Heiratsantrag wider Willen - Dani Collins - E-Book

Heiratsantrag wider Willen E-Book

Dani Collins

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ihre Affäre mit dem attraktiven Milliardär Micah Gould, Bruder ihrer besten Freundin Eden, macht die schöne Quinn immer wieder atemlos vor Lust. Aber große Liebe? Davon will Quinn, die als Waise aufgewachsen ist, nichts wissen. Zu intensive Gefühle findet sie gefährlich! Bis ein Skandal um Edens Hochzeit sie beide nach Europa verschlägt und Micah sie bittet, ihn zu einer glamourösen Preisverleihung ins quirlige Berlin zu begleiten. Wo er sie nach einer berauschenden Liebesnacht spontan mit einem Heiratsantrag überrascht – den Quinn sofort ablehnt!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 205

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2023 by Dani Collins Originaltitel: „A Convenient Ring to Claim Her“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2605 07/2023 Übersetzung: Petra Pfänder

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751518659

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

PROLOG

Das würde er ihr niemals verzeihen.

Diese Gewissheit bohrte sich wie ein Messer in Quinn Harpers Bauch, als sie verkündete: „Micah und ich haben eine Affäre. Das geht schon seit Jahren so.“

Das Vogelgezwitscher verstummte, und der Duft der Blumen, die den Pavillon umgaben, verlor seine Süße. Quinn hörte ein leises überraschtes Keuchen neben sich, aber alles, was sie sah, war Micah.

Micah Gould. Sie liebte es, ihn zu hassen, und sie hasste es, ihn zu begehren.

Das ist alles, was ich für ihn empfinde, versicherte sie sich. Sie war kein selbstzerstörerischer Mensch, sie wünschte sich kein gebrochenes Herz. Es war eine unverbindliche Affäre mit einem langjährigen Freund. Dem Bruder ihrer besten Freundin.

Micah rührte sich nicht. Wie immer war er mit der Energie eines aufziehenden Gewitters angekommen, in einem seiner makellosen Maßanzüge.

Er musste sich sehr beeilt haben, um es pünktlich nach Gibraltar zu schaffen, aber falls er müde oder verzweifelt war, zeigte er es nicht. Er wirkte fast schon übermenschlich perfekt, immer makellos herausgeputzt, glattrasiert und atemberaubend.

Sein kurzes Haar fiel nur auf, weil es so dicht und schwarz war. Seine Gesichtszüge konnte man eher markant als schön nennen, und sie verrieten selten, was er dachte oder fühlte.

Doch sein Gesichtsausdruck musste sich nicht ändern. Quinn wusste auch so, dass er wütend war. In der unerbittlichen Sonne wirkte sein ganzer Körper hart wie Beton. Hart wie ein wunderschöner, eisiger Diamant.

„Warum tust du das? Warum hier? Jetzt?“ Seine Stimme klang ruhig. Zu ruhig. Tödlich wie ein stiller Teich, der Springfluten und Piranhas und blutrünstige Monster verbarg.

„Hier“ war vor seiner Halbschwester Eden, Quinns bester Freundin. Und Edens Bräutigam Remy, Micahs langjährigem Feind. Und Remys Schwester Yasmine.

Schweigend standen die drei um Quinn herum und starrten sie offensichtlich geschockt an.

Quinn hatte es für Micah getan, auch wenn er es nicht wusste. Vielleicht würde er nie verstehen, warum sie das getan hatte. Das Geheimnis lastete so schwer auf Quinn, dass sie unter dem erstickenden Gewicht kaum atmen konnte.

Aber im tiefsten Inneren dieses Geheimnisses lag eine Wahrheit, die so schmerzhaft war, dass sie Micah davon abhalten musste, sie aufzudecken. Er war noch nicht bereit. Das Wissen könnte ihn zerstören.

