Heilende Metalle - eBook - Olaf Rippe - E-Book

Heilende Metalle - eBook E-Book

Olaf Rippe

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  • Herausgeber: AT Verlag
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Metalle begleiten nahezu jeden Bereich unseres Alltags. Spätestens seit der Antike dienen sie auch als Heilmittel. Wesentliche Einsatzgebiete sind die Konstitutionstherapie und somit vor allem die Behandlung chronischer Erkrankungen, aber auch die damit verbundene geistige Prägung eines Menschen. In der Heilkunde nach Paracelsus bilden Metalle die Basis jeder Therapie. Auf den vier Säulen der Medizin nach Paracelsus beruht auch dieses Buch. Es ist ein umfangreiches therapeutisches Kompendium, das einen Einblick in Medizin- und Kulturgeschichte, Alchemie und Astromedizin ermöglicht. Die Erfahrungen des Autors als Therapeut und Referent fliessen in die Therapiekonzepte und Rezepte ein und machen das Buch zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk für die Praxis.

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Seitenzahl: 516

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HEILENDE METALLE

Olaf Rippe

HEILENDE METALLE

Rezepte und Therapie im Geist des Paracelsus

Für Max

Wichtiger Hinweis

Trotz sorgfältiger Überprüfung sind die in diesem Buch aufgeführten Hinweise, Rezepte, Dosierungsangaben und Applikationsformen ohne Gewähr; weder Verlag noch Autor können dafür eine Garantie bzw. Haftung übernehmen. Die Benutzer sind angehalten, bei den verwendeten Handelspräparaten den Beipackzettel zu prüfen und bei Abweichungen der empfohlenen Dosierungen oder der angeführten Kontraindikationen gegenüber den Angaben in diesem Buch gegebenenfalls Rücksprache mit einem Arzt/einer Ärztin oder einem Heilpraktiker/einer Heilpraktikerin zu halten. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr und muss in jedem Fall individuell abgewogen werden. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) sind nicht gesondert kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Sämtliche vorgeschlagenen Therapiehinweise und Rezepte haben ausschließlich modellhaften Charakter. Nicht medizinisch oder heilpraktisch ausgebildete Personen sollten bei einer Selbstmedikation bedenken, dass hierfür ausreichende Kenntnisse der Heilkunst erforderlich sind.

© 2020

AT Verlag, Aarau und München

Lektorat: Petra Holzmann

Fotos: Olaf Rippe, sofern nicht anders erwähnt

Grafische Gestaltung und Satz: Giorgio Chiappa, Zürich

E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

E-Book ISBN 978-3-03902-126-0

www.at-verlag.ch

Der AT Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016–2020 unterstützt.

Inhalt

Vorwort

Der Spiegel der Erleuchtung

Die kosmische Natur der Metalle

Makrokosmos – Mikrokosmos

Im Rhythmus der Wochentage

Polarität der Planetenmetalle

Mensch und Natur als Abbild des Kosmos

Metalle in der Alchemie

Metalle und Kulturgeschichte

Alchemie – die Mutter der Wissenschaften

Von der Trinität und dem Hermaphroditen

Alchimia practica

Der Baum der Metalle

Vom Stoff zur Arznei

Philosophische Grundbetrachtungen zur Arzneiherstellung

Der wässrige Weg, die Via humida

Lösungen

Flüssige Potenzierung

Kohobation (Phönix Laboratorium, Soluna)

Kolloide

Chemische Verbindungen

Chymiatrie oder Iatrochemie

Vegetabilisierte Metalle (Weleda)

Feuchte Spiegel (Weleda)

Der trockene Weg, die Via sicca

Homöopathie und Verreibung

Neue Stoffe durch Alchymiam

Metallspiegel durch Destillation (Weleda)

Quinta Essentia (Aurora Pharma)

Mondmetall Silber Eine Reise in den inneren Kosmos

Das lunare Metall

Sol und Luna – Vater und Mutter des Lebens

Silber und Silberverbindungen in der Therapie

Silbertherapie bei Kinderwunsch

Silberpräparate für Gynäkologie und Fruchtbarkeit

Urvertrauen – Silber in der Kinderheilkunde

Die Häutung der Seele – Silber bei Haut- und Schleimhautentzündungen

Silberpräparate für Haut und Immunsystem

Spiegel der Seele – Silber in der Psychosomatik

Silber für den nervösen Magen und den empfindlichen Darm

Silberpräparate für Magen und Darm, Stoffwechsel und zur Entgiftung

Im Reich von Hypnos und Morpheus – Silber als Erste Hilfe bei Schlafstörungen

Silberpräparate für Psyche und Schlaf

Balsam für das Nervenkostüm – Silber in der Psychotherapie

Das Merkurmetall Quecksilber Beweglichkeit, Gleichgewicht und Rhythmus

Mercurius – das Metall des Götterboten

Quecksilber und Quecksilberverbindungen in der Therapie

Lebensgeist Mercurius

Zinnober – die Hochzeit von Sulphur und Mercurius

Quecksilberpräparate mit Bezug zu den HNO- und Atmungsorganen

Geistträger Atem

Therapie an den Grenzflächen

Quecksilberpräparate mit Bezug zur Lymphe, zum Immunsystem und zum Stoffwechsel

Quecksilber als Gift

Die Ausleitung von Schwermetallen

Vom Zappelphilipp zu ADHS

Venusmetall Kupfer Ausgleich, Harmonie und Lebensfreude

Das Metall der Liebesgöttin

Kupfer und Kupferverbindungen in der Therapie

Kalte Füße und die Kundalinischlange

Kupfer als Metall der Entkrampfung

Kupferpräparate mit Bezug zu Krampfleiden, zum Darm, zu den Venen und zur Muskulatur

Kupferpräparate mit Bezug zur Lunge

Kupfer als Schilddrüsenmittel

Wenn einem etwas an die Nieren geht

Kupferpräparate mit Bezug zur Niere und zum Hormonsystem

Zeitgeist Stress

Kupferpräparate mit Bezug zu den Hormonen, zum Herz, zu den Nerven und zur Psyche

