Give me five! - Klaus Raggl - E-Book

Give me five! E-Book

Klaus Raggl

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Beschreibung

Die Kurve ist bekannt: Eben noch ein High five – Traumjobgefunden! Doch auf einmal kippt die Euphorie und wir stehen kurz vor der vollkommenen Erschöpfung. Klaus Raggl verfolgt fünf prototypische Karriere-Geschichten – von der Euphorie bis zum Comeback. Anhand seiner Fünf-Finger-Methode identifiziert er Faktoren, die uns im Job zufrieden machen, und wie wir uns diese zu Nutze machen. Der Autor ermuntert zur freudvollen Selbstermächtigung: Wenn wir selbst entscheiden, wie wichtig uns welche Bausteine unseres Traumjobs sind, ist der erste Schritt zum Comeback geschafft. Für Führungskräfte, Personalverantwortliche und alle, die Freude an ihrem Beruf haben möchten.

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Klaus Raggl

GIVE ME FIVE!

Das Handbuch für echte Freude am Job

Inhalt

Vorwort

Der Daumen – Die Aufgabe

Aufgaben sind Sinn und Zweck zugleich

Eine berufliche Laufbahn wie aus einem Guss

Wenn die intrinsische Motivation erlischt

Intrinsische Motivation

Extrinsische Motivation

Das ideale Zusammenspiel von intrinsischer Motivation, Aufgabe und Erfolg

Ohne Motivation kein Unternehmenserfolg

Der Zeigefinger – Die Teamdynamik

Alles ist miteinander verbunden und wirkt zusammen

Auch der Vorgesetzte ist Teil des Teams

Der richtige Chef kann ein Team retten

Der Mittelfinger – Die Weiterentwicklung

Die Extra-Meile: Förderung der individuellen Entwicklung

Auf nicht eingehaltene Versprechen folgt immer Enttäuschung

Vertrauen ist der »Kitt«, der alles zusammenhält

Geduld zahlt sich auf lange Sicht aus

Der Weg zur Weiterentwicklung wird frei

Potenziale erkennen und fördern

Der Ringfinger – Die Work-Life-Balance

Die Work-Life-Balance wird unterschiedlich definiert

Gefahr: Arbeit als Lebensinhalt

Alles eine Frage der Organisation

Der kleine Finger – Die Entlohnung

Geld ist nur ein Teil des Gesamtpakets

Wie viel Geld braucht man wirklich?

Der »kleine Finger« ist nicht zur Kompensation da

Die ganze Hand – Zusammenfassung

Beispiel Lisa

Beispiel Christian

Beispiel Joe

Beispiel Kathrin

Beispiel Barbara

Dank

Referenzen

Literatur

Weitere Buchtitel

VORWORT

Liebe Leserin und lieber Leser,

bist du zufrieden in deinem Job? Passen deine Aufgabe und das Umfeld? Und wenn du Personalverantwortliche:r bist: Herrscht eine gute Stimmung in deinem Team? Nein? Oder hast du daran Zweifel?

Dann bietet dir dieses Buch, egal, ob du ein Teammitglied oder eine Führungskraft bist, Impulse zum Nachdenken über die Gründe für deine Unzufriedenheit. Ich möchte dich mit dem Buch inspirieren, deinen Job von Zeit zu Zeit aus verschieden, auch neuen Blickwinkeln zu betrachten, damit du dir die Freude an deiner Arbeit erhältst. Es ist das Buch eines Praktikers für Praktiker:innen. Das ist mir wichtig.

Dass mich das Thema »Zufriedenheit« besonders in Bezug auf den Traumjob irgendwann einmal so stark beschäftigen würde, hätte ich zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn nicht gedacht. Schon während des Studiums der Mechatronik war für mich klar, dass ich auch auf diesem Gebiet promovieren wollte. Mich begeistert alles Technische und mich fasziniert die Materie mit all ihren Möglichkeiten, daraus etwas Neues zu entwickeln. Außerdem habe ich Freude daran, mit Menschen im Team zusammenzuarbeiten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Dennoch gab es im Laufe meiner Tätigkeiten Umstände und Ereignisse, die meine Zufriedenheit im Job getrübt und mich zum Nachdenken gebracht haben.

