Grimms Sagen - Grimm Jacob - E-Book

Grimms Sagen E-Book

Grimm Jacob

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Beschreibung

Vollständige Ausgabe mit alphabetischem Index Die "Deutschen Sagen" der Gebrüder Grimm zählen neben den bekannten "Kinder- und Hausmärchen" zu den wichtigsten Geschichtssammlungen der deutschen Sprache. Versammelt sind hier alle 585 Sagen - bekannte und noch unbekannten, kurze und längere. Wer die Märchen der Brüder Grimm mag, wird auch ihre Sagen zu schätzen wissen. Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 1002

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Jacob und Wilhelm Grimm

Grimms Sagen

Vollständige Ausgabe

Jacob und Wilhelm Grimm

Grimms Sagen

Vollständige Ausgabe

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 4. Auflage, ISBN 978-3-954180-33-2

www.null-papier.de/grimm

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Vor­wort zur ers­ten di­gi­ta­len Aus­ga­be

Vor­re­de zum ers­ten Band

Vor­re­de zum zwei­ten Band

Vor­be­mer­kung von Her­man Grimm

Ers­ter Band

Die drei Berg­leu­te im Kut­ten­berg (1.)

Der Berg­geist (2.)

Der Berg­mönch im Harz (3.)

Frau Hol­len Teich (4.)

Frau Hol­la zieht um­her (5.)

Frau Hol­len Bad (6.)

Frau Hol­la und der treue Eckart (7.)

Frau Hol­la und der Bau­er (8.)

Die Spring­wur­zel (9.)

Fräu­lein von Boy­ne­burg (10.)

Der Piel­berg (11.)

Die Schloßjung­frau (12.)

Die Schlan­gen­jung­frau (13.)

Das schwe­re Kind (14.)

Der alte Wein­kel­ler bei Salurn (15.)

Hü­nen­spiel (16.)

Das Rie­sen­spiel­zeug (17.)

Rie­se Ein­heer (18.)

Rie­sen­säu­len (19.)

Der Kö­ter­berg (20.)

Ge­rold­seck (21.)

Kai­ser Karl zu Nürn­berg (22.)

Fried­rich Rot­bart auf dem Kyff­häu­ser (23.)

Der Birn­baum auf dem Wal­ser­feld (24.)

Der ver­zau­ber­te Kö­nig zu Schild­heiß (25.)

Kai­ser Karl des Gro­ßen Aus­zug (26.)

Der Un­ters­berg (27.)

Kai­ser Karl im Un­ters­berg (28.)

Der Scher­fen­ber­ger und der Zwerg (29.)

Das stil­le Volk zu Ples­se (30.)

Des klei­nen Volks Hoch­zeit­fest (31.)

Stein­ver­wan­del­te Zwer­ge (32.)

Zwerg­ber­ge (33.)

Zwer­ge lei­hen Brot (34.)

Der Graf von Hoia (35.)

Zwer­ge aus­ge­trie­ben (36.)

Die Wicht­lein (37.)

Be­schwö­rung der Berg­männ­lein (38.)

Das Berg­männ­lein beim Tanz (39.)

Das Kel­ler­männ­lein (40.)

Die Ahn­frau, von Rant­zau (41.)

Herr­mann von Ro­sen­berg (42.)

Die Osen­ber­ger Zwer­ge (43.)

Das Erd­männ­lein und der Schä­fer­jung (44.)

Der ein­keh­ren­de Zwerg (45.)

Zei­tel­moos (46.)

Das Moos­weib­chen (47.)

Der wil­de Jä­ger jagt die Moos­leu­te (48.)

Der Was­ser­mann (49.)

Die wil­den Frau­en im Un­ters­ber­ge (50.)

Tanz mit dem Was­ser­mann (51.)

Der Was­ser­mann und der Bau­er (52.)

Der Was­ser­mann an der Flei­scher­bank (53.)

Der Schwim­mer (54.)

Bru­der Ni­ckel (55.)

Ni­xen­brun­nen (56.)

Mag­de­bur­ger Ni­xen (57.)

Der Dön­ges­see (58.)

Mum­mel­see (59.)

Die Elb­jung­fer und das Saal­weib­lein (60.)

Was­ser­recht (61.)

Das er­trun­ke­ne Kind (62.)

Schlit­zöhr­chen (63.)

Die Was­ser­ni­xe und der Mühl­knap­pe (64.)

Vor den Ni­xen hilft Dos­ten und Dorant (65.)

Des Ni­xes Bei­ne (66.)

Die Magd bei dem Nix (67.)

Die Frau von Al­vens­le­ben (68.)

Die Frau von Hahn und der Nix (69.)

Frau von Bo­ni­kau (70.)

Das Streich­maß, der Ring und der Be­cher (71.)

Der Ko­bold (72.)

Der Bau­er mit sei­nem Ko­bold (73.)

Der Ko­bold in der Müh­le (74.)

Hüt­chen (75.)

Hin­zel­mann (76.)

Klop­fer (77.)

Stie­fel (78.)

Eker­ken (79.)

Nacht­geist zu Ken­de­nich (80.)

Der Alp (81.)

Der Wech­sel­balg (82.)

Die Wech­sel­bäl­ge im Was­ser (83.)

Der Al­raun (84.)

Spi­ri­tus fa­mi­lia­ris (85.)

Das Vo­gel­nest (86.)

Der Brut­pfen­nig (87.)

Wech­sel­kind mit Ru­ten ge­stri­chen (88.)

Das Schau­en auf die Kin­der (89.)

Die Rog­genm­uh­me (90.)

Die zwei un­ter­ir­di­schen Wei­ber (91.)

Kö­nig Grü­ne­wald (92.)

Blü­me­li­salp (93.)

Die Li­lie (94.)

Jo­hann von Passau (95.)

Das Hünd­lein von Bret­ta (96.)

Das Dorf am Meer (97.)

Die ver­schüt­te­ten Sil­ber­gru­ben (98.)

Die Fund­grüb­ner (99.)

Ein ge­spens­ti­ger Rei­ter (100.)

Der falsche Eid (101.)

Zwölf un­ge­rech­te Rich­ter (102.)

Die hei­li­gen Quel­len (103.)

Der quil­len­de Brun­nen (104.)

Hun­ger­quel­le (105.)

Der Lie­ben­bach (106.)

Der Hel­fen­stein. (107.)

Die Wie­ge aus dem Bäum­chen (108.)

Hes­sen­tal (109.)

Rein­stein (110.)

Der still­ste­hen­de Fluß (111.)

Arend­see (112.)

Der Och­sen­berg (113.)

Die Moor­jung­fern (114.)

An­dre­as­nacht (115.)

Der Lieb­ha­ber zum Es­sen ein­ge­la­den (116.)

Die Christ­nacht (117.)

Das Hemd­ab­wer­fen (118.)

Kris­tall­schau­en (119.)

Zau­ber­kräu­ter ko­chen (120.)

Der Salz­knecht in Pom­mern (121.)

Jung­fer Eli (122.)

Die wei­ße Frau (123.)

Tau­be zeigt einen Schatz (124.)

Tau­be hält den Feind ab (125.)

Der Glo­cken­guß zu Bres­lau (126.)

Der Glo­cken­guß zu At­ten­dorn (127.)

Die Mül­le­rin (128.)

Jo­hann Hüb­ner (129.)

Ep­pela Gai­la (130.)

Der Blu­men­stein (131.)

See­bur­ger See (132.)

Der Burg­see und Burg­wall (133.)

Der hei­li­ge Ni­klas und der Dieb (134.)

Rie­sen­stei­ne (135.)

Spu­ren im Stein (136.)

Der Rie­sen­fin­ger (137.)

Rie­sen aus dem Un­ters­ber­ge (138.)

Der Jet­ten­bü­hel zu Hei­del­berg (139.)

Rie­se Haym (140.)

Die trop­fen­de Rip­pe (141.)

Jung­frau­sprung (142.)

Der Stie­ren­bach (143.)

Die Män­ner im Zot­ten­berg (144.)

Ver­kün­di­gung des Ver­der­bens (145.)

Das Männ­lein auf dem Rücken (146.)

Gott­schee (147.)

Die Zwer­ge auf dem Baum (148.)

Die Zwer­ge auf dem Fels­stein (149.)

Die Füße der Zwer­ge (150.)

Die wil­den Geis­ter (151.)

Die Hei­lings­zwer­ge (152.)

Der Ab­zug des Zwerg­volks über die Brücke (153.)

Der Zug der Zwer­ge über den Berg (154.)

Die Zwer­ge bei Dar­des­heim (155.)

Schmied Rie­chert (156.)

Grin­ken­schmidt (157.)

Die Hir­ten­jun­gen (158.)

Die Nuß­ker­ne (159.)

Der Soes­ter Schatz (160.)

Das quel­len­de Sil­ber (161.)

Goldsand auf dem Un­ters­berg (162.)

Gold­koh­len (163.)

Der Brun­nen zu Stein­au (164.)

Die fünf Kreu­ze (165.)

Der Schwert­tanz zu Wei­ßen­stein (166.)

Der Stein­tisch zu Bin­gen­heim (167.)

Der lan­ge Mann in der Mord­gas­se zu Hof (168.)

Krieg und Frie­den (169.)

Ro­den­steins Aus­zug (170.)

Der Tann­häu­ser (171.)

Der wil­de Jä­ger Ha­ckel­berg (172.)

Der wil­de Jä­ger und der Schnei­der (173.)

Der Hö­sel­berg (174.)

Des Re­chen­ber­gers Knecht (175.)

Geis­ter­kir­che (176.)

Geis­ter­mahl (177.)

Der Dach­de­cker (178.)

Die Spin­ne­rin am Kreuz (179.)

But­ter­milch­turm (180.)

Der hei­li­ge Win­fried (181.)

Der Hül­fen­berg (182.)

Das Teu­fels­loch zu Gos­lar (183.)

Die Teu­fels­müh­le (184.)

Der Herr­gott­stritt (185.)

Die Sach­sen­häu­ser Brücke zu Frank­furt (186.)

Der Wolf und der Tan­nen­zapf (187.)

Der Teu­fel von Ach (188.)

Die Teu­fels­mau­er (189.)

Des Teu­fels Tanz­platz (190.)

Die Teu­fels­kan­zel (191.)

Das Teu­felsohr­kis­sen (192.)

Der Teu­fels­fel­sen (193.)

Teu­fels­mau­er (194.)

Teu­fels­git­ter (195.)

Teu­fels­müh­le (196.)

Teu­fels­kir­che (197.)

Teu­fels­stein bei Rei­chen­bach (198.)

Teu­fels­stein zu Köln (199.)

Sün­tel­stein zu Os­na­brück (200.)

Der Lü­gen­stein (201.)

Die Fel­sen­brücke (202.)

Das Teu­fels­bad zu Das­sel (203.)

Der Turm zu Schart­feld (204.)

Der Dom zu Köln (205.)

Des Teu­fels Hut (206.)

Des Teu­fels Brand (207.)

Die Teu­fels­huf­ei­sen (208.)

Der Teu­fel führt die Braut fort (209.)

Das Glücks­rad (210.)

Der Teu­fel als Für­spre­cher (211.)

Traum vom Schatz auf der Brücke (212.)

Der Kes­sel mit dem Schatz (213.)

Der Wer­wolf (214.)

Der Wer­wolf­stein (215.)

Die Wer­wöl­fe zie­hen aus (216.)

Der Dra­che fährt aus (217.)

Win­kel­ried und der Lind­wurm (218.)

Der Lind­wurm am Brun­nen (219.)

Das Dra­chen­loch (220.)

Die Schlan­gen­kö­ni­gin (221.)

Die Jung­frau im Osel­berg (222.)

Der Krö­ten­stuhl (223.)

Die Wie­sen­jung­frau (224.)

Das Nie­sen im Was­ser (225.)

Die arme See­le (226.)

Die ver­fluch­te Jung­fer (227.)

Das Fräu­lein von Stau­fen­berg (228.)

Der Jung­fern­stein (229.)

Das stei­ner­ne Braut­bett (230.)

Zum Ste­hen ver­wünscht (231.)

Die Bau­ern zu Kol­beck (232.)

Der hei­li­ge Sonn­tag (233.)

Frau Hütt (234.)

Der Kin­dels­berg (235.)

Die Sem­mel­schu­he (236.)

Der Erd­fall bei Hoch­städt (237.)

Die Brot­schu­he (238.)

Das tau­be Korn (239.)

Der Frau­en­sand (240.)

Brot zu Stein ge­wor­den (241.)

Der Bin­ger Mäu­se­turm (242.)

Das Bu­ben­ried (243.)

Kin­del­brück (244.)

Die Kin­der zu Ha­meln (245.)

Der Rat­ten­fän­ger (246.)

Der Schlan­gen­fän­ger (247.)

Das Mäu­se­lein (248.)

Der aus­ge­hen­de Rauch (249.)

Die Kat­ze aus dem Wei­den­baum (250.)

Wet­ter und Ha­gel ma­chen (251.)

Der He­xen­tanz (252.)

Die Weinre­ben und Na­sen (253.)

Fest­hän­gen (254.)

Das No­themd (255.)

Fest ge­macht (256.)

Der si­che­re Schuß (257.)

Der her­um­zie­hen­de Jä­ger (258.)

Dop­pel­te Ge­stalt (259.)

Ge­s­penst als Ehe­weib (260.)

Tod des Erst­ge­bo­re­nen (261.)

Der Kna­be zu Kol­mar (262.)

Tod des Dom­herrn zu Mer­se­burg (263.)

Die Li­lie im Klos­ter zu Kor­vei (264.)

