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Der langersehnte letzte Band
Leidenschaft und Gefahr erreichen ihren Höhepunkt im großen Finale von Shanes und Emilys Geschichte.
Wie stark ist deine Liebe?
Nach einer schockierenden Tragödie liegt Shanes Welt in Trümmern. Aber er wird kämpfen - für die Frau, die er liebt, und um seine Feinde zu zerstören. Doch dramatische Wendungen, dunkle Geheimisse und ein unverzeihlicher Verrat innerhalb der Brandon-Familie kommen ans Licht und Shanes Kampf fällt härter aus als je zuvor.
Dies ist das große Finale der mitreißenden, verführerischen und spannenden "Dirty Money"-Serie der New-York-Times-Bestsellerautorin Lisa Renee Jones
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Cover
Über dieses Buch
Über die Autorin
Titel
Impressum
Danksagung
Brief an die Leser
TEIL EINS
Kapitel Eins
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
Kapitel Zehn
Kapitel Elf
Kapitel Zwölf
Kapitel Dreizehn
Kapitel Vierzehn
Kapitel Fünfzehn
Kapitel Sechzehn
Kapitel Siebzehn
Kapitel Achtzehn
TEIL ZWEI
Kapitel Neunzehn
Kapitel Zwanzig
Kapitel Einundzwanzig
Kapitel Zweiundzwanzig
Kapitel Dreiundzwanzig
Brief an die Leser
Alternative Szene
Nach einer schockierenden Tragödie liegt Shanes Welt in Trümmern. Aber er wird kämpfen – für die Frau, die er liebt, und um seine Feinde zu zerstören. Doch dramatische Wendungen, dunkle Geheimisse und ein unverzeihlicher Verrat innerhalb der Brandon-Familie kommen ans Licht und Shanes Kampf fällt härter aus als je zuvor.
New York Times-Bestsellerautorin Lisa Renee Jones verführt Leser auf der ganzen Welt mit ihren sinnlichen Liebesromanen und wurde mehrfach mit Genrepreisen ausgezeichnet. Jones lebt gegenwärtig in Colorado Springs. »Hard Rules – Deine Liebe« ist der vierte und letzte Band der mitreißenden, verführerischen und spannenden »Dirty Money«-Serie.
LISA RENEE JONES
HARD RULES
DEINE LIEBE
Aus dem Amerikanischenvon Sonja Fehling
beHEARTBEAT
Deutsche Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment
Copyright © 2017 by Lisa Renee Jones
Published by arrangement with St. Martin’s Press, LLC. All rights reserved.
Titel der Originalausgabe: »End Game«
Dieses Werk wurde im Auftrag von St. Martin’s Press LLC durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen, vermittelt.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Freya Gehrke
Covergestaltung: Birgit Gitschier, Augsburg unter Verwendung von Motiven von © shutterstock: Jag_cz
eBook-Erstellung: Jilzov, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-4230-7
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Für meine Leser:
Danke, dass Sie sich mit mir auf diese Reise begeben haben und die Geschichte von Shane und Emily Ihnen so gut gefällt. Das hätte ich nie zu hoffen gewagt!
xoxo
Liebe Leser,
es ist wieder einmal Zeit: diese Zeit, die ich hasse und vor der es mir jedes Mal graut, die ich aber gleichzeitig auch genieße. Endlich dürfen Sie das große Finale von Shanes und Emilys Geschichte lesen … Zumindest für den Moment. Ich verabschiede mich nicht gern von meinen Figuren, doch erst einmal überlasse ich Ihnen meine derzeitige Version ihres Happy Ends. Das ist kein Spoiler! Immerhin ist es eine Liebesgeschichte. Aber wie die beiden dorthin gelangen … Um das zu erfahren, müssen Sie das Buch lesen! Es enthält einen emotionalen Hammer, der viel gewaltiger ist, als ich vorher gedacht hätte. Fragen Sie meinen Mann – der fand mich mehrfach weinend im Büro vor, weil mir diese Figuren so sehr ans Herz gewachsen und so wichtig für mich geworden sind. Ich weiß, Hard Rules – Dein Versprechen hat mit einem herzzerreißenden Cliffhanger geendet. Dafür entschuldige ich mich, aber es musste sein. Zwar bin ich diejenige, die in die Tasten haut, doch die Figuren bestimmen ihre Geschichte selbst.