Meine Leidenschaft: Persönlichkeitsentwicklung und Leadership

Unabhängig davon setzte ich mich schon früh mit verschiedenen Ansätzen zu Führungsstilen und mit dem Thema »Persönlichkeitsentwicklung« auseinander. Mit wachsender Personalverantwortung wurde dieses Thema natürlich immer wichtiger für mich. In dem vorliegenden Ratgeber beziehe ich mich auf einige der Bücher, die mich besonders inspiriert haben.

Erst, als ich in meinem persönlichen Umfeld von verschiedenen Seiten mit der Thematik »Burnout« konfrontiert wurde, rüttelte mich das richtig auf. Ich hatte natürlich schon über das Phänomen gelesen und mich immer wieder mit Menschen aus diversen Berufsgruppen und Funktionen dazu ausgetauscht. Aber welche Dimensionen ein Erschöpfungszustand, bedingt durch den Job, tatsächlich haben kann, welche Entwicklungsstufen Betroffene durchlaufen und welche weitreichenden Auswirkungen eine solche »Ermüdung« auf die Person selbst, ihre Arbeit und ihr Umfeld hat, wurde mir erst anhand eines akuten Burnout-Falls in meinem nahen Bekanntenkreis vor Augen geführt. Einen zentralen Punkt spielte dabei die Unzufriedenheit im Job. Ein Traumjob wurde zum Albtraum und endete mit einem gesundheitlichen Zusammenbruch. Ich stellte mir in Folge die Frage, ob diese Entwicklung hätte verhindert werden können und wenn ja, wie.

In diesem Zusammenhang begann ich, über meinen eigenen Werdegang zu reflektieren. Auch dieser war nicht immer von Zufriedenheit und Ausgeglichenheit geprägt.

Gleich zu Beginn meines Karrierestarts lief es nicht rund. Obwohl ich für ein namhaftes internationales Unternehmen arbeitete und zunächst eine interessante Aufgabe hatte, entwickelte sich alles anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Mit wachsender Unzufriedenheit dachte ich über einen Wechsel des Arbeitgebers nach, den ich schließlich auch vollzog. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits ein einfaches, effektives Modell zur Überprüfung einer Arbeitssituation entwickelt. Es hakte zwar noch an einigen Stellen, aber die Grundidee schien zu funktionieren. Dieses Modell habe ich im Laufe der Jahre in vielen verschiedenen Situationen weiterentwickelt und perfektioniert. So wurde ich immer mehr für die Thematik sensibilisiert und stellte bald fest, dass mein Modell auch ein hilfreiches Reflexionstool in Mitarbeitergesprächen ist. In Folge befasste ich mich noch mehr damit, beobachtete meine Abteilung und andere Teams, tauschte mich mit vielen Menschen aus und glich alles immer wieder mit meinen persönlichen Erfahrungen ab.

Fünf zentrale Faktoren – Give me five!

Je tiefer ich in die Materie einstieg, desto deutlicher wurden mir bestimmte Zusammenhänge und Wechselwirkungen bewusst. Warum sind einige Menschen mit ihrem Job zufrieden und andere nicht? Äußere und innere Umstände sind dabei ebenso ausschlaggebend wie Aspekte der Motivation, des Zusammenwirkens von verschiedenen Kolleg:innen, dem Verhalten von Vorgesetzten, dem Wechselspiel von Arbeit und Privatem und der Anerkennung der eigenen Leistung – in Form von Lob, aber auch in Form von Gehalt.

Je öfter ich meine Reflexionsmethode anwandte und überprüfte, desto mehr kam ich zu dem Schluss: Fünf Faktoren sind entscheidend, über die sich die Zufriedenheit im Job definieren lässt und die je nach persönlicher Gewichtung von Bedeutung sind:

1

die Aufgabe

2

das Team

3

die Fort- und Weiterbildung

4

die Work-Life-Balance

5

Rewarding and Recognition, also Wertschätzung bzw. Anerkennung und Gehalt.

Diese fünf wesentlichen Punkte hängen wiederum von den Vorgesetzten, den Peergroups und dem eigenen Team ab. Als »Peers« werden Individuen oder Entitäten, Einheiten, bezeichnet, die auf ähnlicher bzw. gleicher Ebene oder mit vergleichbaren Fähigkeiten, Interessen oder Funktionen agieren. Eine Peergroup ist also eine Gruppe von Gleichgestellten, die sich typischerweise austauschen, zusammenarbeiten oder Informationen teilen, um gemeinsame Ziele zu erreichen und die sich gegenseitig durch ihre Zusammenarbeit unterstützen.

