Grundlagen der Medienökonomie - Christian Fuchs - E-Book

Grundlagen der Medienökonomie E-Book

Christian Fuchs

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Beschreibung

Das Buch führt in eine Vielzahl von Methoden und Themen ein, darunter die politische Ökonomie der Kommunikation im Kapitalismus, Medienkonzentration, Werbung, globale Medien und transnationale Medienkonzerne, Klassenverhältnisse und Arbeitsbedingungen in der Medien- und Kommunikationsindustrie, das Internet und digitale Medien, die Informationsgesellschaft und der digitale Kapitalismus, die Medien in der Öffentlichkeit, öffentlich-rechtliche Medien, das öffentlich-rechtliche Internet und das Medienmanagement. Das Buch kann in Studiengängen mit den Schwerpunkten Medien- und Kommunikationswissenschaft, Digitale Medien, Medienökonomie, Soziologie, Politikwissenschaft, Management- und Organisationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre eingesetzt werden.

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Seitenzahl: 760

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Christian Fuchs

Grundlagen der Medienökonomie

Medien, Wirtschaft und Gesellschaft

Umschlagabbildung: © fotosipsak iStockphoto

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

DOI: https://doi.org/10.36198/9783838560779

 

© UVK Verlag 2023

‒ ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.de

eMail: [email protected]

 

 

Covergestaltung: siegel konzeption | gestaltung

 

utb-Nr. 6077

ISBN 978-3-8252-6077-4 (Print)

ISBN 978-3-8385-6077-9 (ePDF)

ISBN 978-3-8463-6077-4 (ePub)

ISBN 978-3-8252-6077-4 (Print)

ISBN 978-3-8463-6077-4 (ePub)