Wenn er gezwungen wäre, zu begreifen, dass Remys Schwester – Halbschwester! – auch seine eigene Halbschwester war, dass Yasmine und er denselben Vater hatten … wenn er sich dieser verheerenden Realität stellen müsste, könnte es ihn dazu bringen, die wenigen dünnen Fäden zu seiner Familie zu durchtrennen, die es noch gab. Dann würde er noch isolierter zurückbleiben, als er jetzt schon war.

Eines Tages würden die Taten seines Vaters ans Licht kommen, aber nicht heute, wo die Gemüter schon so erhitzt waren. Sie würden Edens Hochzeitstag nicht ruinieren. Ihren wahren Hochzeitstag. Quinn würde nicht zulassen, dass dies ihrer allerbesten Freundin passierte.

Micah sah aus, als würde er alles in Schutt und Asche legen, wenn Eden ihre Hochzeit mit Remy nicht abblies, aber das Gelübde war schon gesprochen worden. Quinn sah nur noch eine Lösung. Sie selbst musste seine Wut auf sich ziehen, damit sein Hass auf Remy nicht eskalierte und auch Eden einschloss. Sie fürchtete, er würde etwas sagen, das nicht wiedergutzumachen war.

All das hatte Quinn in den wenigen Sekunden nach seinem plötzlichen Auftauchen beschlossen. Opferbereit war sie nach vorn gestürzt und hatte all den kalten Hass auf sich gezogen, den Micah für Remy empfand.

„Es war völlig einvernehmlich“, versicherte sie jetzt allen. „Ich werfe ihm nichts weiter vor als entsetzliche Doppelmoral. Deine Schwester darf heiraten, wen sie will.“ Die letzten Worte waren an Micah gerichtet.

Eden hatte sich fünf Jahre lang nach Remy gesehnt. Micah musste doch erkennen, wie aussichtlos der Versuch war, sie aufzuhalten.

Quinn verharrte. Micah starrte sie so durchdringend an, dass ihr war, als würde ihre Seele zerreißen. Sie kämpfte dagegen an, sich unter seinem feindseligen Blick in sich zurückzuziehen.

Dann tat er sie mit einem kalten Blinzeln ab, und das war das Grausamste, was er ihr jemals hätte antun können.

„Kommst du mit mir oder nicht?“, fragte er Eden.

„Ich kann nicht. Wir sind verheiratet. Ich liebe ihn.“

„Diese alberne Idee hat er dir in den Kopf gesetzt.“ Micah wippte auf den Fersen. Sein Tonfall zeigte seine Verachtung für dieses Gefühl. „Dann schert euch doch alle zum Teufel.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und ging.

Quinn schwankte. Ihr war, als würde alles Leben aus ihrem Körper gezogen. Sie wollte bei ihm bleiben, auch wenn er sie wie ein klebriges Spinnennetz abgeschüttelt hatte.

Sie fühlte sich hohl und leer, doch sie schaute ihm nur schweigend nach.

1. KAPITEL

Eine Woche vorher, Niagara-on-the-Lake, Kanada

Quinns Pflichten als Trauzeugin bestanden darin, den Gästen mitzuteilen, dass die Hochzeit geplatzt war. Sie packte eine Tasche für die Braut auf der Flucht und war dabei nicht mal wirklich überrascht.

Edens Gefühle für ihren Bräutigam waren von Anfang an eher lauwarm gewesen. Aber obwohl sie offensichtlich in einen anderen Mann verliebt war, bestand sie darauf, Hunter Waverly aus geschäftlichen Gründen zu heiraten.

Als Eden ihr zum ersten Mal von der geplanten Heirat erzählt hatte, äußerte Quinn offen ihre Bedenken, aber Eden war ihre beste Freundin, und am Ende hatte Quinn ihre Entscheidung unterstützt. Das war es, was beste Freundinnen taten.

Wäre doch nur Eden diejenige gewesen, die heute zur Vernunft gekommen war und die Hochzeit absagte. Aber nein, der Hochzeitsmarsch hatte schon eingesetzt, als ein grauhaariger Bär von einem Mann den Bräutigam beschuldigt hatte, ein Baby mit seiner Tochter zu haben.