Die Zahl fünf brachte mich schließlich auf die Idee, die menschliche Hand als einfaches Instrument zur Analyse der individuellen Situation im Beruf einzusetzen. Unsere Hand besteht aus fünf Fingern und jeweils drei Gliedern – mit Ausnahme des Daumens. Jeder einzelne Finger hat verschiedene symbolische Bedeutungen. So wurde die Hand für mich zum Sinnbild für die Überprüfung des eigenen Jobs.

Der Daumen steht für die Aufgabe, der Zeigefinger ist das Sinnbild für das Team, der Mittelfinger verkörpert die Fort- und Weiterbildung, der Ringfinger steht für die Work-Life-Balance und der kleine Finger ist das Symbol für Rewarding and Recognition. Mehrfach habe ich das Sinnbild der Hand zur Reflexion meiner eigenen Situation ausprobiert und immer wieder war ich überrascht, wie einfach und hilfreich das Nachdenken auf dieser Basis ist.

Damit war die Grundlage für das Buch, das du nun in den Händen hältst, geschaffen. Um Situationen, wie sie im beruflichen Alltag auftreten, darstellen zu können und dir anschauliche Beispiele vorzuführen, wann und wie du die Hand zur Überprüfung deiner eigenen Situation einsetzen kannst, entwickelte ich fünf fiktive Charaktere: Lisa, Kathrin, Barbara, Christian und Joe. Dahinter verbergen sich tatsächliche Geschichten und Begebenheiten unterschiedlicher Personen und meine eigenen Erfahrungen. Allerdings handelt es sich bei den fünf Charakteren naturgemäß um eher stereotype kompakte und gebündelte Personenbilder und Situationen, wie sie im wirklichen Leben nur selten auftreten würden.

Angebot zur Selbstreflexion

Mir war wichtig, durch meine bisweilen überscharfe plastische Darstellung Problematiken aufzuzeigen, wie sie im Berufsleben in verschiedenen Gewichtungen auftreten können. Die entsprechenden Lösungsansätze sind aus den Erfahrungen anderer und aus meinen eigenen Erfahrungen erwachsen. Es sind Angebote, die dir in schwierigen Phasen deines Arbeitslebens helfen sollen – mithilfe der Hand-Reflexionstechnik. Wichtig ist mir, dass du, wenn du beginnst, mit deinem Job unzufrieden zu sein, nicht vergisst, dass Geld nicht alles ist. Denn allzu leicht verstecken sich hinter einer Forderung nach mehr Geld eigentlich andere Wünsche und Anforderungen an den Job. Ein gutes und faires Gehalt sollte kein Schmerzensgeld sein. Es gibt immer Alternativen dazu – man kann auch ohne mehr Geld Zufriedenheit im Beruf erlangen. Genau diese Alternativen möchte ich dir aufzeigen und näherbringen und dich zum Nachdenken darüber anregen.

Wichtig ist mir auch: Dieses Buch soll und kann natürlich keine professionelle Hilfe ersetzen. Auch erhebt es keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, denn das Thema »Zufriedenheit im Job« ist zu vielschichtig und breit, als dass ich diesen jemals stellen würden. Zudem handelt es sich um ein zutiefst individuelles Thema. Was für den einen annehmbar ist, ist es für den anderen nicht. Wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, sind durch verschiedene Einflüsse geprägt und haben abweichende Wahrnehmungen. Mir ist ebenfalls bewusst, dass einige Ausführungen auf den ersten Blick sehr theoretisch klingen mögen. Nun: Ohne Theorie keine Praxis und umgekehrt. Zudem werden sich manche Berufsgruppen in diesem Buch nicht wiederfinden. Es ist schlicht unmöglich, auf alle Fälle und Gegebenheiten einzugehen. Trotzdem soll das Buch möglichst vielen Menschen als Impulsgeber dienen und Denkanstöße liefern, nicht mehr und nicht weniger.

Ich wünsche mir, dass dieses Buch gerade denjenigen eine Unterstützung bietet, die sich in einer schwierigen Phase ihres Jobs befinden, so dass sie nach der Lektüre und Anwendung der Denkstrategien gestärkt daraus hervorgehen und sagen können: Welcome back, Traumjob!

Viel Spaß beim Lesen!

