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Heute stelle ich das Denken ein? Natürlich nicht, es rattert unaufhörlich. Macht alles einen Sinn? Kann, aber muss nicht. Verfolgt dieses Buch einen Plan? Eher der Zufall führte Regie und die Freude an der Komik, der Spaß am Reim, an der Melodie der Sprache und Wörter. So kann alles im Gedicht verwendet werden, ob es menschliche Eigenarten, Tiergeschichten oder krude Gedanken sind, wenn ich dichte ist nichts vor mir sicher. Versammelt sind hier Gedichte der letzten fünfundzwanzig Jahre. Die vorliegende Sammlung ist seine erste Veröffentlichung. Die Zeichnungen und Bilder hat seine Nichte Nina Peinemann beigesteuert. Die Fotos stammen aus der eigenen Kamera.
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Seitenzahl: 114
Heute stelle ich das Denken ein? Natürlich nicht, es rattert unaufhörlich. Macht alles einen Sinn? Kann, aber muss nicht. Verfolgt dieses Buch einen Plan? Eher der Zufall führte Regie und die Freude an der Komik, der Spaß am Reim, an der Melodie der Sprache und Wörter. So kann alles im Gedicht verwendet werden, ob es menschliche Eigenarten, Tiergeschichten oder krude Gedanken sind, wenn ich dichte ist nichts vor mir sicher. Versammelt sind hier Gedichte der letzten fünfundzwanzig Jahre.
Hartmut Rusch, Jahrgang 58, in Hamburg geboren und aufgewachsen, lebt in Schleswig-Holstein, geht Einkaufen, backt Kuchen, läuft, mäht Rasen oder sieht fern, spielt Saxophon wenn er nicht schreibt, sorgt für seine Frau und sich um Ideen für Geschichten und Gedichte.
Die vorliegende Sammlung ist seine erste Veröffentlichung. Die Zeichnungen und Bilder hat seine Nichte Nina Peinemann beigesteuert. Die Fotos stammen aus der eigenen Kamera.
Jeder Mensch sollte irgendwie schöpferisch tätig sein, ohne
Rücksicht auf die Qualität dessen, was er herstellt.
Jehudi Menuhin
Faszination 181
Worte wie Klang in der Stille
Statt einer erklärenden Einleitung
Denken
Der Dichter
Tristesse
Totes Kind
Der Nasenbär
Attraktivität
Schicksale
Trauer
Die alte Frau
Schule ist schön
Frauen
Der denkende König
Im Himmelreich
John Nägele
Der Geister Reigen
Landpartien
Durch die Marsch
Im Klövensteen
Durch das Schnaakenmoor
Am Deich (1)
Weiden und Äcker
Am Deich (2)
Geest
Tiefe Tannen
Männerleiden
Zweimal täglich
Keimende Reime
Angst
Nochmal
Anders
Ach was
Der Kasimir
Atze
Der Klaus
Die Aphrodite
Die bes. Weihnachtszeit
Kein Dichter
Frau Lange
Die Brechballade
Der Wanderer
Die Marsch
Knut
Der Kabeljau
Schwachsinn
Der Wald
Krawilubumm
Das Schwein
Das Schnitzel
Meine Gedichte
Dichters Druck
Giselher
Zwei Hasen
Drei Schlitzrüssler
Kinderlied
Wüste Gedanken
Lotte
Café-Vergnügen
Barista-Wissen
Der Kümmerer
Voodoo
Zwei Perlhühner
In der Kalahari
Die anderen Hühner
So nicht
Brutal
Damen schonen
Im Norden
Ich pflückte eine Blume
Frivoler Frevel
Das Känguru
Toleranz
Die da dort
In eigener Sache
Schlummernde Lösung
Schauspielerleid
Die Rotbauchunke
Wenn du wüsstest
Trinken für Alphabeten
Blutsbrüder
Ratat tat tat
Tatsachen der vollendeten Zukunft
Lebensweisheiten
Lebensweisheiten 1
Lebensweisheiten 2
Lebensweisheiten 3
Lebensweisheiten 4
Schönes Effell
Der Dieter
Westwärts
Der Gerd und die Ute
Überflüssige Fragen
Ach berühmt
Überhaupt
Wo die Liebe hinfällt
Winter
Winter 2
Lichte Gedanken
Verlangen
Brachen in meinem Kopf
Der Spatz
Stadtmenschen
Wussten Sie...
