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Zwischen Urvertrauen und Zweifel – braucht der Mensch nicht doch Religion?
- Von einer Gottesvergiftung zu einem erträglichen Gott
- 35 Jahre nach dem Klassiker Neues zum Verhältnis von Religion und Psychoanalyse
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Seitenzahl: 258
Es sind ja gar keine Menschen auf dem Bild! Nein, sie sind nahezu unsichtbar, müssen aber doch hinzugedacht werden, einen Tag später im Zuge der Schöpfung. Die war also vorbereitet, noch ziemlich unwohnlich, aber doch der Urbarmachung und Bebauung zugänglich, also quasi auf den Menschen wartend, auch wenn es vorwiegend Mühsal und Plackerei für sie werden sollte.
Also schuf Gott Adam und Eva, in der bewährten Reihenfolge; und damit die Prioritäten für immer klar bleiben sollten, entnahm er dem bereits Erschaffenen eine Rippe und schuf ihm eine Gattin. Er hatte mit ihr, und damit auch mit dem verführbaren Adam, kein Glück, und er musste die beiden aus dem zunächst menschenfreundlich gedachten Paradies vertreiben.
Aber auch mit den späteren Generationen hatte er kein Glück: Sie missachteten seine Gebote, und so sah er sich gezwungen, sie wieder auszurotten, bis auf die wenigen, für die er Noach eine Arche bauen ließ. So hat eine Elite der Frommen überlebt, aber bis auf diese Auswahl an Tieren und Menschen war die Erde wieder wüst und leer, allerdings von der Sintflut überschwemmt. Es wird von manchen Theologen angenommen, dass Gott sich enorm gelangweilt habe mit seiner Schöpfung und sich überhaupt die Menschen nur erschuf, um im Weltall ein wenig Unterhaltung zu haben. Andere Theologen sagen, er sei überhaupt nur existent, solange sich Menschen gläubig oder lästernd an ihn wenden. Er werde sich dann seiner ansichtig und bekomme ein Selbstgefühl.
Wieder andere sagen, er sei überhaupt über seine Schöpfung vorwiegend traurig, trotz der preisenden Kunstwerke, den Ritualen und den unendlichen Dank- und Lobgesängen, die sein Herz erfreuen. Er habe die Menschen zwar nach seinem Bild erschaffen, sogar mit moralischen Fähigkeiten und Empfindungen, aber diese hätten nicht ausgereicht, um deren wilde Seiten zu zähmen, und so sei die Menschheitsgeschichte, neben vielen unbezweifelbaren Höhepunkten, auch auf viel Grausamkeit, Kriege und endlich den Holocaust zugelaufen. Dies führte dazu, dass viele Menschen überhaupt an seine verheißene und durch seinen Sohn erneuerte unendliche Güte nicht mehr recht glauben konnten. Die missbräuchlichen Untaten vieler seiner Diener hätten jüngst sogar dazu geführt, dass sich Zehntausende ehemals auch kirchlich Gläubige schnöde davonschlichen und austraten und die allgemeinen Zweifel an seinem Heilswerk durch die Kirche weiter nähren.
Mit welchem Zustand seiner Schöpfung scheint sich nun unser Bild, Teil des auf den Innenseiten des Umschlags dieses Buches dargestellten Vollbildes, auseinanderzusetzen? Die Künstlerin Antje Stocker meint augenzwinkernd, es handle sich um eine Erinnerungsskizze an einen Sommertag am Bodensee, aber es fließen in ihre Werke oft auch dunklere Strömungen ein, die ich mir erlaube aufzufinden.
Ich sehe den melancholischen Gott, wie er ein paar Tage nach der Sintflut seine Welt betrachtet: Sie ist wieder fast menschenleer; ER mit einem Gefühl des Scheiterns, aber auch mit vorsichtigen Zukunftsvisionen, was er mit den Überlebenden und deren Nachkommen für ein neues Bündnis schließen könnte.
Der Psychoanalytiker und Theologe Martin Beland hat in einem bedeutenden Aufsatz zum Thema »Religion und Gewalt – Gewalt im Begriff« die psychiatrisch klingende These aufgestellt: »Der Gott der Sintflut ... erleidet so etwas wie einen schizophrenen Zusammenbruch und Weltuntergang. Er macht in rasender Zerstörungsabsicht eine Weltvernichtung, weil ihm der erste Entwurf der Menschenwelt nicht geglückt ist.« (M. Beland, »Unaushaltbarkeit«, Gießen 2011, S. 422)
ER beschloss dann, sich unter vielen ungehobelten Völkern ein einziges, das hinfort »erwählte« auszusuchen, die Israeliten in ägyptischer Gefangenschaft, und mit ihnen ein gigantisches Experiment zu starten, mit diesem Volk Freundschaft zu schließen, seine Verhaltensweisen mit Hilfe eines eigens geschaffenen sehr umfangreichen Gebotekanons zu kontrollieren, mit Lob, Drohung und Strafe zu herrschen und unbedingte Glaubenstreue zu fordern. Gott war nicht zimperlich in seinen Mitteln, das erwählte Volk aus der Knechtschaft des Pharaos zu befreien. Er quälte die Ägypter mit grauenvollen Landplagen und erpresste den Pharao zuletzt mit der Tötung aller Erstgeborenen. Trotzdem hatten die »Erwählten«, nach grausamen Eroberungszügen zugunsten einer eigenen Heimat, noch viel zu leiden an Unterwerfung und Zerstörung, aber immer war ihnen verheißen, dass eines Tages der Messias kommen und es erlösen werde.
Als der nun kam, zugegeben in merkwürdig proletarischem Gewand, unspektakulär trotz seiner erstaunlichen Wundertaten, da merkten die Juden nicht, dass er es war, und ließen ihn kreuzigen. Der zunächst kümmerliche Verein der ersten Christen wusste es besser, begann ihn zu verherrlichen und im Lauf der Jahrhunderte schließlich eine gigantische Weltkirche zu errichten, die trotz eklatanter Mängel bis heute besteht und sich gelegentlich sogar als ecclesia triumphans bezeichnet. Sie nannten die dummen Juden Gottesmörder und taten ihnen im Lauf der Jahrhunderte entsetzliches Unheil an.
Aber die Moral als Lenkungsinstrument auch für große Menschenmassen war nun auf der Welt. Es ging dann vor allem darum, wie man sie dazu kriegen konnte, diese Moral auch zu verinnerlichen, sodass nicht mehr nur äußerlicher Strafgehorsam, sondern auch seelische Freiwilligkeit bei der Befolgung der Gebote wirksam würde. Auch hier half eine ganze Fülle von Verheißungen und Drohungen bei der von vielen Instanzen kontrollierten Verinnerlichung, wobei die Angst vor dem Verlust der Gnade wie die Angst vor Strafe, im Extrem die Höllenstrafe, einen ungewöhnlichen Erfolg verbürgten.
