Glück hoch drei - Mein Leben als Drillingsmama - Heike Markmann - E-Book

Glück hoch drei - Mein Leben als Drillingsmama E-Book

Heike Markmann

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Beschreibung

Wunschbaby mal drei Heike Markmanns Traum vom Wunschbaby wird wahr - und das gleich in dreifacher Ausführung! Doch der Weg dorthin ist nicht leicht. Erst durch eine künstliche Befruchtung klappt es mit der Schwangerschaft. In ihrem Buch schildert sie ungeschönt die Erfahrungen und Erlebnisse während der Kinderwunschbehandlung und der Schwangerschaft, die Ängste vor der Geburt und die Herausforderungen des neuen Lebens mit Drillingen. Dabei macht sie anderen Eltern Mut und gibt lebensnahe Tipps, wie man den Alltag mit gleich drei Babys auf einmal bewältigen kann. Sie zeigt, dass das Leben mit Drillingen nie langweilig wird und dass das Chaos hoch drei auch dreifache Freude und Glück ins Leben bringt. Ermutigend und humorvoll erzählt Heike Markmann aus ihrem Leben als Drillingsmama.

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INHALT

VORWORT

MUTTERGEFÜHLE

DIE KINDERWUNSCHKLINIK

ENDLICH SCHWANGER

HILFE VON ALLEN SEITEN

FAMILIÄRER ZUSAMMENHALT

WIE WAR DAS NOCH MIT DER ERZIEHUNG …?

… UND REGELN ...?

DIE BLICKE DER ANDEREN

EINEINHALB JAHRE IM VORAUS

KINDERGARTEN UND GRUNDSCHULE

DIE WEITERFÜHRENDE SCHULE

FREUNDSCHAFTEN

GEBURTSTAG MAL DREI

ERSTAUSSTATTUNG UND FEHLER, DIE WIR BESSER NICHT GEMACHT HÄTTEN

MEHRLINGSKUREN

EIN NEUES HAUS

KLEINE UNFÄLLE, GROSSE SORGEN

TIPPS

NACHWORT

VORWORT

Meine Schwester sah mich verblüfft an. Bis eben hatten wir entspannt in unserem Wohnzimmer auf der großen grauen Couch gesessen, gelacht und uns ausgetauscht. Doch nun beugte sie sich vor, zog die Augenbrauen prüfend hoch und sagte: »Du wolltest doch immer eine große kirchliche Hochzeit mit vielen Gästen. Und vor allem im Sommer!« Meine Schwester hatte recht. Sie war acht Jahre älter als ich und kannte mich zu gut, als dass sie mich mit dem gerade Verkündeten ohne Weiteres davonkommen ließ: Ich hatte ihr eröffnet, dass Christian und ich heiraten würden. Im Winter, im kleinstmöglichen Kreis und schon in wenigen Wochen. Für sie musste sich das wie übermorgen anfühlen. »Warum muss es auf einmal so schnell gehen?« Noch immer starrte sie mich mit großen Augen an. Ich stockte. Auch für Christian und mich ging das plötzlich alles sehr schnell, allerdings hatten wir einen guten Grund. Und diesen musste ich nun mit ihr teilen. »Die Hochzeit ist ein wesentlicher Vorteil, um in der Kinderwunschklinik behandelt zu werden. Und auch in Hinblick darauf, dass die Krankenkasse die Kosten, zumindest anteilig, übernehmen würde.« Nun war die Katze aus dem Sack. Ich nahm einen Schluck Wasser und atmete tief durch. Meine Familie, allen voran meine Schwester, wusste, dass ich mir schon lange Kinder wünschte. Für mich war immer klar gewesen, dass ich mit meinem Partner eine Familie gründen wollte. Dass wir uns dafür an eine Kinderwunschklinik wenden würden, hatten weder mein Mann noch ich zu keinem Zeitpunkt unserer Beziehung erwartet. Mit dieser Hiobsbotschaft hatte meine Schwester nun nicht gerechnet und der Raum hüllte sich in Schweigen. Nach ein paar Minuten schaute sie mich tröstend an und sagte: Eines Tages wirst du auch Mutter sein, da glaube ich ganz fest dran.

