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Maria hat endlich ihren 13. Geburtstag und ist völlig überwältigt von allem, was sie an diesem besonderen Tag erleben darf. Ihre grosse Schwester verrät ihr dabei ein grosses Geheimnis und dies wiederum schweisst die beiden nur noch mehr zusammen. Trotz des Altersunterschiedes macht die grosse Schwester manchen Unfug mit. Maria ahnt noch nicht, dass dieser Geburtstag für sie so wichtig sein würde. In der Familie wartet ihr nämlich eine grosse Prüfung, die sie jedoch mit Hilfe ihrer treuen Freunde tapfer meistert. Auch in der Schule gibt es sehr viel Neues, nicht nur in Bezug auf den Schulstoff.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Die Autorin
VORWORT DES VERLEGERS
Betrachtungen über das Hexenfieber im Regenbogenland
Die Pergamentrolle
Frühstückstisch und ein Couvert
Im Garten mit Susannah
Nanis und Susannahs Geheimnis
Besitzanspruch und Zauberspruch
Verlegenheit und Überraschung
Trugbild?
Schweigen oder vergessen
Der Ritt auf Silberhaar
Der Spiegel
Das fremde Mädchen
Maria wird zur Taufpatin
Flugspiel
Der Eulen „Schiedsrichter“
Jemand ganz besonderes
Vergessen und beschützt
Ein Engel
Der Tag nach dem Geburtstag
Zwiegespräch am Bach
Die innere Stimme
Im Haus
Der Blick in den Spiegel
Abendlicher Besuch
Mutter entschuldigt sich
Wunschpakete im Spiegel
Zwei auf dem Bett
Susannah muss gehen
Abschied
Augenblicke nur für mich
Zum Bach
Tee
Telefon
Die Mondfee
Beginn des neuen Schulsemesters
Alles vorbei und doch nicht
In meinem Zimmer
Krankenbesuch
Silberhaar besucht Koyas Besen
Grossmutter kommt
Cristina von Brandes
Hexenfieber im Regenbogenland Band II Dreizehn Komma irgendwas
Bibliografische Information: Die schweizerische Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation im Katalog Helvetica: Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar überSchweizerische Nationalbibliothek Hallwylstrasse 15 CH3003 Bernhttps://www.nb.admin.ch/snl/de/home/ueberuns/kontakt.html
© 2024AbisZett Verlag Genossenschaft
Balderstrasse 13
CH 3007 Bern
https://www.abiszett.de
© BilderJerry HelblingLektoratSven Hinz, Freiburg im Breisgau.
Walo C. Ilg Fürsprecher a.D., Bern
KorrekturPeter Gruhser, MünchenAufbereitungMont Jacques UG, MünchenHerstellungTolino media GmbH & Co.KG, MünchenISBN 978-3-907192-15-3
Dieses Buch widme ich: meiner geliebten Tochter Vanessa und meinem ebenso geliebten Enkel Shaun. Beide waren mir wie Co-Autoren, die mich begleiteten und inspirierten durch ihr Zuhören und ihre Kommentare. Jerry Helbling war ein langjähriger Freund, leider verstorben, der als Kunstmaler das Buchcover gestaltete. Das Bild habe ich durch die kleine Hexe und den Besen ergänzt. Ohne die liebevolle Aufmunterung und das gelebte Beispiel meiner geliebten Grossmutter, hätte ich mein von ihr ererbtes Talent nie umgesetzt. Ich danke ihr! Cristina von Brandes
Ich wurde 1953 in Zürich geboren. Als ungewolltes Kind habe ich früh lernen müssen, mich durchzusetzen. Gerne hätte ich Medizin studiert, was mir leider verwehrt blieb, auch Sprachauslandaufenthalte, was ich auf später verschieben musste. In meiner Jugend erfuhr ich schmerzlich, was es bedeutet, nicht geliebt zu werden. Früh entdeckte ich das Schreiben, das mir die Möglichkeit gab, aus meiner tristen Welt in eine bessere zu flüchten, meine Gefühle, Ängste und Träume auszuleben und aufzuarbeiten. Das Schreiben wurde mir zur befreienden Leidenschaft, die mich immer noch beseelt und aus meinem Leben schöpft. Denn die schönsten und spannendsten Geschichten schreibt das Leben selbst, dem geht nämlich der Stoff nie aus. Anfangs schrieb ich Kurzgeschichten, dann Gedichte und Schnitzelbänke. Die Mutterschaft im Jahre 1982 veränderte mein ganzes Leben. Ich hatte jetzt Verantwortung für meine Tochter, die nun meine Träume belebte und mir zur Quelle der Inspiration wurde.
Wer Mutter oder Vater ist, kennt diese Situation sehr gut. Da kommt die Tochter oder der Sohn und konfrontiert ganz unschuldig die Eltern mit einer naiven Frage, später und in der Pubertät mitunter herausfordernd, wenn nicht sogar anmassend und verlangt von den Eltern irgendeinen „Stuss“.» Meine Gattin und Mutter unserer hoffnungsvollen Kinder pflegte, als diese noch klein waren, mit einem kindgerechten Gleichnis zu reagieren, später entschieden, um die liebe Tochter oder den lieben Sohn „In den Senkel" zu stellen. Das durchaus vernünftig und emotional adäquat. Sehr oft hörte ich einfach zu, manchmal traf ich eine besänftigende Erwägung, um dann, wenn die Situation sich entspannt hatte, ein ausführliches Gespräch zu beginnen. Aber fast immer musste ich in solchen Situationen lachen, weil es mich an meine Jugend erinnerte. Da stiegen in mir diese jugendlichen Nöte wieder auf und ich erinnerte mich, wie hilflos ich war, weil in einem emotionalen Durcheinander steckend und daran fast verzweifelnd, gleichzeitig voller Ungeduld. Aufgewühlt suchte ich meine Orientierung und fand diese nicht, weil mir ein Koordinatennetz fehlte, das mir erlaubt hätte, mich auf ein Gesamtes hin auszurichten und nicht nur das Einzelereignis zu sehen. Das kompensierte ich mit Überheblichkeit. Cristina von Brandes versteht es vorzüglich, diese kindliche Befindlichkeit aufzuspüren und zu verorten, was ihren Protagonisten erlaubt, sich an imaginierten Wesen zu orientieren, die eine Brücke zwischen der kindlichen und der Welt der Erwachsenen schlagen, um so den Weg in diese tastend und erfühlend zu finden. Meine Eltern waren für ihre Zeit sehr aufgeschlossen und versuchten, mir Orientierungshilfen zu stellen, was mir tatsächlich half, Kindernöte, später Pubertätskrisen, zu überwinden. Aber ein Märchen, wie Cristina von Brandes es entwickelt, das fehlte mir. Es hätte mir sehr geholfen, mich zurecht zu finden dort, wo die Eltern es nicht zu tun vermochten, noch konnten, denn es gibt Herausforderungen, besonders in der Pubertät, die man nicht mit den Eltern lösen kann, sondern nur mit Dritten, zu denen man eine gewisse Distanz hat oder eben mit einer intuitiven Erzählung. Das Buch von Cristina von Brandes ist ein solches. Es hätte damals auch mir gutgetan. So wünsche ich allen jugendlichen Lesern, dass ihnen dieses schöne Buch Orientierungshilfe sein möge in einer Zeit, die ich rückblickend und als alter Mann als eine der lebendigsten, aber auch schwierigsten meines Lebens einschätze. Ich wünsche viel Vergnügen mit diesem Buch, das nicht nur Mädchen erfreuen wird, sondern auch Buben zu fesseln vermag. Für die Eltern mag die Geschichte nicht nur instruktiv sein, sondern auch berührend, denn es erinnert sie an eine Zeit, die sie ebenso unsicher bewältigt haben wie Maria und ihre Freunde. Walo C. Ilg - Präsident AbisZett Verlag , Fürsprecher a. D.