Nach Aufklärung und auf Modernisierung gestützter Wandlung vieler »ewiger Werte« lockerte sich die von Indoktrination und Unterweisung gestützte Moral. Aufgrund menschenfreundlicherer Vermittlung von Gottes Willen an die Jugend tat sich eine Kluft auf zwischen vielen älteren Menschen, die noch durch eine strengere religiöse Erziehung gegangen waren, und den jüngeren Menschen in Bezug auf Gehorsam und Ängsten vor Gott. Aber von den Älteren suchen heutzutage, nachdem die Kirche Psychotherapie nach Freud’schem Muster für viele Jahrzehnte als gottlos und eines Christenmenschen für unwürdig erklärt hatte, Hilfe in ihren religiösen Seelennöten, in denen sie sich niedergedrückt und von Schuldgefühlen verfolgt erleben. Der professionelle Umgang mit religiös bedingten oder mitbedingten Neurosen ist relativ neu. Aber die Tiefenpsychologie hat sich sogar in die christliche Seelsorge eingeschlichen, das Konzept von Sünde und Erbsünde mit nachfolgendem notwendigem Kreuzestod findet immer weniger Gläubige, und aufmüpfige Christen wollen in Gottes bestialischer Opferung seines Sohnes nicht mehr nur reine Menschenliebe sehen, sondern noch Reste seiner grausamen Frühzeit, als er ganze Völker ausrotten ließ, die Falsches glaubten.
Aber viele Menschen, die sich nach den älteren Maßstäben als schwere Sünder sehen, quälen sich noch immer mit dem Konzept der »Verworfenheit« oder der endgültigen Sonderung von Schafen und Böcken. Von solchen Menschen und ihren Nöten handelt dieses Buch. Es ist heute nicht mehr undenkbar, ihr Befinden und die Absichten Gottes selbst tiefenpsychologisch zu untersuchen, ihn also »auf die Couch« zu legen, auch wenn dieser Gedanke vielen frommen Menschen noch Angst macht.
Welche Assoziationen sind mir zu diesem scheinbar heiteren Bodenseebild eingefallen, das auch eine Erzählung von Gott illustrieren könnte? Noch nie hatte ich eine Darstellung der Arche als kleines Segelschiff gesehen. Es hat sich schon weit hinaustreiben lassen aufs offene Meer. Gott schaut ihm nach und scheint nicht zu wissen, ob er es noch wirklich lenken kann oder will auf seinem Weg zum Berg Ararat, von wo aus seine Insassen eine neue Weltbevölkerung schaffen werden. Was Gottes strafende Beinahe-Vernichtung der ersten Menschheit angeht, so ist zu vermelden, dass die späten Nachkommen inzwischen selbst fähig wären, sich zu vernichten. Ob Gott das schon voraussieht, ist unklar, aber sein melancholischer Ausblick spricht dafür. Das Großexperiment mit der Arche scheint ihm zu entgleiten. Aber in seinem Kopf haben sich unzählige Bilder von Gestalten versammelt, mit denen er vielleicht noch Pläne hatte für eine gottgefälligere Welt. Oder sind es bereits Erinnerungsbilder an Menschen, die versagt haben im Gehorsam?
Da das Bild in meiner Praxis hängt, und zwar gerade gegenüber dem Sessel, auf dem die meisten Patienten sitzen, höre ich noch andere Einfälle, die ich mit eigenen Gedanken erweitere: Es könnten die unendlich vielen Bittsteller sein, die ihn Zeit seines Lebens bedrängt haben, aber auch die Leugner und Verflucher, die seinen Zorn hervorriefen. Oder Stellvertreter jener Milliarden oder Billionen von christlichen Seelen, für die er eigentlich zuständig war. Von den armen Heiden und den Ketzern, die kein Himmelreich verdienen, wollen wir schaudernd schweigen. Und was ist mit den Theologen, die ihn eigentlich verkündigen und gläubig auslegen sollen? Wo versammeln sich in seinem Kopf die lammfromm Gehorsamen und wo die Aufmüpfigen, die dem Heiligen Vater solchen Kummer machen?
Einige Patienten schwanken, ob sie ihn eher erstarrt erleben oder mit einem Rest von planender Initiative, weil sich ja an seinem dunklen Körper noch Farbreste zeigen, die von nicht ganz erloschenem Leben zeugen.
In einem spätem Stadium seiner Existenz hat Gott sich ja noch von Religionskriegen und der Inquisition helfen lassen beim mühsamen Prozess der Verinnerlichung seiner Gebote. Überall, wo Menschen in neurotischer Weise an ihm verzweifeln, liegt Angst zugrunde. Zuerst hat er sie selbst noch kräftig geschürt oder die donnernden Propheten, später seine im Angstmachen kundigen Diener, denen es mehr um Linientreue als um Gnade ging, oder wenn Gnade, dann erst nach dem Feuertod. Und was sagen die schwarzen Gebilde auf dem Kunstwerk? Sind es die Aschehaufen seiner vernichteten Opfer? Die Leichenhaufen der in seinem Namen ermordeten Ketzer? Oder die Abraumhalden des Fegefeuers und der Hölle?
Die differenzierte Buntheit lässt vermuten, dass er, anders als Nietzsche es postuliert hat, nicht wirklich tot ist. Er scheint noch voller Hoffnung, dann ist der Blick, den er der schwimmenden Arche nachsendet, nicht nur melancholisch, sondern sehnsüchtig. Sammelt er, sogar an Zukünftiges denkend, Bilder von Menschen in seinem Kopf, denen er noch einmal vertrauen will, bevor er aufgibt? Ein ambivalentes Gemisch von Liebe, Enttäuschung und Wut bindet ihn an die Milliarden seiner Geschöpfe, und umgekehrt hängen die verunsicherten Menschen mit den gleichen Gefühlen an ihm und hoffen, dass Glaube und Gehorsam sich noch immer lohnen und dass die Aussendung seines Sohnes von später Gnade zeugt, die von den Albträumen der Schuldgefühle befreien kann.
Es ist das Geheimnis gläubiger Seelen, dass ihr Gottvertrauen und die Geborgenheit in einer frommen Gemeinde ihr Leben stabilisiert, sie zuversichtlicher macht, ihnen Angst erspart, sie mitmenschlicher machen kann. Deshalb war es viel zu einseitig von Freud, die Religion verkürzt und geringschätzig nur als kollektive Neurose zu bezeichnen, die auf infantiler Bedürftigkeit nach Trost und Führung beruht. Solange sie bei vielen Menschen heilsame psychohygienische Wirkungen erzeugt, muss sie sogar als salutogene Ressource angesehen werden, gegen die auch freudianische Psychotherapeuten nicht ihre unempathischen Deutungen auffahren sollten. Nicht jeder Mensch hält, anders als Freud und viele desillusionierte oder kämpferische Atheisten, ein Leben ganz ohne Gott aus. Es macht keinen Sinn, sie zu beschämen oder zum Abschied von ihm drängen zu wollen. Therapeutisch ist es wichtig, verunsicherte Gläubige ihren eigenen Weg finden zu lassen. Höchstens gilt es, ihr Gottesbild zu «entneurotisieren«, das heißt, sie von überflüssiger, lähmender Angst zu befreien, sodass sie sich trauen, mit ihm neu zu verhandeln, mehr von Angesicht zu Angesicht als aus der Position furchtsamer Unterwerfung.
Noch einmal zurück zum Bild: Da die Szene einen zunächst gefangen hält, werden erst danach die vielen Köpfe im Gotteskopf sichtbar, die in fast Mitleid erregendem Gedränge nach dem Blick des Betrachtes suchen, als bräuchten sie Zeugen für ihr unverständliches Schicksal. Das Gedränge fesselt so sehr, weil der Kopf Gottes ohne äußere Begrenzung zu explodieren droht.