Viele Frauen sprechen nur ungern über ihre Erfahrungen mit dem eigenen Kinderwunsch, über die Zeit des Versuchens und Hoffens. Es braucht Vertrauen zum Partner und Vertrauen zu Ärzten, um die notwendigen Schritte zu unternehmen, wenn sich einfach keine Schwangerschaft einstellen will. Dafür braucht es auch Vertrauen, sich auf Alternativen einzulassen, und Geld, um mögliche Eingriffe vornehmen lassen zu können. Es braucht Zeit und Offenheit, um jeden dieser Schritte gehen zu können. Es braucht Mut und Geduld, bis die ersehnte positive Nachricht kommt. Und selbst, wenn alle diese Faktoren vorhanden sind, wenn man jede Hürde nimmt, so gibt es am Ende doch keine Garantie, dass die ersehnte positive Nachricht auch wirklich eintrifft. Mit diesem Buch – mit meiner, unserer Geschichte – möchte ich Hoffnung geben. Ich möchte denjenigen Frauen und Paaren Mut machen, die sich sehnlichst Kinder wünschen. Ich berichte davon, wie es ist, wenn endlich alles gut wird. Von meinen Erfahrungen mit der Kinderwunschklinik, den Hebammen und den Ärzten. Ich erzähle, wie es war, plötzlich Mutter von Drillingen zu sein, und vor welchen Schwierigkeiten mein Mann und ich auf einmal standen. Diese Schwierigkeiten haben wir – mal mehr, mal weniger geschickt – überwunden und möchten unsere Lösungen als Anregung und Hilfestellung allen Lesern mit auf ihren ganz persönlichen Weg geben. Dabei soll das Buch zum Schmunzeln, Nicken und Kopfschütteln bringen. Meinen Drillingen möchte ich mit diesem Buch ein Geschenk machen, denn nicht zuletzt soll es auch eine Erinnerung für meine drei Kinder sein. Sie sollen wissen, wie die Zeit war, an die sie selbst keine Erinnerungen haben. Teils, weil es sie noch nicht gab, teils, weil sie noch zu jung waren.

Je älter meine Kinder wurden, desto weniger wollte ich verleugnen, wie sie gezeugt wurden. Ich möchte, dass sie wissen, wie sehr wir sie uns gewünscht haben. So sehr, dass wir alles unternommen haben, damit es sie heute gibt. Gleichwohl bin ich schon der Meinung: Es geht niemanden wirklich etwas an, wie meine Kinder – oder jedes andere Kind – überhaupt gezeugt wurden. Ich selbst möchte meinen Kindern durch dieses Buch jedoch das Gefühl und Wissen vermitteln, wie sehr sie gewollt waren und sind. Es ist nicht nur meine, sondern auch ihre Geschichte. Und die hören sie am besten behutsam von mir, ihrer Mutter.

