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Das große Finale der schicksalhaften Second-Chance-Romance der Bestsellerautorin – Teil 3 aus Embers UND Holdens Sicht
Zerstörtes Vertrauen. Intensive Leidenschaft. Ihre gemeinsame Geschichte ist so stürmisch, rau und tief wie der Ozean …
Gerade als Golden Bay sich wieder wie ein Zuhause anfühlt und Ember auf einen Neuanfang mit Holden hofft, wird er vor ihren Augen verhaftet. Sie kann nicht fassen, was er getan und ihr all die Jahre verheimlicht hat. Mit der Renovierung ihres Elternhauses versucht sie sich abzulenken, doch der Schmerz und die Sehnsucht sind allgegenwärtig. Wie soll sie Holden je wieder vertrauen? Und was, wenn da noch mehr ist, was er ihr verschweigt?
Der Vergangenheit kann man nicht entkommen – das muss Holden bitter einsehen, als er Embers Vertrauen endgültig verspielt. Seine letzte Chance auf ihre Vergebung ist, ihr endlich die ganze Wahrheit zu erzählen – doch damit würde er ihr Leben erneut zerstören. Holden liebt sie zu sehr, um ihr das anzutun, selbst wenn das bedeutet, keine Chance mehr auf eine gemeinsame Zukunft mit Ember zu haben ...
Romantik & Spice von der Bestsellerautorin – nach ihrem Nr.1-Hit »SORRY« lockt Bianca Iosivoni ihre Leser*innen mit einer umwerfenden Liebesgeschichte und Endless-Summer-Vibes auf eine traumhafte Insel vor der Küste Kanadas:
1. Golden Bay. How it feels
2. Golden Bay. How it hurts
3. Golden Bay. How it ends
Die Geschichte von Ember und Holden ist perfekt für dich, wenn du diese Tropes liebst:
• Second Chance
• Broken Hero
• Found Family
• Dark Past
Entdecke auch den wunderschönen und exklusiven Merch zur Reihe – überall im Handel und online erhältlich!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 577
Bianca Iosivoni ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten New-Adult-Autorinnen Deutschlands. Ihr Roman SORRY.Ich habe es nur für dich getan, ein unwiderstehlicher Mix aus Romantik und Thrill, sprang sofort auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste und hielt sich, angefeuert von seinen begeisterten Fans, wochenlang in den Top 10. Auch mit ihren Romantasy-Bestsellern macht Bianca Iosivoni seit Jahren unzählige Leser*innen süchtig. Die Canadian-Dreams-Reihe ist eine New-Adult-Trilogie voller Gefühle, Spice und Leidenschaft, die die Sehnsucht nach einem Sommerurlaub auf einer kanadischen Insel wie Golden Bay weckt. Der erste Band How it feels sprang auf Anhieb auf Platz 2 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Außerdem von Bianca Iosivoni lieferbar:
SORRY. Ich habe es nur für dich getan
Golden Bay. How it feels
Golden Bay. How it hurts
Golden Bay. How it ends
www.penguin-verlag.de
Bianca Iosivoni
Roman
Band 3
Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
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Copyright © 2024 by Penguin Verlag
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Langenbuch & Weiß Literaturagentur.
Redaktion: Melike Karamustafa
Illustration: Francis Eden
Umschlagabbildung: www.shutterstock.com/Konstanttin; www.shutterstock.com/surachet khamsuk; www.shutterstock.com/oksanka007; www.shutterstock.com/merrymuuu
Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München
ISBN 978-3-641-30782-0V001
www.penguin-verlag.de
SLANDER, Dylan Matthew – Love Is Gone (Acoustic)
JVKE – this is what losing someone feels like
Tate McRae – you broke me first
Dean Lewis – How Do I Say Goodbye
Gracie Abrams – I miss you, I’m sorry
Raphael Lake, Aaron Levy, Daniel Ryan Murphy – Prisoner
Benson Boone – In The Stars
Lady Gaga – Hold My Hand
Gracie Abrams – Stay
Taylor Swift – This Love (Taylor’s Version)
Maroon 5 – Memories
Taylor Swift – august
Zoe Wees – Control
Welshly Arms – save me from the monster in my head
Taylor Swift, Joy Williams, John Paul White – Safe & Sound (Taylor’sVersion)
Andy Grammer – Don’t Give Up On Me
Black Lab – Mine Again
Benson Boone – Beautiful Things
Tommee Profitt, Ruelle – Iris
Lana Del Rey – Young And Beautiful
Taylor Swift – How You Get The Girl (Taylor’s Version)
Nick Kingsley, Daniel Farrant – I’m Not Afraid
Ed Sheeran, Beyoncé – Perfect Duet
Liebe Leser*innen,
dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.
Deshalb findet sich auf S. 471 eine Triggerwarnung.
Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.
Wir wünschen allen das bestmögliche Leseerlebnis.
Bianca Iosivoni und der Penguin Verlag
Für alle,
die sich nach einem Zuhause sehnen.
Willkommen in Golden Bay.
»Was hast du mir noch verschwiegen?«, wispert Ember.
Blaulicht scheint von draußen in die Golden Bay Police Station und flackert über unsere Gesichter. Stimmen und Schritte dringen an mein Ohr. Ich kann noch immer nicht fassen, dass unser Vorhaben so schiefgegangen ist und ausgerechnet Embers Vater mich, Hendrick, Remi, den alten Murray und die anderen wegen Drogenhandels festgenommen hat. Die Handschellen schneiden in meine Haut, und der Polizist neben mir hält mich mit eisernem Griff am Arm fest.
Ember ist nur wenige Meter von mir entfernt, das Gesicht eine Maske aus Fassungslosigkeit und unterdrückten Gefühlen. Chief Jackson, Jayden und andere Polizisten haben sich um uns versammelt, bereit, sofort einzugreifen, wenn ich auch nur eine falsche Bewegung mache, aber alles, was ich sehe, alles, was ich wahrnehme, ist sie.
Die Wut und die Zweifel in ihren grünbraunen Augen. Das leicht gewellte rotblonde Haar, das ihr auf die Schultern fällt. Das dunkelgrüne Sommerkleid, das ihren schlanken Körper und ihre Kurven umschmeichelt. Die leichte Bräune ihrer Haut. Und wenn ich nähertreten, wenn ich ganz dicht vor ihr stehen würde, könnte ich die Handvoll Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken erkennen, die nur jetzt im Sommer, wenn sie kein Make-up trägt, zu sehen sind.
Aber ich kann nicht nähertreten – und zwischen uns scheint plötzlich ein ganzes Universum zu liegen.
Was hast du mir noch verschwiegen?
Wie ein Echo hallt ihre Frage in mir nach. Für einen Sekundenbruchteil zuckt mein Blick an ihr vorbei in Richtung ihres Vaters, zu schnell für Ember, um es zu bemerken. Aber er bemerkt es – und versteift sich.
Das ist meine Chance. Wochenlang hat Ember mich gefragt, was in jener Nacht passiert ist. Warum ich vor fünf Jahren einfach ohne ein Wort verschwunden bin und nie wieder den Kontakt zu ihr gesucht habe. Ihr Vater ist der Grund. Er hat mich damals erpresst und gezwungen, Golden Bay für immer zu verlassen. Heute Nacht hat er mich festgenommen und seine Tochter aufs Revier bestellt, um mich vorzuführen, um ihr zu zeigen, was für krimineller Abschaum ich bin. Und um mich loszuwerden – diesmal endgültig.
Wenn es je einen guten Moment gegeben hat, um Ember die ganze Wahrheit über jene Nacht und über Chief Jackson zu sagen, ist er jetzt gekommen. Doch dann sehe ich, wie sich ihr Vater neben sie stellt, die Hand auf ihrer Schulter, und sie sich vertrauensvoll in die Berührung lehnt. Er ist ihr Dad. Und obwohl ich ihn gerade abgrundtief hasse, weiß ein winzig kleiner Teil von mir dennoch, dass er all das für Ember getan hat. Um sie zu beschützen. Und ich weiß auch, dass ich die Beziehung zwischen den beiden für immer zerstören würde, wenn ich jetzt den Mund aufmache.
Also schweige ich. Behalte sein Geheimnis für mich. Ich habe schon genug kaputtgemacht, genug Menschen verletzt, denen ich niemals wehtun wollte. Ich kann und werde nicht auch noch den Rest von Embers Leben ruinieren.
»Es tut mir leid«, murmle ich stattdessen erneut und versuche die Reue, die Schuldgefühle und alles, was ich für sie empfinde, in diese vier Worte zu legen.
Doch in ihren Augen ist nur Wut. Schmerz. Und Resignation.
»Mir auch«, erwidert sie erstickt und macht auf dem Absatz kehrt.
Ich kann nichts anderes tun, als ihr nachzusehen, wie sie die Polizeistation und mein Leben verlässt, ehe ich endgültig abgeführt werde.
Er hat mich angelogen. Holden hat mir die ganze Zeit über etwas vorgemacht. Ich starre ihn an, starre in sein Gesicht, das mir mittlerweile wieder schmerzhaft vertraut ist – und habe das Gefühl, einen Fremden vor mir zu haben.
»Es tut mir leid«, sagt er mit rauer Stimme. Eine Stimme, die mich vor wenigen Stunden noch zum Lächeln gebracht hat.
