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Anton sitzt in seinem neuen Detektivbüro und langweilt sich. Endlich taucht seine erste Kundin auf! Ihr Auftrag klingt spannend. Anton reist durch die Zeit und landet im 18. Jahrhundert. In Wien lernt er Komtesse Fanny kennen, die in einem Schloss lebt. Fannys Klavierlehrer ist Wolfgang Amadé Mozart. Der geniale und spritzige Musiker will bald heiraten, aber er hat ein schlimmes Problem: Er wird als Dieb verdächtigt. Anton und Fanny müssen ihm helfen! Anton gibt sich als Gärtnerjunge aus und schleicht nachts im Schlosspark herum. So kommt er den wahren Dieben auf die Spur. Doch dann wird Fannys Hund entführt! Ein Mann mit Froschaugen sperrt Anton und Fanny in einen Sarg ein.
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Seitenzahl: 108
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Bettina Janis studierte Theaterwissenschaft und Psychologie in München und arbeitete als Theaterdramaturgin, Lektorin, Casterin und Sprachlehrerin. Sie lebt in Köln und schreibt Bücher, Drehbücher und Hörspiele für Kinder und Erwachsene. Weitere Titel von Bettina Janis bei BoD
Mila in der Luft. Abenteuer im Elfenland
Detektiv ohne Arbeit
Die Hexe
Papa nervt
Frau Rose
Um Mitternacht
Aus Anton wird Luis
Fanny erfährt ein Geheimnis
Herr Mozart
Die Entführung aus dem Serail
Konstanze
Anton schmiedet einen Plan
Anton wird Gärtner
Im Gesindehaus
Nachts im Schlossgarten
Froschauge
In der Leichengass
Gefangen
Ein musikalischer Holzwurm
Hochzeit
Zurück in der Zukunft
Warum meldet sich denn bloß keiner, denkt Anton.
Anton sitzt im Detektivbüro und schwitzt. 33 Grad! Und das im Juni.
Vor Anton auf dem Schreibtisch liegen gelbe Flyer:
Anton Sandler/Tobias Pfeiffer
Detektive
Wir übernehmen jeden Fall
Anton und Tobi haben die Flyer in Briefkästen geworfen und an Laternen geklebt. Trotzdem ist im Detektivbüro nichts los. Wenn wenigsten Toby hier wäre, wünscht sich Anton, dann könnten wir weiter machen mit dem Schnüffeltraining. Aber Toby muss lernen. Seine Mutter hat einen Notentick. Antons Eltern sehen das mit den Noten zum Glück entspannter.
Ist das heiß! Anton steht auf, weil seine Jeans am Stuhl kleben. Er geht zum Fenster und guckt in den Garten. Das Detektivbüro liegt über der Garage und hat einen eigenen Eingang für Kunden. Praktisch. Bloß kommen keine Kunden.
Im Garten bewundert Papa seine Tomaten und Paprika, die unreif an den Stauden hängen. Dabei bewegt er die
Lippen – spricht er etwa mit dem Gemüse?
Antons Vater ist Psychologe. Er arbeitet jeden Tag, bis Anton aus der Schule kommt. Dann kocht er. Zum Glück macht er das gern, denn mit Antons Mutter ist beim Essen Kochen kaum zu rechnen. Sie ist Stewardess und oft unterwegs. Und wenn sie da ist, gibt es bei ihr immer Pizza, die sie entweder aus einem Pappkarton nimmt und in den Ofen schiebt oder mit ihrem Handy bestellt.
Antons Vater ist fast immer gut gelaunt und seine Mutter fast immer müde vom Jetlag.
Anton findet, dass er und seine Eltern sehr verschieden sind – manchmal glaubt er, dass er im Krankenhaus verwechselt wurde. Seine Eltern wollen immer „ihre Ruhe“. Sein Vater pflegt am liebsten seine Gemüsebeete, während seine Mutter im Liegestuhl liegt und Romane verschlingt. Für Geheimnisse interessieren sie sich nicht. Für Anton sind Geheimnisse das Größte. Jeden Tag sucht er in der Zeitung nach Kriminalfällen und wünscht sich nichts mehr, als einmal selbst einen zu erleben. Wie die Detektive in den Büchern.