Sonnenmetall Gold König der Metalle

Das Geschenk der Götter

Gold und Goldverbindungen in der Therapie

Gold als Lebenselixier und Immunstimulans

Präparate mit Gold zur Entgiftung und bei Stoffwechselerkrankungen

Die Sonne im Menschen

Im Rhythmus schwingen

Herzkrankheiten in der Praxis

Herzpräparate mit Gold

Die goldene Mitte – zwischen Depression und Größenwahn

Präparate für Seele und Geist mit Gold

Gold – Weihrauch – Myrrhe

Goldpräparate mit Weihrauch und Myrrhe

Marsmetall Eisen Inkarnationsmetall und Lebenselixier

In der Schmiede des Vulcanos

Eisen und Eisenverbindungen in der Therapie

Dämonenbanner und Abwehrzauber – Eisen in der Magie

Das Geschenk der Himmelsgötter – Meteoreisen

Sine ferro – ohne Eisen

Mit eiserner Rüstung gefeit gegen Krankheit – Eisen in der Immuntherapie

Eisenpräparate mit Wirkung auf das Immunsystem und die Gelenke

Die Galle – der Mars und die innere Alchemie

Eisenpräparate mit Wirkung auf Blut, Kreislauf und Stoffwechsel

Blut ist ein besonderer Saft – Eisen bei Anämie

Zu schwach für diese Welt – Eisen als Tonikum

Eisenpräparate mit Wirkung auf das Seelisch-Geistige

Eisen in der Kinderheilkunde

Jupitermetall Zinn Lebenselixier für den inneren Alchemisten

Die Leber – das Organ der Lebenskraft

Zinn und Zinnverbindungen in der Therapie

Die Leber und ihre Bedeutung in der Humoralmedizin

Zinnpräparate mit Bezug zur Leber

Die Leber als Entgiftungsorgan

Zinnpräparate mit Bezug zu Geweben und Stoffwechsel

Zinn als Bildhauer im Menschen – Gelenke und Gewebe

Zinnpräparate mit Bezug zu Knochen und Gelenken

Die Laus auf der Leber

Saturnmetall Blei Hüter der Schwelle, Herr über die Zeit

Saturn – die Schwelle zur geistigen Welt

Blei und Bleiverbindungen in der Therapie

Alle sieben Jahre

Bleipräparate mit Bezug zum Stoffwechsel

Die Kunst des langen Lebens

Bleipräparate mit Bezug zu Herz und Kreislauf

Vergiftung – Entgiftung

Tartarus der Gefäße – die Sklerose

Eine goldene Kette saturnaler Arzneien – Metaginkgo S/W

Die Melancholie

Bleipräparate mit Bezug zum Nervensystem

Antimon – das Metall der Erde Das Metall des ganzen Menschen

Der Mensch ist Antimon

Der Wolf unter den Metallen

Antimon und Antimonverbindungen in der Therapie

Antimon und Wein

Vom Brechweinstein (Tartarus stibiatus) und Goldschwefel

Die Quintessenz des Weins – Kalium aceticum comp. (Weleda)

Dyskrasie und Tartarus – der Ursprung chronischer Krankheiten

Antimonpräparate mit Bezug zu Stoffwechsel und Gelenken

Der Stein im Magen

Antimonpräparate mit Bezug zu Verdauungsorganen

Wenn die Grenzen verschwimmen – Antimon in der Hauttherapie

Antimonpräparate mit Bezug zur Haut und Schleimhaut

Lungenkraft ist Lebenskraft

Antimonpräparate mit Bezug zu Atmungsorganen und zum Immunsystem

Lebenskrisen meistern

Anhang

Zum Umgang mit den im Buch aufgeführten Arzneimitteln und Praxistipps

Wichtiges zu den Bezugsquellen

Zur Lieferbarkeit von Arzneimitteln

Veranstaltungen zum Thema

Literatur

Internetadressen

Stichwortverzeichnis

Danksagung

Autoren

»Metalle haben eine große Übereinstimmung mit dem menschlichen Körper. Denn Kräfte, die im Metall verborgen ruhen, sind auch im Menschen.«

PARACELSUS, BD. III: 46

Vorwort

Von allen Themen der Naturheilkunde faszinieren mich die Metalle am meisten. Meine Begeisterung zeigte sich schon früh mit meiner Mineraliensammlung – inzwischen bin ich im wahrsten Sinne des Wortes »steinreich« geworden –, doch so richtig entfachte sich mein Interesse erst mit der Entdeckung der Metalle als Heilmittel.

Als ich meine Ausbildung zum Heilpraktiker anfing, gehörte neben den medizinischen Themen auch die Heilkunde dazu. Dazu gab es ein vielseitiges Angebot, doch letztendlich blieb es oberflächlich. Mir fehlte etwas, was man »als Einweihung« bezeichnen könnte. Das Schicksal hatte ein Einsehen und führte mich zu Max Amann. Als Chemiker, Alchemiker und als grandioser Therapeut wurde er für viele Jahre mein Lehrer – ich hätte keinen besseren finden können.

Max hat eine großartige Bibliothek, und unter den Büchern, die ich bei ihm entdeckte, waren vier, die mein ganzes berufliches Leben beeinflussen sollten: die Einweihungsschrift Kybalion, die magischen Werke des Agrippa von Nettesheim, die Werke des Paracelsus in der Aschner-Ausgabe und das Buch Metall-Funktionstypen in Psychologie und Medizin von der anthroposophischen Ärztin Alla Selawry. Jedes dieser Werke empfinde ich als Meilenstein der Medizingeschichte und Hermetik, und ich kann sie nur jedem empfehlen, der hinter die Kulissen der Phänomene schauen will. Alle vier bilden die wesentliche Grundlage dieses Buches.

Doch warum widme ich eigentlich ein ganzes Buch den Metallen, noch dazu in einer »hermetischen« Ordnung nach den Planeten?

Metalle sind besondere Stoffe. Sie fallen auf durch ihren Glanz, ihre Formbarkeit sowie durch viele weitere Eigenschaften, die sie von allen anderen Stoffen abheben. Metalle begleiten inzwischen nahezu jeden Bereich unseres Alltags – und das schon sehr lange. Nicht ohne Grund sprechen wir von der »Bronzezeit« oder der »Eisenzeit«. – Metalle prägen unsere Kultur.

Spätestens seit der Antike nutzt man Metalle auch heilkundlich, obwohl es bis in die Neuzeit dauern sollte, bevor sich ihr tatsächliches Heilpotenzial entfalten konnte. In der Renaissance entwickelte sich die Iatrochemie, also die Neuschöpfung von Substanzen aus Naturstoffen durch Laborprozesse, was besonders bei Metallen oft notwendig ist, um ihre Heilkraft zu nutzen. Unter den Iatrochemikern dürfte Paracelsus der wohl bedeutendste gewesen sein; sein Werk ist daher auch die wichtigste Quelle zum Thema.

Unter den Metallen nehmen sieben sowie Antimon als achtes Metall eine Sonderstellung ein. Paracelsus schrieb hierzu (Bd. IV: 335): »Also haben die alten Philosophen die sieben Metalle mit den sieben Planeten verglichen (…) und das haben sie der Magie nach recht getroffen, deshalb wird es noch auf diesen Tag so gehalten.« Die sieben Planetenmetalle und das Antimon stehen im Mittelpunkt dieses Buches.1

Wesentliches Einsatzgebiet der Metalle in der Praxis ist die Konstitutionstherapie und vor allem die Behandlung chronischer Erkrankungen, aber auch die damit verbundene »geistige« Prägung eines Menschen. In der Paracelsusmedizin bilden Metalle die Basis der Therapie.

Da man Metalle möglichst mit Substanzen aus den anderen Naturreichen kombinieren sollte, um ihre Wirkung zu lenken und zu entfalten, sind Komplexmittel durchaus eine logische Konsequenz. Dabei ist jedoch auf das »geistige« Band zwischen den Substanzen zu achten. Metall, Pflanze oder Tier sollten sich gegenseitig synergistisch befruchten, indem sie der gleichen kosmischen Idee unterstehen, beziehungsweise durch besondere Signaturen miteinander in Beziehung stehen. Aus solchen Rezepten spricht das alte Wissen über die Zusammenhänge von Kosmos und Natur. Die in diesem Buch vorgestellten Präparate beruhen weitgehend auf dieser Weltanschauung.

Als Therapeut begleiten mich die Metalle seit nunmehr über dreißig Jahren täglich in der Praxis, und aus der positiven Erfahrung heraus entstand dieses Buch, von dem ich hoffe, dass es Ihnen Freude macht.

Olaf Rippe, Beltane 2020

1 In der hermetischen Literatur spricht man immer von sieben kosmischen Kräften oder einfacher von den sieben Planetenkräften, obwohl es sich eigentlich um die Sonne als Fixstern, den Erdtrabanten Mond und um die fünf Wandelplaneten handelt, die schon in alter Zeit bekannt waren. In der Hermetik denkt man dabei an Prinzipien und weniger an astronomische Gegebenheiten. Unter den Zahlen hat die Sieben immer einen Bezug zu diesen kosmischen Prinzipien.

