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Wenn der Zorn der Götter erwacht
Auf der Suche nach seiner entführten Schwester gerät Hylas in die Gewalt brutaler Sklavenhändler. Er wird gezwungen, unter Tage in einem Kupferbergwerk zu schuften. Aus der Mine zu entkommen, scheint unmöglich zu sein. Doch Hylas muss fliehen, bevor seine Todfeinde, die Krähenkrieger, seinen Aufenthaltsort herausfinden.
Pirra, die Tochter der Hohepriesterin, eilt ihm zu Hilfe – und mit ihr ein verwaister junger Löwe. Eine Jagd voller Gefahren beginnt. Aber Hylas weiß, dass er seinem Schicksal nicht entgehen kann. Denn der Zorn der Götter ist erwacht!
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Seitenzahl: 339
Aus dem Englischen vonGerald Jung und Sabine Reinhardus
Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random HouseWeitere Bände in dieser Reihe:Gods and Warriors (Band 1)Die Insel der Heiligen TotenISBN 978-3-641-11003-1
1. Auflage 2015
© 2015 der deutschsprachigen Ausgabe cbj Kinder- und Jugendbuch Verlag
in der Verlagsgruppe Random House, München
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Text © Michelle Paver 2014
Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel:
»Gods and Warriors – The Burning Shadow«
bei Puffin Books, einem Imprint von Penguin Books Ltd, London
Übersetzung: Gerald Jung und Sabine Reinhardus
Lektorat: Julia Przeplaska
Umschlagkonzeption: init|Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen unter Verwendung des Logos von James Frazer und einer Illustration von Alejandro Colluci
CK · Herstellung: CF
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-13698-7www.cbj-verlag.de
Verschwinde«, rief Hylas.
Das Wildschwein warf ihm einen leicht gereizten Blick zu und wälzte sich unbeeindruckt im Schlamm. Die Bache ließ es sich mit ihren Frischlingen an der Quelle gut gehen und war keineswegs bereit, den Platz für einen mageren, durstigen Jungen zu räumen.
Ein kühler Ostwind blies über die Hügelflanke, schüttelte die Disteln und bohrte sich in Hylas’ zerlöcherte Tunika. Er war erschöpft, seine wunden Füße schmerzten und in seinem Trinkschlauch befand sich seit gestern Abend kein Tropfen mehr. Er musste unbedingt an diese Quelle und trinken.
Hylas legte einen Kieselstein in seine Schleuder und traf das Wildschwein am Rücken. Das Tier schien es nicht einmal zu bemerken. Er atmete tief aus. Was sollte er jetzt tun?
Mit einem Mal stemmte sich das Wildschwein aus dem Liegen auf, stellte den Schwanz in die Höhe und preschte davon, dicht gefolgt von den Frischlingen.
Hylas kauerte sich hinter einen Dornenbusch. Was hatte die Tiere in die Flucht getrieben?
Kurz darauf trat völlige Windstille ein und die Nackenhaare des Jungen richteten sich auf. Die Ruhe war beängstigend und seltsam.
Der Löwe tauchte wie aus dem Nichts auf.
Er kam mit langen Schritten den Hang herab und blieb dicht neben dem Versteck des Jungen stehen.
Hylas hielt den Atem an. Der Löwe war ihm so nahe, dass er den Moschusgeruch des Felles roch und hörte, wie der Staub, den die mächtigen Pfoten aufgewirbelt hatten, leise zu Boden fiel. Die gelbbraune Mähne wogte sanft. Stumm bat Hylas das Tier, sein Leben zu schonen.
Der Löwe wandte das Haupt und blickte ihn an. Seine goldfarbenen Augen strahlten heller als die Sonne – und Hylas spürte, dass das Tier ihn erkannte. Es konnte seinen Geist sehen wie einen Kieselstein auf dem Grund eines tiefen, klaren Teiches. Der Löwe wollte, dass er etwas Bestimmtes tat. Hylas wusste zwar nicht, was, spürte den Befehl jedoch ganz deutlich.
Der Löwe hob erneut das Haupt und witterte. Dann setzte er mit langen Sprüngen den Hang hinab, schnellte geräuschlos auf einen hohen Felsen, und war im nächsten Augenblick im Dickicht verschwunden. Nur der Moschusgeruch und die Abdrücke seiner Pfoten blieben von ihm zurück.
Der Wind frischte auf und blies Hylas Staub in die Augen. Der Junge erhob sich zitternd.
Die tiefen Spuren, die der Löwe an der Quelle hinterlassen hatte, füllten sich langsam mit Wasser. Hylas kniete neben einem Abdruck nieder, der so groß wie sein Kopf war. Wasser im Pfotenabdruck eines Löwen verlieh besondere Stärke. Er beugte sich vor und trank.
Plötzlich erwischte ihn ein heftiger Schlag am Kopf und streckte ihn zu Boden.