Inhalt

1 Einleitung1.1 Forschungstraditionen in der Medien- und KommunikationswissenschaftDie Lasswell-Formel: Ein traditioneller ForschungsansatzDie Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien1.2 Über dieses BuchLiteraturTEIL I: GRUNDLAGEN2 Was ist Politische Ökonomie?2.1 Einleitung2.2 Definitionen der Politischen ÖkonomiePolitik und ÖkonomieGrundlagen der Politischen Ökonomie2.3 Ansätze der Politischen ÖkonomieIbn KhaldûnMainstream-Ökonomie und „Heterodoxe“ ÖkonomieDie Klassische Politische ÖkonomieKarl Marx: Die Kritik der Politischen ÖkonomieDie Neoklassische Politische ÖkonomieDie Keynesianische Politische Ökonomie2.4 Weitere Ansätze der Politischen ÖkonomieFeministische Politische ÖkonomieDie Politische Ökonomie des RassismusDie Politische Ökonomie der Umwelt (Politische Ökologie)2.5 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Politische ÖkonomieErkenntnis 2: Ibn KhaldûnErkenntnis 3: Vier Ansätze der Politischen ÖkonomieErkenntnis 4: Die Klassische Politische ÖkonomieErkenntnis 5: Die Kritik der Politischen ÖkonomieErkenntnis 6: Die Neoklassische Politische ÖkonomieErkenntnis 7: Die Keynesianische Politische ÖkonomieErkenntnis 8: Weitere Ansätze zur Politischen ÖkonomieErkenntnis 9: Feminismus, Rassismus und UmweltschutzLiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen3 Was ist die Medienökonomie?3.1 Einleitung3.2 Definitionen der MedienökonomieGrundlagen der Medienökonomie: Was sind eigentlich Medien?Medien- und Kommunikationswissenschaft als wissenschaftliches FeldAnsätze der Medienökonomie3.3 Ein Modell der Medienökonomie3.4 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: MedienökonomieErkenntnis 2: Ebenen der MedienökonomieLiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen4 Die Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien4.1 Einleitung4.2 Was ist die Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien?Definitionen der Politischen Ökonomie der Kommunikation und der MedienEine Definition der Politischen Ökonomie der Kommunikation und der MedienPolitische Ökonomie der Kommunikation: Ansätze4.3 Prinzipien und Dimensionen der Politischen Ökonomie der KommunikationPrinzipien der Politischen Ökonomie der KommunikationDimensionen der Politischen Ökonomie der KommunikationDer Zyklus der Kapitalakkumulation4.4 Eine Beispielanalyse: Die Politische Ökonomie von Facebook4.5 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Die Politische Ökonomie der KommunikationErkenntnis 2: Prinzipien der Politischen Ökonomie der KommunikationErkenntnis 3: Die Methode der Politischen Ökonomie der KommunikationErkenntnis 4: Dimensionen der Politischen Ökonomie der KommunikationLiteraturEmpfohlene Lektüre und ÜbungenAnhang 4.1: IBM und die Shoah5 Die Kritische Tradition in der Analyse von Medien, Kommunikation, Wirtschaft und Gesellschaft5.1 Einleitung5.2 Die Politische Ökonomie der Kommunikation und der MedienDer Name des AnsatzesDie Geschichte des AnsatzesDie Sektion Politische Ökonomie der IAMCRPublikationenEntwestlichung und Dekolonisation5.3 Kapitalismus, Patriarchat, Rassismus & die Politische Ökonomie der Kommunikation und der MedienKapitalismus, Patriarchat, RassismusDie Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien & die Cultural StudiesDie Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien & der FeminismusDie Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien & die Analyse des Rassismus5.4 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Die Politische Ökonomie der Kommunikation und der MedienLiteraturEmpfohlene Lektüre und ÜbungenTEIL 2: ANWENDUNGEN6 Die Politische Ökonomie der Medienkonzentration6.1 Einleitung6.2 Strategien der MedienkonzentrationEin Beispiel: Internet-SucheKonzentrationsstrategienDie Walt Disney Corporation6.3 Ursachen und Auswirkungen der MedienkonzentrationUrsachen der MedienkonzentrationAuswirkungen der Medienkonzentration auf die GesellschaftDer Strukturwandel der Öffentlichkeit: Reiche kapitalistische Medien, arme Demokratie6.4 Definition und Messung der MedienkonzentrationDer C4-KoeffizientDer Herfindahl-Hirschman-IndexDie Berechnung der Medienkonzentration: Der britische PressemarktDie Berechnung der Medienkonzentration: Der deutsche PressemarktDie Berechnung der Medienkonzentration: Suchmaschinen6.5 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Vier KonzentrationsstrategienErkenntnis 2: Fünf Merkmale des Informationssektors, die die Kapitalkonzentration begünstigenErkenntnis 3: Negative Auswirkungen der Medienkonzentration auf die GesellschaftErkenntnis 4: Die Messung der MedienkonzentrationErkenntnis 5: Zwei Methoden zur Messung der MedienkonzentrationLiteraturEmpfohlene Lektüre und ÜbungenAnhang 1: Lösung der Übung 6.2Anhang 2: Lösung der Übung 6.37 Die Politische Ökonomie der Werbung7.1 Einleitung7.2 Was ist Werbung?Procter & GambleDefinitionen von WerbungMarx über Werbung im KapitalismusWerbung und Täuschung7.3 Die Entwicklung der Werbung im KapitalismusDie historische Entwicklung der Werbung im KapitalismusWerbung und die Entwicklung des KapitalismusDie Messung der Werbung7.4 Dallas Smythe: Das Publikum als WareDie politische Ökonomie der WerbungDie EinschaltquotenindustrieKapitalakkumulation in der Werbeindustrie7.5 Die Bewertung der WerbungLegitimationKritische Positionen zur Werbung7.6 Werbung als IdeologieDiamanten sind der beste Freund des Kapitalismus…Was ist Ideologie?Der WarenfetischHerman und Chomsky: Das Propaganda-ModellBranding (Markenbildung)7.7 Die Hinterfragung von Werbung, Markenbildung und WarenkulturVerbraucherschutzbewegungenProtest: Das Beispiel von AdbustersUnternehmens-WatchdogsRegulierungNichtkommerzielle Alternativen zu werbefinanzierten Medien7.8 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Definition von WerbungErkenntnis 2: Werbung und KapitalismusErkenntnis 3: Die PublikumswareErkenntnis 4: Werbung als IdeologieErkenntnis 5: Widerstand gegen Werbung, Markenbildung und WarenkulturLiteraturEmpfohlene Lektüre und ÜbungenAnhang 7.1: Leitfaden zur Werbeanalyse: Ideologie in der Werbung8 Die Politische Ökonomie Globaler Medien8.1 Einleitung8.2 Was ist die Globalisierung?Globalisierung und KapitalakkumulationDie Folgen der kapitalistischen GlobalisierungDie Kommerzialisierung, Liberalisierung und Globalisierung der Telekommunikation8.3 Globale MedienDie Macht der Transnationalen KonzerneDer TransnationalitätsindexGlobale MedienDie Entwicklung der Weltwirtschaft8.4 Kultur- und Medien-ImperialismusKultur-Imperialismus und das amerikanische ImperiumKritik an der Theorie des Kultur- und Medien-ImperialismusHerbert Schiller: Transnationale kulturelle HerrschaftDer Globale KapitalismusDie Medien und der globale Kapitalismus8.5 China, globaler Kapitalismus und KulturimperialismusChina und der Westen8.6 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Globaler KapitalismusErkenntnis 2: Globale MedienErkenntnis 3: Kultur- und Medien-ImperialismusErkenntnis 4: China und der globale KapitalismusLiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen9 Medienarbeit: Die Politische Ökonomie der Kulturellen Arbeit und der Arbeit in der Medienindustrie9.1 Einleitung9.2 Was ist Arbeit?Was ist Kultur?Was ist Werktätigkeit?Der VerwertungsprozessWirtschaftliche EntfremdungDie ArbeiterklasseDie Analyse der Arbeitsbedingungen9.3 Was ist Kulturelle Arbeit?Kulturelle Arbeit und Kulturwaren9.4 Arbeit in der KulturindustriePrekäre ArbeitKulturgenossenschaften9.5 Arbeit und die COVID-19-KriseRaum-zeitliche Aspekte der Veränderungen der Arbeit im Kontext von COVID-199.6 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Werktätigkeit und ArbeitErkenntnis 2: Kulturelle ArbeitErkenntnis 3: Arbeit in der KulturindustrieErkenntnis 4: KulturgenossenschaftenErkenntnis 5: Arbeit und COVID-19LiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen10 Die Politische Ökonomie des Internets und der Digitalen Medien10.1 Einleitung10.2 Die Politische Ökonomie der Sozialen MedienZielgerichtete Werbung und die Politik der InternetplattformenGoogle und zielgerichtete WerbungDie Unterschiede zwischen klassischer und digitaler, zielgerichteter WerbungInternet-Ideologien10.3 Digitale ArbeitDie internationale Teilung der digitalen ArbeitDigitale Waren und digitale ArbeitDie politische Ökonomie des Apple-iPhone: Die Ausbeutung von Arbeitskräften bei Foxconn10.4 Digitale ÜberwachungInternet-Überwachung in ChinaFacebook und der Cambridge Analytica-Skandal10.5 Auf dem Weg zu einer Alternativen Politischen Ökonomie des Internets10.6 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Die politische Ökonomie der sozialen MedienErkenntnis 2: Die politische Ökonomie der digitalen ArbeitErkenntnis 3: Die politische Ökonomie der digitalen ÜberwachungErkenntnis 4: Auf dem Weg zu einer alternativen politischen Ökonomie des Internets und der digitalen MedienLiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen11 Die Politische Ökonomie der Informationsgesellschaft und des Digitalen Kapitalismus11.1 Einleitung11.2 Theorien der InformationsgesellschaftFritz Machlups Theorie der InformationsgesellschaftDaniel Bells Theorie der InformationsgesellschaftManuel Castells‘ Theorie der Informationsgesellschaft11.3 Skepsis und Kritik an Theorien der InformationsgesellschaftIst die Informationsgesellschaft eine neue Gesellschaft?Kritik an der Theorie der Informationsgesellschaft11.4 Kapitalismus oder Informationsgesellschaft?Was ist der Kapitalismus?InformationskapitalismusEine Typologie von Theorien der InformationsgesellschaftKapitalismus oder Informationsgesellschaft?Manuel Castells: Der informationelle KapitalismusRadovan Richtas AnsatzDie Entwicklung der landwirtschaftlichen, industriellen und informationellen ArbeitWie Theoretiker:innen der Informationsgesellschaft auf ihre Kritiker:innen reagierenDer kognitive Kapitalismus in der Gesellschaft der SingularitätenDer kognitive KapitalismusDatenkapitalismus, Plattform-Kapitalismus, ÜberwachungskapitalismusDer digitale Kapitalismus11.5 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Theorien der InformationsgesellschaftErkenntnis 2: Theorie der Informationsgesellschaft als IdeologieErkenntnis 3: Die Dialektik von Kapitalismus und InformationsgesellschaftLiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen12 Die Politische Ökonomie der Öffentlichkeit und der Digitalen Öffentlichkeit12.1 Einleitung12.2 Die Politische Ökonomie der ÖffentlichkeitJürgen Habermas’ Strukturwandel der ÖffentlichkeitSlavko Splichal: Öffentlichkeit und Öffentliche Sphäre12.3 Die Digitale Öffentlichkeit12.4 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Die Theorie der Öffentlichkeit als kritische TheorieErkenntnis 2: Die digitale ÖffentlichkeitLiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen13 Die Politische Ökonomie Öffentlich-Rechtlicher Medien und des Öffentlich-Rechtlichen Internets13.1 Einleitung13.2 Öffentlich-Rechtliche MedienDie Medien und die ÖffentlichkeitVier politische Ökonomien der MedienDefinitionen der öffentlich-rechtlichen MedienEin Modell öffentlich-rechtlicher MedienÖffentlich-rechtliche Medien und EntwicklungsländerBritish Broadcasting Corporation (BBC)Öffentlich-rechtliche Medien in Deutschland13.3 Das Öffentlich-Rechtliche InternetDas Manifest für Öffentlich-Rechtliche Medien und ein Öffentlich-Rechtliches Internet13.4 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Öffentlich-rechtliche MedienErkenntnis 2: Auf dem Weg zu einem öffentlich-rechtlichen InternetLiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen14 Die Politische Ökonomie des Medienmanagements14.1 Einleitung14.2 Was ist Management?Die Entstehung des Managements als Teil der ArbeitsteilungManagement und Manager:in: Etymologie und DefinitionCEOs in transnationalen DigitalkonzernenDie selbstverwalteten Betriebe14.3 Was ist Medienmanagement?14.4 Fordistisch-tayloristisches und postfordistisches ManagementFordismus und TaylorismusDas postfordistische Management14.5 Das Management von Kultur, Medien und KreativitätKreativitätKultur- und Medienmanagement als Destruktivkraft: Vom Management zur Selbstverwaltung14.6 SchlussfolgerungenErkenntnis 1: Definition von Manager:in und ManagementErkenntnis 2: Medienmanagement als Beruf und AnalysefeldErkenntnis 3: Die Politische Ökonomie des MedienmanagementsErkenntnis 4: Das tayloristische ManagementErkenntnis 5: Das postfordistische ManagementErkenntnis 6: Das Management der KulturarbeitLiteraturEmpfohlene Lektüre und Übungen