Der Spiegel der Erleuchtung

Wenn die Inder von der Göttin Durgha sprechen, dann nur mit der höchsten Verehrung. Sie verkörpert die Vollkommenheit, das absolute Wissen, die höchste Weisheit. Es heißt, sie habe unendlich Shakti, also unendliche Macht. Allein ihr Blick würde jeden Suchenden vernichten, würde sie in Menschengestalt unter uns wandeln.

Um in ihr Antlitz zu schauen, kennt man seit Urzeiten in Indien den Brauch eines ganz besonderen Spiegels, der nur von wenigen auf sehr komplizierte Weise hergestellt werden darf und den man im Allerheiligsten im Tempel aufbewahrt. In einem traditionellen Verfahren und in einem genau festgelegten Ritual, für das man zuvor die Sterne befragt hat, wird eine Legierung aus Kupfer, Silber, Gold, Zinn und Zink erzeugt. Ordnet man die Metalle den Planeten zu, dann ist es eine Mischung aus Venus, Mond, Sonne, Jupiter und Merkur2, das sind die »glückverheißenden« Planeten. Nur Mars und Saturn fehlen scheinbar; den Mars finden wir jedoch im Feuer und im Schmelzprozess, und den Saturn im Ritus selbst, der als die höchste Form der Verehrung gilt. Alle Götter sind also anwesend, wenn der Alchemist die Form herstellt und die Legierung hineingießt.

Die Spiegelmonstranz, die an einen menschlichen Körper erinnert, ist ein augenloses magisches Objekt. Durch ein Weiheritual erhält es Augen und Seherkraft. Schaut der Gläubige nun bei der Anbetung in den Spiegel, kann er in seiner Selbstbetrachtung die Göttin schauen und dabei in sich hineinsehen und seine eigene göttliche Identität als formlose Natur jenseits des Materiellen wahrnehmen.3

Die höchste Göttin als Spiegelidol. Der Spiegel besteht aus Kupfer, Silber, Gold, Zinn und Zink. Wer in Verehrung hineinschaut, sieht seine göttliche Natur. (Spiegelidol, Indien, Kerala)

1 Gold auf einem amethystischen und smaragdischen Quarz, 2 dendritisches Silber, 3 Baumsilber, 4 Kupfererz, mit Berggrün überzogen, 5 blaues Kupfer: Lasurkupfer, 6 Malachit – Schreckstein!, 7, 8, 9 Zinn: 7 Zwitterstufe, 8 Zinngraupe, 9 Zinnsand, kommt nur vererzt vor, nicht gediegen.

1 Blei, immer vererzt, Bleiglanz, 2, 3, 4 Eisen: 2 Brauneisenerz, 3 körniges Eisenerz, 4 Blutstein, Hämatit, 5 und 6 Quecksilber: 5 Jungfern-Quecksilber, 6 Zinnober, 7 Wismut, dem Zinn ähnlich, 8 Antimon, Spießglanz. »Das Eisen ist das nützlichste und unentbehrlichste von allen Metallen, und die Natur hat dem Menschen damit ein sehr wichtiges Geschenk gemacht. Eisen ist nützlicher und unentbehrlicher als Gold und Silber, denn ohne Eisen hätten unsere Künstler und Handwerker keine Instrumente und Maschinen, und wir müssten noch als Wilde leben. Als Metall, als Farbe, als Arzney ist uns das Eisen nützlich (…). Eisentheilchen findet man mit den Bestandteilen fast aller Körper vermischt, ja sogar unser Blut enthält Eisen.« (Aus: Friedrich Justin Bertuch, Bilderbuch für Kinder, um 1800)

2 Paracelsus ordnet Zink der Venus zu; heute wird es auch Merkur und Uranus zugeordnet.

3 Vgl. Museum Rietberg, S. 125: Harsha Vinay; Spiegel in der indischen Kultur und Kunst

In Wahrheit, gewiss und ohne Zweifel: Das Untere ist gleich dem Oberen und das Obere gleich dem Unteren, zu wirken die Wunder eines Dinges.«

HERMES TRISMEGISTOS

Die kosmische Natur der Metalle

Makrokosmos – Mikrokosmos

Vielleicht ist es uns nicht jeden Augenblick bewusst, aber wir leben auf einem sehr kleinen Planeten am Rand einer Spiralgalaxie, die wiederum nur einen winzigen Teil unendlicher Galaxiesysteme darstellt – und dennoch halten wir uns für den Nabel der Welt.

Diese schier unendliche Größe an Raum, aus dem jeden Augenblick das Leben aufs Neue entsteht, lässt sich eigentlich nur mit Ehrfurcht und Staunen betrachten. Das Universum ist in allen Facetten ein Wunder und ohne schöpferische Intelligenz kaum vorstellbar. Da unsere Erkenntnisfähigkeit aber scheinbar wenig über das uns Verwandte hinausgehen kann, fällt es uns sichtbar schwer, das Geistige hinter den Gesetzen der Schöpfung zu begreifen; und weil dem so ist, klammert die Wissenschaft diese Frage heute am liebsten aus und reduziert das Lebendige auf Maß, Zahl und Gewicht. Es hat jedoch schon immer einen anderen Weg der Welterkenntnis gegeben, auf den wir auch heute nicht verzichten sollten – die Mystik und mit ihr die Metaphysik. Ein anderer Begriff wäre Hermetik, abgeleitet von Hermes, dem Götterboten.

Der rationale Mensch wird im Denken immer auf sich selbst zurückgeworfen, während sich der Mystiker vom Göttlichen berühren lässt. Mystik und Wissenschaft müssen sich keineswegs ausschließen – ein Miteinander ist denkbar, erfordert jedoch Aufgeschlossenheit und geistige Flexibilität statt Dogmatismus. Eine Buchempfehlung hierzu ist das Werk des Schweizer Astrophysikers Bruno Binggeli Primum mobile, in dem der Autor das alte Weltbild eines Dante und seiner Göttlichen Komödie dem astrophysikalischen Weltbild unserer Zeit gegenüberstellt und dabei verblüffende Parallelen entdeckt.

Im alten Ägypten wurden besonders die Metalle kultisch verehrt; so galt das Gold als das Fleisch der Götter, und Silber als deren Knochen. (Vergoldeter Sarg einer Königstochter, 17. Dynastie um 1575 v. Chr.)

Die genauen Ursprünge der Hermetik bleiben im Nebel der Geschichte verborgen, aber sie führen uns zur Wiege der Hochkulturen nach Babylon und Ägypten, aus denen sich später unsere abendländische Kultur entwickeln sollte. Mit dem Beginn der Hochkulturen sind auch die Metalle verbunden – nicht ohne Grund sprechen wir von »Steinzeit«, die von der »Kupfer-«, »Bronze-« und »Eisenzeit« abgelöst wurde und sich nunmehr zum »Siliziumzeitalter« gewandelt hat.

Der ibisköpfige Gott Thot, der im alten Ägypten als Initiationsgottheit verehrt wurde, offenbarte dem Menschen die Kunst der Magie, Astrologie, Schrift und Zahl und auch das Geheimnis der Metallurgie – dies war die Geburtsstunde der Alchemie, der Kunst des Schwarzen Landes am Nil, der Veredelung der Metalle.