Das besagte Baby lag in den Armen seiner Mutter direkt hinter ihm. Die arme Frau wäre offensichtlich am liebsten im Boden versunken, aber die Katze war aus dem Sack. Die Musik wurde unterbrochen, hinter verschlossenen Türen wurden Gespräche geführt, und dann war die Hochzeit abgesagt worden.

Jetzt war Eden weg.

Dass sie mit dem Trauzeugen des Bräutigams durchgebrannt war, überraschte Quinn auch nicht wirklich.

Ärgerlich für sie war nur, dass Eden ihre Autoschlüssel gestohlen hatte. Aber wirklich übelnehmen konnte sie es ihr nicht. Was ruinierte Tage anging, hatte Eden eindeutig den ersten Preis gewonnen.

Quinn streifte ihr Brautjungfernkleid und das Miederhöschen darunter ab und zog ein tief ausgeschnittenes Sommerkleid an. Dann nahm sie sich ein paar Minuten Zeit, um ihr Make-up abzuwaschen. Mehr als ihre Sommersprossen selbst hasste sie es, diese zu verstecken.

Zum Abschluss verteilte sie großzügig Feuchtigkeitscreme und Sonnencreme im Gesicht, steckte ihr rotgoldenes Haar zu einer Hochsteckfrisur auf und schnappte sich eine Haarbürste, damit sie später im Auto die Nadeln herausziehen und die Haare ausbürsten konnte.

Als sie die SMS erhielt, dass ihr Taxi in wenigen Minuten eintreffen würde, nahm sie noch einen Apfel, zusammen mit einer Flasche Wasser und einem Proteinriegel.

Sie zögerte kurz, dann steckte sie auch noch Edens seidene Schlafmütze und die teure Feuchtigkeitscreme ein, die ihre Freundin so gern mochte. Quinn warf alles in ihre Handtasche, leerte einen warm gewordenen Cocktail, überprüfte zweimal, ob sie auch wirklich ihre Brieftasche und ihr Telefon eingesteckt hatte, und schlüpfte in ihre Sandaletten.

Draußen auf dem Parkplatz drängten sich die Gäste. Zwischen verblüfften Mitarbeitern des Weinguts, schockierten Hochzeitsgästen und den aufdringlichen Paparazzi, die es irgendwie auf das Gelände geschafft hatten, hatte sich herumgesprochen, dass die mit Spannung erwartete Hochzeit zwischen Eden Bellamy und Hunter Waverly geplatzt war.

Der Bräutigam war mit der Mutter seiner kleinen Tochter gegangen. Die Braut war mit dem Trauzeugen Remy Sylvain geflüchtet – das war allerdings noch nicht allgemein bekannt. Quinn hoffte, Eden bei den Niagarafällen zu treffen, bevor die Nachricht bekannt wurde.

„Wohin gehst du?“, fragte Micah hinter ihr.

Quinn zuckte zusammen, weniger erschrocken darüber, dass er sie erwischt hatte, als über ihre typische Reaktion auf Edens älteren Halbbruder – eine Mischung aus Freude und Besorgnis. Überwältigende Sehnsucht, eine reflexartige Anspannung und ein Bedürfnis, sich selbst zu schützen. Körperliches Verlangen und Ärger, weil Micah Gould einfach zu viel war. Zu viel von allem. Zu groß, zu selbstbewusst, zu männlich und zu herrisch. Und schrecklich überlegen.

Schon wenn sie seinen Namen hörte, zog sich ihr Magen zusammen. Sein Atem an ihrem Hals ließ ihre Haut glühen.

Sie wirbelte herum, um ihn anzusehen, und auch das war zu viel. Er hatte seinen Anzug gewechselt. Er hätte den Brautvater vertreten sollen, aber statt des Smokings trug er jetzt eine Leinenhose mit einem kamelfarbenen Kurzarmhemd.

