Hector & Hector und die Geheimnisse des Lebens - François Lelord - E-Book

Hector & Hector und die Geheimnisse des Lebens E-Book

François Lelord

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Beschreibung

Ein Junge findet das Leben ganz schön kompliziert. Und sein Vater, der Glücksexperte Hector, stellt fest, dass die ewigen Fragen niemals aufhören. Voller Weisheit und mit frechem Charme erzählt der Bestsellerautor François Lelord die Geschichte von dem Kind, das wir alle einmal waren, und von der großen Unternehmung, die Geheimnisse des Lebens zu entdecken.

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www.piper.de

À mon père.

Übersetzung aus dem Französischen von Ralf Pannowitsch

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage November 2010

ISBN 978-3-492-95138-8

© der deutschsprachigen Ausgabe:

Piper Verlag GmbH, München 2009

Umschlag: semper smile, München

Umschlagabbildung: Simona Petrauskaite, München

Datenkonvertierung E-Book: CPI - Clausen & Bosse, Leck

Es war einmal ein Junge namens Hector.

Weil Hector einen Vater hatte, der ebenfalls Hector hieß, nannte man ihn in der Familie oft »Petit Hector«. Das hätte ihm auf den Geist gehen können, was es aber nicht tat, denn seine Maman und sein Papa hatten ihn schon so zu nennen begonnen, als er sehr klein gewesen war, und so hatte er sich daran gewöhnt.

Und trotzdem: Wenn man einem Kind den Vornamen des Vaters gibt und außerdem noch das Wörtchen »klein« davor setzt – kann ihm das später nicht Probleme einbringen, Komplexe vielleicht? Wird man es damit nicht anstacheln, alles genau so wie sein Vater zu machen – oder im Gegenteil große Dummheiten anzustellen, um sich von seinem Vater abzuheben? Hätten seine Eltern nicht lieber einen Psychiater zu Rate ziehen sollen, ehe sie sich den Vornamen aussuchten?

Nein, hätten sie nicht, denn der Vater von Petit Hector war ausgerechnet selbst Psychiater! (Und Psychiater bitten ihre Kollegen niemals um Rat, wenn es um die Erziehung ihrer Kinder geht – sie würden nicht unbedingt großes Vertrauen in ihre Antworten setzen.)

Psychiater ist ein schöner Beruf, aber am Abend darf man seiner Familie nicht den ganzen Arbeitstag in allen Details schildern, sondern nur ein bisschen davon berichten, nämlich dann, wenn einem die Leute wirklich interessante Dinge gesagt haben. Man nennt das den Respekt vor dem Berufsgeheimnis oder vielmehr, wie der Vater von Petit Hector meinte, den Respekt vor dem Verrat des Berufsgeheimnisses.

Petit Hector war stolz auf seinen Papa, zunächst einmal, weil der ein Doktor war, und er wusste schon, wie schwierig es war, Doktor zu werden, und dann auch, weil sein Vater immer so ruhig blieb, als ob er der stärkste Mann der Welt wäre und sich niemals über etwas aufzuregen brauchte.

Die Maman von Petit Hector hieß Clara, und Petit Hector fand, dass er auch die beste Maman der Welt abbekommen hatte. Oft, wenn Papa noch nicht von der Arbeit zurück war, saß er mit Maman, die früher aus dem Büro heimkam, zu zweit in der Wohnung, und dann führten sie große Gespräche. Petit Hector erzählte ihr, was er in der Schule erlebt hatte, und seine Maman hörte ihm immer zu, selbst wenn sie gerade etwas aufräumte oder kochte, und wenn er ihr erzählte, dass er zu einem Klassenkameraden, über den die anderen spotteten, freundlich gewesen war oder dass er dem Lehrer die richtige Antwort gegeben hatte, sagte sie oft: »Bravo, Petit Hector!« und gab ihm ein Küsschen. Aber oft gab sie ihm auch ohne jeden Grund ein Küsschen und sagte: »Mein kleiner Hector«, und dann fühlte sich Petit Hector sehr glücklich.

Seine Maman hörte ihm viel mehr zu als sein Papa, und das war komisch, denn die Arbeit seines Papas bestand nämlich gerade darin, den Leuten zuzuhören, während Maman, soweit Petit Hector das verstanden hatte, vor allem schreiben musste. Manchmal sah er sie abends am Computer arbeiten; sein Papa sagte: »Komm doch rüber und sieh mit uns fern!«, und seine Maman sagte: »Nein, ich muss die Präsentation bis morgen fertig haben«, und Petit Hector hatte begriffen, dass diese Präsentationen ungefähr so waren, als wenn man in der Schule an die Tafel musste, und dass seine Maman Chefs hatte, die ihr eine gute oder eine schlechte Note geben konnten.