Mit filigranen Sätzen erzählt die Autorin eine aufregende Geschichte, die von der kleinen Marie handelt. Der Leser nimmt Teil an ihren lebensprägenden Erlebnissen, mit welchen die Autorin in produktiver Neugierde das wiedergibt, was uns alle bewegen sollte. So schafft sie der Kindheit einen kreativ-reifenden Raum, der auch wahrnimmt, was sich an den zerfasernden Rändern unseres modernen Lebens vollzieht. Die Dramaturgie des Buches ist lebensnah und gleichzeitig lyrisch inspiriert, und trägt die Autorin zu gestalterischer Märchendimension, ohne in deren Clichés zu fallen. Cristina von Brandes wertet nicht, sie erkennt das Wesentliche, darin liegt die moralische Essenz ihres Erzählens. Dabei schafft sie den Spagat zwischen Mystik und Realität. Sie spürt und hebt behutsam und unaufdringlich, aber umso einnehmender, wo in unserem Leben ein verborgener Schatz liegt und ein Rätsel zu lösen ist. Cristina von Brandes hält mit dem vorliegenden Werk der modernen Gesellschaft einen Spiegel vor und gibt den menschlichen Tugenden eine aktuelle und aktualisierte Dimension. Die moralischen Grundbegriffe, die Prinzipien und Normen der Moral erhalten einen prägenden Stellenwert, ohne moralisierend zu sein. Lehnen Sie sich zurück, geniessen Sie das Buch und schweifen Sie nachdenklich zurück in ihr Leben. Maria, aus der die Autorin zu Ihnen spricht, vermag Sie mit humorvollen und besinnlichen Worten zu entführen ins Regenbogenland, welches viel näher ist, als Sie es vermuten. Uli Borsch Psychologe Fontignano/PG/Italien 2008
Band II Dreizehn Komma irgendwas
Jetzt war es also so weit. Ich hatte Geburtstag. Ganz leise kroch ich aus meinem Bett, um meine Schwester nicht aufzuwecken. Ich setzte mich auf den einen Stuhl, der bei meinem Schreibtisch stand und betrachtete sie. Ein unwahrscheinlich schönes Gefühl beschlich mich und ich schaute auch noch zu Silberhaar und Dreizehn, die ebenfalls noch schliefen. Da stellte ich fest, dass es noch sehr früh sein musste, denn die Sonne war noch gar nicht aufgegangen. Ich genoss die Zeit und sass ganz still und dachte über die vergangen Tage nach. Viel war geschehen und ich hatte auch sehr viel gelernt. Ebenso dachte ich an meine weise Hexe und war natürlich gespannt, was heute alles so passieren würde. Wie lange ich so regungslos auf meinem Stuhl sass, merkte ich nicht einmal! Meine Schwester fing an sich zu räkeln und ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis auch sie wach sein würde. Doch zuvor kam Silberhaar auf mich zu und flüsterte mir ins Ohr: «Alles Liebe zu deinem Geburtstag und einen ganz tollen Tag wünsche ich dir liebe Maria.» «Vielen Dank Silberhaar», flüsterte ich zurück. «Weisst du eigentlich, wie spät es ist?» «Maria, trage ich etwa eine Uhr?» Ich musste lachen. Dreizehn wachte ebenfalls auf und gratulierte mir. «Liebe Maria, ich wünsche dir nur das Allerbeste und dass wir alle zusammen noch viele Jahre verbringen können. Komm lass dich von einem knochigen Besen drücken» und dabei schmunzelte er. «Schon gut, dass musste ja irgendwann mal kommen», lachte ich. «Psst, deine Schwester wacht auf.» «Na Geburtstagskind schon lange wach?», fragte mich Susannah. «Komm her Schwesterherz, ich will dir doch als Erste gratulieren.» Wenn du wüsstest, dachte ich, aber sagte natürlich nichts. Ich ging rüber zum Bett und liess mich von meiner grossen Schwester so richtig drücken. «Maria, ich habe ein Geschenk für dich, warte hier, ich muss es mal eben holen.» «Was ist es denn», fragte ich ungeduldig? «Weiss ich auch nicht.» «Wie, du hast ein Geschenk für mich und weisst nicht, was es ist?» «So in etwa, warte bin gleich wieder da.» «Silberhaar, weisst du was Susannah meint?» «Ja, aber sei nicht so ungeduldig.» Dreizehn und Silberhaar starrten mich an und ich fragte: «Was glotzt ihr so blöd?» «Na, na», sagte Silberhaar: «spricht man so mit seinen besten Freunden?» «Nein, aber ihr guckt wirklich komisch.» «Nun, wir sind ganz einfach auf deine Reaktion gespannt.» «Aha.» Ich hatte das Gefühl, als verginge eine Ewigkeit, bis endlich Susannah wieder da war. «Was hast du da in deiner Hand, fragte ich ganz aufgeregt?» «Eine Pergamentrolle!» «Was soll ich mit einer Pergamentrolle anfangen?», wollte ich wissen und war schon etwas enttäuscht. «Nimm sie und brich das Siegel», sagte meine Schwester. «Du tust ja so geheimnisvoll.» «Es ist ja auch ein Geheimnis, nun mach schon, drängte mich Susannah.» Ich nahm die Pergamentrolle an mich und entdeckte das Siegel meiner weisen Hexe. «Woher hast du die Rolle?» «Na von Grossmutter», sagte Susannah. Jetzt war die Neugierde riesengross. Ich brach das Siegel und las:Liebe Maria, jetzt in diesem Augenblick, wo du diese Zeilen liest, bist du keine kleine Hexe mehr, jetzt bist du eine Junghexe. Ich, die weise Hexe habe mir für diesen Geburtstag etwas ganz Besonderes ausgedacht. Nur du bist in der Lage, das, was jetzt kommt zu lesen und dies wird dir in Notsituationen helfen können. Sei es für jemanden der in Not ist oder für dich selbst. Aber wirklich nur dann, ansonsten hat das schwerwiegende Folgen für dich. Und noch etwas, weil ich wusste, dass du deiner Schwester nicht glauben wirst, dass sie weiss, dass du eine Hexe bist, hat sie von mir diese Pergamentrolle erhalten, mit der Bitte, sie dir an deinem 13ten Geburtstag auszuhändigen. Sie ist verschwiegen und kann ein Geheimnis gut für sich behalten, wäre das nicht so, würdest du diese Rolle jetzt nicht in deinen Händen halten. Jetzt Maria, streiche mit deiner linken Hand über das Pergament und du wirst deinen ganz persönlichen Hexenspruch das erste Mal sehen. Mein Herz klopfte wie wild und ich konnte kaum fassen, was ich da las. Ich tat natürlich sofort, was mir die weise Hexe aufgetragen hatte. Ich strich mit der linken Hand über das Pergament und da stand er nun, er lautete:Metilpropildifenolcoxsopantolfixildiv Ist ja irre und ziemlich kompliziert, fand ich. Als ich meine Hand wegnahm, war der Spruch verschwunden. «Nun Schwesterchen glaubst du mir jetzt?» Susannah riss mich aus meinen Gedanken. «Vielen Dank, dass du dieses Geheimnis für dich behalten hast, du bist fantastisch.» «Du hättest mir kein schöneres Geschenk machen können, ausser natürlich, dass du hier bist.» «Das dachte ich mir schon, freut mich, wenn es dir gefällt.» «Was steht denn auf dem Pergament?» Ich sagte meiner Schwester genau das, was sie wissen durfte und sie war darüber sehr erfreut. Immerhin hatte Grossmutter sie darin löblich erwähnt. «Nun, hast du noch keinen Hunger», wollte meine Schwester wissen? «Doch und wie, komm wir gehen runter.» «Du willst gehen?» Meiner Schwester lachte und diesmal war sie schneller als ich, mit dem Runterrutschen auf dem Geländer.
«Guten Morgen Geburtstagskind und auch dir einen schönen guten Morgen Susannah», lachte Nani.» «Guten Morgen», grüssten wir zurück. «Komm Maria, heute ist dein Tag!» Nani nahm mich an der Hand, was sie sonst nie tat und sagte: «Schliess deine Augen und nicht schummeln.» Ich versprach es und sie führte mich ins Esszimmer. «So, jetzt darfst du deine Augen wieder aufmachen.» Ich war sprachlos. Einen so schön geschmückten Tisch mit so viel Liebe gedeckt und so vielen schönen Blumen hatte ich noch nie gesehen. Das ganze Zimmer duftete nach frischen Blumen und die Fenster zum Garten standen weit offen. Von Nani selbstgebackenes Brot und ein toller Kuchen mit 13 Kerzen darauf standen auch auf dem Tisch. Sie hatte Butterherzen gemacht und das Brot hatte die Form der Zahl 13. Ich war völlig überwältigt. Ich ging zu Nani hin und umarmte sie. «Vielen Dank Nani, das ist ja alles wunderschön. Wann hast du das alles gemacht?» «Wozu gibt es eine Nacht», lachte Nani? «So setzt euch, es gibt gleich frischen Tee.» Ich konnte nicht anders. Ich musste einfach lachen. «Was ist daran so komisch?», fragte mich jetzt meine Schwester. Ich erzählte ihr, wie Nani am ersten Tag versucht hatte, einen Tee zuzubereiten und das dieser so scheusslich geschmeckt hat, dass ich spucken musste. «Ach so, na dann kann ich es verstehen.» Jetzt erst viel mir auf, dass meine Mutter noch nicht da war. «Susannah, weisst du wo unsere Mutter ist, wollte ich wissen?» «Nein, Maria, keine Ahnung.» Nani kam mit dem frischen Tee aus der Küche und ich fragte sie, ob sie wüsste, wo Mutter sei. «Ja, sie bekam schon sehr früh ein Telefonat und hatte es ziemlich eilig, doch sie liess mir ein Couvert für dich da und sie lässt dir sagen, dass sie dir einen schönen Tag wünscht.» Typisch für sie, aber eigentlich war ich froh darüber. Im Couvert steckten 100 Franken mit den Worten auf einem Stück Papier:Alles Gute zum Geburtstag und mit dem Geld kannst du machen, was du willst. Kein Gruss, kein Kuss, kein Gar nichts. «Traurig?», fragte mich Susannah «Nein, es geht! Toll finde ich, dass