1Einleitung

Was Sie in diesem Kapitel lernen werden:

Sie erhalten einen Überblick über den Inhalt dieses Buches und eine Übersicht über die einzelnen Kapitel.

1.1Forschungstraditionen in der Medien- und Kommunikationswissenschaft

Dieses Buch ist eine Einführung in die kritische Untersuchung der Rolle von Medien und Kommunikation in Wirtschaft und Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die Beziehungen zwischen Medien, Kommunikation, Wirtschaft und Gesellschaft kritisch theoretisiert und analysiert werden können. Es gibt verschiedene Wege, Ansätze und Traditionen, dies zu tun. Die Tradition und der Ansatz, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind auch als kritische Forschungstradition bekannt. Sie unterscheidet sich von anderen Forschungstraditionen.

Die Lasswell-Formel: Ein traditioneller Forschungsansatz

Die Medien- und Kommunikationswissenschaft ist ein akademisches Forschungsgebiet, das untersucht, wie Menschen in der Gesellschaft kommunizieren und Medien nutzen. Ein weit verbreitetes Verständnis der Aufgaben der Medien- und Kommunikationswissenschaft ist die Lasswell-Formel, die von Harold Lasswell (1948) aufgestellt wurde: Wer sagt was über welchen Kanal zu wem mit welchem Effekt? Abbildung 1.1. veranschaulicht die Lasswell-Formel und die darin definierten Dimensionen der Medien- und Kommunikationswissenschaft.

Abbildung 1.1:

Die Lasswell-Formel

Lassen Sie uns ein Beispiel betrachten. Wir wollen eine Untersuchung über Apple und das iPhone durchführen. Geleitet von der Lasswell-Formel könnten wir also Forschungsfragen wie die folgenden stellen:

Wer ist der/die typische iPhone-Nutzer:in?

Für welche Zwecke nutzen die Menschen das iPhone? Wie oft nutzen sie bestimmte Apps?

Wie oft nutzen sie das iPhone im Vergleich zu anderen Medien?

Mit wem kommuniziert der/die iPhone-Nutzer:in normalerweise? Und wie oft?

Welche Auswirkungen hat die Nutzung des iPhones auf den Alltag der Nutzer:innen?

Die Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien

Die Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien (PÖKM) ist ein Ansatz und eine Tradition der Analyse von Medien und Kommunikation in der Gesellschaft. Sie ist ein Teilbereich der Medien- und Kommunikationswissenschaft, der die Lasswell-Formel und Forschungsfragen wie die eben formulierten als unzureichend ansieht. Die PÖKM gehört zu dem, was Paul Lazarsfeld (1941) als kritische Kommunikationsforschung in Abgrenzung zur traditionellen Kommunikationsforschung und Max Horkheimer (1937) als kritische Theorie in Abgrenzung zur traditionellen Theorie charakterisiert (siehe auch Smythe & Van Dinh 1983).

Die PÖKM stellt Fragen zu Klasse, Machtstrukturen, Ethik, Gesellschaft, Kapitalismus, Herrschaft und Ideologie, die in der traditionellen Kommunikationsforschung fehlen. Sie bedient sich der Gesellschaftstheorie, der empirischen Sozialforschung und der Moralphilosophie, um Medien und Kommunikation im Kontext der Interaktion von Wirtschaft und Politik zu analysieren. Kritische Forschung untersucht Machtstrukturen, Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft. Die PÖKM ist eine besondere Form der kritischen Forschung, da sie sich auf Medien und Kommunikation im Kontext der Gesellschaft konzentriert und den wirtschaftlichen Strukturen und ihrer Interaktion mit der Politik und der Gesellschaft im Allgemeinen besondere Aufmerksamkeit schenkt. Das bedeutet, dass die PÖKM besonders an der Analyse der Interaktion von Kommunikation, Klasse und Kapitalismus interessiert ist.

In Bezug auf das iPhone und Apple stellt die PÖKM zum Beispiel Forschungsfragen wie die folgenden:

Wer sind die Eigentümer von transnationalen Kommunikationsunternehmen wie Apple?

Welche Waren verkauft Apple? Wie haben sich die Profite und die Kapitalakkumulationsstrategien des Unternehmens entwickelt?

Wie konzentriert sind die Eigentumsverhältnisse auf dem Mobiltelefonmarkt, auf dem Apple tätig ist? Welche Auswirkungen hat ein konzentrierter Mobiltelefonmarkt auf die Gesellschaft?

Wie präsentiert sich Apple in der Werbung? Was sind die Probleme dieser Werbung für die Gesellschaft? Welche Ideologien (Sexismus, Stereotypisierung, Rassismus, Neoliberalismus usw.) finden sich im Zusammenhang mit Apple und der iPhone-Werbung und was sind ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft?

Wie agieren transnationale Medienkonzerne wie Apple im globalen Kapitalismus? Wer profitiert von diesem System der Globalisierung und wer hat Nachteile?