Es hängt ein düsterer Himmel über dem Hinterkopf des Schauenden. Die Schwärze übt Druck aus auf den Kopf und drängt ihn nach rechts, wo es ein wenig lichter wird, aber nicht eben heiter. Die Aufhellung in der Mitte scheint ihm zu entgehen, es bleibt unklar, ob das Licht, wie in der Schöpfungsgeschichte bekundet wird, wirklich seine eigene Leistung ist; ob es sich schon um Götterdämmerung handelt, oder ob eine neue, noch unbekannte Hoffnung aufscheint. Ein Wind, der das Segeln wegen seiner Heftigkeit schwer macht, drängt die winzige Arche weiter ins Dunkel, und es ist ein Rätsel, ob ER ihren Kurs überhaupt noch bestimmen kann. Der dunkle Wall aus der Asche seiner Opfer der bisherigen Weltgeschichte schneidet ihn von rettendem Einfluss ab.
Wo wohnt Gott auf dieser verlorenen Erde? Überall oder nirgends? Kann er denken? Ist er einsichtig? Spürt er seine verlorene Macht? Wird er abdanken, sich nach rückwärts entfernen, im schweren Kopf diejenigen, die vielleicht noch hoffen und glauben? Er bleibt ein Gigant, dem die Erde mit ihren Bewohnern zu klein erscheinen könnte. Er hat ja noch ganz andere, unendlich ferne Welten erschaffen, auf denen die Menschen jetzt neugierig nach Spuren des außerirdischen Lebens suchen. Wenn er sich zu sehr grämt über seine irdischen Geschöpfe, könnte er sich einfach abwenden und uns aufgeben. Oder wir geben ihn auf, obwohl er uns erschaffen und erwählt hatte als seine Kinder. Dann wäre das Bild auch ein Abschiedsbild, melancholisch oder voller Trauer, von seiner wie von unserer Seite, Abschied wie von einem erhabenen Irrtum. Und doch scheint er uns wichtig zu bleiben, selbst wenn er verschwindet. Aber für viele Menschen hinterlässt er, trotz eines weit verbreiteten Gefühls des Betrugs, tröstliche Reste von Sinn und Geborgenheit, auch wenn sein Stellvertreter auf Erden nicht will, dass seine Priester sich wie normale Menschen Frauen nehmen. Sie würden den von Schuldgefühlen geplagten Sterblichen weniger Angst machen können.
Die Künstlerin selbst hat noch eine andere Deutung hinzugefügt: Sie sieht den Aschehaufen als einen riesigen umgestürzten, verdorrten, ja verkohlten Baum, der Gott vom Rest der Natur abschneidet. Auch die lebendige Welt ist ihm abhandengekommen.
Als Migrant in einem astronomisch erforschten, unendlichen Kosmos hofft er auf ein neues Abenteuer mit den Menschen, die inzwischen das Geheimnis der Selbstzerstörung herausgefunden haben. Damit sind sie in der Destruktivität seiner Zerstörungsmacht ebenbürtig geworden. Mit der Opferung seines Sohnes versuchte ER, die zur Grausamkeit des alten Testaments verdammte Menschheit, soweit sie zu glauben bereit ist, vor der ewigen Verdammnis zu retten. Aber auch der Sohn wurde nach der Himmelfahrt an der Seite des Vaters zum Weltenherrscher des Jüngsten Gerichts, der verdammt oder erlöst nach göttlicher Willkür.
Was bedeutet es, wenn ich als Psychoanalytiker und Autor der 1976 erschienenen »Gottesvergiftung«, inzwischen mehr als dreißig Jahre älter, vom Übergang von der Vergiftung zu einem erträglichen Gott spreche? Steckt eine eigene Bekehrung dahinter? Eine neue Erfahrung von Spiritualität? Ein Abschied vom nur kirchlich vermittelten und einseitigen Gottesbild? Oder zwei Jahrzehnte Umgang mit religiös getönten, so genannten ekklesiogenen, also von der Kirche mitverursachten Neurosen?
Deshalb ein paar persönliche Vorbemerkungen, in denen ich mir selbst klarzumachen versuche, wo ich stehe in Sachen Religion. Zum Ausgangspunkt nehme ich eine Frage des Psychoanalytikers und Astrologen Fritz Riemann an mich, den ich in einer Krise vor etwa zwanzig Jahren einmal konsultierte. Er ist bekannt geworden durch seine auch heute noch lesenswerten Bücher »Grundformen der Angst« und »Astrologie als Lebenshilfe«. Nicht dass ich ein gläubiger Anhänger der Astrologie wäre, aber einige ihrer Aussagen haben mich fasziniert, sozusagen meine linke Gehirnhälfte, während die rechte der prüfenden Vernunft zugewandt ist. Er, der die »Gottesvergiftung« kannte, fragte mich, was ich mit meinem Potenzial an Offenheit für das »Transzendente« mache. Ich konnte ihm damals keine Antwort geben und kann es im Grunde bis heute nicht. Ich kann nur sagen, dass ich offen bin für das Transzendente, für Gotteserfahrungen meiner Patienten, seien sie nun destruktiver oder heilsamer Natur.
In vielen Zuschriften fragen Leser meiner »Gottesvergiftung« bis heute, wie man ohne Gott leben könne, und sie sagen mir, dass sie mich seit Langem in ihre Fürbitte einschlössen. Manchmal gerate ich auch mit einzelnen Patienten in Streit, die sich ihres Glaubens so sicher sind, dass sie mir mitteilen: Sie beten für mich, dass ich den Weg zurück zu Gott finden möge.
Obwohl ich inzwischen gelernt zu haben glaube, mit religiös geprägten Neurosen freundlich umzugehen, ohne Einfluss nehmen zu wollen, entsteht in solchen Fällen eine vorübergehend therapeutisch undurchsichtige Situation: Einerseits spüre ich beim Patienten eine sorgende Zuneigung, die unsere an sich klar definierte Beziehung in ein anderes Koordinatensystem verpflanzt. Der Patient scheint einen privilegierten Zugang zu Gott zu haben, an dem er mich teilhaben lassen will und wo ich dann quasi sein religiöser Klient bin. Andererseits klingeln alle therapeutischen Warnsysteme, weil sich eine unerbetene Fürsorglichkeit zu melden scheint, vielleicht ein Widerstand, vielleicht ein verschleierter Machtkampf. Es ist dann immer noch eine lohnende, ja andächtig machende Aufgabe, ein neurotisches Gottesbild von einer Gewissheit im Patienten zu trennen, dass eine höhere Macht ihn als Subjekt oder Individuum oder Seele in der Welt für wertvoll, willkommen und lebensfähig hält. Sehr oft geht es dabei auch um den Gegensatz zwischen einem persönlich erarbeiteten, ja auch erlittenen guten Gottesbild und einem strengen Richter und Verurteiler, wie ihn viele Menschen, vor allem etwas ältere, noch in der Kirche gefunden haben.