Weil ich ihm vertraut habe. Anscheinend war der Schmerz vor fünf Jahren nicht schlimm genug, denn ich war so dumm, mich erneut auf ihn einzulassen. Und das, obwohl ich genau wusste, dass er mir etwas verschweigt. Er hat mir nie erzählt, was in jener Nacht passiert ist oder warum er gegangen ist.
Jetzt habe ich meine Antwort. Er war schon damals kriminell und in den letzten Jahren sogar im Gefängnis. Der Mann, den ich zu kennen geglaubt habe, existiert nicht.
»Mir auch«, stoße ich hervor und drehe mich um, bevor er meine Tränen sehen kann. Bevor er sieht, dass ich sie nicht länger zurückhalten, nicht länger kämpfen, mich nicht länger zusammenreißen kann.
Wütend wische ich sie mit dem Handrücken fort und stoße die Glastüren auf. Ich muss hier raus. Ich kann keine einzige Sekunde länger da drinnen bleiben. Nicht, wenn Holden dort ist. Nicht, wenn ich weiß, dass sie ihn gleich in eine Zelle stecken werden.
Oh Gott … Meine Brust zieht sich zusammen. Ich presse mir die Faust dagegen, doch der Schmerz bleibt. Allein die Vorstellung, dass Holden … Verdammt!
Ich kenne das Prozedere. Man kann nicht als Tochter eines Polizisten auf einer kleinen Insel aufwachsen, ohne häufiger auf dem Revier gewesen zu sein. Erst lassen sie Holden in der Hoffnung auf ein schnelles Geständnis einige Stunden schmoren. Dann beginnt die Befragung. Wieder und wieder, bis sie endlich haben, was sie wollen – oder wenigstens einen Hinweis, einen Widerspruch, eine Lüge in seinen Aussagen gefunden haben. Etwas, mit dem sie weiterarbeiten und Druck auf ihn ausüben können. Vielleicht haben sie aber auch schon genug Beweise gegen ihn gesammelt, und die Befragung ist nur noch reine Formsache.
Vor dem Revier bleibe ich stehen und stütze mich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. Mein Atem geht so schnell, als wäre ich gerannt. Aber es ist kein Keuchen, das mich schüttelt, sondern Schluchzen.
Blaulicht und Straßenlampen erhellen die Dunkelheit. Obwohl es weit nach Mitternacht ist, ist es noch immer warm. Die schwere, schwüle Luft droht mich zu ersticken.
Ich kann nicht aufhören, an Holden zu denken. An das, was ihm jetzt droht. Eigentlich läuft alles genau so, wie es per Gesetz laufen muss. Es ist die Aufgabe der Polizei, die Wahrheit ans Licht zu bringen, die Täter zu überführen, sie wegzusperren, und die Unschuldigen zu beschützen. Zumindest ist es das, was mein Vater mir jahrelang eingetrichtert hat. Und normalerweise stimme ich ihm zu, auch wenn die Realität nie so heroisch und simpel ist, wie es oft in Filmen dargestellt wird. Trotzdem glaube ich an das Gute in der Welt. Ich muss einfach.
Aber hier und heute? In Holdens Fall? Ich weiß nicht mehr, wem oder was ich glauben soll. Hat er mich wirklich die ganze Zeit belogen? Mir von vorne bis hinten etwas vorgemacht?
Es wäre so viel einfacher, mich daran zu klammern und ihn zu hassen. Jede gemeinsame Erinnerung mit ihm zu vergessen. Jedes Wort. Jeden Blick. Jeden Kuss. Jede Berührung. Jedes Lachen.
Ich kneife die Augen zusammen und versuche, meine Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. In diesem Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als genau das zu können. Meine Gefühle zu verdrängen und tief in mir einzuschließen, wie ich es die letzten fünf Jahre lang getan habe. Aber … ich kann nicht. Nicht mehr. Weder in Bezug auf Mom … noch auf Holden.
Ich höre, wie hinter mir die Türen zum Revier aufschwingen. Gleich darauf spüre ich eine vertraute Hand an meinem Arm, und mein Vater tritt neben mich.
»Kleines …«
Ich atme tief durch und schüttle ihn nach einem Moment ab. Vor der Polizeistation beginne ich hin und her zu laufen.
»Du wusstest davon.« Es ist keine Frage. Nicht mal eine Feststellung. Es ist eine Anschuldigung.
Ich wirble zu ihm herum. Trotz der erfolgreichen Festnahme wirkt es, als sei er in sich zusammengesunken. Seine Schultern hängen herab, und die Falten in seinem sommergebräunten Gesicht scheinen tiefer geworden zu sein. Aber seine Miene zeigt keine Regung. Er hat sein Pokerface aufgesetzt. Sein Cop-Gesicht, wie ich es als Kind genannt habe. Falls er betroffen ist oder sich schuldig fühlt, mir die Wahrheit verheimlicht zu haben, lässt er sich nichts davon anmerken.
Ich hasse es. Hasse alles daran.
»Ich habe Nachforschungen angestellt, sobald ich wusste, dass er zurückgekommen ist«, erklärt Dad ruhig, geradezu bedacht. Als würde er mit einem potenziellen Attentäter oder Geiselnehmer verhandeln und jedes Wort sorgsam abwägen, um ja nichts Falsches zu sagen.
»Du. Wusstest. Es«, wiederhole ich nur und schüttle ungläubig den Kopf. »Und du hast mir nichts gesagt?«
Der Ausdruck in seinen Augen wird hart. »Du hast mir auch nichts davon erzählt, dass du wieder Zeit mit ihm verbringst. Ehrlichkeit beruht auf Gegenseitigkeit, Ember Louise Jackson.«
Ich zucke unter dem tadelnden Tonfall zusammen, als wäre ich wieder das kleine Mädchen von früher. Und genau wie dieses Mädchen recke ich nun trotzig das Kinn.
»Ich wollte dich vor ihm beschützen. Das ist meine Aufgabe als dein Vater. Und ich habe dich mehrfach vor ihm gewarnt«, erinnert er mich sachte. »Dieser Junge ist nicht gut für dich.«
Es ist wahr. Dad hat mich schon immer vor Holden gewarnt, ganz so, als hätte er bereits geahnt, dass er mir das Herz brechen würde. Und als wäre einmal nicht genug gewesen, habe ich zugelassen, dass er es ein zweites Mal tut.
Dad seufzt leise. »Ich wusste von Anfang an, dass er nichts taugt und es nie zu etwas bringen wird. Genau wie sein Erzeuger, der einfach abgehauen ist und seine Familie im Stich gelassen hat. Wie der Vater, so der Sohn.«
Nein, verdammt. Obwohl alles darauf hindeutet, dass er recht hat, weigere ich mich, das einfach hinzunehmen. Ich weiß, dass Holden nicht so ist. Er hat immer darunter gelitten, dass sein Vater die Familie verlassen hat, und sich selbst die Schuld dafür gegeben. Er würde das niemals jemand anderem antun. Nicht ohne guten Grund …
»Du kennst ihn nicht«, behaupte ich.
»Ach, und du schon?« Aufgebracht deutet er hinter sich auf das Polizeirevier. »Denkst du das nach heute Nacht immer noch?«
Unwillkürlich beiße ich die Zähne zusammen. Das Blaulicht geht aus. Die letzten zwei Polizisten laufen an uns vorbei und betreten das Revier. Angst, Anspannung und Wut liegen noch immer in der Luft, aber ich … ich kann einfach nicht mehr. Mit einem Mal ist jedes bisschen Adrenalin fort.
»Ich will nicht mehr darüber reden.«
»Schon gut, Kleines. Fahr nach Hause, bevor Grandma sich Sorgen macht. Ich muss noch einiges klären, mehrere Verhöre durchführen, mit den Zeugen und mit Jayden und Beck sprechen.« Tröstend drückt er meine Schulter und wendet sich zum Gehen. »Wir reden morgen in Ruhe darüber, einverstanden?«
»Okay«, erwidere ich automatisch, ehe mir etwas auffällt. »Dad?«
An der Tür dreht er sich zu mir um, die Hand bereits auf dem Griff. Sein Pokerface sitzt wieder an Ort und Stelle. »Ja, Kleines?«
»Was haben Beck und Jayden mit der Sache zu tun?«
Ich starrte in das Whiskeyglas in meiner Hand und kniff die Augen zusammen, aber der Boden war noch immer zu sehen. Das Glas war schon wieder leer.
Scheiße.
Ich gab dem Barkeeper, dessen Namen ich bereits vergessen hatte, ein Zeichen, mir einen neuen Drink zu bringen. Er konnte nur ein paar Jahre älter sein als ich und musterte mich stirnrunzelnd von oben bis unten, während er mit einem Tuch über den Tresen wischte. »Denkst du nicht, dass du genug hattest?«
Und das von dem Kerl, der nicht mal meinen Ausweis verlangt hatte. Sollte er das mitten in den Staaten nicht tun? Galt hier nicht die Regel, dass man erst ab einundzwanzig Jahren Alkohol trinken durfte? Aber der Typ hatte mir, ohne mit der Wimper zu zucken, einen Whiskey hingestellt. Solange man bezahlte, schien alles andere egal zu sein. Was für ein Witz.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich den dritten Abend in Folge auf demselben Stuhl in derselben heruntergekommenen Bar mitten im Nirgendwo in der Nähe der Ostküste saß und mich ins Koma soff. Es wardas Einzige, was ich tat, seit ich Golden Bay verlassen hatte. Und Ember.