Re­bun­dus im Dom zu Lü­beck (265.)

Glo­cke läu­tet von selbst (266.)

To­des­ge­spenst (267.)

Frau Ber­ta oder die wei­ße Frau (268.)

Die wil­de Ber­ta kommt (269.)

Der Türst, das Pos­ter­li und die Sträg­ge­le (270.)

Der Nacht­jä­ger und die Rüt­tel­wei­ber (271.)

Der Mann mit dem Schlack­hut (272.)

Der graue Ho­ckel­mann (273.)

Chim­me­ke in Pom­mern (274.)

Der Kri­scher (275.)

Die über­schif­fen­den Mön­che (276.)

Der Irr­wisch (277.)

Die feu­ri­gen Wa­gen (278.)

Rä­der­berg (279.)

Die Lich­ter auf Hel­le­bar­den (280.)

Das Wa­feln (281.)

We­bern­des Flam­menschloß (282.)

Der Feu­er­berg (283.)

Der feu­ri­ge Mann (284.)

Die ver­wünsch­ten Land­mes­ser (285.)

Der ver­rück­te Grenz­stein (286.)

Der Grenz­streit (287.)

Der Grenz­lauf (288.)

Die Al­p­schlacht (289.)

Der Stein bei Wen­thu­sen (290.)

Die Al­ten­ber­ger Kir­che (291.)

Der Kö­nig im Lau­en­bur­ger Berg (292.)

Der Schwan­berg (293.)

Der Rob­be­dis­ser Brunn (294.)

Bam­ber­ger Waa­ge (295.)

Kai­ser Fried­rich zu Kai­sers­lau­tern (296.)

Der Hirt auf dem Kyff­häu­ser (297.)

Die drei Tel­le (298.)

Das Berg­männ­chen (299.)

Die Zir­belnüs­se (300.)

Das Pa­ra­dies der Tie­re (301.)

Der Gems­jä­ger (302.)

Die Zwer­glö­cher (303.)

Der Zwerg und die Wun­der­blu­me (304.)

Der Nix an der Kel­le (305.)

Schwarz­ach (306.)

Die drei Jung­fern aus dem See (307.)

Der tote Bräu­ti­gam (308.)

Der ewi­ge Jä­ger (309.)

Hans Jagen­teu­fel (310.)

Des Ha­ckeln­berg Traum (311.)

Die Tut-Osel (312.)

Die schwar­zen Rei­ter und das Hand­pferd (313.)

Das Fräu­lein vom Will­berg (315.)

Der ge­treue Eck­hart (314.)

Der Schä­fer und der Alte aus dem Berg (316.)

Jung­frau Ilse (317.)

Die Hei­den­jung­frau zu Glatz (318.)

Der Roß­trapp und der Kreet­pfuhl (319.)

Der Mäg­desprung (320.)

Der Jung­fern­sprung (321.)

Der Har­rass­prung (322.)

Der Rie­se Hid­de (323.)

Das Ile­fel­der Na­delöhr (324.)

Die Rie­sen zu Lich­ten­berg (325.)

Das Hü­nen­blut (326.)

Es rauscht im Hü­nen­grab (327.)

Tote aus den Grä­bern weh­ren dem Feind (328.)

Hans Hei­lings Fel­sen (329.)

Die Jung­frau mit dem Bart (330.)

Die wei­ße Jung­frau zu Schwanau (331.)

Schwarz­kopf und See­burg am Mum­mel­see (332.)

Der Krä­mer und die Maus (333.)

Die drei Schatz­grä­ber (334.)

Ein­la­dung vor Got­tes Ge­richt (335.)

Gäs­te vom Gal­gen (336.)

Teu­fels­brücke (337.)

Die zwölf Jo­han­nes­se (338.)

Teu­fels­gra­ben (339.)

Der Kreuz­li­berg (340.)

Die Pfer­de aus dem Bo­den­loch (341.)

Zu­sam­men­kunft der To­ten (342.)

Das weis­sa­gen­de Vög­lein (343.)

Der Ewi­ge Jud auf dem Mut­ter­horn (344.)

Der Kes­sel mit But­ter (345.)

Trau­er­wei­de (346.)

Das Chris­tus­bild zu Wit­ten­berg (347.)

Das Mut­ter­got­tes­bild am Fel­sen (348.)

Das Gna­den­bild aus dem Lär­chen­stock zu Waldrast (349.)

Och­sen zei­gen die hei­li­ge Stät­te (350.)

Not­bur­ga (351.)

Mau­er­kalk mit Wein ge­löscht (352.)

Der Ju­den­stein (353.)

Das von den Ju­den ge­tö­te­te Mägd­lein (354.)

Die vier Huf­ei­sen (355.)

Der Al­tar zu See­feld (356.)

Der Ster­bens­stein (357.)

Sünd­li­che Lie­be (358.)

Der Schweid­nit­zer Rats­mann (359.)

Re­gen­bo­gen über Ver­ur­teil­ten (360.)

Gott weint mit dem Un­schul­di­gen (361.)

Got­tes Spei­se (362.)

Die drei Al­ten (363.)

Zwei­ter Band

Der hei­li­ge Salz­fluß (364.)

Der hei­li­ge See der Her­t­ha (365.)

Der hei­li­ge Wald der Sem­no­nen (366.)

Die Wan­de­rung der An­si­va­ren (367.)

Die See­fahrt der Usi­pier (368.)

Wan­de­rung der Go­ten (369.)

Die ein­ge­fal­le­ne Brücke (370.)

Wa­rum die Go­ten in Grie­chen­land ein­ge­bro­chen (371.)

Fri­di­gern (372.)

Des Kö­nigs Grab (373.)

At­haulfs Tod (374.)

Die Trul­len (375.)

Sage von Ge­li­mer (376.)

Ge­li­mer in sil­ber­ner Ket­te (377.)

Ur­sprung der Hun­nen (378.)

Die Ein­wan­de­rung der Hun­nen (379.)

Sage von den Hun­nen (380.)

Das Kriegs­schwert (381.)

Die Stör­che (382.)

Der Fisch auf der Ta­fel (383.)

Theo­de­richs See­le (384.)

Ura­jas und Il­de­bad (385.)

To­ti­la ver­sucht den Hei­li­gen (386.)

Der blin­de Sa­bi­nus (387.)

Der Aus­gang der Lan­go­bar­den (388.)

Der Lan­go­bar­den Aus­gang (389.)

Sage von Gam­ba­ra und den Lang­bär­ten (390.)

Die Lan­go­bar­den und Aßi­pi­ter (391.)

Die sie­ben schla­fen­den Män­ner in der Höh­le (392.)

Der Kna­be im Fisch­teich (393.)

La­mis­sio und die Ama­zo­nen (394.)

Sage von Ro­dulf und Ru­me­trud (395.)

Al­boin wird dem Au­doin tisch­fä­hig (396.)

An­kunft der Lan­go­bar­den in Ita­li­en (397.)

Al­boin ge­winnt Ti­ci­num (398.)

Al­boin be­trach­tet sich Ita­li­en (399.)

Al­boin und Ro­si­mund (400.)

Ro­si­mund, Hel­mi­chis und Pe­re­deo (401.)

Sage vom Kö­nig Autha­ri (402.)

Autha­ris Säu­le (403.)

Agi­lulf und Theu­de­lind (404.)

Theo­de­lind und das Meer­wun­der (405.)

Rom­hild und Gri­moald der Kna­be (406.)

Leu­pi­chis ent­flieht (407.)

Die Flie­ge vor dem Fens­ter (408.)

Kö­nig Li­ut­prands Füße (409.)

Der Vo­gel auf dem Speer (410.)

Ai­stulfs Ge­burt (411.)

Wal­ter im Klos­ter (412.)

Ur­sprung der Sach­sen (413.)

Ab­kunft der Sach­sen (414.)

Her­kunft der Sach­sen (415.)

Die Sach­sen und die Thü­rin­ger (416.)

An­kunft der An­geln und Sach­sen (417.)

An­kunft der Pik­ten (418.)

Die Sach­sen er­bau­en Och­sen­burg (419.)

Haß zwi­schen den Sach­sen und Schwa­ben (420.)

Her­kunft der Schwa­ben (421.)

Ab­kunft der Bay­ern (422.)

Her­kunft der Fran­ken (423.)

Die Mero­win­ger (424.)

Chil­de­rich und Ba­si­na (425.)

Der Kir­chen­krug (426.)

Re­mig um­geht sein Land (427.)

Re­mig ver­jagt die Feu­ers­brunst (428.)

Des Re­migs Teil vom Wa­si­chen­wald (429.)

Krot­hilds Ver­lo­bung (430.)

Die Sche­re und das Schwert (431.)

Sage von At­ta­lus, dem Pfer­de­knecht, und Leo, dem Kü­chen­jun­gen (432.)

Der schla­fen­de Kö­nig (433.)

Der kom­men­de Wald und die klin­gen­den Schel­len (434.)

Chlo­tars Sieg über die Sach­sen (435.)

Das Grab der Hei­li­gen (436.)

Sankt Ar­bo­gast (437.)

Da­go­bert und Sankt Flo­ren­ti­us (438.)

Da­go­berts See­le im Schiff (439.)

Da­go­bert und sei­ne Hun­de (440.)

Die zwei glei­chen Söh­ne (441.)

Hil­de­gard (442.)

Der Hah­nen­kampf (443.)

Karls Heim­kehr aus Un­ger­land (444.)

Der Hirsch zu Mag­de­burg (445.)

Der lom­bar­di­sche Spiel­mann (446.)

Der ei­ser­ne Karl (447.)

Karl be­la­ger­te Pa­via (448.)

Adel­gis (449.)

Von Kö­nig Karl und den Frie­sen (450.)

Rad­bot läßt sich nicht tau­fen (451.)

Des Teu­fels gold­nes Haus (452.)

Wit­te­kinds Tau­fe (453.)

Wit­te­kinds Flucht (454.)

Er­bau­ung Frank­furts (455.)

Wa­rum die Schwa­ben dem Reich vor­fech­ten (456.)

Egin­hart und Emma (457.)

Der Ring im See bei Aa­chen (458.)

Der Kai­ser und die Schlan­ge (459.)

Kö­nig Karl (460.)

Der schla­fen­de Lands­knecht (461.)

Kai­ser Lud­wig bau­et Hil­des­heim (462.)

Der Ro­sen­strauch zu Hil­des­heim (463.)

Kö­nig Lud­wigs Rip­pe klappt (464.)

Die Kö­ni­gin im Wachs­hemd (465.)

Kö­ni­gin Adel­heid (466.)

Kö­nig Karl sieht sei­ne Vor­fah­ren in der Höl­le und im Pa­ra­dies (467.)

Adal­bert von Ba­ben­berg (468.)

Her­zog Hein­rich und die gold­ne Hals­ket­te (469.)

Kai­ser Hein­rich der Vo­ge­ler (470.)

Der küh­ne Kurz­bold (471.)

Otto mit dem Bart (472.)

Der Schus­ter zu Lauin­gen (473.)

Das Rad im Main­zer Wap­pen (474.)

Der Ram­mels­berg (475.)

Die Gra­fen von Eber­stein (476.)

Otto läßt sich nicht schla­gen (477.)

Kö­nig Otto in Lam­par­ten (478.)

Der un­schul­di­ge Rit­ter (479.)

Kai­ser Otto hält Wit­wen- und Wai­sen­ge­richt (480.)

Otto III. in Karls Gra­be (481.)

Die hei­li­ge Ku­ni­gund (482.)

Der Dom zu Bam­berg (483.)

Tau­be sagt den Feind an (484.)

Der Kelch mit der Schar­te (485.)

Sage von Kai­ser Hein­rich III. (486.)

Der Teu­fel­sturm am Do­naustru­del (487.)

Quedl, das Hünd­lein (488.)

Sage vom Schü­ler Hil­de­brand (489.)

Der Knob­lauchs­kö­nig (490.)

Kai­ser Hein­rich ver­sucht die Kai­se­rin (491.)

Graf Hoy­er von Mans­feld (492.)

Die Wei­ber zu We­in­sperg (493.)

Der ver­lo­re­ne Kai­ser Fried­rich (494.)

Al­ber­tus Ma­g­nus und Kai­ser Wil­helm (495.)

Kai­ser Ma­xi­mi­li­an und Ma­ria von Bur­gund (496.)

Sage von Adel­ger zu Bay­ern (497.)

Die treu­lo­se Störchin (498.)

Her­zog Hein­rich in Bay­ern hält rei­ne Stra­ße (499.)

Diez Schwin­burg (500.)

Der ge­schun­de­ne Wolf (501.)

Die Gretl­mühl (502.)

Her­zog Fried­rich und Leo­pold von Ös­ter­reich (503.)

Der Mark­grä­fin Schlei­er (504.)

Der Brenn­ber­ger (ers­te Sage) (505.)

Der Brenn­ber­ger (zwei­te Sage) (506.)

Schre­cken­walds Ro­sen­gar­ten (507.)

Mar­ga­re­ta Maul­tasch (508.)

Diet­rich­stein in Kärn­ten (509.)

Die Maul­tasch-Schutt (510.)

Rad­bod von Habs­burg (511.)

Ru­dolf von Strätt­lin­gen (512.)

Idda von Tog­gen­burg (513.)

Aus­wan­de­rung der Schwei­zer (514.)

Die Och­sen auf dem Acker zu Melchtal (515.)

Der Land­vogt im Bad (516.)

Der Bund in Rüt­li (517.)

Wil­helm Tell (518.)

Der Kna­be er­zähl­t’s dem Ofen (519.)

Der Lu­zer­ner Harsch­hör­ner (520.)