Intellektuelle Menschen, vor allem im früheren und mittleren Erwachsenenalter, neigen dazu, Gott einfach zu vergessen und mit ihm ihre so genannte religiöse Sozialisation, also die Summe der Erfahrungen in Elternhaus, Schule, Religions-, Kommunion- oder Konfirmationsunterricht. Sie wollen es – in einer aufgeklärten und oft areligiösen Zeit – gar nicht mehr wahrhaben, dass sie einmal gläubig, hoffnungsvoll, furchtsam waren im Gebet, sei es im rituell vorgegebenen, sei es im privaten, heimlichen Gebet vor dem Einschlafen oder in Zuständen der unruhigen Schlaflosigkeit. Es gilt heute beinahe als beschämend, sich einmal tief und unsicher oder auch geborgen von Gott abhängig gefühlt zu haben. Andererseits ist die ekklesiogene Neurose ein seit Jahrzehnten bestehender Begriff, und sogar die Kirchen selbst stellen heute Psychotherapeuten für ihren Priesternachwuchs wie für amtierende Priester und Pfarrer an. Sie wollen nicht, dass Neurose, Glauben und Verkündigung oder Seelsorge einander negativ beeinflussen.
Manche Patienten schütteln fast mitleidig den Kopf, wenn ich nach einer religiösen Vorgeschichte frage. Sie verdächtigen mich, ich hätte wieder einmal ein neues Forschungsthema oder sei noch immer mit meiner unglücklichen Gottesgeschichte beschäftigt. Und nach ein paar Wochen oder Monaten stellt sich dann heraus, dass sie ein paar Jahre lang Ministrant waren, dass ein Onkel Priester oder Pfarrer und eine Tante Nonne oder Diakonisse ist oder dass die eigene Mutter von einer Laufbahn in der Mission geträumt oder der Vater vor dem Chemiestudium drei Semester an einer theologischen Fakultät studiert hat.
Oder es stellt sich heraus, dass in der Pubertät intensive Verhandlungen mit Gott über eine Berufung zur Heiligkeit stattfanden oder dass es kindliche Gelübde gab, wenn Gott von einem drohenden Übel befreite, oder dass der frühe Tod eines Freundes plötzlich eine längst vergessene Höllenangst zum Vorschein brachte und selbst der Erwachsene unsicher wird, ob es das Verworfensein von und vor Gott nicht doch geben könnte. Schließlich hat der amtierende Papst vor nicht allzu langer Zeit die reale Existenz des Teufels bestätigt, und irgendwo muss der ja hausen und seine Beute deponieren.
Auf der anderen Seite wissen wir seit sehr langer Zeit von Dichtern, Philosophen, Theologen, Therapeuten, dass die Hölle innen sein kann, in einem unerträglichen Zustand von Verzweiflung, Einsamkeit, Grauen und Depression.
Selbst die klassischen Freudianer halten heute nicht mehr für der Weisheit letzten Schluss, was Sigmund Freud über die Religion als eine Zwangsneurose und eine reine Vaterprojektion aus Angst und Wunsch darstellte. Der Tübinger Psychoanalytiker Heinz Henseler hat darüber in einem Buch »Religion – Illusion? Eine psychoanalytische Deutung« (Göttingen 1995) unlängst sachkundig Bilanz gezogen. Er schreibt: »Sichtet man Freuds Thesen über die psychische Genese von Religion beziehungsweise Religiosität, und streicht man davon alles, was sich über die Jahrzehnte nicht halten ließ, bleiben doch einige gewichtige Beobachtungen und Überlegungen, die mehr oder weniger für alle Religionen gelten und zu Deutungen herausfordern. (...) Da sind die elementaren Wünsche nach Belehrung, Trost und ethischer Anleitung angesichts der Bedrohtheit und Hilflosigkeit des Menschen; da sind die nur scheinbar vorreligiösen Phänomene der Magie, von Tabu und Mana (...); da sind die Vaterreligionen mit ihrem Schwanken zwischen Vatersehnsucht und Sohnestrotz. Allen diesen Phänomenen zugrunde liegt das elementare Bedürfnis nach Rettung aus Ohnmacht, Kleinheit, Unvollkommenheit, Abhängigkeit, Unsicherheit und der dringende Wunsch nach Macht, Größe, Vollkommenheit, Sicherheit durch Teilnahme an solchen Eigenschaften eines über alle Nöte erhabenen Wesens (...).«
Die Patientin, eine 31-jährige Ergotherapeutin, kommt nach längerer Wartezeit aus einer weit entfernten Stadt, sodass ihr Weg, den ihre Lektüre meiner »Gottesvergiftung« eingeleitet hat, einer Art Pilgerfahrt gleicht. Sie ist spürbar berührt von ihrer endlichen Ankunft, schnauft wie alle Patienten nach dem langen Treppensteigen und schaut sich erst einmal ein wenig scheu im großen Praxisraum um, unsicher, ob es sich um eine freundliche oder bedrohliche Umgebung handelt. Nach einer Pause fasst sie sich ein Herz und beginnt:
P.: Also, ich würd’ gern ein bisschen von früher erzählen. Mein Vater ist Pfarrer. Meine ganze Familie ist von Pfarrern ... umgeben – mein Großvater, mein Urgroßvater, mein Großonkel, mein Vater – alle sind Pfarrer ... Und ich hab’ eigentlich meine ganze Jugend damit verbracht, die Kirche irgendwie zu retten.
T.: Hm. Das heißt, Sie waren weitgehend loyal und identifiziert mit der Kirche.
P.: Ja, ich war sehr loyal. Ich hab’ alles brav mitgemacht. Das Einzige, was ich mir zugestanden habe, war, in Gottesdiensten mal Zeilen wegzulassen – bei Gebeten. Das habe ich schon gemerkt, dass ich das irgendwann nicht mehr ertragen kann, jede Woche »Ich armer, elender, sündiger Mensch« zu beten. Wobei ich schon gedacht habe: So kann das mit der Kirche nicht weitergehen. Aber ich hab’ halt nicht darüber geredet.
T.: Sie sagten, Sie hätten die Kirche retten wollen. Wovor?
P.: Ja, vor dem Untergang!
T.: Es sieht so aus, als würden Sie gelegentlich auch weinen können. Ich hoffe, Sie müssen das nicht unterdrücken.
P.: Ich wein’ ganz oft, wenn ich Ihr Buch »Gottesvergiftung« in die Hand nehme und lese. Dann erinner’ ich mich daran, dass ich immer zur Kirche gegangen bin und schon geguckt hab’, wie viele Gesangbücher da wohl noch auf dem Tisch sind, wie viele schon weg sind, ob die Kirche leer oder voll ist ... Ich hab’ noch nie jemanden getroffen, dessen Haus auch so voll mit diesen nervigen frommen Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde war.
[Sie weint]
T.: Da hat’s Taschentücher.
P.: Und wie ich immer dachte, ich muss das verteidigen. Aber das Problem ist, dass man in der normalen Welt nicht besonders anerkannt ist heutzutage, wenn man sich für die Kirche einsetzt. Andererseits wusste ich ja, man muss halt Spott ertragen – als Christ ... Wenn ich mit der Klasse in die Jugendherberge gefahren bin, und der Zwang, vor dem Essen beten zu müssen. Ja, was macht man? Dann hab’ ich’s manchmal vorher gemacht. Dann war aber immer noch diese dritte Instanz, also Gott, noch da, der das ja gesehen hat. Also habe ich mich ständig entschuldigt, dass er mir bitte vergeben möge, dass ich so feige bin ...
Meinem Vater sind sie sehr, sehr wichtig, diese ganzen Dinge – na gut, ich hab’ ja mitgekriegt, was er gepredigt hat. Dieses ganze Formale war auch so sehr wichtig. Die genauen Liturgieformen und so was alles.