1 MUTTERGEFÜHLE

Als Kind konnte ich mein Gefühl sicherlich noch nicht richtig einordnen und verstehen. Obwohl ich das damals vielleicht noch nicht konnte, verspürte ich schon früh in mir den Wunsch, Mutter zu werden. Während meiner Kindergartenzeit spielte ich am liebsten mit Julia-Mausi, meiner Puppe. Ich schob sie stundenlang in ihrem stoffumhüllten Buggy umher, trug sie durch Wohnzimmer und Küche. Als ich älter wurde, konnte ich das schon besser einordnen. Bereits im Grundschulalter lief ich nach Schulschluss auf direktem Wege zu denjenigen Nachbarn, die Babys oder Kleinkinder hatten. Verstärkt verbrachte ich meine Zeit damit, mich mit den kleinen Kindern zu beschäftigen und mit ihnen zu spielen. Das bereitete mir solche Freude, dass ich wenig später mit dem Babysitten begann. Im Alter von zwölf Jahren passte ich regelmäßig etwas länger auf die Kinder von Nachbarn und Freunden meiner Eltern auf. Ich aß mit den Kleinen zu Abend, half ihnen, ihre Schlafanzüge anzuziehen und sich die Zähne zu putzen. Auch Windeln wechseln konnte ich längst und selbst sehr intensiv gefüllte Exemplare brachten mich nicht aus der Ruhe. Nach dem Wechseln der Windeln oder dem obligatorischen Toilettengang vor dem Schlafengehen kuschelte ich mich zu den Kindern, las ihnen eine Geschichte vor oder sang ihnen ein Lied zum Einschlafen. Wenn die Kinder alt genug waren, sahen wir uns abends manchmal noch das Sandmännchen oder ein anderes Abendprogramm an. Doch viel lieber spielten wir zusammen, stapelten Bauklötze auf dem Spielteppich zu riesigen Türmen, bauten aus Stühlen, Tisch, Decken und Kissen eine abenteuerliche Höhle oder waren den ganzen Tag draußen im Garten. Mein Berufswunsch stand somit bereits zu Kindertagen fest, ich werde Erzieherin. Dazu kam es auch. Seit vielen Jahren arbeite ich als Erzieherin in einer Kindertagesstätte und es erfüllt mich immer wieder mit Glück, wie die Kinder sich mit Freude und Spaß entwickeln und ich sie dabei begleiten und unterstützen darf.