Dein Klaus Raggl

DER DAUMEN

Die Aufgabe

Hast du dich beim Betrachten deiner Hand schon einmal gefragt, warum der Daumen eigentlich »Daumen« heißt und nicht »dicker« oder »äußerer Finger«? Alle Gliedmaßen der Hand werden »Finger« genannt, nur der Daumen hat einen eigenen Namen. Er ist eben ein besonderer Finger. Das liegt vor allem an seiner Anatomie. Im Gegensatz zu allen übrigen Fingern hat er nur zwei Knochen, die zudem stärker ausgebildet sind. Außerdem ist seine Position im Vergleich zur gesamten Hand etwas versetzt. Schließlich lässt sich der Daumen seitlich zum Handteller drehen. Er ist also opponierbar und kann dadurch die Fingerspitzen der anderen Finger berühren. Durch ihn sind wir dazu in der Lage, etwas präzise und fest zu greifen oder zu halten.

Symbolisch gesehen hat der Daumen verschiedene Bedeutungen. Im positiven Sinne bedeutet »Daumen hoch«: Das passt, etwas oder jemandem wird zugestimmt oder etwas ist gut gelaufen bzw. man war erfolgreich. Mit etwas Negativem wie Misserfolg, keine Zustimmung oder Ablehnung verbinden wir »Daumen runter«. Daneben gibt es weitere Bedeutungen, die entweder in einem kulturellen oder einem individuellen Kontext stehen. Der Daumen erfüllt also eine zentrale Aufgabe und ist darüber hinaus ein aussagekräftiges Symbol.

Aufgaben spielen in unserem Leben eine entscheidende Rolle. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um private Angelegenheiten handelt oder um Berufliches. Ohne Aufgaben wären wir ziellos. Wir würden einfach nur sein – ohne Sinn. Eine solche Existenz stellt aber unser Selbstverständnis, unser Wesen, unser Selbstwertgefühl, ja, im Grunde unser ganzes Leben in Frage.

Täglich erfüllen wir unterschiedliche Aufgaben. Über manche machen wir uns keine Gedanken. Wir erfüllen sie einfach wie eine Rolle, z. B. die Rolle einer Mutter oder eines Freundes. Oder wir gehen automatisch einem Hobby nach, das uns Freude macht. Daneben gibt es Aufgaben, derer wir uns bewusstwerden, wenn man sie uns anträgt, beispielsweise innerhalb der Familie, in der Gesellschaft oder im Beruf. Einige Aufgaben erfüllen wir gern, andere eher mit Widerwillen.

Und es gibt Situationen, in denen wir froh sind, scheinbar keine Aufgabe zu haben. Denke nur an den Strandurlaub: den ganzen Tag in der Sonne liegen, den Wellen zuschauen, zwischendurch baden gehen und ansonsten nichts tun. Viele von uns halten das eine Zeitlang gut aus. Dann fangen die meisten aber an, sich zu beschäftigen, eine Aufgabe zu suchen: eine Strandburg zu bauen, die Gegend zu erkunden oder ein Buch zu lesen. Warum wir das tun? Weil Aktivitäten uns Freude bereiten, uns erfüllen und ihr Ergebnis uns zufrieden macht.

AUFGABEN SIND SINN UND ZWECK ZUGLEICH

Aufgaben sind also von elementarer Bedeutung für uns. Sie können vielfältig sein und sich auf verschiedene Lebensbereiche beziehen, wie zum Beispiel die Arbeit, die Familie, die Gemeinschaft oder persönliche Ziele. Aufgaben geben uns einen Zweck, und wenn wir sie gut erfüllen, verleihen sie unserem Dasein einen tieferen Sinn und unserem Leben eine Richtung.

Aufgaben können darin bestehen, anderen zu helfen, Wissen zu teilen, kreative Projekte zu verwirklichen, eine Familie zu versorgen oder einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben. An ihnen können wir unser persönliches Wachstum messen, mit ihnen können wir unsere Talente entfalten oder unsere Leidenschaft ausleben. Aufgaben treiben uns an, geben uns das Gefühl, etwas Wertvolles zum Leben beizutragen, und sie erfüllen unser Leben mit einem Zweck.