Als ich 15 war, bin ich natürlich jede Woche in den Gottesdienst gegangen, manchmal noch mittwochs. Dann bin ich in den Kirchenchor gegangen, bin in den Flötenchor gegangen, hab’ zweimal die Woche Jugendarbeit gemacht, hab’ immer bei den Festen Geige gespielt, hab’ Gemeindebriefe ausgetragen. Hab’ dann versucht, weil die Gemeinde so überaltert war, die zu retten, indem ich einen Kinderchor einrichte, – sodass diese Kirche wie ein Klotz an mir hing.
T.: Wissen Sie, wann diese Verantwortung für die Kirche oder für Gott begonnen hat?
P.: Also, ich mein mit ... 13, 14. Es gab ja kein Familienleben ohne kirchliche Beeinflussung. Es war halt ständig frommer Betrieb. Oft war auch sonntags zum Mittagessen jemand Einsames aus der Gemeinde da. Also, es war immer jemand da, dem geholfen werden musste. Mein Vater ... war super angespannt, wenn ihm schwere Beerdigungen bevorstanden oder wenn Heilig Abend auf uns zukam, weil dann die Kirche so voll ist einmal im Jahr. Es gab halt immer ein frommes Familienprojekt. Und danach war mein Vater entspannt ... Jetzt muss ich schon wieder weinen!
T.: Darf ich eine Vermutung äußern? Sie trauern um verlorene fröhliche Jahre.
P.: Ich weiß nicht mehr, ob die fröhlich waren oder nicht.
T.: Sie waren dauernd in Sorge.
P.: Ja, ich war ständig in Sorge. [Weint]
T.: Ja. [Pause] Und was bedrückt Sie zurzeit?
P.: Na diese furchtbare Traurigkeit, die ich in mir hab’. [Weint] Das ist im Moment vorherrschend. Gut, ich mach jetzt nichts mehr in der Kirche. Ich geh’ so gut wie gar nicht mehr hin. Ab und zu, weil mein Freund ja auch Pfarrer ist. Manchmal möchte der halt zur Kirche gehen. Dann gehe ich mit. Danach bin ich dann deprimiert. Sonst mach ich nichts mehr, aber ich hab’ das Gefühl ... na ja, Gott guckt sich das so ’ne Weile an, und ...
T.: ... dann schlägt er zu.
P.: Ja, wenn ich nicht zurückkomme. [ Weint] Und wenn ich nur schön bettel’ um Gnade, dann wird’s ja wohl gehen. Aber, wenn ich das nicht tun will – dann bin ich verloren. Dann kann er mit mir machen, was er will. [Weint]
T.: Welche Zweifel gibt’s denn manchmal in Ihrem Innern? Ob Gott so straft oder ob er Sie dauernd überwacht? Dass er so streng ist und so wenig liebenswürdig?
P.: Dass er halt so guckt und was er denkt, oder wie jetzt, dass ich zu Ihnen fahre. Ein Gefühl von einem totalen Ausgeliefert-Sein. Dann denke ich, weil er ja weiß, wovor ich am meisten Angst hab’, dann kann er das auch ausnutzen. Ich hab’ auch nicht so ’ne Angst vor der Hölle. Ich hab’ mehr Angst vor einer Strafe, ja, mit dem Tod bestraft zu werden. Das wurde mit Beginn der Pubertät immer schlimmer. Also, mit dem Thema Sexualität, was ein ziemliches Tabuthema war, wurde es immer schlimmer, und dann hab’ ich jeden Tag gedacht, jetzt werde ich bestraft.
T.: Für Neugier oder für Selbstbefriedigung? Oder was war schlimm? [Pause]
P.: Für Fantasien und für Selbstbefriedigung. Das war nicht was, wo ich mit irgendjemandem hätte drüber reden können. Ich find’ es auch peinlich, es Ihnen zu erzählen. Ehrlich gesagt, hab’ ich mich furchtbar gefühlt. Dann hab’ ich in einer ständigen Erwartung von irgendwelchen Überfällen und Vergewaltigungen gelebt. Ich bin immer weniger irgendwo abends alleine rausgegangen, weil ich immer Angst hatte.
T.: Sie waren ja scheußlich allein. [P. schluchzt, weint] Und niemand hat was gemerkt? [P. weint, schluchzt]
P.: Alle haben immer gedacht, ich würde in mir selbst ruhen, weil ich so schön ruhig war.
T.: Und in Ihnen war ein Abgrund. Weil es so ein scheinnormales Familienleben war?
P.: Ja. Es musste ja nach außen alles perfekt sein. Dafür hab’ ich ihn manchmal gehasst. Er hat die Familie immer benutzt als ... für seine Psychohygiene. Aber das hab’ ich noch nie so gesagt. [Weint]
T.: Sind Sie nie krank geworden in der Belastung?
P.: Also, früher, als ich noch jünger war, nicht. Aber ich hab’ halt Schlafstörungen. Ich hab’ Albträume und ich schreck’ seit Jahren jede Nacht aus dem Tiefschlaf auf und hab’ dann Todesangst. Bis vor ein paar Jahren, na sagen wir seit ’nem halben Jahr, bin ich jede Nacht nicht nur aufgeschreckt, sondern dann aus dem Bett geflüchtet. Und dann bin ich irgendwo wach geworden, mein Herz raste und ich atmete ganz schnell und hatte total Angst. Und jetzt bleibe ich im Bett liegen und schreck’ nur noch so auf. Dann hatte ich noch so Schwindelanfälle und Tinnitus und so etwas ...
T.: Und die Mutter war keine Zuflucht?
P.: Na ja, ich hab’ mit ihr schon mehr geredet als mit meinem Vater, aber über Sexualität, über diese komischen Ängste habe ich nicht mit ihr gesprochen, die war ja auch so in dieses System eingebunden. Die hat ja auch total viel gemacht, was so ’ne klassische Pfarrfrau halt macht. Sie war genauso machtlos gegen meinen Vater und meinen Bruder.
T.: Sie haben jetzt einen ganz scharfen beobachtenden Blick. Nach was sucht der?
P.: Ob ich verstanden werde.
T.: Ja. Und was sagt der misstrauische Anteil?
P.: Ich weiß nicht. Vielleicht, dass ich Sie langweile. [Weint]
T.: Überhaupt nicht. Ich sehe nur, in welchem Käfig oder in welcher Tretmühle Sie waren. Wie in einem geschlossenen System. [P. weint]
P.: Es war auch ’n geschlossenes System. Es gab keine Verbindung nach außen, zur normalen Welt. Die Welt ist voller Witze und Angriffe auf die Kirche, und das hat mich immer alles persönlich getroffen. Und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Und ich hab’ immer ständig Angst gehabt, dass irgend jemand etwas über die Kirche, über Gott sagt. Und ach, und der Religionsunterricht an der Schule war eine einzige Qual, weil es da geballt zu Kritik an Gott und der Kirche kam. Und ich ständig dachte, ich muss jetzt irgendwas dagegen sagen.
T.: Meinen Sie denn, Sie dürfen einmal aussteigen aus dem System?