»Vielleicht hätte dich der Trunk stärker gemacht«, ertönte eine Stimme. »Aber Glück hat er dir nicht gebracht.«
»Wohin bringen sie uns?«, wimmerte der Junge neben Hylas.
Niemand gab Antwort. Niemand wusste es.
Das Schiff war dicht beladen: Jeweils zehn Sklaven waren auf jeder Seite an die Ruder gefesselt und zwanzig weitere drängten sich dicht nebeneinander an Deck. Acht bullige Aufseher schwangen Peitschen mit kupfernen Spitzen.
Hylas saß eingezwängt an der Bordkante des knarrenden Schiffes, das von den Wellen wie eine Nussschale hin- und her geworfen wurde. Seine Handgelenke schmerzten, das Lederhalsband scheuerte an seinem Hals, und der Kopf tat ihm weh. Vor zwei Tagen hatte ihm einer der Sklavenfänger das helle Haar rabiat abgeschnitten.
»Woher kommst du?«, hatte der Mann gebellt, während er Hylas die Kleidung vom Leib riss und ihn ebenso brutal wie fachmännisch fesselte.
»Der ist auf der Flucht«, grummelte sein Kumpan, und schob Hylas die Lippen hoch, um seine Zähne zu überprüfen. »Das sieht man sofort.«
»Stimmt das, Junge? Warum fehlt dir ein Stück vom Ohrläppchen? Ist das die Strafe für Diebe, da, wo du herkommst?«
Hylas hatte sich in trotziges Schweigen gehüllt. Mit Pirras restlichem Gold hatte er einen Viehhirten dafür bezahlt, ihm den unteren Teil seines Ohrläppchens abzuschneiden. Die Narbe dort hätte ihn sonst überall als Fremdling verraten.
»Jedenfalls hat er uns verstanden«, stellte der kleinere der beiden Wächter fest. »Also muss er Achäer sein. Woher kommst du? Aus Arkadien? Messenien? Lykonien?«
»Ist doch egal«, knurrte der andere. »Der ist so kräftig, dass er zur Spinne taugt.«
Was bedeutet das?, dachte Hylas benommen.
Wer waren diese Männer? Sie trugen Tuniken aus grober Wolle und Umhänge aus speckigem Schafsleder. Sie glichen eher Bauern als Krähenkriegern, aber vielleicht arbeiteten sie für die Krähen. Sie durften auf keinen Fall herausbekommen, wer er war.
Eine Welle schwappte Hylas ins Gesicht und holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Der Junge neben ihm stöhnte laut auf und übergab sich dann in seinen Schoß.
»Besten Dank«, murmelte Hylas.
Der Junge fauchte schwach zurück.
Angewidert drehte sich Hylas weg und blickte aufs Meer. Das Schiff lag tief im Wasser, und er hielt schon seit einer Weile nach Delfinen Ausschau, bisher leider erfolglos. Er dachte an Filos, den Delfin, mit dem er im letzten Sommer Freundschaft geschlossen hatte. Zumindest war Filos wieder glücklich mit seiner Schar vereint. An diesen aufmunternden Gedanken klammerte sich Hylas.
Vielleicht war inzwischen auch Pirra im weit entfernten Keftiu die Flucht geglückt. Pirra war die Tochter der Hohepriesterin und unvorstellbar reich. Sie hatte ihm jedoch einmal gesagt, dass sie alles dafür geben würde, frei zu sein. Damals hatte er sie für verrückt gehalten. Inzwischen wusste er es besser.
Beunruhigend dicht neben seinem Platz durchschnitt eine Flosse das Wasser. Der Hai fixierte ihn mit seinen leeren schwarzen Augen und tauchte dann wieder ab. Deswegen gibt es hier keine Delfine, dachte Hylas. Hier sind zu viele Haie.
»Das ist schon der siebte Hai, seit wir abgelegt haben«, sagte der Mann an der anderen Seite des seekranken Jungen. Seine gebrochene Nase war schief zusammengewachsen, und er blickte müde in die Welt, als habe er schon zu viel Schlimmes gesehen.
»Warum folgen uns die Haie?«, murmelte der seekranke Junge.
Der Mann zuckte die Achseln. »Tote Sklaven werden einfach über Bord geworfen. Das ist leichte Beute für sie.«
Ein knallender Peitschenhieb traf ihn an der Wange. »Maul halten!«, brüllte ein Aufseher mit besonders dickem Wanst.
Obwohl Blut in den Bart des Mannes troff, zuckte er mit keiner Wimper. In seinem starren Blick konnte Hylas jedoch lesen, dass er sich gerade vorstellte, wie er dem Aufseher ein Messer in den haarigen Bauch rammte.
Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, fuhren sie seit Tagesanbruch in südöstliche Richtung und entfernten sich damit stetig von Achäa. Hylas ärgerte sich über seine eigene Dummheit. Ein unachtsamer Augenblick hatte alle seine Anstrengungen zunichte gemacht.