Wer produziert das iPhone unter welchen Arbeitsbedingungen? Welche Rolle spielen dabei die Klassen? Wie interagiert Klasse mit Geschlecht und Rassismus im Kontext von Apple?

Mit welchen gesellschaftlichen Problemen, zu denen Apple beiträgt, ist die Gesellschaft konfrontiert? Welche Rolle spielt Apple im Zusammenhang mit diesen gesellschaftlichen Problemen?

1.2Über dieses Buch

In meiner eigenen Lehre zur Politischen Ökonomie der Kommunikation und der Medien (PÖKM) habe ich einen spezifischen Ansatz entwickelt, den ich in diesem Buch dokumentieren und vorstellen möchte. Der Ansatz konzentriert sich auf bestimmte Themen, die jeweils ein Kapitel in diesem Buch bzw. eine oder mehrere Unterrichtseinheit(en) einer Lehrveranstaltung bilden. Jedes Kapitel konzentriert sich auf ein bestimmtes Kommunikationsthema, das für die Gesellschaft von Bedeutung ist.

Die Kapitel beschäftigen sich mit den folgenden Themen:

Kapitel 2: Was ist Politische Ökonomie?

Kapitel 3: Was ist die Medienökonomie?

Kapitel 4: Die Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien

Kapitel 5: Die Kritische Tradition in der Analyse von Medien, Kommunikation, Wirtschaft und Gesellschaft

Kapitel 6: Die Politische Ökonomie der Medienkonzentration

Kapitel 7: Die Politische Ökonomie der Werbung

Kapitel 8: Die Politische Ökonomie Globaler Medien

Kapitel 9: Die Politische Ökonomie der Kulturellen Arbeit

Kapitel 10: Die Politische Ökonomie des Internets und der Digitalen Medien

Kapitel 11: Die Politische Ökonomie der Informationsgesellschaft und des Digitalen Kapitalismus

Kapitel 12: Die Politische Ökonomie der Öffentlichkeit und der Digitalen Öffentlichkeit

Kapitel 13: Die Politische Ökonomie Öffentlich-Rechtlicher Medien und des Öffentlich-Rechtlichen Internets

Kapitel 14: Die Politische Ökonomie des Medienmanagements

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil (Grundlagen) behandelt die Grundlagen der kritischen Analyse des Verhältnisses von Medien, Kommunikation, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Kapitel 2-5 gehören zu Teil 1. Teil 2 ist auf Anwendungen ausgerichtet. Der „Anwendungs“-Teil des Buches enthält die Kapitel 6-14. Er wendet die kritischen Grundlagen auf konkrete Medienphänomene an, darunter Medienkonzentration, Werbung, globale Medien, kulturelle Arbeit, das Internet, die Informationsgesellschaft, den digitalen Kapitalismus, die Öffentlichkeit, öffentlich-rechtliche Medien, das öffentlich-rechtliche Internet und Medienmanagement.

Jedes Kapitel stellt eine oder mehrere grundlegende Fragen, die wir beantworten müssen, um zu verstehen, wie Medien und Kommunikation in der kapitalistischen Gesellschaft und darüber hinaus funktionieren. Die folgenden Fragen werden in diesem Buch behandelt:

Kapitel 2: Was ist die Politische Ökonomie?

Kapitel 3: Was ist die Medienökonomie?

Kapitel 4: Was ist die Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien (PÖKM)?

Kapitel 5: Was sind die Merkmale der kritischen Erforschung des Zusammenhangs von Medien, Kommunikation, Wirtschaft und Gesellschaft?

Kapitel 6: Wie funktioniert die politische Ökonomie der Medienkonzentration? Was sind die Ursachen, Auswirkungen und Probleme der Medienkonzentration?

Kapitel 7: Was ist die Rolle der Werbung im Kapitalismus? Was sind die Probleme der Werbung für die Gesellschaft?

Kapitel 8: Wie funktionieren transnationale Medienkonzerne und welche Rolle spielen sie im Kapitalismus?

Kapitel 9: Wie sehen die Klassenverhältnisse und Arbeitsbedingungen in der kapitalistischen Medien- und Kommunikationsindustrie aus?

Kapitel 10: Wie sieht die politische Ökonomie des Internets und der digitalen Medien aus?

Kapitel 11: In welcher Art von Gesellschaft leben wir? Leben wir in einer Informationsgesellschaft oder in einer kapitalistischen Gesellschaft? Was ist der digitale Kapitalismus?

Kapitel 12: Wie funktioniert die politische Ökonomie der Öffentlichkeit und der digitalen Öffentlichkeit?

Kapitel 13: Wie sieht die politische Ökonomie der öffentlich-rechtlichen Medien und des öffentlich-rechtlichen Internets aus?

Kapitel 14: Was ist Medienmanagement und wie sieht seine politische Ökonomie aus?

Jedes Kapitel enthält empfohlene Lektüre sowie Übungen, die ich selbst im Unterricht eingesetzt habe und die daher in der Praxis erprobt worden sind.

Es gibt zwei weitere Lehrbücher über die Politische Ökonomie der Kommunikation und der Medien, nämlich das Buch von Vincent Mosco (2009) The Political Economy of Communication und Jonathan Hardys (2014) Critical Political Economy of the Media: An Introduction. Ich habe beide Bücher zusammen mit anderen Büchern, Kapiteln und Aufsätzen als Materialien in meiner Lehre verwendet.

Es gibt nie das eine perfekte Lehrbuch, daher ist es wichtig, dass für die Institutionalisierung eines bestimmten Feldes eine Reihe von Lehrbüchern entwickelt wird. Ich sehe mein Buch daher nicht als Konkurrenz zu den Lehrbüchern von Mosco und Hardy, sondern als Ergänzung, die es Lehrenden, Studierenden und Forscher:innen ermöglicht, auf eine breite Palette von Materialien zuzugreifen, die sie im Lern- und Forschungsprozess nutzen können.

Literatur

Hardy, Jonathan. 2014. Critical Political Economy of the Media: An Introduction. Abingdon: Routledge.

Horkheimer, Max. 1937. Traditionelle und kritische Theorie. Zeitschrift für Sozialforschung 6 (2): 245-294.

Lasswell, Harold. 1948. The Structure and Function of Communication in Society. In The Communication of Ideas, hrsg. von Lyman Bryson, 32-51. New York: Harper & Row.

Lazarsfeld, Paul F. 1941. Remarks on Administrative and Critical Communications Research. Studies in Philosophy and Social Science (Zeitschrift für Sozialforschung) 9 (1): 2-16.

Mosco, Vincent. 2009. The Political Economy of Communication. London: SAGE. Second edition.