Bei ihm sah es aus wie etwas aus dem Sommerkatalog eines italienischen Designers. Der weiche Stoff des Hemds betonte seine muskulösen Schultern, und wie schaffte er es, dass genau die perfekte Anzahl feiner dunkler Härchen aus seinem aufgeknöpften Kragen lugte?

„Ich brauche etwas Ruhe und Frieden“, erklärte Quinn. Das war nicht gelogen.

Die Hochzeitsplanerin hatte dafür gesorgt, dass die Feier weiterging und die Gäste wie geplant das Abendessen und den Tanz genießen konnten. Aber selbst zu ihren besten Zeiten konnte man Quinn nur als introvertiert bezeichnen.

„Ich habe dir gesagt, wenn du ihre Tasche packst, bringe ich sie persönlich zu Eden.“ Seine Stimme klang seidenweich und tödlich ruhig, als er die vollgestopfte Tasche anstupste, die von ihrer Schulter hing.

„Das ist nicht nötig. Mein Taxi ist hier.“ Sie konnte sehen, wie der Fahrer den Hals reckte und winkte.

„Du triffst sie also.“

„Ja. Und zwar allein. Keine Sorge, sie ist nicht entführt worden.“ Micah nahm immer das Schlimmste an, wenn es um Remy Sylvain ging. „Aber sie will sich im Moment nicht mit dir und deinem erhöhten Testosteronspiegel auseinandersetzen.“

Das Taxi hielt neben ihnen an. Quinn beugte sich zum offenen Fenster hinunter. „Hallo.“

„Sie haben das Taxi zu den Niagarafällen bestellt?“, fragte der Fahrer.

„Ja, danke.“ Sie wollte die Tür öffnen, aber Micah legte seinen Arm um sie und zog sie an sich. Seine Größe und Wärme hüllten sie ein, während er sie fest im Arm hielt.

Sie hasste es, wie sehr sie es liebte, seine Stärke zu fühlen. Sie hätte schreien und ihn mit dem Ellbogen wegstoßen und eine Szene machen können, aber sie wollte nur die Augen schließen, sich an ihn schmiegen und ihr Gesicht an seinen Hals kuscheln.

Sie wollte ihn küssen und ihn zum Stöhnen bringen.

Diese Wirkung, die er auf sie hatte, körperlich und seelisch, war zum Verrücktwerden. So war es immer schon gewesen.

„Die Fahrt soll zu den Niagarafällen gehen?“

„Ja“, antwortete der ahnungslose Fahrer. „Fahren Sie auch mit?“

„Nein, und sie auch nicht. Ich zahle für die Fahrt.“ Micah schob zwei Hundertdollarscheine durch das Fenster und zog Quinn vom Wagen zurück, damit der Fahrer langsam vom Parkplatz fahren konnte.

„Du hast nicht das Recht, grob zu mir zu sein, nur weil …“

„Kommst du mit?“ Er ließ sie los und ging auf einen schwarzen BMW zu.

Quinn kannte ihn zu gut, um dort stehen zu bleiben und ihm hinterherzuschreien. Sie eilte ihm nach und warf sich auf den Beifahrersitz. Als sie sich anschnallte, schnaubte sie ärgerlich.

„Er hat sie in einem Hotel abgesetzt?“ Micah steuerte den Wagen geschickt aus der Parklücke.

„Das hat er jedenfalls versprochen“, erwiderte Quinn steif.

Als Quinn vor einer Stunde bemerkt hatte, dass Eden nicht mehr auf dem Weingut war, hatte sie ihre Freundin angerufen, und Eden war mit Remy Sylvain zu den Niagarafällen unterwegs gewesen.

Micah hatte der widerstrebenden Quinn das Handy weggenommen und in seiner Rolle als überfürsorglicher großer Bruder Remy aufgefordert, Eden sofort zum Weingut zurückzubringen. Eden hatte aufgelegt.