Stumm bat er seine kleine Schwester Issi um Verzeihung.
Seine Schuldgefühle machten ihm schwer zu schaffen. Er hatte nur eine einzige Erinnerung an seine Mutter: Sie hatte ihn darum gebeten, seine kleine Schwester zu beschützen, und ausgerechnet dabei hatte er versagt. Als die Krähen damals ihr Lager angegriffen hatten, war es ihm zwar gelungen, die Krieger wegzulocken, aber anschließend hatte er Issi nicht mehr finden können. Wusste sie, dass er den Lockvogel gespielt hatte, um sie zu retten? Oder glaubte sie vielmehr, er hätte sie im Stich gelassen, um seine eigene Haut zu retten?
Seither war ein Jahr vergangen. Das Einzige, was er bisher in Erfahrung gebracht hatte, war, dass Issi sich möglicherweise in Messenien befand, im Westen Achäas. Im Sommer hatte er sich eine Schiffspassage dorthin gekauft, doch das Schiff war nur von Insel zu Insel geschippert und schließlich in Mazedonien vor Anker gegangen, viel zu weit nördlich.
Acht Monate hatte er sich allein durch ein unbekanntes Land voller feindseliger Bauern und bissiger Hunde schlagen müssen, von einem Versteck zum nächsten. Allmählich verblasste die Erinnerung an seine temperamentvolle, redselige Schwester. Am schlimmsten war, dass er sich inzwischen kaum noch an ihr Gesicht erinnern konnte.
Anscheinend war er kurz eingenickt, denn das aufgeregte Murmeln der Sklaven weckte ihn. Nicht weit entfernt war Land in Sicht.
Im rot glühenden Sonnenuntergang ragte ein breiter schwarzer Berg mit von Wolken umlagertem Gipfel aus den Wellen empor. Der Gipfel war seltsam abgeflacht, als hätte ihn ein erzürnter Gott mit einem mächtigen Hieb gekappt.
Am Fuß des Berges zeichnete sich eine Bucht mit kohlefarbenem Sand ab. Sie war von zwei Landzungen eingefasst, die sich wie ein aufgerissenes Maul krümmten. Während das Schiff langsam in die Bucht glitt, hörte er das Kreischen der Seevögel und laute Hammerschläge. Ein eigentümlicher Geruch nach verdorbenen Eiern stieg ihm in die Nase.
Mit gerecktem Hals spähte er zur westlichen Landzunge hinüber. Hoch oben auf einem Felskamm stiegen aus großen Feuern dichte Rauchwolken auf. Auf der gegenüberliegenden Landzunge erhob sich auf einem steilen Hügel eine mächtige steinerne Mauer, die eine herrschaftliche Festung umschloss. Die Fackeln auf der Mauerkrone glichen wachsamen Augen. Von dort oben konnte man die gesamte Insel überblicken. Von dort oben entging einem nichts.
»Wo sind wir hier?«, wimmerte der kranke Junge.
Der Mann mit der gebrochenen Nase wurde unter der braunen Haut ganz blass. »Wir sind in Thalakrea. Sie schicken uns in die Minen hinab.«
»Was ist das? Minen?«, fragte Hylas.
Der Mann sah ihn durchdringend an, aber da hatte einer der Aufseher Hylas auch schon am Lederhalsband gepackt und auf die Füße gezogen. »Das ist der Ort, an dem du den Rest deines Lebens verbringen wirst.«
Was sind Minen?«, wiederholte Hylas leise, an den Mann mit der gebrochenen Nase gewandt.
Nach einem mühseligen Marsch hatten sie eine Stelle erreicht, an der sich mehrere Wege kreuzten. Von hier aus führten Pfade zu den beiden Landzungen, ein weiterer ins Inland und der vierte endete an diesem Punkt, unmittelbar vor den Minen: ein mächtiger Hügel mit rötlicher Erde, auf dem halb nackte Sklaven dicht gedrängt arbeiteten. Die Männer zerkleinerten das bleiche grünliche Gestein, Frauen und Mädchen wuschen die Stücke in Trögen aus, und kleine Jungen sortierten die Brocken anschließend, alles unter den wachsamen Blicken der Aufseher. Weiter oben tauchten Sklaven aus den Löchern im Felsgestein auf oder verschwanden darin, wie Fliegen, die eine Wunde umschwärmten.