Ur­sprung der Wel­fen (521.)

Wel­fen und Gib­lin­ger (522.)

Her­zog Bun­dus, ge­nannt der Wolf (523.)

Hein­rich mit dem gül­de­nen Wa­gen (524.)

Hein­rich mit dem gol­de­nen Pflu­ge (525.)

Hein­rich der Löwe (526.)

Ur­sprung der Zäh­rin­ger (527.)

Herr Pe­ter Dim­rin­ger von Stau­fen­berg (528.)

Des ed­len Mö­rin­gers Wall­fahrt (529.)

Graf Hu­bert von Calw (530.)

Udal­rich und Wen­dil­gart und der un­ge­bor­ne Bur­kard (531.)

Stif­tung des Klos­ters Wet­ten­hau­sen (532.)

Rit­ter Ul­rich, Dienst­mann zu Wir­ten­berg (533.)

Frei­herr Al­brecht von Sim­mern (534.)

An­dre­as von San­ger­witz, Kom­tur auf Christ­burg (535.)

Der Vir­dun­ger Bür­ger (536.)

Der Mann im Pflug (537.)

Sieg­fried und Ge­nofe­va (538.)

Karl Ynach, Sal­vi­us Bra­bon und Frau Schwan (539.)

Der Rit­ter mit dem Schwan (540.)

Das Schwan­schiff am Rhein (541.)

Lo­hen­grin zu Bra­bant (542.)

Lo­her­an­grins Ende in Loth­rin­gen (543.)

Der Schw­an­rit­ter (544.)

Der gute Ger­hard Schwan (545.)

Die Schw­an­rin­ge zu Ples­se (546.)

Das Ol­den­bur­ger Horn (547.)

Fried­rich von Ol­den­burg (548.)

Die neun Kin­der (549.)

Ama­la­ber­ga von Thü­rin­gen (550.)

Sage von Irmin­fried, Iring und Die­te­rich (551.)

Das Ja­gen im frem­den Wal­de (552.)

Wie Lud­wig Wart­burg über­kom­men (553.)

Lud­wig der Sprin­ger (554.)

Rein­harts­brunn (555.)

Der hart­ge­schmie­de­te Land­graf (556.)

Lud­wig ackert mit sei­nen Ad­li­gen (557.)

Lud­wig baut eine Mau­er (558.)

Lud­wigs Leich­nam wird ge­tra­gen (559.)

Wie es um Lud­wigs See­le ge­schaf­fen war (560.)

Der Wart­bur­ger Krieg (561.)

Dok­tor Luther zu Wart­burg (562.)

Die Ver­mäh­lung der Kin­der Lud­wig und Eli­sa­beth (563.)

Hein­rich das Kind von Bra­bant (564.)

Frau So­phiens Hand­schuh (565.)

Fried­rich mit dem ge­bis­se­nen Ba­cken (566.)

Mark­graf Fried­rich läßt sei­ne Toch­ter säu­gen (567.)

Otto der Schüt­ze (568.)

Land­graf Phi­lips und die Bau­ers­frau (569.)

In Ket­ten auf­hän­gen (570.)

Land­graf Mo­ritz von Hes­sen (571.)

Brot und Salz seg­net Gott (572.)

Nid­da (573.)

Ur­sprung der von Mals­burg (574.)

Ur­sprung der Gra­fen von Mans­feld (575.)

Hen­ne­berg (576.)

Die acht Bru­nos (577.)

Die Esels­wie­se (578.)

Thal­mann von Lun­ders­tedt (579.)

Her­mann von Tref­furt (580.)

Der Graf von Glei­chen (581.)

Hun­gers­not im Gr­ab­feld (582.)

Der Krop­pens­ted­ter Vor­rat (583.)

So viel Kin­der als Tag’ im Jahr (584.)

Die Grä­fin von Or­la­mün­de (585.)

Quel­len und Zu­sät­ze

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Zwei­ter Band

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Vorwort zur ersten digitalen Ausgabe

Ich darf mich bei ih­nen be­dan­ken, dass Sie die­ses Buch er­wor­ben ha­ben.

Zu­nächst aber las­sen Sie mich noch Fol­gen­des sa­gen:

Ich habe in den Tex­ten – und auch in den Fuß­no­ten – kei­ne Än­de­run­gen vor­ge­nom­men. Da­her kann es na­tür­lich vor­kom­men, dass die Per­so­nen oder Hand­lun­gen in un­se­rem heu­ti­gen Sin­ne nicht sehr po­li­tisch kor­rekt sind. Le­sen Sie am bes­ten dar­über hin­weg.

Ich wün­sche Ih­nen bei der Lek­tü­re viel Freu­de.

Ihr

Jür­gen Schul­ze, Null Pa­pier Ver­lag

Vorrede zum ersten Band

1. We­sen der Sage

Es wird dem Men­schen von Hei­mats we­gen ein gu­ter En­gel bei­ge­ge­ben, der ihn, wann er ins Le­ben aus­zieht, un­ter der ver­trau­li­chen Ge­stalt ei­nes Mit­wan­dern­den be­glei­tet; wer nicht ahnt, was ihm Gu­tes da­durch wi­der­fährt, der mag es füh­len, wenn er die Gren­ze des Va­ter­lan­des über­schrei­tet, wo ihn je­ner ver­läßt. Die­se wohl­tä­ti­ge Beglei­tung ist das un­er­schöpf­li­che Gut der Mär­chen, Sa­gen und Ge­schich­te, wel­che ne­ben­ein­an­der ste­hen und uns nach­ein­an­der die Vor­zeit als einen fri­schen und be­le­ben­den Geist na­he­zu­brin­gen stre­ben. Je­des hat sei­nen ei­ge­nen Kreis. Das Mär­chen ist poe­ti­scher, die Sage his­to­ri­scher; je­nes ste­het bei­na­he nur in sich sel­ber fest, in sei­ner an­ge­bo­re­nen Blü­te und Vollen­dung; die Sage, von ei­ner ge­rin­gern Man­nig­fal­tig­keit der Far­be, hat noch das Be­son­de­re, daß sie an et­was Be­kann­tem und Be­wuß­tem haf­te, an ei­nem Ort oder ei­nem durch die Ge­schich­te ge­si­cher­ten Na­men. Aus die­ser ih­rer Ge­bun­den­heit folgt, daß sie nicht, gleich dem Mär­chen, über­all zu Hau­se sein kön­ne, son­dern ir­gend­ei­ne Be­din­gung vor­aus­set­ze, ohne wel­che sie bald gar nicht da, bald nur un­voll­kom­me­ner vor­han­den sein wür­de. Kaum ein Fle­cken wird sich in ganz Deutsch­land fin­den, wo es nicht aus­führ­li­che Mär­chen zu hö­ren gäbe, man­che, an de­nen die Volks­sa­gen bloß dünn und spar­sam ge­sät zu sein pfle­gen. Die­se an­schei­nen­de Dürf­tig­keit und Un­be­deu­tend­heit zu­ge­ge­ben, sind sie da­für in­ner­lich auch weit ei­gen­tüm­li­cher; sie glei­chen den Mund­ar­ten der Spra­che, in de­nen hin und wie­der son­der­ba­re Wör­ter und Bil­der aus ur­al­ten Zei­ten han­gen­ge­blie­ben sind, wäh­rend die Mär­chen ein gan­zes Stück al­ter Dich­tung so­zu­sa­gen in ei­nem Zuge zu uns über­set­zen. Merk­wür­dig stim­men auch die er­zäh­len­den Volks­lie­der ent­schie­den mehr zu den Sa­gen wie zu den Mär­chen, die wie­der­um in ih­rem In­halt die An­la­ge der frü­he­s­ten Poe­si­en rei­ner und kräf­ti­ger be­wahrt ha­ben, als es so­gar die üb­rig­ge­blie­be­nen grö­ße­ren Lie­der der Vor­zeit konn­ten. Hieraus er­gibt sich ohne alle Schwie­rig­keit, wie es kommt, daß fast nur al­lein die Mär­chen Tei­le der ur­deut­schen Hel­den­sa­ge er­hal­ten ha­ben, ohne Na­men (au­ßer wo die­se all­ge­mein und in sich selbst be­deu­tend wur­den, wie der des al­ten Hil­de­brand), wäh­rend in den Lie­dern und Sa­gen un­se­res Volks so vie­le ein­zel­ne, bei­na­he tro­ckene Na­men, Ör­ter und Sit­ten aus der äl­tes­ten Zeit fest­haf­ten. Die Mär­chen also sind teils durch ihre äu­ße­re Ver­brei­tung, teils ihr in­ne­res We­sen dazu be­stimmt, den rei­nen Ge­dan­ken ei­ner kind­li­chen Welt­be­trach­tung zu fas­sen, sie näh­ren un­mit­tel­bar, wie die Milch, mild und lieb­lich, oder der Ho­nig, süß und sät­ti­gend, ohne ir­di­sche Schwe­re; da­hin­ge­gen die Sa­gen schon zu ei­ner stär­ke­ren Spei­se die­nen, eine ein­fa­che­re, aber de­sto ent­schie­de­nere Far­be tra­gen und mehr Ernst und Nach­den­ken fo­dern. Über den Vor­zug bei­der zu strei­ten wäre un­ge­schickt; auch soll durch die­se Dar­le­gung ih­rer Ver­schie­den­heit we­der ihr Ge­mein­schaft­li­ches über­se­hen, noch ge­leug­net wer­den, daß sie in un­end­li­chen Mi­schun­gen und Wen­dun­gen in­ein­an­der­grei­fen und sich mehr oder we­ni­ger ähn­lich wer­den. Der Ge­schich­te stel­len sich bei­de, das Mär­chen und die Sage, ge­gen­über, in­so­fern sie das sinn­lich Na­tür­li­che und Be­greif­li­che stets mit dem Un­be­greif­li­chen mi­schen, wel­ches jene, wie sie un­se­rer Bil­dung an­ge­mes­sen scheint, nicht mehr in der Dar­stel­lung selbst ver­trägt, son­dern es auf ihre ei­ge­ne Wei­se in der Be­trach­tung des Gan­zen neu her­vor­zu­su­chen und zu eh­ren weiß. Die Kin­der glau­ben an die Wirk­lich­keit der Mär­chen, aber auch das Volk hat noch nicht ganz auf­ge­hört, an sei­ne Sa­gen zu glau­ben, und sein Ver­stand son­dert nicht viel dar­in; sie wer­den ihm aus den an­ge­ge­be­nen Un­ter­la­gen ge­nug be­wie­sen, das heißt, das un­leug­bar nahe und sicht­li­che Da­sein der letz­te­ren über­wiegt noch den Zwei­fel über das da­mit ver­knüpf­te Wun­der. Die­se Ein­ge­nos­sen­schaft der Sage ist folg­lich ge­ra­de ihr rech­tes Zei­chen. Da­her auch von dem, was wirk­li­che Ge­schich­te heißt (und ein­mal hin­ter einen ge­wis­sen Kreis der Ge­gen­wart und des von je­dem Ge­schlecht Durch­leb­ten tritt), dem Volk ei­gent­lich nichts zu­ge­bracht wer­den kann, als was sich ihm auf dem Wege der Sage ver­mit­telt; ei­ner in Zeit und Raum zu ent­rück­ten Be­ge­ben­heit, der die­ses Er­for­der­nis ab­ge­ht, bleibt es fremd oder läßt sie bald wie­der fal­len. Wie un­ver­brüch­lich se­hen wir es da­ge­gen an sei­nen ein­ge­erb­ten und her­ge­brach­ten Sa­gen haf­ten, die ihm in rech­ter Fer­ne nach­rücken und sich an alle sei­ne ver­trau­tes­ten Be­grif­fe schlie­ßen. Nie­mals kön­nen sie ihm lang­wei­lig wer­den, weil sie ihm kein ei­te­les Spiel, das man ein­mal wie­der fah­ren­läßt, son­dern eine Not­wen­dig­keit schei­nen, die mit ins Haus ge­hört, sich von selbst ver­steht und nicht an­ders als mit ei­ner ge­wis­sen, zu al­len recht­schaf­fe­nen Din­gen nö­ti­gen An­dacht, bei dem rech­ten An­laß, zur Spra­che kommt. Jene ste­te Be­we­gung und da­bei im­mer­for­ti­ge Si­cher­heit der Volks­sa­gen stellt sich, wenn wir es deut­lich er­wä­gen, als eine der trost­reichs­ten und er­qui­ckends­ten Ga­ben Got­tes dar. Um al­les mensch­li­chen Sin­nen Un­ge­wöhn­li­che, was die Na­tur ei­nes Land­strichs be­sitzt oder wes­sen ihn die Ge­schich­te ge­mahnt, sam­melt sich ein Duft von Sage und Lied, wie sich die Fer­ne des Him­mels blau an­läßt und zar­ter, fei­ner Staub um Obst und Blu­men setzt. Aus dem Zu­sam­men­le­ben und Zu­sam­men­woh­nen mit Fel­sen, Seen, Trüm­mern, Bäu­men, Pflan­zen ent­springt bald eine Art von Ver­bin­dung, die sich auf die Ei­gen­tüm­lich­keit je­des die­ser Ge­gen­stän­de grün­det und zu ge­wis­sen Stun­den ihre Wun­der zu ver­neh­men be­rech­tigt ist. Wie mäch­tig das da­durch ent­ste­hen­de Band sei, zeigt an na­tür­li­chen Men­schen je­nes herz­zer­rei­ßen­de Heim­weh. Ohne die­se sie be­glei­ten­de Poe­sie müß­ten ede­le Völ­ker ver­trau­ern und ver­ge­hen; Spra­che, Sit­te und Ge­wohn­heit wür­de ih­nen ei­tel und un­be­deckt dün­ken, ja hin­ter al­lem, was sie be­sä­ßen, eine ge­wis­se Ein­frie­dung feh­len. Auf sol­che Wei­se ver­ste­hen wir das We­sen und die Tu­gend der deut­schen Volks­sa­ge, wel­che Angst und War­nung vor dem Bö­sen und Freu­de an dem Gu­ten mit glei­chen Hän­den aus­teilt. Noch geht sie an Ör­ter und Stel­len, die un­se­re Ge­schich­te längst nicht mehr er­rei­chen kann, viel­mehr aber flie­ßen sie bei­de zu­sam­men und un­ter­ein­an­der; nur daß man zu­wei­len die an sich un­trenn­bar ge­wor­de­ne Sage, wie in Strö­men das auf­ge­nom­me­ne grü­ne­re Was­ser ei­nes an­de­ren Flus­ses, noch lan­ge zu er­ken­nen ver­mag.