»Noch einen«, beharrte ich, überrascht davon, wie schwer es meiner Zunge fiel, die Worte zu formen.
Wenige Sekunden später stand ein frischer Drink vor mir.
»Frauenprobleme?«
»Will nicht drüber reden …«, brummte ich und trank einen großen Schluck.
Das Brennen in meinem Mund blieb aus. Wahrscheinlich hatte ich bereits alle Geschmacksnerven abgetötet. Dafür breitete sich eine angenehme Wärme in meinem Körper aus. Der Alkohol betäubte den Schmerz für ein paar Stunden, aber er konnte die Wahrheit nicht verbergen. Nicht auf Dauer. Er war ein schwacher Trost, aber immer noch besser als die verdammte Leere, die mich von innen heraus zerfraß. Mit jedem Schluck hoffte ich, dass der Schmerz ein Stückchen weniger werden würde. Dass die Erinnerungen an sie verblassen würden.
Vergeblich.
Ich hatte sie verloren, sie im Stich gelassen. Und ich konnte sie nicht mal kontaktieren. Nie mehr. Das war allein meine Schuld.
»Manchmal hilft es, sich einem Fremden anzuvertrauen.« Der Barkeeper zuckte lässig mit den Schultern und stellte mir ungefragt eine Schalemit Nüssen hin. »Glaub mir, in diesem Job hab ich einiges gehört, und ich wette, nichts von dem, was du mir erzählst, kann mich überraschen.«
Ich schnaubte, aber es klang mehr wie ein Gurgeln, weil ich mit dem Gesicht halb im Glas hing. Blinzelnd hob ich den Kopf. Whoa! Hatte der Raum vorhin auch schon geschwankt?
Shit. Vielleicht hatte ich doch übertrieben. Andererseits … wen kümmerte das schon? Es war schließlich nicht so, als hätte es noch Menschen in meinem Leben gegeben, die sich daran störten, wenn ich in einer namenlosen Stadt in einer namenlosen Bar hockte und genug Alkohol in mich reinschüttete, um meinen eigenen Namen zu vergessen.
Das klappte überraschend gut. Doch was ich trotz all den Drinks in den letzten Nächten nicht hatte vergessen können, war meine Vergangenheit. Was ich getan hatte. Und wen ich zurückgelassen hatte.
Fluchend rieb ich mir mit Daumen und Zeigefinger über die brennenden Augenlider.
»Ernsthaft, Mann.« Der Barkeeper stützte sich mit den Unterarmen auf den Tresen. »Wenn du in dem Tempo weitermachst, fällst du bald vom Stuhl; und dann hab ich den Ärger, mich um einen Rettungswagen kümmern zu müssen, damit sie dir im Krankenhaus den Magen auspumpen können. Darauf hab ich genauso wenig Lust wie du.«
Die Zukunft, die er für mich ausmalte, hätte mich vielleicht erschrecken und zur Vernunft bringen sollen, aber das Gegenteil war der Fall. Wenn ich im Krankenhaus landete, dann weil ich es nicht anders verdient hatte.
Gedankenversunken starrte ich auf die goldene Flüssigkeit in meinem Glas. Was machte es schon, wenn ich ihm meine Geschichte erzählte? Es würde ja sowieso nichts ändern.
»Ich wollte zusammen mit dem Mädchen, das ich mehr als alles andere liebe, von zu Hause abhauen. Aber statt wie vereinbart aufzutauchen, hab ich sie sitzen gelassen und bin ohne ein Wort gegangen.«
Stille.
»Warum?«, fragte der Barkeeper schließlich.
»Weil ich ein Arschloch bin.« Ich leerte das Glas in einem Zug und stellte es klirrend ab. »Ich hab mich mit den falschen Leuten abgegeben und die falschen Dinge getan. Und ihr Vater – ein Cop – hat mich erwischt und dazu gezwungen, zu verschwinden und nie wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Ich habe sie enttäuscht. Ich habe sie verloren und kann es nicht rückgängig machen, ganz egal, wie sehr ich es mir wünsche.«
»Kannst du ihr nicht schreiben? Sie anrufen und ihr alles erklären?«
Ich schüttelte den Kopf so heftig, dass mir schwindlig wurde. Mit zusammengebissenen Zähnen klammerte ich mich an die Theke.
»Ihr Vater kontrolliert ihr Handy. Er hat all unsere Nachrichten gelesen und wusste von unserem Plan. Wenn ich mich bei ihr melde, wird er ihr das Geld fürs College wegnehmen und alles dafür tun, dass sie nie von dort wegkommt.«
»Scheiße, Mann.« Zischend stieß er den Atem aus. »Das ist echt abgefuckt.«
Die Welt hatte endlich aufgehört, sich zu drehen.
»Wem sagst du das …«, murmelte ich und griff nach meinem Glas, nur um festzustellen, dass es erneut leer war.
»Aber dich hier zu Tode zu saufen, wird niemandem helfen. Dir nicht – und ihr erst recht nicht.«
Ihr. Ember. Allein ihren Namen zu denken, tat weh. Wie ein glühender Haken, der sich in meine Eingeweide grub. Wieder und wieder und wieder.
Ich hatte sie verlassen. Mehr noch: Ich hatte ihr Vertrauen missbraucht und sie verletzt. Ich hatte ihr helfen, hatte sie retten und beschützen wollen und am Ende all meine Versprechen gebrochen.
Dieses Mädchen … Sie war nicht nur irgendjemand für mich. Sie war Ember. Meine beste Freundin. Ich kannte sie fast mein ganzes Leben lang. Ich hatte sie lächeln und weinen gesehen, sie getröstet und mit ihr gelacht, war mit ihr wütend gewesen, hatte sie umarmt, geküsst, gestreichelt, zum Höhepunkt gebracht …
Fuck.
Ich ballte die Hände zu Fäusten.
Sie war diejenige, die zu jedem meiner Eishockeyspiele gekommen war und mich angefeuert hatte. Sie war diejenige, die mich zusammengestaucht hatte, als ich mich nur noch ins Training und in Hendricks kleine Jobs gestürzt hatte, wodurch ich die Highschool komplett vernachlässigt hatte. Sie war diejenige, die mich – ohne es zu wissen – auf dem rechten Weg gehalten hatte, ganz egal, wie oft ich abgedriftet war.
Mit ihr ergab alles einen Sinn. Ohne sie hatte nichts mehr eine Bedeutung.
Der Barkeeper musterte mich besorgt, sein Gesicht war von einer Mischung aus Mitleid und Ratlosigkeit gezeichnet. Wahrscheinlich versuchte er, mir irgendwie zu helfen. Mich zu retten. Aber es gab keine Rettung für mich. Ich hatte alles zerstört, was mir wichtig gewesen war. Selbst die Anrufe und Nachrichten von Mom und Gemma hatte ich in den letzten Tagen und Nächten ignoriert. Ich hatte auch ihnen wehgetan.
Mir blieb nur noch die verdammte Strafe für all das.
»Du irrst dich«, antwortete ich verspätet und wartete, bis der nächste Drink vor mir stand. »Hier zu sitzen und mich zu betrinken, ist genau das, was ich jetzt tun sollte.« Ich prostete ihm zu und führte das Glas an die Lippen.
Der höllische Kater am nächsten Morgen oder der Trip ins Krankenhaus waren das Einzige, was ich verdient hatte. Und ich würde mich weiter selbst bestrafen, bis es irgendwann, eines Tages, vielleicht nicht mehr so beschissen wehtun würde.
Die Bar verschwamm um mich herum, während ich den nächsten Schluck nahm. Und noch einen.
Ich würde mich selbst zerstören. Stück für Stück. Und es war mir völlig egal, denn das Wichtigste auf der Welt hatte ich bereits verloren.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Draußen ist es hell geworden – aber wie spät es genau ist? Wie viele Stunden ich bereits in Untersuchungshaft sitze und die Wand anstarre? Ich habe nicht die geringste verdammte Ahnung.
Nachdem sie mich hier reingeschoben und mir die Handschellen abgenommen haben, habe ich gegen die verschlossene Tür gehämmert. Bin eine Ewigkeit in der winzigen Zelle hin und her gelaufen. Habe gegen die Mauer getreten. Die Welt verflucht – und mich selbst.
Mittlerweile sitze ich völlig reglos auf der Pritsche.
Kein einziges Geräusch dringt von draußen herein. Weder das von vorbeifahrenden Autos noch von Schritten, keine Stimmen, nichts. Nicht mal aus dem Polizeirevier kann ich etwas hören, so dick sind die Mauern. Feuchtigkeit liegt in der Luft. Die Leuchtstoffröhren summen leise und flackern alle paar Minuten.
Soweit ich weiß, hat das Golden Bay Police Department nicht viele Zellen, dennoch haben sie mich allein hier eingesperrt. Mit Sicherheit auf Wunsch des Polizeichefs, der mich mürbemachen will.
