Gloria Glühwürmchen (Band 5) - Vorlesegeschichten für funkelnde Träume E-Book

Susanne Weber

• Herausgeber: Loewe Verlag
• Kategorie: Bildung
• Serie: Gloria Glühwürmchen
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2024

Seitenzahl: 84

Beschreibung

Auf in den Glitzerwald! Hallo, ich bin Gloria. Gloria Glühwürmchen, um genau zu sein. Weil im Glühwald der Lehrer fehlt, muss mein Papa eine Weile dort unterrichten. Ich vermisse ihn sehr, aber er hat uns eine wichtige Aufgabe gegeben: Wir sollen drei Sachen machen die wir gut und eine, die wir nicht so gut können. Puh, gar nicht so leicht! Ob ich das schaffen kann? Komm mit und begleite Gloria und ihre Freunde durch die Nacht und erlebe gemeinsam mit ihnen viele zauberhafte Abenteuer! - Endlich ein neuer Band in der zauberhaften Vorlesereihe um das fröhliche Glühwürmchen Gloria und ihre Freunde aus dem Glitzerwald - Spannend, magisch und voller Humor aus der Feder des Erfolgsduos Susanne Weber und Kirsten Vogel - Die sympathischen und lebhaften Figuren bieten viel Identifikationspotential - Zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren und die ganze Familie - Alle Kapitel sind in sich geschlossen, damit Kinder gut einschlafen können, aber eine übergreifende Handlung sorgt für Spannung, sodass man weiterlesen will - Perfekt für das gemeinsame Vorlesen am Abend oder zwischendurch - Ideal zum Aufbau eines Leserituals - Liebevoll und üppig illustriert von Martina Matos - Mit Lesebändchen und Glitzer auf dem Cover

Leseprobe

Inhalt

Gloria Glühwürmchen – das bin ich

Glühwürmchenehrenwort

Übereifer

Man kann nicht alles können

Spürsinn

Taten sind besser als Warten

Glühtag mal anders

Doppelt hält besser

Papa Papagei

Gold für Gustav

Lernen fürs Leben

Gloria-Lied

Gloria Glühwürmchen – das bin ich

Hallo, ich bin Gloria. Gloria Glühwürmchen, um genau zu sein. Ich heiße nicht nur mit Nachnamen Glühwürmchen, ich bin auch eins. Tagsüber schlafe ich und abends, wenn es dunkel wird und die meisten Tiere und Menschenkinder ins Bett gehen, stehe ich auf. Mein Körper fängt dann an, wohlig zu kribbeln, mir wird kuschelig warm und mein Hinterteil beginnt zu glühen. Dann möchte ich nur noch eins: raus in die Nacht fliegen und Abenteuer erleben!

Ich bin das einzige Glühwurmmädchen im Glitzerwald, das fliegen kann. Eigentlich können weibliche Glühwürmchen nämlich gar nicht fliegen. Aber ich habe so viel geübt, dass ich mit meiner besten Freundin, der Libelle Lilly Belle, und meinem Opa Guido sogar bis ans Meer fliegen durfte. Doch bei uns im Glitzerwald ist es einfach am schönsten. Dort lebe ich zusammen mit meinem Zwillingsbruder Gustav und meinen Eltern in einer alten Linde. Mein Papa Gilbert ist Lehrer an unserer Waldschule. Meine Mama Gesine ist Ärztin. Sie behandelt alle Glitzerwaldtiere, wenn sie sich verletzt haben oder krank sind. Außerdem macht sie den besten Gänseblümchensaft weit und breit! Den trinken wir Glühwürmchen, damit wir nachts lange leuchten können.

Ich möchte später auch mal Ärztin werden. Denn wenn andere Tiere oder Menschenkinder in der Klemme stecken, bin ich immer sofort zur Stelle. Zusammen mit Lilly und Gustav habe ich einer Glühwurmfamilie geholfen, die in den Glitzerwald gezogen ist, weil es in ihrem Wald gebrannt hat. Sogar eine Fledermausfamilie haben wir unterstützt – obwohl ich Fledermäuse vorher gar nicht mochte! Und dann hat das Feuer auch unseren Wald bedroht. Aber zusammen haben wir es geschafft, den Brand schnell zu löschen. Bei uns ist immer was los, aber wenn man zusammenhält, schafft man fast alles, oder?

Glühwürmchenehrenwort

Mit einem komischen Gefühl im Bauch wache ich auf. Heute ist Glühwürmchen-Schultag im Glitzerwald. Wir Glühwürmchen haben nur einmal die Woche Schule, immer freitags. Doch heute wird unser vorerst letzter Schultag sein. Denn mein Papa, der bei uns der Lehrer ist, muss für eine Weile in den Glühwald, um dort zu unterrichten. Im Glühwald gibt es keinen Lehrer mehr und bei den Glühwurmkindern und den Kindern der anderen Waldbewohner fiel schon lange der Unterricht aus. Ich verstehe, dass Papa helfen muss. Wenn irgendein Tier in Not ist, will ich auch immer helfen. Vielleicht habe ich das auch von meiner Mutter geerbt, die bei uns im Glitzerwald die Ärztin ist.

