Gloria Glühwürmchen (Band 4) - Flieg mit in den Glitzerwald E-Book

Susanne Weber

• Herausgeber: Loewe Verlag
• Kategorie: Für Kinder und Jugendliche
• Serie: Gloria Glühwürmchen
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2023

Seitenzahl: 87

Beschreibung

Bezaubernde Geschichten zum Träumen! Hallo, ich bin Gloria. Gloria Glühwürmchen, um genau zu sein. Mit meiner besten Freundin Lilly Belle bin ich sehr gespannt auf unseren Besuch: Eine neue Glühwürmchenfamilie zieht zu, und ein paar Fledermäuse flattern herbei. Die sind mir aber ein klein wenig zu frech und unheimlich. Hoffentlich werden wir trotzdem Freunde und feiern alle zusammen ein großes Willkommensfest … Komm mit und begleite Gloria und ihre Besucher durch den Glitzerwald. Ob sie am Ende alle Freunde werden? Gloria Glühwürmchen, das liebenswerte und hilfsbereite Glühwurmmädchen, ist zurück und lässt Kinderherzen höher schlagen! Jede Menge zauberhafte Abenteuer warten auf Gloria und ihre Libellenfreundin Lilly Belle im Glitzerwald, wo sie eine neue Glühwürmchenfamilie kennenlernen und sogar mit einer freche Fledermaus Freundschaft schließen. Dieser Vorleseband versammelt zehn Gutenachtgeschichten von Bestsellerautorin Susanne Weber (" Die Eule mit der Beule") und Kirsten Vogel, ideal zum Vorlesen und Träumen für Kinder ab 5 Jahren. Mit einer Extraportion Herz und Witz illustriert von Martina Matos (" Die kleine Spinne Widerlich").

Leseprobe

Inhalt

Gloria Glühwürmchen – das bin ich

Vom Glück ein großes Stück

Ein nasser Umzug

Motten und manch kleine Macken

Heimat und Heimweh

Fledermausalarm

Schrecklich schön

Gefährliches Spiel

Wasser marsch!

Freundschaftshilfe

Alles Gute kommt von oben

Gloria Glühwürmchen – das bin ich

Hallo, ich bin Gloria. Gloria Glühwürmchen, um genau zu sein. Ich heiße nicht nur mit Nachnamen Glühwürmchen, ich bin auch eins. Tagsüber schlafe ich, und abends, wenn es dunkel wird und die meisten Tiere und Menschenkinder ins Bett gehen, stehe ich auf. Mein Körper fängt dann an, wohlig zu kribbeln, mir wird kuschelig warm und mein Hinterteil beginnt zu glühen. Dann möchte ich nur noch eins: raus in die Nacht fliegen und Abenteuer erleben!

Ich bin das einzige Glühwurmmädchen im Glitzerwald, das fliegen kann. Eigentlich können weibliche Glühwürmchen nämlich gar nicht fliegen. Ich habe so viel geübt, dass ich mit meiner besten Freundin, der Libelle Lilly Belle, und meinem Opa Guido sogar bis ans Meer fliegen durfte. Auf der Reise kamen wir durch den Flederwald und wurden von einer gemeinen Fledermaus bedroht. Doch wir haben zusammengehalten und alle Abenteuer gemeistert.

Obwohl es am Meer glühwürmchengalaktisch war, habe ich gemerkt, dass es bei uns im Glitzerwald am schönsten ist. Dort lebe ich zusammen mit meinem Zwillingsbruder Gustav und meinen Eltern in einer alten Linde. Mein Papa Gilbert ist Lehrer an unserer Waldschule. Meine Mama Gesine ist Ärztin. Sie behandelt alle Glitzerwaldtiere, wenn sie sich verletzt haben oder krank sind. Außerdem macht sie den besten Gänseblümchensaft weit und breit! Den trinken wir Glühwürmchen, damit wir nachts lange leuchten können.

Ich möchte später auch mal Ärztin werden. Denn wenn andere Tiere oder Menschenkinder in der Klemme stecken, bin ich immer sofort zur Stelle. Und neulich hatte ich selbst große Sorge – unsere Hauslinde sollte gefällt werden. Aber zusammen mit meinen treuen Freunden aus dem Glitzerwald und unseren Menschenfreunden Jan und Anna konnten wir den Baum retten. Das war vielleicht knapp! Es ist nämlich gar nicht so leicht, eine neue Wohnung zu finden – und schon gar nicht so eine tolle wie unsere. Specht Schorsch hatte uns gerade erst eine wunderschöne Terrasse gebaut. Und auf der durfte ich den ersten Sonnenaufgang meines Lebens bewundern – sonst schlafe ich ja immer schon, wenn die Sonne aufgeht. Also mein Zuhause nimmt mir nun keiner mehr weg – oder er muss es mit Gloria Glühwürmchen, der hellsten Birne im ganzen Glitzerwald, und ihren Freunden aufnehmen!