Klassenkampf
Nächtliche Olympiade
Wechselbeziehungen
Morgengrauen
Der Entschluss
Klebende Buchstaben
Henriette und der Horst
Kaltes Erwachen
Träume
Mann o Mann
Alltagsfreuden
Begehren
Schicht
Auf die Hörner
Nasen
Nicht Wicht
Zeiten
Tägliche Gefahren
Mein Schwager
Na Mahlzeit
Publikumsbeschimpfung
Desiree
Gemein
Aufräumen
Ja wenn
Chorus Singularis
Winter 3
Kein Einwanderungsland
Schuhschnabelige Lyrik
Verdreht
Verdreht 1
Verdreht 2
Zwergenreich
Frühling im Park
Schweißtreibende Erkenntnis
Durch die P-Zeiten
Die Damen sind so nett
Damensonett
Was wäre wenn
Fragen
Oh Berge
An der Alster
Schlichtes Ende
Statt eines Nachworts
So wirr meine Gedanken
sie fanden niemals Schranken
Ordnung in meinen Gedichten
du findest sie mitnichten
so wie sie entstanden
sind sie hier vorhanden
die Reihenfolge folgt der Zeit
so gut so weit
und Interpunktion
die fügte ich später ein schon
für dich zum besseren Lesen
zu Anfang ist sie nicht dagewesen
Heute stelle ich das Denken ein,
kein Ansatz mehr, nicht mal zum Schein.
Ich kippe nun den Schalter um
und die Gedanken bleiben stumm.
Doch, das ist wirklich äußerst dumm,
irgendetwas schwirrt in meinem Hirn herum.
Habe ich nicht alles angehalten,
was sollten die Synapsen noch verwalten?
Zu blöd, dass ich nicht in der Lage bin,
zu tun wonach mir steht der Sinn.
Ich merke, ich bin nicht der Herr im Haus,
Gedanken gehen ein und aus.
Veranstalten was sie nicht machen sollten,
wollte nicht, dass sie herum tollten.
Sie scherten sich nicht, sie spielten,
mit Einfallsblitzen mich zum Narren hielten.
Ein Gedicht entstand, ein zweites und so fort,
mein Gehirn ein sprudelnder Hort,
ob mit Verstand aber auch ohne,
egal ob ein Gedicht literarisch sich lohne.
Deshalb, das Denken stelle ich nicht ab
und Einfälle werden niemals knapp.
Sie niederzuschreiben macht mir Lust
und ich hoffe, das Lesen dir keinen Frust.
Ein Männlein, einfältig und schlicht
schrieb eins ums andere Gedicht.
Er stapfte durch die deutsche Sprache
wie sonst ein Bub durch eine Lache.
Mal grob, mal arglos, ohne Plan,
manch einer glaubte ihn im Wahn.
Und das nur, weil ihm verkündet,
er sei ein Dichter. Dies war begründet.
Er schloss sich ein in seinem Heim
und dichtete nun Reim an Reim.
Zu Bohnen, Erbsen, Zuckerschoten
gesellten sich Knipp und Schweinepfoten.
Zu Drachen, Zwergen, Königspaaren
fand man im Vers nun Zähne mit Haaren.
Keine Müh hat er mit Zange,
reimt sie sich nett auf Zuckerstange.
Zu Stelle, Delle oder Schelle
bemühte er auch Westerwelle.
So wie es kam, so wie es passte,
als ob kein Zweifel auf ihm laste.
Verließ ihn seine Dichterkunst
wurd´ auch ein Klassiker verhunzt.
Mal Heine, Herder, Klopstock gar,
im Schüttelreim bringt er sie dar.
Trakl, George und auch ein Brecht,
den Zuhörern wurde häufig schlecht.
Angesprochen auf seinen Schund,
dann tat er Folgendes nur kund:
"Oft unerkannt bleiben große Meister,
Kritiker sind kleine Geister.
Neid und Missgunst ist deren Sache
wenn ich mein Feuerwerk entfache!"
Es ward geschrieben und gedichtet,
Vers auf Vers wurde aufgeschichtet.
Wie ein Maurer seinen Mörtel rührt
verquirlt er Worte ungeniert.
Und will der Reim ihm doch versagen,
wie ein Holz wird jedes Wort zerschlagen.
Keine Scheu hat er mit Liebe,
klingt sie vorzüglich gepaart mit Siebe.
Auch Treu, Sehnsucht und Trauer
verband er sorglos mit Spreu, Zucht, Bauer.
Zu Hoffnung, Schmerz und Liebespein
kam Kuhdung, Terz und Ochsenbein.
Des Goethes Wilhelm Meister,
wir fanden ihn, verklebt mit Kleister.
Des Schillers Räuber, gestutzt auf sieben,
im Limerick sind sie vertrieben.
Fontanes Ribbeck nachgebessert,
zum Birnenmus, und den verwässert.