du da bist. Du bleibst doch, oder?» «Aber natürlich, denkst du, ich lass mir deine Party entgehen?» «Ist das denn nicht zu langweilig für dich», fragte ich? «Nein wieso?» «Nun, ich bin immerhin 5 Jahre jünger als du.» «Ach darüber mach dir mal keine Sorgen, wer hat denn sonst schon eine Hexe als Schwester, nicht jeder oder sehe ich das falsch?» «Da hast du Recht.» «Womit hat Susannah Recht?», wollte Nani jetzt wissen. «Nun, dass nicht jeder eine Hexe als Schwester hat.» «Ah, dann hast du Maria also die Rolle schon gegeben», sagte nun Nani. «Woher wissen Sie von der Rolle?», fragte jetzt ganz erstaunt meine Schwester. «Nun, Susannah, ich kenne eure Grossmutter sehr gut und dich kenne ich auch schon sehr lange.» «Mich? Woher denn?» «Na, da warst du noch sehr klein, daher kannst du dich sicher nicht mehr erinnern. Übrigens: Wieso sagst du nicht einfach Nani zu mir und lässt das Sie weg?» «Weil ich Sie nicht kenne, daher.» «Wie du meinst, ich dachte nur, es wäre schön, wenn du mich auch duzen würdest.» Meine Schwester fragte misstrauisch nach: «Woher kennen Sie denn unsere Grossmutter, wenn ich fragen darf?» «Nun, wir waren sehr gute Freundinnen in der Schule, leider haben wir uns dann aus den Augen verloren.» «Wieso das denn?» bohrte Susannah weiter. Die war ja noch schlimmer als ich. Jetzt war ich sehr gespannt, wie sich Nani da rausreden wollte. «Ich verliess die Stadt, wie du unschwer an meiner Tracht erkennen kannst und habe einen anderen Weg gewählt. Wir blieben jedoch immer in Kontakt.» «Wie bitte hat das denn funktioniert? So wie ich das sehe, sind Sie in ein Kloster eingetreten?.» Ich musste mich unheimlich zusammennehmen, dass ich nicht einfach loslachte. «Wir haben auch Telefone und Briefpapier, wir sind nicht von der Welt abgeschnitten und ich habe ja, wir ihr sicherlich schon lange festgestellt habt, kein Schweigegelübde abgelegt.» Susannah war verblüfft, das konnte ich erkennen und kam ihr zur Hilfe. «Schon gut Schwesterherz, ich habe anfangs auch so reagiert, doch glaube mir, Nani ist super, sie ist wirklich toll.» «Muss sie ja wohl sein, wenn du so von Nani sprichst.» «Würdet ihr bitte nicht so sprechen, als sei ich nicht mehr anwesend», hörte ich jetzt Nani sagen. «Verzeihung», sagten wir beide fast gleichzeitig. «Schon gut, nun lasst uns essen, einverstanden.» Es schmeckte einfach köstlich und wir genossen unser Frühstück in vollen Zügen Da fiel mir auf, dass Silberhaar und Dreizehn nicht anwesend waren, doch ich konnte ja schlecht fragen vor meiner Schwester. Natürlich gab es auch frischen Orangensaft aus unserem Garten. Wenn ihr jetzt glaubt, dass bei uns der Orangensaft einfach so aus einer Quelle fliesst, muss ich euch enttäuschen, wir müssen diesen genauso pressen, wie ihr auch. Wir haben nämlich auch Obstbäume und einen Bienenstock in unserem Garten. Ich sagte euch schon, dass unser Garten einfach toll ist. Einen kleinen Bach haben wir auch und Fische darin. Doch die dürfen sich einfach ihres Lebens freuen und brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass sie gefangen werden. «Bist du nicht gespannt, wie deine Party ausfällt?», fragte jetzt Nani. «Doch und wie», antwortete ich. «Wieso fragst du?» «Nun, weil du noch nicht gefragt hast», meinte sie jetzt. «Ich weiss doch, dass ihr alle dichthaltet, deshalb lass ich es bleiben.» «Wer sind alle?», wollte jetzt meine Schwester wissen. Da war es wieder, mein Fettnäpfchen, doch ich antwortete: «Nani und meine Mitschülerinnen.» «Ach ja, die kommen ja heute alle hierher, nicht wahr?» «Ja und ich freue mich sehr.» Dass Nani mir noch kein Geschenk gemacht hatte, erstaunte mich etwas, doch ich traute mich nicht, danach zu fragen. «Jetzt bin ich aber satt», hörte ich Susannah sagen. «Und ich erst, ich glaube ich habe mindestens 10 Kilo zugenommen.» «Ja mindestens», lachte meine Schwester. «Nani, darf ich mich vom Tisch erheben», fragte ich? «Aber natürlich, hast du es eilig?» «Nein, ich möchte nur noch mal kurz in mein Zimmer.» «Na, dann lauf.» «Warte, ich komme mit», sagte meine Schwester, doch ich tat so, als würde ich sie nicht hören. Ich eilte die Treppe hoch in mein Zimmer. «Silberhaar, Dreizehn wo seid ihr», rief ich. Keine Antwort und da sah ich, dass das Fenster weit offenstand Wo die Beiden wohl hingeflogen waren, das hätte ich zu gerne gewusst. Doch ich konnte jetzt nicht nach ihnen suchen, also ging ich wieder nach unten. «Wieso hast du nicht auf mich gewartet?», fragte jetzt meine Schwester. «Nun, weil du noch nicht gefragt hast», meinte jetzt Nani. «Warum?», antwortete ich ganz unschuldig. «Nun ich sagte dir doch, warte ich komme mit.» «Entschuldige, das muss ich überhört haben, doch jetzt bin ich ja wieder da.» «Willst du in den Garten gehen, nachdem ich Nani in der Küche geholfen habe?» «Was in der Küche helfen, das kommt nicht in Frage, heute nicht, das ist dein Tag, Geh nur, ich mach das heute alleine.»
«Magst du mitgehen», fragte ich Susannah?» «Ja gerne, ich war schon so lange nicht mehr in unserem Garten.» Wir gingen gemeinsam raus und ich überlegte, wo wohl Silberhaar und Dreizehn stecken könnten. «Bist du oft hier?», fragte meine Schwester. «Ja sehr oft, ich liebe diesen Garten und die Blumen duften nirgendwo so intensiv wie hier.» «Stimmt, das fällt mir auch jedes Mal auf.» «Maria bist du traurig, dass Mutter nicht da ist?» «Jetzt fragst du schon wieder. Nein, habe ich doch schon gesagt.» «Aber erzähl mal wie ist sie so, wenn ihr auf Reisen seid?» «Ganz o.k., ich kann mich eigentlich nicht beklagen.» «Dann ist ja gut. Susannah, weisst du weshalb mich unsere Mutter nicht genauso liebt wie dich?» «Wie kommst du denn darauf, sie liebt dich ganz genau so!» «Nein, das ist nicht wahr. Weiss sie, dass ich eine Hexe bin?», fragte ich. «Natürlich nicht, woher den auch?» «Na von dir.» «Blödsinn, das weisst du ganz genau und das steht doch auch in der Pergamentrolle, die ich dir gegeben habe.» «Aber was ist es dann?», bohrte ich weiter. «Maria, wieso willst du unbedingt an deinem Geburtstag so ein Thema wälzen?» «Weil es mich beschäftigt.» «Da bin ich auch schon draufgekommen, ich denke einfach, weil du so anders bist wie ich, hat sie einfach Mühe.» «Verstehe ich nicht. Wenn eine Mutter beispielweise fünf Kinder hat, sind die dann alle gleich?» «Natürlich nicht.» «Also siehst du, was labberst du dann für einen Schwachsinn daher.» «He he, wie sprichst du mit mir, überhaupt kein Respekt vor dem Alter, was?» Jetzt musste ich lachen. « Schon gut Susannah, ist auch gar nicht so schlimm, ich kann es nur nicht verstehen.» «Bist du mir böse?» «Wieso?» «Nun, weil ich mit Mutter auf Reisen gehe.» «Böse ist nicht der richtige Ausdruck, ich bin einfach traurig, dass wir immer getrennt sind. Das ist alles.» «Weisst du was, wenn du nicht mehr zur Schule musst, fragen wir sie einfach, ob du mitfahren kannst. Was hältst du davon?» «Nicht viel, aber wir können es ja mal versuchen, doch dies dauert noch ein paar Jahre.» «Bist du eigentlich gerne zur Schule gegangen?», wollte ich wissen «Nein, doch was mich immer faszinierte, waren die vielen Sprachen.» «Ach daher bist du ins Internat nach Frankreich gefahren?» «Ja auch, darum.» «Wieso noch?» «Nun Maria, auch ich habe manchmal grosse Mühe mit unserer Mutter. Sie ist äusserst anspruchsvoll und wenn man ihren Wünschen nicht gerecht wird, kann sie sehr garstig werden.» «Wie Recht du doch hast.» «Wie meinst du das?» «Lass mal, ist schon gut.» «Nein, das will ich jetzt wissen, sag mir was los ist. Mir ist bei Tisch, als wir angekommen waren, schon aufgefallen, wie verängstigt du geguckt hast.» «Wirklich?» «Ja, nun rede schon.» «Nun, unsere Mutter schlägt mich.» «Wie bitte?», das Entsetzen stand meiner Schwester ins Gesicht geschrieben. «Wieso hast du mir nie etwas davon erzählt?» «Hättest du mir geglaubt?», wollte ich jetzt wissen. «Vermutlich schon, ich habe auch schon einige Ohrfeigen bekommen.» «Das ist nicht dein Ernst und du lässt dir das gefallen?» «Was hätte ich tun sollen, zurückschlagen?» «Ja!» «Maria, lassen wir es vorerst dabei bewenden, sollte noch mal so etwas vorfallen, will ich, dass du es mir sofort sagst, versprochen?» «Versprochen», sagte ich. «Grosses Indianerehrenwort?», hakte meine Schwester nach. Wir redeten und redeten und mir fiel gar nicht auf, wie spät es schon geworden war. Ich genoss es sehr, mit meiner grossen Schwester alleine zu sein und sie ganz für mich zu haben. «Maria, Susannah, wo seid ihr», hörten wir Nani rufen. «Hier am Bach, wo brennt’s?», rief ich zurück. «Nirgendwo, aber es wird Zeit, deine Gäste kommen bald!» «Juhui», rief ich, packte meine Schwester am Arm und sagte: «Komm, jetzt geht es los mit meiner Party.» «Zieh nicht so, ich komme ja schon», lachte meine Schwester und wir liefen gemeinsam zurück ins Haus.