2. Treue der Samm­lung

Das ers­te, was wir bei Samm­lung der Sa­gen nicht aus den Au­gen ge­las­sen ha­ben, ist Treue und Wahr­heit. Als ein Haupt­stück al­ler Ge­schich­te hat man die­se noch stets be­trach­tet; wir fo­dern sie aber eben­so­gut auch für die Poe­sie und er­ken­nen sie in der wah­ren Poe­sie eben­so rein. Die Lüge ist falsch und bös; was aus ihr her­kommt, muß es auch sein. In den Sa­gen und Lie­dern des Volks ha­ben wir noch kei­ne ge­fun­den: es läßt ih­ren In­halt, wie er ist und wie es ihn weiß; da­wi­der, daß man­ches ab­fal­le in der Län­ge der Zeit, wie ein­zel­ne Zwei­ge und Äste an sonst ge­sun­den Bäu­men ver­trock­nen, hat sich die Na­tur auch hier durch ewi­ge und von selbst wir­ken­de Er­neue­run­gen si­cher­ge­stellt. Den Grund und Gang ei­nes Ge­dichts über­haupt kann kei­ne Men­schen­hand er­dich­ten; mit der­sel­ben frucht­lo­sen Kraft wür­de man Spra­chen, und wä­ren es klei­ne Wört­chen dar­in, er­sin­nen, ein Recht oder eine Sit­te al­so­bald neu auf­brin­gen oder eine un­wirk­li­che Tat in die Ge­schich­te hin­stel­len wol­len. Ge­dich­tet kann da­her nur wer­den, was der Dich­ter mit Wahr­heit in sei­ner See­le emp­fun­den und er­lebt hat und wozu ihm die Spra­che halb be­wußt, halb un­be­wußt auch die Wor­te of­fen­ba­ren wird; wor­an aber die ein­sam dich­ten­den Men­schen leicht, ja fast im­mer ver­sto­ßen, näm­lich an dem rich­ti­gen Maß al­ler Din­ge, das ist der Volks­dich­tung schon von selbst ein­ge­ge­ben. Über­fei­ne Spei­sen wi­der­ste­hen dem Volk, und für un­poe­tisch muß es gel­ten, weil es sich sei­ner stil­len Poe­sie glück­li­cher­wei­se gar nicht be­wußt wird; die un­ge­nüg­sa­men Ge­bil­de­ten ha­ben da­für nicht bloß die wirk­li­che Ge­schich­te, son­dern auch das gleich un­ver­letz­li­che Gut der Sage mit Un­wahr­hei­ten zu ver­men­gen, zu über­fül­len und über­bie­ten ge­trach­tet. Den­noch ist der Reiz der un­beug­sa­men Wahr­heit un­end­lich stär­ker und dau­ern­der als alle Ge­spins­te, weil er nir­gends Blö­ßen gibt und die rech­te Kühn­heit hat. In die­sen Volks­sa­gen steckt auch eine so rege Ge­walt der Über­ra­schung, vor wel­cher die über­spann­tes­te Kraft der aus sich bloß schöp­fen­den Ein­bil­dung zu­letzt im­mer zu­schan­den wird, und bei ei­ner Ver­glei­chung bei­der wür­de sich ein Un­ter­schied dar­ge­ben wie zwi­schen ei­ner ge­ra­de­zu er­son­ne­nen Pflan­ze und ei­ner neu auf­ge­fun­de­nen wirk­li­chen, bis­her von den Na­tur­for­schern noch un­be­ob­ach­te­ten, wel­che die selt­sams­ten Rän­der, Blü­ten und Staub­fä­den gleich aus ih­rem In­nern zu recht­fer­ti­gen weiß oder in ih­nen plötz­lich et­was be­stä­ti­get, was schon in an­dern Ge­wäch­sen wahr­ge­nom­men wor­den ist. Ähn­li­che Ver­glei­chun­gen bie­ten die ein­zel­nen Sa­gen un­ter­ein­an­der so­wie mit sol­chen, die uns alte Schrift­stel­ler auf­be­wahrt ha­ben, in Über­fluß dar. Da­rum darf ihr In­ners­tes bis ins kleins­te nicht ver­letzt und dar­um müs­sen Sa­chen und Ta­tum­stän­de lü­gen­los ge­sam­melt wer­den. An die Wor­te war sich, so­viel tun­lich, zu hal­ten, nicht an ih­nen zu kle­ben.

3. Man­nig­fal­tig­keit der Samm­lung

Das zwei­te, ei­gent­lich schon im ers­ten mit­be­grif­fe­ne Haupt­stück, wor­auf es bei ei­ner Samm­lung von Volks­sa­gen an­zu­kom­men scheint, be­ste­het dar­in, daß man auch ihre Man­nig­fal­tig­keit und Ei­gen­tüm­lich­keit sich recht ge­wäh­ren las­se. Denn dar­auf eben be­ru­het ihre Tie­fe und Brei­te, und dar­aus al­lein wird ihre Na­tur zu er­for­schen sein. Im Epos, Volks­lied und der gan­zen Spra­che zeigt sich das glei­che wie­der; bald ha­ben jene den gan­zen Satz mit­ein­an­der ge­mein, bald ein­zel­ne Zei­len, Re­dens­ar­ten, Aus­drücke; bald hebt, bald schließt es an­ders und bahnt sich nur neue Mit­tel und Über­gän­ge. Die Ähn­lich­keit mag noch so groß sein, keins wird dem an­dern gleich; hier ist es voll und aus­ge­wach­sen, dort ste­het es är­mer und dürf­ti­ger. Al­lein die­se Ar­mut, weil sie schuld­frei, hat in der Be­son­der­heit fast je­des­mal ihre Ver­gü­tung und wird eine Ar­mut­se­lig­keit. Se­hen wir die Spra­che nä­her an, so stuft sie sich ewig und un­end­lich in un­er­meß­li­chen Fol­gen und Rei­hen ab, in­dem sie uns aus­ge­gan­ge­ne ne­ben fort­blü­hen­den Wur­zeln, zu­sam­men­ge­setz­te und ver­ein­fach­te Wör­ter und sol­che, die sich neu be­stim­men oder ir­gend­ei­nem ver­wand­ten Sinn ge­mäß wei­ter aus­wei­chen, zeigt; ja es kann die­se Be­weg­lich­keit bis in den Ton und Fall der Sil­ben und die ein­zel­nen Lau­te ver­folgt wer­den. Wel­ches un­ter dem Ver­schie­de­nen nun das Bes­se­re sei und mehr zur Sa­che ge­hö­re, das ist kaum zu sa­gen, wo nicht ganz un­mög­lich und sünd­lich, so­fern wir nicht ver­ges­sen wol­len, daß der Grund, wor­aus sie alle zu­sam­men ent­sprun­gen, die gött­li­che Quel­le, an Maß un­er­hört, an Auss­trah­lung un­end­lich, sel­ber war. Und weil das Son­nen­licht über groß und klein scheint und je­dem hilft, so­weit es sein soll, be­ste­hen Stär­ke und Schwä­che, Kei­me, Knos­pen, Trüm­mer und Ver­fall ne­ben- und durch­ein­an­der. Da­rum tut es nichts, daß man in un­serm Buch Ähn­lich­kei­ten und Wie­der­ho­lun­gen fin­den wird; denn die An­sicht, daß das ver­schie­de­ne Un­voll­stän­di­ge aus ei­nem Voll­stän­di­gen sich auf­ge­löst, ist uns höchst ver­werf­lich vor­ge­kom­men, weil je­nes Voll­kom­me­ne nichts Ir­di­sches sein könn­te, son­dern Gott sel­ber, in den al­les zu­rück­fließt, sein müß­te. Hät­ten wir also die­ser ähn­li­chen Sa­gen nicht ge­schont, so wäre auch ihre Be­son­der­heit und ihr Le­ben nicht zu ret­ten ge­we­sen. Noch viel we­ni­ger ha­ben wir arme Sa­gen reich ma­chen mö­gen, we­der aus ei­ner Zu­sam­men­fü­gung meh­re­rer klei­nen, wo­bei zur Not der Stoff ge­blie­ben, Zuschnitt und Fär­bung aber ver­lo­ren­ge­gan­gen wäre, noch gar durch un­er­laub­te, frem­de Zuta­ten, die mit nichts zu be­schö­ni­gen sind und de­nen der un­er­forsch­li­che Ge­dan­ke des Gan­zen, aus dem jene Bruch­stücke üb­rig wa­ren, not­wen­dig fremd sein muß­te. Ein Le­se­buch soll un­se­re Samm­lung gar nicht wer­den, in dem Sinn, daß man al­les, was sie ent­hält, hin­ter­ein­an­der aus­zu­le­sen hät­te. Jed­we­de Sage ste­het viel­mehr ge­schlos­sen für sich da und hat mit der vor­aus­ge­hen­den und nach­fol­gen­den ei­gent­lich nichts zu tun; wer sich dar­un­ter aus­sucht, wird sich schon be­gnü­gen und ver­gnü­gen. Üb­ri­gens braucht, so­sehr wir uns be­müh­ten, al­les le­ben­dig Ver­schie­de­ne zu be­hü­ten, kaum er­in­nert zu wer­den, daß die blo­ße Er­gän­zung ei­ner und der­sel­ben Sage aus meh­rern Er­zäh­lun­gen, das heißt die Be­sei­ti­gung al­ler nichts­be­deu­ten­den Ab­wei­chun­gen, ei­nem ziem­lich untrüg­li­chen kri­ti­schen Ge­fühl, das sich von selbst ein­fin­det, über­las­sen wor­den ist.