P.: Ich hab das Gefühl, dass ich nicht ganz aussteigen kann, weil Gott darauf wartet, dass ich irgendwann zurückkomme. Meine Mutter wartet auf meine Umkehr, weil sie mich sonst in der Hölle sieht. Also hab’ ich die Verantwortung dafür, zurückzukommen, um ihr nicht den Glauben wegzunehmen.
T.: Sie könnte nicht ertragen, dass die Tochter sich entfernt? [P. schluchzt]
P.: Ich glaube nicht. So wie Sie geschrieben haben, dass Sie immer Angst hatten, Gott traurig zu machen, hatte ich immer Angst, meine Eltern traurig zu machen. Das hat sie mich auch gefragt, ob ich nicht doch froh bin, so aufgewachsen zu sein. Das könnte ich jetzt gerade nicht bejahen.
T.: Immer waren Sie ja auch noch getragen von Ihrer Mission. Das stabilisiert ja auch, wenn man so eine große Aufgabe hat, für die Kirche zu sorgen.
P.: Ja. Mir wird schwindelig.
T.: Wir machen auch bald ’ne Pause. Und dann können Sie mir sagen, ob Sie einen Tee wollen oder ein Glas Wasser.
P.: Wenn ich die frommen Lieder heute singe oder sie mir durch den Kopf gehen lasse, dann werde ich so traurig.
T.: Ja, wie über eine verlorene Verheißung. Die Verheißung hat ja nicht getragen. [P. schluchzt]
P.: Ja, das könnte sein. [Schluchzt, weint heftiger]
P.: Oh, Entschuldigung.
T.: Macht doch nichts. Ich seh’ ja Ihren Schmerz. [Schluchzt]
P.: Irgendwann bin ich nicht mehr zur Kirche gegangen. Das hat aber ziemlich lange gedauert. Ich hab’ schon ein paar Jahre gebraucht, bis ich sonntags nicht mehr das Gefühl hatte, ich müsste jetzt in die Kirche gehen.
Aber dann wurden halt auch diese Träume immer schlimmer. Ja, und dann hab’ ich auch immer noch tausend Sachen weitergemacht für die Kirche. Dann hab’ ich diese Schwindelanfälle gekriegt und bin zu der Ärztin gegangen. Sie hat als Erste gesehen, dass da noch etwas anderes ist; dann hab’ ich Gespräche mit der geführt. Aber es war ... Es war ’ne Katastrophe, weil ich total abhängig von der war. Sie war unzuverlässig. Ja, und dann ... bin ich schon immer so ganz aufgeregt hingegangen, weil ich Sorge hatte, dass sie jetzt wieder absagt oder mich vergisst. Dann war ich halt wieder ganz von deren Gnade abhängig. Ich kann das nicht beschreiben. Das war ein vernichtendes Gefühl in mir, dass ich am liebsten ... vor ’n Baum gefahren wäre.
T.: Jaja, ich glaube, da war auch etwas Religiöses dabei. Gnade, sagen Sie, von deren Gnade waren Sie abhängig.
P.: Ja.
T.: Wir machen ein Päuschen.
P.: Das ist gut.
Es war, wie wenn sich der Ursprung der Verzweiflung Bahn gebrochen hätte. Das Angebot einer Pause und eines Tees nahm sie dankbar an. Der zweite Teil der Doppelstunde verlief weniger stürmisch. Es war noch sehr vorsichtig von ihrer Pubertät die Rede, von der verkrampften Sexualität. Sie bat mich dringend, alle zwei Monate wiederkommen zu dürfen. Sie schien sich zum ersten Mal verstanden zu fühlen, und zwar von jemandem, der ihr in gewissem Sinne vorausgegangen war mit der Auflösung der Gottesvergiftung oder Kirchenvergiftung. Dann fragte sie mich, ob ich mich nicht ekle oder starken Widerwillen verspüre angesichts ihrer Geschichte.
Die Patientin lässt erkennen, dass ihr die Zeit lang vorgekommen ist und sie sich auf unsere nächste Sitzung freut. Obwohl sie gewillt erscheint, auch über unangenehmere Dinge zu sprechen, fällt es ihr beim Hauptthema doch sehr schwer, und immer wieder hindert sie heftiges Weinen oder Schluchzen am Reden. Sie hat sichtlich Mühe, sich wieder einzufinden. Trotz der Anstrengungen wird in ihrem Gesicht und in ihrem ängstlichen Umherschauen die Befürchtung deutlich, unwillkommen zu sein. Sie sagt:
P.: Das ist so lange her. Ich hab’ Angst, dass Sie mir jetzt heute nicht mehr richtig zuhören, dass Sie nicht nett zu mir sind, dass Sie mich nicht verstehen und dass es mir nachher schlecht geht.
T.: Hm ... Geht das wieder so ein bisschen in Richtung Gott?
P.: Ja, weil ich dann so abhängig bin von Ihren Reaktionen ... Verstehen Sie, was ich meine? Weil ich nicht glücklich sein kann, nicht leben kann, wenn jemand nicht freundlich zu mir ist.
T.: Wodurch wird Gott denn so mächtig?
P.: Ja, weil man nicht weiß, was er gerade denkt. Weil man nicht weiß, ob er einem wohlgesonnen ist oder nicht. Weil man nicht weiß, vielleicht ist das, was man gemacht hat, gerade schlecht gewesen. Man kriegt ja keine Antwort. Da hab’ ich Ihnen geschrieben und gefragt, ob ich noch öfter zu Ihnen kommen kann, und Sie haben »Ja« gesagt. Bleibt es dabei oder gilt das schon nicht mehr?
T.: Es gilt.
P.: Und dann weiß ich nicht, was Sie denken, und dann muss ich auf ’ne Antwort warten. Das ist so quälend. [Weint] Ich sitz’ da und weiß nicht, was ich machen soll. Dann denk ich mir, Hannah, du kannst auch leben, ohne dass du wieder zu Herrn Moser fahren kannst. Aber ich hab’s nicht unter Kontrolle gekriegt. Hat es etwas mit Gott zu tun?
T.: Ich glaube schon, der hat sich ja unheimlich eingenistet in Ihnen – der oberste Dienstherr und ein unerkennbarer Tyrann. Mich erstaunt, wie Gott zu so einem Quälgeist werden konnte. Das ist ja wie ein sadistisches Spiel, das er treibt.
P.: Ja, ich hab’ immer Angst, dass er das eben so ausnutzen kann, wovor ich Angst habe. Ich hab’ Angst, irgendwo lebendig begraben zu sein, in einem Sarg zu liegen und zu rufen und niemand hört mich. Sie haben letztes Mal gesagt, hoffentlich müsste ich nicht büßen für die Stunden bei Moser, und ich hab’ ehrlich gesagt das Gefühl, dass ich ziemlich viel büßen musste, weil es mir überhaupt nicht gut ging. Und dann stell’ ich mir immer vor, wie ich von einer Brücke springe, so in die Freiheit springe. Aber dann hab’ ich Angst, dass es im Tod auch keine Freiheit gibt, dass das Gleiche immer weitergeht mit dieser schrecklichen Beziehung. [Weint]
T.: Können Sie das denn zurückverfolgen, wie und wann dieser Gott entstanden ist? Mit vier, mit fünf, mit sechs? Wann ist er denn so grausam geworden?
P.: Also eigentlich erst, ich glaub mit der Pubertät.
T.: Hm. Dann hängt es mit der Sexualität zusammen.