Ich war gerade 15 Jahre alt geworden, als meine Schwester ihr erstes Kind zur Welt brachte. Ich bewunderte sie sehr. Sie hatte ihre eigene kleine Familie und jetzt dieses kleine, süße Wesen. Ich fand das sehr beeindruckend. Fortan beschäftigte ich mich, sooft ich konnte, mit meiner Nichte. Meine Schwester war mein großes Vorbild. Sie war stark und unabhängig, führte in meinen Augen ein Bilderbuchleben. Ihr Leben war perfekt, fand ich. Deshalb wollte ich genau das auch für mich. Damals ahnte ich nicht, dass es dieses »perfekt«, wie ich es mir zu jenem Zeitpunkt vorstellte, für mich nicht geben würde. Erst viele Jahre später, im Dezember 2006, wir waren mittlerweile 28 Jahre alt, traf ich Christian wieder. Wir waren schon einmal ein Paar gewesen, aber unsere Wege hatten sich wieder getrennt. Vielleicht waren wir noch zu jung, jedenfalls führten uns unsere Lebenspläne zunächst in unterschiedliche Richtungen. Als wir uns beide vor 9 Monaten wiederbegegneten, war es anders. Diesmal waren wir uns sicher. Beide. Sofort. Obwohl wir uns gerade erst wiedergefunden hatten, drängelte ich. Ich hörte meine innere Uhr immer lauter ticken. Tick. Du bist schon 28. Tack. Andere Frauen in deinem Alter haben die Familienplanung längst abgeschlossen. Tick. Du gehst stramm auf die 30 zu. Tack. Halte dich ran, ab 30 wird es eng. Tick. Jetzt aber schnell. Tack. Was, wenn es nicht klappt? Mit jedem Tag wuchs die Sehnsucht, verlangte die Stimme in mir immer fordernder nach der Erfüllung meines Traums. Christian verstand die Eile nicht und mein Tempo war ihm eindeutig zu schnell. Er hatte sich bisher noch keine ernsthaften Gedanken über das Thema »Familienplanung« gemacht. Er war mit seinem bisherigen Leben durchaus einverstanden und zufrieden. Ob er das wirklich ändern würde, wusste ich nicht. Bisher hatten wir nicht darüber gesprochen. Aber ich wusste, dass Christian nicht das Bedürfnis verspürte, jeden Tag aufs Neue über dieses Thema zu sprechen. Er brauchte Zeit, um darüber nachzudenken, und er ließ sich auch nicht zu einer vorschnellen, unüberlegten Antwort hinreißen. Diese Zeit gab ich ihm. Ich wusste genau, dass es nichts bringen würde, ihn überreden zu wollen! Ich hatte natürlich wahnsinnige Angst davor, was passieren würde, wenn er mir sagt, dass er keine Kinder möchte. Dann würde ich ihn verlieren. Die Gedanken einer Trennung waren unvorstellbar für mich und allein bei dem Gedanken daran, schossen mir die Tränen ins Gesicht. Gleichzeitig konnte ich mir ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen. Jeden Tag kreiste das Thema aufs Neue durch meinen Kopf, und dann gab es die besonders schwierigen, emotionalen Tage, wenn dann noch eine WhatsApp-Nachricht von einer sehr guten Freundin kam: Huhu, ich bin schwanger! Das war zu viel für mich. Natürlich freute ich mich unheimlich für sie und trotzdem versetzte es mir einen Stich und ich fing sofort an zu weinen. Ich konnte gar nichts dagegen tun. Die Tränen zu unterdrücken, war einfach unmöglich. Ungefähr vier Wochen später kam dann dieser unglaublich wichtige und erlösende Tag für mich, an dem Christian endlich das Gespräch mit mir suchte. Wir saßen auf unserer Couch im Wohnzimmer, als er ganz plötzlich und unerwartet seinen Arm liebevoll um mich legte und mir erklärte, dass er auch gerne ein Kind hätte, dass er aber nichts überstürzen möchte, und er sich erst mal seine Gedanken dazu machen möchte, ganz entspannt und ohne Stress. Schließlich geht es hier um eine Entscheidung fürs Leben. Es kommt eh, wie es kommen soll. Der Satz war noch nicht zu Ende gesprochen, da stieg wieder dieser Gedanke in mir hoch, was ist denn, wenn es nicht klappen würde mit einer Schwangerschaft? Ich verstand nicht, was dagegensprechen sollte, die Familienplanung zum jetzigen Zeitpunkt zu beginnen, denn wir hatten beide mittlerweile gut bezahlte Jobs, ein tolles Haus, das durchaus genug Platz für ein Kind bot und wir hatten das passende Alter, wie ich fand. Tatsächlich schienen meine Worte bei Christian Gehör gefunden zu haben. Ich war so unfassbar glücklich in diesem Moment. Ich hätte platzen können vor Glück, so froh war ich über unsere Entscheidung, unsere Familienplanung nicht länger auf die lange Bahn schieben zu müssen. Nun konnte unser Projekt »Baby« beginnen. Ich besorgte mir direkt Folsäuretabletten aus der Apotheke, da ich gelesen hatte, dass das hilfreich wäre, damit sich eine Schwangerschaft einstellen könnte. Nun würde es sicherlich nicht mehr lange dauern und wir würden endlich Eltern werden. Ein Jahr lang, bis September 2008, versuchten Christian und ich, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Ich achtete auf meinen Eisprung, kontrollierte meine Temperatur. Ich ernährte mich gesünder, aß vermeintlich unterstützende Lebensmittel und strich im Gegenzug andere von meiner Einkaufsliste. Auch Christian musste ran: Ich hatte gelesen, dass Mineralstoffe wie Zink und Selen besonders förderlich wirken sollten, und überzeugte ihn, auf seine Mineralstoffzufuhr zu achten. Jeden Schwangerschaftsratgeber verschlang ich auf der Suche nach dem einen Tipp, der uns zum ersehnten Ergebnis führen würde. Ich war rundum vorbereitet. Das Einzige, was ich nicht war: entspannt. In mir hatte sich diese Eile eingenistet, die mich einfach nicht mehr losließ. Als ob ich es damals schon wusste. Mit jedem negativen Schwangerschaftstest, jeder eintretenden Periode wuchs meine Enttäuschung und die Uhr tickte immer lauter in meinen Ohren. Wie konnte das sein? Wieso klappte es nicht, wo ich mir doch so sehnlichst ein Baby wünschte und auch alles dafür tat?