4. An­ord­nung der Samm­lung

Auch bei An­ord­nung der ein­zel­nen Sa­gen ha­ben wir am liebs­ten der Spur der Na­tur fol­gen wol­len, die nir­gends stei­fe und of­fen­lie­gen­de Gren­zen ab­steckt. In der Poe­sie gibt es nur ei­ni­ge all­ge­mei­ne Ab­tei­lun­gen, alle an­dern sind un­recht und zwän­gen, al­lein selbst jene großen ha­ben noch ihre Berüh­rung und grei­fen in­ein­an­der über. Der Un­ter­schied zwi­schen Ge­schich­te, Sage und Mär­chen ge­hört nun of­fen­bar zu den er­laub­ten und nicht zu ver­säu­men­den; den­noch gibt es Punk­te, wo nicht zu be­stim­men ist, wel­ches von drei­en vor­lie­ge, wie zum Bei­spiel Frau Hol­la in den Sa­gen und Mär­chen auf­tritt oder sich ein sa­gen­haf­ter Um­stand auch ein­mal ge­schicht­lich zu­ge­tra­gen ha­ben kann. In den Sa­gen selbst ist nur noch ein Un­ter­schied, nach dem eine äu­ßer­li­che Samm­lung zu fra­gen hät­te, an­er­kannt wor­den; der näm­lich, wo­nach wir die mehr ge­schicht­lich ge­bun­de­nen von den mehr ört­lich ge­bun­de­nen tren­nen und jene für den zwei­ten Teil des Werks zu­rück­le­gen. Die Orts­sa­gen aber hät­ten wie­der­um nach den Ge­gen­den, Zei­ten oder dem In­halt ab­ge­teilt wer­den mö­gen. Eine ört­li­che An­ord­nung wür­de al­ler­dings ge­wis­se land­schaft­li­che Sa­gen­rei­hen ge­bil­det und da­durch hin und wie­der auf den Zug, den man­che Art Sa­gen ge­nom­men, ge­wie­sen ha­ben. Al­lein es ist klar, daß man sich da­bei am we­nigs­ten an die heu­ti­gen Tei­lun­gen Deutsch­lands, de­nen zu­fol­ge zum Bei­spiel Mei­ßen Sach­sen, ein großer Teil des wah­ren Sach­sens aber Han­no­ver ge­nannt, im klei­nen, ein­zel­nen noch viel mehr un­ter­ein­an­der ge­mengt wird, hät­te hal­ten dür­fen. War also eine an­de­re Ein­tei­lung, nicht nach Ge­bir­gen und Flüs­sen, son­dern nach der ei­gent­li­chen Rich­tung und Lage der deut­schen Völ­ker­stäm­me, un­be­küm­mert um un­se­re po­li­ti­schen Gren­zen, auf­zu­stel­len, so ist hier­zu so we­nig Si­che­res und Gu­tes vor­ge­ar­bei­tet, daß ge­ra­de eine sorg­sa­me­re Prü­fung der aus glei­chem Grund ver­schmäh­ten und ver­säum­ten Mund­ar­ten und Sa­gen des Volks erst muß dazu den Weg bah­nen hel­fen. Was folg­lich aus der Un­ter­su­chung der­sel­ben künf­tig ein­mal mit her­aus­ge­hen dürf­te, kann vor­läu­fig jet­zo noch gar nicht ihre Ein­rich­tung be­stim­men. Fer­ner: Im all­ge­mei­nen ei­ni­gen Sa­gen vor den an­dern hö­he­res Al­ter zu­zu­schrei­ben möch­te großen Schwie­rig­kei­ten un­ter­wor­fen und meis­tens nur ein miß­ver­ständ­li­cher Aus­druck sein, weil sie sich un­auf­hör­lich wie­der­ge­bä­ren. Die Zwerg-und Hü­nen­sa­gen ha­ben einen ge­wis­sen heid­nischen An­strich vor­aus, aber in den so häu­fi­gen von den Teu­fels­bau­ten brauch­te man bloß das Wort Teu­fel mit Thurst oder Rie­se zu tau­schen oder ein an­der­mal bei dem Wei­ber­na­men Jet­te sich nur der al­ten Jö­ten (Hü­nen) gleich zu er­in­nern, um auch sol­chen Er­zäh­lun­gen ein An­se­hen zu lei­hen, das also noch in an­dern Din­gen au­ßer den Na­men liegt. Die Sa­gen von He­xen und Ge­s­pens­tern könn­te man in­so­fern die neues­ten nen­nen, als sie sich am öf­ters­ten er­neu­ern, auch, ört­lich be­trach­tet, am lockers­ten ste­hen; in­zwi­schen sind sie im Grund viel­mehr nur die un­ver­til­g­lichs­ten, we­gen ih­rer ste­ti­gen Be­zie­hung auf den Men­schen und sei­ne Hand­lun­gen, worin aber kein Be­weis ih­rer Neu­heit liegt. Es be­wie­se le­dig­lich, daß sie auch alle an­de­ren über­dau­ern wer­den, weil die aber­gläu­bi­sche Nei­gung un­se­res Ge­müts mehr Gu­tes und Bö­ses von He­xen und Zau­be­rern er­war­tet als von Zwer­gen und Rie­sen; wes­halb merk­wür­di­ger­wei­se ge­ra­de jene Sa­gen sich bei­na­he al­lein noch aus dem Volk Ein­gang un­ter die Ge­bil­de­ten ma­chen. Die­se Bei­spie­le zei­gen hin­läng­lich, wie un­tun­lich es ge­we­sen wäre, nach der­glei­chen Rück­sich­ten ein­zel­ne Sa­gen chro­no­lo­gisch zu ord­nen, zu­dem fast in je­der die ver­schie­dens­ten Ele­men­te le­ben­dig in­ein­an­der ver­wach­sen sind, wel­che dem­nächst erst eine fort­schrei­ten­de Un­ter­su­chung, die nicht ein­mal bei der Schei­dung ein­zel­ner Sa­gen ste­hen­blei­ben darf, son­dern selbst aus die­sen wie­der­um Klei­ne­res her­aus­su­chen muß, in das wah­re Licht set­zen könn­te. Letz­te­rer Grund ent­schei­det end­lich auch ganz ge­gen eine An­ord­nung nach dem In­halt, in­dem man zum Bei­spiel alle Zwerg­sa­gen oder die von ver­sun­ke­nen Ge­gen­den und so wei­ter un­ter ei­ge­ne Ab­schnit­te faß­te. Of­fen­bar wür­den bloß die we­nigs­ten einen ein­zi­gen die­ser Ge­gen­stän­de be­fas­sen, da viel­mehr in je­der man­nig­fal­ti­ge Ver­wandt­schaf­ten und Berüh­run­gen mit an­dern an­schla­gen. Da­her uns bei wei­tem die­je­ni­ge An­rei­hung der Sa­gen am na­tür­lichs­ten und vor­teil­haf­tes­ten ge­schie­nen hat, wel­che, über­all mit nö­ti­ger Frei­heit und ohne viel her­um­zu­su­chen, un­ver­merkt auf ei­ni­ge sol­cher ge­heim und selt­sam wal­ten­den Über­gän­ge führt. Die­ses ist auch der not­wen­dig noch über­all lücken­haf­ten Be­schaf­fen­heit der Samm­lung an­ge­mes­sen. Häu­fig wird man also in der fol­gen­den eine deut­li­che oder lei­se An­spie­lung auf die vor­her­ge­hen­de Sage fin­den; äu­ßer­lich ähn­li­che ste­hen oft bei­sam­men, oft hö­ren sie auf, um bei ver­schie­de­nem An­laß an­ders­wo im Buch von neu­em an­zu­he­ben. Un­be­denk­lich hät­ten also noch vie­le an­de­re Ord­nun­gen der­sel­ben Er­zäh­lun­gen, die wir hier mit­tei­len, in­so­fern man wei­te­re Be­zie­hun­gen be­rück­sich­ti­gen woll­te, ver­sucht wer­den kön­nen, alle aber wür­den doch nur ge­rin­ge Bei­spie­le der un­er­schöpf­li­chen Trie­be ge­ben, nach de­nen sich Sage aus Sage und Zug aus Zug in dem Wachs­tum der Na­tur ge­stal­tet.

Er­klä­ren­de An­mer­kun­gen

Ei­nen An­hang von An­mer­kun­gen, wie wir zu den bei­den Bän­den der Kin­der- und Haus­mär­chen ge­lie­fert, ha­ben wir die­ses Mal völ­lig weg­ge­las­sen, weil uns der Raum zu sehr be­schränkt hät­te und erst durch die äu­ße­re Been­di­gung un­se­rer Samm­lung eine Men­ge von Be­zie­hun­gen be­quem und er­leich­tert wer­den wird. Eine voll­stän­di­ge Ab­hand­lung der deut­schen Sa­gen­poe­sie, so­viel sie in un­sern Kräf­ten steht, bleibt also ei­ner ei­ge­nen Schrift vor­be­hal­ten, worin wir um­fas­sen­de Über­sich­ten des Gan­zen nicht bloß in je­nen drei­en Ein­tei­lun­gen nach Ort, Zeit und In­halt, son­dern noch in an­de­ren ver­su­chen wol­len.

Quel­len der Samm­lung

Die­se Samm­lung hat­ten wir nun schon vor etwa zehn Jah­ren an­ge­legt (man sehe Zei­tung für Ein­sied­ler oder Trö­stein­sam­keit, Hei­del­berg 1808, Nr. 19 und 20), seit­dem un­abläs­sig ge­sorgt, um für sie so­wohl schrift­li­che Quel­len in man­chen all­mäh­lich sel­ten wer­den­den Bü­chern des XVI. und XVII. Jahr­hun­derts flei­ßig zu nut­zen und aus­zu­zie­hen, als auch vor al­len Din­gen münd­li­che, le­ben­di­ge Er­zäh­lun­gen zu er­lan­gen. Un­ter den ge­schrie­be­nen Quel­len wa­ren uns die Ar­bei­ten des Jo­han­nes Prä­to­ri­us weit die be­deu­tends­ten. Er schrieb in der zwei­ten Hälf­te des XVII. Jahr­hun­derts und ver­band mit ge­schmack­lo­ser, aber scharf­sich­ti­ger Ge­lehr­sam­keit Sinn für Sage und Aber­glau­ben, der ihn an­trieb, bei­de un­mit­tel­bar aus dem bür­ger­li­chen Le­ben selbst zu schöp­fen, und ohne wel­chen, was er ge­wiß nicht ahn­te, sei­ne zahl­rei­chen Schrif­ten der Nach­welt un­wert und un­frucht­bar schei­nen wür­den. Ihm dankt sie zu­mal die Kennt­nis und Be­zie­hung man­nig­fa­cher Sa­gen, wel­che den Lauf der Saa­le ent­lang und an den Ufern der Elbe, bis wo sich jene in die­se aus­mün­det, im Mag­de­bur­gi­schen und in der Alt­mark bei dem Vol­ke gehn.

Den Prä­to­ri­us ha­ben Spä­te­re, oft ohne ihn zu nen­nen, aus­ge­schrie­ben, sel­ten durch ei­ge­ne münd­li­che Zu­samm­lung sich ein glei­ches Ver­dienst zu er­wer­ben ge­wußt. In den lan­gen Zeit­raum zwi­schen ihm und der Ot­ma­ri­schen Samm­lung (1800) fällt kein ein­zig Buch von Be­lang für deut­sche Sa­gen, ab­ge­se­hen von blo­ßen Ein­zel­hei­ten. In­des­sen hat­ten kurz da­vor Mu­sä­us und Frau Nau­bert in ih­ren Ver­ar­bei­tun­gen ei­ni­ger ech­ten Grund­sa­gen aus Schrif­ten, so­wie teil­wei­se aus münd­li­cher Über­lie­fe­rung, die Nei­gung dar­auf hin­ge­zo­gen, we­nigs­tens hin­ge­wie­sen. In Ab­sicht auf Treue und Fri­sche ver­dient Ot­mars Samm­lung der Harz­sa­gen so viel Lob, daß die­ses den Ta­del der hin und wie­der auf­ge­setz­ten un­nö­ti­gen Brä­me und Stil­ver­zie­rung zu­deckt. Vie­le sind aber auch selbst den Wor­ten nach un­ta­del­haft, und man darf ih­nen trau­en. Seit­dem hat sich die Sa­che zwar im­mer mehr ge­regt und ist auch zu­wei­len wirk­lich ge­för­dert, im gan­zen je­doch nichts Be­deu­ten­des ge­sam­melt wor­den, au­ßer ganz neu­er­lich (1815) ein Dut­zend Schwei­zer Sa­gen von Wyß. Ihr Her­aus­ge­ber hat sie ge­schickt und ge­wandt in grö­ße­re Ge­dich­te ver­spon­nen; wir er­ken­nen ne­ben dem Ta­lent, was er dar­in be­wie­sen, doch eine Tr­übung treff­li­cher ein­fa­cher Poe­sie, die kei­nes Be­helfs be­darf und wel­che wir un­serm Sinn ge­mäß aus der Ein­klei­dung wie­der in die nacken­de Wahr­heit ein­zu­lö­sen ge­trach­tet ha­ben, dar­in auch durch die zu­ge­fügt ge­we­se­nen An­mer­kun­gen be­son­ders er­leich­tert wa­ren. Die­ses, so­wie daß wir aus der Ot­ma­ri­schen Samm­lung etwa eben­so­viel, oder ei­ni­ge mehr auf­ge­nom­men, war für un­sern Zweck und den uns sei­net­hal­ben vor­schwe­ben­den Grad von Voll­stän­dig­keit un­ent­behr­lich; teils hat­ten wir man­che noch aus an­dern Quel­len zu ver­glei­chen, zu be­rich­ti­gen und in den ein­fa­chen Stil zu­rück­zu­füh­ren. Es sind au­ßer­dem noch zwei an­de­re neue Samm­lun­gen deut­scher Volks­sa­gen an­zu­füh­ren, von Bü­sching (1812) und Gott­schalk (1814), de­ren die ers­te sich auch auf aus­wär­ti­ge Sa­gen, so­dann ein­hei­mi­sche Mär­chen, Le­gen­den und Lie­der, selbst Ver­mu­tun­gen über Sa­gen, wie Span­gen­bergs, mit er­streckt, also ein sehr aus­ge­dehn­tes, un­be­stimm­tes Feld hat. Bei­de zu­sam­men ver­dan­ken münd­li­cher Quel­le nicht über zwölf bis­her un­ge­kann­te deut­sche Sa­gen, wel­che wir in­des­sen auf­ge­nom­men ha­ben wür­den, wenn nicht jede die­ser Samm­lun­gen selbst noch im Gang wäre und ei­ge­ne Fort­set­zun­gen ver­spro­chen hät­te. Wir ha­ben ih­nen also nichts da­von an­ge­rührt, üb­ri­gens, wo wir die­sel­ben schrift­li­chen Sa­gen längst schon aus den­sel­ben oder ver­schie­de­nen Quel­len aus­ge­schrie­ben hat­ten, uns­re Aus­zü­ge dar­um nicht hint­an­le­gen wol­len; denn nach auf­rich­ti­ger Über­le­gung fan­den wir, daß wir um­sich­ti­ger und reif­li­cher ge­sam­melt hat­ten. Bei­de ge­ben auch ver­mischt mit den ört­li­chen Sa­gen die ge­schicht­li­chen, de­ren wir meh­re­re Hun­der­te für den nächs­ten Teil auf­be­hal­ten. Wir den­ken kei­ne frem­de Ar­beit zu ir­ren oder zu stö­ren, son­dern wün­schen ih­nen glück­li­chen Fort­gang, der Gott­schal­ki­schen ins­be­son­de­re mehr Kri­tik zur Aus­schei­dung des Ver­blüm­ten und der Falsch­mün­ze. Die Do­ben­ecki­sche Ab­hand­lung end­lich von dem Volks­glau­ben des Mit­tel­al­ters (1815) brei­tet sich teils über ganz Eu­ro­pa, teils schränkt sie sich wie­der auf das so­ge­nannt Aber­gläu­bi­sche und sonst in an­de­rer Ab­sicht zu ih­rem Scha­den ein; man kann sa­gen: sie ist eine mehr sinn­vol­le als rei­fe, durch­ge­ar­bei­te­te An­sicht der Volks­poe­sie und ei­gent­lich Samm­lung bloß ne­ben­bei, wes­halb wir auch ei­ni­ge Aus­zü­ge aus Prä­to­ri­us, wo wir zu­sam­men­tra­fen, nicht aus­ge­las­sen ha­ben; sie wird in­zwi­schen dem Stu­di­um die­ser Dich­tun­gen zur Er­re­gung und Emp­feh­lung ge­rei­chen. Aus­drück­lich ist hier noch zu be­mer­ken, daß wir vor­sätz­lich die viel­fa­chen Sa­gen von Rü­bezahl, die sich füg­lich zu ei­ner be­son­de­ren Samm­lung eig­nen, so­wie meh­re­re Rhein­sa­gen auf die er­hal­te­ne Nach­richt, Voigt wol­le sol­che zu Frank­furt in die­sem Jahr er­schei­nen las­sen, zu­rück­le­gen.