P.: Ja, kann schon sein. [Pause]
T.: Er hat immer gewusst, wie sündig Sie sind? Was war alles sündig damals: die Neugier, die Fantasien und die Handlungen? Und wie sind Sie mit der Neugier umgegangen?
P.: Die hab’ ich unterdrückt.
T.: Aber ab und zu mal geguckt?
P.: Oh, ich ...
T.: Da wollen Sie gar nicht gerne dran, oder?
P.: Nee, das ist so peinlich.
T.: Ja. Aber ich glaube, es hilft, das auszusprechen. Also am ehesten sieht man doch Hunde, die kopulieren, oder Liebespaare, die sich küssen.
P.: Ja, im Fernsehen. Das war ja immer etwas Schlechtes. Da wurde natürlich sofort umgeschaltet in der Familie. Weil es ja etwas Unanständiges ist.
T.: Ja. Man saß zusammen und man hat gedacht, man sieht einen harmlosen Familienfilm und dann fangen die Schweine an, sich zu küssen.
P.: Ja. Ja, und dann: »Was guckt ihr denn da?« Und dann schaltet man schnell um. Dann fand ich es auch peinlich, das zu sehen, besonders peinlich, wenn meine Eltern dabei waren. [Sie schaut plötzlich misstrauisch.]
T.: Was sagt das Misstrauen?
P.: Es guckt, ob es Ihnen etwas erzählen kann oder nicht. Ich weiß nicht, ob ich nachher mit meiner Scham zurechtkomme, weil es so peinlich ist.
T.: Ja, in Ihrer Erziehung war es peinlich. Oder hat Gott Sie gestraft damit, dass Sie auch Sexualität haben?
P.: Nein, aber ich hatte immer Angst, dass er mich strafen wird wegen ihr.
T.: Ja. Man könnte ja auch sagen, es ist ein Geschenk von ihm.
P.: Ja, könnte man auch sagen. Aber wenn ich an früher denke, ist es kein Geschenk gewesen.
T.: Also nach Ihrer Vorstellung hat Gott Ihnen die Sexualität angehängt wie eine Strafe, wie eine Prüfung?
P.: Nein, wenn man verheiratet ist, dann darf man das natürlich.
T.: Ja. Hm. Aber mit 15 waren Sie noch nicht verheiratet und hatten trotzdem Fantasien und Gefühle.
P.: Also Sie meinen, es hilft, darüber zu sprechen?
T.: Es ist wie ’ne Mutprobe. [Pause]
P.: Also das ganze Thema ist von vorne bis hinten mit Peinlichkeit und Scham belegt. Ich fand’ das schrecklich ... Ich fand’ die körperlichen Veränderungen in der Pubertät schrecklich. Ich erinner’ mich mit Grausen an das Aufklärungsgespräch mit meiner Mutter.
T.: Hm. Wann haben Sie denn den Busen gekriegt? 13, 14, 15, eher später?
P.: Nee. 13.
T.: Hm. Das ist relativ früh. Da ist man noch gar nicht richtig vorbereitet. Aber Sie haben’s nicht als einen kostbaren Zugewinn erlebt? Wieder eine Strafe?
P.: Nee, als Strafe nicht. Das war ja klar, dass das passieren würde. Ich fand’s unangenehm. Ich fand’s peinlich vor meinem Bruder. Der hat sowieso nur Witze gemacht. Das war ja immer so, es wurden immer nur Witze über alles gemacht.
T.: Mit ihm müssen wir mal reden, auf dem leeren Stuhl. Damit Sie ihre Gefühle gegen ihn äußern können. Und wer hat den ersten BH gekauft?
P.: Ja, meine Mutter und ich. Aber ich hab’ ungefähr zwei Jahre gebraucht, um ihr zu sagen, dass ich das haben möchte. Weil mir das so peinlich war. Also ich weiß noch, als ich den anprobiert hab’, zu Hause dann ...
T.: Vorm Spiegel?
P.: Ja ... Da war irgendwie etwas Erregendes dabei. Aber das war auch peinlich, natürlich.
T.: Es ist mühsam, da durchzugehen, das weiß ich. Aber wahrscheinlich ist es befreiend.
P.: Das bringt auch ziemliche Umstände mit sich, wenn einem das immer alles so peinlich ist, da weiß man nicht, wie man das mit dem Umkleiden im Sportunterricht machen soll ... Oder ... Ich war mal auf so ’ner Jugendfreizeit und da sind wir schwimmen gegangen im Meer ... Und ich hab’ mir vorher schon die ganze Zeit überlegt, wie ich das hinkriege, dass ich mich umziehen kann, ohne dass mich jemand sieht.
T.: Wie haben’s denn die anderen Mädchen gemacht?
P.: Ja, die haben sich einfach voreinander umgezogen.
T.: Sich auch gezeigt?
P.: Ja.
T.: Und da war Gott auch schon mit drin in der Scham?
P.: Also das Schlimmste war die Selbstbefriedigung, das war ’ne Katastrophe. [Weint]
T.: Wussten Sie, ob das die anderen Mädchen auch machen?
P.: Nein.
T.: Hm. Dann waren Sie ganz allein damit.
P.: Da hab’ ich IHN ständig angefleht, dass ich nicht mehr das Bedürfnis hab’, das zu tun. Weil ich ständig dachte, dass ich dafür bestraft werde und dass ich als Strafe vergewaltigt werde, dass ich überfallen werde. Das war furchtbar.
Und dann die ... Selbstbefriedigung ... Ich hab’ immer und immer wieder darum gefleht, dass ich das nicht mehr mache.
T.: Wodurch ist das denn so sündig geworden? Wie kam das zustande, durch die Eltern?
P.: Da wurd’ ja nicht drüber gesprochen. Also das Wort selbst ist ja schon schlimm ... Das war wie ’n Zwang. Ich weiß gar nicht ...
[Sie kommt immer wieder aus freien Stücken, das heißt ohne mein erneutes Nachfragen, auf die Selbstbefriedigung zurück. Es ist wie ein Beichtzwang, aber wohl in der Hoffnung, Verständnis und Erleichterung zu finden, vor allem, weil es ihr Verhältnis zu Gott so bedrückend gemacht hat.]
T.: Ja. Was könnte denn die positive Bedeutung davon sein? Unter der negativen Bedeutung haben Sie furchtbar gelitten. Es gibt aber auch eine positive Bedeutung.
P.: Ja gut, was weiß ich, seinen Körper besser kennen lernen. Oder was meinen Sie?
T.: Ja, den Körper besser kennen lernen. Etwas ganz für sich haben, von den Eltern ein bisschen Abstand kriegen, sich selber etwas Gutes tun, auch Trotz ausdrücken können. Vielleicht war auch ein Stück Trotz dabei.
P.: Ja, das stimmt. Da war schon ein bisschen Trotz dabei. Aber das wurde dann immer aufgefressen. Von der Scham und der Sünde. Irgendwann hatt’ ich so ’ne kleine braune Stelle auf der Haut. An der Brust. Und dann ... hab’ ich ... tausend ... Bücher gelesen. Meine Mutter hatte solche Bücher, Die Frau als Hausärztin und so etwas. Dann hab’ ich das durchgeguckt, was das sein könnte. Dann hab’ ich gedacht, das kommt von der Selbstbefriedigung. Und dann musste ich zum Hautarzt. Und dann, ich hab’ total Angst davor gehabt, da hinzufahren. Sozusagen voller Angst, dass das jetzt alles rauskommt. Ich hab’ die ganze Zeit gedacht, jeden Moment fliegt das auf. Dann steh ich da ... als Superschwein.