Vom Glück ein großes Stück

Ich kletter hoch auf meine Linde und das tu ich ganz geschwinde.“ Reimend und singend laufe ich die Stufen unserer Hauslinde hoch. Ich bin so kribbelig, dass ich mich bewegen muss. Aber herumzufliegen, während die anderen noch spätstücken, hat Mama mir verboten.

Ich liebe unsere Hauslinde! Sie wird seit Kurzem durch ein Gerüst gestützt, weil sie ganz schön gewackelt hat. Eigentlich sollte sie gefällt werden, aber das konnten meine Freunde und ich zum Glück verhindern. Ich möchte gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn wir es nicht geschafft hätten! Meine Freunde sind die besten der Welt und ich bin so glühwürmchenglücklich hier in unserem Glitzerwald. Wir haben Vollmond und die Sterne funkeln am Himmel. Alles glänzt silbrig.

Fröhlich komme ich oben an. „Von Specht Schorsch ist die Terrasse und die find ich einfach klasse!“, reime ich.

Mein Zwillingsbruder Gustav verdreht die Augen. Er spätstückt zusammen mit meinen Eltern am Terrassentisch.

„Jetzt setz dich auch mal hin, Gloria“, mahnt meine Mutter.

Kurz setze ich mich hin und nehme einen Schluck Gänseblümchensaft, aber dann springe ich gleich wieder auf und laufe unsere schöne Wendeltreppe hinunter.

„Hunger hab ich heute keinen, aber bin früh auf den …“

„Beinen“, ergänzt Gustav. Mein Zwillingsbruder kennt mich einfach in- und auswendig. „Deine Reimerei kann einem ganz schön auf die Nerven gehen, Gloria!“

Dann singe ich eben. „Lalala“, mache ich und komme wieder oben an der Treppe an.

Meine Eltern halten sich die Ohren zu, aber dann lachen wir alle.

„Trink schnell deinen Gänseblümchensaft aus“, sagt mein Vater. „Dann geht’s los zur Schule.“

Heute ist Glühwurmschultag. Wir Glühwurmkinder gehen nur einmal pro Woche in die Schule, immer am Freitag. Aber Papa muss jeden Tag hin, er ist ja Lehrer und unterrichtet auch die anderen Waldtiere.

Ich nehme den Becher mit dem Gänseblümchensaft und trinke. „Gänseblümchensaft ist lecker, gleich erklingt auch schon der Wecker.“

„Kuckuck“, macht es da und wieder müssen alle lachen. Unser Kuckuck Kirk ist Wecker und Schulglocke zugleich.

„Abflug“, ruft mein Vater, denn er muss immer etwas früher in der Schule sein. Er schnappt seine schwarze Tasche, gibt meiner Mutter einen Kuss und hebt ab. Gustav und ich fliegen ebenfalls los und werfen meiner Mutter Luftküsse zu. Mein Hinterteil leuchtet goldgelb und der Duft von Tannennadeln weht mir um die Nasenspitze, während wir zur Schule fliegen.

Wieder einmal denke ich, was für ein Glück ich habe, dass ich leuchten und fliegen kann! Glühwurmmädchen können nämlich eigentlich nicht fliegen. Aber ich habe es gelernt. Vor lauter Glücksgefühlen mache ich einen Looping in der Luft.

Ich bin Gloria, hab ein Licht,

fliegen konnt ich erst mal nicht.

Doch jetzt flieg ich total gerne

in die Schule, wo ich lerne.

Rumms! Ich stoße mit jemandem zusammen, mein Licht geht aus und ich plumpse auf den Waldboden.

„Gloria!“, höre ich Papas Stimme. „Kannst du nicht einfach geradeaus fliegen?“

„Oder wenigstens deine Augen dabei aufmachen?“, erkenne ich Geros Stimme. Ich schalte mein Licht wieder an und sehe ihn verdattert nicht weit von mir auf dem Boden liegen. Gero ist der Klassenbeste in der Glühwurmklasse. Er reibt sich die Stirn und leuchtet bläulich. Blau leuchten wir Glühwürmchen, wenn es uns nicht gut geht.

Obwohl mein Kopf auch ein bisschen wehtut, springe ich auf und eile zu Gero. Ich helfe ihm beim Aufstehen. „Oh Gero, es tut mir so leid. Ist mit deinen Flügeln alles in Ordnung?“, frage ich.

Er testet sie kurz. „Ja, ich glaub schon. Aber wir kommen zu spät!“ Jetzt leuchtet er wieder normal.

Ich kichere und zeige auf meinen Papa. „Kommt der Lehrer zu spät, die Schule nicht losgeht.“

Mein Papa und Gustav schmunzeln. „Schluss mit der Reimerei und ab zur Schule. Ein Lehrer, der zu spät kommt, das geht gar nicht.“

Also fliegen wir alle hintereinander zur Schule, wie eine Lichterkette. Nur ich tanze manchmal ein bisschen aus der Reihe. Hihi.

Als wir bei der alten Baumhöhle ankommen, in der sich unsere Waldschule befindet, sind alle anderen schon da und warten auf uns: Greta, Gesa, Georg und sein kleiner Bruder Gabriel. Gabriel geht erst seit ein paar Wochen zur Schule.