Aus der Zeit der Pharaonen sollen auch die Lehrsätze des Eingeweihten Hermes Trismegistos stammen, die Tabula smaragdina. Seine Gedanken bilden die geistige Grundlage von Magie, Astrologie und Alchemie, der Mutter aller Wissenschaften, wie der Alchemist Kunkel meinte: »Die Chymie (Alchemie) ist ohnstreitig eine der vornehmsten und nöthigsten Künste in der Welt und nicht unbillig eine Mutter und Ernährerin aller anderen Künste zu nennen (…) so ist wohl einem vernünftigen Menschen, nebst der Gottesgelahrtheit und Sorge vor seiner Seele, nichts nötiger und nützlicher, als die Erkänntnis der Natur, welche durch die Chymie einzig und allein erlernet wird. Daher ist es auch kommen, dass diese Kunst alsbald nach Erschaffung der Welt ihren Anfang genommen.« (Kunkel, 1716, zit. nach Gebelein 1991: 13).

Nach hermetischer Vorstellung ist die sinnlich wahrnehmbare Welt ein Spiegelbild des Makrokosmos. Im Mineralreich zeigen sich die kosmischen Kräfte als geometrisches Prinzip, im Pflanzenreich als vegetative Kraft, im Tierreich als Empfindung und im Menschen als Vernunft (vgl. Paracelsus-Werke Bd. 1: LIV). Neben diesen Grundprinzipien stehen sämtliche weiteren Phänomene in Beziehung zu den Sternen, so etwa unsere unterschiedliche Wesensnatur, die Organe sowie alle Organfunktionen (und damit auch sämtliche Fehlfunktionen und Krankheiten), aber auch alle Natursubstanzen und deren Heilkräfte. Zahlreiche Bilder in der alchemistischen Literatur stellen diesen Gedanken dar, und immer wieder sind es die Metalle, die dabei die Hauptrolle spielen.

Unser Blick in den Kosmos geht immer von der Erde aus, schließlich ist sie unsere Heimat. Die Vorstellung von der Erde als Mittelpunkt des Universums haben wir zwar hinter uns gelassen, jedoch ist sie immer noch die Grundlage einer hermetischen Betrachtungsweise, allerdings nicht als geozentrisches Weltbild, sondern als anthropozentrische Weltsicht, mit dem Menschen als zentralen Bezugspunkt.

Das Sonnensystem ist wie ein großer Organismus, und in Analogie zum Menschen gleichen die Planeten unseren Organen. »Das Planetensystem ist nicht eine (…) beliebige Anhäufung von Himmelskörpern um die Sonne, sondern eine Art von Organismus, in dem eine Vielfalt von Wechselwirkungen herrscht. (…) Wie man in einem Organismus nicht ein Organ für sich isoliert betrachten kann, ohne den Zusammenhang des Lebens zu verlieren, so kann man eben auch nicht die Venus oder den Mond losgelöst von der Sonne und den übrigen Planeten verstehen. Das Planetensystem erweist sich als eine nach geistigen Gesetzen geordnete Ganzheit.« (Kranich 1976: 26/31) Einatmen und Ausatmen, Systole und Diastole des Herzens, entsprechen den Rhythmen der Gestirne, sei es der Lauf von Sonne und Mond oder die Venus als Morgen- und Abendstern. Alles folgt einem unsichtbaren Band geistiger Verwandtschaft.

Der Bamberger Reiter stellt die Naturreiche und Elemente symbolisch dar: Das »unbelebte« Mineralreich ist der unbehauene Sockel (Erde), das Gesicht im Blatt als Grüner Mann ist das »belebte« Pflanzenreich (Wasser), das Pferd steht für das Tierreich und die Empfindungsqualitäten von Sympathie und Antipathie (Luft), der Mensch hält als Reiter die Zügel in der Hand, als Ausdruck seiner Vernunft (Feuer). Über ihm schwebt die Kirche als Quintessenz und Ausdruck des Göttlichen auf Erden.

Unter den kosmischen Phänomenen beeindrucken sicher am meisten die zwei Lichter Sonne und Mond, die »rein zufällig« von der Erde aus gesehen gleich groß sind. In der Hermetik sind dies König und Königin, Vater und Mutter des Lebens: »Sein Vater ist die Sonne, seine Mutter ist der Mond«, heißt es bei Hermes Trismegistos.4 Sie entsprechen auch der Polarität von Links- und Rechtshirnhemisphären, linker und rechter Körperhälfte.

Ihnen zur Seite stehen die fünf Wandelplaneten, die man mit bloßem Auge sehen kann: Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn – nicht ohne Grund haben sie alle Götternamen, die ihre okkulten Qualitäten umschreiben. Merkur hat hierbei eine Sonderrolle: Er ist das göttliche Kind, das Verbindende zwischen den Polen Kosmos und Erde. Saturn gilt als Hüter der Schwelle zu den Fixsternen (Sternbilder) und damit zur Sphäre des Göttlichen. Aus hermetischer Sicht empfängt Saturn zum einen die Seele bei der Inkarnation, und zum anderen ist er die letzte Hürde nach dem Tod, der als Transmutation oder Wandlung begriffen wird, bevor sich das Lebensrad erneut dreht und eine Wiedergeburt erfolgen kann.

Die rhythmisch gegliederten Lebensabschnitte des Menschen entsprechen den kosmischen Prinzipien. Die Geburt und die ersten sieben Lebensjahre unterstehen dem Mond, gefolgt von Merkur bis zur Pubertät, die der Venus untersteht – in diesen drei Abschnitten bauen wir unsere Persönlichkeit auf. Vom 21. bis zum 42. Lebensjahr unterstehen die drei mal sieben Jahre der Sonne, in der wir unsere Persönlichkeit entfalten. Es folgen die Siebenjahresabschnitte von Mars und Jupiter, die bereits die Lebensreife verkörpern, in der wir uns in den Dienst der Allgemeinheit stellen sollten; und schließlich folgt ab dem 56. Lebensjahr die Zeit des Saturn, der den Menschen bis zu seinem Tod begleitet und eigentlich zur Altersweisheit führen soll – was bekanntlich bei vielen so eine Sache ist.

In der hermetischen Tradition verkörpern sich nun die sieben kosmischen Prinzipien jeweils in einem Metall, und das auf besonders intensive Weise. Paracelsus schrieb hierzu: »Also haben nun auch die alten Philosophen die sieben Metalle mit den sieben Planeten verglichen und diese in Figuren, Bildern und Schriften für jene gesetzt, so für das Gold die Sonne, für das Silber den Mond, für das Blei den Saturn, für das Zinn den Jupiter, für das Kupfer die Venus, für das Quecksilber den Merkur, für das Eisen den Mars, und das haben sie der Magie nach recht getroffen, deshalb wird es noch auf diesen Tag so gehalten.« (Paracelsus IV: 335)

Die Metalle sind die Wegbegleiter in den entsprechenden Lebenszyklen – das Metall der Kindheit wäre demnach das Mondmetall Silber, das Metall des alternden Menschen das Saturnmetall Blei.

