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Es geht nicht nur um Hillary Clinton. Ihr Leben repräsentiert die Gefährdung unserer Demokratie und zeigt, auf welch dünnem Seil wir alle balancieren. Man erlebt die wesentlichen Lebensstationen Hillarys hautnah mit – wie sie von ihrem Mann Bill öffentlich betrogen wurde bis hin zu ihrem Kampf gegen Trump, den sie verloren hatte. Hillary, "die Frau ohne Herz", geht einem ans Herz. Denn Macht entsteht immer nur aus Eitelkeit, und Politik ist immer auch ein Seelendrama. Verlieren kann man schnell. Aber wie man wieder aufsteht, da ist Hillary Clinton vorbildlich.
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Seitenzahl: 84
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Reden gibt es von ihr, dass einem das Herz zerschmilzt. Sie hat sich für die Armen im Land eingesetzt. Sie wollte eine Gesundheitsreform, weil sich die meisten Amerikaner keinen Arzt leisten können. Nichts gelang. Sie wurde betrogen, gedemütigt und in den Dreck gezogen. Man liebt sie nicht in Amerika. Sie gilt als kalt, korrupt und zu charmant, sprich arrogant. Mehrere Morde werden ihr unterstellt. Ihr Genie hat etwas Unheimliches. All das ist Drama pur. Hillarys Untergang entlarvt, wie unsere Demokratie immer mehr zerbröckelt.
Heinz-Dieter Herbig, 1951 in Fleckeby/Schleswig-Holstein geboren, schrieb Hörspiele, Essays, „Mythos Tod“, „Die Exzessiven“, ein Fernsehspiel, den Roman „Hitlers Nichte“; konträr dazu das Theaterstück „Herzilein – kein Volksstück“, das durch Lisa Fitz populär geworden ist und noch heute in diversen Theatern gespielt wird. Er lebt in Köln und entdeckt im hohen Alter immer mehr die Tiefen des Schreibens.
Heinz-Dieter Herbig
Hillary Macht und Eitelkeit
Drama
© 2023 Heinz-Dieter Herbig
Druck und Distribution im Auftrag des Autors
Cover und Design: Lokman Berzati
Verlag: [email protected]
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
ISBN: 978-3-347-84081-2
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition
„Ein Jammer, dass die dummen Männer immer so sicher und die intelligenten so voller Zweifel sind.“
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Vorspiel auf der Wiese
I: 1978 ARKANSAS
II: 1997 OVAL OFFICE IM WEIßEN HAUS
III: 2015
IV: 2016
V: BRONX
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Vorspiel auf der Wiese
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Vorspiel auf der Wiese
Mai 1973
Die Vöglein zwitschern, die Wiese blüht vor der ehrwürdigen
YALE-LAW-SCHOOL
mit ihren Zinnen in der glühenden Sonne:
Da hört man von Ferne, immer näherkommend, eine Männerstimme rufen:
BILL: (off) Hillary! Hil-la-ry !
(so dass sich sein Ruf „Hillary“ mit „Ho-Tschi-Minh“ vermischt: Rufe aus den Studentenunruhen vor der Uni; es klingt wie ein Kanon.)
STUDENTENFÜHRER: (kreischt von Ferne in die Ho-Tschi-Minh hinein) Dieser Scheiß-Vietnam-Krieg! Diese Scheiß Regierung! Diese …
Vorn links auf der Bühne lümmelt die 26-jährige Hillary im Park unter einer Trauerweide und liest höchst konzentriert in einem dicken, alten Gesetzbuch. Sie hat ihr kräftiges, aschblondes Haar nach hinten gebunden, trägt eine große, fast kreisrunde Brille auf der Nase – man sieht: auf Kleidung und Wirkung legt sie keinen Wert.
Skandierende Menschenmassen von Ferne: „Ni-xon weg! Ni-xon weg! “
Bill kommt keuchend herbeigerannt – smart, hochgewachsen in Jeans und kariertem Cowboyhemd; ein 27-jährgier mit aschblonden, wohlfrisierten Locken: er weiß, wie er auf Frauen wirkt.