BEVOR SIE FORTFAHREN, lesen Sie bitte erst Hard Rules – Dein Verlangen, Hard Rules – Dein Begehren und Hard Rules – Dein Versprechen (in dieser Reihenfolge). Da ein bisschen Zeit vergangen ist, seit Dein Versprechen herauskam, fasse ich die Geschichte nun noch einmal für diejenigen zusammen, die das Buch kurz nach dem Erscheinen gelesen haben. Die folgenden Absätze verraten also einiges über die ersten Bände und bereiten Sie auf den Anfang von Deine Liebe vor.
Zur Erinnerung: Band 3 setzt bei einem Familientreffen der Brandons ein, in dessen Verlauf Derek eine Drohung gegenüber Emily ausgesprochen hat. Kurz zuvor hat außerdem Adrian ein Messer in Dereks Hand gerammt, weil er von dessen Bestechung eines FBI-Agenten erfahren hatte und das FBI nun bei Brandon Pharmaceuticals herumschnüffelt – der Firma, über die Adrian seinen Drogenhandel abwickelt.
Nach Dereks nicht gerade subtiler Drohung ist Emily sichtlich geschockt, nimmt sich jedoch schließlich zusammen – tough, wie sie ist – und kehrt zum Essen zurück. Dort verkündet Brandon Senior, dass er für eine Medikamentenstudie ausgewählt wurde, die ihn von seiner Krebserkrankung heilen könnte. Damit überrascht er die gesamte Familie, bevor er noch hinzufügt, dass Maggie ihn zu der zweiwöchigen Behandlung nach Deutschland begleiten werde. In seiner Abwesenheit soll Shane die Leitung von Brandon Enterprises übernehmen, sehr zu Dereks Ärger.
Nach den bedeutenden Veränderungen in diesem gefährlichen Spiel kehren Emily und Shane in ihre Wohnung zurück, wo Adrian Martina auf sie wartet – unangekündigt und ungebeten. Er schlägt Shane einen Deal vor: Shane soll ihm dabei helfen, die »Geschäftsbeziehung« zwischen dem Martina-Kartell und Brandon Pharmaceuticals zu intensivieren, indem er eine Investition von Adrians Konsortium in seine Firma zulässt, um damit eine Marktzulassung für Martinas illegale Droge zu erwirken. Natürlich ist Shane dagegen, doch wenn er alle lebend aus diesem Kampf herausbringen will, muss er seine Karten klug ausspielen – was bei Emily allerdings nicht gut ankommt. Sie will so viel Abstand wie möglich zwischen das Drogenkartell und sich beziehungsweise Shane bringen.
Nach Adrians Abgang und einer angespannten Diskussion mit Emily über das Drogenkartell verlässt Shane die Wohnung, um mit Seth und Nick eine Strategie zu entwickeln. Sie beschließen, dass Emily nach Adrians Messerattacke gegen Derek Schutz braucht, erst recht dann, wenn sie ihren Plan ausführen, das Kartell aus BP zu drängen. Des Weiteren finden sie heraus, dass Ted – einer von Nicks Männern – seit Adrians Besuch bei Shane verschwunden ist. Natürlich ist ihnen bewusst, dass dies ein Abschreckungsmanöver von Martina ist, was sich bestätigt, als Ted während eines vermeintlichen Anschlags auf das Bürogebäude von Brandon Enterprises in einer Kiste angeliefert wird. Diese öffentliche Bloßstellung schürt Unruhe im Team und macht die Männer noch wachsamer.