Ich habe keine Ahnung, was mit den anderen passiert ist, mit Hendrick, Remi und dem Rest der Truppe. Vielleicht werden sie gerade von Chief Jackson und seinem Team verhört, womöglich hat man sie aber auch schon längst an einen anderen Ort auf dem Festland verlegt. Daran, dass man sie freigelassen hat, glaube ich nicht. Ich habe die Taschen voller Crystal Meth und Geldscheinen mit eigenen Augen gesehen. Eindeutige Beweise. Wahrscheinlich feiert die Staatsanwaltschaft bereits eine Party.
Seufzend lasse ich den Kopf gegen die kalte Mauer hinter mir sinken und schließe die Augen. Seit ich hier bin, verfolgt mich der letzte Blick, den Ember mir zugeworfen hat. Diese Mischung aus Wut, Verzweiflung, Schmerz und … Resignation. Als hätte ein Teil von ihr damit gerechnet und die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass ich sie ein weiteres Mal enttäusche. Dass ich das zwischen uns erneut kaputtmache.
Diesmal endgültig.
Ein leises Schaben ist zu hören, dicht gefolgt von Schritten. Ich schlage die Augen auf.
»Thorne.« Nicht Chief Jackson, nicht Jayden öffnet die Tür zu meiner Zelle, sondern die Polizistin, die mich auf dem Motorboot festgenommen hat. »Mitkommen.«
Widerstand ist zwecklos, außerdem will ich hier raus, also stehe ich kommentarlos auf, lasse mir wieder die Handschellen anlegen und mich von ihr in einen quadratischen Raum führen. Keine Fenster, nur eine einzige Tür, ein Tisch und zwei Stühle, Kameras in den Ecken und die klassische verspiegelte Wand.
»Hinsetzen.« Die Beamtin befestigt meine Handschellen am Metalltisch, dann verlässt sie den Verhörraum ohne ein weiteres Wort.
Kurz darauf wird die Tür hinter mir erneut geöffnet. Gedämpfte Stimmen. Schritte.
Ich halte den Kopf gesenkt.
Ein Pappbecher mit Wasser erscheint vor mir auf dem Tisch, dann folgt das Knarzen eines Stuhls, der zurückgezogen wird, und jemand setzt sich mir gegenüber.
»Holden.«
»Peter …?« Verblüfft reiße ich den Kopf hoch. »Was machst du denn hier?«
Trotz der Sommerbräune aus den Flitterwochen sieht Peter Hunting blass aus. Er trägt einen schlichten Anzug mit dunkelblauer Krawatte und wirkt – im Gegensatz zum letzten Mal, als wir uns gesehen haben – professionell. Nicht wie Gemmas Ehemann, sondern wie ein Anwalt. Selbst dann noch, als er mir ein schiefes Lächeln zeigt.
»Ich muss gestehen, als ich mein Büro in Québec City geschlossen und zu Gemma nach Golden Bay gezogen bin, habe ich nicht damit gerechnet, dass mein Schwager einer meiner ersten Klienten sein wird. Erst recht nicht in einer prekären Situation wie dieser.«
Obwohl ich höre, was er sagt, fällt es mir schwer zu begreifen, was zum Teufel hier vor sich geht. Halluziniere ich? Liege ich noch in der Zelle und bin eingeschlafen? Oder passiert das wirklich?
»Was … Warum bist du hier? Wie? Woher wusstest du …?«
»Ein gewisser Kilian Beck hat mich angerufen und darüber informiert, was passiert ist.«
Beck … Scheiße, ich muss mich bei ihm bedanken.
»Hat er auch …« Ich räuspere mich. »Wissen Mom und Gemma Bescheid?«
Peter nickt knapp. »Allerdings nur dass du verhaftet wurdest.«
Ich schnaube leise. Wenigstens haben sie es von Beck erfahren statt von irgendwelchen Schaulustigen, die sich am Maple Port in Bayville versammelt haben. Oder aus dem Internet. Wahrscheinlich kocht die Gerüchteküche bereits über.
»Sie wollten sofort herkommen, aber ich habe ihnen davon abgeraten«, fügt er hinzu. »Ich bin als dein Anwalt hier – und ich will mit dir über letzte Nacht reden.«
Letzte Nacht. Beinahe hätte ich aufgelacht, allerdings bleibt mir das Lachen im Hals stecken. Die ganze Sache hat nur schiefgehen können. Rückblickend ist mir das vollkommen klar. Wenn uns nicht die Cops geschnappt hätten, wäre ich jetzt tot, weil Remi mich erschossen hätte – oder würde wieder tief in Hendricks Netzwerk stecken. Zu tief, um auszusteigen. Zu tief, um je wieder ein freier Mann zu sein.
Peter faltet die Hände auf dem Tisch. »Ich kann dir nur helfen, wenn du mir erzählst, was vorgefallen ist. Und halt dich nicht mit Details zurück.«
Einen Moment lang mustere ich ihn schweigend. Peter und ich kennen uns kaum, aber er hat meine Schwester geheiratet. Er liebt sie und war für sie, genau wie für Mom, da, als ich es nicht sein konnte. Ich schätze, damit sind wir jetzt wohl eine Familie. Außerdem muss ich ihm zugutehalten, dass er sofort hergekommen ist, nachdem Beck ihn angerufen hat, obwohl er bis vor wenigen Minuten eindeutig noch nicht mein Anwalt war.
Also hole ich tief Luft und erzähle ihm von Hendricks und Remis Drohungen, von unserer gemeinsamen Vergangenheit, von unserem halsbrecherischen Plan und davon, wie schief er gegangen ist. Als ich fertig bin, ist mein Mund staubtrocken, und ich stelle überrascht fest, dass meine Hand, mit der ich den Pappbecher zum Mund führe, zittert. Trotzdem trinke ich ein paar Schlucke Wasser und stelle den Becher so ruhig wie möglich wieder ab.
»Du wusstest, dass diese Leute mit Crystal Meth dealen, und hast dich trotzdem freiwillig dazu bereit erklärt, ihnen zu helfen?«, hakt Peter nach.
Kurz presse ich die Lippen aufeinander. »Von freiwillig kann nicht die Rede sein. Sie haben nicht nur mich, sondern auch Ember und Gemma bedroht. Hendrick wusste sogar von Gemmas Schwangerschaft. Was hättest du an meiner Stelle getan?«
Etwas verändert sich in seiner Miene, wird hart und entschlossen. »Demnach haben du, Beck und Jayden versucht, ihnen das Handwerk zu legen.«
Auch wenn es mehr eine Feststellung als eine Frage ist, nicke ich. Mich mit Jayden und Beck zusammenzutun, war die einzige Möglichkeit, um wenigstens zu versuchen, aus der Sache rauszukommen. Leider ist auch dieser Versuch gescheitert.
»Warum habt ihr euch nicht an den Polizeichef gewandt? Er hätte euch helfen können, oder nicht?«
»Weil er mich hasst. Er hätte mir nie geglaubt und mich wahrscheinlich festgenommen, noch bevor ich ihm alles erzählt hätte.«
»Weshalb denkst du das?«
Ich zögere einen Moment, dann erzähle ich ihm von jener Nacht vor fünf Jahren. Die Nacht, in der Chief Jackson mich aufgegriffen, die drei Taschen Crystal Meth an sich genommen und mich dazu gezwungen hat, Golden Bay zu verlassen, ohne Ember jemals ein Wort davon zu verraten.
Peter studiert mich einen Moment lang sehr genau. »Das sind schwere Anschuldigungen, die du da erhebst.«
»Es ist die Wahrheit«, erwidere ich schlicht. »Mir ist klar, dass ich nichts beweisen kann und dass sein Wort mehr zählt als meins. Ich weiß, wie das System funktioniert.«
Wie beschissen, um genau zu sein. Die Unschuldsvermutung sollte diejenigen schützen, die sich tatsächlich nichts zu Schulden haben kommen lassen. Stattdessen wird sie verdreht, um jenen zu helfen, die die meiste Macht haben.
»Was ist mit den anderen passiert, die letzte Nacht dabei waren?«, frage ich, während sich Peter Notizen macht.
Was ist mit Hendrick?
Seinen kalten, hasserfüllten Blick werde ich niemals vergessen können. Sollte er freikommen und auch nur die geringste Chance erhalten, sich an mir für den Verrat zu rächen, wird er es tun. Daran habe ich keinen Zweifel.
Peter blättert in seinen Unterlagen. »Soweit mir bekannt ist, sitzen sie alle ebenfalls in Untersuchungshaft, die meisten von ihnen bereits auf dem Festland, und es sieht nicht gut für sie aus.«
Ich nicke, nur halbwegs beruhigt. »Und der alte Murray? Der Fischer, der einen der Kutter gefahren ist?«
»Er wartet ebenfalls auf die Anklage und Gerichtsverhandlung, genau wie die anderen.« Eine kurze Pause. Dann fügt er hinzu: »Du hattest Glück.«
»Glück?«, wiederhole ich ungläubig. Es ist Jahre her, seit ich das letzte Mal Glück hatte. Ich kenne nur Pech, miese Entscheidungen und ein absolut schlechtes Timing. Wie zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein und die daraus resultierenden Konsequenzen tragen zu müssen. Darin bin ich besonders gut.