Zweck und Wunsch

Wir emp­feh­len un­ser Buch den Lieb­ha­bern deut­scher Poe­sie, Ge­schich­te und Spra­che und hof­fen, es wer­de ih­nen al­len, schon als lau­te­re deut­sche Kost, will­kom­men sein, im fes­ten Glau­ben, daß nichts mehr auf­er­baue und grö­ße­re Freu­de bei sich habe als das Va­ter­län­di­sche. Ja, eine be­deu­tungs­los sich an­las­sen­de Ent­de­ckung und Be­mü­hung in un­se­rer ein­hei­mi­schen Wis­sen­schaft kann leicht am Ende mehr Frucht brin­gen als die blen­dends­te Be­kannt­wer­dung und An­bau­ung des Frem­den, weil al­les Ein­ge­brach­te zu­gleich auch doch et­was Un­si­che­res an sich trägt, sich gern ver­steigt und nicht so warm zu um­fas­sen ist. Es schi­en uns nun­mehr Zeit, her­vor­zu­tre­ten, und un­se­re Samm­lung zu dem Grad von Voll­stän­dig­keit und Man­nig­fal­tig­keit ge­die­hen zu sein, der ihre un­ver­meid­li­chen Män­gel hin­rei­chend ent­schul­di­gen kön­ne und in un­sern Le­sern das Ver­trau­en er­we­cke, daß und in­wie­fern wir ihre Bei­hil­fe zur Ver­voll­komm­nung des Wer­kes brau­chen und nicht miß­brau­chen wer­den. Al­ler An­fang ist schwer; wir füh­len, daß uns eine große Men­ge von deut­schen Sa­gen gänz­lich fehlt und daß ein Teil der hier ge­ge­be­nen ge­nau­er und bes­ser noch aus dem Mund des Volks zu ge­win­nen ist; man­ches in Rei­se­be­schrei­bun­gen des vo­ri­gen Jahr­hun­derts Zer­streu­te mag gleich­falls man­geln. Die Er­fah­rung be­weist, daß auf Brie­fe und Schrei­ben um zu sam­meln­de Bei­trä­ge we­nig oder nichts er­fol­ge, be­vor durch ein Mus­ter von Samm­lung selbst deut­lich ge­wor­den sein kann, auf wel­che ver­ach­te­te und schein­lo­se Din­ge es hier­bei an­kommt. Aber das Ge­schäft des Sam­melns, so­bald es ei­ner ernst­lich tun will, ver­lohnt sich bald der Mühe, und das Fin­den reicht noch am nächs­ten an jene un­schul­di­ge Lust der Kind­heit, wann sie in Moos und Ge­büsch ein brü­ten­des Vög­lein auf sei­nem Nest über­rascht; es ist auch hier bei den Sa­gen ein lei­ses Auf­he­ben der Blät­ter und be­hut­sa­mes Weg­bie­gen der Zwei­ge, um das Volk nicht zu stö­ren und um ver­stoh­len in die selt­sam, aber be­schei­den in sich ge­schmieg­te, nach Laub, Wie­sen­gras und frisch­ge­fal­le­nem Re­gen rie­chen­de Na­tur bli­cken zu kön­nen. Für jede Mit­tei­lung in die­sem Sinn wer­den wir dank­bar sein und dan­ken hier­mit öf­fent­lich un­serm Bru­der Fer­di­nand Grimm und un­sern Freun­den Au­gust von Haxt­hau­sen und Caro­ve, daß sie uns schon flei­ßig un­ter­stützt ha­ben.

Kas­sel, am 14. März 1816

Vorrede zum zweiten Band

Ei­ne Zu­sam­men­stel­lung der deut­schen Sa­gen, wel­che vor­lie­gen­den Band aus­ma­chen und sich un­mit­tel­bar an die wirk­li­che Ge­schich­te schlie­ßen, ist un­se­res Wis­sens noch nicht un­ter­nom­men wor­den und des­we­gen viel­leicht ver­dienst­li­cher, aber auch müh­sa­mer. Nicht al­lein ha­ben die haupt­säch­lichs­ten ge­druck­ten Ge­schichts­bü­cher und Chro­ni­ken durch­le­sen wer­den müs­sen, son­dern es ist uns noch viel an­ge­le­ge­ner ge­we­sen, hand­schrift­li­che Hilfs­mit­tel, so­viel wir de­ren hab­haft wer­den kön­nen, sorg­fäl­tig zu ge­brau­chen. Die we­nigs­ten der hier mit­ge­teil­ten Er­zäh­lun­gen wa­ren aus münd­li­cher Über­lie­fe­rung zu schöp­fen; auch dar­in un­ter­schei­den sie sich von den ört­li­chen, wel­che in um­ge­kehr­tem Ver­hält­nis­se ge­ra­de ih­rer le­ben­di­gen Fort­pflan­zung un­ter dem Vol­ke zu ver­dan­ken sind. Nur zu­wei­len be­rührt sich noch das, was die Lo­kal­sa­ge be­dingt, mit der his­to­ri­schen An­knüp­fung; für sich be­trach­tet, gibt ihr je­nes einen stär­ke­ren Halt, und um die selt­sa­me Bil­dung ei­nes Fel­sens sam­melt sich die Sage dau­ern­der als um den Ruhm selbst der edels­ten Ge­schlech­ter. Über das Ver­hält­nis der Ge­schich­te zur Sage ha­ben wir uns be­reits im all­ge­mei­nen er­klärt, so gut es, ohne in die noch vor­be­hal­te­ne Un­ter­su­chung und Aus­füh­rung des ein­zel­nen ein­zu­ge­hen, ge­sche­hen konn­te. In be­zug auf das Ei­gen­tüm­li­che der ge­gen­wär­ti­gen, die man Stamm- und Ge­schlechts­sa­gen nen­nen könn­te, läßt sich hin­zu­fü­gen, daß sie we­nig wirk­li­che und ur­kund­li­che Be­ge­ben­hei­ten ent­hal­ten mö­gen. Man kann der ge­wöhn­li­chen Be­hand­lung un­se­rer Ge­schich­te zwei, und auf den ers­ten Schein sich wi­der­spre­chen­de, Vor­wür­fe ma­chen: daß sie zu viel und zu we­nig von der Sage ge­hal­ten habe. Wäh­rend ge­wis­se Um­stän­de, die dem rei­nen Ele­men­te der letz­te­ren an­ge­hö­ren, in die Rei­he wirk­li­cher Er­eig­nis­se ein­ge­las­sen wur­den, pfleg­te man an­de­re, ganz gleich­ar­ti­ge schnö­de zu ver­wer­fen, als fade Mönch­ser­dich­tun­gen und Ge­spins­te mü­ßi­ger Leu­te. Man ver­kann­te also die ei­ge­nen Ge­set­ze der Sage, in­dem man ihr bald eine ir­di­sche Wahr­heit gab, die sie nicht hat, bald die geis­ti­ge Wahr­heit, worin ihr We­sen be­steht, ab­leug­ne­te und sich, gleich je­nen He­ru­lern, als sie durch blau­blü­hen­den Lein schwim­men woll­ten, et­was zu wi­der­le­gen an­schick­te, was in ganz ver­schie­de­nem Sinn be­haup­tet wer­den muß­te. Denn die Sage geht mit an­dern Schrit­ten und sieht mit an­dern Au­gen, als die Ge­schich­te tut; es fehlt ihr ein ge­wis­ser Beisch­mack des Leib­li­chen oder, wenn man lie­ber will, des Men­sch­li­chen, wo­durch die­se so mäch­tig und er­grei­fend auf uns wirkt;1 viel­mehr weiß sie alle Ver­hält­nis­se zu ei­ner epi­schen Lau­ter­keit zu sam­meln und wie­der­zu­ge­bä­ren. Es ist aber si­cher je­dem Vol­ke zu gön­nen und als eine edle Ei­gen­schaft an­zu­rech­nen, wenn der Tag sei­ner Ge­schich­te eine Mor­gen- und Abend­däm­merung der Sage hat; oder wenn die mensch­li­cher Au­gen­schwä­che doch nie ganz er­seh­ba­re Ge­wiß­heit der ver­gan­ge­nen Din­ge statt der schrof­fen, farb­lo­sen und sich oft ver­wi­schen­den Mühe der Wis­sen­schaft, sie zu er­rei­chen, in den ein­fa­chen und kla­ren Bil­dern der Sage, wer sagt es aus, durch wel­ches Wun­der? ge­bro­chen wi­der­schei­nen kann. Al­les, was da­zwi­schen liegt, den un­schul­di­gen Be­griff der dem Vol­ke ge­müt­li­chen Sage ver­schmäht, zu der stren­gen und tro­ckenen Er­for­schung der Wahr­heit aber doch kei­nen rech­ten Mut faßt, das ist der Welt je­der­zeit am un­nüt­zes­ten ge­we­sen.

Was un­se­re Samm­lung jetzt noch ent­hal­ten kann, kün­digt sich deut­lich als blo­ße, oft ganz ma­ge­re und brö­ckel­haf­te Über­bleib­sel von dem großen Schat­ze ur­al­ter deut­scher Volks­dich­tung an, wie die un­gleich zahl­rei­che­re und bes­ser ge­pfleg­te Men­ge schrift­li­cher und münd­li­cher Über­lie­fe­run­gen des nor­di­schen Stam­mes be­weist. Die Uns­te­tig­keit der meis­ten üb­ri­gen Völ­ker­schaf­ten, Krie­ge, teil­wei­ser Un­ter­gang und Ver­men­gung mit Frem­den ha­ben die Lie­der und Sa­gen der Vor­zeit ge­fähr­det und nach und nach un­ter­gra­ben. Wie­viel aber muß ein Volk be­ses­sen ha­ben, das im­mer noch sol­che Spu­ren und Trüm­mer auf­zu­wei­sen ver­mag! Die An­ord­nung der­sel­ben hat dies­mal we­ni­ger zu­fäl­lig sein dür­fen, son­dern sie ist bei­des, nach den Zei­ten und Stäm­men, ein­ge­rich­tet. We­ni­ge Er­zäh­lun­gen ge­hen vor­an, die wir der Auf­zeich­nung der Rö­mer dan­ken und an­de­re Samm­ler viel­leicht aus­ge­las­sen oder ver­mehrt ha­ben wür­den. In­zwi­schen schie­nen uns kei­ne an­de­ren Züge sa­gen­haft, na­ment­lich die Ta­ten des Ar­mi­ni­us rein his­to­risch. Von der Herr­lich­keit go­ti­scher Sage ist auf eine nie ge­nug zu be­kla­gen­de Wei­se das meis­te un­ter­ge­gan­gen; den Ver­lust der äl­te­ren und rei­che­ren Quel­len kann man nach dem we­ni­gen schät­zen, was sich aus ih­nen bei Jorn­an­des noch üb­rig zeigt. Die Ge­schich­te hat dem go­ti­schen und den mit ihm ver­wand­ten Stäm­men große Un­gunst be­wie­sen; wäre der Aria­nis­mus nicht, dem sie er­ge­ben ge­we­sen, und der mit da­durch be­grün­de­te Ge­gen­satz zu den Recht­gläu­bi­gen, so wür­de vie­les in an­derm Lich­te stehn. Jetzt läßt uns nur ei­ni­ges hin und wie­der Zer­streu­tes ah­nen, daß die­se Go­ten mil­der, ge­bil­de­ter und ed­ler be­gabt ge­we­sen als ihre Fein­de, die auf­stre­ben­den, arg­lis­ti­gen Fran­ken. Von den Lon­go­bar­den, die gleich­falls un­ter­lie­gen muß­ten, gilt fast das­sel­be in schwä­che­rem Maße; au­ßer daß sie noch krie­ge­ri­scher und wil­der als die Go­ten wa­ren. Ein bes­se­rer Stern hat über ih­ren Sa­gen ge­wal­tet, die ein an­ein­an­der­han­gen­des Stück der schöns­ten Dich­tung, von wah­rem epi­schem We­sen durch­zo­gen, bil­den. We­ni­ger ist die frän­ki­sche Sage zu lo­ben, der doch die meis­ten Er­hal­tungs­mit­tel zu Ge­bot ge­stan­den; sie hat et­was von dem düs­te­ren, to­ben­den Geis­te die­ses Vol­kes, bei wel­chem sich kaum Poe­sie ge­stal­ten moch­te. Erst nach dem Er­lö­schen der Mero­win­ger zieht sich um Karl den Gro­ßen die Fül­le des edels­ten Sa­gen­ge­wäch­ses. Stam­m­über­lie­fe­run­gen der Völ­ker, wel­che den Nor­den Deutsch­lands be­woh­nen, na­ment­lich der Sach­sen, West­fa­len und Frie­sen, sind bei­na­he ganz ver­lo­ren und wie mit ei­nem Schla­ge zu Bo­den ge­drückt; ei­ni­ges ha­ben die An­gel­sach­sen be­hal­ten. Jene Ver­til­gung wäre kaum be­greif­lich, fän­de sie nicht in der grau­sa­men Be­zwin­gung die­ser Völ­ker un­ter Karl dem Gro­ßen Er­klä­rung; das Chris­ten­tum wur­de mit der Zer­stö­rung al­ler Al­ter­tü­mer der Vor­zeit zu ih­nen ge­führt und das Ge­ring­hal­ten heid­nischer Sit­ten und Sa­gen ein­ge­schärft. Schon un­ter den säch­si­schen Kai­sern mö­gen die Denk­mä­ler frü­he­rer Volks­dich­tung so ver­k­lun­gen ge­we­sen sein, daß sie sich nicht mehr an dem Glan­ze und un­ter dem Schut­ze ih­rer für uns Deut­sche so wohl­tä­ti­gen Re­gie­rung auf­zu­rich­ten im­stan­de wa­ren. Merk­wür­dig bleibt, daß die ei­gent­li­chen Kai­ser­sa­gen, die mit Karl an­he­ben, schon nach den Ot­to­nen aus­ge­hen, und selbst die Stau­fen­zeit er­scheint un­my­thisch; bloß an Fried­rich Rot­bart, wie un­ter den Spä­te­ren an Ru­dolf von Habs­burg und Ma­xi­mi­li­an, flam­men noch ein­zel­ne Lich­ter. Die­ser Zeit­ab­schnitt bin­det an­de­re Sa­gen­krei­se so we­nig, daß sie noch wäh­rend des zwölf­ten und drei­zehn­ten Jahr­hun­derts eben in ih­rer Blü­te stehn. Un­ter al­len ein­zel­nen Ge­schlech­tern aber, die in der Sage ge­fei­ert wor­den, ra­gen frü­her die Ama­ler, Gun­gin­ger und Agi­lol­fin­ger, spä­ter die Wel­fen und Thü­rin­ger.2 weit her­vor. Es bleibt über­haupt bei der Fra­ge, auf wel­chem Bo­den die epi­sche Poe­sie ei­nes Vol­kes ge­dei­he und fort­le­be, von Ge­wicht, daß sie sich in ur­deut­schen Ge­schlechts­fol­gen am liebs­ten zeigt, hin­ge­gen aus­zu­ge­hen und zu ver­kom­men pflegt da, wo Un­ter­bre­chun­gen und Ver­mi­schun­gen mit frem­den Völ­kern, selbst mit an­dern deut­schen Stäm­men vor­ge­gan­gen sind3 Dies ist der Grund, warum die in Deutsch­land ein­ge­zo­ge­nen und all­mäh­lich deutsch ge­wor­de­nen sla­wi­schen Stäm­me kei­ne Ge­schlechts­sa­gen auf­zu­wei­sen ha­ben; ja auch an ört­li­chen ge­gen die ur­sprüng­li­chen Län­der ent­blö­ßt da­ste­hen. Die Wur­zeln grei­fen in das un­ge­wohn­te Erd­reich nicht ger­ne ein, ih­ren Kei­men und Blät­tern schlägt die frem­de Luft nim­mer an.