Smythe, Dallas W. & Tran Van Dinh. 1983. On Critical and Administrative Research: A New Critical Analysis. Journal of Communication 33 (3): 117-127. DOI: https://doi.org/10.1177/0896920513501351

TEIL I: GRUNDLAGEN

2Was ist Politische Ökonomie?

Was Sie in diesem Kapitel lernen werden:

Sie werden ein Verständnis der Grundlagen der Politischen Ökonomie erlangen.

Sie werden über die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ansätzen der Politischen Ökonomie lesen: Klassische Politische Ökonomie, Kritik der Politischen Ökonomie, Neoklassische Politische Ökonomie und Keynesianische Politische Ökonomie.

Sie werden weitere Ansätze kennenlernen, nämlich die Feministische Politische Ökonomie, die Politische Ökonomie des Rassismus und die Politische Ökonomie der Umwelt (Politische Ökologie).

2.1Einleitung

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie die Wirtschaft theoretisch analysiert werden kann. In diesem Kontext sind die Begriffe der Wirtschaftstheorie, der Denkschulen der Wirtschaftswissenschaft, der Politischen Ökonomie und der Volkswirtschaftstheorie von Bedeutung. Das Kapitel stellt die Frage: Was ist Politische Ökonomie?

Politik und Ökonomie sind zwei Bereiche der Gesellschaft. Traditionell werden sie oft getrennt analysiert, was sich in der Existenz der beiden separaten Wissenschaftsdisziplinen der Wirtschaftswissenschaft und der Politikwissenschaft äußert. Die Wirtschaft wird aber heute vom Staat durch Gesetze reguliert. In der heutigen Wirtschaft gibt es auch oft Interessensgegensätze, die sich in der Form von organisierten Interessensvertretungsorganisationen wie Gewerkschaften und Unternehemsverbänden und öffentlichen Diskussionen über Reichtumsverteilung und sozio-ökonomische (Un-)Gerechtigkeit äußern. Der Begriff der Politischen Ökonomie betont die Verkopplung von Wirtschaft und Politik.

Abschnitt 2.2 befasst sich mit Definitionen der Politischen Ökonomie. In Abschnitt 2.3 werden vier Ansätze der Politischen Ökonomie vorgestellt. Abschnitt 2.4 erörtert einige weitere Ansätze. In Abschnitt 2.5 werden Schlussfolgerungen gezogen.

2.2Definitionen der Politischen Ökonomie

ÜBUNG 2.1: Brainstorming

Schreiben Sie bis zu drei Stichworte auf, die Sie mit dem Begriff „Politik“ assoziieren.

Schreiben Sie anschließend drei Stichworte auf, die Sie mit dem Begriff „Wirtschaft“ assoziieren.

Diskutieren Sie anschließend in der Klasse/Gruppe oder denken Sie einzeln darüber nach, welche Zusammenhänge und Beziehungen es zwischen Politik und Wirtschaft gibt. Versuchen Sie, Beispiele zu finden, die zeigen, wie Politik und Wirtschaft miteinander verbunden sind.

Die größten digitalen Unternehmen der Welt sind wegen vielerlei Dingen in die Kritik geraten, darunter Steuervermeidung und die Verletzung der Privatsphäre ihrer Nutzer:innen. Die Europäische Union hat darauf mit einer Verschärfung des Datenschutzes durch die Datenschutzverordnung, mit Plänen für eine Steuer auf digitale Dienstleistungen, die die digitalen Giganten betreffen, und mit Anti-Monopolmaßnahmen in Form des Gesetzes über digitale Märkte (Digital Markets Act) reagiert. Das Politische ist ökonomisch: Das bedeutet, dass die Politik die Wirtschaft in der Form von Strategien und Gesetzen reguliert. Staaten sind der Gefahr ausgesetzt, dass Unternehmen ihre Aktivitäten in andere Länder auslagern. Sie sind mit den verschiedenen Interessen von Unternehmen, Bürger:innen, Zivilgesellschaft, Verbänden usw. konfrontiert.

Aus einem Bericht geht hervor, dass Technologiekonzerne jährlich rund 100 Millionen Euro für Lobbyarbeit bei der EU im Bereich der Digitalpolitik ausgeben (Corporate Europe Observatory und Lobby Control 2021, 6).

Gemessen am jährlich investierten Geld sind Google, Facebook und Microsoft die größten Lobbyisten in Brüssel, größer als beispielsweise das Pharmaunternehmen Bayer und der Ölkonzern Shell (Corporate Europe Observatory and Lobby Control 2021, 11). Facebook bezahlte das Gehalt von 14 Lobbyisten, die sich mit EU-Angelegenheiten befassen, Google 5 (Corporate Europe Observatory and Lobby Control 2021, 15). Die Ökonomie ist politisch: Unternehmen versuchen, die Gesetzgebung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Konzerne sind nicht nur Wirtschaftsunternehmen, sondern auch politische Akteure, die versuchen, die Gesetzgebung ihren wirtschaftlichen Interessen gemäß zu beeinflussen. Große Unternehmen investieren dazu in Lobbying.

Die Politische Ökonomie befasst sich sowohl mit der wirtschaftlichen Dimension der Politik als auch mit der politischen Dimension der Wirtschaft. Sie analysiert die Wirtschaft, die Politik und die Wechselwirkungen und Verzahnungen zwischen diesen Bereichen.

Politische Ökonomie ist zum einen ein spezifischer Aspekt der Gesellschaft. Andererseits ist sie auch der Name einer akademischen Analysetradition. Im Mittelpunkt ihrer Analyse steht die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik. Um eine Antwort auf die Frage zu finden, was Politische Ökonomie ist, müssen wir verstehen, was Politik und Wirtschaft sind.

Politik und Ökonomie

Abbildung 2.1:

Konzeptionen von Politik, basierend auf Caporaso und Levine (1992, 20)

Abbildung 2.1 zeigt das Modell der Politikkonzepte von Caporaso und Levine. Sie argumentieren, dass Konzepte des Politischen mit Öffentlichkeit (A) und/oder Regierung (B) und/oder Entscheidungsmacht (C) zu tun haben. Die Öffentlichkeit umfasst alle Menschen in einer Gesellschaft. „»Öffentlich« nennen wir Veranstaltungen, wenn sie, im Gegensatz zu geschlossenen Gesellschaften, allen zugänglich sind – so wie wir von öffentlichen Plätzen sprechen oder von öffentlichen Häusern“ (Habermas 1990, 54). Eine Regierung ist ein System, in dem Menschen die Macht haben, Entscheidungen zu treffen, die für alle Mitglieder der Öffentlichkeit kollektiv verbindlich sind. Entscheidungsmacht ist der Prozess und die Fähigkeit, Einfluss zu nehmen und kollektive Entscheidungen zu treffen, die für alle Mitglieder der Gesellschaft gelten. Aus der Kombination dieser Kategorien ergeben sich unterschiedliche Auffassungen von Politik. Politik als Öffentlichkeit umfasst beispielsweise alle Individuen in einer Gesellschaft und ihre Notwendigkeit, kollektive Entscheidungen zu treffen.