Kurz darauf hatte Quinn eine SMS von Eden erhalten, dass Quinns Schlüssel an der Rezeption eines Fünf-Sterne-Hotels in Niagara Falls hinterlegt war. Ob Eden immer noch dort war, mit oder ohne Remy, wusste Quinn erst, wenn sie dort eintraf.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du sie triffst?“ Micah schnitt einen Geländewagen und raste auf die Hauptstraße. Er beschleunigte so stark, dass sie in ihren Schalensitz gedrückt wurde.

„Weil ich hoffe, dass Eden und ich eine gute altmodische Pyjamaparty veranstalten werden, mit billigem Wein und viel Gejammer über die Männer. Sie wurde gerade vor dem Altar stehen gelassen, Micah. Sie braucht nicht auch noch, dass du dort mit deinem ‚Ich hab’s dir ja gesagt‘ auftauchst.“

„Ich habe nicht vor, ihr das zu sagen. Ich bin derjenige, der Sylvain wenigstens insoweit vertraut hat, dass er nicht die Hochzeit seines besten Freundes ruiniert. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass Hunter einen anderen Trauzeugen nimmt.“

„So sehr es mir auch gefällt, von dir zu hören, dass du dich geirrt hast, nimmst du dich zu wichtig. Hunter hat ein Baby mit einer anderen Frau. Ich verstehe nicht, wie Remy daran schuld sein sollte.“

„Er war jedenfalls nicht schockiert, als diese Frau auftauchte. Er muss etwas damit zu tun haben!“

„Denkst du wirklich …“ Er machte sie so wütend. „Remy hat sie wiedererkannt. Er war im letzten Sommer mit Hunter für ein Golfwochenende hier und hat sie damals kennengelernt. Ich habe gehört, wie Hunters Schwester das zu Eden gesagt hat.“

„Also wusste Sylvain genau, wer sie war!“

„Natürlich wusste er das, aber unterstellst du ernsthaft, dass Remy die ganze Sache arrangiert hat? Er hätte schon einen Hellseher befragen müssen, der voraussagt, dass Hunter irgendwann nach diesem Golfwochenende Eden kennenlernt und ihr einen Antrag macht. Und dann? Hat er vielleicht irgendwie Hunters Kondome sabotiert und ihn gezwungen, eine Kellnerin abzuschleppen? Du hast recht, ein genialer Plan!“

Micah sah sie nur stumm an.

„Hunter ist der Grund, warum diese Hochzeit geplatzt ist“, stellte Quinn entschieden fest. „Du musst dir nur seine Familie anschauen. Eine pompöse Hochzeit in eine Katastrophe zu verwandeln, ist für sie ein ganz normaler Samstagnachmittag.“

Quinn verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen. Sie mochte Hunters Schwester Vienna, aber das machte ihre Worte nicht weniger wahr. „Vielleicht fühlt Eden es im Moment noch nicht, aber sie hat Glück, dass sie jetzt nicht mit Hunter verheiratet ist.“

„Du hättest mir sagen sollen, dass du ihn nicht magst“, erklärte Micah barsch. „Wir hätten sie gemeinsam davon abgehalten, die Sache mit Hunter so weit zu treiben.“

„Ich werde mich niemals mit dir gegen deine Schwester verbünden.“ Eden war die treueste Freundin, die Quinn je gehabt hatte. Sie würde sie nicht verraten, nicht einmal für Micah. „Hunter ist kein schlechter Mensch. Ich denke, er hatte gute Absichten. Eden auch, aber sie liebt ihn nicht.“ Eden war eine Romantikerin und wollte schon immer aus Liebe heiraten. „Außerdem halte ich nichts von der Ehe. Ich sehe nicht den Sinn darin. Na ja, den Sinn für Edens Ehe mit Hunter habe ich schon gesehen“, fügte sie hinzu.

Eden brauchte dringend eine Finanzspritze. Sie stand kurz davor, Bellamy Haus und Garten zu verlieren, die Ladenkette ihres verstorbenen Vaters.