BILL: (außer Atem) Nixon soll abgesetzt werden! Watergate!
Er zieht die Verdatterte hoch, seine Augen glänzen …
BILL: Sie planen ein Impeachmentverfahren gegen ihn! Und du, Hillary, du bist im Ausschuss! Kannst du das begreifen? Du sollst sofort zum Dekan kommen.
Sie schlägt sich die Hand vor den Mund.
HILLARY: Aber wieso …?
BILL: Jetzt geht’s los, Hillary! Wovon du immer geträumt hast: die große Politik! Die große Chance!
Behutsam nimmt er ihr die Brille von der Nase; sofort blinzelt sie – Hillary ist extrem kurzsichtig.
HILLARY: (noch irritierter) W…was soll das?
BILL: Zeig uns jetzt, wer du in Wahrheit bist!
HILLARY: Gib mir sofort die …
Sie grapscht danach; er verbirgt sie hinter seinem Rücken.
BILL: Du könntest so hübsch aussehen, Hillary! Aus dir könnte, weil du so klug bist, die First Lady von Amerika werden – nicht die Gattin des Präsidenten …
HILLARY: (ironisch) Also dich …
BILL: … sondern ein neues weibliches Selbstbewusstsein. Die Zeit ist reif dafür. (suggestiv) Frauen an die Macht! Das ist deine Chance! Ergreife sie! Und träum nicht nur und denk nicht nur und rede, verdammt nochmal, nicht so einen Bullshit!
Er zieht ein LIFE-MAGAZIN aus der Gesäßtasche seiner Jeans; – man kann Hillary auf dem Cover erkennen – und wirft das Heft ins Gras.
HILLARY: (nun total verdattert) W…was ist damit?
Wütend trampelt er auf dem Heft herum.
BILL: (äfft ihren gepflegten Ton im Rhythmus des Trampelns nach) „… haben wir allerdings den Eindruck, dass unsere Führung Politik zu lange als die Kunst des Möglichen betrieben hat …“
HILLARY:(wütend) Dann sag mir doch, wie man das sagt!
Er tanzt mit ihr …
BILL: (leise singend, swingend) Mit Swing-Appeal! Versuch’s doch mal mit Sex-Appeal!
Sie macht sich noch wütender von ihm los.
HILLARY: Wie redet man denn über den Vietnamkrieg (äfft nun ihn nach) „mit Sex-Appeal“?
BILL: Indem man ihn als irgendwas verkauft! Alles wird in diesem Land verkauft, my darling: jede Nachricht, jedes Lied, jede Moral – und erst recht jede Politik. Sie haben uns den Vietnamkrieg als einen Verteidigungskrieg gegen die Kommunisten verkauft und …
HILLARY:Sie haben uns belogen!
BILL: Das ist es ja!
HILLARY: (platzt) Soll ich jetzt auch lügen und betrügen …?
Sie reißt ihm ihre Brille aus der Hand und setzt sie sich wieder auf.
HILLARY: … nur um in die „große Politik“ zu kommen?
Er nimmt sie ihr wieder behutsam von der Nase …
BILL: (entwaffnend) Ja!
… und da sie ihn so verdutzt anblinzelt …
BILL: (suggestiv) Sie haben uns belogen, um einen Völkermord zu vertuschen. Betrüg du uns zu einem humaneren Sozialsystem …
HILLARY: Jetzt träumst du, my Billyboy …
BILL: Wie haben sie dich als kleines Mädchen immer genannt?
HILLARY: (verschämt) „Schwester Kühlschrank“.
Er umarmt sie wieder und singt fast …
BILL: Willst du damit die Herzen der Amerikaner bewegen?
HILLARY: (plötzlich elegisch, auch trotzig) Ich will wirklich was bewegen, Bill. Ich studiere nicht Jura, um reiche Firmen noch reicher zu machen.
BILL: Sondern?
Er löst den Nackenknoten ihres Haars …
HILLARY: (leise, lächelnd, summend) „I have a dream …“
Wild fällt ihr aschblondes Haar in den Nacken herab.