Maman arbeitete viel, aber sie kochte auch gern, und zwar immer köstliche Gerichte wie zum Beispiel Brathähnchen mit Pommes, Schinken mit Kartoffelpüree, Tomatensalat mit Thunfisch und auch jede Menge dampfgegartes Gemüse mit etwas Olivenöl. Sie wollte immer, dass Petit Hector und sein Papa viel Gemüse aßen, aber die beiden wollten das weniger, also machte sie auch Quiches mit Gemüse, denn die mochten sie lieber.

Aus den vorangegangenen Sätzen haben Sie sicher erraten, dass Petit Hector schon als Junge Glück in seinem Leben hatte – mehr Glück als die meisten Kinder der Welt: Er lebte mit seinen beiden Eltern zusammen, sein Vater hatte einen guten Beruf, bei dem er nicht riskierte, arbeitslos zu werden, seine Mutter verstand zu kochen – und auch beruflich stand sie gut da. Die Familie setzte sich jeden Abend gemeinsam zu Tisch, und von Zeit zu Zeit spielten Petit Hector und sein Vater Fußball.

Aber wie Sie bestimmt wissen, ist Glück eine Frage des Vergleichs, und obwohl Petit Hector es gut getroffen hatte, war er nicht immer glücklich, denn so einfach ist das Leben nicht.

Und sein Vater sagte immer, dass man dieses Leben mit dem ganz großen L lernen müsse, und oft fügte er noch hinzu: »Besser, man fängt früh damit an, denn man weiß nie, wie viel Zeit einem bleibt.« So war sein Papa eben.

Jedes Mal, wenn Papa das sagte, meinte Maman: »Dieser Art von Kommentar könntest du dich wirklich enthalten!« Petit Hector verstand nicht so richtig, was sie damit sagen wollte, aber er mochte den Satz sehr, und eines Tages, als der Lehrer zu ihm gesagt hatte: »Hector, ich habe dir eine schlechte Note gegeben, denn man merkt, dass du dich überhaupt nicht vorbereitet hast!«, hatte Petit Hector vor der ganzen Klasse entgegnet: »Dieser Art von Kommentar könnten Sie sich wirklich enthalten!« Seine Eltern waren in die Schule bestellt worden und hatten mit dem Klassenlehrer, der Schulpsychologin und der Sozialarbeiterin sprechen müssen.

Petit Hector aber hatte eine erste Lektion des Lebens gelernt: Wenn man etwas sagt, darf man nicht vergessen, zu wem man spricht.

Er hatte bemerkt, dass sein Papa seine Gedanken oft in ein kleines Notizheft schrieb, das er immer bei sich trug, und so sagte er sich, dass er alle seine Lebensweisheiten auch in so ein kleines Heft schreiben wollte, und eines Tages würde er das Heft seinem Papa und seiner Maman zeigen, und sie würden richtig stolz auf ihn sein.

Nun ja, und wir erzählen Ihnen jetzt, wie Petit Hector nach und nach die Lektionen des Lebens erlernte.

Petit Hector und sein Papa

Petit Hector war gern mit seinem Papa und seiner Maman zusammen und noch lieber mit Maman oder Papa alleine, weil er fand, dass er dann am besten mit ihnen sprechen konnte.

Sonntags machte sein Vater oft Spaziergänge durch ein Wäldchen, das nicht weit von ihrem Wohnviertel lag, und natürlich nahm er seinen Sohn mit. Es war ein schöner Wald, und Petit Hector hoffte immer, dass sie eines Tages einem Kobold oder einer Fee begegnen würden wie in den Märchen, aber eigentlich wusste er auch schon, dass es unmöglich war. Hin und wieder hatten er und sein Papa allerdings Hirschkühe gesehen, die einen Moment lang innegehalten hatten, um sie mit großen erstaunten Augen anzugucken, und gleich darauf verschwunden waren.

Diesmal war es ein Herbsttag, und natürlich ist ein Wald im Herbst noch schöner als sonst; es wehte ein leichter Wind, der das Laub umherflattern ließ, und Vater und Sohn schritten ruhig voran.

Petit Hector aber hatte Sorgen. Er stellte in seinem Kopf eine Liste aller seiner Sorgen auf, das war so eine Angewohnheit von ihm, und er war zufrieden, wenn er mal nur eine einzige Sorge hatte oder sogar überhaupt keine, was immerhin recht oft vorkam. An diesem Tag aber hatte er eine Menge Sorgen.

Beispielsweise hatte er einem Freund ein Computerspiel ausgeliehen, und der sagte, er habe es verlegt, werde es aber bestimmt eines Tages wiederfinden; für Petit Hector war das ärgerlich, weil er sich dieses Computerspiel selbst nur ausgeliehen hatte, und zwar von Arthur, einem weiteren Freund, und Arthur war wirklich sehr nett und der Letzte, dem Petit Hector gern Kummer gemacht hätte.