«Geht doch mal nach oben und macht euch etwas frisch», sage Nani. «Du zuerst, Maria, du Susannah bleibst noch eine Weile bei mir, bitte.» Ich schaute Nani ganz verdutzt an und verstand nicht, was los war. «Alles in Ordnung, Maria, ich möchte nur kurz mit deiner Schwester reden.» «Ach, alles klar, da darf die Kleine mal wieder nicht mithören. Habe verstanden», beleidigt ging ich die Treppe hoch. «Maria», hörte ich meine Schwester rufen, doch ich reagierte nicht. Als ich in mein Zimmer kam, waren Silberhaar und Dreizehn wieder da und unterhielten sich. «Du machst ja vielleicht ein finsteres Gesicht und das an so einem schönen Tag.» «Lass mich in Ruhe, Silberhaar, ich bin sauer.» «Das sieht man.» «Was ist los?», wollten die Beiden jetzt wissen. Ich sagte es ihnen. «Ach so, dann ist ja alles in Ordnung.» «Wie bitte, bei euch piepst wohl, oder wisst ihr mal wieder mehr als ich?» «Ja, wundert dich das?», lachten die Zwei. «Freut mich, wenn ihr euch auf meine Kosten amüsiert», sagte ich gekränkt. «Das tun wir doch gar nicht.» «Nani erklärt Susannah nur gerade etwas, damit sie nicht allzu erstaunt reagiert heute Nachmittag.» «Ach, was denn?» «Nun, es hat mit einem Geschenk an dich zu tun, und mit einem Spiel, und mit mir, und Silberhaar», erklärte Dreizehn. «Wie, ihr wollt damit doch nicht sagen, dass Nani Susannah alles erzählt?» «Was mich angeht sicher», sagte Silberhaar. «Wieso?», wollte ich wissen. «Es kann sein, dass es einmal sehr wichtig ist, dass deine Schwester weiss, dass es mich gibt!» «Aber das ist doch nicht möglich. Sie ist keine Hexe. Sie kann dich gar nicht sehen.» «Das ist richtig Maria, doch ich kann mich sichtbar machen für deine Schwester.» «Wozu soll das gut sein?», wollte ich wissen.
«Eifersüchtig?», fragte mich Silberhaar. «Ja, du gehörst mir!» «Nein, ich gehöre nur mir selbst, ich bestimme, wer mich sieht, und wann, und warum.» «Wieso tust du das?», schluchzte ich vor mich hin. «Was für ein blöder Geburtstag!» «Trotzkopf», hörte ich die Stimme der weisen Hexe. «Grossmutter, du bist hier?» «Ja Maria, ich glaube, es ist wichtig.» «Schau, Silberhaar meint dies nicht böse und er will dir auch nicht wehtun, doch er hat Recht. Silberhaar gehört dir nicht, er ist nicht dein Besitz, er kann das tun, was er für richtig hält.» «Aber du hast ihn mir doch geschenkt, oder nicht?» «Das stimmt, doch Silberhaar war auch nie mein Besitz.» «Sondern?», fragte ich trotzig. «Er war mein treuer Freund und Begleiter, so wie er das jetzt für dich ist.» «Freunde besitzt man nicht, man hat sie oder auch nicht.» «Du hast einen treuen Freund und auf ihn kannst du dich immer verlassen, genauso wie ich es auch heute noch kann. Verstehst du, was ich dir sagen möchte?» «Ja, ich bin ja so blöd, wie konnte ich nur so reagieren?» «Das macht nichts, ich bin ja hier, um es dir zu erklären.» «So, Maria, jetzt sag mal, gefällt dir mein Geschenk, das dir Susannah überreicht hat?» «Oh, entschuldige Grossmutter, ich habe mich noch gar nicht bedankt. Ja, vielen Dank, es ist grossartig.» «Hast du auch verstanden, was ich dir geschrieben habe?» «Natürlich, ich darf diesen Spruch nur im Notfall benutzen. Wie weiss ich, wann es ein wirklicher Notfall sein wird?» «Das wirst du merken oder Silberhaar hilft dir dabei.» «Kannst du den Spruch schon auswendig?» «Ja, warte, metil». «Gut, weiter», sagte die weise Hexe, «trau dich.» «Propildifenol.» «Ja, sehr gut.» «Coxsopantolfixildiv. Uff, geschafft.» «Hervorragend, sehr gut, ich bin stolz auf meine Junghexe!» «Was bedeutet das?», wollte ich wissen. «Nun, du bist keine kleine Hexe mehr, jetzt bist du eben eine Junghexe und erst noch eine ganz besondere.» «Wieso?» «Weil du einen eigenen Hexenspruch hast, damit kannst du gewisse Hexenzauber ausüben, aber wie gesagt nur im Notfall. So Maria, ich wünsche dir noch einen ganz tollen Tag und glaube mir, der hat eben erst angefangen!» Schon war sie weg. «Silberhaar, bist du mir noch böse?» «Nein, wie kann ich, dein Besen, einer so bezaubernden Junghexe böse sein?»
Ups, ich wurde rot und die Beiden hatten es natürlich gesehen. «Du sollst mich doch nicht immer verlegen machen.» «Üben, üben», meinte Silberhaar, «ich denke, dass dies in Zukunft noch öfter der Fall sein wird.» «Wieso das denn?» «Nun, jung, hübsch, intelligent und ein Teenager.» «Was hat das damit zu tun?» «Kommen nicht Jungs in eure Schule nach den Ferien?» «Doch.» «Na siehst du, die werden euch Mädchen ganz schön auf Trab halten und dann kann ein bisschen Training nicht schaden.» «So, so, meinst du. Wir werden ja sehen.» «Nun Maria, ich höre ein Auto vorfahren, warte ich sehe mal nach», sagte Silberhaar. Oh nein, meine Mutter hatte es sich hoffentlich nicht anders überlegt. Nein, es war nicht meine Mutter, es war Madame Kathrin. «Was macht die denn hier?» «Geh und schau nach, dann weisst du es.» «Klugscheisser!» «Wie bitte?» «Ja ist ja gut. Ich geh ja schon.» Ich lief die Treppe herunter und ehe ich zur Türe konnte, hatte Nani schon aufgemacht. «Was machen Sie denn hier, Madame Kathrin, hat Maria was vergessen?», wollte Nani wissen. «Nein, durchaus nicht, doch ich wollte dem Geburtstagskind etwas überreichen. Ach, da bist du ja Maria, ich habe dir etwas mitgebracht», sagte Madame Kathrin. «Zuerst einmal alles Gute zu deinem Geburtstag. Hier, das ist für dich.» Ein Couvert, was soll das sein, doch das dachte ich nur. «Vielen Dank», antwortete ich und öffnete es schnell. Es enthielt meine schriftliche Bestätigung, dass ich es geschafft hatte und tatsächlich in die nächsthöhere Klasse versetzt wurde. «Vielen lieben Dank, Madame Kathrin, das freut mich sehr.» «Bestimmt auch deine Mutter. Wo ist sie denn, ich hätte ihr gerne persönlich von deinen Fortschritten berichtet?» «Tut mir leid, sie musste zu einem dringenden Geschäftstermin», sagte ich. «Das tut mir aufrichtig leid für dich, doch geniesse deinen Tag und noch schöne Ferien, auf Wiedersehen.» «Auf Wiedersehen und auch ihnen schöne Ferien.» «Einen Augenblick, Madame Kathrin», hörte ich Nani rufen, «wollen Sie nicht noch einen Tee mit uns trinken?» «Ich möchte euch nicht aufhalten, ich wollte nur Maria persönlich gratulieren und ihr eine kleine Freude machen», sagte Madame Kathrin. Jetzt war ich platt. Mit dem Besuch hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. «Für mich bitte jetzt keinen Tee, ich bin so nervös wegen meiner Party.» «Aber natürlich, Maria, ist schon gut, dass verstehen wir doch», sagte Madame Kathrin. Die beiden Damen zogen sich zurück, um dann doch noch gemeinsam einen Tee zu trinken. «Auf Wiedersehen, Maria, und einen schönen Tag, dann sehen wir uns nach den Ferien in der Schule.» «Ja, auf Wiedersehen, Madame Kathrin, und nochmals vielen Dank.»