BILL: (versonnen mit dunkler Stimme, genauso summend) Ich doch auch, my love, ich auch …
So sinken sie ins Gras zurück.
//Musik kommt auf: Leonard Bernsteins elegischer Part aus der Candide-Ouvertüre //
Die ganze Bühne ist jetzt ein wolkenloser Himmel.
HILLARY: Als kleines Mädchen wollte ich zu den Sternen hinauf. Ich wollte Astronautin werden. Ich schrieb der NASA einen langen, langen Brief. Sie schrieben kurz zurück: Frauen gehören nicht ins Weltall. Ich frage dich, Bill Clinton: Warum-gehören-Frauen-nichtins-Weltall?
Er küsst hingebungsvoll ihren Nacken.
BILL: Weil sie an den Kochherd gehören, kluges Kind! Weil kein konservativer Amerikaner eine Frau akzeptiert, die denkt.
Da springt sie wütend auf …
HILLARY: Und damit muss jetzt endlich Schluss sein!
… er springt auch auf und salutiert …
BILL: Jawohl, mein General! Räumen wir erst mal diesen gottverdammten Erdball auf!
//Musik aus //
HILLARY: Da, wo er am schmutzigsten ist!
BILL: In der Bronx!
HILLARY: Warst du schon mal in der Bronx?
Da wird sein Blick beklommen; er holt tief Luft und seufzt:
BILL: Ich komm daher. Ich komm daher … Ich habe jeden Abend meinen Stiefvater aus den Kneipen geholt – um dann zuzusehen, wie er meine mum verprügelt …
HILLARY: Oh mein Gott!
//… wieder Bernstein …//
BILL: Das ist die Hölle, Hil! Das ist die Ursache aller Konflikte in Amerika. Da wird Politik gemacht!
HILLARY: … und hast trotzdem … Highschool … Yale …
BILL: Weil ich mir geschworen hab: Nie mehr den Gestank von Fusel und kaltem Zigarettenqualm! Wie-helfen-wir-den-Armen? Das ist die einzige Frage, die einen Politiker zu interessieren hat.
HILLARY: M…man könnte ein Komitee für Mitmenschlichkeit gründen – wo jeder, der vom Gesetz missachtet wird …
//Musik aus//
BILL: Ach, hör doch mit dem bullshit auf. In Amerika verrecken die meisten Kranken, weil sie sich den Arzt nicht leisten können. Jeder Dritte ist in der Bronx rauschgiftsüchtig, weil er sein eigenes Elend nicht mehr ertragen kann. Das ist die Wirklichkeit in Amerika, Hillary Rodham.
Zögernd legt sie ihren Arm um seine Schultern – man merkt, das fällt ihr schwer.
HILLARY: (amüsiert) Dann … zeig mir, wie man klar und einfach redet, Bill. Zeig mir mit deinem gesamten schmuddeligen Sex-Appeal … die Bronx.
Im Hintergrund hört man leise amerikanische Polizeisirenen näherkommen.
Sie küssen sich.
… und plötzlich verschwindet Yale in der Dunkelheit … Hand in Hand schlendern die beiden wie zwei Engel
durch die damalige Bronx von New York
– an offenen Feuern in Blechtonnen vorbei, an behinderten Frauen, die sich anbieten, an saufenden und rülpsenden Pennern, die im Dreck liegen, und an aggressiven Straßengangs …
BILL: (leise) Das ist unsere Wohlstandsgesellschaft!
HILLARY: (genauso leise) Und dagegen kann man gar nichts tun?“
BILL: Dagegen muss man etwas tun! Deshalb will ich in die Politik, my darling. Deshalb studiere ich überhaupt. Und deshalb …
HILLARY: Aber wie willst du was dagegen tun, Bill? Wie?
BILL: (schreit jetzt) Indem wir noch viel dreister lügen als Nixon und der ganze konservative Scheißverein.
Ganz dunkel.
BILL: (wieder leise, suggestiv)