Gleichzeitig muss Shane die widerliche Information verarbeiten, dass seine Mutter eine Affäre mit Mike Rogers hat – dem Hauptanteilseigner von Brandon Enterprises und Eigentümer eines national bekannten Basketballteams. Daneben findet Shane heraus, dass Mike eine feindliche Übernahme von BE plant, was noch Salz in die Wunde streut. Shane kann nicht zulassen, dass Mike oder Adrian ihm das Vermächtnis seiner Familie wegnehmen. Nachdem ihre Eltern nach Deutschland abgeflogen sind, statten Derek und Shane deshalb Mike Rogers einen Besuch ab, bei dem Mike ihnen ankündigt, die Übernahme der Firma gerichtlich durchzusetzen – nun, da ihr Vater verreist und anscheinend zu krank sei, um das Unternehmen weiter zu leiten. Derek und Shane greifen daraufhin zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Sie verbünden sich gegen ihre Gegner und entwickeln die Strategie, Brandon Pharmaceuticals (die profitabelste Tochterfirma) an Mike Rogers zu verkaufen – wodurch er vollständig unter die Kontrolle von Adrian geraten würde – und gleichzeitig das Sports Center zu kaufen, in dem Mikes Basketballteam trainiert. Letzteres soll als Investitionsobjekt für Adrians Konsortium dienen und Adrian ein weiteres Druckmittel gegenüber Mike verschaffen. Damit hätten zudem sowohl Mike als auch Adrian keinerlei Macht mehr über Brandon Enterprises.
In Band 3 begegnen wir außerdem häufiger Teresa Martina, Adrians Schwester und Dereks Freundin, die hin und her gerissen ist zwischen ihren Gefühlen: Sie liebt Derek, will aber auch nicht sein Leben dadurch in Gefahr bringen, dass sie als Schwester von Adrian Martina eine Beziehung mit ihm führt. Darüber hinaus ist einer von Adrians Männern, Ramon, geradezu besessen von ihr – und zugleich auch auf Emily angesetzt. Schließlich trennt sich Teresa von Derek, um ihn zu schützen, doch Derek ist am Boden zerstört.
All diese Ereignisse finden statt, während Emily und Shane an der Entwicklung einer nicht korrumpierbaren neuen Sparte für Brandon Enterprises arbeiten – einer Mode- und Kosmetiklinie, mit deren Hilfe sie die Verluste, die sie durch den Verkauf an Mike erleiden würden, mehr als wettmachen könnten. Bevor sie allerdings ihren Plan in die Tat umsetzen können, werden Derek – der wegen Teresa so verzweifelt ist, dass er sich betrinkt – und die vollkommen überrumpelte Emily von Ramon entführt. Der hat Wind davon bekommen, dass Adrian die Geschäfte seines Kartells durch die Investitionen seines Konsortiums legalisieren will, weshalb Ramon nicht nur wütend auf Adrian, sondern auch auf Shane ist; eine Legalisierung wäre ganz und gar nicht dienlich für seine Zwecke und stünde darüber hinaus seiner krankhaften Besessenheit von Teresa im Weg. Ramon ist extrem labil, und als Shane zur Rettung von Derek und Emily antritt, kommt es zu einem Schusswechsel, in dessen Verlauf Shane den gewalttätigen Handlanger tötet. Der hat jedoch kurz vorher einen Schuss auf Emily abgefeuert, während Derek sich schützend vor sie geworfen hat. Und damit sind wir bei den letzten Schreckmomenten von Hard Rules – Dein Versprechen angekommen: Shanes qualvollem Schrei, als er sieht, wie sein Bruder – mit dem er sich endlich versöhnt hat – und die Frau, die er mehr als alles andere liebt, zu Boden gehen, blutüberströmt … Genau an dieser Stelle setzt Deine Liebe ein …
xoxoLisa
DER SENSENMANN
Shane
»Von jetzt an lebe ich nur noch, um dir wehzutun. Ich lebe nur noch, um dich zu quälen. Und für das hier wirst du einen langsamen, qualvollen Tod erleiden.«
Seinem Charakter als Drogenbaron und Monster entsprechend reagiert Adrian Martina weder auf den Schwur, den ich aus tiefster Kehle ausgestoßen habe, noch auf die Tatsache, dass mein Bruder und die Frau, die ich liebe, neben mir auf dem Boden liegen; blutüberströmt, genau wie ich. Doch ich reagiere. Ruckartig wache ich aus der Schockstarre auf, die mich bei ihrem Anblick befallen hat, und brülle zu Martina hoch: »Ruf einen Krankenwagen, verdammt noch mal!«, noch während ich mit den Fingern an Dereks und Emilys Hälsen nach einem Puls suche. Das kurzfristige Hochgefühl, das sich einstellt, als ich bei Emily einen Pulsschlag ertaste, verschwindet sofort wieder: Sie ist schrecklich blass und rührt sich nicht, und Dereks Herzschlag, den ich schließlich auch endlich spüren kann, ist so schwach, dass er fast gar nicht vorhanden ist.