»Ja«, beharrt Peter. »Es gibt drei Personen, die in den letzten Stunden unabhängig voneinander für dich ausgesagt haben. Zwei davon verbürgen sich sogar für deine Unschuld.«
»Das dürften Jayden und Beck sein, aber …«
Moment mal.
»Drei?«, hake ich sicherheitshalber nach.
Peter nickt.
»Wer ist der dritte?«
Er sieht in seinen Notizen nach. »Remi Merino.«
Ich lasse mich so heftig nach hinten fallen, dass der Stuhl gefährlich schaukelt und sich die Handschellen, mit denen ich an den Tisch gefesselt bin, in meine Haut bohren. Remi hat für mich ausgesagt? Remi? Für mich?
Okay, spätestens jetzt bin ich sicher, dass ich träume oder halluziniere. Denn eine Welt, in der mir dieser Drecksack einen Gefallen erweist, existiert nicht. Der Kerl hat mich von Anfang an nicht ausstehen können und nie ein Geheimnis daraus gemacht. Er wollte mich sogar auf dem Boot abknallen. Was soll das jetzt?
»Warum zum Teufel sollte er das tun?«
»Das weiß ich nicht. Aber wir werden seine Aussage ebenso für uns nutzen wie die der anderen. Wenn ich das richtig sehe, gibt es keine konkreten Beweise dafür, dass du freiwillig in die Sache involviert warst. Keine Nachweise von Drogenkonsum, und dein Test war negativ. Dein Mitbewohner hat der Polizei ohne Durchsuchungsbefehl freundlicherweise Zugang zu deinem Zimmer verschafft, und auch dort haben sie kein belastendes Material gefunden. Keine illegalen Substanzen. Kein Geld. Keine Waffen. Keine Hinweise darauf, dass du in etwas Kriminelles verwickelt bist. Bei der Durchsuchung der Sugar Shacks im Norden wurde dein Handy sichergestellt und überprüft. Die wenigen Nachrichten darauf können wir nutzen, um dich zu entlasten.« Wieder blättert er in seinen Unterlagen und zieht ein paar Papiere hervor, auf denen der Nachrichtenverlauf zwischen Remi, Hendrick und mir ausgedruckt wurde. Peter tippt darauf. »Hier wird deutlich, dass sie dich unter Druck gesetzt haben und du unter Zwang gehandelt hast.«
Ich runzle die Stirn, als er mir diese Info einfach hinwirft. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit ich mein Handy an die Wache aushändigen musste. Ich schätze, nachdem wir von den Cops aufgegriffen wurden, hat der Rest der Truppe die Zuckerhäuser – und vor allem das versteckte Meth Labor – in Windeseile geräumt und nur das Nötigste mitgenommen.
»Zusammen mit der Aussage von Officer Jayden LaPointe«, fährt Peter fort, »dass du sein Informant warst, er dich eingeschleust hat und du Teil einer nicht autorisierten Geheimoperation warst, ergibt das ein sehr klares Bild deiner Unschuld.«
Das ist zwar nicht zu hundert Prozent korrekt, aber auch nicht falsch. Dass es meine Idee war und ich längst bis zum Hals in dieser Sache steckte, hat Jayden in seinem offiziellen Bericht netterweise verschwiegen. Leider konnte ich keine Fotos und Videos für ihn machen, weil Remi und die Wachen mir jedes Mal das Handy abgenommen haben. Mein Wort, die auf den Motorbooten beschlagnahmten Drogen und das Geld müssen für eine Verurteilung von Hendrick und seinen Leuten reichen. Genau wie die Aussagen von Jayden, Beck und … Remi, die sich mein Anwalt zunutze machen will.
Die Vorstellung, einen Anwalt zu haben, jemanden, der sich tatsächlich für mich und meine Rechte einsetzt, ist seltsam. Fast schon absurd. Es sollte normal sein, aber das ist es nicht. Nicht für mich. Ich kenne es ganz anders.
»Wenn du mich fragst«, erklärt Peter ohne Umschweife. »Dann fehlen ihnen handfeste Beweise gegen dich. Ich werde mich dafür einsetzen, dass sie dich in den nächsten Stunden entlassen.«
»Einfach so? Ohne Kaution?«
»Du stehst nicht unter Anklage.«
Ich blinzle. Noch etwas, das völlig abwegig in meinen Ohren klingt.
»Und wenn nicht?« Ich kann nicht anders, ich muss nachhaken. »Wenn sie mich nicht gehen lassen?«
»Wie meinst du das?« Zum ersten Mal wirkt Peter verwirrt. »Wie gesagt, sie haben keine stichfesten Beweise gegen dich in der Hand.«
Er lässt es klingen, als hätte ich ihn nicht richtig verstanden. Doch das habe ich. Sehr gut sogar.
»Du und ich, wir wissen beide, dass das absolut nichts bedeuten muss. Richter können einen auch ohne Beweise zu einer Haftstrafe verurteilen.«
Argwöhnisch verengt er die Augen. »Gibt es da noch etwas, das du mir mitteilen möchtest, Holden?«
Ich zögere nur kurz. Jetzt ist es sowieso egal.
»Du weißt, dass ich vorbestraft bin. Keine Ahnung, ob du und Gemma jemals genauer darüber gesprochen habt, aber vor etwas mehr als zwei Jahren wurde ich schon mal verhaftet und verurteilt – ohne eindeutige Beweislast. Ich war zur falschen Zeit mit den falschen Leuten am falschen Ort und hatte als Bonus auch noch einen Vermerk in meinem Führungszeugnis, von dem ich nicht einmal etwas wusste.«
Weil er gar nicht hätte existieren dürfen. In jener Nacht vor fünf Jahren habe ich die Insel verlassen, um Ember zu schützen – und mich selbst. Mr Jackson hat mir mit Gefängnis und einer Haftstrafe gedroht, mir aber auch versichert, meine Akte sauber zu halten, wenn ich verschwinde. Ich bin verschwunden – und plötzlich stand doch etwas in meinem polizeilichen Führungszeugnis.
»Es braucht nicht immer eindeutige Beweismittel, um jemanden für ein paar Jahre hinter Gitter zu bringen«, wiederhole ich und verschränke die Finger so fest miteinander, dass meine Knöchel weiß hervortreten. »Also wirst du sicher verstehen, dass ich skeptisch bin.«
Peter mustert mich eindringlich. »Ich weiß, dass wir uns noch nicht sonderlich gut kennen, aber eines solltest du über mich wissen, Holden. Ich mache keine Versprechungen, die ich nicht halten kann. Niemals. Wenn ich also sage, dass ich dich hier raushole, dann hast du darauf mein Wort. Nicht nur als dein Schwager, sondern auch als dein Anwalt. Rechtlich gesehen gibt es keinerlei Grundlage, auf der sie dich länger festhalten können. Von einer Anklage und Verurteilung ganz zu schweigen. Gib mir ein paar Stunden, maximal einen Tag, und du bist wieder frei. Dann wird all das hier vorbei sein.«
Ich wünschte, ich könnte ihm glauben. Das wünschte ich wirklich. Aber ich weiß es besser.
Es wird niemals vorbei sein.
Es ist vorbei.
Ich bin nach Hause gefahren und schlafen gegangen. Oder zumindest tue ich so, als würde ich schlafen, während ich in Wahrheit mit offenen Augen im Bett liege und mich hin und her wälze.
Warum hat Holden mich angelogen? Warum hat er mir nicht genug vertraut, um mich einzuweihen?
Wie konnte er vor mir geheim halten, dass er im Gefängnis war? Wann war das? Und was hat er getan, um zu einer Haftstrafe verurteilt zu werden?
Wie konnte ich nichts davon wissen? Wie konnte mir das einfach entgehen?
Was ist in jener Nacht vor fünf Jahren wirklich passiert? War er damals schon in Drogengeschäfte involviert und ist abgehauen, um nicht erwischt zu werden? Hat er ein besseres Angebot für was auch immer auf dem Festland bekommen? War sein Leben in Gefahr? Und selbst wenn all das wahr ist, warum hat er mir nichts davon gesagt? Warum wollte er sich mir nicht anvertrauen?
Wie verzweifelt muss er damals gewesen und auch heute noch sein, um all das vor mir und dem Rest der Welt geheim zu halten?
In dem Moment, in dem diese Frage in meinem Kopf auftaucht, verziehe ich das Gesicht. Nach allem, was geschehen ist, sollte Holdens Befinden das Letzte sein, was mich interessiert, aber … ich kann mich auch nicht nicht um ihn sorgen. Nur weil jemand Mist gebaut hat, lösen sich die Gefühle, die man für diese Person hat, nicht einfach in Luft auf. All die Erinnerungen und gemeinsamen Momente. Wenn das so einfach wäre, hätte ich deutlich weniger Probleme in meinem Leben.
Seufzend drehe ich mich auf die Seite, doch der Schlaf will sich einfach nicht einstellen.
Letzte Nacht habe ich vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Jetzt kann ich dabei zusehen, wie sich der Himmel langsam verfärbt und heller wird. Als schließlich die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster auf die Holzdielen fallen, halte ich es nicht länger aus. Ich schlage die Bettdecke zurück und springe auf.