Gustav, Gero und ich setzen uns schnell an die Holztische und Papa beginnt mit dem Unterricht. Eigentlich gehe ich nicht so gern in die Schule. Rechnen und schreiben lernen finde ich irgendwie langweilig und man muss immer so lange still sitzen. Aber heute gebe ich mir richtig Mühe. Bei jeder Frage von Papa hebe ich die Hand und schnipse. Das macht Spaß!

„Gloria, es ist ja sehr löblich, dass du heute so toll mitmachst, aber jetzt lass doch auch mal die anderen was sagen“, meint Papa.

„Okay“, sage ich und rücke näher zu Gabriel hin, der neben mir sitzt. Er ist ja noch so klein, da braucht er bestimmt ein bisschen Hilfe.

„Wie viele Obststücke sind im Korb, wenn ihr fünf Erdbeeren und drei Brombeeren pflückt?“

„Keine, weil ich alle gleich aufesse“, flüstere ich Gabriel zu.

Gabriel meldet sich. Papa nimmt ihn dran. „Keine“, sagt er.

„Warum denn das?“, fragt Papa.

„Weil Gloria schon alle aufgegessen hat“, antwortet Gabriel.

Alle lachen und sogar mein Papa verkneift sich ein Grinsen, das sehe ich genau. In dem Moment klingelt die Schulglocke. Die zweite Stunde beginnt. Glühkunde.

„So, liebe Kinder. Jetzt habt ihr euch mit dem Rechnen schon etwas aufgewärmt. Das ist gut. Denn nun kommt etwas Schwieriges. Ihr sollt lernen, wie ein Feuer zu glühen. Und zwar nicht wie ein glimmendes, sondern wie ein loderndes.“

„Uuuuh!“, machen wir alle.

„Und weil das nicht einfach ist, gibt’s noch eine Runde Glühsaft für alle. Gero, könntest du den Gänseblümchensaft verteilen?“ Papa reicht ihm die Flasche, die auf seinem Pult steht.

Gero springt auf, schüttet den Saft in Becher und verteilt sie an die Schüler.

„Welche Farbe hat ein loderndes Feuer?“, fragt Papa, während wir trinken.

„Gelb“, ruft Gesa.

„Rot!“, ruft Greta.

„Ihr habt beide recht“, sagt Papa.

Gero meldet sich. „Rot und Gelb ergibt Orange.“

„Auch das stimmt“, sagt Papa. „Aber beim Feuer nicht unbedingt. Die Kunst ist es, an manchen Stellen rot, an anderen gelb, weiß und sogar blau zu glühen und dabei das Licht noch flackern zu lassen.“

„Uuuuh!“, machen wieder alle.

„Ist doch leicht!“, rufe ich.

„Gloria“, sagt mein Vater, „dann leg doch gleich mal los. Komm nach vorne.“

Ich stelle mich vor die Klasse, schließe kurz die Augen und merke, wie es in mir kribbelt. Ich denke an die Kerzenflamme, der Lilly und ich beim Leuchtfest in Rosenfelde einmal gefährlich nahe gekommen sind. Die hat zwar nicht gelodert, aber ein bisschen hin und her getanzt. Also tanze auch ich. „Lalala“, mache ich und lege dann alle Kraft in mein Hinterteil. Ich merke, wie ich rot werde, aber gleichzeitig auch gelb. Nicht nur ich tanze, sondern auch die Flammen.

„Wow!“, staunt Gero.

Gabriel steht der Mund offen.

„Toll!“, lobt mich auch mein Vater. „Und jetzt versuche mal, das Feuer nicht nur tanzen, sondern auch knistern zu lassen. Ein Wind facht das Feuer an, es prasselt …“

„… wie der Regen?“, frage ich.

„Ja, ähnlich heftig und laut“, sagt Papa. „Aber es ist unendlich heiß dabei. Bei einem Waldbrand kann das passieren.“

Ich schließe die Augen wieder und strenge mich an. Mein Hinterteil glüht gleichzeitig dunkelrot, hellrot und gelb, sogar ein bisschen blau ist zu sehen. Nein, ich glühe nicht, ich lodere.

„Perfekt“, sagt Papa. „Du bist heute echt gut in Form. Gloria, du kannst aufhören.“ Alle klatschen. „Ihr tut euch zu zweit zusammen. Du mit Gabriel, Gloria. Ich gehe herum und gebe euch Tipps.“

Ich zeige Gabriel noch mal, wie ich es gemacht habe. Er gibt sich sehr viel Mühe und glüht richtig doll, einmal für einen kurzen Moment lodert sein Feuer sogar, aber es ist noch zu anstrengend für ihn, es länger durchzuhalten. Da hilft auch der Gänseblümchensaft nicht.

„Jetzt setzt euch wieder“, ruft Papa in die Runde. „Ihr habt das alle sehr gut gemacht.“

„Wie kann denn so ein Waldbrand entstehen?“, fragt Gesa.