»Minen«, erwiderte der Mann, »benötigen die Menschen, um Bronze herzustellen. Sie graben, bis sie auf den Grünstein stoßen, brechen ihn heraus, zertrümmern das Gestein und schmelzen es, bis Kupfer austritt. Das Kupfer vermischen sie mit Zinn.« Er deutete mit dem Kopf zu den Feuern auf dem Hügelkamm. »Dort oben sind die Schmelzöfen. Das ist der Hoheitsbereich des Schmiedes.«
Hylas schluckte. In Lykonien, seiner Heimat, baten die Bauern die Erde um Verzeihung, bevor sie mit dem Pflug Furchen auf ihren schmalen Gerstenfeldern zogen; dabei tat das Pflügen Ihr nicht einmal weh und die Narben verschwanden auch bald wieder. Dieser Hügel hingegen war so schwer verletzt, dass er sich nie wieder von seinen Wunden erholen würde.
Schließlich löste man ihre Fesseln. Ein Aufseher schritt die Reihen ab und inspizierte die neuen Sklaven. »Steinbruch«, sagte er und der Mann mit der gebrochenen Nase wurde weggeführt. »Schleppen. Zerkleinern.« Er musterte Hylas. »Grubenspinne.«
Ein etwas älterer Junge bedeutete Hylas mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen, und sie kletterten über roten Schotter, in den sich schwarz glänzende Gesteinssplitter mischten. Diesen Stein kannte Hylas: Es war Obsidian. Die Krähen stellten daraus ihre Pfeilspitzen her und im vergangenen Sommer hatte er solch eine Pfeilspitze aus seinem Arm gezogen. Er tat so, als sei er ausgerutscht und verbarg einen der schwarzen Splitter in seiner Faust, als er sich beim Aufstehen abstützte.
Sie blieben vor einer Höhle weiter unten am Hügel stehen. Der Junge befahl Hylas, hier auf die anderen Grubenspinnen zu warten, dann ging er davon.
Anscheinend handelte es sich um eine Art primitive Behausung: Hylas sah vier kleine Lumpenhaufen auf Flecken fest getrampelter Erde. Ohne darauf zu achten, wo er sich niederließ, sank er erschöpft zu Boden. Er wusste nicht mehr, wann er zuletzt gegessen oder getrunken hatte, und das Getöse der Hämmer hallte schmerzhaft in seinem Schädel wider. Seine neue Tätowierung brannte. Nachdem sie ans Ufer gewatet waren, hatte ein Mann seinen Unterarm gepackt und ihm mit einer Knochennadel ein Zeichen in den Arm geritzt. Anschließend hatte er eine nach Teer riechende Paste in die Wunde gerieben. Nun war ein grobes Zickzack-Motiv auf Hylas’ Unterarm abgebildet, eine Art Berg mit Doppelgipfel: Das Zeichen seines Besitzers.
Die Sonne ging unter und in der Höhle wurde es zusehends dunkler. Die Hämmer verstummten bis auf einen, hoch oben auf dem Kamm.
Vier Jungen tauchten am Eingang der Erdhöhle auf und musterten Hylas so verächtlich, als sei er Abfall. Sie waren über und über mit rötlichem Staub bedeckt, ihre mageren Körper mit sonderbaren grünlichen Narben übersät. Ihre einzige Bekleidung bestand aus schweißdurchtränkten Stofflappen, die sie um Kopf, Hüfte und Knie geschlungen hatten.
Der Älteste mochte ein paar Jahre älter sein als Hylas. An der Schnur um seinen Hals baumelte ein Streifen Dörrfleisch, ungefähr so lang wie ein Finger. Er war zweifellos der Anführer des Grüppchens und musterte Hylas herausfordernd.
Der jüngste der vier war ungefähr sieben Jahre alt, hatte krumme Beine und schwache Augen und blinzelte unsicher zu dem größeren hoch.
Ein Junge mit tiefschwarzem Haar und hochmütigen Zügen erinnerte Hylas an einen Ägypter, den er im vergangenen Sommer gesehen hatte.
Der vierte schließlich war zum Skelett abgemagert und blickte mit weit aufgerissenen Augen ängstlich um sich. Er zuckte immer wieder zusammen oder sah furchtsam über seine Schulter.
Der ägyptische Junge trat einen Schritt auf Hylas zu. »Hau ab«, knurrte er. »Das ist mein Platz.«
Hylas ließ sich nicht einschüchtern. »Nicht mehr. Von jetzt an gehört dieser Platz mir«, erklärte er und öffnete die Faust, damit der Junge den schwarzen Obsidiansplitter in seiner Hand sah.
Der Junge biss sich wütend auf die Lippen, während die anderen warteten. Dann packte er böse zischend sein Lumpenbündel und suchte sich einen anderen Fleck.
Der Kleine und der Magere blickten Hilfe suchend auf den Anführer, der einen roten Batzen Spucke aushustete, bevor er sich hinsetzte und sich den Lumpenverband vom Kopf wickelte.
Hylas schloss die Augen. Die erste Gefahr hatte er pariert, aber vermutlich würden sie früher oder später wieder auf ihn losgehen.
»Wie alt bist du?«, fragte der Anführer unvermittelt.