Kein Satz von ihm gesprochen,
der nicht im Vers verbrochen.
Metrik, Rhythmus war einerlei,
alles verkam zum Reimebrei.
Kein Skrupel, der ihm sagte: "Halt!"
Lyrik machte er mit Reimen kalt.
Der Duden wurde solang gewrungen,
bis ihm auch jeder Reim gelungen.
Er erdreiste sich und scheute nicht,
alles geriet in ein Gedicht.
Er folgte der Bestimmung stur,
verließ den Pfad nicht und das nur,
wer lötet, klempnert und auch schweißt
bei manch einem "Dichter" heißt.
Trübe blickendes Trottelgesicht,
träge in Tristesse gefangen,
träumt von Liebe und Treue.
Tranig gebunden durch triste Sicht,
trunken von Tränen,
tröpfelnd vor Trauer,
triebhaft und tragisch umfangen,
trampelt und trottet es aufs Neue,
traktiert uns mit einem Trottelgedicht.
Wessen Eltern Kind bist du, dass du dich erdreistest,
so schamlos dich aus der Welt zu stehlen?
Wessen Vaters Sohn, dass du dir hier leistest,
nur schamhaft um die Gunst zu buhlen?
Wessen Mutters Liebling, von der du erhofftest,
dich schützend, sie für dein Leben fleht?
Wessen Bruders Bruder, vor dem du dich fürchtest,
der schaurig fordert, dein Leben sei gelebt?
Die Eltern, Grammatik, haben dich ausgeguckt,
der Vater, Kasus, hat dich ausgespuckt,
die Mutter, Phonetik, hat dich liebgewonnen,
der Bruder, Dativ, hat dir das Leben genommen.
Des zweiten Falles graziöser Klang,
dessen liebreizende Formen wir uns vage erinnern,
seit Jahren nur noch ein Totengesang
von verwesenden, grammatikalischen Spinnern.
Sie pflegen die Pflanze, den Kümmerling noch,
haben Hoffnung, dass er bestehe,
im gesprochenen Wort und doch
nicht im Straßendeutsch schändlich vergehe.
Schwach, zerbrechlich sind deine Glieder,
deine Melodie ein zart Kontinuum,
der Ersatz dröhnt hämisch wider,
der Sprache widerliches Labium.
Wem gehört der Hut?
Dem Vater gehört die Kopfbedeckung!
Kalt, herzlos, tosend,
für Wohlklang kein Gespür.
Wessen Stimme hören wir mit sanftem Mut?
Der Sopranistin Töne gilt unsere Verzückung.
Schmeichelnd, weich, liebkosend
umgarnt er das Gehör.
Der Dativ hat den Krieg gewonnen,
gemetzelt, gemeuchelt, wo er nur konnte,
den Genetiv, der noch versonnen
davon träumte, im Glanz der Dichter er sich sonnte.
Wessen Kasus eitle Klänge, denen wir einstmals bedächtig lauschten?
WEM verbiete man, dass es sich verbreitet!
Wo früher des Genitivs Melodien rauschten,
wird heute DEM DATIV die Welt bereitet.
Der Totgeweihten Kind bist du,
besungen nur noch von Greisen,
bald liegst du dann in seliger Ruh,
begraben deine charmanten Weisen.
Wessen Eltern Kind bist du, dass sie nicht beweinen,
den Abgang, dessen wir uns jetzt schämen,
wessen Vaters Sohn, der fühlt sich im Reinen,
vergessen den Tod, dessen wir uns nun grämen.
Wessen Mutters Liebling, die mit uns nun trauert,
sie ahnt, der Sprache geht Schönes verloren,
wessen Bruders Bruder, der nur darauf lauert,
aus deinem Grab nun neu geboren.
Des Genitivs letzte Stund´ ist gekommen,
kaum einer hat sie wahrgenommen.
Der Nasenbär, der Nasenbär
erzählte mir eine große Mär.
Er berichtete voll Jammer,
er wäre eine Nasenklammer.
Jetzt neulich, so vor ein paar Tagen,
ich mag es euch kaum sagen,
ich sah schon wieder einen dieser Sorte,
der glaubte doch, er wäre eine Torte.
Nun frag ich mich, ob es wirklich ist,
oder eine bestimmte Art von List?
Haben sie ihre wahre Bestimmung gefunden,
oder hat man mir einen Bären aufgebunden?
Sie spüren es! Alle Frauen fühlen es, es kribbelt bei ihnen.
Warm liegen ihre Blicke auf meinem Körper.
Und das gefällt mir, ich genieße es.
Und das gefällt ihnen, sie genießen es.