In diesem Moment durchzuckt mich eine Vorahnung, und mein Blick schießt hoch zu Adrian – genau in dem Augenblick, als er eine Waffe zieht. Doch mir bleibt keine Zeit, ihn als feigen Scheißkerl zu beschimpfen, wie ich es gern würde, denn in dieser Sekunde hat er bereits den Lauf seiner Pistole erhoben und feuert über meinen Kopf hinweg. Der Knall lässt mich zusammenzucken. Ein Schuss. Ein zweiter. Ironischerweise – wenn man bedenkt, dass wir überhaupt nur in diese Situation geraten sind, weil Martina existiert – verspüre ich beim dritten Schuss Erleichterung, und meine Gedanken klären sich. Martina braucht mich noch, um seine Profite zu steigern, deshalb wende ich meine Aufmerksamkeit wieder den Menschen zu, die mich brauchen und die als Einzige zählen: Derek und Emily. Das feuchte, klebrige Gefühl unter meiner Hand, die auf Dereks Brust ruht, verdeutlicht mir, dass es ziemlich kritisch um ihn steht. Von diesem Moment an läuft alles in Zeitlupe ab, wie in einem Tunnel, auch wenn ich persönlich das Gefühl habe, schnell zu handeln. Ich vergewissere mich, dass Emily nicht blutet, doch sie rührt sich immer noch nicht. Dereks Puls ist kaum wahrnehmbar, und in seiner Brust klaffen zwei Schusswunden, aus denen in Strömen das Blut läuft.
»Scheiße«, stoße ich atemlos hervor, aber das Adrenalin treibt mich an, und so presse ich die Hände weiter auf die Wunden. »Ruf endlich einen verdammten Krankenwagen!«, brülle ich erneut, während ich über Derek hinwegklettere, um Emily im Blick zu behalten. Dabei sehe ich, dass Ramon zu Dereks Füßen auf dem Boden liegt. »Jetzt sofort, verflucht noch mal!«
Laut und durchdringend ruft Adrian etwas über die Schulter, bevor er sich auf der anderen Seite neben Derek kniet. »Hilfe ist unterwegs«, verkündet er. »Und das hier hat Ramon angezettelt, nicht ich«, fügt er hinzu.
Doch ich ignoriere seine Unschuldsbeteuerung. Stattdessen betrachte ich nachdenklich seinen Hals, bevor ich ihm schließlich direkt in die Augen sehe. »Krawatte her«, kommandiere ich, da meine blutdurchtränkte Jeans und das T-Shirt nicht als Druckverband für Derek taugen. Denke ich zumindest. Eigentlich hab ich keine verdammte Ahnung, was ich gerade tue.