Dieses Prinzip der Analogieketten wendet man ebenso auf Organe und Organprozesse an, sodass man in der gemeinsamen Zuordnung den Schlüssel zur passenden Arznei bei entsprechenden Erkrankungen findet, wie wir später noch sehen werden.5

Okkulte Entsprechungen

Kosmos

Organ

Erzengel

Metall

Lebensalter (in Jahren)

Saturn ♄

Milz (Splen)

Oriphiel

Blei (Plumbum) Pb

56 bis Tod

Jupiter ♃

Leber (Hepar)

Zachariel

Zinn (Stannum) Sn

49 bis 56

Mars ♂

Galle (Fel)

Samuel

Eisen (Ferrum) Fe

42 bis 49

Sonne (Sol) ☉

Herz (Cor)

Michael

Gold (Aurum) Au

21 bis 42

Venus ♀

Niere (Renes)

Anael

Kupfer (Cuprum) Cu

14 bis 21

Merkur ☿

Lunge (Pulmo)

Raphael

Quecksilber (Argentum vivum) Hg

7 bis 14

Mond ☾ (Luna)

Gehirn (Cerebrum)

Gabriel

Silber (Argentum) Ag

Geburt bis 7

Erde ♁

Blut (Sanguis)

Luzifer

Antimon (Stibium) Sb

Ganze Lebensspanne

Im Rhythmus der Wochentage

Die Wochentage sind den Planetentagen zugeordnet: Montag (Mond), Dienstag (Mars), Mittwoch (Merkur), Donnerstag (Jupiter), Freitag (Venus), Samstag (Saturn) und Sonntag (Sonne).

Für eine Konstitutionstherapie mit höheren Potenzen, die man prinzipiell eher selten verabreicht (ab D30), oder auch für die Wahl eines wöchentlichen Injektionstages hat es sich bewährt, wenn man das entsprechende Metall an seinem Planetentag anwendet, also beispielsweise Aurum metallicum D30 oder auch eine Injektionstherapie am Herzen mit Goldpräparaten am Sonntag.

Polarität der Planetenmetalle

Nach hermetischer Tradition sind die Planetenideen in polare Gruppen unterteilt: Mond – Saturn, Merkur – Jupiter, Mars – Venus. Die Planetenprinzipien regulieren sich gegenseitig, immer bedingt ein Zuviel einer Kraft, ein Zuwenig der anderen; in solchen Fällen wird mit Tiefpotenzen des einen Metalls der Mangelzustand gewissermaßen »substituiert« und mit höheren Potenzen des anderen das Zuviel »reguliert«. Die Sonne, und mit ihr das Gold, wirken auf alle gleichermaßen ausgleichend.

Weitere Polaritäten, die man ähnlich therapeutisch nutzen kann, sind zum Beispiel Sonne – Mond, Sonne – Saturn, Jupiter – Saturn. Im weiteren Text wird dies an therapeutischen Beispielen verdeutlicht.

Der ganze Kosmos – aus dem Werk des Malachias Geiger, Microcosmus hypochondriacus sive de melancholia hypochondriaca von 1651.

Mensch und Natur als Abbild des Kosmos

Bei Paracelsus lesen wir: »Alle Planeten haben im Menschen ihr Abbild und Zeichen und ihre Kinder, und der Himmel ist ihr Vater, denn der Mensch ist nach Himmel und Erde gemacht. (…) Darum folgt daraus, dass der Arzt das wissen soll, dass im Menschen Sonne, Mond, Saturn, Mars, Merkur, Venus und alle Zeichen sind, der Polus Arcticus und Antarcticus, der Wagen und alle Viertel im Zodiakus (Quadranten des Tierkreises). Das muss der Arzt wissen, wenn er vom Grund der Arznei wissen will. Wo nicht, so ist er ein reiner Betrüger und übt die Arznei wie ein Bauer, der Coloquinthen in den Wein hängt und alle Menschen damit behandelt.« (Paracelsus, Bd. I: 439)

Bemerkenswert ist hierzu die Darstellung aus dem Werk des Malachias Geiger (siehe Seite 19). Das Bild ist zweigeteilt im Sinne einer Acht, dem Symbol der Unendlichkeit und geistigen Welt. Der obere Kreis umfasst die göttliche Sphäre mit der Idee »Es werde Mensch«. Ein Tetraeder zerfällt aus seiner Einheit in zwei Dreiecke – das Dreieck nach oben symbolisiert das Männliche/Feuer/Sonne und das Dreieck nach unten das Weibliche/Wasser/Mond – zusammen vereinigen sie sich im Hexagramm, Symbol für die Quinta essentia, das göttliche Wesen, das Kind/Merkur. Umgeben ist die geistige Welt von den Heerscharen der Engel, und alles ist in strahlendes Licht getaucht. Im alten Ägypten wurde diese Trinität mit Isis (Wasser), Osiris (Feuer) und Horus (Hexagramm) beschrieben.

Wolken trennen die obere von der unteren Welt, und wir sehen die zwölf Sternbilder, die aus dem Atem der vier Elemente entstehen (Feuer, Luft, Wasser, Erde sind die geistigen Urprinzipien des Lebens – daher sind auch die Sternzeichen den Elementen zugeordnet). Die Sternzeichen bilden die Bühne für das Leben, das sich als Kind im Mittelpunkt manifestiert, umgeben von zwei Engeln (leibliche Eltern, Licht und Schatten) – sie stehen gemeinsam auf der »physischen« Erde, die als Amme des Lebens verstanden wird. Das Hexagramm des geistigen Kosmos hat sich aufgelöst und in sieben konzentrische Schalen gewandelt, in denen wir die Namen der Planeten finden, sowie Bezeichnungen für Organe, Metalle und Erzengel, die jeweils miteinander korrespondieren (siehe Tabelle Seite 18).

Den kosmischen Prinzipien direkt gegenüber finden wir sieben Organe, die im Menschen den inneren Kosmos verkörpern. Auch im Ayurveda begegnet uns diese Idee als die »Sieben Chakren«, was natürlich kein Zufall ist. In dem Werk des Rosenkreuzers Johan Georg Gichtel, Theosophia Practica, aus dem Jahr 1696 gibt es eine bemerkenswerte Darstellung einer Planetenspirale im Menschen, die dem Bild der Chakrendarstellungen verblüffend ähnlich ist; ob Gichtel dies wusste, darf bezweifelt werden, vielmehr ist es wohl Ausdruck einer universellen Weisheit (siehe Abbildung auf S. 21).

Die göttliche Trinität als Osiris, Isis und deren Sohn Horus, den die Muttergöttin auf ihrem Schoß hält.

Das korrespondierende Metall kann man als Kardinalmittel für Leiden des zugeordneten Organsystems verstehen, das beste Mittel für das Herz wäre demnach das Gold, das Beste für die Niere wäre das Kupfer. Man sollte sich jedoch nicht von dem Gedanken leiten lassen, dass die Metalle nur für spezifische Leiden der Organe zuständig wären. Vielmehr umfasst nach den Vorstellungen der hermetischen Medizin ein Planetenprinzip auch organübergreifende Funktionen, man könnte sie am besten als Funktionskreise bezeichnen, die sich gleichermaßen auf Körper, Seele und Geist beziehen.

In den »reinen« Metallen ist die entsprechende kosmische Kraft besonders intensiv präsent. Schon die Verbindung mit Schwefel oder Arsen kann die Zuordnung modifizieren. Pflanzen hingegen sind fast immer mehreren Kräften unterstellt und dies in unterschiedlicher Intensität. Meistens ist ein Prinzip dominant, selten zwei in gleicher Intensität. Beispielsweise zeigt die Eiche Mars und Jupiter und etwas Saturn; die Birke Venus und auch Mond, der Weißdorn Venus und Mars. Es gibt bei den »alten« Autoren wie Nicholas Culpeper oder Leonhard Thurneysser sogar unterschiedliche Zuordnungen je nach Pflanzenteil. Die Zuordnungen ergeben sich aus der Betrachtung der Signaturen und den Wirkprofilen. Pflanzen sind nach diesen Vorstellungen Begleitmittel der Metalle. Da Metalle immer auf den ganzen Menschen wirken, modifizieren die Pflanzen die metallische Wirkung in Richtung auf ein bestimmtes Organ oder auf Organfunktionen. So wirken Kupfer und Melisse eher auf seelische Prozesse im Herzbereich, während Kupfer und Kamille mehr auf den Bauchraum entspannend wirken.