Hylas schlug ein Auge auf. »Dreizehn.«
»Woher kommst du?«
»Aus der Gegend.«
»Wie heißt du?«
Hylas zögerte. »Floh.« Ein gestrandeter Seemann hatte ihm diesen Namen im vergangenen Sommer verliehen. Für die Jungen reichte das vollauf. »Und du?«
»Zan.« Er nickte zu dem Jüngsten hinüber. »Das ist Batos.« Der ägyptische Junge hieß Kefer und der magere Styx.
Styx kicherte nervös und entblößte dabei seine abgebrochenen Zähne.
»Wovor hat er solche Angst?«, erkundigte sich Hylas.
Zan zuckte die Achseln. »Vor ein paar Tagen hätte ihn der Seelendieb um ein Haar in die Finger gekriegt.«
»Was ist ein Seelendieb?«
Die anderen starrten ihn an wie vom Donner gerührt, während Zan höhnisch den Mund verzog. »Besonders viel weißt du ja nicht, oder?«
Hylas wiederholte ungerührt seine Frage.
»Das sind böse Geister«, erklärte Batos und umklammerte sein pelziges Amulett, eine zerquetschte Maus. »Sie hausen unten in der Grube und folgen dir im Dunkeln. Sie sehen genauso aus wie wir, verstehst du? Direkt neben dir kann ein Seelendieb stehen und du erkennst ihn nicht.«
»Woher weißt du, dass es ein Seelendieb ist, wenn er so aussieht wie du?«
Das schmale Gesicht des Kleinen legte sich in verwirrte Falten.
Kefer, der Ägypter, tippte auf die senkrechte Rinne zwischen seiner Nase und der Oberlippe. »Seelendiebe haben hier ein längliches Mal, daran erkennt man sie. Aber man sieht sie nie lange genug, um sicher zu sein.«
»Sie leben im Gestein«, hauchte Styx ängstlich. »Sie kommen und gehen wie Schatten.«
Hylas überlegte einen Moment und fragte dann: »Warum nennen sie euch Grubenspinnen?«
Zan schnaubte. »Das findest du noch schnell genug heraus.«
Damit war die Unterhaltung beendet. Ohne weiter auf Hylas zu achten, wickelten die Jungen geschäftig ihre Lumpen ab und breiteten sie zum Trocknen aus.
Mit einem Mal überkam Hylas heftiges Heimweh. Er vermisste Issi und Scram, seinen Hund, den die Krähen auf dem Gewissen hatten. Er vermisste auch Filos, den Delfin, und Pirra. Sogar Telamon fehlte ihm, der Sohn des Stammesfürsten, der sein Freund gewesen war, bevor sich herausgestellt hatte, dass er zu den Krähen gehörte.
Er hatte alle verloren, die ihm etwas bedeuteten. Am Ende blieb er immer allein zurück. Er hasste es, einsam zu sein.
Und wenn schon, sagte sich Hylas ärgerlich. Alles schön der Reihe nach. Jetzt muss ich erst einmal irgendwie von dieser Insel wegkommen.
»An Flucht brauchst du gar nicht erst zu denken«, sagte Zan, als hätte Hylas den Gedanken laut ausgesprochen.
»Was geht dich das an?«, gab Hylas zurück.
»Wenn du zu fliehen versuchst, bestrafen sie uns, und wir bestrafen dich.«
Hylas musterte ihn prüfend. »Ich wette, ihr habt noch nie einen Fluchtversuch unternommen.«
»Das wäre auch zwecklos«, erklärte Zan. »Die Inselbewohner helfen dir nicht, sie haben viel zu viel Angst. Im Meer wimmelt es von Haien. Im Inland gibt es nur heiße Quellen und menschenfressende Löwen. Selbst wenn die Löwen dich nicht kriegen, erwischen dich Kreons Männer auf jeden Fall.«
»Wer ist Kreon?«
Zan deutete mit dem Kopf zur Festung auf dem Hügel. »Kreon ist der Besitzer der Insel. Ihm gehört die Mine. Wir sind ebenfalls sein Eigentum.«
»Mich besitzt niemand«, entgegnete Hylas.
Die vier brachen in wieherndes Gelächter aus und trommelten mit den Fäusten auf den Boden.
Plötzlich schrillte eine Pfeife und die Jungen krochen aus der Höhle. Hylas folgte ihnen. Hoffentlich bedeutete der Pfiff, dass es etwas zu essen gab.
Horden von Sklaven balgten sich um die magere Verpflegung. Die Grubenspinnen hatten sich Korb und Ledereimer gesichert, und Hylas bahnte sich mit den Ellbogen den Weg zu ein paar Schlucken essigsaurem Wasser und einer Handvoll grauem Brei, der bitter nach gestampften Eicheln und Korn schmeckte.
Er leckte sich gerade die Reste der Mahlzeit von den Fingern, als er dröhnende Schritte und das Rumpeln von Rädern vernahm.