Dann hatte er für seine letzte Geografiearbeit nicht richtig gelernt, und jetzt war ihm bange, dass der Lehrer ihm eine sehr schlechte Note geben würde – oje, wäre das eine Schande, vor allem, wenn seine Maman sich das Notenheft anschauen würde!

Und dann war er mit Maman Schuhe kaufen gegangen, und im Laden hatte er ihr und der Verkäuferin gesagt, dass ihm ein bestimmtes Paar gut passen würde, denn er wollte diese sehr schönen und sehr teuren Schuhe, mit denen er wie ein Champion aussah, unbedingt haben, und außerdem hatte die Verkäuferin gesagt, dass in einer Nummer größer sowieso kein Paar mehr übrig sei. Aber wenn er jetzt so den Waldweg entlangspazierte, merkte er ganz deutlich, dass ihm diese wunderschönen Schuhe zu klein waren.

Die letzte Sorge trug er schon einige Zeit mit sich herum: Er hatte ein Mädchen aus der Schule sehr gern, Amandine, aber bis heute hatte er sich nie getraut, sie anzusprechen, und er sagte sich, dass er wie ein Idiot dastehen würde, wenn sie mitbekäme, dass er sie mochte.

»Alles in Ordnung, Petit Hector?«

Sein Papa war stehen geblieben und schaute ihn an.

»Jaja, alles in Ordnung.«

»Tatsächlich? Du sagst schon eine ganze Weile nichts, und ich finde, dass du wie jemand aussiehst, der sich Sorgen macht.«

Petit Hector wusste, dass die Arbeit seines Vaters darin bestand, den Leuten zu helfen, sich weniger Sorgen zu machen, also war es ganz normal, dass er gleich sah, wenn man welche hatte.

»Ja«, sagte Petit Hector, »ein bisschen.«

»Erzähl mir doch mal, welche Art von Sorgen das sind.«

Petit Hector zögerte – was konnte er seinem Papa erzählen? Er begann mit der am wenigsten heiklen Sorge, und dann berichtete er von der Geografiearbeit … und schließlich sprudelte alles auf einmal aus ihm heraus, das mit Arthurs Computerspiel, die zu kleinen Schuhe, Amandine … und am Ende war ihm nach Weinen zumute.

»Na schön«, sagte sein Papa, »es ist gut, dass wir darüber reden.«

»Mir reicht das langsam mit den Sorgen«, sagte Petit Hector, »am liebsten würde ich nie wieder welche haben!«

»Ach, weißt du, alle Leute haben Sorgen. Das ist ganz normal.«

»Nein«, sagte Petit Hector, »wenn man erwachsen ist, hat man keine mehr.«

Schließlich konnte er jeden Tag sehen, dass seine Eltern keine Sorgen hatten.

Sein Papa lächelte.

»Petit Hector, die Sorgen hören niemals auf.«

»Auch nicht, wenn man erwachsen ist?«

»Selbst dann nicht.«

»Aber was für Sorgen hat man dann noch?«

Sein Papa schien ein wenig nachdenken zu müssen, und am Ende antwortete er: »Die gleichen.«

»Die gleichen?«

»Ja.«

»Aber das kann nicht sein – wenn man erwachsen ist, kann man machen, was man will, und sagen, was man will!«

»Vielleicht sind es nicht genau die gleichen Sorgen«, sagte sein Papa, »aber doch … im Grunde schon.«

»Welche denn zum Beispiel?«

»Man macht sich Sorgen, weil man nicht weiß, was man tun soll … Man traut sich nicht, etwas auszusprechen … Man hat Angst, nicht stark genug zu sein … Oder man fragt sich, ob man nicht jemandem Kummer bereitet hat … Du wirst sehen, so geht es das ganze Leben.«

»Aber das ist ja traurig!«

»Ach nein, so ist das Leben halt. Wichtig ist nur zu wissen, wie man den Sorgen ein Ende bereitet. Weil ständig neue auftauchen.«

»Manchmal habe ich überhaupt keine Sorgen, aber im Moment schon …«

»Das ist auch gut so, denn auf diese Weise wirst du lernen, mit ihnen fertig zu werden, und das wird dir für dein ganzes Leben nützlich sein.«

»Also ist es gut, wenn man Sorgen hat?«

Sein Papa lächelte.

»Ja, aber wenn es zu viele sind, musst du mit mir darüber sprechen. Oder mit Maman.«

Und Petit Hector fragte sich, ob er nicht seinen Papa bitten konnte, Maman das mit den Schuhen zu sagen, denn er selbst traute sich nicht.

Am Abend fühlte sich Petit Hector besser. Sein Papa hatte recht, es tat gut, wenn man über seine Sorgen sprach.

Und vor allem hatte er nun etwas Wichtiges, das er auf die erste Seite seines Notizbüchleins schreiben konnte. Zuerst notierte er seinen Namen, dann den Tag, den Monat und das Jahr, und dann schrieb er ganz konzentriert in seiner schönsten Schrift:

Sorgen sind gut dafür, dass man mit ihnen lernen kann, sich das ganze Leben lang richtig Sorgen zu machen.