„Gloria, komm zum Spätstück“, ruft meine Mutter. Bei dem Gedanken an Gänseblümchensaft fängt mein Körper an zu kribbeln. Mir wird wohlig warm und ich glühe goldgelb.

Als ich die Erdbeerkringel und Brombeerhörnchen auf dem Tisch sehe, ist auch das komische Gefühl weg. Ich hab einfach nur Hunger.

„Mal sehen, wie die anderen Glühwürmchen reagieren, wenn ich ihnen sage, dass der Unterricht eine Weile ausfällt“, überlegt Papa. „Du hast doch dichtgehalten, Gloria, oder?“

Ich huste und mir fliegen ein paar Krümel aus dem Mund. „Glühwürmchenehrenwort“, sage ich. Dass Papa eine Weile weggeht, wissen mein Bruder Gustav und ich natürlich schon länger. Und wir mussten Papa versprechen, dass wir den anderen Glühwürmchen erst mal nichts sagen. Na ja, Lilly musste ich es natürlich erzählen, aber das ist ja nicht so schlimm, weil sie ja eine Libelle und kein Glühwürmchen ist. Und Gerda gegenüber, die noch nicht lange im Glitzerwald lebt und aus dem Glühwald kommt, habe ich es nur ganz leicht angedeutet.

Ich sehe erst Gustav und dann Papa an. „Warum fragst du nur mich und nicht Gustav?“

Papa nimmt einen großen Schluck Gänseblümchensaft. „Weil ich weiß, dass du ein ganz besonders neugieriges und ungeduldiges Glühwürmchen bist, Gloria. Jetzt aber los zur Schule!“

„Ja ja, und ich räume mal wieder den Spätstückstisch ab“, seufzt Mama. „Wenn Papa weg ist, müsst ihr mir mehr helfen!“

„Glühwürmchenehrenwort“, sagen Gustav und ich gleichzeitig und lachen.

Fünf Minuten bevor Kirk, der Kuckuck, der unsere Schulglocke ist, „Kuckuck“ ruft, sind wir in der alten Baumhöhle, unserer Schule. Gero, unser Klassenbester, ist schon da und auch die anderen trudeln nach und nach ein. Ich werde ein bisschen wehmütig und leuchte bläulich. Wenn wir Glühwürmchen blau leuchten, geht es uns nicht gut.

„Ist alles gut bei dir?“, fragt Gerda.

„Sind die Schüler weit voraus, kommen sie auch ohne Lehrer aus. Ohne Papa ist’s schon schwerer, denn er ist ja unser Lehrer“, sage ich und presse mir dann die Hand vor den Mund. Zu spät. Jetzt hab ich es verraten.

Gero schaut mit großen Augen in meine Richtung. Und Papa sieht mich streng an. „Wie ihr nun schon von Gloria gehört habt, fällt unser Unterricht in den nächsten vier Wochen aus. Im Glühwald gibt es seit ein paar Monaten keinen Lehrer mehr. Und da ihr im Stoff sehr weit voraus seid, werde ich stattdessen im Glühwald unterrichten und eine Weile weg sein. Gloria und Gustav trifft es natürlich doppelt, weil ich schließlich auch ihr Vater bin.“

„Das kriegen wir schon hin, Papa“, sagt Gustav.

„Das denke ich auch. Und damit euch nicht langweilig wird, habe ich eine Aufgabe für euch. Ihr sollt in der Zeit, in der ich weg bin, drei Dinge finden, die ihr gut könnt, und eines, das euch schwerfällt.“

„Das klingt spannend“, freut sich Gerda. „Obwohl es natürlich schade ist, dass Sie dann weg sind“, schiebt sie mit Blick auf meinen Vater schnell hinterher.

„Und damit ihr noch mehr Vorsprung habt und euch noch mehr freut, dass bald schulfrei ist, machen wir jetzt eine Doppelstunde Mathe“, sagt Papa. Ich stöhne. Gero wird das Rechnen fehlen, aber mir ganz bestimmt nicht.

Nach dem Unterricht düst Gustav zusammen mit den anderen Jungs direkt weiter zum Flugübungsplatz, aber ich will nach Hause. Beim Fliegen singe ich:

Ich bin Gloria, hab ein Licht,

was kann ich denn eigentlich nicht?

Die Schule fällt für länger aus,

machen wir das Beste draus.

Mama hat gesagt, wenn Papa weg ist, müssen wir zwar mehr zu Hause helfen, aber dafür haben wir ja auch schulfrei. Ich will gleich etwas tun und nehme mir meine Wundertruhe vor, die in meinem Zimmer steht. Die muss dringend mal aufgeräumt werden. Dort sind allerlei Dinge drin, die mir mein Opa Guido von seinen Reisen mitgebracht hat, aber auch solche, die ich im Wald gefunden habe.

