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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Arbeit soll die Besonderheit der Henriette Herz in deutsch-jüdischer Perspektive herausgearbeitet werden. Hierfür wird zunächst ihre Ausgangssituation, also ihre Kindheit und ihre Familie ebenso wie ihr Mann, Marcus Herz, betrachtet, um dann ihre gesellschaftliche Stellung als verheiratete Frau und Kopf des sogenannten „Tugendbundes“ und des ersten Berliner literarischen Salons erörtern zu können. Ebenso werden die bedeutendsten jüdischen Personen aus ihrem Umkreis und deren Einfluss und Bedeutung für die Gesellschaft, für die Juden ihrer Zeit und speziell für Henriette kurz charakterisiert. Weiterhin werden auch Henriettes Position in der Gesellschaft nach dem Tode ihres Mannes und die Beweggründe und Umstände ihres Übertritts zum Protestantismus dargelegt, um schließlich ihre Besonderheit, aber auch ihre Wirkung und Bedeutung in deutsch-jüdischer Perspektive erfassen zu können.
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Im Folgenden soll die Besonderheit der Henriette Herz in deutsch-jüdischer Perspektive herausgearbeitet werden. Hierfür ist es notwendig, zunächst ihre Ausgangssituation, also ihre Kindheit und ihre Familie ebenso wie ihren Mann, Marcus Herz, zu betrachten, um dann ihre gesellschaftliche Stellung als verheiratete Frau und Kopf des sogenannten „Tugendbundes“ und des ersten Berliner literarischen Salons zu erörtern. Ebenso sollen die bedeutendsten jüdischen Personen aus ihrem Umkreis und deren Einfluss und Bedeutung für die Gesellschaft, für die Juden ihrer Zeit und speziell für Henriette kurz charakterisiert werden. Weiterhin müssen auch Henriettes Position in der Gesellschaft nach dem Tode ihres Mannes und die Beweggründe und Umstände ihres Übertritts zum Protestantismus dargelegt werden, um schließlich ihre Besonderheit, aber auch ihre Wirkung und Bedeutung in deutsch-jüdischer Perspektive erfassen zu können.
Die hierbei hauptsächlich zugrundeliegenden Quellen liefert das von Rainer Schmitz 1984 herausgegebene Sammelwerk „Henriette Herz in Erinnerungen Briefen und Zeugnissen“. Es beinhaltet sowohl die von Henriette selbst verfassten Erinnerungen ihres Lebens, als auch aus der brieflichen Korrespondenz zwischen und mit ihren Freunden und ihrer Familie Erhaltenes sowie einige weitere Quellen zu ihrer Person. Weitere Informationen über Henriette und ihr Umfeld bieten Petra Wilhelmys „Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780-1914)“ von 1989 sowie verschiedene im „Leo Baeck Yearbook“ erschienene Aufsätze.
In Henriettes Kindheit und Jugend, das heißt gegen Ende des 18. Jahrhunderts, waren die Juden Berlins noch nicht gleichberechtigt. Doch bewegt von der Aufklärung sowie der Französischen Revolution und der dadurch geschaffenen Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz in Frankreich und somit auch der Juden, gab es auch bei den preußischen Juden bereits den Wunsch beziehungsweise die Forderung nach rechtlicher Gleichstellung und Emanzipation.1
1Vgl. Monika Grübel: Schnellkurs Judentum. 6. Aufl. Köln 2004, S. 138f, 142f. [ImFolgenden abgekürzt mitGrübel: Schnellkurs Judentum]
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Henriette kam am 5. September 1764 als Tochter der Esther de Lemos, geborene Charlesville, (1742-1817) und des jüdischen Arztes Benjamin de Lemos (1711-1789) zur Welt.2In Berlin existierte kein Ghetto.3Dennoch wohnte die Familie in einem Haus, in dem nur Juden lebten.4Henriette selbst bezeichnet ihre Wohngegend als „jüdische[…]Kolonie“[HHE, S.12].
Über ihre Familiengeschichte schreibt Henriette in ihren „Erinnerungen“, der Vater sei als sephardischer Jude in Hamburg aufgewachsen und nach seinem Studium der Arzneiwissenschaft in Halle als Arzt nach Berlin gekommen, wo er zunächst kein hohes Einkommen hatte, da die meisten Berliner Juden zu dieser Zeit nicht sehr reich gewesen seien.5Benjamin de Lemos war ein sehr religiöser Mann, der die jüdischen Gesetze befolgte und oft und viel in der Heiligen Schrift las.6An ihm hing Henriette sehr, die Beziehung zur Mutter war bedeutend schlechter. So vermutet Henriette, die Mutter habe sie nicht besonders geliebt, während ihr Vater nachsichtiger mit ihr gewesen sei und sich lediglich manchmal durch die Mutter habe gegen sie aufhetzen lassen.7