Der dunkle Mensch in seinen Untugenden, die durch die spirituelle Reifung in Tugenden gewandelt werden. – Die Metalle sind hierbei Spiegelbild und Hilfsmittel. Mit der Wandlung wird sich auch die Gestik ändern – der dunkle Mensch zeigt noch mit der linken Hand nach oben und rechts nach unten, als Sinnbild für die Gebundenheit an die Materie. Dies dreht sich beim lichten Menschen um, und er wird damit zur Brücke zwischen Kosmos und Erde. (Gichtel, 1696)

Nicht bezeichnet auf dem Bild von Malachias Geiger ist die Erde selbst, doch sind die Korrespondenzen zum grundlegenden Verständnis wichtig. Das Organ in Analogie zur Erde ist das Blut, das Metall ist das Antimon und der Erzengel ist Luzifer, der Erste unter den Engeln, der den Fall in die Materie versinnbildlicht. – Dies wird uns noch im Kapitel über Antimon beschäftigen.

Die Zuordnung der Metalle zu den Erzengeln, die sich im Bild von Malachias Geiger gegenüberliegen, macht deutlich, woher eigentlich die Heilkraft der Metalle kommt. Sie sind ihrem wahren Wesen nach kosmischen Ursprungs, gasförmig, ätherisch engelhaft, rein geistig, aus der göttlichen Sphäre über verschiedene Stufen inkarniert, ganz wie der Mensch auch. Diese Qualitäten sind in der Substanz in einer Art Dornröschenschlaf und müssen durch alchemistische Verfahren »wachgeküsst« werden.

Die Kunstgriffe der Alchemie, die ebenfalls auf dem Bild dargestellt sind, geben dem Metall etwas von seiner kosmischen Natur zurück. Hierzu gehört die Metalldestillation oder auch die Potenzierung im Sinne der Homöopathie. Allein schon das Schmelzen und Lösen der Metalle, zum Beispiel von Gold in Königswasser, oder die Herstellung kolloidaler Metalle schafft die Voraussetzungen für Heilmittel, die der kosmischen Natur der Metalle entsprechen – siehe hierzu das Kapitel zur Herstellung (Seite 31–53).

Alchemistisch zubereitet sind die Metalle die Kardinalmittel bei allen körperlichen Gebrechen, und sie sind Inkarnationshelfer und Seelenbegleiter auf dem spirituellen Lebensweg.

4 In der Hermetik wird die Sonne als männlich gesehen und der Mond als weiblich, auch wenn die deutsche Sprache dies umgekehrt darstellt, im Lateinischen und in den romanischen Sprachen wird dies jedenfalls »hermetisch« richtig formuliert. Vielleicht kommt es daher, dass im Germanischen die Sonne als Göttin Sunna gesehen wurde.

5 Man mag sich fragen, warum eigentlich in der gesamten hermetisch alchemistischen Literatur die kosmische Leiter immer auf dieselbe Weise dargestellt wird – beginnend mit Mond, gefolgt von Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und schließlich Saturn. Diese Abfolge bezeichnet man als »chaldäische Reihe«, die sich aus der durchschnittlichen Geschwindigkeit der »Sieben« beim Durchlauf durch den Tierkreis ergibt, wenn man das Ganze von der Erde aus betrachtet. Der Mond ist hierbei am schnellsten, der Saturn am langsamsten.

»Die Natur liefert nichts, was vollendet ist (…) Sondern der Mensch muss es durch spagyrische Bereitung dahin bringen, wozu es von der Natur bestimmt wurde.«

PARACELSUS, BD. III: 321

Vom Stoff zur Arznei

Markus Giesder

Philosophische Grundbetrachtungen zur Arzneiherstellung

In der Alchemie gibt es zwei grundlegende Wege vom Stoff zur Arznei, »den sogenannten kurzen, trockenen Weg und den sogenannten langen, nassen Weg. Aber die Bezeichnung nasser und trockener Weg ist eigentlich nur sehr bedingt richtig, denn (…) das, was zuerst bereitet werden muss, ist das Salzfeuer8, was nicht ohne Zuhilfenahme von Wasser möglich ist.« (Bernus, S. 232)

Alexander von Bernus führt zwei grundlegende Gegebenheiten auf, die auch heute noch gültig sind. Einerseits nennt er zwei grundsätzlich unterschiedliche Aufschlussarten mineralischer Ausgangsstoffe, die aber auch ineinander übergehen können; und andererseits weist er darauf hin, dass ein anorganischer Stoff aufbereitet werden muss, bevor ihn der menschliche Körper überhaupt aufnehmen kann; und da der menschliche Organismus zu 90 Prozent aus Wasser besteht, muss dieser »Mercurius«9 wasserlöslich sein.

Der Meister wird von seinem Meister beraten: Hermes offenbart dem Alchemisten das Geheimnis des Elixiers. (Oedipus chimicus, 1664)

Der Großmeister der alchemistischen Kunst, Paracelsus, in einer Darstellung aus dem 17. Jahrhundert, mit diversen Gerätschaften im Hintergrund. (Kupferstich, Pharmaziehistorisches Museum, Basel)

Folgt man der Substanzbildung naturphilosophisch, bildet sich die Substanz10 aus dem Geistigen, der Essenz, dem Wesen eines Dinges. Man könnte es auch den Begriff11 nennen. Es gibt einen Weg von der Kraft zur Form oder Substanz; der Weg dazu geht über die vier Elemente, die mit den Qualitäten Wärme, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit verbunden sind. Der Weg führt von der reinen Wärme des Feuers, dem eigentlich geistigen Prinzip, zur ebenfalls warmen Luft, dem Gasigen, welches noch komprimierbar ist, hin zum Wasser, dem wässrigen und kühlen Element, in dem noch das Bewegliche vorherrscht, das aber schon nicht mehr komprimierbar ist, um dann in der Kälte und Trockenheit der Erde anzukommen; der Weg geht also von einem geistigen dynamischen Prinzip hin zum Stofflichen. – Fest und unbeweglich stellt sich die heutige Materie12 dar. Wir haben in der uns umgebenden Natur somit einen Dreiklang aus Kraft, Form und Substanz. Unter Abgabe von Wärme kristallisiert die Kraft aus der Form in die Substanz.

Jede alchemistische Aufarbeitungsart, auch die Potenzierung, geht nun diesen Weg zurück vom Stoff zur Essenz. Dazu darf keines der Elemente oder Stufen ausgelassen werden. Wärmeprozesse sind dabei besonders wichtig – die Arznei muss durch das Feuer gehen, um geboren zu werden.