Die äu­ße­re Ge­stalt, in der die­se Sa­gen hier mit­ge­teilt wer­den müs­sen, scheint uns man­chem ge­grün­de­ten Ta­del aus­ge­stellt, der in­des­sen, wo es so über­wie­gend auf Stoff und In­halt an­kam, schwer zu ver­mei­den war. Soll­ten letz­te­re als Haupt­sa­che be­trach­tet und ge­wis­sen­haft ge­schont wer­den, so muß­te wohl aus der Über­set­zung la­tei­ni­scher, der Auf­lö­sung ge­reim­ter und der Ver­glei­chung mehr­fa­cher Quel­len ein ge­misch­ter, un­ebe­ner Stil her­vor­ge­hen. Eine noch stren­ge­re Be­hand­lungs­art des Gan­zen – so daß man aus dem kri­tisch ge­nau­en, blo­ßen Ab­druck al­ler, sei es la­tei­ni­schen oder deut­schen Quel­len, mit Bei­fü­gung wich­ti­ger spä­te­rer Re­zen­sio­nen, einen förm­lich di­plo­ma­ti­schen Ko­dex für die Sa­gen­dich­tung ge­bil­det hät­te – wür­de man­cher­lei Reiz ne­ben un­leug­ba­rem Ge­winn für die gründ­li­che For­schung ge­habt ha­ben, al­lein doch jetzt nicht gut aus­zu­füh­ren ge­we­sen sein, schon der ein­mal im Zweck lie­gen­den gleich­mä­ßi­gen Über­sicht des Gan­zen hal­b­en. Am meis­ten ge­schmerzt hat es uns, die selbst ih­ren Wor­ten nach wich­ti­gen, aus dem Hei­del­ber­ger Ko­dex 361 ge­schöpf­ten Sa­gen von Karl und Adal­ger von Bay­ern in ei­nem ge­schwäch­ten Pro­sa­aus­zug lie­fern zu müs­sen; ohne Zwei­fel hat­ten sie, zum we­nigs­ten teil­wei­se, äl­te­re deut­sche Ge­sän­ge zur Un­ter­la­ge. So ste­hen an­de­re Stel­len die­ser merk­wür­di­gen Reim­chro­nik in un­ver­kenn­ba­rem Be­zug auf das Lied von Bi­schof Anno, und es bleibt ihr voll­stän­di­ger, wört­li­cher Ab­druck in al­ler Rück­sicht zu wün­schen.

Eine sol­che Grund­la­ge von Lie­dern ha­ben ge­wiß noch an­de­re Stamm­sa­gen ge­habt. Be­kannt sind die Ver­wei­sun­gen auf alt­go­ti­sche Lie­der, für die lon­go­bar­di­sche Sage läßt es sich den­ken.4 Ein­zel­ne Über­lie­fe­run­gen ge­hen in der Ge­stalt spä­te­rer Volks­lie­der um­her, wie die von Hein­rich dem Lö­wen, dem Mann im Pflug und so wei­ter; merk­wür­di­ger ist schon das West­frie­sen­lied der Schwei­zer. An­de­re sind im drei­zehn­ten Jahr­hun­dert ge­dich­tet wor­den, wie Otto mit dem Bart, und der Schw­an­rit­ter, Ul­rich von Würt­tem­berg und so wei­ter. Möch­ten die da­ma­li­gen Dich­ter nur öf­ter die va­ter­län­di­sche Sage der aus­län­di­schen vor­ge­zo­gen ha­ben! Auf ei­gent­li­che Volks- und Bän­kel­ge­sän­ge ver­wei­sen die Ge­schicht­schrei­ber bei den Sa­gen von Hat­tos Ver­rat und Kurz­bolds Hel­den­ta­ten.5 An­de­re Sa­gen sind mit den Lie­dern ver­schol­len, wie die bay­ri­sche von Er­bos Wi­sent­jagd, die säch­si­sche von Ben­no, und was der blin­de Frie­se Bern­lef be­sun­gen.6

Es ist hier der Ort, aus­drück­lich zu be­mer­ken, wel­che deut­sche Sa­gen aus un­se­rer Samm­lung aus­ge­schlos­sen blei­ben muß­ten, weil sie in dem ei­ge­nen und le­ben­di­ge­ren Um­fang ih­rer Dich­tung auf un­se­re Zeit ge­kom­men sind. Da­hin ge­hö­ren die Sa­gen: l) Von den Ni­be­lun­gen, Ama­lun­gen, Wol­fun­gen, Har­lun­gen und al­lem, was die­sen großen Kreis von ur­sprüng­lich go­ti­schen, bur­gun­di­schen und aus­tra­si­schen Dich­tun­gen bil­det, in de­ren Mit­te das Ni­be­lun­gen­lied und das Hel­den­buch ste­hen. 2) Von den Ker­lin­gern, na­ment­lich Karl, Ro­land, den Hai­mons­kin­dern und an­de­ren Hel­den, meist aus­tra­si­schen Ur­sprungs, doch auch in fran­zö­si­schen, ita­lie­ni­schen und spa­ni­schen Ge­dich­ten ei­gen­tüm­lich er­hal­ten. Ei­ni­ge be­son­de­re Sa­gen von Karl dem Gro­ßen ha­ben in­des­sen, der Ver­bin­dung we­gen, auf­ge­nom­men wer­den müs­sen, und weil sie ei­ni­ger­ma­ßen au­ßer­halb des Be­zirks je­nes Haupt­krei­ses lie­gen. Mit der schö­nen (bay­ri­schen) Er­zäh­lung von Karls Ge­burt und Ju­gend war dies nicht völ­lig der Fall. 3) Die spä­tern frän­ki­schen und schon mehr fran­zö­si­schen Sa­gen von Lo­ther und Mal­ler, Hug­schap­ler und Wil­helm dem Hei­li­gen. 4) Die west­go­ti­schen von Ro­d­ri­go.7 5) Die bay­ri­sche Sage von Her­zog Ernst und Wet­zel. 6) Die schwä­bi­schen von Fried­rich von Schwa­ben und von dem Ar­men Hein­rich. 7) Die aus­tra­si­schen von Oren­del und Brei­te, des­glei­chen Mar­ga­re­tha von Lim­burg. 8) Die nie­der­säch­si­sche von The­del von Wallm­oden.8

Sind auf sol­che Wei­se die Gren­zen un­se­rer Un­ter­neh­mung ge­hö­rig ab­ge­steckt, so glau­ben wir nicht, daß sich zu dem In­halt des ge­gen­wär­ti­gen Ban­des be­deu­ten­de Zu­sät­ze er­ge­ben kön­nen, es müß­ten denn un­ver­hofft ganz neue Quel­len er­öff­net wer­den. De­sto mehr wird sich aber für die Ver­voll­stän­di­gung der ört­li­chen Sa­gen tun las­sen; wir ha­ben zu dem ers­ten Tei­le glück­lich nach­ge­sam­melt und so er­freu­li­che Mit­tei­lun­gen emp­fan­gen, daß wir die­se zu­vor in ei­nem drit­ten Teil her­aus­zu­ge­ben wün­schen, um uns dann de­sto un­ge­stör­ter und si­che­rer zu der Un­ter­su­chung des gan­zen Vor­ra­tes wen­den zu kön­nen.

Kas­sel, den 24. Fe­bru­ar 1818

Nur we­ni­gen Schrift­stel­lern des Mit­tel­al­ters ist die Aus­führ­lich­keit, wo­nach in der Ge­schich­te un­ser Herz be­gehrt, ei­gen, wie dem Eckart von St. Gal­len oder dem, der uns die rüh­ren­de Stel­le von Kai­ser Otto und den Trä­nen sei­ner Mut­ter auf­be­hal­ten (Vita Mat­hil­dis, bei Leib­niz, I, 205; es ist die jün­ge­re Vita, cap, 22). Der­glei­chen ste­he jede Sage nach, wie der Tu­gend des wirk­li­chen Le­bens jede Tu­gend der Poe­sie.  <<<

Kein deut­scher Land­strich hat auch so viel Chro­ni­ken als Thü­rin­gen und Hes­sen für die alte Zeit ih­rer Ve­rei­ni­gung. Es gibt de­ren ge­wiß über zwan­zig ge­druck­te und un­ge­druck­te von ver­schie­de­nen Ver­fas­sern, wie­wohl sie auf ähn­li­cher Grund­la­ge ru­hen.  <<<

Wie die Lie­be zum Va­ter­lan­de und das wah­re Heim­weh auf ein­hei­mi­schen Sa­gen haf­te, hat leb­haft ge­fühlt: Bran­des: Vom Ein­fluß des Zeit­geis­tes, ers­te Ab­tei­lung, Han­no­ver 1810, S. 163-168.  <<<

Man be­schränkt sich hier auf das Zeug­nis von Al­boin, bei Pau­lus Dia­co­nus, I, 27: »Al­boi­ni ita prae­cla­rum lon­ge la­te­que no­men per­cre­buit, ut hac­te­nus eti­am tam apud Ba­joa­riorum gen­tem quam et Sa­xo­num, sed et ali­os ejus­dem lin­guae ho­mi­nes, ejus li­be­ra­li­tas et glo­ria, bel­lo­rum­que fe­li­ci­tas et vir­tus in eorum car­mi­ni­bus ce­lebre­tur.«  <<<

Ecke­har­dus jun.: De ca­si­bus S. Gal­li (ap. Goldast, I, 15): »Hat­to­nem fran­ci illi sae­pe per­de­re mo­li­ti sunt, sed astu­tia ho­mi­nis in fal­sam re­gis gra­ti­am sua­si; qua­li­ter ad al­pes (I. Adal­per­tus) frau­de ejus de urbe Pa­bin­berk de­trac­tus ca­pi­te sit ple­xus, quo­niam vul­go con­cin­na­tur et ca­ni­tur, scri­be­re su­per­se­deo.« Otto Fri­sing., VI, 15: »Itaque ut non so­lum in re­gum ge­stis in­ve­ni­tur, sed eti­am in vul­ga­ri tra­di­tio­ne in com­pi­tis et cu­ri­is hac­te­nus au­di­tur, prae­fa­tus Hat­to Al­ber­tum in ca­stro suo Ba­ben­berg adi­it« etc. Ed­ke­har­dus jun., I.c., pag. 29: »Chuo­no qui­dam re­gii ge­ne­ris Chur­zi­bolt a bre­vi­ta­te co­gno­mi­na­tus – de quo mul­ta con­cinnan­tur et can­un­tur.«  <<<