Caporaso und Levine plädieren dafür, Politik als Schnittmenge aller drei Kategorien zu verstehen (ABC). „Politics refers to the activities and institutions that relate to the making of authorative public decisions for society as a whole” (Caporaso & Levine 1992, 20). In der Politik geht es um die Bürger:innen, die die Öffentlichkeit (A: Öffentlichkeit) bilden und eine Regierung (B: Regierung) hervorbringen, die kollektiv verbindliche Entscheidungen (C: Entscheidungsmacht) – Gesetze und Regeln – trifft, die für die Öffentlichkeit gelten.

Die Politische Ökonomie ist nicht nur eine Analyse der Politik, sondern auch der Ökonomie. Caporaso und Levine (1992, 31) skizzieren drei Auffassungen der Ökonomie:

die Ökonomie als Versorgung, d. h. die Produktion und Befriedigung von menschlichen Bedürfnissen und Wünschen durch produzierte Güter;

die Wirtschaft als eine „wirtschaftliche“ (sparsame, effektive, effiziente) Organisation, die ein wirtschaftliches Kalkül beinhaltet, wie man Zugang zu knappen Ressourcen erhält, wie man effizient arbeitet und den Arbeitsaufwand minimiert;

die Ökonomie als Wirtschaftssystem, Marktinstitutionen und Tauschwirtschaft.

Die Ökonomie ist der Bereich, in dem Menschen arbeiten und Güter und Dienstleistungen produzieren, die ihre Bedürfnisse befriedigen und die verteilt und konsumiert werden. Die Produktion ist einerseits ein spezifischer Aspekt der Ökonomie, in der Menschen Güter herstellen. Gleichzeitig ist das Ökonomische in allen anderen sozialen Systemen und Bereichen der Gesellschaft zu finden, denn Menschen sind sozial und gesellschaftlich produzierende Wesen. Sie produzieren Güter, Entscheidungen, Weltanschauungen, Information, Bedeutungen, usw. Die soziale und gesellschaftliche Produktion kann daher als Grundlage der Gesellschaft angesehen werden (Fuchs 2020, Kapitel 2 & 3). Kommunikation und Produktion stehen in einem dialektischen Verhältnis.

Die Politik befasst sich mit kollektiven Entscheidungen. In der Ökonomie geht es um die Produktion, die Distribution (Verteilung) und den Konsum von Gütern. Die Politische Ökonomie konzentriert sich auf die Analyse der Überschneidung, Interaktionen und Verzahnungen von Ökonomie und Politik. Sie analysiert die Produktion, die Distribution und den Konsum von Gütern und wie politische Interessen, Konflikte, Entscheidungen und Institutionen die Ökonomie beeinflussen und von der Ökonomie beeinflusst werden.

2.3Ansätze der Politischen Ökonomie

Ibn Khaldûn

Im vorangegangenen Abschnitt haben wir bereits erwähnt, dass Ibn Khaldûn einer der Begründer der Politischen Ökonomie ist. Seine Muqaddima (Prolegomena, Einleitung) ist ein Frühwerk der Politischen Ökonomie.

Khaldûn formulierte die Annahme, dass Arbeit die Quelle von Reichtum und Gewinn ist:

„Alsdann musst du wissen, dass der Erwerb nur durch die Bemühung, ihn anzuschaffen, und die Absicht, ihn zu erlangen, zustande kommt. Es ist auch bei der Versorgung unerlässlich, dass man sich anstrengt und arbeitet […] Jedoch ist bei allem, was zu erwerben und an Kapital anzusammeln ist, die menschliche Arbeit unerlässlich. Wenn dies eine eigene Arbeit ist, wie irgendein Handwerk, dann ist das offenkundig. Wenn die Quellen des Erwerbs jedoch Tiere, Pflanzen oder Mineralien sind, so ist dabei die menschliche Arbeit (ebenfalls) unumgänglich, wie du siehst. Wenn nicht, dann kommt nichts zustande, und es fällt kein Nutzen an. […] Wenn nun dies alles feststeht, dann musst du wissen, dass das Kapital, das der Mensch gewinnt und erwirbt, wenn es aus dem Handwerk kommt, der Wert der Arbeit ist, (die) dafür (geleistet) wurde“ (Khaldûn 2011, 340-341).

Die Analyse der Arbeit als Quelle des Reichtums und der Arbeitszeit als Maß für den Reichtum wird auch als Arbeitswerttheorie bezeichnet. Sie besagt, dass der Wert einer Ware dem durchschnittlichen Arbeitsaufwand entspricht, der für ihre Herstellung erforderlich ist. Ein Gut wird als wertvoller angesehen, wenn es schwieriger zu produzieren ist und mehr Arbeitszeit für seine Herstellung benötigt wird. In Tauschgesellschaften führt dies dazu, dass die Preise für wertvollere Güter, deren Produktionszeit länger ist, tendenziell höher sind.

Die Arbeitswerttheorie findet sich in der Klassischen und Kritischen Politischen Ökonomie, insbesondere in den Werken von Adam Smith, David Ricardo und Karl Marx.

Adam Smith formulierte die Arbeitswerttheeorie mit den folgenden Worten: „Der wirkliche oder reale Preis aller Dinge, also das, was sie einem Menschen, der sie haben möchte, in Wahrheit kosten, sind die Anstrengung und Mühe, die er zu ihrem Erwerb aufwenden muss. Was Dinge wrklich für jemanden wert sind, der sie erworben hat und der über sie verfügen oder sie gegen ewas anderes tauschen möchte, sind die Anstrengung und Mühe, die er sich damit ersparen und dier er anderen aufbürden kann“ (Smith 1776/2001, 28).

„Anstrengung und Mühe“ ist die Formulierung, mit der Smith zum Ausdruck bringt, dass der Wert eines Gutes von der aufgewendeten Arbeitszeit abhängt, die zu seiner Produktion erforderlich ist. Auch David Ricardo formulierte eine Arbeitswertlehre. Er betont, dass die Arbeitszeit das Maß für den Wert einer Ware ist:

„Sobald sie Nützlichkeit besitzen, beziehen Waren ihren Tauschwert aus zwei Quellen: aus ihrer Seltenheit und der zu ihrer Gewinnung nötigen Arbeitsmenge. […] Wenn die in den Waren enthaltene Arbeitsmenge ihren Tauschwert bestimmt, dann muss jede Vergrößerung des Arbeitsquantums den Wert der Ware, für die es aufgewendet wurde, erhöhen, ebenso wie jede Verminderung ihn senken muss“ (Ricardo 1824/2006, 5, 7).