Nach einer schnellen Dusche ziehe ich mir eine locker fallende dunkelgrüne Hose und ein Top an, dann schminke ich mich zur Abwechslung, obwohl ich das im Sommer praktisch nie tue. Aber heute brauche ich das Make-up, nicht bloß um meine Augenringe zu verdecken, sondern um mir eine Maske, eine Kriegsbemalung zuzulegen.
Als ich in den Flur hinaustrete, fällt mein Blick automatisch auf Dads Zimmertür. Sie steht offen, und selbst von hier aus kann ich sehen, dass sein Bett gemacht ist. Er ist die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen.
Leise schleiche ich nach unten, um Grandma nicht zu wecken – nur um in der Tür zur Küche abrupt innezuhalten. Denn dort in der Frühstücksecke sitzt meine Großmutter, in einer adretten cremefarbenen Bluse und mit zu einem Zopf geflochtenem weißem Haar. Die Krücken hat sie an den Stuhl neben sich gelehnt, vor ihr auf dem Tisch stehen zwei Tassen mit dampfendem Kaffee.
»Du bist wach«, stelle ich überflüssigerweise fest und setze mich zu ihr.
Sie lächelt warm und schiebt mir meinen Kaffee rüber. »Genau wie du.«
»Ich konnte nicht schlafen«, gebe ich zu und lege die Hände um die Tasse, um sie zu wärmen. Obwohl es wieder ein heißer Tag und beinahe Ende Juli ist, sind meine Finger eiskalt.
»Oh, Liebling.« Tröstend tätschelt Grandma mir den Arm.
»Du weißt, was letzte Nacht passiert ist, oder?« Ich versuche in ihrem Gesicht zu lesen, was deutlich einfacher ist als bei Dad. Denn Grandma verbirgt nichts – weder ihren Kummer noch ihre Sorge und auch nicht das Mitgefühl, das jetzt deutlich in ihren grünbraunen Augen zu sehen ist.
»Ich habe mit deinem Vater telefoniert und außerdem noch ein paar Dinge gehört«, gibt sie zu.
Natürlich. Wenn jemand auf Golden Bay gut über alles informiert ist, dann sie. Selbst zu dieser frühen Uhrzeit. Sie wusste bereits von Holdens Rückkehr, bevor ich überhaupt erwähnt habe, dass er auf Gemmas Hochzeit war. Obwohl das gerade mal knapp zwei Monate her ist, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. So viel ist seither geschehen. So viel Schönes … und so viel Schmerzhaftes.
»Ich muss wissen, was letzte Nacht wirklich passiert ist.«
Nicht von Dad, denn der enthält mir jede Information vor. Er wollte mir ja nicht einmal verraten, inwiefern Beck und Jayden in die ganze Sache involviert sind. Von ihm kann ich keine Hilfe erwarten. Ich muss es auf andere Weise in Erfahrung bringen.
Grandma legt ihre Hand auf meine und sieht mich fest an. »Dann geh und finde es heraus. Und wenn du die Wahrheit kennst, tu das, was für dich das Richtige ist, hörst du? Für niemanden sonst. Nur für dich.«
Ich nicke, da ich plötzlich einen Kloß im Hals habe. Wortlos stehe ich auf und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
»Der To-go-Becher steht neben der Spüle«, sagt Grandma, als hätte sie bereits damit gerechnet, dass ich es eilig haben würde.
»Danke.« Hastig fülle ich den Kaffee um, schnappe mir die Autoschlüssel und fahre los.
Auf dem Weg nach Bayville überschlagen sich meine Gedanken regelrecht, trotzdem schaffe ich es ohne Zwischenfälle in die Stadt und parke den Truck vor dem Polizeirevier. Das imposante Gebäude mit den Marmorsäulen ist im Tageslicht noch beeindruckender, noch einschüchternder als mitten in der Nacht.
Die Glastüren gehen auf, bevor ich die letzte Stufe erreicht habe, und mein Vater kommt mir entgegen. »Hey, was tust …«
»Ich will ihn sehen.«
»Ember.« Frustriert fährt sich Dad mit den Fingern durch das ergraute Haar. Er sieht genauso müde aus, wie ich mich fühle, aber ich wette, er hat weit mehr Koffein intus als ich. »Du kannst nicht einfach hier hereinmarschieren und mit ihm reden. Er sitzt in Untersuchungshaft, nachdem er letzte Nacht bei einer Drogenübergabe ertappt und festgenommen wurde.«
»Das weiß ich!«, zische ich und mache zwei Beamten Platz, die das Gebäude verlassen und uns neugierige Blicke zuwerfen. Selbst in meinen Ohren klingt mein Vorhaben absurd, aber ich muss es versuchen. Ich brauche Antworten. »Und ich weiß auch, dass du es möglich machen könntest, wenn du willst. Du bist der Polizeichef.«
Seine Miene verhärtet sich. »Du hast völlig recht. Und ich werde nicht zulassen, dass meine einzige Tochter mit einem verurteilten Kriminellen spricht.«
»Er ist kein …«
Ein einziger Blick von meinem Vater bringt mich zum Schweigen, aber meine Gedanken sind lauter als jemals zuvor.
Er ist Holden. Mein Holden. Der erste Junge, in den ich mich verliebt habe – und der Erste, der mir das Herz gebrochen hat. Er ist derjenige, der mich mitten in der Nacht abgeholt hat, wann immer Mom und Dad sich mal wieder gegenseitig das Leben zur Hölle gemacht haben. Er ist derjenige, der mich vor Prüfungen beruhigt und vor dem Klassenzimmer auf mich gewartet hat, bis ich es geschafft hatte. Er ist derjenige, der mir meine ersten Fahrstunden gegeben hat, auch wenn ich viel zu jung dafür war. Derjenige, mit dem ich am Strand meinen allerersten Kuss hatte. Der mich gehalten und getröstet, mich zum Lachen gebracht und mir ständig die grünen Gummibärchen weggefuttert hat.
Mein Herz hämmert so schnell, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen.
Ich kenne die Fakten. Ich weiß, was sie bedeuten. All das ist mir bewusst. Trotzdem muss ich seine Version hören. Ich brauche seine Wahrheit. Auch wenn Holden mir damit erneut das Herz brechen wird.
»Nein.« Dads Tonfall duldet keine Widerrede. »Und selbst wenn ich es erlauben würde – was ich nicht tue! – , will er niemanden sehen.«
Ich weiche einen halben Schritt zurück. »Hat er das gesagt?«
Dad zögert nur einen winzigen Augenblick, doch dann sieht er mir fest in die Augen. »Ja, das hat er.«
Er lügt. Im Laufe meines Lebens hat mein Vater mich nicht oft angelogen, daher kenne ich die Anzeichen genau: der kurze Blick zur Seite, das fast unmerkliche Kräuseln der Lippen. Der eindringliche, geradezu starre Ausdruck in seinen Augen, der dazu gedacht ist, mich davon zu überzeugen, dass er die Wahrheit sagt. Ebenso wie seine Handflächen, die er mir absichtlich offen zeigt, um zu beweisen, dass er es ehrlich meint. Aber ich weiß es besser.
Und ich weiß auch, warum er es tut. Doch vor dieser Sache kann mein Vater mich nicht beschützen.
Herausfordernd funkle ich ihn an. »Dann soll Holden es mir selbst sagen.«
»Ember …« Kopfschüttelnd wendet er den Blick ab. »Warum bist du so stur?«
»Ich will es von ihm hören«, beharre ich. »Lass mich …«
»Nein!«
Ich zucke zusammen. Mein ganzer Körper ist angespannt, mein Puls rast. Mit einem Mal fühle ich mich wie in all den Nächten, in denen ich von zu Hause geflüchtet bin, weil ich es nicht länger ausgehalten habe, ihnen beim Streiten und Schreien zuzuhören. Nur dass sich Dads Wut diesmal nicht gegen Mom richtet, sondern gegen mich.
»Das ist meine endgültige Antwort. Fahr zurück nach Hause.«
Wie bitte? Das war’s?
Fassungslos sehe ich ihm nach, als er mich einfach stehen lässt und wieder reingeht.
Mein erster Impuls ist, ihm zu folgen, ihn erneut zur Rede zu stellen, diesmal vor all seinen Kollegen und Kolleginnen. Nur weiß ich schon jetzt, dass das nichts bringen wird. Im schlechtesten Fall macht es die Sache nur noch schwieriger. Also wende ich mich fluchend ab und stürme die Stufen hinunter.
Ich bin dermaßen übernächtigt, dass es einen Moment dauert, bis ich Beck draußen vor der Polizeistation entdecke. Ich blinzle kurz, aber er ist es wirklich. Er lehnt mit vor der Brust verschränkten Armen und grimmigem Gesichtsausdruck an seinem Motorrad auf der gegenüberliegenden Straßenseite und starrt auf das Gebäude.
Ich verschwende keine Sekunde. So geladen und frustriert ich nach der ganzen Sache mit Holden und der Diskussion mit Dad gerade bin, kriegt Beck es nun ab.
»Du!«
Seine Augen weiten sich, als er mich bemerkt. Langsam lässt er die Arme sinken, während ich mich vor ihm aufbaue.