„Was machst du da?“ Meine beste Freundin Lilly, eine Libelle, schwebt lautlos vor meinem Fenster.

„Ich räume meine Wundertruhe auf“, antworte ich und halte eine alte Socke hoch. „Hilfst du mir?“

Lilly rümpft die Nase. „Einige Sachen sind auch eher Plunder als Wunder.“

Ich knülle die Socke zusammen und werfe sie zum Spaß nach ihr. Lilly fängt sie geschickt auf.

Zu zweit ist so was wie Aufräumen viel lustiger! Nach und nach holen wir alle Dinge aus der Wundertruhe raus. Ich mache einen Haufen mit Sachen, die ich behalten will, wie die Ohrenschützer, die ich Lilly eine Zeit lang geliehen hatte, oder den Zauberstab, mit dem das Zaubern leider bisher nicht funktioniert hat. Auch die türkisfarbene Feder von Eileen, dem Eisvogel, ist dabei. Auf dem Haufen mit der Socke landen noch eine Dose mit klebrigen Kaugummis, die Gustav und ich aus dem von Opa mitgebrachten Gummi eines Gummibaums hergestellt haben, ein seltsamer kleiner Tierknochen, der anfängt zu müffeln, und eine vertrocknete Lindenblüte.

„Da ist noch was unten in der Truhe!“, fällt Lilly auf. Mit ihren langen eleganten Armen fischt sie das Ding heraus. Es ist länglich und besteht aus einem Schlauch, der an einem Ende in einem offenen, gebogenen Metallstück mündet und am anderen in einem runden Teil.

„Was ist das?“, frage ich.

Lilly zuckt die Schultern. „Keine Ahnung.“ Wir probieren es als Gürtel aus, hängen es an die Lampe und schaukeln daran, bis die Lampe droht, abzureißen.

„Vielleicht weiß meine Mama, was das ist. Sie hat gerade Sprechstunde. Komm, wir fliegen hin“, schlage ich vor.

Wir steigen über die Haufen rüber und machen uns mit dem komischen Teil in der Hand auf den Weg zur alten Kastanie.

Ich finde, mit der Schwesternhaube und dem weißen Kittel sieht meine Mama richtig toll aus. Igel Isidor ist gerade bei ihr. Er begrüßt Lilly und mich freudig.

„Brauchst du mal wieder eine Lichtratepie?“, frage ich.

Isidor lacht. „Nein, meine kleine Glühbirne, eine LichtTHERAPIE brauche ich nicht. Aber meine Stacheln sind so stumpf.“

Meine Mutter verteilt ein Pulver aus Pflanzenextrakten auf seinem Rücken. „Damit sollte es besser werden. Komm nächste Woche noch mal wieder.“

Ich halte das komische Teil zwischen seine Stacheln. „Vielleicht hilft das ja auch.“

„Das ist ein STETHOSKOP, Gloria.“ Meine Mutter lacht. „Damit hört man die Brust ab.“

„Dann machen wir das gleich mal bei Isidor“, schlage ich vor.

Meine Mama zeigt uns, wie man das Ding benutzt.

„Isidor hat keinen Husten. Mit den Bronchien ist alles okay“, stellt sie fest.

„Mit den Brombeeren?“, frage ich und schon läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

„Den BRONCHIEN“, lacht meine Mutter.

„Lass uns doch bald mal wieder Walderdbeeren zusammen pflücken, ja?“, schlägt Isidor vor und verabschiedet sich von uns.

„Au ja!“, rufe ich ihm hinterher.

„Wer ist als Nächstes dran?“, fragt Lilly.

„Deine Mama, Lilly“, sagt meine Mutter und ruft Frau Belle auf.

„Oh“, sagt Lilly. „Ich wusste gar nicht, dass sie krank ist.“

Frau Belle ist eine sehr elegante Libelle. Aber heute sieht sie etwas müde aus und ist überrascht, Lilly bei der Sprechstunde zu sehen. Meine Mutter fragt Frau Belle, was ihr fehlt, und schaut ihr in den Hals, der etwas gerötet ist. Sie gibt ihr ein vitaminreiches Pulver aus Heidelbeeren mit, das sie täglich nehmen soll. Als sie sich zusammen mit Lilly auf den Heimweg machen will, rufe ich: „Halt! Wir müssen noch gründlicher untersuchen.“

Meine Mutter sieht mich fragend an und ich wedele mit dem Stethoskop herum. „Na okay“, sagt sie, „das kann nicht schaden.“

Sorgfältig horcht sie die Brust von Lillys Mutter ab und steckt anschließend auch mir die zwei gebogenen Enden in die Ohren. „Tief ein- und ausatmen“, sagt sie zu Lillys Mutter.

„In den Brombeeren rasselt es“, sage ich.

Meine Mutter lächelt. „Du meinst die BRONCHIEN.“