»Los, stellt euch in eine Reihe!«, rief Zan.
Rote Staubwolken wirbelten von dem nach Westen führenden Pfad auf und eine Woge der Furcht lief durch die aufgereihten Sklaven wie Wind durch ein Kornfeld. Die Sklaven neigten die Köpfe und pressten die Arme an die Seiten. Aufseher fuchtelten nervös mit ihren Peitschen herum und wischten sich über die verschwitzten Wangen.
Zuerst bog eine Hundemeute um die Kurve. Die Tiere hatten rot gefleckte Felle und trugen Halsbänder mit Bronzestacheln. Ihre Augen blickten gierig und leer. Schläge und Hunger hatten sie in wilde Bestien verwandelt.
Danach folgte ein Trupp Krieger, albtraumhafte Gestalten mit Brustharnischen und schwarzen Lederschurzen. Sie waren mit mächtigen Speeren und gefährlich aussehenden Bronzemessern bewaffnet. Trotz der Hitze trugen sie schwarze Umhänge, die sie wie Flügel umflatterten, und ihre Gesichter waren mit grauer Asche bedeckt.
Hylas schnappte erschrocken nach Luft. Solche Krieger hatte er schon einmal gesehen.
In ihrer Mitte fuhr der Stammesfürst in einem von zwei schwarzen Pferden gezogenen Streitwagen. Während der Wagen den Pfad zur Festung hinaufratterte, erhaschte Hylas einen Blick auf die halb geschlossenen Augen des Mannes und den struppigen schwarzen Bart. Etwas an diesem Gesicht kam ihm schrecklich bekannt vor.
»Runter mit dem Kopf!« hauchte Zan und stieß ihn in die Rippen.
Entsetzt blickte Hylas von dem Stammesfürsten auf die Tätowierung an seinem Unterarm. »Das ist kein Berg«, flüsterte er. »Das ist eine Krähe.«
»Na klar ist das eine Krähe«, zischte Zan kaum hörbar. »Das ist Kreon, Sohn des Koronos. Er gehört zu den Krähen!«
Hylas war, als stürzte er in einen tiefen Abgrund.
Er war ein Sklave in den Minen des Koronos.
Sobald sie herausfanden, dass er sich hier befand, war es um ihn geschehen.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als Hylas aus dem Schlaf schreckte. Die anderen waren schon auf den Beinen und bereit zum Aufbruch. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu wecken. Dass er deswegen Schläge beziehen würde, war ihnen offenbar gleichgültig.
Hastig schnitt er Streifen von seiner Tunika, umwickelte damit Kopf und Knie und band sich ein Stück Stoff um die Hüften. Den Obsidiansplitter verbarg er in einer Stofffalte an der Taille.
Kefer riet ihm, noch ein zusätzliches Stück Stoff mitzunehmen. »Wenn du unten in der Grube bist, musst du auf das Tuch pinkeln und es dir als Staubschutz um Nase und Mund binden.«
»Danke«, sagte Hylas.
Die »Grube« erwies sich als zwei Schächte, die in den Hügel gegraben waren. Ein Schacht war etwa so breit wie ein ausgestreckter Arm. Quer über dem Schachteingang lag ein Balken, um den ein Seil geschlungen war, eine Art Zugseil, wie Hylas vermutete. Der andere Schacht war noch schmaler. Davor warteten Männer in langen Schlangen auf den Abstieg. Viele waren mit grünlichen Narben bedeckt und hatten Finger und Zehen eingebüßt. Ihre Augen waren blutunterlaufen, die Gesichter wie versteinert.
»Was sind das für Männer?«, fragte Hylas an Kefer gewandt.
»Das sind die Hauer«, gab der junge Ägypter murmelnd zurück. »Denen kommst du besser nicht in die Quere.«
Während sich die Männer in der Warteschlange stumpf vorwärtsschoben, bemerkte Hylas, dass etliche Krieger die Minen bewachten. Vom Hügel äugte Kreons Festung drohend zu ihm herunter. Er versuchte, sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass die Krähen ihn für tot hielten und glaubten, er sei im vergangenen Sommer ertrunken. Es half alles nichts.
Hylas fiel auf, dass die Sklaven in der Überzahl waren, und er fragte Zan, warum sie nicht aufbegehrten.
Der Ältere verdrehte die Augen. »Die Grube ist neun Ebenen tief. Wenn du zu fliehen versuchst, schicken sie dich bis ganz nach unten.«
»Na und?«
Statt einer Antwort warf Zan eine Prise Staub über seine Schulter und spuckte dreimal aus.
»Das hält die Seelendiebe fern«, flüsterte Batos und umklammerte die zerquetschte Maus an dem Band um seinen Hals. Styx zerrte an seinen hervorstehenden Schlüsselbeinen und schwitzte vor Angst, Kefer murmelte eine ägyptische Zauberformel.
