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Als Kind studiert man Erwachsene, um klug zu werden. Als Erwachsener studiert man Kinder, um wieder glücklich zu werden! (Verfasser unbekannt) Viele Jahre engagierte sich die Autorin ehrenamtlich als Jugendbegleiterin an diversen Schulen ihres Heimatortes. Sie ließ sich mit offenem Herzen auf die Schulkinder ein und erfuhr dadurch viel Leichtigkeit und Freude. Recht schnell erkannte sie aber auch, dass Kinder Erwachsenen sehr vieles mitteilen wollen. In ihrer Arbeit mit Schulkindern hat sie immer wieder Denkanstöße von diesen bekommen. Dadurch hat sich ihr Blickwinkel auf sich selbst und auf das Miteinander in unserer Gesellschaft verändert. Sie gelangte zu manchen neuen (Selbst-) Erkenntnissen, an denen sie die Leser*innen teilhaben lässt und gleichzeitig zum Nachdenken einlädt. Ihre autobiografischen Erzählungen sind gewürzt mit einer Prise Humor und zeugen von ihrer Liebe, ihrem Respekt und ihrer Wertschätzung gegenüber Kindern.
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Seitenzahl: 86
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Als Kind studiert man Erwachsene, um klug zu werden.
Als Erwachsener studiert man Kinder, um wieder glücklich zu werden!
(Verfasser unbekannt)
Einleitung
Förderschule
Mädchen für alles
Karriereleiter
Deutsche Sprache – schwere Sprache
Satisfaction
Realschule
Die Spätberufene
Warm up
Hereingelegt
Multitasking
… und plötzlich waren alle weg
Null Bock
Traktor WM
Der Schein trügt
Um eine Erfahrung reicher
Nomen est Omen
Grundschule
Auf zu neuen Ufern
1. Hausaufgabenbetreuung
Leise Töne
Völlig fehl am Platz
2. Lesepatin
Wünsch dir was
Der Osterhase expandiert
3. Bambini-AG
Nesthäkchen
Teilzeit-Mutter
Mancher braucht einen Nachschlag an Zeit
Meine Schwachstelle offenbarte sich
Drehen sie wenn möglich um
Die Kleine hat`s in sich
Das gelebte Herz
Das kleine und das große Glück
Keine Chance dem Schicksal zu entgehen
Der Apfel wurde neu erfunden
Zuviel des Guten
Klare Ansage
Von wegen Pflegenotstand
Wunder gibt es immer wieder
4. AG Lesen-Malen-Spielen
Weltanschauung
Star Wars — Episode 1
Star Wars — Episode 2
Star Wars — Episode 2 ½
Star Wars Episode 3
Ende gut — alles gut
Zungenbrecher
Der Wutkuchen — Teil 1
Der Wutkuchen — Teil 2
Düstere Bilder
Mut oder Mut
Herausforderungen
Friede, Freude, Eierkuchen — Pustekuchen
Dich mag ich nicht
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Kreativität in all ihren Facetten
Begegnungen außerhalb des Klassenzimmers
Führerschein
Jeder ist genau richtig
Ein kostbarer Schatz
Auf großem Fuß zu leben ist nicht einfach
Ella gibt nicht auf
Rettung in letzter Minute
Ein Leben in Fülle
Schule ist Schule und Freizeit ist Freizeit
Sonntagsausflug
Flüchtlings- und Migrantenkinder
Neue Aufgaben
Sonntagsdienst
Erste Hilfe
Jawatmal
Das wichtigste Wort
Prima
Schluss
Alles hat ein Ende
Nachwort
DANKE
Quellennachweis
»Und das willst du dir in deinem Alter noch antun?«
»Überlege dir das gut!«
»Wenn nicht du, wer dann!«
Das waren die Kommentare meiner Freundinnen, als sie von meinen Plänen erfuhren.
Ich habe keine eigenen Kinder, demzufolge auch keine Enkelkinder. Ich hatte auch nie beruflich mit Kindern gearbeitet, dennoch ließ ich mich auf das Abenteuer Kinder ein. Und das zu einem Zeitpunkt, als sich bei mir bereits die ersten grauen Haare bemerkbar machten und ich mich dem Oma-Alter näherte.
In den Jahren 2008 bis 2019 engagierte ich mich ehrenamtlich als Jugendbegleiterin an verschiedenen Schulen meines Heimatortes. Ich fungierte als Pausenaufsicht und Lesepatin, übernahm die Hausaufgabenbetreuung und Leitung verschiedener AGs in der Nachmittagsbetreuung. Außerdem brachte ich mich bei der Deutschunterstützung für Flüchtlingskinder ein. Meine Zeit als Jugendbegleiterin stellte für mich eine absolute Bereicherung dar.
Kinder sind so voller Leichtigkeit, Freude, Offenheit, Einfachheit und Weisheit. Eigenschaften, die uns Erwachsenen zum Teil oder ganz abhandengekommen sind. Lässt man sich auf Kinder ein, kann man als Erwachsener nur dazu lernen.