Chron. ur­sperg.: »Erbo et Boto, il­li­us fa­mo­si Er­bo­nis pos­te­ri, quem in ve­na­tu a bi­son­te (die Ausg. 1540, p. 256, und 1609, p. 185, le­sen: ab in­son­te) bes­tia con­fos­s­um vul­ga­res ad­huc can­ti­le­nae re­so­nant.« Nor­ber­ti vita Ben­no­nis, ap. Ec­card. C. Hist., II, S. 2165.: »Quan­tae uti­li­ta­ti, quan­to ho­no­ri, quan­to de­ni­que vi­tae tutami­ni et prae­si­dio fue­rit, po­pu­la­res eti­am nunc ad­huc no­tae fa­bu­lae at­tes­t­a­ri so­lent et can­ti­le­nae vul­ga­res.« Vergl. Mö­sers Os­na­br. Gesch., II, 32. Vita Lud­ge­ri (mehr­mals gedr. hier nach ei­ner al­ten Kas­se­ler Hand­schrift): »Is, Bern­lef co­gno­men­to, vi­ci­nis suis ad­mo­dum ca­rus erat, quia an­ti­quorum ac­tus re­gum­que cer­ta­mi­na more gen­tis suae non in­ur­ba­ne can­ta­re no­ve­r­at, sed per tri­en­ni­um ita erat con­ti­nua cae­ci­ta­te de­pres­sus« etc. etc.  <<<

Sil­va de ro­man­ces vie­jos, pag. 286-298.  <<<

Eine be­son­de­re Samm­lung des­sen; was aus der Hei­li­gen­le­gen­de zur deut­schen Sage ge­rech­net wer­den muß, schickt sich bes­ser für ein ei­ge­nes Werk. Da­hin ge­hört zum Bei­spiel die Ge­schich­te von Zeno (lom­bar­disch), von Mein­rad und Ot­ti­lie (ale­man­nisch), von Eli­sa­beth (thü­rin­gisch-hes­sisch), und vor­züg­lich viel alt­frän­ki­sche: von Mar­tin, Hu­bert, Gre­gor vom Stein, Gan­golff und so wei­ter.  <<<

Vorbemerkung von Herman Grimm

Ja­cob und Wil­helm Grimm woll­ten die Deut­schen Sa­gen nicht als »Le­se­buch« an­ge­se­hen wis­sen. So hat man das Buch bis heu­te auch nicht be­trach­tet. Von sei­nem Er­schei­nen bis zum Tode der Brü­der ver­flos­sen bei­na­he fünf­zig Jah­re. Der dann, 1865, her­aus­kom­men­de neue Ab­druck brauch­te wie­der ein Vier­tel­jahr­hun­dert, um er­schöpft zu wer­den. Der jetzt er­schei­nen­de wen­det sich an ein neu­es Pub­li­kum, viel­leicht zum ers­ten Male an das­je­ni­ge, wel­ches die Brü­der 1816 im stil­len er­hoff­ten. Mein Wunsch wäre, daß das Buch über­all vom deut­schen Vol­ke ge­le­sen wür­de und daß es be­son­ders den ame­ri­ka­ni­schen Deut­schen un­se­re Sa­gen­welt er­schlös­se.

Ich habe, um die Sa­gen mehr als Le­se­buch dem Vol­ke dar­zu­bie­ten, die un­ter den Ti­teln der ein­zel­nen Sa­gen ste­hen­den Quel­len­ver­wei­se (wel­che in der Aus­ga­be von 1865 an ih­rer Stel­le noch fest­ge­hal­ten wor­den wa­ren) in das In­halts­ver­zeich­nis ge­bracht und den größ­ten Teil des­sen, was das ge­mein­schaft­li­che Han­dexem­plar der Brü­der an Zu­sät­zen zu den Quel­len­an­ga­ben ent­hält, in ge­nau­em An­schlus­se an das Ma­nu­skript, in ecki­gen Klam­mern hin­zu­ge­ge­ben. Die dem Tex­te der Sa­gen zu­ge­füg­ten, meist ge­rin­gen Ein­schieb­sel sind da­ge­gen wie 1865 ohne wei­te­res auf­ge­nom­men wor­den. Die durch bei­de Tei­le fort­lau­fen­de Zäh­lung ist 1865 be­reits in­so­fern ver­än­dert wor­den, als die hin­zu­ge­kom­me­nen so­wie die in der ers­ten Auf­la­ge nach­träg­lich ge­ge­be­nen Stücke in die all­ge­mei­ne Zah­len­fol­ge hin­ein­ge­zo­gen wur­den.

Die Ein­tra­gun­gen rüh­ren meist von Ja­cobs Hand her und fal­len dem Haupt­be­stan­de nach in frü­he Zei­ten. Die Deut­schen Sa­gen er­schie­nen noch in den Jah­ren, wo die Brü­der durch­aus ge­mein­schaft­lich ar­bei­te­ten, so daß sich der je­dem von bei­den zu­ge­hö­ri­ge An­teil ih­rer da­ma­li­gen Pub­li­ka­tio­nen wohl den Ge­dan­ken, we­ni­ger aber dem Ma­te­ria­le nach er­ken­nen läßt. Hät­ten sie das Buch spä­ter um­ge­ar­bei­tet, was sie wohl kaum ernst­haft be­ab­sich­tig­ten, so wür­de es viel­leicht von Wil­helm al­lein über­nom­men wor­den sein, wie die­ser al­lein denn ja auch die wei­te­ren Aus­ga­ben der Mär­chen be­sorg­te.

Die Brü­der ha­ben sich mit ih­ren Bü­chern früh nach Ber­lin ge­wandt. Die Mär­chen er­schie­nen dort in den ers­ten Auf­la­gen. So auch die Deut­schen Sa­gen von An­fang an bei Ni­co­lai. Der ers­te Band 1816 (»fer­tig im Druck An­fang Mai« fin­det sich von Ja­cobs Hand auf dem Ti­tel be­merkt), der zwei­te 1818. Der ers­te Band trägt auf dem Ti­tel nicht die­se Be­zeich­nung, doch spricht die Vor­re­de aus, daß die Brü­der ihn nur als einen An­fang be­trach­te­ten. Ja­cob war 1815, als Wil­helm in Kas­sel den Druck des ers­ten Ban­des be­sorg­te, in Pa­ris, wo er Aus­ga­ben des Gre­gor von Tours und an­de­rer Au­to­ren sei­ner Art kauf­te. Er­grif­fen von ih­rem In­hal­te, faß­te er so­fort den Ge­dan­ken ih­rer Auf­nah­me in den neu­en Teil der Sa­gen. Der in der Vor­re­de zum zwei­ten Ban­de aber in Aus­sicht ge­stell­te drit­te Teil, wel­cher die kri­ti­sche Ver­ar­bei­tung des ge­sam­ten Stof­fes brin­gen soll­te (wie der drit­te Teil der Mär­chen), ist nicht er­schie­nen.

Was dem Bu­che heu­te noch eine be­son­de­re Stel­lung gibt, ist die Art der Er­zäh­lung. Nie­mand hat va­ter­län­di­sche Din­ge episch zu be­rich­ten ge­wußt wie Ja­cob und Wil­helm Grimm. Je­der von bei­den er­zählt in sei­ner Wei­se an­ders. Das Voll­kom­mens­te, was Ja­cob in die­ser Rich­tung ge­schrie­ben hat, ist sein In­halts­be­richt des Wal­tha­ri­us­lie­des, wäh­rend Wil­helm den Mär­chen ih­ren ei­gen­tüm­li­chen Ton ver­lieh. Bei­der Ton­art, so ver­schie­den sie beim en­ge­ren Ver­glei­che er­schei­nen, er­gän­zen sich wie das Ge­tön zwei­er Glo­cken, die in­ein­an­der­klin­gen. Die Deut­schen Sa­gen wer­den in die Jahr­hun­der­te hin­ein fort­le­ben, wie Ja­cob und Wil­helm Grimm ih­nen Spra­che ge­ge­ben ha­ben.

Ich schlie­ße mit der Wie­der­ga­be der Wor­te, un­ter de­ren Beglei­tung die Ni­co­lai­sche Buch­hand­lung im Mai 1816 das Buch an­zeig­te:

»Wie das Kind sei­ne ihm ei­ge­ne Welt der Mär­chen hat, an die es glaubt und in de­ren Wun­der­kreis auch der Er­wach­se­ne mit Sehn­sucht sich zu­rück­denkt, so hat das Volk sei­ne ei­gen­tüm­li­che Welt der Sa­gen, die ihm mit dem Zu­sam­men­le­ben in der Hei­mat ge­ge­ben ist und an der es mit in­ni­ger Lie­be hängt. Die­se ehr­wür­di­gen und lieb­li­chen Töne aus ei­nem frü­hern echt volks­tüm­li­chen Le­ben re­den wie freund­li­che Beglei­ter zu uns, wo­hin wir im deut­schen Lan­de un­sern Wan­der­stab set­zen. In die­ser von den Ge­brü­dern Grimm ver­an­stal­te­ten Samm­lung ist ihre ver­ein­zel­te Men­ge zu­sam­men­ge­stellt. Ge­gen vier­hun­dert Sa­gen von Zwer­gen, Rie­sen, Berg­geis­tern, Ko­bol­den, Ni­xen, He­xen, El­fen, Prin­zen, vom Alp, vom Dra­chen, vom Wer­wolf, von ver­sun­ke­nen Sch­lös­sern und so wei­ter sind hier aufs an­mu­tigs­te er­zählt.

Drei­er­lei zeich­net die­se Samm­lung vor al­len üb­ri­gen aus. Erst­lich Treue und Wahr­heit der Er­zäh­lung, wie sie in der Hei­mat er­zählt wird, selbst in Ton und Wort. Zwei­tens große Man­nig­fal­tig­keit. Drit­tens ge­naue An­ga­be der Quel­len, wo­her sie ge­flos­sen, und der Orte, wo sie ein­hei­misch sind. Kein an­de­res Buch kann so frisch und le­ben­dig die Angst und War­nung vor dem Bö­sen wie die in­nigs­te Freu­de an dem Gu­ten und Schö­nen we­cken und näh­ren wie die­ses; kein an­de­res kann zu­gleich so in das in­nigs­te Ge­heim­nis des volks­tüm­li­chen Le­bens und We­bens ein­füh­ren, und vie­len mag da­durch das teu­re deut­sche Land noch lie­ber wer­den.«

Die­se gleich­zei­ti­ge Wür­di­gung des Bu­ches zeigt den freu­di­gen Geist der Tage, in wel­chen es er­schi­en. Die dann fol­gen­den Jah­re, mit der Ver­däch­ti­gung des Ge­fühls, dem Deutsch­land doch sei­ne Be­frei­ung ver­dank­te, wa­ren noch nicht an­ge­bro­chen. Un­ter dem Ein­dru­cke der in Frank­reich er­foch­te­nen Sie­ge ward 1816 an eine be­gin­nen­de Ära der geis­ti­gen und po­li­ti­schen Grö­ße des Va­ter­lan­des ge­glaubt, de­ren Er­schei­nung zu ver­hin­dern al­ler­dings die gan­ze da­ma­li­ge Welt – man kann wohl so sa­gen – ver­bün­det war.

Die Zei­ten des nun fol­gen­den na­tio­na­len Nie­der­gan­ges wä­ren un­mög­lich ge­we­sen, hät­ten deut­sches ge­schicht­li­ches Da­sein und deut­sches Ge­dan­ken­le­ben da­mals schon zur Grund­la­ge un­se­rer Volks­er­zie­hung ge­macht wer­den kön­nen.

Erster Band

Die drei Bergleute im Kuttenberg (1.)

In Böh­men liegt der Kut­ten­berg, dar­in ar­bei­te­ten drei Berg­leu­te lan­ge Jah­re und ver­dien­ten da­mit für Frau und Kind das Brot ehr­lich. Wann sie mor­gens in den Berg gin­gen, so nah­men sie drei­er­lei mit: ers­tens ihr Ge­bet­buch, zwei­tens ihr Licht, aber nur auf einen Tag mit Öl ver­se­hen, drit­tens ihr biß­chen Brot, das reich­te auch nur auf einen Tag. Ehe sie die Ar­beit an­hu­ben, ta­ten sie ihr Ge­bet zu Gott, daß er sie in dem Ber­ge be­wah­ren möch­te, und dar­nach fin­gen sie ge­trost und flei­ßig an zu ar­bei­ten. Es trug sich zu, als sie einen Tag ge­ar­bei­tet hat­ten und es bald Abend war, daß der Berg vor­nen ein­fiel und der Ein­gang ver­schüt­tet wur­de. Da mein­ten sie be­gra­ben zu sein und spra­chen: »Ach Gott! Wir ar­men Berg­leu­te, wir müs­sen nun Hun­gers ster­ben! Wir ha­ben nur einen Tag Brot zu es­sen und einen Tag Öl auf dem Licht!« Nun be­fah­len sie sich Gott und dach­ten bald zu ster­ben, doch woll­ten sie nicht mü­ßig sein, so­lan­ge sie noch Kräf­te hät­ten, ar­bei­te­ten fort und fort und be­te­ten. Also ge­sch­ah es, daß ihr Licht sie­ben Jahr brann­te, und ihr klei­nes biß­chen Brot, von dem sie tag­täg­lich aßen, ward auch nicht all, son­dern blieb eben­so groß, und sie mein­ten, die sie­ben Jah­re wä­ren nur ein Tag. Doch da sie sich nicht ihr Haar schnei­den und den Bart ab neh­men konn­ten, wa­ren die­se el­len­lang ge­wach­sen. Die Wei­ber hiel­ten un­ter­des­sen ihre Män­ner für tot, mein­ten, sie wür­den sie nim­mer­mehr wie­der­se­hen, und dach­ten dar­an, an­de­re zu hei­ra­ten.