Karl Marx hat ähnlich argumentiert: „Die Grundlage, der Ausgangspunkt der Physiologie des bürgerlichen Systems – des Begreifens seines innren organischen Zusammenhangs und Lebensprozesses – ist die Bestimmung des Werts durch die Arbeitszeit” (Marx 1862/1863, Teil 2, 163).

Marx argumentiert, dass die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, d. h. die durchschnittliche Arbeitszeit, die zur Produktion einer Ware erforderlich ist, den Wert der Ware bestimmt:

„Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist. Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen ‚wertbildenden Substanz‘, der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst misst sich an ihrer Zeitdauer, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag usw. […] Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen“ (Marx 1867, 53).

Marx unterscheidet sich von Smith und Ricardo dadurch, dass sein Ansatz eine Kritik der Politischen Ökonomie ist, die eine Wertkritik beinhaltet. Er betont, dass das Kapital die Arbeit in einem Klassenverhältnis ausbeutet, in dem die Arbeitenden dazu gebracht werden, einen Teil der Ware und des Arbeitstages ohne Bezahlung zu produzieren. In diesem Zusammenhang führt er die Begriffe der Mehrarbeit und des Mehrwerts ein. Seine Theorie will verstehen, wie der Mehrwert produziert wird, und formuliert den Kategorischen Imperativ, den Mehrwert zu vergesellschaften, damit der gesellschaftliche Überschuss nicht von einzelnen Kapitalist:innen, sondern von der Gesellschaft kontrolliert wird.

„Wir haben gesehn, dass der Arbeiter während eines Abschnitts des Arbeitsprozesses nur den Wert seiner Arbeitskraft produziert, d. h. den Wert seiner notwendigen Lebensmittel. […] Den Teil des Arbeitstags also, worin diese Reproduktion vorgeht, nenne ich notwendige Arbeitszeit, die während derselben verausgabte Arbeit notwendige Arbeit. Notwendig für den Arbeiter, weil unabhängig von der gesellschaftlichen Form seiner Arbeit. Notwendig für das Kapital und seine Welt, weil das beständige Dasein des Arbeiters ihre Basis.

Die zweite Periode des Arbeitsprozesses, die der Arbeiter über die Grenzen der notwendigen Arbeit hinaus schanzt, kostet ihm zwar Arbeit, Verausgabung von Arbeitskraft, bildet aber keinen Wert für ihn. Sie bildet Mehrwert, der den Kapitalisten mit allem Reiz einer Schöpfung aus Nichts anlacht. Diesen Teil des Arbeitstags nenne ich Surplusarbeitszeit, und die in ihr verausgabte Arbeit: Mehrarbeit (suplus labour). So entscheidend es für die Erkenntnis des Werts überhaupt, ihn als bloße Gerinnung von Arbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Arbeit, so entscheidend ist es für die Erkenntnis des Mehrwerts, ihn als bloße Gerinnung von Surplusarbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Mehrarbeit zu begreifen. Nur die Form, worin diese Mehrarbeit dem unmittelbaren Produzenten, dem Arbeiter, abgepreßt wird, unterscheidet die ökonomischen Gesellschaftsformationen, z. B. die Gesellschaft der Sklaverei von der der Lohnarbeit“ (Marx 1867, 231, 230-231).

Für Marx ist die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit jene Zeit, die benötigt wird, um die für die Gesellschaft nowendigen Güter zu prodzieren. Die darüber hinaus geleistete Arbeitszeit bezeichnet er als Mehrarbeitszeit. Sie ist im Kapitalismus die materielle Grundlages des Profits, der den Kapitalist:innen gehört, von den Arbeiter:innen produziert wird und durch den Verkauf von Waren erzielt wird.

Mainstream-Ökonomie und „Heterodoxe“ Ökonomie

Die Mainstream-Ökonomie tendiert dazu, die Arbeitswerttheorie weitgehend zu ignorieren. So diskutieren weit verbreitete Lehrbücher der Wirtschaftswissenschaft wie Blanchards (2017) Macroeconomics oder Williamsons (2018) Macroeconomics nicht die Arbeit, definieren Geld als Maß für den wirtschaftlichen Wert (z. B. Mankiw 2018, 321) und lassen die Rolle der Arbeiterklasse und ihrer Arbeit im Kapitalismus außer Acht. Obwohl die Arbeitswerttheorie in der heutigen Mainstream-Ökonomie keine wichtige Rolle spielt, ist sie im Zeitalter des digitalen Kapitalismus weiterhin von Bedeutung. Zum Beispiel sind die Kämpfe um die Automatisierung und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft Kämpfe um Wert und Arbeitszeit (siehe Fuchs 2021, Kapitel 5). Das Kapital versucht, durch digitale und heutzutage KI-basierte Automatisierung die Produktivität der Arbeit zu steigern, so dass mehr Wert in weniger Zeit produziert werden kann, was die Einstellung und Bezahlung von weniger Arbeitskräften erfordert und mehr Profit verspricht. Vertreter:innen von Arbeiterklasseinteressen hingegen befürchten und betonen, dass die Automatisierung im Kapitalismus Arbeitslosigkeit, Armut und Ungleichheit erhöhen kann.

Seit der Weltwirtschaftskrise 2008 gibt es neue Forderungen nach einer Überarbeitung der wirtschaftswissenschaftlichen Lehrpläne und Versuche, alternative, heterodoxe Lehrbücher für Makroökonomie/Politische Ökonomie zu etablieren (siehe z. B. De und Thomas 2018, Thomas 2021).

Die Krise und die zunehmende Kritik am Neoliberalismus und damit auch an der neoklassischen Wirtschaftslehre hat zu einigen Veränderungen in der Wirtschaftstheorie geführt. N. Gregory Mankiw ist der Autor von sehr weit verbreiteten Lehrbüchern der Wirtschaftswissenschaften wie Principles of Economics (Mankiw 2021, neunte Auflage) und Economics (Mankiw & Taylor 2020, fünfte Auflage). In der dritten Auflage von Economics gibt es keine wirkliche Diskussion über kritische Ansätze wie die marxistische und feministische Wirtschaftstheorie (Mankiw & Taylor 2014). Die Autoren fügten der vierten Auflage eine Diskussion derartiger Ansätze, einschließlich Marxismus und Feminismus, hinzu und erkannten an, dass diese Ansätze den „neoklassischen Ansatz“, der auch als „Mainstream-Ökonomie“ bezeichnet wird, und die neoklassische Ansicht, dass „der Markt ein zentrales Merkmal bei der Schaffung von Wohlstand ist“, in Frage stellen (Mankiw & Taylor 2014, 16).