»Drücken Sie weiter auf die Wunde«, entgegnet Adrian, während er seine Krawatte löst. »Ich ziehe die hier unter ihm durch.«
»Machen Sie schon«, gebe ich zurück und mache mir keine Illusionen darüber, warum er mir so bereitwillig hilft. Er hat Angst, dass Dereks und Emilys Sicherheit – oder eher deren Gefährdung – sich auf meine Bereitschaft auswirkt, ihm das Geld zu geben, das ich ihm versprochen habe, damit er sich verflucht noch mal aus meiner Firma zurückzieht. Sein Problem ist nur: Er wird unsere Geschäftsbeziehung nicht mehr mit einem erfolgreichen Deal abschließen. Ich werde nämlich das vollenden, was bisher niemand geschafft hat, und ihn töten – aber zuerst retten wir die Menschen, die ich liebe.
Martina ruft einem seiner Männer etwas zu, und gefühlt innerhalb von Sekunden landet ein Stapel Handtücher neben uns, die er in Streifen reißt und anschließend zusammenknotet. Gemeinsam wickeln wir die Stofffetzen fest um Dereks Brust, ein blutiger Vorgang, der mir brutal vorkommt, doch Derek spürt offensichtlich nichts davon. Bewegungslos bleibt er liegen. Zeigt keinerlei Reaktion. Weder auf die Handtücher noch die Krawatte oder die Gürtel, mit denen wir den Blutstrom zu stoppen versuchen. Gerade als wir meiner Meinung nach alles in unserer Macht Stehende getan haben, höre ich jemanden rufen: »Shane. Was zur Hölle ist hier … Mein Gott.«
Beim Klang von Erics Stimme blicke ich auf und sehe ihn in der Tür stehen, flankiert von Adrians Schlägertypen, die ihn an den Armen festhalten. Er ist noch im Schlafanzug, anscheinend war er bereits im Bett, um für seine frühmorgendlichen OPs ausgeschlafen zu sein, als man ihn überfallen und hierhergebracht hat. »Ist das etwa Ihre Vorstellung von Hilfe?«, will ich wissen, wende den Blick zu Adrian und presse die Lippen zusammen. »Er hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.«
»Er kann uns helfen«, erwidert Adrian. »Und wir brauchen Hilfe.«
»Unter Hilfe verstehe ich einen Krankenwagen«, sage ich knurrend. »Den Sie nicht gerufen haben, nehme ich an.«
»Lassen Sie mich los«, fordert Eric die Männer auf, die ihn festhalten, bevor er sich losreißt und zu Emily herübereilt. Hastig kniet er sich hin, fühlt ihren Puls und betastet ihren Schädel. »Ihr Zustand ist stabil, aber sie hat eine Kopfverletzung«, verkündet er und bewegt sich bereits in meine Richtung. »Was haben wir hier?«, fragt er und bedeutet mir, ein Stück weiter nach hinten zu rutschen, um ihm Platz neben Dereks Brust zu machen.
»Zwei Schusswunden«, erkläre ich, während ich zusehe, wie Eric zwei Finger an Dereks Hals presst. »Er hat ziemlich viel Blut verloren«, ergänze ich. »Und ich bin mir nicht sicher, ob er nicht noch mehr Kugeln abbekommen hat.«
»Es gibt keine Austrittslöcher«, fügt Adrian an. »Er muss also operiert werden. Zum Glück sind Sie Chirurg.«
Ruckartig blickt Eric zu Martina herüber. »Ohne Blutkonserven übersteht er keine OP. Und selbst wenn, das ist nicht mein Fachgebiet. Ich würde ihn umbringen.«
»Verschaffen Sie ihm einfach mehr Zeit«, weist Adrian ihn an.
»Er braucht einen Rettungswagen und Blutkonserven«, beharrt Eric. »Sehr viele Konserven, die ich nicht in meiner Tasche mit mir herumtrage. Der Rettungswagen hätte längst vor mir hier sein müssen.«
»Haben Sie einen gerufen oder nicht?«, will ich wissen.