Aber Quinn hasste es, mit Micah über Ehe und Geld zu sprechen. Sie vergaß nie, dass sich ständig die Frauen auf ihn stürzten, weil sie sich beides von ihm erhofften.

„Eden hat im Moment mit so vielen Problemen zu kämpfen. Darum habe ich verstanden, dass sie es für die beste Lösung hielt, Hunter zu heiraten. Und ich musste sie unterstützen. Weil ich ihre Freundin bin. Hunter ist eindeutig ein anständiger Mann. Darum hat er auch sein Kind an die erste Stelle gesetzt, sobald er erfahren hat, dass er eines hat.“

„So niedrig setzt du deine Maßstäbe an?“, brummte Micah.

„Du hättest Eden retten können. Warum hast du ihr kein Geld gegeben?“

„Das habe ich ja versucht. Aber unsere Mutter lässt nicht zu, dass Eden das Geld meines Vaters annimmt, um das Geschäft ihres Vaters damit zu retten. Könnte ich ihre Meinung ändern, würde ich es sofort tun. Aber das kann ich nicht.“ Seine Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

Er machte seinem Frust Luft, indem er einige Autos überholte, die selbst schon zu schnell fuhren. Auf der einen Seite der Straße glitzerte der Fluss, während auf der anderen Weinreben an ihnen vorbeizogen.

„Hat sie ihn die ganze Zeit getroffen?“, fragte er.

„Remy? Nein. Soweit ich mitbekommen habe, ist er für ungefähr eine Minute auf ihrer Verlobungsfeier geblieben, und gestern Abend ist er erst spät auf dem Weingut aufgetaucht. Sie haben erst zwei- oder dreimal miteinander gesprochen, seit …“ Sie unterbrach sich. Wie immer wurde ihre Kehle eng, wenn sie an diese Reise vor fünf Jahren dachte.

„Seit Paris?“

„Ja.“

Du bist ein Kind.

Als sie an diese Worte dachte, die er vor fünf Jahren so beiläufig zu ihr gesagt hatte, fühlte sie sich immer noch so klein wie damals.

„Warum ist sie dann heute mit ihm gegangen?“

„Das weiß ich nicht. Eden ist meine Freundin, nicht meine Tochter. Warum ist es dir so wichtig, wen sie in einem Nachtklub küsst oder mit wem sie irgendwohin fährt?“

„Es geht nicht darum, was Eden tut. Ich mache mir Sorgen, dass Sylvain sie benutzt, um mir zu schaden. Das lasse ich nicht zu.“

Quinn hatte reichlich Erfahrung mit schlechten Menschen. Sie hatte vor langer Zeit oft genug erlebt, dass Leute Pflegekinder aufnahmen, nur um damit Geld zu machen. Sie hatte immer auf der Hut sein müssen vor aufdringlichen Augen und Händen.

Vielleicht besaß sie nicht die kurvigste Figur der Welt, aber seit ihre Brüste sich zu entwickeln begonnen hatten, war sie ständig der unerwünschten männlichen Aufmerksamkeit ausgesetzt gewesen.

Aber so misstrauisch sie auch war, hatte sie Remy noch nie von einer schlechten Seite erlebt.

Vor fünf Jahren hatten Eden und Quinn ihn bei einer Parisreise zufällig kennengelernt, und er hatte den beiden Mädchen spontan vorgeschlagen, ihn abends im Klub eines seiner Freunde zu treffen. Eine ganz normale Sache.

Als sie dort ankamen, war Remy auch Quinn gegenüber freundlich und aufmerksam, auch wenn er sich eindeutig für Eden interessierte. Sogar als er Eden zum Tanzen aufforderte, bot er Quinn an, mitzukommen.

Aber Quinn zog es vor, zu schmollen, weil Micah sie als Kind bezeichnet hatte. Etwas später war dann Micah im Klub aufgetaucht. Remy und er hätten sich fast geprügelt. Seitdem hatte Remy sich von Eden ferngehalten.