Die Schulkinder forderten mich durch ihr Verhalten immer wieder auf, meinen Blickwinkel auf mich selbst, unser Miteinander und unsere Gesellschaft zu überprüfen. So manche neuen (Selbst-) Erkenntnisse konnte ich dadurch gewinnen.
Alle Erkenntnisse, die ich aus den Begegnungen mit den Kindern gewonnen habe sind meine eigenen, persönlichen. Nicht alle Leser*innen werden mir zustimmen. Es möge jede*r für sich entscheiden, welcher meiner Gedankengänge stimmig ist.
Meinen Einstieg als Jugendbegleiterin hatte ich in der Förderschule. Pausenaufsicht so lautete mein Auftrag. Klingt zunächst einmal langweilig. Das war es aber überhaupt nicht.
Zu meinem Aufgabenfeld gehörte zum einen die Beaufsichtigung der Kinder der 1. bis 4. Klasse nach dem Unterricht, bis sie vom Schulbus abgeholt wurden. Zum anderen galt es die Kinder der 5. bis 9. Klasse während ihrer 2-stündigen Mittagspause zu beaufsichtigen.
Recht schnell wurde ich jedoch von den Schülerinnen und Schülern anderweitig in Beschlag genommen. Genau genommen musste ich Hilfsdienste verrichten. Ich wurde zur Kannst-du-Angestellten.
»Kannst du meine Jacke halten, mir ist so warm!«
»Kannst du mir die Schuhe zubinden, ich schaffe das nicht!«
»Kannst du auf meinen Schulranzen aufpassen, ich möchte schaukeln!«
»Kannst du mich halten, damit ich balancieren kann!«
Erkenntnis:
Wenn man jemandem den kleinen Finger gibt, dann nimmt er sogleich die ganze Hand. Diese Redensart hatte sich mehr als bewahrheitet. Solange ich jedoch meine Freude daran habe, ist es eine Win-win-Situation für beide Seiten.
Alle diese Hilfsdienste verrichtete ich sorgfältig und zuverlässig. Deshalb blieb es nicht aus, dass mir von den Kindern weitere Aufgaben übertragen wurden.
Cindy warf mir gekonnt Bälle zu, die ich unter vollem Körpereinsatz dennoch zu Boden fallen ließ. Mit Mandy wurde ich zum Schulhof-Duo, wir sangen ihre Lieblingshits rauf und runter. Thea hatte mich zur Beauty Beraterin auserkoren. Stets musste ich meine Meinung zu ihren Klamotten, Frisuren und den Farben ihrer Fingernägel kundtun. Gelegentlich bekam sie von mir die Höchstnote mega.
Von Felix und Dominik wurde ich zu höheren Diensten berufen. Ich wurde quasi befördert und durfte nun auch noch zusätzlich als Schiedsrichterin beim Wettrennen oder beim Tischtennis fungieren.
Erkenntnis:
Mancher würde behaupten, ich wurde auf dem Schulhof kindisch. Ja, in gewisser Weise wurde ich zum Kind und erlebte dadurch Freude, Spaß und Leichtigkeit. Was braucht man mehr zum Glücklichsein?
Wir verbrachten die Mittagspause überwiegend im Freien. Die Schüler konnten herumtoben, bevor sie im Nachmittagsunterricht wieder still sitzen mussten.
Spielgeräte wie Bälle, Wurfringe, Springseile, Tischtennisschläger, Federball usw. waren genügend vorhanden. Auch eine Schaukel, Rutsche und ein Klettergerüst standen zur Verfügung. Immer wieder nahmen die Kinder eine lange, schmale Bank in Beschlag. Mit vereinten Kräften wurde diese in der Mitte des Schulhofes platziert. Sie diente sodann als Schwebebalken oder als Hindernis beim Wettrennen.
Zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn war Aufräumen angesagt. Die Schüler mussten alle Spielgeräte wieder einsammeln und zurück in den Geräteraum bringen. Auch die Bank kam wieder an ihren ursprünglichen Platz zurück.
Valdrin, einem großen kräftigen Jungen, gab ich den Auftrag: »Stell bitte den Bank an die Hauswand zurück.«
Prompt wurde ich korrigiert: »Das heißt die Bank. Nicht den Bank. Sind sie keine Deutsche? Ich bin kein Deutscher und weiß das sogar.«
Meinen badischen Dialekt werde ich wohl nie ganz ablegen können. Wie ist das nochmals? Der Butter oder die Butter?
Erkenntnis:
Back to the roots. Aber alles zur richtigen Zeit, am richtigen Ort!
Ein Raum in der Schule stand bei den Kindern besonders hoch im Kurs, der PC-Raum. Am liebsten hätten sie dort die ganze Mittagspause verbracht. Wiederholt sprachen sie deswegen beim Rektor vor. Schlussendlich durften die Schüler in der Mittagspause für 15 Minuten den PC-Raum unter meiner Aufsicht nutzen.