Schade, dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin.
Meine erotische Ausstrahlung
hat um hundert Prozent zugenommen.
Dass das so einfach ist!
Ob ich zu lüstern zu ihnen hinüber blicke?
Wohl kaum! Ihre Blicke treffen mich ebenso schamlos.
Sie wandern an meinem Körper auf und ab, auf und ab.
Ziehen mich aus!
Bis ich fast nackt vor ihnen stehe,
bekleidet nur noch mit meiner neuen schwarzen Unterhose.
Der Mann mit der eisernen Maske
trägt schwer an Gewicht und Los.
Die Dame in der Schönheitsfarm
trägt Maske mit Gurke.
Auf der Nase des Clowns sitzt eine Pappnase,
er maskiert seine Trauer.
Das Phantom der Oper trägt eine Maske,
es verbirgt seine Hässlichkeit.
Die vierzigjährige Frau
trägt Maskara auf.
Im Karneval setzt der Jeck die Maske auf.
Nun lässt er die Sau raus.
Der maskierte Bankräuber
kann den Lohn seiner Arbeit mit niemandem teilen.
Millionen setzen morgens
vor der Arbeit eine Maske auf.
Schicksale!
Ich trauere über das Leid der anderen,
der Lebenden, Trauernden!
Nur dumm, dass gerade jetzt
mein Bauch zu knurren anfängt.
Hoffentlich hält das Wetter.
Ich habe keine Lust hier im Regen zu stehen.
Meine Frisur ist dann gleich völlig ruiniert.
Und meinen Schuhen reicht es schon,
im feuchten Gras zu stehen.
Hoffentlich gibt das keine Ränder.
Was wohl die anderen denken?
Der Leichenträger würde lieber Fußball spielen.
Die alte Frau am Fenster kann nicht mehr so gut sehen.
Deshalb sieht sie die Welt mit den Augen der Erinnerung.
Die alte Frau am Fenster kann nicht mehr so gut hören.
Deshalb hört sie auf ihre inneren Stimmen.
Die alte Frau am Fenster hat Schwielen an den Händen
und Gicht in den Fingern.
Deshalb fühlt sie mit dem Herzen.
Die alte Frau versteht die Welt nicht mehr.
Trotzdem weiß sie alles besser.
Mama sagt, Schule tut nicht weh.
Mama kennt Lars mit den dicken Oberarmen nicht...
Mama sagt, alle müssen zur Schule gehen.
Mama kennt die dünne Nadja nicht, die immer hustete.
Nach drei Wochen kam sie nicht wieder...
Mama sagt, Schule macht Spaß,
das ist wie Plätzchen backen lernen.
Aber Papa befiehlt ihr auch nicht, eine ganze Stunde
auf dem Stuhl in der Küche zu hocken und nicht aufzustehen.
Papa sagt, wenn man lernt, dann wird aus einem
später mal was Anständiges.
Ich will später singen wie die Spice Girls.
Papa sagt, das ist nichts Anständiges.
Ob die auch immer mit dem Essen kleckern und schmatzen?
Papa sagt, nur wer lernt, hat auch Erfolg im Beruf.
Mama hat sicher früher nichts gelernt.
Folter ist unmenschlich.
Ich kann keiner Folter widerstehen.
Schöne Frauen sind unwiderstehlich.
Ich kann keiner schönen Frau widerstehen.
Schöne Frauen sind unmenschlich.
Schöne Frauen foltern.
Der König saß auf seinem Thron und dachte nach.
Er hätte auch vordenken können, doch das lag ihm nicht.
Vielleicht sollte er ein Vordenker seines Volkes sein,
doch lieber überließ er dieses den Philosophen.
Stattdessen war er seinem Volk ein Vorbild.
Von einem Nachbild hatte er noch nie gehört.
Eine Nachbildung hatte er schon irgendwo gesehen,
sie gefiel ihm aber nicht.
Der König war der Überzeugung, dass Vorbildung für die
Ausübung des Königsamtes unbedingt notwendig sei.
Jeder König bedürfe einer Grundbildung.
Das war für den König ein unumstößlicher Grundsatz.
Den Grund hierfür suchte er allerdings noch.
Darüber dachte der König gründlich nach.
Sitzend auf seinem Thron.
Er hätte auch vordenken können...
Dem Himmelreich fehlt die Moral,
die zehn Gebote schmecken schal.
Einst lernten wir das Ehebrechen zu vermeiden,
das könne der liebe Gott partout nicht leiden.
Doch was muss ich sehen, nun oben angekommen,
mein Weib hat sich einen anderen Engel genommen.
Hat nicht gewartet, bis ich an der Reihe.