»Du wusstest davon!« Meine Stimme ist laut genug, dass sich die Leute auf der Straße zu uns umdrehen, doch ausnahmsweise ist mir das egal. Zumindest versuche ich mir das einzureden. »Du warst dabei. Du hast …«
»Er ist unschuldig«, unterbricht Beck mich. Ein stahlharter Unterton schwingt in seinen Worten mit. »Der einzige Fehler, den Holden gemacht hat, war, den falschen Leuten zu vertrauen.«
Ich schnaube und versuche zu verbergen, dass seine Aussage wie ein Messerstich ins Herz für mich ist. Denn Beck hat absolut recht: Holden hat den falschen Leuten vertraut. Mir hat er dagegen nicht vertraut. Nicht genug, um mir die Wahrheit zu sagen. Nicht genug, um mich in den Plan einzuweihen, in den er Beck und Jayden reingezogen hat. Oder vielleicht haben sie auch ihn da reingezogen.
Ich weiß gar nichts mehr. Nur noch, dass ich Antworten will. Und wenn mein Vater sie mir nicht geben will und Holden nicht kann, weil er verdammt noch mal eingesperrt ist, soll wenigstens Beck mir endlich die Wahrheit sagen.
»Hey, was ist hier los?«, ertönt eine vertraute Stimme.
Ich habe keine Ahnung, woher Shae plötzlich auftaucht, aber ich bin ihr dermaßen dankbar, dass ich ihr am liebsten um den Hals fallen würde. Fragend sieht sie zwischen Beck und mir hin und her, bereit, sich für mich in den Kampf zu stürzen. Und das, ohne zu wissen, was eigentlich los ist.
»Holden wurde verhaftet«, sage ich im selben Moment, in dem Beck ein »Wo kommst du denn her?« knurrt.
Shae deutet vage hinter sich Richtung Kirche. Einige Leute haben sich davor versammelt, die nach und nach eintreten. »Gottesdienst. Familientradition.« Dann wendet sie sich an mich und greift nach meinen Händen. »Holden ist was?! In welche verfickte Scheiße ist er da reingeraten? Was zur Hölle stimmt nicht mit diesem Mistkerl?!«
»Versteh schon, warum du in die Kirche musst«, murmelt Beck trocken. »Der Beichtstuhl ist rund um die Uhr geöffnet, hab ich gehört.«
Wütend fahre ich zu ihm herum. »Wenn hier jemand etwas beichten sollte, dann bist das ja wohl du!«
Wenigstens hat er genug Anstand, zusammenzuzucken und betroffen auszusehen. »Ich habe Holden geraten, dir alles zu erzählen.«
»Nicht hilfreich«, flötet Shae und betrachtet ihre manikürten schwarzen Fingernägel. »Erst recht nicht, wenn du deinen Kumpel damit den Wölfen zum Fraß vorwirfst.«
»Ich werfe Holden nicht … Was willst du überhaupt hier?«, fährt er sie an. »Solltest du nicht das brave, reiche Töchterchen spielen und mit dem Rest deiner ach so tugendhaften Familie in der Kirche sein?«
Sie lächelt, aber es erreicht ihre Augen nicht. »Keine Sorge, ich werde später für dich beten. Aber erst stehe ich Ember bei. So wie gute Freunde das tun. Etwas, wovon du offensichtlich keine Ahnung hast.«
Ich reibe mir über die Schläfen, hinter denen es zu pochen begonnen hat. »Könnt ihr zwei euren Kleinkrieg mal für fünf Minuten vergessen, damit ich auf Beck losgehen kann? Ja? Danke.«
Ein winziges Lächeln zuckt über Shaes Gesicht. Wäre sie nicht so besorgt, würde sie es genießen, dabei zuzuschauen, wie ich Beck auseinandernehme, da bin ich sicher.
Entschlossen wende ich mich an ihn. »Ich will wissen, was letzte Nacht passiert ist. Ich will es von dir hören, weil du der Einzige bist, der mit mir redet, und ich will, dass du, verdammt noch mal, kein einziges Detail auslässt. Hast du mich verstanden?«
Ein Muskel zuckt in seinem Kiefer, aber er nickt knapp. »Ich erzähle dir alles, aber nicht hier. Komm mit.«
Shae hakt sich demonstrativ bei mir unter. Als Beck es bemerkt, hebt sie herausfordernd die Augenbrauen, aber er schweigt.
Keiner von uns verliert ein Wort, bis wir die WG erreichen, in der Beck und Holden wohnen, und ich endlich erfahre, was letzte Nacht so verflucht schiefgegangen ist …
»Hier sind Ihre Sachen.«
Ich starre auf die Gegenstände in der Plastiktüte und ziehe sie nacheinander heraus. Mein Handy, das die Polizei bei den Sugar Shacks gefunden hat. Mein Geldbeutel, Auto- und Wohnungsschlüssel, die ich bei der Verhaftung vor zwei Nächten bei mir getragen habe.
Diese ganze Situation ist wie ein beschissenes Déjà-vu, das ich nie wieder erleben wollte, aber ich bin viel zu erleichtert, endlich rauszukommen, um mir weitere Gedanken darüber zu machen. Das Einzige, was zählt, ist, dass Peter Wort gehalten und mich hier rausgeholt hat, selbst wenn es eine Weile gedauert hat.
Sobald ich alles eingesteckt habe, verlasse ich das Revier ohne einen Blick zurück. Erst als ich nach draußen trete, habe ich das Gefühl, wieder richtig durchatmen zu können. Tief inhaliere ich die feuchtwarme Luft und stoße sie nach ein paar Sekunden mit einem Seufzen wieder aus.
Ich bin endlich raus aus dieser Zelle. Ich bin ein freier Mann.
»Holden!«
Ich reiße die Augen auf und kann gerade noch rechtzeitig reagieren, als meine Mutter mir um den Hals fällt und mich fest an sich drückt. Ihr vertrauter Duft dringt mir in die Nase, und ich kann gar nicht anders, als ebenfalls die Arme um sie zu schließen.
»Oh, mein Junge«, murmelt sie und streicht mir wie früher über den Kopf, obwohl ich sie im Gegensatz zu damals deutlich überrage. »Mein armer Junge …«
Auf einmal habe ich einen Kloß im Hals. »Es tut mir leid, Mom …«
Sie schiebt mich auf Armeslänge von sich. »Du musst dich für nichts entschuldigen. Es war nicht deine Schuld. Weder damals vor fünf Jahren noch Toronto oder heute.«
Verdammt. Der Kloß in meinem Hals wird nur noch größer. Wie kann sie das sagen? Wie kann sie nach allem immer noch solch ein unerschütterliches Vertrauen in mich haben?
Ich schüttle den Kopf. »Doch, Mom, ich habe …«
»Nein. Peter hat uns alles erzählt. Du hörst mir jetzt gut zu: Du hast getan, was du tun musstest. Wir stehen hinter dir. Wir stehen immer hinter dir.«
Ich sehe von ihr zu Peter, der mir zunickt, und zu meiner Schwester, die sich sichtlich zurückhalten muss, mir nicht ebenfalls um den Hals zu fallen. Wortlos strecke ich den Arm nach ihr aus und drücke sie für einen Moment fest an mich.
Sie sind hier. Meine Familie ist da. Sie glauben mir. Mehr noch: Sie vertrauen mir und sind auf meiner Seite. Auch wenn ein Teil von mir das immer gewusst hat, hat es sich in Toronto dennoch anders angefühlt. Trotz der Briefe und Telefonate war ich so verflucht allein.
Aber jetzt … jetzt wissen die beiden endlich alles. Ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet, habe ihr Entsetzen, ihre Wut und Fassungslosigkeit erwartet. Habe mir ausgemalt, wie sie mich verurteilen, sich für mich schämen und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.
Das Einzige, womit ich nicht gerechnet habe, war … Verständnis. Akzeptanz. Und dass sie noch immer zu mir stehen würden.
»Mom hat recht«, bestätigt jetzt auch Gemma. »Wir sind bei dir, egal, was passiert.«
Meine Augen brennen, und ich muss mich schwer zusammenreißen, um überhaupt etwas hervorzubringen. »Danke.«
Ich drücke Gemma einen Kuss aufs Haar, genau wie Mom. Als Peter mir die Hand hinhält, ziehe ich ihn in eine kurze Umarmung und klopfe ihm auf die Schulter. »Danke, Mann.«
»Wir sind eine Familie«, erwidert er schlicht.
»Lasst uns nach Hause gehen«, sagt Mom und sieht in die Runde. »Ich koche Mittagessen.«
Der Vorschlag klingt verlockend – aber ich kann nicht. Egal, wie sehr ich mich gerade nach der Sicherheit und Vertrautheit meiner Familie und unserer alten Wohnung sehne, ich brauche einen Moment für mich. Allein. In Freiheit.
»Ich komme etwas später nach, okay? Ich muss jetzt … Ich muss erst mal durchatmen.«
Gemma mustert mich besorgt. »Sicher, dass du klarkommst?«
»Ich komme immer klar, Schwesterherz.« Ich umarme sie noch mal. »Außerdem will ich kurz in die WG, duschen und mich umziehen.«
Sie lacht leise. »Ja, bitte mach das.«
»Hey!«
Doch sie grinst nur frech. Auch wenn der Rest meines Lebens ein totales Chaos ist, scheint zwischen uns alles beim Alten zu sein. Ich bin so verflucht erleichtert darüber, dass ich nicht weiß, wohin mit meinen Empfindungen.