Petit Hector und das Schummeln

Außer seinem Leben mit den Eltern hatte Petit Hector noch mindestens drei andere Leben – zwei davon in der Schule, nämlich das Leben mit den Lehrern und das Leben mit den Freunden, und schließlich das Ferienleben, in dem er andere Kinder und Väter und Mütter kennenlernte, und oft brachte ihn das zum Nachdenken über die Frage, ob er die BestenElternderWelt hatte oder ob es noch bessere gab. (Im Großen und Ganzen fand er schon, dass er die besten abbekommen hatte, außer dass sie ihn oft nicht fernsehen ließen, und hinterher redeten seine Schulkameraden über Filme oder Sendungen, die er nicht gesehen hatte, und das ärgerte ihn mächtig.)

In der Schule hatte Petit Hector einen guten Freund, und mit ihm war es ein bisschen wie mit seinen Eltern – Petit Hector spürte, dass Guillaume und er sich für immer gern haben würden. Es machte ihnen großen Spaß, einander Geschichten zu erzählen, und sie wetteiferten darin, wer die außergewöhnlichste erfand. Im Allgemeinen waren das Geschichten über einen Schatz oder über Drachen oder Dinosaurier oder auch über einen Krieg, in dem sie gemeinsam kämpften und alle Feinde töteten oder manchmal auch gefangen nahmen, um sie hinterher in Ruhe töten zu können.

Eines Tages hatte er eine solche Geschichte in ein Heft geschrieben, und sein Vater hatte sie gelesen. Er hatte den kleinen Hector angeschaut und zu ihm gesagt: »Du bist ein richtiger kleiner Junge.« Petit Hector hatte nicht verstanden, was das bedeuten sollte. Aber sein Vater hatte hinzugefügt: »Im Krieg darf man Gefangene niemals töten.«

»Warum denn nicht?«

»Weil sie sich nicht verteidigen können.«

»Ach so?«

»Vergiss das nicht.«

»Ja«, sagte Petit Hector.

»Allerdings hoffe ich, dass du auch nie Gelegenheit dazu haben wirst …«, fügte sein Vater mit einem Seufzer hinzu.

Petit Hector hatte schon gemerkt, dass es ihm Spaß machte, Krieg zu spielen oder die Videokriegsspiele von den großen Brüdern seiner Freunde auszuprobieren; seine Eltern hingegen mochten den Krieg nicht so besonders.

Guillaume war gut in Sport, besonders beim Fußball, aber im Klassenzimmer langweilte er sich, und dann hörte er nicht zu. Petit Hector hörte auch nicht viel besser zu, aber wenn der Lehrer rief: »Hector, was habe ich gerade gesagt?«, gelang es ihm immer, sich daran zu erinnern und es zu wiederholen – eine sehr nützliche Gabe, die er von seinem Vater mitbekommen haben musste, denn der machte es bei den Leuten, denen er half, genauso. Und vor allem konnte Petit Hector seine Eltern fragen, wenn er im Unterricht etwas nicht verstanden hatte. Seine Eltern hatten viele Jahre die Schule besucht, und selbst wenn sie sich nicht an alles erinnerten, schafften sie es doch immer, ihm zu helfen. Guillaumes Eltern waren offenbar nicht so lange in die Schule gegangen, oder vielleicht hatten sie dort einfach nicht zugehört. Der Papa von Guillaume war Koch in einem kleinen Restaurant, in das die Leute zum Mittagessen gingen, das abends jedoch geschlossen hatte, und seine Maman ging sauber machen in Häusern, wo die Mamans nicht selbst sauber machten, weil sie im Büro waren.

Petit Hector und Guillaume saßen im Klassenzimmer nebeneinander. Und wenn sie im Unterricht Aufgaben lösen sollten, war es häufig so, dass Petit Hector es hinbekam, Guillaume aber nicht.

Also richtete es der kleine Hector so ein, dass sein Heft gut sichtbar dalag, und Guillaume guckte von der Seite darauf und konnte die Lösungen abschreiben. Und manchmal, wenn er es nicht kapierte, flüsterte Petit Hector ihm die Antwort zu.

Eines Tages machten sie es gerade wieder so, als Petit Hector plötzlich den Lehrer nicht mehr sehen konnte. Und schon im selben Moment spürte er, wie sich die Hand des Lehrers auf seine Schulter legte, und das gleiche spürte Guillaume auf seiner Schulter. »Erwischt!«, sagte der Lehrer.

Was dann passierte, müssen wir Ihnen nicht groß erzählen, es ist doch sowieso immer dasselbe, der Lehrer hielt ihnen eine Standpauke, und dann vermerkte er im Elternheft, was vorgefallen war, und am Abend stand Petit Hector vor seiner Maman, die eine Erklärung von ihm verlangte.