»Es kommt einer«, versichert Adrian mir. »Aber bevor er hier ist, müssen wir unsere Geschichte absprechen. Bleiben Sie bei der Wahrheit. Ramon war wegen Teresa eifersüchtig auf Derek. Sie wiederum sind wegen Derek mit ihm aneinandergeraten, und wir nehmen an, Ramon hatte es auf Emily abgesehen, um sich an Ihnen zu rächen.« Martina schnipst mit den Fingern, woraufhin einer seiner Männer vortritt. »Martin hier hat ihn erschossen, um uns zu schützen.«
»Sie haben ihn erschossen«, berichtige ich ihn.
»Ich habe ihn erschossen«, versichert mir der andere Mann.
In diesem Moment ertönt nicht weit entfernt Sirenengeheul. »Ihr Krankenwagen«, sagt Adrian. »Wie versprochen.«
Mit verengten Augen sehe ich ihn an. »Wenn Sie wussten, dass der Krankenwagen kommt, warum ist Eric dann hier? Was sollte der Vorschlag, dass er Derek operiert?«
»Ich bin gern auf alle Möglichkeiten vorbereitet«, antwortet Martina, und bevor ich Erics Beobachtung wiederholen kann, dass der Rettungswagen noch vor ihm hätte eintreffen müssen, fügt Adrian hinzu: »Und der furchtbare Zustand Ihres Bruders ließ annehmen, dass er nicht mehr viel Zeit hat.«
»Woran Sie nicht ganz unschuldig sind«, entgegne ich und stehe im selben Moment auf wie er. Ich spüre, wie meine Selbstbeherrschung, an die ich mich die ganze Zeit klammere, langsam zu bröckeln beginnt. »Und wir wissen doch beide«, fahre ich fort, während wir einander über den Körper meines Bruders hinweg finster anstarren, »was ›verschaffen Sie ihm Zeit‹ in Wahrheit bedeutet: dass Sie erst noch irgendwas zu vertuschen hatten, bevor Sie Hilfe angefordert haben.«
»Aber es wurde ein Krankenwagen angefordert«, wiederholt er in einem Tonfall, der so scharf ist wie die Emotionen, die sich wie Messerklingen in meine Brust bohren.
»Nur nicht sofort«, gebe ich zurück. Dann verliere ich endgültig die Kontrolle und will mich auf ihn stürzen, doch Eric hält mich an den Schultern zurück.
»Derek«, mahnt er. »Denk an Derek.«
»Ich denke an Derek«, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Und an Emily.«
»Später«, beschwört Eric mich. »Mach das später.«
Irgendwo im Gebäude erheben sich Stimmen, und plötzlich stürmen Sanitäter in den Raum, durchbrechen die knisternde Spannung in der Luft und verbreiten stattdessen eine Atmosphäre von Dringlichkeit und Chaos. Ich weiche zurück, um den Männern Platz zu machen, und Adrian tut es mir gleich. Eric dagegen bewahrt in dem ganzen Tumult Ruhe und hilft den Sanitätern. Ich werde noch weiter zurückgedrängt und finde mich schließlich neben Adrian wieder. Gemeinsam sehen wir den Männern bei ihrer Arbeit zu, aber für mich ist Martina gar nicht anwesend. Es gibt nur noch mich, mich allein, und ich warte darauf zu erfahren, ob die Frau, die ich heiraten will, und der Bruder, den ich trotz aller Schwächen liebe, weiterleben oder sterben werden.
Ich beobachte, wie die Sanitäter fieberhaft versuchen, sowohl bei Derek als auch bei Emily eine Infusion zu legen, und einer von ihnen verlangt rufend nach weiteren Blutkonserven. Als Derek und Emily auf Tragen in Richtung zweier verschiedener Rettungswagen gerollt werden, trete ich draußen vor das Restaurant.