Quinn hatte ihn einige Male auf der Hochzeit dabei erwischt, wie er Eden gleichzeitig gequält und sehnsüchtig ansah. Trotzdem hätte Remy zugelassen, dass Eden seinen besten Freund heiratete.

Denselben Blick hatte sie in Edens Augen gesehen, als sie Quinn erzählt hatte, dass Remy Hunters Trauzeuge sein würde.

Darum wollte Quinn sich nie verlieben! Die Liebe schien sehr kompliziert und schmerzhaft zu sein.

Aber Eden verdiente es, geliebt zu werden. Sie war freundlich und hilfsbereit, und in all den Jahren hatte Quinn von ihrer Freundschaft sehr profitiert. Sie würde alles für Eden tun, sogar versuchen, die Zustimmung ihres mürrischen Bruders zu ihrer verbotenen Beziehung zu bekommen.

„Erzähl mir von dieser alten Feindschaft zwischen Remy und dir.“ Quinn fing an, ihre Haarnadeln aus dem Haar zu ziehen. „Sein Vater hat vor vielen Jahren Pläne aus der Firma deines Vaters gestohlen, und darum bist du immer noch sauer?“

„Nein.“

„Nein, das ist nicht passiert? Oder nein, du wirst es mir nicht erzählen?“

„Beides.“

Typisch. „Gut. Daran kannst du dich erinnern, wenn du das nächste Mal wissen willst, warum ich immer auf Edens Seite bin.“

Ihre Freundin schenkte ihr bedingungslose Liebe und die ungeschminkte Wahrheit. Micah schenkte ihr großartige Orgasmen und sehr wenig von sich.

„Ich weiß, er bedeutet Ärger. Das ist alles, was du wissen musst.“

Weil ich ein Kind bin?

Sie zuckte immer noch zusammen, wenn sie daran dachte.

Um sich abzulenken, zog sie weiter die Nadeln aus ihrem Haar und gab vor, großes Interesse an der Landschaft zu haben. Aber sie nahm nichts davon wahr. Wie war es überhaupt dazu gekommen, dass sie hier saß, bei diesem sehr ärgerlichen Mann, dankbar für einen winzigen Krümel seiner Aufmerksamkeit? Ihre Gedanken wanderten zurück …

Micah liebte seine kleine Schwester trotz der Entfernung zwischen ihnen und ihrer verschiedenen Väter. So oft wie möglich hatte Eden ihn während ihrer Schulzeit in Europa besucht, wo er sie jedes Mal gnadenlos verwöhnte.

Da seine Arbeit und Edens Vorliebe für Shoppen und Ausgehen nicht zusammenpassten, hatte er ihr irgendwann vorgeschlagen, eine Freundin nach Paris mitzubringen.

Insgeheim war Quinn davon überzeugt, dass er die Freundschaften seiner Schwester überprüft und alle aussortiert hatte, die sich vor allem wegen Edens beträchtlichem Reichtum für sie interessierten. Bellamy Haus und Garten war eine bekannte und alteingesessene kanadische Ladenkette.

Quinn hatte Eden bei einem Französischkurs in Montreal kennengelernt, als sie fünfzehn waren. Sie war mit einem Stipendium für sozial Benachteiligte dort gewesen.

Einer der anderen Kursteilnehmer hatte abfällig ihre aus der Mode gekommenen Jeans und das Second-Hand-Top gemustert. „Die lassen auch jeden rein, oder?“, hatte er zu dem Mädchen neben ihm gesagt. „Und unsere Eltern zahlen dafür mit ihren Steuern.“

„Ich habe mir meinen Platz verdient“, hatte Quinn in perfektem Französisch zurückgeschossen. Sie war es gewohnt, für sich selbst einstehen zu müssen. „Das ist mehr, als du sagen kannst, oder?“

Eden war die Einzige gewesen, die genug Französisch sprach, um sie zu verstehen. Sie war in Gelächter ausgebrochen und hatte sich neben Quinn gestellt. „Bitte lass uns nebeneinandersitzen. Ich will nicht mit einem Typen zusammensitzen, der mich nicht einmal zum Lachen bringen kann.“

Quinn war die meiste Zeit ihres Lebens herumgeschubst worden. Sie freundete sich mit niemandem an. Sie wohnte mit Eden auf einem Zimmer, und sie lachten zusammen, aber sie erwartete nicht, nach dem Kurs noch einmal von ihr zu hören.