»Er ist mein bester Freund«, sagte Petit Hector, »ich wollte ihm bloß helfen.«

»Ja, aber du hast ihm geholfen zu schummeln.«

»Nein, es war, damit er eine gute Note bekommt.«

»Petit Hector, man darf im Leben niemals betrügen.«

»Auch nicht, um einem Freund zu helfen?«

»Nein. Und außerdem hilft ihm das nicht. Er hätte doch nur fleißiger zu lernen brauchen.«

»Aber wieso darf man nicht schummeln?«

Seine Maman dachte ein wenig nach.

»Weil es nicht gerecht ist. Wenn man schummelt, bekommen Schüler gute Noten, die es gar nicht verdient haben. Und das ist traurig für die anderen, die wirklich gelernt haben, aber nicht so gute Noten bekommen.«

»Ja, aber bei den anderen ist mir das egal – die sind nicht meine Freunde.«

Seine Maman überlegte noch einen Moment.

»Du gehst zum Bäcker, und vor dem Laden gibt es eine Warteschlange. Du wartest, bis du an der Reihe bist, du willst dir eine Apfeltasche kaufen, und dein Magen knurrt schon …«

Es war ein gutes Beispiel, denn Petit Hector aß Apfeltaschen für sein Leben gern. Am liebsten drückte er sich zuerst die ganze Füllung in den Mund und aß dann die Teigkruste.

»… und dann tut jemand so, als würde er dich nicht sehen, und drängelt sich vor. Was machst du da?«

»Da wäre ich total wütend! Wenn ich groß wäre, würde ich ihn flachlegen!«

»Siehst du! Na ja, und wenn jemand schummelt, ist das genauso – es tut den anderen weh.«

»Aber heute wusste doch niemand, dass ich Guillaume geholfen habe. Es konnte überhaupt niemandem wehtun.«

Seine Maman schaute ihn mit seltsamer Miene an.

»Ich frage mich …«, sagte sie.

»Was denn?«

»Ach nein, nichts.«

Sie dachte ein wenig nach und sagte dann: »Gefällt dir unser neues Auto?«

»Na klar!«

Seine Eltern hatten ein Auto gekauft, das noch ganz neu roch und hinten mehr Platz hatte als das vorige, und auf dem Armaturenbrett war sogar ein kleiner Bildschirm, auf dem man immer sehen konnte, wo man hinfuhr!

»Nun ja, dieses Auto ist so gut, weil man die besten Schüler genommen hat, um es zu bauen. Hätte man die genommen, die ihre guten Noten durch Schummelei bekommen haben, wäre das Auto nicht so gut geworden – es würde kaputtgehen.«

Das machte Petit Hector nachdenklich.

»Aber heute war es doch bloß, damit Guillaume eine gute Note kriegt; wir haben doch keine Autos gebaut.«

»Ja, aber es ist der Anfang von etwas Bösem. Wenn im täglichen Leben jedermann anfangen würde, zu lügen und zu betrügen, würde bald gar nichts mehr funktionieren. Verstehst du das?«

»Ja.«

»Wenn man erst mal anfängt und sich sagt: Das ist doch ein besonderer Fall, da darf ich mal lügen, dann ist das schon der Beginn von etwas Schlimmem. Begreifst du das, Petit Hector?«

»Ja.«

»Und hat man das einmal gemacht, sagt man sich hinterher: Warum nicht ein zweites Mal?, und schließlich macht man es immer so. Und wenn alle so wären, würde überhaupt nichts mehr laufen, verstehst du?«

»Ja.«

Und das stimmte auch. Er begriff, dass für seine Maman ein kleiner Krümel vom Bösen schon das Böse war, und deshalb sollte man lieber erst gar nicht anfangen damit und es sich auch nicht zur Gewohnheit machen.

Später, vor dem Einschlafen, kam sein Papa zu ihm ins Zimmer.

»Maman hat es mir schon erzählt«, sagte er.

»Sie hat mir gesagt, dass man niemals schummeln darf.«

»Ähm«, sagte sein Papa, »da hat sie sicher recht.«

Petit Hector spürte, dass sein Vater nicht ganz einverstanden war.

»Auch nicht, wenn man einem Freund helfen will?«, fragte er.

»Selbst dann nicht. Es ist ungerecht den anderen gegenüber. Und außerdem nimmt man schlechte Gewohnheiten an.«

»Na gut«, sagte Petit Hector.

Und dann ging sein Vater aus dem Zimmer, und als er gerade dabei war, die Tür hinter sich zu schließen, sagte er noch: »Und wenn man trotzdem schummelt, um einem Freund zu helfen, dann ist es wichtig, dass man sich nicht erwischen lässt.«

Als sein Vater fort war, knipste Petit Hector die Lampe an und öffnete sein Heftchen. Er schrieb:

Man darf im Leben niemals schummeln.