Draußen flattern ein paar Vögel herum. Die Sonne scheint. Papa kniet neben einem Beet. Die dicke Katze der Nachbarn spaziert an der Hecke entlang. Anton seufzt. Langweilig!
Und genau als er das denkt, passiert etwas. Eine Frau kommt quer über den Rasen auf Antons Vater zu. Die Frau sieht sehr bunt aus! Über einer roten Hose trägt sie einen
grüne Tunika. Armreifen klimpern an ihren Armen, viele Ketten hängen um ihren Hals. Sie hat lange schwarze Haare. Trotz der Hitze trägt sie gelbe Handschuhe. In einer Hand hält sie ein Buch.
Die Frau spricht Papa an. Er steht auf und klopft sich die Erde von den Knien. Die Frau redet auf ihn ein und schwenkt dabei das Buch in der Hand.
Plötzlich dreht Papa den Kopf und deutet zur Garage hinüber. Anton tritt schnell vom Fenster zurück. Will die Frau etwa zu ihm?
Anton rennt zu seinem Schreibtisch. Er muss jetzt professionell wirken.
„Ja, bitte!“
Die Tür geht auf. Die bunt gekleidete Frau kommt herein. Sie ist weder jung noch alt. Ein blumiger Duft umweht sie.
„Bist du der Detektiv Anton Sandler?“
„Ja.“
Mehr fällt Anton blöderweise nicht ein.
„Darf ich mich setzen?“
Sie hat eine sehr dunkle Stimme.
„Klar!“
Anton springt auf und holt einen Stuhl aus der Ecke.
„Danke“, sagt seine Besucherin und setzt sich.
Anton gelingt es endlich, wie ein Detektiv auszusehen. Das hat er vor dem Spiegel geübt.
„Worum geht es?“, fragt er.
Statt einer Antwort legt sie das Buch vor ihn auf den Tisch. Es ist dick und alt. Anton schaut neugierig auf den Einband. Darauf ist eine Postkutsche mit zwei Pferden zu sehen. Der Titel des Buchs ist in einer Schrift mit fremden Buchstaben geschrieben.
„Wie heißt das Buch?“, fragt Anton.
„Wenn ich das wüsste“, erwidert die Besucherin. „wäre ich nicht hier.“
Antons Handy klingelt. Papa.
„Hallo? Ich kann jetzt nicht!“
„Anton, diese Frau, die nach dir gefragt hat …“
„Später, ja?“, sagt Anton. Dann drückte er das Gespräch weg und schaltet sein Handy aus.
„Am besten erzähle ich zuerst einmal, wie ich zu diesem Buch komme.“
„Gute Idee!“
Anton denkt, dass er sie danach hätte fragen sollen. Aber wie soll man sich konzentrieren, wenn man dauernd von seinem Vater angerufen wird.
„Darf ich aufnehmen, was Sie sagen?“
„Nein! Auf gar keinen Fall!“ Sie reißt ganz erschrocken ihre braunen Augen auf.
„Wie Sie wollen."
Anton greift sich einen Stift und sein Notizbuch.
„Darf ich mir Notizen machen?“, fragt er.
„Ich nehme an, das musst du wohl.“
„Zuerst einmal“, sagt Anton, „wie heißen Sie?“
„Angela Wundersam.“
„Welchen Beruf haben Sie?“
„Ich bin Lebensberaterin.“
Anton notiert es.
„Wen beraten Sie?“
„Alle, die auf Magie vertrauen.“
Das klingt zwar etwas schräg, aber Anton versteht sofort, was sie meint.
„Sind Sie so eine … Hexe?“
Sie nickt anerkennend.
„Gut kombiniert.“
Sein Wissen verdankt Anton seiner Mutter. Denn in einer von ihren Zeitschriften hat er einen Artikel gelesen über moderne Hexen, die Leuten bei Problemen helfen, mit Heilkräutern, Glücksbringern und so genannten Ritualen.
„Viele haben Vorurteile gegen uns“, sagt Angela Wundersam. „Aber es ist ein Beruf wie jeder andere. Ich habe Praxisräume und Sprechzeiten. Ich zahle Steuern. Manchmal fahre ich zu einem Kongress.“
„Wie mein Vater“, wirft Anton ein.
