6,49 €
Kann man glatte Lügen krummnehmen? Das fragt sich der Aphoristiker und Autor Gregor Stefan Heuwangl. Ihm nimmt man "Glatte Lügen" keinesfalls krumm. Seine etwa dreihundert Aphorismen und Sentenzen im gleichnamigen Band sind sprachlich komprimiert und genau auf den Punkt gebracht. Und Heuwangls "Glatte Lügen" stecken voller hintergründiger Wahrheiten. Welch ein Vergnügen, diese eingedampften Geistesblitze häppchenweise zu genießen! Der 2022 erschienene Band ist Heuwangls Erstling nach mehreren Veröffentlichungen in Anthologien. Der Autor aus Baden-Württemberg ist Jahrgang 1963 und lebt in Salem, im Hinterland des Bodensees. 2020 belegte er mit seinem Prosatext "Der Tschub" den zweiten Platz unter 289 deutschsprachigen Autoren beim Spiegelungen-Preis für Minimalprosa.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 23
Gregor Stefan Heuwangl ist Jahrgang 1963 und lebt mit seiner Familie in Salem, im Hinterland des Bodensees. Heuwangl studierte Deutsche Literaturgeschichte, Geschichte und Philosophie in Freiburg und arbeitete viele Jahre lang als Kreativer in der Kommunikationsbranche, bevor er 2020 mit dem Schreiben begann. Im selben Jahr belegte er mit seinem Kurzprosastück „Der Tschub“ den zweiten Platz beim Spiegelungen-Preis für Minimalprosa.
Für meine Eltern, meine Frau und meine Kinder
Gregor Stefan Heuwangl
„Kann man glatte Lügen krummnehmen?“, fragt Gregor Stefan Heuwangl seine Leserinnen und Leser. Das kann man sicherlich. Doch ihm selbst nimmt man Glatte Lügen keinesfalls krumm, denn seine Erstveröffentlichung mit diesem Titel ist überaus gelungen.
Das Thema, was Wahrheit, was Lüge ist, beschäftigt den Autor vom Bodensee. Immer wieder lotet er die schmale Grenze zwischen Wahrheit und Lüge mit einzelnen Aphorismen und Sentenzen aus. Dabei handelt es sich um ein durchaus problematisches Verhältnis, denn „Gerade die eindeutigen Wahrheiten stellen sich mit schöner Regelmäßigkeit als die einseitigen heraus.“ Außerdem formuliert Heuwangl provozierend: „Glatte, schöne Lügen sind anziehend. Wer will dagegen raue, ungeschminkte Wahrheiten?“ Nach Donald Trumps Fake News und Wladimir Putins wahrheitsverdrehender Kriegspropaganda legt diese Frage den Finger in eine weltweit offene Wunde. Die Wahrheit ist eben meist nicht so eindimensional und eingängig wie eine schön geschminkte Lüge. Es liegt an uns, ob wir uns auf die meist anstrengende Suche nach ihr begeben. Doch: „Solange Lügen noch abgekauft werden, machen sie sich auch noch bezahlt.“ Leider!
Auch die Rolle der Medienlandschaft im Hinblick auf problematische Wahrheitsfindungsprozesse wird von Heuwangl auf die sprachliche Goldwaage gelegt: „Tatsachen existieren unabhängig von Meinungen, Meinungen leider immer öfter unabhängig von Tatsachen.“
Als Autor erstmals in Erscheinung getreten ist Heuwangl 2020 mit „Der Tschub“, einem Kurzprosastück über den seit Jahren schwelenden Krieg in der Ostukraine und die dort begangenen Kriegsverbrechen. Damit hatte er einen beachtlichen zweiten Platz beim Spiegelungen-Preis für Minimalprosa 2020 hinter der deutschen Gewinnerin Natalie Buchholz belegt.
Zeit- und gesellschaftskritisch wie seine Kurzprosa sind auch viele der etwa 300 Aphorismen und Sentenzen des vorliegenden Bandes ausgefallen. Aktuelle Ereignisse wie Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, Krieg, Kapitalismus, Politik, Rassismus, soziale Ungleichheit, die Schattenseiten von Religion und Kirche behandelt Heuwangl genauso wie unsere globalen Probleme im Zusammenhang mit der fortschreitenden Umweltzerstörung und Erderwärmung. Dabei bezieht er klar Position und ist sich sicher: „Das Glück liegt links – da, wo wir es liegen gelassen haben.“ Daran, dass der Kapitalismus und die Gesetze des Marktes unsere Welt noch retten werden, glauben heute nur noch wenige. Angesichts der immensen Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, mag diese Aussage weniger ein politisches Statement als vielmehr das Ergebnis einer kühlen Analyse sein.