Man darf im Leben niemals schummeln, um einem Freund zu helfen, oder wenn doch, darf man sich nicht dabei erwischen lassen, denn sonst tut das den Leuten weh.

Man darf nicht schummeln, wenn man ein Auto herstellt, denn sonst geht es kaputt.

Dann schlief er sehr zufrieden ein. Er spürte, dass er dabei war, die Lektionen des Lebens zu verstehen.

Petit Hector und die gute Seite der Dinge

Am nächsten Samstag nahm Maman Petit Hector mit in den Zoo. Er konnte es kaum erwarten.

Im Fernsehen hatte er schon ziemlich viele Tierfilme gesehen, vor allem über Afrika, wo es Krokodile gab, die darauf warteten, dass ein Gnu ans Wasser kam, weil sie es dann fressen konnten, oder Antilopen, die ständig aufpassen mussten, dass sie nicht von einer Löwin gepackt wurden, oder Büffel, die darauf achteten, dass ihre Jungen nicht von allen möglichen Tieren gefressen wurden – das Leben in Afrika schien echt schrecklich zu sein –, und jetzt wollte er sehen, ob es wirklich dieselben Tiere waren, obwohl er ja wusste, dass sie sich in einem Zoo nicht auffressen konnten.

Das Wetter war schön, der Tag fing gut an, und Petit Hector war sehr zufrieden, mit seiner Maman zusammen zu sein.

Aber eigentlich begann der Tag doch nicht so gut, denn plötzlich fing es an zu regnen, und seine Maman schaltete die Scheibenwischer auf Turbobetrieb. Normalerweise beobachtete Petit Hector das gern, aber doch nicht heute!

»Wir bleiben noch ein wenig im Auto und warten ab, bis es aufhört«, sagte Maman.

»Aber dann macht der Zoo bald zu, und wir können nicht mehr alle Tiere sehen!«

Zu alledem waren sie recht spät angekommen, weil seine Mutter unterwegs noch bei der Buchhandlung gehalten hatte, um ein paar bestellte Bücher abzuholen.

»Aber nein«, sagte Maman, »wir werden immer noch genug Zeit haben. Und wenn nicht, kommen wir eben noch mal wieder.«

»Wir können doch den Regenschirm nehmen.«

Aber so ein Pech, der Regenschirm war zu Hause geblieben.

»Das ist Papas Schuld«, sagte Petit Hector ziemlich genervt, »er hat vergessen, ihn wieder ins Auto zu legen!«

»Ja, aber das ist doch nicht schlimm.«

»Ich glaube, es regnet schon weniger, wir könnten doch jetzt aussteigen!«

»Es gießt noch wie aus Kannen.«

»Der Zoo macht bald zu!«

»Aber nein, noch lange nicht, schauen wir mal.«

»Ich hasse Regen«, sagte Petit Hector, »mir reicht es jetzt wirklich!« Und er hätte am liebsten losgeweint.

Seine Maman schaute ihn an.

»Petit Hector, bist du nicht froh, mit deiner Maman zusammen zu sein?«

Petit Hector erinnerte sich, dass er eigentlich immer froh war, bei seiner Maman zu sein; gerade vorhin, als sie losgefahren waren, hatte es ihn noch richtig gefreut.

»Natürlich, Maman, aber der Zoo …«

»Ja, ich weiß, aber schau doch mal – weil es regnet, können wir hier ruhig und gemütlich im Auto sitzen, nur wir zwei, und können miteinander reden … Ist das nicht trotzdem ein schöner Augenblick?«

Petit Hector begriff, was sie sagen wollte: Wenn man nicht gerade an den Zoo dachte, war es ein schöner Moment.

»Ja, das ist wahr.«

»Siehst du«, sagte Maman, »das ist sehr wichtig im Leben. Man muss versuchen, an allen Dingen die gute Seite zu entdecken. So wie jetzt gerade. Wirst du immer daran denken?«

»Ja.«

»Übrigens ist das auch der Beruf von deinem Papa.«

»An allem die gute Seite zu finden?«

»Nein, aber den Leuten zu helfen, die gute Seite zu entdecken. Es gibt Menschen, die damit große Mühe haben, sie schaffen es einfach nicht.«

Petit Hector sagte sich, dass der Beruf seines Vaters bestimmt nicht einfach war, und vielleicht sah er deshalb am Abend oft müde aus.

»Und dir hat Papa auch beigebracht, die gute Seite an den Dingen zu sehen?«

Seine Maman lachte kurz auf und sagte dann: »Nein, ich konnte es schon vorher. Weißt du, man lernt das sein ganzes Leben lang.«

»Wie ich – ich lerne es jetzt gerade.«

»Genau so ist es, Petit Hector.«

Nach einer Weile hörte der Regen glücklicherweise auf, denn Petit Hector wusste nicht, wie lange er noch stark genug gewesen wäre, die gute Seite des schlechten Wetters zu sehen, und er und seine Maman stiegen beide aus.