Doch Eden war anders. Nach dem Kurs hatte sie sich gemeldet und hielt seitdem an ihrer Freundschaft fest. Aber es hatte Jahre gedauert, bis Quinn aufhörte, darüber überrascht zu sein. Bis sie akzeptierte, dass Eden und sie für immer Freunde bleiben würden.

Darum hatte sie damals nicht damit gerechnet, dass Eden sie im Sommer nach ihrem Französischkurs in die Villa ihres Bruders in Griechenland einladen würde.

Die Idee war so lächerlich, dass Quinn sie sofort verworfen hatte. Sie war damals immer noch ein Pflegekind gewesen. Doch Eden hatte einige Anrufe getätigt und irgendwie alle Hürden beseitigt. Quinn hatte gehen dürfen.

Mit sechzehn war sie Micah zum ersten Mal begegnet. Sie war gleichzeitig eingeschüchtert und hingerissen gewesen. Er war sieben Jahre älter und leitete bereits ein internationales Technikunternehmen. Er war reich und gutaussehend und strahlte eine unglaubliche Energie aus.

Hätte sie nicht seine nachsichtige, menschliche Seite bei seiner Schwester erlebt, wäre sie von seinem distanzierten und sarkastischen Verhalten zu Tode erschreckt gewesen. Aber Eden hatte keine Angst, ihn zu ärgern, und Quinn beneidete die beiden um ihre vertraute Beziehung.

Sie war sich bewusst, dass sie bei diesem Besuch von ihm getestet wurde, aber sie musste die Prüfung bestanden haben, denn im nächsten Winter wurde sie eingeladen, sie nach St. Moritz zum Skifahren zu begleiten.

Im Sommer darauf lehnte sie Edens Einladung ab. Sie hatte einen Sommerjob angenommen und sparte für ihre Ausbildung.

Doch ein Jahr später bestand Micah darauf, dass Eden sie zu ihrem Treffen in Rom mitbrachte. Quinn konnte sich nur zehn Tage Zeit nehmen, weil sie zu ihrem Sommerjob zurückkehren musste, aber sie schleppte Eden durch jede Kathedrale und jede Ruine, die sie im Umkreis von ein paar Stunden finden konnte, bevor sie sich abends mit Micah trafen.

„Du hast wirklich Freude an Ruinen und Geschichte, nicht wahr?“, fragte Micah mit so etwas wie Belustigung, nachdem sie ihm lebhaft von ihrem Tagesausflug nach Pompeji erzählt hatte.

„Ich lerne gerne“, stimmte sie begeistert zu.

Als sich ihre Blicke trafen, spürte sie, wie etwas in ihr klick machte.

„Du solltest noch eine Woche länger in Europa bleiben.“ Er blickte zu Eden. „Ich kehre nach Wien zurück, aber ihr könntet mitkommen. In Wien gibt es einige hervorragende Museen.“

„Und du könntest mit uns in die Oper gehen.“ Eden lächelte verschmitzt.

„Ich könnte euch Eintrittskarten für die Oper kaufen“, korrigierte Micah, offensichtlich kein Fan. Er schaute wieder zu Quinn.

Die Sehnsucht, die Kultur zu erleben und noch mehr Zeit mit Eden – und Micah – zu verbringen, schnürte ihr die Kehle zu. „Das klingt schön, aber ich muss zurück zu meinem Sommerjob.“