In der fünften Auflage von Economics unterscheiden Mankiw und Taylor (2020, 25-26) vier ökonomische Denkschulen: Neoklassische Ökonomie, Feministische Ökonomie, Marxistische Ökonomie und die Österreichische Schule. In den Kapiteln über den Arbeitsmarkt, den Wohlstand, die Arbeitslosigkeit, die heterodoxe Ökonomie und die Ungleichheit gibt es nun auch Diskussionen des Marxismus und des Feminismus (siehe Mankiw & Taylor 2020, 325-327, 363-364, 422-425, 433-434, 501). In der fünften Auflage wurde ein Kapitel über „Heterodox Theories in Economics“ hinzugefügt (Mankiw & Taylor 2020, Kapitel 19: 416-431). Unter Heterodoxer Ökonomie verstehen die beiden Autoren Ansätze, die „außerhalb des ‚Mainstreams‘ der Ökonomie liegen, wobei der Begriff ‚Mainstream‘ mit dem neoklassischen Ansatz assoziiert wird“ (Mankiw & Taylor 2020, 418) und die „aufgrund von Fragen, die nach der Krise [2007/2008] gestellt wurden, wiederbelebt wurden“ (Mankiw & Taylor 2020, 428). Die Kategorie der Heterodoxen Ökonomie ist sehr weit gefasst und umfasst oft so unterschiedliche Ansätze wie den Marxismus und die Österreichische Schule.

Diese Änderungen in einem wichtigen Wirtschaftslehrbuch sind ein Hinweis darauf, dass die Mainstream-Wirtschaftswissenschaft zwar lange Zeit kritische Ansätze ignoriert hat, ihre Vertreter:innen sich nun aber zunehmend gezwungen sehen, zumindest die Existenz von Theorien und Analysen anzuerkennen, die die Rolle von unbezahlter Arbeit, Klasse und Ungleichheiten in der heutigen Wirtschaft betonen.

Die Unterscheidung zwischen Klassischer, Neoklassischer, Marx‘scher und Keynesianischer Ökonomik ist eine weit verbreitete Methode zur Klassifizierung von Wirtschaftstheorien (Caporaso & Levine 1992, Hunt & Lautzenheiser 2011, Lee 2011, Wolff & Resnick 2012). Die Marx‘sche und die Keynesianische Politische Ökonomie werden häufig zusammen mit weiteren Ansätzen als Heterodoxe Ökonomie oder Heterodoxe Politische Ökonomie bezeichnet.

Der Begriff „Heterodoxe Politische Ökonomie“ ist etwas unklar und verwirrend, denn Heterodoxie bedeutet Ansätze, die vom vorherrschenden Ansatz abweichen. Folglich umfasst der Begriff „Heterodoxe Politische Ökonomie“ eine breite Palette von Ansätzen. So werden zum Beispiel marxistische Ansätze oft ebenso dazu gezählt wie die Österreichische Schule der Ökonomie, die auf die Arbeiten von Carl Menger zurückgeht, der neoliberale Denker wie Friedrich Hayek beeinflusst hat. Marx und Hayek haben gegensätzliche analytische und politische Ansätze. Abgesehen von einem dynamischen Konzept der Wirtschaft haben sie wenig gemeinsam. Es ist daher besser, die Heterodoxe Politische Ökonomie in verschiedene Ansätze zu unterteilen.

Im Folgenden werden einige Ansätze der Politischen Ökonomie kurz vorgestellt.

Die Klassische Politische Ökonomie

Ibn Khaldûn war, wie bereits erwähnt, ein früher nicht-westlicher Vertreter der Klassischen Politischen Ökonomie. Laut Karl Marx, der sich in seinen Theorien über den Mehrwert (Marx 1862/1863) mit den Werken der Klassischen Politischen Ökonomie auseinandersetzte, gehören dazu u. a. James Steuart, Adam Smith, Jean Charles Léonard de Sismondi, Germain Garnier, Charles Ganilh, David Ricardo, James Frederick Ferrier, James Maitland (Earl of Lauderdale), Jean-Baptiste Say, Destutt de Tracy, Henri Storch, Nassau Senior, Pellegrino Rossi, Thomas Chalmers, Jacques Necker, François Quesnay, Simon-Nicolas-Henri Linguet, Thomas Hobbes, William Petty, Dudley North, John Locke, David Hume, Joseph Massie, Louis-Gabriel Buat-Nançay, John Gray, Karl Rodbertus, John Barton, Nathaniel Forster, Thomas Hopkins, Henry Charles Carey, Thomas Robert Malthus, James Deacon, Thomas Hodgskin, James Anderson, Robert Torrens, James Mill, Samuel Bailey, John Ramsay McCulloch, Edward Gibbon Wakefield, Patrick James Stirling, John Stuart Mill, Piercy Ravenstone, John Francis Bray, Sir George Ramsay, Antoine-Eliseé Cherbuliez, Richard Jones, Pierre-Joseph Proudhon und Martin Luther.

Die bekanntesten Werke der Klassischen Politischen Ökonomie sind Adam Smiths (1776/2001) Wealth of Nations (Der Wohlstand der Nationen), David Ricardos (1824/2006, erstmals 1817 veröffentlicht) Principles of Political Economy and Taxation (Über die Grundsätze der Politischen Ökonomie und der Besteuerung) und John Stuart Mill's (1848) Principles of Political Economy.

Diesen Denkern ist gemeinsam, dass sie sich relativ stark auf das konzentrieren und das propagieren, was als „Laissez-faire“-Wirtschaftslehre bekannt geworden ist. Sie verkünden, dass die Märkte sich selbst regulieren können und dass der Staat nicht in die Wirtschaft eingreifen sollte.

Smith und Mill argumentieren, dass eine zivilisierte Gesellschaft das Ergebnis von nach Profit strebenden Individuen ist, die auf die Maximierung ihrer Gewinne abzielen. Smith hat in diesem Zusammenhang die Metapher der unsichtbaren Hand geprägt. Er argumentiert, dass unabhängig handelnde, eigennützige Wirtschaftsakteure (Unternehmen, Kapitalist:innen), die versuchen, ihre wirtschaftlichen Profite zu maximieren, von einer unsichtbaren Hand (dem Markt) geleitet werden, so dass ihr privater Zweck der Gewinnerzielung das öffentliche Wohl fördert. Das Individuum, das lediglich „nach eigenem Gewinn“ strebt, wird „von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fördern, den zu erfüllen er in keiner Weise beabsichtigt hat. […] gerade dadurch, dass er das eigene Interesse verfolgt, fördert er häufig das Interesse der Gesellschaft nachhaltiger, als wenn er wirklich beabsichtigt, es zu tun. Alle, die jemals vorgaben, ihre Geschäften dienten dem Wohl der Allgemeinheit, haben meines Wissens niemals etwas Gutes getan“ (Smith 1776/2001, 371).