Peter deutet auf meinen graublauen Pick-up, der ein paar Meter weiter am Straßenrand steht. »Die Polizei hat ihn abschleppen lassen, als sie das Gelände durchsucht haben. Jayden hat ihn hergeschafft.«
»Danke.« Dann fällt mir etwas auf. »Wo steckt Jayden eigentlich?«
Seit wir vor zwei Nächten von der Polizei aufgegriffen wurden, habe ich ihn nicht mehr gesehen. Weder auf dem Revier noch jetzt, bei meiner Entlassung.
Peter verzieht das Gesicht. »Soweit ich weiß, wurde er zwangsbeurlaubt.«
»Wie bitte?«
Er nickt mit ernster Miene. »Er kann von Glück reden, dass er nicht suspendiert und kein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Eine solche Mission wie mit dir hätte er nicht durchführen dürfen. Er hatte für die Undercover-Aktion keine Befugnis vom Polizeichef.«
Ich fluche innerlich. Das ist meine Schuld. Ich habe Jayden immer wieder darum gebeten, Chief Jackson nicht miteinzubeziehen und das Ganze hinter seinem Rücken zu machen. Aber wer hätte ahnen können, dass es dermaßen schiefgehen würde? Dass der Polizeichef den genauen Ort der Übergabe kennen und uns dort zusammen mit der Küstenwache auflauern würde?
»Ich werde mit Jayden reden.« Zumindest wenn ich ihn aufspüren kann. »Danke noch mal.«
Ihre Blicke folgen mir, als ich meinen Pick-up ansteuere und einsteige. Wahrscheinlich machen sie sich noch immer Sorgen oder malen sich aus, was alles hätte passieren können.
Da sind sie nicht die Einzigen.
Seufzend lehne ich mich im Fahrersitz zurück und ziehe das Handy hervor. Der Akku ist fast komplett leer. Natürlich. Also starte ich den Motor und fahre los, nicht raus aus der Stadt, obwohl alles in mir darauf drängt, sondern zuerst in die WG, wo ich mein Smartphone auflade, dusche und mir saubere Sachen anziehe. Kurz darauf sitze ich wieder im Auto, schicke eine kurze Nachricht an Jayden und überfliege, was ich in den letzten knapp achtundvierzig Stunden verpasst habe.
Neben einer Sprachnachricht von meinem Chef Gonzalez, ist da ein Text von Zion, der fragt, ob ich mit zum Strand komme. Das war am Morgen nach meiner Verhaftung, als er noch gar nicht wissen konnte, was passiert ist. Ob er es inzwischen von jemandem erfahren hat? Von Jayden? Beck? Oder durch die Gerüchteküche, die nach den Ereignissen garantiert auf der Insel brodelt?
Ich scrolle weiter, bis ich realisiere, dass ich am Ende angelangt bin.
Keine Nachricht von Ember. Kein Anruf. Nichts.
Mühsam schlucke ich das bittere Gefühl hinunter, das sich in mir ausbreiten will, und starte den Motor. Während erst die WG und dann auch die Stadt im Rückspiegel immer kleiner werden, höre ich mir die Sprachnachricht an. Die tiefe, brummige Stimme meines Chefs erfüllt das Wageninnere. Nach den vergangenen zwei schlaflosen Nächten im Knast brauche ich lächerlich lange, um zu begreifen, was er mir mitteilen will.
»… aufgrund der aktuellen Umstände … es tut mir sehr leid … kann ich dich nicht weiter beschäftigen … du verstehst das sicher …«
Ich merke nicht mal, dass ich rechts rangefahren bin, bis der Wagen zum Stehen kommt und sich Stille um mich herum ausbreitet. Gedämpft nehme ich wahr, wie die Wellen gegen die Klippen schlagen. Womöglich ist das aber auch nur das Rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren.
Meine Hände zittern, aber ich muss die Nachricht noch mal abspielen. Nur um sicherzugehen, dass ich ihn richtig verstanden habe.
»… kann ich dich nicht weiter beschäftigen, Holden. Du verstehst das sicher. Tut mir leid.«
Gonzalez hat mich gefeuert. Ich habe meinen Job verloren, weil ich bis vor wenigen Monaten im Knast war. Vielleicht auch nur wegen der Verhaftung vor Kurzem, aber wen interessiert das schon? Die Leute reden. Das haben sie immer getan. Spätestens in vierundzwanzig Stunden dürfte jeder auf der Insel wissen, was ich getan habe. Nichts bleibt auf Golden Bay lange geheim. Nichts außer den Geheimnissen des Polizeichefs.
»Fuck!« Ich schlage auf das Lenkrad, doch das hilft nur kurz. Frustriert steige ich aus und knalle die Tür hinter mir zu.
Sofort erfasst mich ein schneidender Wind. So nahe an den Klippen sollte man eigentlich nicht anhalten, doch das ist mir egal. Es ist mir auch gleichgültig, wie tief es dort runtergeht, wie dicht ich am Abgrund stehe oder von wie vielen Unfällen ich im Laufe meines Lebens gehört habe, weil jemand zu übermütig war und hinuntergestürzt ist.
Der Wind pfeift und zerrt an mir wie eine wütende Macht. Die Sonne steht hoch am Himmel, und ihre Strahlen malen funkelnde Reflektionen auf den tiefblauen Ozean. Mit jeder neuen Welle, die gegen das Gestein kracht, schäumt Gischt auf.
Feuchtigkeit benetzt mein Gesicht. Ich starre auf den Horizont, wo sich Himmel und Meer berühren, bis selbst dieser Anblick vor meinen Augen verschwimmt. Ich rühre mich nicht. Bleibe reglos stehen. So gefangen in diesem Moment, wie ich mich gerade in meinem ganzen Leben fühle – und das, obwohl ich nicht mehr in einer wenige Quadratmeter großen Zelle festsitze.
Wenn ich ehrlich mit mir bin, habe ich nicht die geringste Ahnung, was ich jetzt tun soll. Ich bin frei, unschuldig – und habe trotzdem wieder verloren. Nicht nur für kurze Zeit meine Freiheit, sondern auch meinen Job. Meinen guten Ruf.
Und Ember. Immer wieder Ember.
Fluchend fahre ich mir durch das Haar. Es gibt garantiert tausend Dinge, die ich jetzt tun sollte. Die vernünftig wären. Klug. Bedacht. Vorausschauend.
Doch das Einzige, was ich tun werde, ist absolut unvernünftig.
Die Sonne brennt auf meiner Haut. Mein Nacken und meine Knie schmerzen. Schweiß läuft mir den Rücken hinunter, und mein Crop-Top klebt an mir, aber ich kann nicht aufhören. Nachdem ich heute Vormittag damit angefangen habe, den Dachboden zu entrümpeln und mir schließlich eingestehen musste, dass das ein mehrtägiges Unterfangen wird, habe ich mir stattdessen den Garten vorgenommen.
Ich hacke in das Blumenbeet vor dem Haus, als könnte ich unter dem Gestrüpp noch etwas Lebendiges finden. Etwas, das sich zu retten lohnt, aber da ist nichts. Alle Pflanzen sind vertrocknet. Tot. Selbst die Sonnenblumen, weil ich völlig vergessen habe, das Bewässerungssystem aufzufüllen. Und da es in den letzten Tagen wenig geregnet hat, sind sie alle eingegangen. Ich kann sie nur noch bis zu den Wurzeln ausgraben und wegwerfen.
Trotz der Musik, die aus meinem Handy schallt, höre ich den Motor und kurz darauf das Knirschen von Reifen in der Auffahrt. Jeder Muskel in meinem Körper verspannt sich. Ich muss nicht hinsehen, um das Auto zu erkennen. Ich weiß genau, wer gerade vor meinem alten Elternhaus anhält und die Tür zuschlägt.
Langsam richte ich mich auf, ignoriere das Zittern in meinen Beinen, werfe die Hacke auf den Boden und meine Gartenhandschuhe gleich hinterher. Erst dann drehe ich mich um.
»Was willst du hier?«
Holden sieht total übernächtigt aus. Schatten liegen unter seinen Augen, er hat sich seit mehr als zwei Tagen nicht mehr rasiert, und sein dunkelbraunes Haar ist so durcheinander, als wäre er immer wieder mit den Fingern hindurchgefahren. Immerhin hat er sich umgezogen und trägt nicht mehr dieselben Sachen wie neulich Nacht auf dem Revier. Ist er heute freigekommen? Gestern? Ich weiß es nicht – und es sollte mich auch nicht interessieren.
Er ist nach dem Aussteigen vor seinem Pick-up stehen geblieben, doch jetzt kommt er in großen Schritten auf mich zu. Und mit jedem dieser Schritte schlägt mein verräterisches Herz ein bisschen schneller.
»Ich musste dich sehen. Mit dir reden. Es erklären und …«
Abwehrend hebe ich die Hand. Er bleibt sofort stehen. »Beck hat mir alles erzählt.«
Holdens Schultern versteifen sich. Seine blauen Augen gleichen einem stürmischen Tag auf hoher See. »Alles …?«
Ich nicke. »Von deiner Verhaftung und in was du verwickelt bist. Weshalb du das getan hast. Wie genau er und Jayden involviert waren.«