Was eine sinnvolle, gute Aufgabe ist, bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Was für eine Person sinnvoll und erfüllend ist, ist es für eine andere Person möglicherweise nicht. Denn jeder Mensch hat unterschiedliche Werte, Ziele und Leidenschaften. Letztlich machen eine Aufgabe und ihre Erfüllung es möglich, dass wir als Menschen ein Leben führen können, das wir für sinnvoll halten. Eine Aufgabe und das mit ihr verbundene Ziel sorgen für Energie, Inspiration und Motivation. Die Aufgabe ist damit eine Quelle der Selbstverwirklichung und hilft uns, Hindernisse zu überwinden und Neues zu entdecken. Aufgaben sind der Grund, warum wir jeden Tag aufstehen und unser Bestes geben. Da sie eine bedeutende Rolle in unserem beruflichen und privaten Leben spielen, sind sie dem Daumen als Symbol zugeordnet – denn er ist der wichtigste Finger unserer Hand. Wie sehr Aufgaben unser Leben beeinflussen, möchte ich dir an zwei Beispielen zeigen, und zwar an den Karrieren von Lisa und Kathrin.

EINE BERUFLICHE LAUFBAHN WIE AUS EINEM GUSS

LISA

Beginnen wir mit dem Beispiel von Lisa:

Schon während der Schulzeit war für Lisa klar: Sie will etwas bewirken, gestalten und Verantwortung übernehmen. Eine genaue Vorstellung von ihrem Traumjob hatte sie zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht, aber es sollte etwas mit Forschung oder Entwicklung in Verbindung mit Management sein. Lisa war neugierig, Neuem gegenüber aufgeschlossen und hatte Spaß daran, sich auch Herausforderungen zu stellen. Sie war Klassensprecherin und setzte sich auch sonst engagiert für andere ein. Naturwissenschaften faszinierten sie und so verwunderte es auch niemanden, dass Lisa sich entschloss, an einer renommierten Universität Physik zu studieren. Sie hatte Interesse an diesem Fach und ihre Noten waren überdurchschnittlich. Sowohl das Studium als auch die Promotion zur Doktorin absolvierte sie mit Leichtigkeit, obwohl – oder vielleicht gerade weil sie zwischenzeitlich für zwei Auslandssemester in die USA ging. Nach dem Studium brauchte sie sich nicht, wie viele Studienkolleg:innen, aktiv um eine Anstellung bewerben. Sie hatte bereits mehrere Angebote von Unternehmen in der Tasche, die während des letzten Studienjahrs bei verschiedenen Gelegenheiten auf sie aufmerksam geworden waren. Lisa konnte sich aussuchen, wo sie anfangen wollte.

Eines der Angebote weckte Lisas besonderes Interesse. Es war ein internationales Consulting-Unternehmen, das sich auf die Beratung von Automatisierungs– und IT-Firmen spezialisiert hatte. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung spielte in der Firma eine große Rolle. Dieser Job entsprach genau Lisas Vorstellungen. Sie kannte das Unternehmen bereits, weil sie dort während des Studiums ein längeres Praktikum gemacht hatte. Lisa wollte aber ihre berufliche Laufbahn nicht gleich nach dem Studium starten, sondern erstmal ein Jahr lang die Welt erkunden. Schließlich hatte sie bis dahin konsequent und ohne nennenswerte Auszeit ihren Weg verfolgt. Das Unternehmen zeigte sich verständnisvoll und verschob Lisas Einstellung.

Ein Traum erfüllt sich

Sofort nach ihrer Weltreise konnte Lisa in dem Beratungsunternehmen anfangen. Aufgrund ihres offen gezeigten Interesses wurde ihr bereits während der Einführungsphase ein kleines Projekt anvertraut. Sie hatte keine Berührungsängste und ging in ihrer Aufgabe auf. Wenn sich Möglichkeiten zur Fortbildung ergaben, nutzte Lisa sie sofort. Sie saugte neues Wissen förmlich auf, brachte sich ein, entwickelte eigenständig Konzepte und erwies sich als hervorragende Teamplayerin. Lisa machte ihre Arbeit Spaß, der Job füllte sie aus. Das sahen auch die Personalverantwortlichen des Unternehmens so und sie förderten Lisas Karriere.

Aufgrund ihres Engagements und profunden Wissens wurde Lisa schließlich die Leitung eines Filialbüros in einer anderen Stadt in Aussicht gestellt. Über diese Perspektive freute sie sich sehr. Ihre Entscheidung, für die Consultingfirma tätig zu sein, bereute sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Im Gegenteil: Die Arbeit war für sie ein 100-prozentiger Volltreffer. Was Lisa jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht wusste und auch nicht wissen konnte: Das Unternehmen würde ihr die Leitung der Filiale letztlich doch nicht übertragen. Warum? Das werden wir später erfahren (vgl. Kapitel »Mittelfinger / Weiterentwicklung«).