Als Hylas von Batos wissen wollte, ob es sich bei dieser Maus um ein Amulett handelte, nickte der Kleine eifrig. »Tunnelmäuse sind schlau, sie nehmen immer rechtzeitig Reißaus, bevor ein Stollen einstürzt. Zan trägt auch ein Amulett, den Finger eines Hauers.«
»Halt den Mund, Batos!«, sagte Zan.
Einer der Männer weiter vorn in der Reihe hatte Hylas bemerkt. Es war der Mann mit der gebrochenen Nase. »Du bist Lykonier«, stellte er halblaut fest.
Hylas wurde übel.
»Du brauchst es gar nicht abzustreiten, ich höre es an deinem Akzent. Anscheinend hatten die Krähen im vergangenen Frühjahr Ärger in Lykonien. Sie wollten alle Fremdlinge ausrotten, aber einige sind ihnen entwischt.«
»Da haben sie dir was Falsches erzählt«, gab Hylas leise zurück, ohne die misstrauisch gewordenen Grubenspinnen anzusehen.
»Das glaube ich kaum«, erwiderte der Mann. »Ich komme aus Messenien, dort waren sie auch hinter den Fremdlingen her, aber einigen ist die Flucht geglückt. Warum verfolgen die Krähen diese Fremdlinge?«
Messenien. Dorthin war Issi gegangen. »Weißt du, ob unter den Flüchtlingen ein Mädchen war, ungefähr zehn Sommer alt?«
Ein Aufseher befahl dem Mann brüllend weiteraufzurücken. Der Mann warf Hylas einen schwer zu deutenden Blick zu und verschwand im Schacht.
»Was ist ein Fremdling?«, erkundigte sich Zan gereizt.
»Jemand, der außerhalb eines Dorfes zur Welt kommt.«
»Das allein macht euch schon zu was Besonderem?«, fragte Zan höhnisch.
»Ich bin kein Fremdling«, log Hylas.
Die anderen hatten sich unterdessen Säcke aus Rohleder von einem Stapel genommen. Zan warf auch Hylas einen zu. Genau wie Zan schlang sich Hylas den Sack über den Rücken und schob die Arme durch die beiden Riemen. Anschließend streute er etwas Erde über seine Schulter und erbat den Schutz der Herrin der Wildnis. Sie war weit entfernt in Achäa, und er fragte sich, ob sie seine Bitte erhören würde.
Batos kletterte zuerst hinab, gefolgt von Zan, Styx und Kefer.
Der junge Ägypter wirkte jetzt beinahe ebenso verängstigt wie Styx. »Zieh den Kopf ein«, riet er Hylas. »Und atme durch den Mund.«
»Warum?«
»Das wirst du gleich sehen.«
Auf der rutschigen Strickleiter kämpfte sich Hylas in die Tiefe hinab. Es stank so durchdringend, dass er durch den Mund atmete.
Fünfzig Sprossen … hundert … Als er Boden unter den Füßen spürte, hatte er längst aufgehört zu zählen.
Der Tunnel war so niedrig, dass Hylas nicht aufrecht zu stehen vermochte, und in der Dunkelheit warfen die Wände seinen abgerissenen Atem zurück. Ein Stützbalken an der Decke knarrte. Das ganze Gewicht des Berges schien auf Hylas’ Schultern zu lasten. Tönerne Grubenlampen auf Wandsimsen spendeten hier und da rauchiges, fahles Licht. Flackernde Schatten huschten umher und verschwanden wieder. Er musste an die Seelendiebe denken und kroch hinter den anderen her.
In dem verschlungenen Gang, der an manchen Stellen jäh in die Tiefe führte, wurde der Gestank schier unerträglich. Hylas schnüffelte an seiner Handfläche und würgte.
Hinter den Seitenwänden vernahm er gedämpftes Murmeln. Er erkannte Zans Stimme und vermutete, dass der Schacht um die Ecke bog und von dort wieder zurückführte. »Kommt bloß nicht auf den Gedanken, ihm zu helfen«, erklärte Zan. »Er soll selbst sehen, wo er bleibt.«
Je tiefer sie kamen, desto wärmer wurde es, und bald war Hylas schweißbedeckt. In der Ferne erklang leises Hämmern. Neun Ebenen tief, dachte er. Dieser Hügel war von Gängen durchzogen. Er wollte lieber nicht an den Erderschütterer denken, jenen Gott, der durch sein Stampfen Berge zum Einsturz bringt.
Mit einem Mal schwoll der Lärm ohrenbetäubend an. Er hatte eine große, düstere Höhle erreicht. Dichter Staub wirbelte durch die Luft, hier und da schimmerten einige Grubenlampen im Dunkel. Auf Simsen in der Wand lagen nackte Männer auf dem Rücken und bearbeiteten die grünen Gesteinsadern mit Steinhämmern oder Pickeln aus Hirschgeweih. Jungen und Mädchen, nicht älter als fünf Sommer, huschten vorsichtig umher, klaubten die aus dem Stein gelösten Brocken auf und stapelten sie aufeinander. Hylas wurde übel. Die Hauer hackten das grüne Blut der Erde aus Ihrem Fleisch. Er befand sich inmitten einer riesigen Wunde.
