zu beobachten. Sie haben im Laufe Ihres Lebens gelernt, Situationen so schnell wie möglich einzuschätzen, um Gefahren von sich und Ihren Lieben fernzuhalten. Das ist ein Urtrieb, so funktioniert unser Gehirn. Sich das wieder abzugewöhnen ist ein langer Weg, aber er ist es wert. Wenn Sie es schaffen, Situationen neutral zu beobachten, werden Sie feststellen, dass sich alle Menschen inklusive Ihrem Kind wohler bei Ihnen fühlen.
Ihr Kind wird Ihnen mehr erzählen als zu vor, denn niemand von uns mag es gerne, bewertet oder vorschnell verurteilt zu werden. Wenn Ihr Kind bei Ihnen das Gefühl hat, dass Sie sich neutral und unvoreingenommen alles anhören, dann wird sein Vertrauen zu Ihnen wachsen und die Kommunikation wird fließender und einfacher.
Um das wertfreie Beobachten zu üben, sehen Sie sich aufmerksam in Ihrem Alltag um. Beschreiben Sie nur für sich die Situationen, die sie beobachten können und behalten Sie sich dabei kritisch im Auge, ob Sie auch wirklich wertfrei bleiben. Ein kleiner Tipp: Nutzen Sie bei Ihrer Beschreibung Wörter wie: leider, gut oder schlecht sind Sie schon in die Bewertung gerutscht.
Der nächste Schritt in der gewaltfreien Kommunikation ist, die wertfreie Beobachtung, die Sie gemacht haben mit den Gefühlen zu verknüpfen, die sie in Ihnen auslöst. Doch manchmal ist das einfacher gesagt als getan. Sie möchten nicht, dass Ihr Kind etwas anstellt, weil sich das nicht gehört, doch ist das ein Gefühl? Sie wollen nicht, dass Ihr Kind Dinge vom Tisch schmeißt, weil das schlechtes Benehmen ist, doch welches Gefühl steckt wirklich dahinter?
Zunächst sollten Sie lernen, klar zu trennen zwischen Gefühlen und Gedanken. Gedanken sind Meinungen oder Konstrukte, die in Ihrem Kopf gebildet werden. Gefühle hingegen sind Zustände des Körpers, die Sie spüren können (angenehmes Kribbeln im Magen durch Verliebtsein, Wärme in der Brust, wenn man sich freut). Wenn Sie also zu Ihrem Kind am Tisch sagen: „Ich fühle mich, als würdest du mich mit Absicht ärgern“, ist das kein Ausdruck Ihrer Gefühle, Sie drücken einen Vorwurf aus, den Sie in Ihrem Kopf gebildet haben. Die Aussage: „Ich bin frustriert“, wäre dagegen ein wirklicher Ausdruck Ihrer Gefühle.
Denken Sie dabei daran, wertfrei in Ihrer Aussage zu bleiben. „Ich bin frustriert, weil ich das Gefühl habe, du ärgerst mich mit Absicht“, ist kein Ausdruck Ihrer Gefühle, da hat sich schon wieder der Gedanke eingeschlichen, dass Ihr Kind Sie mit Absicht ärgert.
Doch warum passiert es so schnell, dass Gefühle mit Gedanken verwechselt werden? Das liegt ebenfalls an der Erziehung, die wir als Kinder selbst erfahren haben. Kennen Sie noch den Satz: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz?“ oder auch „Echte Männer weinen nicht?“. In einer Leistungsgesellschaft wie unserer lernen Kinder schnell, ihre Gefühle zu unterdrücken, um „stark“ zu erscheinen. Wir setzen es in unserem Leben fort, dürfen das „Gesicht nicht verlieren“: Doch diese Einstellung schleicht sich schnell auch in die Beziehungen ein, in denen wir offen sein sollten. Zwischen Freunden, Ehepartnern und Eltern und Kindern. Lösen Sie sich von der Vorstellung, Sie dürften niemals schwach sein und zugeben, dass sie traurig sind oder ausgebrannt. Seien Sie ehrlich mit Ihren Kindern, denn Kinder merken schnell, wenn man ihnen etwas vormacht. Sie werden sehen, wenn Sie sich öffnen und lernen, Ihre Gefühle richtig auszudrücken, wird Ihnen Ihr Kind schnell darin nachfolgen und die Kommunikation zwischen Ihnen wird leichter. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, auch, wenn es Mut kostet.
Wertfrei Ihre wirklichen Gefühle ausdrücken zu können, hilft Ihnen im Anschluss dabei, Ihre Bedürfnisse zu erkennen und diese äußern zu können. Gerade von uns als negativ empfundene Gefühle äußern meist ein wichtiges Bedürfnis, das in diesem Moment nicht erfüllt wird. Um das Erkennen Ihrer eigenen Gefühle zu trainieren, halten Sie ab und zu in Ihrem Alltag inne und nehmen Sie sich einige Minuten Zeit. Wie fühlen Sie sich gerade?