»Du kannst nur einen von beiden begleiten«, sagt Eric zu mir. »Ich fahre bei Derek mit, falls er Hilfe braucht. Begleite du Emily.«
Mit diesem Angebot erspart er mir die qualvolle Entscheidung zwischen den beiden, und dankbar nicke ich ihm zu, bevor ich zu Emily hinüberhaste. Aus irgendeinem Grund sieht der Sanitäter, der gerade dabei ist, ihre Infusion zu justieren, alles andere als zufrieden aus. »Ich bin ihr Ehemann«, sage ich ohne den Hauch eines Zögerns. »Gibt es irgendein Problem, abgesehen von der Kopfverletzung?«
»Ich sorge nur dafür, dass die Infusion richtig läuft«, antwortet der Sanitäter, ohne den Blick von Emilys Arm zu heben. Angespannt nehme ich ihre zarte, schmale Hand. Sie ist kalt, und ihr Gesicht ist so bleich, dass es mir das Herz bricht. Ich beuge mich vor, bis mein Mund dicht neben ihrem Ohr ist. »Ich brauche dich. Du darfst mich nicht verlassen. Das ist ein Befehl.«
»Wir müssen sie jetzt in den Krankenwagen verladen«, sagt der Sanitäter, während neben mir ein Kollege von ihm auftaucht und mich erneut von der Frau fortdrängt, die ich liebe und die ich nun jemand anderem anvertrauen muss. Das bringt mich fast um. Ich bin kurz davor, den Verstand zu verlieren.
»Shane.«
Abrupt drehe ich mich um und sehe Eric vor dem Wagen stehen. »Er fragt nach dir. Komm. Ich fahre mit Emily.« Gerade wird Emilys Trage in den Rettungswagen gehoben, und als ich mich wieder Eric zuwende, steht der direkt vor mir.
»Sein Zustand ist sehr kritisch«, warnt er mich und legt mir die Hand auf die Schulter, doch es fühlt sich an, als würde er mir einen Dolch in die Brust rammen. »Sei für ihn da«, ermutigt er mich. »Ich kümmere mich um Emily.« Eindringlich schaut er erst den Sanitäter an, dann mich. »Geh schon, bevor sie uns beide hier stehenlassen.« Damit steigt er in den Krankenwagen, in dem Emily liegt, und ich sehe zu, wie die Türen von Dereks Wagen sich schließen.
»Halt!«, rufe ich und sprinte vor. »Ich bin sein Bruder. Ich fahre mit Ihnen.«
»Shane?«, erkundigt sich der Sanitäter.
»Ja. Shane.«
Bestätigend nickt er mir zu, öffnet die Tür einen Spaltbreit und weicht ein Stück zurück, um mich hereinzulassen. Ich klettere in den Innenraum und muss gar nicht erst fragen, woher der Sanitäter meinen Namen kennt. »Shane«, murmelt Derek stöhnend auf seiner Trage. Er hat die Augen zu und ist an einen Monitor zu seiner Rechten angeschlossen, sodass der Sanitäter Platz schaffen muss, damit ich auf Dereks linker Seite stehen kann.
»Ich bin hier«, sage ich und knie mich neben ihn, während die Türen mit einem donnernden Knall geschlossen werden und Sirenengeheul die Luft zerreißt, um zu verkünden, dass der Tod unterwegs ist. »Ich bin hier«, wiederhole ich.
Dereks Lider flattern, dann öffnet er die Augen. »Shane«, flüstert er, aber auch wenn er mich anschaut, bin ich mir nicht sicher, ob er mich wirklich sieht.
»Ja«, antworte ich. »Shane. Ich bin’s. Ich bin da.« Sanft nehme ich seine Hand in meine. Sie ist kalt. Verdammt kalt. »Ich bin da«, wiederhole ich, weil ich – obwohl ich ihm so gerne sagen würde, dass alles gut wird, und obwohl unsere Familie so verkorkst ist – ihn noch nie angelogen habe. Also fange ich auch jetzt nicht damit an. Aber vielleicht sollte ich das. Vielleicht ist eine bittersüße Lüge genau das, was er jetzt hören muss.