Ich war schon immer gut darin gewesen, um Hilfe zu bitten, wenn ich sie benötigte. Das war vor und während der Schwangerschaft und auch später, als meine Drillinge auf der Welt waren, ein großer Vorteil. Diese Einstellung war auch der Grund dafür, dass wir uns verhältnismäßig schnell Hilfe gesucht hatten. Etwa ein Jahr lang hatte ich versucht, schwanger zu werden. Zu Beginn dieser Zeit beriet mich meine Frauenärztin und gab mir Tipps, doch nichts führte zu einem positiven Ergebnis. Alle paar Wochen erhielt ich die gleiche Nachricht: »Nicht schwanger.«

Als ich merkte, dass es einfach nicht klappen wollte, und ich spürte, dass wir Hilfe brauchten, suchte ich erneut das Gespräch mit meiner Frauenärztin.

»Sehen Sie andere Möglichkeiten?«, fragte ich die Frauenärztin während einer der Untersuchungen. Sie nickte.

»Da es auf natürlichem Wege scheinbar nicht klappt, empfehle Ihnen eine Kinderwunschklinik. Bis sie dort einen Termin bekommen, versuchen Sie es erst mal weiter auf natürlichem Wege.«

Ich wäre beinahe verzweifelt, aber nun sah ich ein Licht im Dunkel, eine neue Lösungsmöglichkeit.

Sie notierte mir Adresse und Telefonnummer einer Kinderwunschklinik.

Ich zitterte. Ich hatte bereits mal im Internet über diese Möglichkeit gelesen. Doch hatte ich nicht geglaubt, sie wirklich in Anspruch nehmen zu müssen. Lag es an mir? Lag es an Christian? Konnte man das überhaupt so konkret an etwas festmachen? War ich vielleicht einfach zu unentspannt? Würde Christian diese Prozedur überhaupt mitmachen wollen? Könnte ich das von ihm verlangen? Während der Heimfahrt kreisten die Gedanken in meinem Kopf unaufhörlich. Zu Hause angekommen, berichtete ich Christian ganz aufgeregt von meinem Besuch bei der Frauenärztin und war bereit, eine eher negative Reaktion zu empfangen. Umso überraschter war ich, als er mir sagte, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen werden und ich ruhig einen Termin in der Kinderwunschklinik vereinbaren sollte. Umgehend rief ich in der Kinderwunschklinik an, einen Termin bekam ich aber erst am 15. Oktober 2008, also sechs Wochen später. Dann würden Christian und ich uns persönlich dort vorstellen können. Mein Gedankenkarussell dreht sich immer weiter. Wie würde es dort sein? Wie würden die Untersuchungen ablaufen? Was würden die Ärzte dort feststellen? War ein Eingriff möglich und wie würde er ablaufen? Jeden einzelnen Tag in den folgenden sechs Wochen stellte ich mir diese Fragen. Ich suchte im Internet nach Foren, in denen Frauen ihre Erfahrungen beschrieben – aussagekräftige Statements fand ich damals jedoch kaum. Sollte ich noch jemandem davon erzählen? Familie oder Freunde? Nein! Für mich selbst hatte ich beschlossen, niemanden mehr einzuweihen, der nicht unbedingt eingeweiht werden musste. Christian überließ diese Entscheidung mir, er war da scheinbar etwas cooler. Wir wussten Bescheid – und meine Frauenärztin, die aber der ärztlichen Schweigepflicht unterlag. Eine sehr gute Freundin wusste ebenfalls Bescheid, da sie das gleiche Schicksal ereilte und sie mir bereits vor einigen Wochen von ihrem unerfüllten Kinderwunsch erzählt hatte. Um jedoch unsere spontane Hochzeit, die wir alleine mit unseren Trauzeugen an der See vollzogen hatten, erklären zu können, erzählten wir unseren Eltern und unseren Geschwistern von unserer Situation. Unseren Freundeskreis wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht einweihen, da es mir generell schwerfiel, darüber zu sprechen, ohne direkt wieder zu weinen. Wahrscheinlich hatte ich auch wirklich Angst vor den Reaktionen der Menschen um mich herum, denn das Thema »unerfüllter Kinderwunsch« gehört ja immer noch eher zu den Tabuthemen unserer Zeit. Ich weiß, dass unsere Familien es nur gut meinten und uns Mut zusprechen wollten. Jedoch Sätze wie »Das wird schon klappen«, »Ihr dürft euch keinen Stress machen« oder »Wenn ihr nicht damit rechnet, dann wirst du schwanger werden« brachten jedoch in dem Moment leider nicht die erhoffte Unterstützung und wollte ich in dieser Zeit einfach auch nicht hören. Es ist für uns als Paar eine große psychische Belastung gewesen und schwer vorstellbar für diejenigen, die das nicht selbst durchleben müssen. Zu groß war zudem meine Sorge, unser Vorgehen erklären oder diskutieren zu müssen. Für mich war der Gedanke einfach so stark, dass es nicht klappen wird, dass ich auch nichts anderes hören konnte. Zumal noch überhaupt nichts geschehen war, außer, dass in sechs Wochen der besagte Termin anstand.