Das Erdelement wird zerbrochen. Es wird pulverisiert. In der Alchemie benutzt man dazu die im Text beschriebenen Aufschlussverfahren, wie beispielsweise die Calcination13. Ein Pulver entspricht in der naturphilosophischen Anschauung bereits dem Element Wasser, denn es hat keine Eigenform mehr, sondern nimmt die Form des Lagergefäßes an und bildet eine horizontale Oberfläche, man kann es durch Rohre leiten usw. Dann muss ein Aufschluss erfolgen, um den festen Stoff ins Flüssige zu überführen. Das Problem ist dabei, die Essenz zu halten, während der Corpus zurückgedrängt wird. Die Alchemie hat dazu viele unterschiedliche Kunstgriffe entwickelt, während die Homöopathie dazu die Potenzierung verwendet.

Bei den alten Alchemisten wurde ein Stoff nicht aus einzelnen Molekülen zusammengesetzt gedacht, ungeachtet ihrer Herkunft und der durchgeführten Prozesse. Vielmehr ging es um die »Biografie der Substanz«. Alles wurde in einen prozessualen Zusammenhang gestellt.

Iatrochemiker in der Tradition des Paracelsus sahen die Metalle als noch mit dem Kosmos verbunden. Rudolf Steiner nennt sie »Luftgeborene« und »Erdbezwungene«14. Er verweist darauf, dass früher noch alle Metalle flüssig waren wie das Quecksilber heute noch, sie waren also alle Merkur.15 Es gilt also, diesen lebendigen Zustand wieder zu erzeugen.

Die vier Elemente umgeben die Szenerie, die in eine dunkle (Wasser/Erde) und lichte Hälfte (Luft/Feuer) unterteilt ist. Die zwei Lichter und die fünf Wandelplaneten sind in beiden Hälften zu finden. In der lichten Hälfte sitzen die drei Jungfrauen und halten die Symbole für Feuer und Wasser in der Hand. Dem Feuer zugeneigt, hält die mittlere Figur ein Hexagramm, Symbol für die chymische Hochzeit und das große Werk. In der dunklen Hälfte sehen wir in einem Berg sieben Figuren sitzen. Sie verkörpern die Metalle mit Apollon in ihrer Mitte als Gold. Davor sieht man einen Brunnen – er soll darstellen, dass man nur durch das »Lösen« (Element Wasser) und durch seine Kunstfertigkeit (fehlender Seilzug und Eimer) die göttliche Kraft aus der Substanz freisetzen kann. (Musaeum hermeticum, 1625)

Seit ungefähr zwei Jahrhunderten denken und beschreiben wir die Welt stofflich, Jahrtausende vorher hat man die Welt (hypothesen- und modellfrei) prozessual beschrieben. Die konkrete Ausführung der Beschreibung von Prozessen und Qualitäten sind die Vier-Elemente-Lehre und die Tria Principia.16 Der Begriff der Qualität, wie er heute verwendet wird, entspricht dem Quantitätsbegriff. Die eigentliche Bedeutung des Qualitätsbegriffes beschreibt Garvin17 und schildert damit auch genau das Problem. Wir leben heute in einer Welt von Maß, Zahl und Gewicht. Durch diese Brille schauen wir auf die Welt und setzen gleich, was nur vergleichbar ist, in Bezug auf den Corpus – wir beschreiben damit die äußere Form, nicht aber den Inhalt, und gehen dabei aber davon aus, dass die Form den Inhalt definiert. – Aber selbst eine noch so genaue Analyse des Papiers und des Buchformats wird nie den geschriebenen Textinhalt und noch weniger die Gedanken zwischen den Zeilen exakt beschreiben.

»Wie ihr es nun vom Golde gehört habet, in der gleichen Weise sollet ihr es auch von den allen anderen Metallen verstehen, dass ihr kein metallisches Arcanum oder eine metallische Arznei in den Körper bringen sollet, es sei denn, dass es vorher flüchtig gemacht wurde und nicht mehr ein Metall werden kann.«

PARACELSUS, BD. III: 255

Steffan Michelspacher, Cabala, 1616.

Das Bild stellt den alchemistischen Prozess der Metallaufschließung dar. Sieben Stufen führen zum Palast mit sieben Fenstern von Königin (Mond) und König (Sonne), der eine Blume mit drei Blüten in der Hand hält (Trinität). Die Planetenprinzipien stehen links und rechts auf dem Berg, ganz oben ist Hermes auf seinem sechseckigen Sockel. Die Elemente und Sternzeichen bilden den Himmel.

Im unteren Bildteil sieht man eine Figur mit verbundenen Augen (der Ignorant), während ein anderer die Hasen beobachtet, die ins Innere der Erde schlüpfen (Wissender). Paracelsus hierzu: »Wer nun diese sieben Staffeln und Stiegen geht, der kommt an einen so wunderbaren Ort, wo er viele Geheimnisse bei der Verwandlung aller natürlichen Dinge sieht und erfährt.« (Paracelsus, Bd. III: 259ff.)

• Calcination, auch Reverberation und Zementation: Durch starkes Feuer werden die körperlichen Dinge zu Kalk und Asche. Alle Oxidationsvorgänge bilden Aschen. Die Form ist dann zerstört, es ist aber noch lange nicht subtil. Beim Verkohlen bleibt die Form erhalten, beim Veraschen geht sie verloren.

• Sublimation, auch Exaltation, Elevation und Fixation: Der Destillation nicht ungleich; scheidet das Geistige vom Körperlichen, das Flüchtige vom Festen, das Reine vom Unreinen.

• Solution/Lösung, auch Dissolution, Resolution: eine in der Kälte, eine in der Wärme (durch Feuer). Dieser Grad folgt oft auf die Sublimation und Destillation der Materie, welche am Boden liegen bleibt. Hier hat die Alchemie eine Vielzahl von Prozessen und Lösungsmitteln entwickelt, die man sich mit heutigem naturwissenschaftlichem Denken nur schwer bis gar nicht erklären kann.

• Putrefaction/Fäulnis, auch Digestion und Zirkulation: Die Fäulnis hat so große Wirkung, dass sie die alte Natur verzehrt und alle Dinge in eine neue und andere Natur verwandelt. Putrifikation wird für praktisch jede Form von Auszug (heute eher Mazeration) oder Vergärung verwendet.

• Destillation, auch Aszendieren, Lavieren, Imhibieren, Kohobieren, Fixieren: Durch die Destillation werden alle Wässer, Flüssigkeiten und Öle subtil – es verändert das Wesen. Hier wird die Reinigung der Salze beschrieben. Bei der Destillation geht es zum einen um die Trennung in die Tria principia, aber auch um die Trennung von Ethanol, Methanol und Wasser. Es geht jedoch auch darum, den Stoff subtiler (geistiger) zu machen und ihn zu energetisieren.

• Koagulation (heißer oder kalter Weg), Anreicherung

• Tinctur/Färben, Tingieren – Veredelung, auch Multiplicatio (Anreicherung). Eigentlich ist eine pflanzliche Urtinktur gefärbt und damit nicht destilliert. Hier ist der Begriff aber als 7. Stufe in einem etwas anderen Sinne gebraucht. Siehe Quinta Essentia unter Aurorapharma.

Der wässrige Weg, die Via humida

Lösungen

Die einfachste Form, ein aufnahmefähiges Arzneimittel herzustellen, ist eine »Lösung«. Als Lösung bezeichnet man ein homogenes Gemisch aus mindestens zwei Stoffen. Das Auflösen selbst ist ein physikalischer Vorgang.

Eine Lösung besteht aus mindestens einem gelösten festen, flüssigen oder gasförmigen Stoff (Solvat) und aus dem den größten Teil der Lösung ausmachenden, in der Regel flüssigen Lösungsmittel (Solvens), das seinerseits wiederum eine Lösung sein kann. Jeder Pflanzenauszug (Tinkturen, Sirupe, Elixiere), aber auch Auflösungen von wasserlöslichen Salzen in Wasser stellen schlussendlich eine Lösung dar.