„Und bei einem solchen Kongress in Irland kam dieses Buch in meine Hände. Ich kann es nur nicht entziffern. Alle meine Lexika über Geheimschriften haben mir nicht geholfen. Und jetzt kommst du ins Spiel.“
Anton schlägt das Buch auf und sieht, dass der ganze Text in einer geheimen Schrift geschrieben ist. Plötzlich ist er ganz aufgeregt.
„Geheimschriften sind mein Spezialgebiet“, ruft er. „Wenn jemand diese Schrift entziffern kann, dann ich.“
„Großartig!“, freut sie sich. „Und wie lange wird es dauern, was meinst du?“
Anton überlegt. „Sagen wir eine Woche?“, schlägt er vor.
Sie lächelt ihn strahlend an und zeigt dabei weiße Zähne. Hexen sind nur im Märchen hässlich, denkt Anton.
„Und wie hoch ist dein Honorar?“, fragt die Hexe. Anton spürt, wie er rot wird.
„Kommt drauf an“, murmelt er.
Warum ist Toby nicht hier! Mit Geld kennt er sich besser aus.
Angela Wundersam hält plötzlich einen 50-Euro-Schein in der Hand.
„Reicht das als Anzahlung?“
Anton nickt.
Sie steht auf. Ihre Armreifen klimpern. Ihre braunen Augen blicken ihn beschwörend an.
„Versprich mir eins“, sagt sie. „Wenn du auf Reisen gehst, dann geh nicht ohne Geld.“
„Das kann ich Ihnen gern versprechen. Aber ich geh nicht auf Reisen. Nicht bevor ich Ihren Fall gelöst habe.“
Sie lächelt.
„Denk dran.“
Sie steht auf und geht zur Tür.
„Moment“, ruft Anton, „wo finde ich Sie denn?“
„Im Internet natürlich. Auf Wiedersehen, Anton. Ich hoffe, du hast Erfolg. “
Es klickt leise, als die Tür hinter ihr ins Schloss fällt. Der Blumenduft hängt noch in der Luft.
Angela Wundersam. Tiefe Stimme. Riecht nach Lavendel, notiert er schnell in seinem Heft. Dann läuft er zum Fenster. Doch von der Hexe keine Spur mehr. Nur die dicke Nachbarskatze sitzt mitten auf dem Rasen.
Anton schaltet sein Handy ein. Papa hat dreimal angerufen. Er muss warten. Anton wählt Tobys Nummer.
„Toby? Mann, vergiss doch mal Mathe! Wir haben einen Fall!“
Abends liegt Anton mit dem Buch im Bett und grübelt über den geheimnisvollen Buchstaben. Das wird eine harte Nuss, denkt er. Auf einem Blatt Papier hat er sich alle Zeichen notiert, die in der Schrift vorkommen: Schleifen und Schlangenlinien, Dreiecke und Vierecke, gezackte Blitze und vieles mehr.
„Du musst jetzt schlafen!“ Antons Vater steht im rotkarierten Schlafanzug in der Tür. „Licht aus! Morgen ist Schule!“
Wenn Antons Mama über Nacht fort ist, ist Papa strenger als sonst. Anton klappt das Buch zu. Papa tritt zu der Ente, die als Lampe auf Antons Nachttisch steht, und knipst sie aus.
„Gute Nacht, Anton.“
„Gute Nacht, Papa.“
Na gut. Anton kuschelt sich in seine Decke. Denk ich eben morgen weiter drüber nach, beschließt er. Heute Nacht arbeitet mein Unterbewusstsein für mich. Doch Anton kann nicht einschlafen. Er zählt Schäfchen. ... 29, 30, 31 … Aber statt müde zu werden, wird er immer wacher. Vielleicht liegt es an dem vollen Mond, der silbernes Licht ins Zimmer schickt. Anton nimmt sich wieder das Buch und setzt sich auf die Fensterbank. Die Enten-Lampe anzuzünden traut er sich nicht. Er weiß ja nicht, ob sein Vater schon schläft. Aber im Licht des Mondes kann er die Zeichen im Buch erkennen. Er blättert um und plötzlich klopft sein Herz schneller: Da ist ein Bild, und da steht ein Wort, das er lesen kann! Unter dem Bild! Das Wort lautet MOZART!
Mozart – wie der alte Komponist, über den sie gerade was in der Schule lernen. Wahnsinn!
Hastig blättert Anton durch das ganze Buch, doch es gibt kein anderes Bild und auch kein zweites Wort, das er lesen kann. Er blättert zurück.
Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der vor einem Klavier sitzt. Man sieht nur seinen Rücken, auf den ein weißer Zopf hängt, und die Hände auf den Tasten. Plötzlich hört Anton leise Klaviermusik. Die kommt aus dem Buch!
Die Musik hört auf. Anton schaut wieder das Bild an. Der Mann sitzt nach wie vor am Klavier – doch das Wort MOZART ist verschwunden. Hat er sich das denn eingebildet? Unmöglich! Er bildet sich nie was ein. Er schnappt sich sein Handy und lässt es lange klingeln. Endlich meldet sich Toby.
„Anton? Spinnst du? Ich schlaf doch schon.“
„Pennen kannst du immer!“
Schnell erzählt er von dem Buch. Toby findet das gar nicht so seltsam.
„Ein Buch, das Klavier spielt? Dann ist da ein Tonträger drin.“
„Aber das Buch ist doch alt! Bücher, die Klavier spielen, so was gab es früher noch nicht!“
„Hmmm …“
„Ich muss mit der Wundersam reden. Kommst du mit?“
„Morgen?“
„Nicht morgen! Sofort!“
„Jetzt? Bist du verrückt! Es ist nach Elf!“
„Eine Hexe geht bestimmt erst spät ins Bett.“
Anton schaltet seinen Computer an. Dabei schubst er ein Buch an. Es fällt auf den Boden und macht Bums.
„Los, zieh dich schon mal an!“, befiehlt er Toby.
„Du weißt doch gar nicht, wo diese Wundersam wohnt“, wendet Toby ein.
„Das sag ich dir gleich“, verkündet Anton und öffnet das Internet.
Peng! geht die Tür auf und Fläsch! blendet Anton das Deckenlicht. Sein Vater, im rotkarierten Schlafanzug. Sein Sohn mit nackten Füßen am Computer sitzend, telefonierend, das ist für ihn kein schöner Anblick.
„Ich meld mich wieder“, sagt Anton schnell zu Toby und legt auf.
„Was machst du denn da?“, fragt sein Vater.
„Ich wollte nur noch schnell was nachschauen … für die Schule“, erklärt Anton. "Wann hat eigentlich dieser Mozart gelebt?“
„Vor zweihundertfünfzig Jahren," sagt Papa. „Hat das nicht Zeit bis morgen? Mach jetzt den Computer aus, ja?“
In diesem Moment klingelt das Handy. Blöderweise schnappt Papa es sich.
„Hallo?“
„Hey, Anton, ich weiß, wo sie wohnt. Sternenweg. Wie meine Cousine. Nummer 777. Wusste gar nicht, dass es dort so viele Häuser gibt. Anton?“
„Hier ist nicht Anton, sondern sein Vater. Und genau wie mein Sohn solltest du längst schlafen.“
Und damit schaltet er das Handy aus. Anton stellt sich Tobys Gesicht vor und muss grinsen.
„Anton, du kannst nicht mitten in der Nacht herumtelefonieren!“
„Das war doch nur Toby.“
„Und bestimmt wolltet ihr über Hausaufgaben reden. Anton“, jetzt sieht Papa besorgt aus, „du bist doch nicht handysüchtig?“
„Och nee, Papa“, sagt Anton genervt. „Du siehst überall nur Verrückte. Kannst du dir nicht vorstellen, dass du vielleicht einen ganz normalen Sohn hast?“
„Na gut, mein lieber normaler Sohn“, sagt Papa, und irgendwie wirkt er sauer. „Dann kommst du ja sicher mal zwei Tage ohne dieses Teil aus. Gute Nacht.“
Papa knipst das Licht aus und geht – mit dem Handy!
Durch die Tür hört Anton es wieder klingeln. Und gleich darauf Papas Stimme.
„Jetzt mach endlich, dass du ins Bett kommst, Toby!“
Ja, das war es dann wohl für heute. Anton schlüpft unter die Decke. Seine Füße sind eiskalt. Jetzt ist er müde. Noch bevor er groß an Schäfchen denken kann, schläft er ein.
Am nächsten Tag gähnt Toby in Mathe die ganze Zeit. Weil Anton ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hat, behauptet er.
In der Pause zeigt Anton Toby das Buch mit der Geheimschrift. Toby ist beeindruckt.