2 DIE KINDERWUNSCHKLINIK

Schließlich war der Tag gekommen und wir durften uns in der Kinderwunschklinik persönlich vorstellen. Ich war total aufgeregt und nervös und beim Hineingehen hoffte ich insgeheim, niemanden dort zu kennen. Christian wirkte auf mich wie immer sehr gelassen und ruhig. Diese Ruhe, die er immer wieder ausstrahlte, beruhigte mich etwas. Ich war froh, ihn in diesem Moment an meiner Seite zu haben. Ich hatte unglaublich viele unbeantwortete Fragen in meinem Kopf. Für mich war es schon eine große Herausforderung, zu einem anderen Arzt zu gehen, sich untersuchen zu lassen und nicht genau zu wissen, was als Nächstes passieren wird.

Trotzdem freute ich mich darauf, dass endlich überhaupt etwas passieren und es weitergehen würde. Wir gingen einen Schritt in die richtige Richtung, das spürte ich. Wir waren gespannt auf die persönliche Betreuung, den einfühlsamen Umgang mit dem Thema Kinderwunsch und darauf, unterstützt zu werden. Denn solch einen empathischen Umgang war ich bereits von meiner Frauenärztin gewohnt. In der Kinderwunschklinik fühlte ich mich zu Beginn doch sehr fremd und unsicher. Der eigene Hausarzt oder Frauenarzt kennt einen im besten Fall seit Jahren – und umgekehrt. Man hat ein Vertrauensverhältnis zueinander aufgebaut. Ich glaubte zu wissen, dass alle, die mit mir im Wartezimmer saßen, das gleiche Problem hatten wie ich selbst. Beides fand ich sehr belastend. Obgleich ich fühlte: Du bist damit nicht alleine, hier sind andere, denen geht es wie dir. Diese Frauen versuchen ebenfalls, schwanger zu werden. Wünschen sich nichts sehnlicher, als Mutter sein zu dürfen. Doch auch dieses Gemeinschaftsgefühl bestärkte mich kaum. Auf mich wirkte die neue Situation eher befremdlich, sodass ich am liebsten gleich wieder gegangen wäre. Ich fühlte mich jedoch, als hätte ich keine Wahl, als wäre ich der Situation hilflos ausgeliefert, als würden wir in Kauf nehmen müssen, wie an einem Fließband abgearbeitet zu werden, um an unser Ziel eines eigenen Kindes zu kommen. Nummer 364? Sie sind dran! Nummer 365? Nächste. Es irritierte mich, mit dem ganzen Herzen bei meinem Kinderwunsch zu sein, während es für mein Gegenüber beruflicher Alltag zu sein schien. Doch dieses Vorgehen beschrieb letztendlich nur, wie viele Frauen doch von einem unerfüllten Kinderwunsch betroffen sind und sich Hilfe und Unterstützung holen. Außerdem zeigt es, mit wie viel Professionalität die Arbeit vor Ort durchgeführt wurde – auch wenn diese »Arbeit« für mich mein Lebenstraum war. Mittlerweile wurden wir aufgerufen und von der freundlichen Sprechstundengehilfin ins Behandlungszimmer geführt. Der Arzt würde jeden Moment kommen, erklärte sie uns und verließ den Behandlungsraum. Meine Aufregung erreichte ihren Höhepunkt. Ich kippe hier gleich vom Stuhl, erklärte ich Christian mit zitternder Stimme. Er legte den Arm um mich und versuchte mir mit aufmunternden Worten wie: »Wir schaffen das!