Was sagt Ihnen Ihr Körper? Und was würden Sie jetzt gerade brauchen? Wenn Sie besser lernen möchten, die Gefühle anderer zu erkennen bleiben Sie in Unterhaltungen aufmerksam und fragen Sie nach: „Und das macht dich traurig?“ „Bist du deswegen wütend?“ Es ist nicht nur eine gute Übung für Sie, sondern zeigt Ihren Mitmenschen auch, dass Sie aufmerksam bei der Sache sind und ihnen zuhören.
Sie sind wütend, traurig, gestresst – was also brauchen Sie? Welches Bedürfnis ist bei Ihnen gerade nur mangelhaft befriedigt? Seien Sie ehrlich mit sich selbst und denken Sie daran, ein Bedürfnis stellt in keinem Fall Bedürftigkeit dar. Sie sind nicht schwach, weil Sie das Bedürfnis haben zu trinken, Ihr Körper braucht das zum Überleben. Dann sind Sie im Umkehrschluss auch nicht schwach, wenn Sie das Bedürfnis nach Ruhe oder Zuneigung haben, Sie brauchen das zum Überleben.
Sie haben also eine Situation wertfrei beobachtet und Ihre Gefühle dabei beschrieben, doch wie wissen Sie jetzt, was Ihr Bedürfnis ist? Da jeder Mensch individuell ist, kann man das pauschal leider nicht sagen, es gibt keine Tabelle, die Ihnen dabei weiterhelfen kann. Hier müssen Sie wieder auf die vorher beschriebene Innenschau zurückgreifen. Seien Sie empathisch mit sich selbst und erforschen Sie, welches Bedürfnis in Ihnen gerade nicht befriedigt ist. Hilfreich hierbei ist, sich etwas vorzustellen und zu sehen, wie Ihr Körper und Geist darauf reagiert. Stellen Sie sich vor zu schlafen, wenn das Sehnsucht in Ihnen auslöst, haben Sie das Bedürfnis nach Ruhe. Seien Sie kreativ, es wird mit der Zeit immer einfacher und schneller gehen, dass Sie Ihre Bedürfnisse erkennen und benennen können.
Ihr Kind hat also am Tisch wieder den Teller heruntergeworfen, Sie wissen bereits, dass Sie davon frustriert sind, doch was ist das Bedürfnis dahinter? Vielleicht sind Sie frustriert, weil Sie wieder den ganzen Boden wischen müssen, obwohl Sie das heute schon einmal getan haben, Sie haben also das Bedürfnis nach Entspannung. Oder Sie sind frustriert, weil Ihnen Ihre Nachbarin heute erneut erzählt hat, wie gut sich Ihr Kind benimmt und Sie glauben jetzt, Sie sind ein schlechter Elternteil. Sie haben das Bedürfnis nach Wertschätzung und gutem Zuspruch. Bleiben Sie neugierig und erforschen Sie, was hinter Ihren Gefühlen steckt, es lohnt sich.
Eine gute Übung ist, wie bei dem Erkennen Ihrer Gefühle, in Ihrem Alltag inne zu halten und sich zu Fragen: „Was brauche ich jetzt gerade?“. Wenn Sie sich unsicher sind, probieren Sie es aus, Ihre körperliche Reaktion wird Ihnen einen Hinweis darauf geben, ob Sie sich auf dem richtigen Weg befinden. Fragen Sie bei Unterhaltungen Ihr Gegenüber ebenso danach, was es jetzt gerade braucht. Es wird nicht nur Ihnen helfen, die Bedürfnisse von anderen besser zu erkennen, es wird auch Ihre Beziehungen um einiges bereichern.
Sie haben jetzt die Situation wertfrei wiedergegeben, Ihre Gefühle richtig erkannt und Ihre Bedürfnisse dahinter ebenfalls, jetzt nehmen Sie sich kurz Zeit, um sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Es erfordert viel Mut und Hingabe, sich selbst so gut zu kennen. Nun geht es darum, Ihrem Kind gegenüber all dies richtig ausdrücken zu können.
Im vierten und letzten Schritt formulieren Sie eine Bitte an Ihr Kind. Hier ist ebenfalls wieder Vorsicht geboten, wertfrei zu bleiben. Zuallererst sollte Ihnen klar sein, dass es nicht die Aufgabe Ihres Kindes ist, Ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Das ist Ihre Aufgabe. Aber Sie können Ihr Kind bitten, Sie dabei zu unterstützen. Indem Sie Ihr Kind um etwas bitten und es nicht befehlen oder fordern, bauen Sie eine Verbindung zu Ihrem Kind auf, die von Mitgefühl und Vertrauen geprägt ist. Ihr Kind wird es spüren und sich wertgeschätzt und respektiert fühlen.
Ihr Kind hat also gerade beim Essen wieder den Teller heruntergeworfen, Sie fühlen sich frustriert dadurch, weil Sie das Bedürfnis nach Entspannung haben und nicht putzen wollen nach einem anstrengenden Tag. Sie können nun eine Zusammenfassung von Rosenberg zu Hilfe nehmen, um sich richtig auszudrücken: „Wenn ich a sehe, dann fühle ich b, weil ich c brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“