Sie begannen sich den Zoo anzuschauen, und weil es so viel geregnet hatte, waren die Besucher nach Hause gegangen; es war jetzt beinahe leer, und man konnte richtig nahe rangehen und die Tiere gut sehen.

»Na bitte«, sagte seine Maman mit einem Lächeln, »auch der Regen hat seine guten Seiten gehabt.«

Petit Hector verstand, was sie damit sagen wollte, aber dann erblickte er jemanden, dem es schwerfallen musste, an allem die gute Seite zu sehen, nämlich den Löwen, der in einem kleinen Käfig steckte und sich das Fell an den Gitterstäben rieb.

»Ja«, sagte die Maman, »aber wenigstens bekommt er jeden Tag sein Futter, und außerdem braucht er keine Angst zu haben, gejagt oder von einem anderen Löwen getötet zu werden.«

»Also wenn ich könnte, ich würde ihn nach Afrika zurückbringen.«

»Glaubst du, dass er noch ganz allein jagen könnte?«

Wenn man genau hinguckte, sah dieser Löwe tatsächlich schon alt und nicht besonders fit aus. Na schön, vielleicht stimmte es auch für ihn mit der guten Seite an allen Dingen.

»Glaubst du, der Löwe kann die gute Seite erkennen?«

»Ach, bestimmt nicht. Und dieser hier wurde vielleicht schon in einem Zoo geboren, also hat er keine Erinnerungen an das Leben in Afrika.«

Sie hatten genug Zeit, um fast alle Tiere zu sehen – nur nicht die Vögel in den Volieren, aber die Vögel interessierten Petit Hector ohnehin nicht so brennend, und auch die Lemuren besuchten sie nicht, denn die kalte Jahreszeit fing gerade an, und die Lemuren waren von draußen nach drinnen umgezogen, und in ihrem Haus roch es einfach zu schrecklich.

Aber sie hatten die Elefanten gesehen, die Krokodile, das Nashorn und viele verschiedene Antilopen, und alle sahen genau wie im Fernsehen aus, außer dass sie sich im Zoo nicht gerade viel bewegten. Die Krokodile hätte man sogar für tot oder ausgestopft halten können, denn sie lagen regungslos mit aufgesperrten Mäulern da. Man sah nicht einmal, dass sie atmeten.

»Sind das echte?«, fragte Petit Hector.

»Ja«, sagte seine Maman. »aber sie rühren sich wirklich kein bisschen. Ich habe mich auch gerade gefragt, ob sie wirklich lebendig sind.«

Gerade in diesem Moment kam ein Tierpfleger mit einem Eimer. Er warf den Krokodilen große Brocken von ganz rotem Fleisch hin, und schnapp, sie fingen das Fleisch mit ihren Schnauzen auf, noch ehe es den Boden berührt hatte. Sie hatten sich so schnell bewegt, dass selbst Petit Hectors Maman zusammengeschreckt war.

»Ja, ja, genauso machen sie es im Dschungel«, erklärte Petit Hector. »Erst liegen sie ganz still, man sieht sie überhaupt nicht, und wenn man vorbeigeht – schnapp!«

»Na gut«, sagte seine Maman, »wir sollten uns jetzt noch was anderes anschauen.«

Petit Hector spürte, dass sie die Krokodile nicht besonders mochte.

»Weißt du, die sehen bestimmt die gute Seite – sie machen überhaupt nichts, und klack!, da kommt das Abendessen.«

»Ich weiß nicht, ob Krokodile genug Hirn haben, um an so etwas zu denken«, sagte seine Maman.

Als sie zum Auto zurückkamen, war Petit Hector sehr zufrieden und seine Maman auch.

Weniger zufrieden war sie, als sie merkte, dass Petit Hector während der Wartezeit im Auto die Fensterscheibe heruntergelassen hatte, um besser sehen zu können, ob der Regen bald aufhörte, und dass er dann vergessen hatte, sie wieder zuzumachen. Und so hatte es ins Auto geregnet, und die Hintersitze waren schön nass geworden und die Bücher, die seine Maman gekauft hatte, ebenso. Sie waren neu gewesen, aber jetzt hatten sie sich ganz gewellt, genau wie alte Zauberbücher in einem Film.

»Petit Hector!«, sagte Maman.

Sie schien ziemlich zornig zu sein, und auf der ganzen Rückfahrt sprach sie nicht mehr viel. Petit Hector war verlegen, er mochte es nicht, wenn seine Mutter wütend war oder Kummer hatte.

