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Examensarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Deutsches Seminar - Mediävistik), Veranstaltung: -, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Aufgabe, die sich die vorliegende Arbeit am höfischen Erzähltext des Wolframs von Eschenbach stellt, orientiert sich vor diesem Hintergrund an der Fragestellung, wie die sowohl psychisch-mentale als auch religiöse Entwicklung des Protagonisten vonstattengeht und in welch größeren Kontext der Reifungsprozess des Helden eingeordnet werden muss. Als Werkzeug der Analyse soll die Theorie der semantischen Räume, die auf den baltischen Semiotiker Jurij M. Lotman zurückgeht, dienen. Der Theorie liegt der Gedankengang zugrunde, die vom Text generierte Weltordnung in sogenannte semantische Räume einzuteilen. Innerhalb dieser Räume agieren die Figuren des Textes, wobei jeder Aktant seinem jeweiligen Raum fest zugeordnet ist. Diese, von Lotman als sujetlos bezeichnete Textschicht, wird in dem Moment sujethaft, wenn eine Figur die eigentlich unüberwindbare Grenze zwischen den semantischen Räumen überschreitet und in einen ihr oppositionell gegenüberstehenden Raum eindringt. Erst hier wird gewissermaßen eine Geschichte erzählt. Herunter gebrochen kann dieser Sachverhalt auch so erklärt werden, dass jegliche Information des Textes gleichsam auf einem gedanklichen Reisbrett ausgebreitet wird, wodurch sich die Perspektive auf die Erzählung bedeutend verändert und den Verständnishorizont des Rezipienten auf beachtliche Weise erweitert. Die Textanalyse folgt daher einem quasi horizontalen Betrachtungsschema, welches sich an den vom Text generierten Raumordnungen orientiert, ohne jedoch den linearen Reifungsprozess des Protagonisten außer Acht zu lassen. Da sich dieser Reifungsprozess ohnehin nur in der vom Text generierten Räumlichkeit manifestieren kann, gilt es daher, die Grenzüberschreitungen des Helden, welche der Erzählung zwangläufig inhärent sind, zu lokalisieren und gleichzeitig deren Ausgangspunkt, deren Motivation sowie deren Folgen für die Erzählung herauszuarbeiten. Vor dem Hintergrund der seelisch-geistigen Entwicklung des Protagonisten erscheint die Grenzüberschreitungstheorie daher als adäquates Arbeitsmittel, um die Tiefenstrukturen des höfischen Epos nach außen zu kehren. Analog hierzu kann mit Blick auf Wolframs Parzival die These formuliert werden, dass Persönlichkeitsentwicklung sowie Identitätsfindung einzig und allein - um in der Terminologie Lotmans zu bleiben - durch Grenzüberschreitungen vonstattengehen kann. Konkretisiert bedeutet dies für die Analysearbeit, das vom Text generierte Netz aus Ordnungsstörungen und Störungstilgungen...
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