WENN DIE INTRINSISCHE MOTIVATION ERLISCHT

KATHRIN

Kathrins Ausbildungs- und beruflicher Weg verlief zunächst ähnlich wie Lisas: Sie absolvierte die Schule ohne Probleme und hatte Freude am Lernen. Auch sie war engagiert, übernahm im Sportverein Verantwortung und war vielseitig interessiert. Kommunikation war ihre große Stärke und sie entdeckte früh ihr Talent für Design. Anders als Lisa wusste Kathrin nach ihrem Schulabschluss allerdings nicht, ob sie studieren oder eine Lehre machen sollte. Aber für sie stand fest: Ein Job im Marketing oder in der Werbung sollte es sein. Sie ließ sich Zeit für ihre berufliche Entscheidung und jobbte nach der Schule in der Gastronomie, weil sie Geld für eine große Reise verdienen wollte.

Nach ihrer Reise wusste Kathrin noch immer nicht genau, in welche Richtung sie gehen sollte. Um das herauszufinden, entschloss sie sich zu mehreren Praktika in Werbeagenturen. Sie merkte dabei, dass ihr Grafik weniger lag als Marketing. Das war ihre Welt. Hier blühte sie auf und begann, ihr Potenzial zu entfalten. Um ihre Kenntnisse professionell und fundiert zu verbessern, schrieb sie sich an einer guten Universität für das Fach »Kommunikationswissenschaft« ein. Kurz vor ihrer Arbeit zum Master bewarb sie sich bei einigen Unternehmen. Alle ihre Bewerbungen stießen auf ein positives Echo. Schließlich entschied sie sich für ein Bekleidungsunternehmen, das zu einer Modekette gehörte. Sie bekam die Chance, gleich die Marketingleitung zu übernehmen, weil ihr Vorgänger in Ruhestand ging.

Erfüllende Aufgaben bringen Erfolg und Zufriedenheit

Schon bei der Einarbeitung in das Unternehmen und in ihre Position als Bereichsleiterin stellte sie fest, wie eingestaubt alles war und dass das Marketing nicht mehr der Zeit entsprach (Stichwort »Business as usual«). Für Kathrin war das die Gelegenheit, sich in mehrfacher Hinsicht zu beweisen. Der Zustand ihrer Abteilung und des gesamten Marketings war für sie wie ein weißes Blatt Papier, das sie beschreiben und gestalten konnte. Ihre Vorgesetzte, die Geschäftsführerin des Unternehmens, gewährte ihr dabei freie Hand. Kathrins gesamtes Wissen und alle ihre Talente kamen zum Einsatz und sie vollzog in relativ kurzer Zeit einen erfolgreichen Imagewandel für die Firma. Durch ihre Arbeit nahm das Unternehmen wieder Fahrt auf, gewann neue Zielgruppen und die Umsätze stiegen. Sie baute sich dadurch nicht nur hausintern einen Ruf auf, sondern auch innerhalb der gesamten Branche. Gern lud man sie deswegen zu Vorträgen rund um ihre Arbeit ein. Kathrin hatte es geschafft: Sie hatte ihren Traumjob gefunden.

Das sollte jedoch nicht von Dauer sein. Wenige Jahre später wurde das Bekleidungsunternehmen, für das Kathrin so erfolgreich tätig war, in einen größeren Konzern integriert. Kathrins Abteilung blieb zwar bestehen, wurde aber größer. Auch ihre Vorgesetzte behielt ihre Position in dem neuen Unternehmen. Für Kathrin jedoch änderten sich die Aufgabenfelder und Themen: Sie wurden umfangreicher. Statt sich nur auf eine Marke zu konzentrieren, ging es jetzt darum, mehrere Marken, unterschiedlichste Produkte und die Neustrukturierung des Marketings durch die Eingliederung in den Konzern unter einen Hut zu bekommen. Obwohl nun alles eine Dimension größer und verantwortungsvoller wurde, stürzte sich Kathrin erwartungsgemäß mit vollem Elan in die neue Aufgabe. Sie begriff diese Herausforderung erneut als Chance, sich weiterzuentwickeln, Neues zu lernen und einmal mehr ihre Handschrift zu hinterlassen, so wie sie es bereits in der alten Firma mit Erfolg getan hatte.

Frust und Ungewissheit nehmen jede Motivation