»Emily?«, fragt er.
»Ihr Zustand ist stabil.«
»Was … Was …«
»Sie hat sich am Kopf verletzt.«
»Verdammt«, flucht er, und auf seiner Lippe sammelt sich Blut. »Ich hab versucht …«
»Du hast ihr das Leben gerettet«, versichere ich ihm. Seine Worte und seine Verzweiflung beweisen mir, dass ich recht hatte: Er hat sich vor sie geworfen, um sie vor den Kugeln zu schützen. »Sie hat sich einfach nur den Kopf angeschlagen, aber sie wird sich davon erholen.« Ich weigere mich, diese Worte als eine der Lügen zu betrachten, die ich ihm nicht auftischen wollte.
»Ich wollte nicht … Die Situation ist nur … außer Kontrolle …«
»Ich weiß«, besänftige ich ihn, werfe einen Blick in Richtung Monitor und stelle besorgt fest, wie niedrig sein Blutdruck ist. »Wir schaffen das«, füge ich hinzu und wende meine Aufmerksamkeit wieder ihm zu.
»Mach Martina fertig«, wispert er mit entschlossenem Gesichtsausdruck. »Rette … unsere Firma.«
»Das machen wir zusammen, wenn es dir besser geht.«
»Versprich es mir. Versprich mir … dass du … sie rettest …«
Ich drücke seine Hand. »Derek.«
»Versprich es mir, verdammt.«
»Ich verspreche es«, sage ich und hasse die Endgültigkeit, die in seinen Worten liegt.
Dereks Lider senken und heben sich. »Teresa … Sag Teresa, dass … ich … sie liebe …«
»Das kannst du ihr selbst sagen.«
»Sag es ihr, Shane.« Um seine Lippen zieht sich ein weißer Rand, der breiter zu werden scheint. »Bitte.«
»Das mache ich«, verspreche ich ihm. »Ich sage es ihr.«
»Noch … eine letzte … Sache …«
»Okay«, entgegne ich, während das Wort »letzte« sich wie ein Sägeblatt durch meinen Körper fräst. »Was denn?«
»Sag Pops … Sag ihm … wir sehen uns in der Hölle, und da … ist er nicht der King.« Erneut senken sich seine Lider, und seine Miene entspannt sich, als hätte er durch unsere Unterhaltung seinen Frieden gefunden. Vielleicht ist er aber auch nur bewusstlos. »Ist sein Blutdruck kritisch?«, erkundige ich mich an den Sanitäter gewandt.
»Ja«, antwortet der Mann. »Aber wir können nicht viel tun, bis wir im Krankenhaus sind.«
»Wie lange dauert das noch?«
»Fünf Minuten.«
Weitere fünf Minuten, in denen ich keine Ahnung habe, wie es Emily geht, und bete, dass ich nicht zusehen muss, wie mein Bruder stirbt. Das ist die Hölle. Genau in der Sekunde, als ich den Gedanken beende, wird die Linie auf Dereks Monitor flach.
Die nächsten Minuten sind der Beweis dafür, dass es die Hölle auf Erden wirklich gibt.
Geschockt sehe ich zu, wie die Sanitäter Derek bearbeiten, und als wir in die Einfahrt des Krankenhauses biegen, haben sie es irgendwie geschafft, Dereks Herz wieder zum Schlagen zu bringen. Er atmet, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es noch tue. Noch bevor der Wagen zum Stehen kommt, werden bereits die Türen aufgerissen, und ich beeile mich, so schnell wie möglich aus dem Weg zu gehen, springe aus der Kabine und erlaube den Sanitätern, Dereks Trage und damit auch ihn aus dem Fahrzeug zu bugsieren. Sofort versammelt sich eine Traube von Menschen um ihn, Anweisungen werden gebrüllt und die Trage wird auf den Eingang des Krankenhauses zugerollt.
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