Bei Metallen gibt es keine Lösungen, es sei denn, die Natur hat die Lösungsvorgänge schon vollzogen. Als Beispiel kann man das »Levico stark«-Wasser sehen. Das ist Wasser aus einer Quelle in der Nähe von Trento in Südtirol, die in einem ehemaligen Bergwerk entspringt. Durch die Zusammensetzung des Gesteins schließt das Wasser das Gestein auf, und es entsteht ein komplexes Metallgemisch mit den Hauptanteilen Eisen, Kupfer und Arsen. In Levico Terme werden Bäderkuren angeboten, als Arzneimittel ist das Wasser in potenzierter Form bei Wala und Weleda erhältlich (vergleiche das Kapitel zu Eisen, Seite 169).

Herstellung einer Potenz im flüssigen Medium.

Flüssige Potenzierung

In erster Linie könnte man vermuten, dass die flüssige Potenzierung eine einfache Lösung darstellt, weshalb sie oft auch Verdünnung genannt wird. Samuel Hahnemann18 lehnte diesen Begriff aber ab, er schreibt im Organon § 269: »Man hört noch täglich, dass die homöopathischen Arznei-Potenzen bloß Verdünnungen genannt werden, dabei sind sie doch genau das Gegenteil derselben. Sie sind wahre Aufschließung der Natur-Stoffe und Zu-Tage-Förderung und Offenbarung der in ihrem inneren Wesen verborgen gelegenen, spezifischen Arzneikräfte. Dies wird durch Reiben und Schütteln bewirkt, wobei ein zu Hilfe genommenes, unarzneiliches Verdünnungs-Medium bloß als Neben-Bedingung hinzutritt. Verdünnung allein, zum Beispiel die der Auflösung eines Grans Kochsalz, wird schier zu bloßem Wasser; das Gran Kochsalz verschwindet in der Verdünnung mit vielem Wasser und wird nie dadurch zur Kochsalz-Arznei, die sich doch zur bewundernswürdigsten Stärke durch unsere wohlbereiteten Dynamisationen erhöht.«

Hahnemann verweist hier auf die wichtigsten Kriterien des Potenzierens. Schrittweise Verdünnung und kräftiges Schütteln oder Reiben in einem Medium. Aber warum muss das so erfolgen?

Durch die stufenweise Verdünnung des Stoffes und der Fixierung der Kraftfreisetzung durch das Schütteln der Potenz verliert sich die Kraft nicht, sondern wird vielmehr gesteigert. Es entspricht also dem alchemistischen Weg aus den kalten Elementen hin zu den warmen.

Damit man Feststoffe wie Metalle in einem flüssigen Medium potenzieren kann, muss man diese in einen anderen Aggregatszustand überführen. Hierzu dienen verschiedene Methoden, wie die Verreibung bis zur D6 in Milchzucker – ab dieser Potenzstufe kann man in einem flüssigen Medium weiterpotenzieren –, oder man nimmt beispielsweise Säuren als Lösungsmittel, wie weiter unten noch aufgeführt wird.

Kohobation (Phönix Laboratorium, Soluna)

Conrad Johann Glückselig19, der Gründer der Phönix Laboratorien, schloss Metallsalze über Kohobation auf. Dieses Verfahren ist im HAB20 beschrieben und trägt die Zusatzbezeichnung »spag. Glückselig«.

Kohobieren (von lat. cohobare) ist ein Prozess der wiederholten Destillation. Dabei destilliert man eine Flüssigkeit in einem Destillierkolben von einem Feststoff ab und gießt diese anschließend wieder in den Kolben zurück, um erneut abzudestillieren. Dieser Prozess wird viele Male wiederholt. Ziel ist es, den Rückstand immer weiter aufzuschließen, subtil zu machen und das Destillat zu energetisieren. Die Mineralsalzdestillate sind zu beziehen über Phönix Laboratorien oder Heidak.

Beide Firmen benutzen dieses Verfahren der Kohobation aber auch bei echten Lösungen. Im Ferrum spag. setzt die Firma Phönix das Ferrum chloratum solutum21 in Dil. D3 ein. Die Firma Heidak verwendet wiederum unter anderem das Argentum colloidale und verarbeitet es mittels mehrfacher rhythmischer Kohobation und vorhergehender Rhythmisierung22 zu Argentum colloidale spag. Glückselig in D6.

Herstellung von Antimonpräparaten mittels Kohobation in der Firma Soluna.

Eine vereinfachte Kohobation lässt sich durchführen, indem der Destillierkolben mit einem Rückflusskühler versehen wird, durch den ein Teil der abgedampften Flüssigkeit wieder kondensiert und in den Kolben zurückfließt. Dieser Prozess wird Zirkulation genannt. Ein spezielles Gefäß dafür ist der Pelikan.

Übertragung einer Flüssigkeit (hier Methylenblau) auf Globuli.

Die Firma Soluna verwendet noch ein ganz eigenes Aufschlussverfahren beim Antimonit in den Solunaten Nr. 3 Azinat, Nr. 6 Dyscrasin, Nr. 7 Epidemik und Nr. 18 Splenetik. Dieses Verfahren ist ebenfalls im HAB (Vorschrift 56) beschrieben und trägt den Zusatz »spag. von Bernus« (vergleiche das Kapitel zu Antimon S. 259).

Beim Antimondestillat A gibt man Antimonit (Antimonsulfid) und Natriumnitrat (Chilesalpeter) in Wasser und destilliert, beim Antimondestillat B wird dagegen Antimonit in Ethanol gegeben und destilliert. Ist der Destillationsvorgang abgeschlossen, wird der Rückstand jeweils mit neuem Medium aufgegossen. Das Übergießen des Rückstandes zeigt das Bild einer klassischen Kohobation, die Verwendung eines neuen Mediums entspricht jedoch einer Perkolation23. Dieser Vorgang wird zwölfmal durchgeführt. Danach werden die zwölf Fraktionen (das heißt die entstandenen Destillate) jeweils vereinigt.

Diese beiden Antimondestillate bilden sowohl ein tingiertes24 Auszugsmedium als auch einen Wirkstoff für andere mineralische Bestandteile oder homöopathische Dilutionen. Die jeweiligen Mischungen werden 7 Tage bei 37 Grad Celsius digeriert25 und rhythmisiert.

Kolloide

Der Hauptunterschied zwischen einer Lösung und einem Kolloid besteht darin, dass die Teilchen in einem Kolloid oft größer sind als die gelösten Teilchen in einer Lösung. Darüber hinaus sind Lösungen im Vergleich zu Kolloiden, die auch als heterogenes Gemisch vorliegen können, völlig homogen.

Kolloide kann man auf unterschiedliche Arten herstellen. Entweder man reduziert beispielsweise ein Goldsalz mittels Natriumcitrat. Die sich bildenden Goldteilchen sind so klein, dass ihr Durchmesser in einer Größenordnung von etwa 13–150 Nanometern liegt. Die Oberfläche des Goldkolloids ist positiv polarisiert. Um die positive polarisierte Oberfläche zu stabilisieren, umgibt sich das Kolloid mit Citrat-Molekülen und ist dadurch stabil, oder man benutzt Eiweißstoffe26 als Schutzkolloid. Diese Verfahren finden sich in alten Arzneibüchern und alchemistischen Darstellungen als Aurum potabile27