«Ist das nicht wunderbar», hörte ich jetzt meine Schwester sagen und sie gratulierte mir zu meiner Versetzung. «Danke! Ich freue mich sehr darüber, jedoch würde mich viel mehr interessieren, was du so lange mit Nani besprochen hast.» «Neugierig bist du wohl gar nicht, wie?» «Gut, wer zuerst im Bad ist», und schon lief Susannah los. «Du schummelst», rief ich ihr hinterher und nahm zwei Treppenstufen auf einmal. «Erste», rief meine Schwester, «gewonnen!» So ausgelassen hatte ich meine Schwester schon ewig nicht mehr gesehen. Nun, ich sah sie leider auch nicht viel. «Was heisst das jetzt, willst du mich noch länger auf die Folter spannen?» «Ich weiss gar nicht, wovon du sprichst, kleine Schwester», lachte sie. «Na, ihr Zwei habt es wohl lustig», hörte ich Silberhaar. «Wer spricht mit uns?», fragte jetzt Susannah. Da stand er nun, stolz, gerade und fröhlich grinsend über das ganze Gesicht, Silberhaar. «Kneif mich mal», sagte meine Schwester, «ich spinne langsam, ich sehe einen Besen, der zu uns spricht.» «Ja, das ist Silberhaar», sagte ich, «mein bester Freund und treuester Begleiter.» «Weiss ich doch», grinste meine Schwester. «Freut mich ausserordentlich, deine Bekanntschaft zu machen, Silberhaar», hörte ich Susannah sagen. «Du kannst ihn also wirklich sehen?», fragte ich nach. «Ja, kann ich, er ist sehr charmant und wäre er kein Besen, würde ich ihn fragen, ob er noch nie etwas von anklopfen gehört hat, und man nicht einfach ins Bad kommt, wenn sich zwei Damen gerade frisch machen wollen.» Hoppla, jetzt sah ich Silberhaar auch einmal verlegen. «Gesessen», lachte ich, «siehst du, wie unangenehm es sein kann, jemanden in Verlegenheit zu bringen?» Silberhaar fand seine Sprache sehr schnell wieder und sagte: «Deine Schwester hat Recht, es gehört sich nicht, Verzeihung, doch ich konnte die Spannung nicht mehr ertragen.» «Was, du, der die Geduld in Person ist! Nein, man könnte schon beinahe glauben, du hast sie erfunden.» «Immer zum Scherzen aufgelegt, deine Schwester, ich darf dich doch duzen, oder Susannah?» «Natürlich, jetzt bin ich mit Nani per Du und mit Dir, jetzt fehlt nur noch Dreizehn!» Silberhaar und ich schauten uns an und was meine Schwester nicht wusste, war das wir gedanklich kommunizieren konnten. «Was soll denn das heissen?», fragte ich jetzt. «Keine Ahnung, das weiss ich leider auch nicht.» «Ihr seid so ruhig, habe ich was Falsches gesagt?» «Nein, hast du nicht, ich bin Dreizehn, guten Tag.» «Guten Tag Dreizehn, freut mich, dich ebenfalls kennen zu lernen.» «Sag mal, wieso siehst du so anders aus?» «Du meinst so knochig?», lachte Dreizehn. «Das ist mir jetzt aber eher peinlich», meinte meine Schwester. «Muss es nicht», sagte Dreizehn, «du siehst ja auch nicht aus wie Maria, oder?» Jetzt lachten wir alle, ausser Susannah und ich erklärte ihr die Geschichte nach unserem Lachanfall. «Da bin ich ja in eine Bande reingeraten», meinte sie. «Nun, lasst uns noch kurz allein bitte, damit wir uns auch fertig machen können.» «Ach ja, Verzeihung, wir sind schon weg.»
Susannah schaute mich an und sagte: «Liebe Maria, du hast wunderbare Freunde und mach dir nie Sorgen, ich werde dieses Geheimnis hüten wie das mit der Schriftrolle, ein grosses Indianerehrenwort.» «Gut, das will ich auch hoffen, sonst rede ich nie wieder mit dir.» «Mach dir keine Gedanken, Nani hat mir auch gesagt, wenn ich dieses Geheimnis nicht hüten könne, würde alles aus meinem Gedächtnis gelöscht und ich könnte mich an nichts mehr erinnern. Da wäre ich ganz schön blöd. Ich finde es einfach so toll, dass ich eine Hexe als Schwester habe und ich bin so stolz auf dich.» Sie drückte mich fest an sich und ich wusste, dass uns dieses Geheimnis nur noch stärker binden würde. «Hier, Maria, hast du etwas Wimperntusche und ein wenig Lipgloss.» «Lieber nicht, danke!» «Wieso, du bist jetzt eine junge Dame und hast heute einen wichtigen Geburtstag.» «Lass nur, es ist besser so, falls meine, Entschuldigung, unsere Mutter noch kommt, habe ich höllischen Ärger am Hals und das brauche ich heute wirklich nicht.» «Maria, Susannah, wo bleibt ihr?», rief Nani, «Ich sehe deine Gäste kommen!» «Jetzt aber nichts wie runter, kommt ihr?», rief ich und rutschte natürlich die Treppe runter! Susannah direkt hinterher. Nani schüttelte nur mit dem Kopf und wir gingen in Richtung Türe. «Noch einmal tief Luft holen und jetzt macht die Türe auf», sagte Nani. Ich öffnete die Tür und da sah ich meine Schulkolleginnen und allen voran Koya. Jede hatte ihren Besen dabei und ein Geschenk. Auf dem Weg zur Türe sangen alle zusammen das Lied: Zum Geburtstag viel Glück! Ich war so gerührt, dass mir eine kleine Träne die Wange runter lief. Koya stürmte auf mich zu, umarmte mich und wünschte mir alles Liebe, nach ihr kamen die anderen. «Darf ich vorstellen?», das ist meine Schwester Susannah. «Schön, dass Sie heute hier sind», sagte Koya, «Das freut Maria sicher sehr, denn sie hat Sie schrecklich vermisst.» «Wirklich, ich habe meine Schwester auch sehr vermisst. Bitte, sagt doch Susannah zu mir, sonst fühle ich mich so alt», lachte sie und wir stimmten mit ein. «So, sind wir alle vollzählig?», fragte Nani. «Ich denke schon», antwortete Koya. «Na dann können wir ja losfliegen!» «Fliegen?», Susannah stand das Grauen im Gesicht, denn sie hasste fliegen. «Ja, da musst du jetzt durch», meinte Nani, «wenn du schon eine Hexe als Schwester hast!» «Nein, ich laufe lieber.» «Nichts da, sei kein Feigling», sagte ich, «es wird schon schief gehen.» Wir alle lachten. «Angsthase», foppten sie jetzt meine Freundinnen. «Silberhaar, kann Susannah alle Besen sehen?», fragte ich in Gedanken. «Ja, aber nur heute!» «Weiss sie auch, dass ich in eine spezielle Schule gehe?» «Das nehme ich an.» «Dann weiss sie auch, dass wir alle Hexen sind?» «Ja.» «Du glaubst, dass Susannah das alles für sich behalten kann?» «Aber sicher!» «Schön, dann ist sich wenigstens einer sicher», meinte ich. «Wo bleibt dein Vertrauen und du glaubst doch deiner Schwester, oder?» «Ja, tue ich.» «Also, dann schau zu, dass sie sich auf mich schwingt und wir endlich abheben können! Erkläre ihr noch, wie sie sitzen muss und wie sie sich am besten festhält. Sehen kann uns auch niemand, denn Nani hat einen Unsichtbarkeitszauber ausgesprochen.»
«Susannah, nun komm schon», hörte ich mich sagen, «alle anderen warten auf uns.» Das war ein überraschendes Bild in unserem Garten! Alle sassen auf ihren Besen und Nani mit Dreizehn ganz vorne. Zögerlich nahm Susannah meine Hand und ich erklärte ihr, wie sie sich hinsetzen musste. «Das ist ja wie früher auf einem Damensattel beim Reiten», sagte sie. «Ja genau und es ist überhaupt nicht schwer.» «Nein, aber ihr beiden schon», klagte Silberhaar. «Siehst du, ich bleibe hier!» «Nichts da», sagte Silberhaar, «das war ein Scherz, nun trau dich schon, ich werde auch ganz vorsichtig fliegen, versprochen.» «Können wir?» «Jaaa!» Ehe meine Schwester noch einen Ton sagen konnte, waren wir alle schon in der Luft. Wir flogen gerade eben über unseren schönen Garten und über unser Haus! «Susannah, schau nur wie schön», rief ich. Sie sagte keinen Ton. «Susannah, alles in Ordnung?» «Ja, ja, mir geht es prächtig», sagte sie - eher leise. «Ich kann nicht nach unten sehen, sonst wird mir übel.» «Schade, da verpasst du etwas. Wir fliegen nämlich gar nicht so hoch wie sonst immer!» «Ich will es gar nicht wissen», sagte meine Schwester, «Obwohl es ein tolles Gefühl ist, mit dir auf deinem Besen zu fliegen. Wie hoch sind wir denn?» «Nur mal gerade hoch genug, um nicht in eines der Häuser zu fliegen», antwortete ich. «Was, so hoch?» «Nun schau doch mal, es ist wirklich schön.» «Na gut, aber nur mit einem Auge.» Silberhaar und ich lachten und fragten: «Macht das denn einen Unterschied?» «Ist nur psychologisch», antwortete meine Schwester. «Oh je, das ist ja schrecklich hoch und ich sitze noch nicht einmal in einem Flugzeug.» «Sei froh», meinte Silberhaar, «Denn Besen können nicht abstürzen.» «Wieso nicht?» «Weil wir keine Motoren haben.» «Stimmt, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.» Silberhaar flog ganz sanft und machte nicht einen einzigen seiner sonst so sehr geliebten „Luftsprünge". Wir flogen geradewegs in den Wald hinein und das nicht gerade langsam. «Pass auf Silberhaar, hier sind Bäume, nicht so schnell», sage Susannah. «Gut, dass du mir das sagst, dann mach ich die Augen wieder auf.» «Was!» «Schon gut, war nur ein Scherz.» «Lass das Silberhaar, Susannah hat schon genug mit sich zu tun», schallt ich ihn. In diesem Wald gab es eine wunderschöne Lichtung mit einem Grillplatz und einer herrlichen Aussicht! Wir waren am Ziel angelangt und ich traute meinen Augen kaum. Der ganze Platz war mit Lampions geschmückt, die von Baum zu Baum gespannt waren und am Rande hatte es überall Fackeln. Sanft glitt Silberhaar auf den Boden.