»Maman, ich habe es doch nicht mit Absicht getan!«

»Das weiß ich, aber trotzdem hast du nicht aufgepasst!«

»Ich werde es bestimmt nicht wieder tun.«

»Na, hoffen wir mal.«

Eine Weile lang schwiegen sie, und dann sagte Petit Hector: »Die gute Seite der Dinge ist, dass wir trotzdem einen schönen Nachmittag hatten.«

Maman musste darüber ein bisschen lachen, und dann sagte sie, dass er recht habe, aber dass die gute Seite der Dinge uns nicht davon abhalten dürfe, aufmerksam zu sein.

Am Abend in seinem Zimmer schrieb Petit Hector:

Man muss im Leben immer die gute Seite der Dinge sehen.

Aber man muss auch aufpassen, denn sonst geht eine Seite leicht verloren.

Ein Löwe kann die gute Seite der Dinge nicht sehen, denn er hat die andere vergessen.

Ein Krokodil kapiert nicht mal, dass es verschiedene Seiten gibt.

Petit Hector und seine besten Freunde

In der Schule hatte Petit Hector einen besten Freund, nämlich Guillaume, das hatten wir ja schon gesagt, aber es gab noch andere Jungen, die auch sehr gute Freunde von ihm waren.

Zunächst mal Arthur, der ein noch besserer Schüler als Petit Hector war. Arthur redete nicht viel, er war ein bisschen schüchtern, aber auch er lachte gern und liebte es, sich mit Guillaume und Petit Hector Geschichten zu erzählen. Wie der Papa von Petit Hector half auch Arthurs Papa den Leuten, wenn auch anders, denn er brachte ihnen bei, bestimmte Zettel, die Steuern hießen, richtig auszufüllen. Und übrigens war auch Arthur sehr gut in Rechnen. Er hatte eine hübsche Mutter, die ihn manchmal abholen kam, und selbst wenn Petit Hector fand, dass er die allerhübscheste Maman der Welt abbekommen hatte, war die von Arthur doch auch sehr hübsch. Arthurs Vater dagegen war nicht so schön, er war ein bisschen dick und hatte buschige Augenbrauen und sah immer ein wenig zornig aus, und überhaupt lächelte und sprach er nicht viel, während Arthurs Mutter gern lächelte und mit den Leuten sprach, und oft unterhielt sie sich ein wenig mit der Maman von Petit Hector, wenn sie ihre Söhne von der Schule abholten.

Eines Freitags wartete Petit Hectors Papa am Schultor auf seinen Sohn, und Petit Hector hatte gesehen, wie er mit Arthurs Mutter sprach, und die lächelte seinen Papa ganz oft an, und er – das war wirklich seltsam –, er sah ein bisschen verlegen aus, aber auch sehr zufrieden.

Ein anderer bester Freund von Petit Hector trug den Namen Binh. Er hieß Binh, weil er Augen wie ein Chinese hatte, aber in Wahrheit war er gar keiner, sondern seine Eltern kamen aus einem kleinen Land südlich von China. Eines Tages hatte Binh ihnen etwas über die Geschichte seiner Familie erzählt. Vor langer, langer Zeit waren seine Großeltern und seine Eltern – die damals noch Kinder gewesen waren – in ihrem Heimatland ziemlich unglücklich gewesen, und so hatten sie beschlossen, es zu verlassen. Man durfte sich dabei aber nicht erwischen lassen, und so waren sie in der Nacht mit Booten aufgebrochen. Zu der Zeit hatten sich sein Vater und seine Mutter noch nicht gekannt, und sie waren auf verschiedenen Booten gewesen. Aber es war wie in einer Piratengeschichte, sie waren ohne genug Essen und Trinken für alle aufs Meer hinausgefahren, und auf hoher See waren sie dann sogar richtigen Piraten begegnet, und die hatten ihnen alles gestohlen, was sie besaßen, und sogar die beiden großen Schwestern von Binhs Vater mitgenommen, von denen man nie wieder etwas gesehen hatte.

Diesen Teil der Geschichte fand Petit Hector besonders furchteinflößend. Er stellte sich vor, wie er eines Tages von Piraten entführt würde und seinen Papa und seine Maman niemals wiedersähe und dass sie nie erfahren würden, was aus ihm geworden war. Aber Binh sah nicht gerade entsetzt aus, wenn er diese Geschichte erzählte, im Gegenteil, er wirkte sehr ruhig, aber so war Binh eben, die Ruhe verließ ihn nie, außer wenn es eine Keilerei gab, denn wenn er sich prügelte, fing er bald an, richtig schlimm zuzuschlagen und hörte nicht einmal auf, wenn die anderen »Schluss!« riefen, und selbst wenn er nicht besonders groß war, vermieden es die anderen, sich mit ihm zu streiten. Von der Schule holten ihn die Großeltern ab, denn die Eltern waren, wie Binh erklärte, auf Reisen in ihrem Heimatland, von wo sie erst irgendwann viel später zurückkommen würden. Petit Hector fand es trotzdem merkwürdig, dass er Binhs Eltern nie zu Gesicht bekommen hatte.

Ende der Leseprobe