T.: Hm. Was hat der Arzt dann gesagt?
P.: Der hat noch ’n anderen Arzt, noch ’n Frauenarzt dazugezogen. Das war ja schon peinlich, sich so zu entblößen. Ich hatte das Gefühl, ich komm’ da nicht mehr weg. Ich bin immer weiter an die Wand gegangen und die haben auf den Fleck an der Brust geguckt. Das war schrecklich.
T.: Was für sexuelle Fantasien haben Sie sich ausgemalt in Ihrer Jugend? Die Seele ist doch damit beschäftigt, nicht nur der Körper. Also wie haben Sie Ihre Erregung bebildert?
P.: Das ist ja noch peinlicher. [Pause] Es war keine tolle Fantasie, aber ...
T.: Da kommt die nächste Mutprobe. Ich sag’ mal den Satzanfang: Ich hab’ mir immer vorgestellt ...
P.: ... wie mich jemand von hinten umarmt und meine Brüste zärtlich streichelt.
T.: Das war schön und sündig.
P.: Ja, das Ganze war ja sündig, diese Selbstbefriedigung. Also ich hab’ mich danach immer sofort schlecht gefühlt.
T.: Hm. Wollen Sie ein bisschen Tee zur Stärkung für die Pause?
Die vierjährige analytische Psychotherapie, die diesen Eröffnungen folgte, hat zu einem guten Ende geführt: Die Patientin konnte ihren verfolgerischen Gott entlassen, aber es war ein schmerzhafter, von vielen Krisen erschütterter Abschied. Die Psychoanalyse nennt ein solches Gottesbild ein »böses Introjekt«, und solche Introjekte sind mit einer enormen Macht ausgestattet. Diese Macht, um deren Entlarvung und Bändigung es geht, wendet sich gegen die Therapie, gegen den Therapeuten und gegen alle, die sein Bild entzaubern, entdämonisieren wollen. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass das Introjekt sich bis in die Zellen des Betroffenen eingenistet hat, und seine Ausscheidung führt zu seelischen und leibseelischen, den psychosomatischen Konvulsionen und Erkrankungen, die den heilsamen Prozess zum Stehen, ja zur Umkehr bringen wollen. Warnende Rückfälle in Angst und Panik folgen auf kleine Fortschritte der Loslösung, Sätze wie »Gott der Herr lässt seiner nicht spotten« durchdringen die Träume und die Albträume, und die Patienten sind nicht selten geneigt, den Analytiker in einen bösen Verführer zu verwandeln, der einen schädigenden Weg ins Unglück anführt, für den man wieder beten muss, weil er mit dem Teufel im Bunde scheint. Er will das Kostbarste rauben, auch wenn das Kostbare in ein schier unerträgliches Leben von Schuldgefühl und Angst geführt hat.
Auch aus anderen Störungen mit schlimmen Introjekten ist bekannt, dass diese über ein Rachepotential verfügen: Es scheint ihnen mühelos zu gelingen, Rückfälle in Panik zu orchestrieren, um zu zeigen, dass sie mächtiger, größer sind als die kümmerlichen therapeutischen Versuche, sie zu entthronen. Es gelingt auch Gott, Therapie und Therapeuten zu entwerten, der Lächerlichkeit preiszugeben, der Verächtlichkeit anheimfallen zu lassen. Die Überfälle erfolgen oft auf dem Fuß nach einer hoffnungsvollen Stunde, und der Hass, der eigentlich dem Quäler gelten sollte, wendet sich gegen den Therapeuten, der sich oft verwirrt, ohnmächtig und resigniert fühlen kann, wenn das mühsam aufgebaute Vertrauen wieder einmal eingestürzt ist, und von oben nächtens für den Patienten ein Hohnlachen zu hören ist. Gott steigert seine Grausamkeit, wenn es ihm ans Leder geht, und wo einer in einem gläubigen Umfeld wohnt, kann die Angst vor der Einsamkeit ins Ungemessene steigen. Denn Gott droht auch alle menschlichen Bindungen zu zerstören, wenn man ihn angreift.
In seiner fulminanten, aber hundertfach belegten Schmähschrift »Denn sie wissen nicht, was sie glauben« (Hamburg 1992) hat der Psychologieprofessor Franz Buggle das Alte und das Neue Testament durchforscht nach Aussagen von und über Gott, die neben dem wundertätigen und dem erlösenden Gott ein erschütterndes und allzu oft verschwiegenes Bild ergeben, das aber doch weiter gewirkt hat und in die bedrohten Gewissen eingedrungen ist. Er kommt zu dem Ergebnis: »Die Bibel beinhaltet und propagiert an erschreckend zahlreichen Stellen und in ausgeprägter Weise eine Tendenz zu archaisch-grausamer Gewalttätigkeit, und zwar sowohl gegen Fremdgruppen, ›Outgroups‹ (›Feinde‹, Andersgläubige usw.), wie auch gegen von den je eigenen Glaubensvorstellungen und Verhaltensnormen abweichende Mitglieder der eigenen Gruppe.« (S. 36) Er zeigt nicht nur in Hunderten von Belegen das genozidale Wüten Gottes und der Land suchenden Israeliten in seinem Auftrag bei Moses und einigen Propheten, sondern kommt auch im Neuen Testament zu Aussagen, die Angst schürend wirken müssen.
Aus den unzähligen völkermörderischen Aufrufen an die Israeliten bei ihrer Landsuche wähle ich nur wenige aus, weil es mir um die gewalttätigen Einschüchterungen gegenüber den Ketzern, den Zweiflern, den Gottlosen geht, denen auch im Neuen Testament noch Heulen und Zähneklappern und das Schmoren in der Hölle angedroht werden.
Als Og, der König von Basan, sich den Israeliten in den Weg stellt, heißt es: »Und der Herr sprach zu Mose: Fürchte dich nicht vor ihm; denn ich habe ihn in deine Hand gegeben mit Land und Leuten, und du sollst mit ihm tun, wie du mit Sihon, dem König der Amoriter, getan hast ... und sie schlugen ihn und seine Söhne und all sein Volk, bis dass keiner übrig blieb, und nahmen das Land ein.« (4. Mose 21, 34/35) Den Umgang mit einer auf dem Weg liegenden Stadt schreibt Gott so vor:
»Lehnt sie eine friedliche Einigung mit dir ab und will sich mit dir im Kampf messen, dann darfst du sie belagern. Wenn der Herr, dein Gott, sie in deine Gewalt gibt, sollst du alle männlichen Personen mit scharfem Schwert erschlagen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Autor und Verlag freuen sich, mit diesem Buch eine veränderte und stark erweiterte Neuausgabe des 2003 im Kreuz Verlag Stuttgart erschienenen und seit längerem vergriffenen Titels »Von der Gottesvergiftung zu einem erträglichen Gott« vorlegen zu können. Damit entsprechen wir dem Wunsch zahlreicher Leser und ihrem Interesse an den Fragen des Verhältnisses von Psychoanalyse und Religion.
1. Auflage
Copyright © 2011 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
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eISBN 978-3-641-06555-3
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