Mir eröffnete sich dadurch eine völlig neue Welt. Jedes Kind wollte mir seinen Favoriten unter den Spielen zeigen. Ich bekam Einblick in die Welt von Prinzessinnen, Friseursalons, Beauty-Studios, Piraten, Superhelden, Autorennen und vielem mehr. Ich lernte während dieser Zeit sämtliche Spieleseiten für Kinder im Internet kennen.
Die älteren Schüler bevorzugten YouTube, um Musik zu hören. Dadurch war ich immer auf dem aktuellen Stand der Charts. Daniel wollte von mir wissen, welche Musik ich gerne höre. Ich überlegte nicht lange, gab auf YouTube Rolling Stones ein und klickte Satisfaction an. Als der Sound ertönte, horchten die anderen Kids auf, stellten sich hinter mir im Halbkreis auf und schauten sich den Videoclip an. Immerhin erntete ich hinterher ein langgezogenes coooooool, was wohl bedeutete, dass mein Musikgeschmack gar nicht so schlecht war.
Erkenntnis:
Bin ich gegenüber den Vorlieben der Kinder aufgeschlossen, erweckt das ihr Interesse an mir. So kann ich ihnen meine Werte vermitteln. Und dies muss nicht auf den Musikgeschmack reduziert werden.
Welche ungeahnten Möglichkeiten ergeben sich daraus!
Im Gemeindemitteilungsblatt wurde jemand gesucht, der für Realschüler in der Nachmittagsbetreuung eine AG Tastenschreiben/10-Finger-Schreibsystem am PC anbieten würde.
Ich fühlte mich angesprochen, wollte ich doch schon in jungen Jahren Lehrerin für Schreibmaschinenschreiben und Steno werden. Ja, so hieß das damals noch, es gab tatsächlich einmal eine Zeit ohne PC und Internet.
So ging mein Traum von damals doch noch in Erfüllung.
Erkenntnis:
Wenn sich etwas nicht nach Plan entwickelt, ist man oft enttäuscht. Doch das Leben bietet immer wieder neue Gelegenheiten, die man nutzen kann.
Mein allererster AG-Tag begann: Anwesenheitsliste überprüfen, Vorstellungsrunde durchführen, Ablauf und Regeln erklären, Aufbau der Tastatur vermitteln, Einweisung in das Schreibprogramm, erste Schreibversuche mit dem 10-Finger-System. Die Schüler, allesamt sehr aufmerksam, hingen an meinen Lippen. Alles lief hervorragend.
Ich dachte, es läge an mir. Ich klopfte mir in Gedanken bereits auf die Schultern.
Nach zehn Jahren Erfahrung als Jugendbegleiterin weiß ich jedoch, dass der erste AG-Tag immer einfach und problemlos verläuft. Die Kinder sind noch zurückhaltend, brav wie ein Lamm. Sie wollen zuerst einmal checken, wie die Jugendbegleiterin so drauf ist. Erst später wird von den Kids ausgetestet, wie weit man bei dieser Jugendbegleiterin gehen kann.
Erkenntnis:
Auch wir Erwachsenen nähern uns Menschen gegenüber oft mit Vorsicht. Warum? Wieso? Wovor haben wir Angst? Sind wir nicht alle Menschen?
Am zweiten AG-Tag würden wir sofort mit dem Schreibprogramm starten. So war mein Plan. Ich gab die PCs für die Schüler frei und schon gab es die ersten Probleme. Hilferufe überall.
»Mein PC ist kaputt.«
»Bei mir tut sich gar nichts.«
» Die blöde Kiste will nicht.«
Ich war irritiert, mein PC funktionierte. Ich ortete die Hilferufe. Sie kamen allesamt aus der hintersten Reihe, dort, wo sich die älteren Schüler platziert hatten. Das machte mich stutzig. Ich ahnte, was dies bedeutete.
Ich schritt zur hintersten Reihe und sah mir die PCs genauer an. Die Hinterbänkler grinsten bereits von einem Ohr zum anderen. Und siehe da, ich entdeckte die halb herausgezogenen Stecker und erntete schadenfreudiges Gelächter.
Ein gelungener Streich. Die Schüler hatten ihren Spaß, ich war um eine Erfahrung reicher.
Erkenntnis:
Die Welt mag sich weiterdrehen. Manche Dinge ändern sich jedoch nie. Die Freude über einen gelungen Schulstreich zählt definitiv dazu.
Die Schüler beschäftigten sich mit ihren Schreibübungen. Alle arbeiteten still vor sich hin, außer Maurice. Er hing am Bildschirm seines Nebenmanns Florian fest und quatschte mit ihm. Zeit für einen Kontrollgang.
Als ich hinter Maurice stand, bemerkte ich gerade noch, wie bei Florian das PC-Bild wechselte. Aha, daher wehte der Wind! Die Versuchung war zu groß.