«Es ist fantastisch hier, dies ist mein Lieblingsplatz», hörte ich Susannah sagen. «Woher wusstet ihr das?» «Wir nicht, aber sicherlich Nani.» «Ganz genau», sagte sie. «Nun, Susannah, war es so schlimm?» «Nein, zum Schluss fand ich es überwältigend. Ein ganz besonderes Erlebnis, das werde ich sicherlich nie mehr vergessen.» «Wow, ist das schön, vielen Dank für alles, Nani.» «Schön, dass es dir gefällt, doch dies ist das Werk von Silberhaar und Dreizehn.» « Ach so, daher wart ihr vorhin einfach weg und verschwunden, vielen herzlichen Dank, es sieht toll aus.» «Bitte, haben wir gerne gemacht», sagten die Beiden. «Kommt alle her, es wird Zeit, dass Maria ihre Geschenke bekommt», rief jetzt Nani. «Au ja, darauf habe ich mich schon so lange gefreut.» «Einen Moment noch», sagte Nani, verschwand kurz hinter einer Baumgruppe und kam mit einem wunderschönen Spiegel daher. «Der ist für dich Maria», sagte Nani und stellte ihn vor mich hin . «Einen Spiegel?» «Ja, einen ganz besonderen Spiegel, du wirst schon sehen.» Jetzt kamen meine Freundinnen daher mit ihren Geschenken. Koya kam als Erste und hielt mir ihr Geschenk hin. Die Pakete waren alle unterschiedlich gross und mit prächtigen Schlaufen und glänzendem Papier. Auch hatte jedes Geschenk eine andere Form. «So Maria», sagte Koya, «In jedem Geschenk ist ein Wunsch verpackt.» «Wie ein Wunsch, Wünsche kann man doch nicht sehen?» «Warte es doch einfach ab», schaltete sich jetzt Nani ein. «Du musst dieses Geschenk in Empfang nehmen, dir etwas wünschen und dann wirfst du es in den Spiegel.» «Niemals», schrie ich schon fast hysterisch! «Abergläubisch?» «Ja klar, welche Hexe ist das nicht.» «Ach mach dir keine Sorgen, das mit den sieben Jahren Unglück, beim Zerbrechen eines Spiegels trifft hier nicht zu, vertrau mir! Tue einfach, was ich dir sage, jedoch sprich den Wunsch nicht aus, denke ihn nur, verstanden?» «Ja habe ich.» «Na dann ist ja gut.» «Nun mach schon», drängten mich jetzt die anderen. «Es wird schon nichts passieren.» Vorsichtig nahm ich das Geschenk von Koya entgegen und wünschte mir von ganzem Herzen, dass die Operation von Susannah gut geht. Ich warf das Geschenk in den Spiegel und konnte kaum glauben was dann geschah. Das Geschenk löste sich auf und verschwand im Spiegel und das komische an diesem Spiegel war, sich selber konnte man darin nicht sehen. Jetzt kamen noch Nathalie, Antonietta, Verena und Ines, mit dem Wunschgeschenk daher und ich tat jedes Mal das gleiche. Das sind die anderen von unserer Schule. Wir waren nur mal gerade sechs Mädchen. Das ist nicht gerade viel, aber es ist ja auch keine normale Schule, so wie ihr es kennt. Der Spiegel blieb heil, aber mit jedem Geschenk bekam er mehr Farbe. Zum Schluss sah es aus, als bestünde der Spiegel aus lauter Regenbogen. «Das ist ja traumhaft, so was Schönes haben wir noch nie gesehen», sagten die Anderen. Ja, es stimmte, es war unglaublich. So viele Wünsche hatte ich, doch wo waren sie jetzt und würden diese auch in Erfüllung gehen? «Maria», sagte jetzt Nani, «du bist die Einzige, die diese Wünsche sichtbar machen kann und nur du kannst auch sehen, ob sie in Erfüllung gehen.» «Wie», fragte ich? «Nun, mit deinem eigenen Spruch und nur, wenn du ganz alleine bist, dann offenbart sich der Spiegel.» Ich konnte das alles nicht fassen und war überglücklich hier zu sein, mit all den lieben Menschen, meiner Schwester, Nani und unseren Besen und dies inmitten der schönen Natur. «Hungrig», wollte Nani wissen? «Au ja und wie, fliegen macht hungrig», sagte jetzt meine Schwester und wir alle mussten lachen. «Du warst auch ziemlich blass um deine Nase, als wir hier ankamen», meinte Nani. «Das muss am Licht liegen.» «Bestimmt, an was den sonst?», sagte ich. Die Besen flogen ausser Reichweite unseres Feuers und wir fingen an, alles Mögliche zu grillieren. Servelas, Bratwürste, Käse, Marshmallows, Kartoffeln legten wir in die Glut und Tee gab es natürlich reichlich. Wir alle redeten wild durcheinander, assen, lachten, tranken und genossen den herrlichen Tag.
Keinem von uns fiel auf, dass jemand auf unsere Lichtung zukam, ausser Nani natürlich. «Da bist du ja Ruthli, ich habe schon gedacht du findest uns nicht.» Wer war Ruthli? Wir schauten alle in die Richtung wo Nani stand und sahen, wie sie einem Mädchen guten Tag sagte. Dieses Mädchen hatten wir alle noch nie zuvor gesehen. Wer war sie? Nani kam mit Ruthli auf uns zu und erklärte, dass Ruthli nach den Ferien auch in unsere Klasse kommen würde und Madame Kathrin sie gebeten hatte, Ruthli doch auch an meiner Party teilnehmen zu lassen, damit sie sich nicht so fremd fühle, wenn die Schule wieder los ginge. Ruthli war eher klein und fein und auch jünger als wir, doch sehr sympathisch. Ein waches, kleines, kluges Mädchen, das dank einer Sondergenehmigung mit uns Grossen zur Schule durfte. «Guten Tag Ruthli, ich bin Maria, freut mich, dich kennen zu lernen.» «Danke Maria, das ist sehr nett von dir. Ich war zuerst bei euch zu Hause, doch ihr wart schon weg. Euer Haus sieht sehr gemütlich und verträumt aus, es gefällt mir sehr. Ach, hier dein Geschenk, ich hoffe es bringt dir Glück.» Maria nahm es dankend entgegen und ging damit schnurstracks zu Susannah. «Hört mal alle her, ich möchte, dass sich meine Schwester etwas wünscht, seid ihr damit einverstanden? Natürlich, nur wenn das auch geht.» «Wieso auch nicht, ich finde das eine sehr schöne Idee», sagte Nani. Zögerlich nahm meine Schwester das Geschenk entgegen und wir alle ermutigten sie, sich etwas zu wünschen und es mir dann gleichzutun. Sie tat wie ihr geheissen und auch dieses Wunschgeschenk verschwand im Spiegel. Kaum war das getan hörte ich, wie sich meine Schulkolleginnen immer noch über unser Haus unterhielten. «Es hat so etwas Majestätisches an sich», sagte jetzt Koya. «Mir ist es eher unheimlich», meinte Ines. «Finde ich nicht, es ist so einladend», meldete sich Antonietta zu Wort. «Stopp, wieso habt ihr denn alle eine andere Ansicht, was unser Haus betrifft», wollte ich wissen. «Ach, einfach nur so.» Ich schaute hilfesuchend nach Nani Ausschau. «Maria, komm doch bitte mal einen Augenblick her», hörte ich genau zum richtigen Zeitpunkt Nani rufen. Ich fragte sie, woran das liegen würde, wegen unserem Haus. «Verwirrend nicht, doch pass auf. Es ist so. Je nach Mensch, der es sieht oder betritt, kannst du dir durch die Aussagen dieser Person ein Bild über seinen Charakter machen.» «Das ist ja fantastisch», fand ich,« nein wunderbar.» «Ja das stimmt, die weise Hexe wusste schon, was sie macht. Sie dachte es sei besser als jeder Wachhund.» «Wie Recht sie doch hat», lachte ich. «Ich werde noch kurz meinen Spiegel an einen sicheren Ort bringen, wenn das für dich in Ordnung ist.» «Ja mach nur Maria, wir warten so lange.» Am Rande der Lichtung stand eine alte Eiche, die fand ich sehr passend, um auf meinen Spiegel Acht zu geben. Ich lehnte den Spiegel an ihren mächtigen Stamm und wollte schon zurück zu den anderen.