« zu helfen. Nun trat der Arzt in das Behandlungszimmer. Er war groß, bestimmt 1,90 m, und trug einen bunten Rollkragenpullover unter seinem weißen Arztkittel. Er wirkte sehr freundlich und im Klang seiner Stimme lag etwas Beruhigendes. Er setzte sich an den Schreibtisch, uns gegenüber. „Was kann ich für Sie tun?”, fragte er mit ruhiger Stimme. Wir erklärten ihm unsere Situation und unser Anliegen. Er nickte verständnisvoll mit dem Kopf und erklärte uns, dass es ein Problem sei, nicht verheiratet zu sein. Nur als Ehepaar ist es möglich, einen Antrag bei der Krankenkasse auf anteilige Kostenübernahme zu stellen. Christian und ich hatten bereits in diesem Jahr unseren 30sten Geburtstag feiern dürfen. Auch das Alter von mindestens 25 und höchstens 40 Jahren war eine Vorgabe, die wir zum Glück erfüllten. Der Arzt würde heute noch ein paar Untersuchungen veranlassen, um zu schauen, ob es irgendwelche Besonderheiten bei uns gibt. Bestimmte Krankheiten wie Endometriose (kann bei Frauen zu ungewollter Kinderlosigkeit führen) sollten ausgeschlossen werden. Der Arzt erklärte uns außerdem noch die verschiedenen Behandlungsmethoden einer künstlichen Befruchtung. Dabei nahm sich der Arzt viel Zeit und beantwortete unsere Fragen sehr ausführlich und geduldig. Dabei unterschied er die Möglichkeiten der Insemination (unterstützende Befruchtung), die In-vitro-Fertilisation (IVF), unter der man die Befruchtung außerhalb des Körpers versteht, und der Intracytoplastmatische Spermieninjektion (ICSI), hier wird das Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Der Selbstkostenanteil wurde uns erläutert, wobei die letzten beiden Methoden im Preis weitaus höher lagen. Zu den Erfolgsaussichten hat der Arzt uns erklärt, dass die Insemination die preisgünstigere Variante ist und innerhalb der ersten drei Versuche sehr Erfolg versprechend ist, danach nimmt die Wahrscheinlichkeit, auf diesem Weg schwanger zu werden, allerdings erheblich ab. Dann könnte der Behandlungsplan jedoch gemeinsam besprochen und geändert werden. Ich hatte mal gehört, dass die Erfolgschancen generell so bei ca. 25 – 45 % liegen. Mein erster Gedanke, der mir dazu in den Sinn kam, war natürlich der, dass es mir auch nichts bringen würde, wenn ich zu der Prozentzahl gehöre, die nicht schwanger wird. Wir fühlten uns jedoch in dieser Kinderwunschklinik sehr ernst genommen und sehr gut beraten und aufgeklärt. An diesem Tag fuhren wir zufrieden nach Hause. Um den Antrag für die Krankenkasse schnellstmöglich auf den Weg zu bringen, beschlossen wir bereits zwei Monate nach unserem ersten Termin in der Kinderwunschklinik, zu heiraten. Am 4.12.2008 waren wir Mann und Frau. Die Zusage zur anteiligen Kostenübernahme für die ersten drei Versuche durch die Krankenkasse hatten wir bereits Ende Dezember vorliegen, und konnten somit im Januar 2009 unseren zweiten Termin in der Kinderwunschklinik wahrnehmen. Die Untersuchungsergebnisse bei Christian zeigten, dass ich auf natürlichem Weg leider nur sehr schwer schwanger werden würde. Der Arzt schlug als ersten Schritt die Möglichkeit der Insemination vor. Da die Behandlungskosten hier weitaus günstiger waren,