Die Grubenspinnen hatten sich die feuchten Lappen schützend vor Mund und Nase gebunden und sammelten den aufgestapelten Grünstein in ihren Säcken. Hylas folgte ihrem Beispiel. Als die Säcke voll waren, führte Zan das Grüppchen durch einen anderen Tunnel zurück. Der befüllte Ledersack war schwer wie ein Toter, die Riemen schnitten tief in Hylas’ Schultern ein.
Nach einem schier endlosen Aufstieg erreichten sie schließlich den Schacht. Zwei Männer packten Hylas’ Tragesack und schnürten ein Seil darum. Dann gaben sie mit einem Ruck am Seil den Befehl zum Hochziehen und der Sack stieg empor.
Aber dann zerriss er plötzlich. Die Steine polterten den Schacht herunter und hätten Hylas um ein Haar getroffen.
»Wessen Sack war das?«, schrie einer der Schlepper. Sein Blick fiel auf Hylas. »Du warst das! Du hast deinen Sack nicht überprüft!«
»Regel Nummer eins: Werkzeug prüfen!«, sagte Zan höhnisch.
Hylas biss die Zähne zusammen. Zan hatte ihm absichtlich einen fehlerhaften Sack gegeben. Na schön, dachte er. Das klären wir am besten gleich.
Während sie in der Höhle die nächste Fuhre aufsammelten, blieb er in Zans Nähe und wich auch auf dem Rückweg zum Schacht nicht von der Seite des Jungen. Auf halber Strecke blieb Zan plötzlich stehen, fasste sich erschrocken an die Brust und tastete dann hektisch den Boden ab. Als sie den Schacht erreichten, zitterte er am ganzen Körper.
»Suchst du vielleicht das hier?«, erkundigte sich Hylas lässig. Er hielt Zan den schrumpeligen Finger vor die Nase und schob sein Gesicht ganz nahe an das des Jungen heran. »Das bleibt besser unter uns«, zischte er. »Ich will dir deinen Platz als Anführer nicht streitig machen, aber leg dich nicht noch mal mit mir an. Kapiert?«
Zan nickte langsam.
Nach zwei weiteren anstrengenden Runden rief der Aufseher eine Pause aus. Zan hatte den anderen offenbar Bescheid gesagt, denn sie machten Platz für Hylas und teilten das Essigwasser und die staubigen Fladenbrote mit ihm.
Zan und Kefer stopften sich das Brot mit verbissener Entschlossenheit in den Mund, während Batos die Tunnelmäuse damit fütterte. Styx aß nichts und schreckte vor jedem Schatten zurück.
Hylas fragte Zan leise, was Seelendiebe den Menschen zuleide taten.
»Manchmal flüstern sie dir etwas ins Ohr und folgen dir wie ein Schatten, bis du verrückt wirst. Manchmal strecken sie ihre Hand durch deine Kehle und halten deinen Herzschlag an.«
Hylas schluckte. »Leben sie im Gestein?«
»Im Gestein und in den Gängen. Sie sind Geister und können überall hin.«
»Ssscht!«, zischte Kefer mit finsterem Gesicht. Über Tage war er recht freundlich, aber hier unten wirkte er schweigsam und bedrückt.
Zan warf Hylas einen neugierigen Blick zu. »Warst du schon mal unter der Erde?«
»Einmal«, erwiderte Hylas. »Damals gab es ein Erdbeben.«
Zan stieß einen Pfiff aus. »Was hast du gemacht?«
»Ich hab mich schleunigst nach oben verzogen.«
Zan lachte.
Als Hylas sich erkundigte, ob es auch Erdbeben in Thalakrea gegeben hatte, schüttelte der Ältere den Kopf. »Nur ein paar Schächte sind eingestürzt und oben aus dem Berg kam Rauch.«
»Rauch? Aus einem Berg?«
»In diesem Berg wohnt eine Göttin, der Rauch ist Ihr Atem und der der Feuergeister. Sie leben in heißen Erdspalten.«
Hylas überlegte. »Wird Sie denn manchmal zornig?«
»Weiß ich nicht, aber ab und zu steigt eben dieser Rauch auf.«
Der Aufseher beendete die Pause, indem er den Jungen befahl, in der achten Ebene Grünstein aufzusammeln.
Die Grubenspinnen erschauerten.
»Nicht so tief«, wimmerte Styx.
Kefer schloss ächzend die Augen und sogar Zan wirkte ängstlich. »In Ordnung«, sagte er. »Bleibt dicht beisammen!«
ENDE DER LESEPROBE