Doch da, hörte ich ganz leise meinen Namen. Ich hielt inne, um sicher zu gehen. Tatsächlich, kaum vernehmbar ganz leise: «M A R I A!» Ich schaute mich um, doch ich konnte vorerst nichts entdecken. «Wer ruft mich», fragte ich auch ganz leise nach. «Na wir.» «Wer wir?» «Schau doch mal hinter die Eiche.» Da waren sie, meine zwei Gnome und die liebliche Elfe. «Wir wollten dir zum Geburtstag gratulieren und dir alles Liebe wünschen.» «Das ist ganz lieb von Euch, erzählt mal, wie geht es Euch so?» «Gut, stell dir vor», sagte die Elfe mit ihrer feinen Stimme, «unsere Streithähne brauchen unbedingt neue Namen.» «Wieso?» «Na ganz einfach», meldeten sich die beiden Gnome zu Wort, «weil wir nicht mehr streiten.» «Schau nur, wir haben auch nicht mehr die T-Shirts an mit der Aufschrift Wir sind Streithähne.» «Ja das sehe ich, ihr seht hübsch aus und seit auch so manierlich.» «Was heisst das?» «Nun, ihr seid ruhig und friedlich, sonst wärt ihr sicher nicht mit einer Elfe zusammen, die mögen keine Streithähne.» «Das hast du uns beigebracht und wie du siehst haben wir es verstanden. Gibst du uns nun neue Namen, bitte.» «Ich?» «Ja natürlich du, wer den sonst.» «Gut, lasst mich kurz überlegen, da ihr so klein seid, heisst der eine von euch Krümel und der andere Kiesel.» «Wer von uns ist Krümel und wer ist Kiesel», wollten sie jetzt natürlich wissen. «Das müsst ihr unter Euch aushandeln oder fragt die Elfe, ich kann euch zwei sowieso nicht auseinanderhalten.» «Danke Maria, die Namen sind schön.» «Bitte, ich danke Euch für die guten Wünsche und dass ihr gekommen seid.» «Ich werde dieses kleine Problem sofort lösen», meinte die liebliche Elfe und mit einer kaum sichtbaren Handbewegung hatte jeder Gnom auf seinem T-Shirt seinen Namen stehen. «Na, zufrieden mit meiner Wahl?» «Ja liebe Elfe, danke, jetzt weisst auch du, wer wer ist, nicht wahr Maria?» «Ja, toll gemacht kleine Elfe, doch jetzt sollte ich wieder zu den Anderen», schon hörte ich Nani rufen.
Nani rief: «Ein Spiel, kommt ihr?» «Tolle Idee, was denn?» «Hindernis fliegen, einverstanden?» «Wie Hindernis fliegen?», wollte ich wissen. «Nun, ich habe die jeweiligen Bäume mit einer farbigen Schlaufe gekennzeichnet, die müsst ihr umfliegen und wer die beste Zeit geflogen ist, hat gewonnen.» «Was bekommt der Gewinner?», wollte jetzt eines der Mädchen wissen. «Nichts, denn ihr seid alle auf Eure ganz spezielle Art Gewinner. Jede von Euch hat doch ganz bestimmte Fähigkeiten. Das hier ist kein Wettstreit, dies ist nur zur Unterhaltung, und damit ihr immer besser werdet im Umgang mit Euren Besen. Also an die Startlinie und Aufstellung bitte, ruft noch Eure Besen.» Ich rief nach Silberhaar und er kam natürlich als Erster an, da er der Einzige war, der einen Namen hatte. Die anderen folgten ihm. «Siehst du Maria, ich muss unbedingt einen Namen für meinen Besen finden», hörte ich jetzt Koya sagen, die neben mir stand. «Ja, musst du wohl», meinte ich. «Ich finde nur keinen, leider.» «Wieso nicht?» «Keine Ahnung.» «Ach, das wird schon», tröstete ich sie. «Susannah machst du mit?», fragte ich. «Nein danke, ich sehe euch lieber zu.» «Nun meine jungen Damen, hier habe ich einige Zettel mit Nummern darauf. Jeder zieht und je nach Zahl fliegt ihr los. Kurz bevor eine von Euch im Ziel ist, fliegt die Nächste los und so weiter. Alles bereit?» «Ja», riefen wir im Chor! Es muss ein schönes Bild gewesen sein, denn das verriet mir der Gesichtsausdruck meiner Schwester. Sie winkte mir zu und zeigte mir, dass sie mir die Daumen drücken würde. Ich nickte und Silberhaar ebenso. Wir alle zogen unseren Zettel und wie könnte es anders sein, ich hatte die Nummer 13. «So kannst du nur gewinnen», lachte Dreizehn, «viel Glück!» «Danke, ist ja nur ein Spiel.» «Gut Maria, ich bin stolz auf dich», sagte Silberhaar. Ihr denkt jetzt sicher, wieso Dreizehn, so viele junge Mädchen waren wir doch gar nicht. Da habt ihr gut aufgepasst, Nani hatte von der Zahl 10 an die Zettel beschrieben. Alle die vor mir flogen waren echt gut und sie gaben sich auch viel Mühe. Niemand riskierte irgendetwas, denn alle hatten verstanden, dass es ein Spiel war und es um das Üben der Geschicklichkeit auf unseren Besen ging. Trotzdem ich war schon ganz aufgeregt. Jetzt war Koya dran und danach ich. «Guten Flug», sagte ich und «streng dich an.» «Oh, das werde ich, verlass dich drauf», lachte Koya. Sie flog los und war sehr gut, nein, besser, denn im Hindernis fliegen war sie wirklich stark. Schon sah ich sie in Richtung Ziel fliegen! Ich schwang mich auf Silberhaar und dieser flüsterte mir zu: «Halt dich fest, denen werden wir es zeigen!» Silberhaar flog um die Bäume, so schnell, dass ich diese nicht einmal richtig sehen konnte und ehe ich mir so richtig klar wurde, was eigentlich der Sinn dieses Spiels war, hatten wir das Ziel erreicht. Wäre Silberhaar ein Hund, würde ihm jetzt sicher die Zunge aus dem Mund hängen und er würde schrecklich nach Luft ringen. Doch nein, er nahm das alles sehr gelassen. Dafür war ich umso geschaffter.
«So meine Damen, nun kommen wir zur Auswertung.» «Du hast ja gar keine Stoppuhr», merkte ich erst jetzt. «Nein, brauche ich auch nicht, dafür war unsere Eule zuständig, die hat alles überwacht.» «Seit wann kann eine Eule die Uhr lesen?», lachten wir jetzt alle. «Soll ich euch das jetzt wirklich alles erklären, ihr habt doch Ferien?» «Ja gerne, wann bekommt man schon, ohne hinterher noch Hausaufgaben lösen zu müssen, eine naturwissenschaftliche Frage beantwortet.» «Clever deine Freundin Koya», meldete sich jetzt Susannah zu Wort. «Ich würde auch gerne wissen, wie das funktioniert Nani, bitte erkläre es uns.» «Was mich natürlich noch mehr interessiert ist, kannst du denn mit Tieren sprechen?» «Ja, kann ich», sagte Nani nicht ohne Stolz. «Jede von Euch hat solche Gaben.» «Es gibt solche die können Gnome und Elfen sehen und mit ihren Besen sprechen», Susannah blinzelte mir zu. Die anderen widersprachen und sagten: «Geht ja gar nicht!» Schon wollte ich sagen: «Geht ja wohl», doch Silberhaar hatte sich mal wieder in meine Gedanken geschlichen und stupste mich von der Seite an. «Soll ich Euch nun erklären, wie das geht mit der Eule?», fragte Nani nach. «Ja gerne», meldeten wir uns alle zu Wort. «Gut, dann setzen wir uns hier ans Feuer, es wird doch schon langsam kühl. Ist Euch auch nicht zu kalt?» «Nein, alles wunderbar.» «Gut, es ist nicht schwer. Eulen können ihre Augen nicht bewegen, jedoch ihren Kopf um 270 Grad drehen. Davon machen sie auch ständig Gebrauch. Man kann sagen, die Eule kann rundum sehen, wenn sie es will. Ihr Blickfeld ist jedoch kleiner als das unsrige, nämlich 110-180 Grad. Die Eule kann sehr gut perspektivisch sehen, sie kann die Abstände zu Gegenständen genau berechnen. Diese Fähigkeit ist bei den Eulen genauso gut ausgebildet wie bei uns, wenn auch auf eine andere Weise. Auch Eulen brauchen Licht zum Sehen. In vollkommener Dunkelheit sind sie blind. Dass sie in der Dunkelheit, in der wir extrem wenig oder gar nichts sehen, dennoch sehen können, liegt daran, dass ihre Augen zigmal besser ausgerüstet sind als unsere, daher können sie auch minimale Lichtquellen nutzen. Eulen können Entfernungen sehr gut einschätzen und sie hören ausgezeichnet, dank der hohen Zahl der dem Gehör zugeordneten Nervenzellen.» «So Kinder, ihr seid so ruhig, schon alle eingeschlafen», lachte Nani. «Nein durchaus nicht, es ist sehr spannend», meldeten wir uns jetzt zu Wort. «Schön, wenn es Euch gefallen hat, das freut unsere Eule sicherlich auch, obwohl es noch vielmehr über sie zu erzählen gäbe. Doch ich denke, für heute lassen wir es gut sein, was meint ihr?» «Ja, danke vielmal. Aber wer hat den nun gewonnen, besser gesagt wer war den am schnellsten», wollte ich jetzt wissen. Ich hatte den Satz noch nicht richtig zu Ende gesprochen, da flog mir die Eule auf meine rechte Schulter. Erschrocken zuckte ich zusammen. «Du brauchst dich nicht zu fürchten, sie hat gerade den Sieger ernannt. Du hast gewonnen.» «Woher weisst du das?», fragte ich Nani. «Nun, ich bin so mit der Eule verblieben. Sobald sie weiss, wer die Siegerin ist, soll sie sich auf deren rechte Schulter setzen.» «Das ist toll, ich habe gewonnen, was für ein Tag!» In Gedanken bedankte ich mich sofort bei Silberhaar. Der meinte nur: «Keine Ursache, ein Kinderspiel und grinste.» «Wir sollten langsam ans Aufräumen denken und nach Hause fliegen, sonst machen sich die Eltern der anderen Mädchen noch Sorgen.» «Oh nein, nicht schon wieder fliegen», hörte ich jetzt Susannah sagen. «Du hast doch nicht etwa Angst, oder?», fragte ich. «Nein nicht wirklich, es ist nur so fremd.» «Ja klar, du bist ja auch keine Hexe», foppte ich sie. Wir räumten alles auf, allen Abfall taten wir in Tüten wie sich das gehört und machten das Feuer aus. Wie, denkt ihr jetzt. Nun, man nimmt einfach etwas Erde und erstickt damit die noch vorhandene Glut und so kann nichts passieren. Nani machte noch einen letzten Rundgang und war mit unserer Aufräumaktion sehr zufrieden. «Gut, dann fliegen wir jetzt los.» «Was mache ich mit meinem Spiegel?» Nani winkte mich zu sich und sagte mir, dass in der Zeit, wo sie uns über die Eule berichtet hat, Silberhaar und Dreizehn ihn schon nach Hause gebracht hätten. «Wir können los», riefen jetzt alle und wir begaben uns in Startposition! «Nun komm schon Susannah und trödle nicht rum.» Susannah setzte sich auf Silberhaar hinter mich und plötzlich rief sie: «Da schau mal, ein Regenbogen!» Wir alle warteten noch mit Losfliegen und betrachteten ihn. Er war wunderschön und Nani, Silberhaar, Dreizehn und ich wussten, dass dies ein Gruss der weisen Hexe war zu meinem Geburtstag. «Nun aber los», sagte Nani, sie flog vorneweg wie immer, und wir alle hinterher. Wir alle kamen wohlbehalten in unserem Garten an. «Es war ein sehr schöner Tag, vielen Dank für alles», sagte ich und verabschiedete mich von meinen Mitschülerinnen. Ehe die anderen gingen, fragten sie mich, wie dies wohl möglich war mit dem Regenbogen ohne Regen und Sonne. «Keine Ahnung», schwindelte ich, sie bedankten sich ebenfalls und machten sich auf den nach Hause Weg, nur Ruthli zögerte.
«Was hast du, willst du noch hierbleiben», fragte ich? Ruthli sagte nichts, sondern mit ihren schönen, braunen Augen suchte sie ganz offensichtlich Nani. «Ach Maria», hörte ich Nani sagen, «Ruthli ist unser Gast, sie bleibt bei uns.» «Wie bei uns, hat den Ruthli keine Eltern?» «Nicht so direkt, doch kommt jetzt erst einmal ins Haus.» «Komm Ruthli und sei nicht so schüchtern, wir beissen nicht», meinte meine Schwester. Sie hatte genau das richtige getan, denn mir fehlten im Augenblick die Worte und dies war selten genug. «Ich richte noch dein Zimmer her, zeigt doch unserem kleinen Gast das Haus.» Das taten wir. «Ist es dir Recht, wenn wir im Keller anfangen», wollte ich wissen? «Das spielt keine Rolle, ich finde es wunderbar hier, es ist so schön, viel schöner als es mir beschrieben wurde.» «Wer hat dir den von unserem Haus erzählt?», wollte ich natürlich sofort wissen. «Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen, sei mir bitte nicht böse Maria.» «Aber nein, du wirst schon deine Gründe haben und ich habe eine Menge Geduld.» «Von wegen», lachte jetzt meine Schwester. «Es war aber ein Versuch wert oder nicht», lachte ich zurück. Unser Keller war alt und hatte dicke Mauern. Man brauchte keinen Kühlschrank, um Dinge zu lagern, es hatte dort immer die richtige Temperatur. Viele Verwinkelungen und Gänge und es roch herrlich nach Kartoffeln und Äpfeln. Ebenso machten wir den Apfelsaft selber. Alle unsere Vorräte waren hier unten. Anschliessend gingen wir wieder nach oben. Es kam die Küche dran mit all ihren schönen kupfernen Kesseln und Pfannen. Das Esszimmer mit dem Holztisch und den Stühlen. In den Lehnen war überall ein Herz ausgesägt. Ruthli war sprachlos. «Gefällt es dir bis jetzt?», wollten wir wissen. «Ja, es ist wunderschön.» Jetzt noch das Wohnzimmer. Entweder brannten immer Kerzen oder das Feuer war an im Kamin, so richtig heimelig. Es roch auch hier wunderbar, man konnte die Blumen und die Kräuter vom Garten riechen. «Nun Kinder kommt doch mal nach oben, ich bin so weit fertig», rief Nani. «Das ging aber schnell, also auf was warten wir noch, komm.» Ruthli hatte ihr Zimmer genau zwischen dem vom Susannah und mir. Es war ein kleines Zimmer, jedoch sehr hell und auch mit Blick in den Garten. In diesem Zimmer gab es ein Himmelbett und Ruthli war völlig aus dem Häuschen. «Ist das schön und hier darf ich schlafen und wohnen?» «Ja Ruthli, das ist dein Zimmer», antwortete Nani. «Vielen, vielen Dank! Ich bin sehr glücklich, dass ich bei Euch sein darf, wenn auch nicht für immer.» «Was meinst du», fragte ich. «Nun, ich werde, wenn meine Zeit gekommen ist, wieder gehen, ich bin nur vorübergehend hier.» «Ach, wieso?» «Das kann ich dir noch nicht sagen, bitte frage mich nicht mehr und versuche es zu verstehen.» «Schwierig, aber ich versuche es», versprach ich. «Schau hier ist das Badezimmer, hier die Toilette und hier hat es noch mal ein etwas kleineres Bad, dies ist aber Nanis.» «Es stört dich doch nicht, es mit mir und meiner Schwester zu teilen?» «Nein, durchaus nicht, wenn es euch nicht stört.» Ruthli war sehr bescheiden und ein wirklich süsses Mädchen, man musste sie einfach gernhaben. «Na», hörten wir jetzt Nani, «noch nicht müde ihr Drei?» «Nun, ich schon», sagte Ruthli, «es war ein anstrengender Tag für mich. Dürfte ich schon mal ins Bad, damit ich mich hinterher schlafen legen kann?» «Aber natürlich», sagte Susannah, «geh ruhig.» «Was für ein reizendes Kind, sie scheint etwas ganz Besonderes zu sein.» «Ja, das Gefühl habe ich auch, doch wo kommt sie her, das wüsste ich nur zu gerne.» «Geduld Schwesterchen, das wird sich schon aufklären, wenn die Zeit dafür gekommen ist.» «Fang du nur auch noch an mit diesem Geduldsgeschwafel, das macht mich ganz kribbelig.» «Ich weiss», lachte meine Schwester und hackte sich bei mir unter. «Komm, lass uns nach unten gehen und noch einen Tee mit Nani trinken.» «Du also auch, hat es dich auch schon erwischt, na gut, wer ist zuerst unten», rief ich und sass schon auf dem Treppengeländer. Susannah mir hinterher und wir fanden das beide wahnsinnig lustig, nur Nani nicht. «Soll das ein gutes Beispiel sein für unseren Besuch?» «Von dir hätte ich da schon etwas mehr erwartet», schollt sie meine Schwester. Wir beide sahen sie offensichtlich so bestürzt an, dass Nani nicht anders konnte als lachen. «Tee?» «Ja, was denn sonst.» «Nani, ich möchte dir ganz herzlich danken für den wunderschönen Tag und das du so viel für mich getan hast.» «Das haben wir doch gerne gemacht», hörte ich jetzt Silberhaar und Dreizehn sagen. «Euch natürlich auch, vielen Dank es war überwältigend. So einen schönen Geburtstag hatte ich noch nie.» «Nani.» «Ja, was denn?» «Wie wird unsere Mutter damit umgehen, dass wir Besuch haben?» «Ich nehme an gut, sie hat ja sowieso ihre eigenen Räume und bekommt nicht viel mit.» «Das schon, doch ich wüsste nur zu gerne, woher Ruthli kommt.» «Ich weiss Maria, doch zu diesem Zeitpunkt wäre es noch viel zu früh, das Geheimnis zu lüften.» «Weisst du es denn?» «Ja, natürlich.» «Woher?» «Von der weisen Hexe.» «War sie denn hier?» «Nein, sonst hättest du sie ja gesehen.»