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Ein Roadmovie der Extraklasse: ungewöhnlich, fantasievoll und etwas verrückt
Mark, Franka und Penny wollen weg – am liebsten auf die Kapverdischen Inseln. Doch woher sollen sie das Geld nehmen? Durch Zufall finden sie heraus, dass es sich mit dem Vorhersagen der Zukunft leicht verdienen lässt. Ihr "Delphi Miracle Zukunftslabor" floriert auf Anhieb. Mit einem Traktor ziehen die drei durchs Land, erleben die verrücktesten Situationen und die skurrilsten Typen. Ein verdammt genialer Roadtrip! Doch jeder der drei hat ein großes Geheimnis und Schiss, dass es ans Tageslicht kommt. Denn dann würde sich alles ändern ...
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Mark, Franka und Penny wollen weg – am liebsten auf die Kapverdischen Inseln. Doch woher sollen sie das Geld nehmen? Durch Zufall finden sie heraus, dass es sich mit dem Vorhersagen der Zukunft leicht verdienen lässt. Ihr »Delphi Miracle Zukunftslabor« floriert auf Anhieb. Mit einem Traktor ziehen die drei durchs Land, erleben die verrücktesten Situationen und die skurrilsten Typen. Ein verdammt genialer Roadtrip! Doch jeder der drei hat ein großes Geheimnis und Schiss, dass es ans Tageslicht kommt. Denn dann würde sich alles ändern …
© Alex Güngör
Christian Klippel, Jahrgang 1955, studierte Geisteswissenschaften in Paris, Rom, Berlin und Amsterdam. Neben seiner Tätigkeit als Kreativdirektor und Inhaber mehrerer Werbeagenturen arbeitet er als Autor und Übersetzer. Zuletzt erschien von ihm bei Thienemann der Jugendroman »Verdammt schönes Leben«. Christian Klippel lebt in Hamburg. Er ist geschieden und hat zwei Kinder.
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Viel Spaß beim Lesen!
Für RW
»Das wird gutes Salz«, schreit er, »du wirst sehen! Richtig geiles! Das beste überhaupt. Das geht voll durch die Decke, ich meine, das wird echt cool, ich sehe sie kommen, mit ihren Cayennes, ihren Volvos, ihren Saab Cabrios, wusch, wusch, wusch, auf die Türen, rein in die Shops, zu Alnatura, Erdkorn, denn’s, in jeden beknackten Bioladen der Stadt. ›Hallo, guten Tag, dieses äquatoriale Luxus-Meersalz von den Kapverden, dieses weiße brandneue, mega angesagte, ultra-vegane Zeug, von dem jetzt alle reden, haben Sie das? Ja, ja, genau, dieser koksweiße Superstoff für meine Suppen und Salsas, Salate und Snacks, Sie wissen schon, Atlantik zum Streuen, das Paradiesel-Geriesel, genau, packen Sie mal ein, zwei, drei Paletten, ach, geben Sie zehn. Wie? Was? Hundertzwanzig Öcken? Okay, hier, Rest für Sie, ich meine – schwarzes Ayurveda-Salz aus Indien, wer will den Scheiß noch, blaues Salz der persischen Könige, alter Hut, rosa Murray River Natriumchlorid-Flakes, davon redet doch keiner mehr, das hier ist was komplett anderes, allein die Farbe, schau sie dir an, dieses gletscherpulverschneeweiße pure Blütenperlweiß, das ist …‹ Ey, Franka, hörst du überhaupt zu?«
Für jemanden wie Mark, der tagelang auch mal nichts sagt, war das eine lange Rede. Stimmt was nicht mit seinem Kopf? Schon möglich, die kapverdische Sonne ballert seit Stunden ungebremst auf sein Hirn ein. In bestem Auftragskillerstil.
Mark steht bis zu den Knien im Wasser. Wellen umspülen seine Waden. Der Karton in seiner Hand ist trocken. Die Bucht vor der Saline glitzert von hundert Milliarden tanzender Lichtpunkte, die an- und ausgehen, als wären es Glühwürmchen in einer Mittsommernacht. Früher Nachmittag. Marks Badehose hängt auf halb acht. Der Atlantik tobt damit wie eine Katze mit einer toten Maus. Sieht aus, als dienten seine Shorts zum Fischfang. Die Ruine wirft kantige Schatten. Die Schienen, auf denen das Salz einst verladen wurde, rosten still vor sich hin. Friedlich hier, ja, friedlich und abartig heiß für einen 24. Dezember. Marks Wetter-App zeigt seit sechs Uhr früh 24 Grad im Schatten. Datum und Temperatur im Einklang. Ansonsten erinnert nichts daran, dass heute Heiligabend ist.
Mark schaut nach oben. Trotz Sonnenbrille braucht er die Hand als Sonnenschutz. »Franka, ey, Franka! Ich rede mit dir! Setz den Kopfhörer ab! So ein Oberhammer-Salz, das ist schließlich auch für solche wie dich ein Ding. Ich meine, gerade solche!«
Solche wie dich. Mark zieht automatisch den Kopf ein, weil er gewohnt ist, dass jetzt gleich was durch die Luft fliegt. So einen Spruch lässt Franka nicht unkommentiert. Aber hier gibt es keine Kokosnüsse oder Datteln, die sie schmeißen könnte. Außerdem hat sie nichts mitbekommen. Wieder mal hat Franka den höchstmöglichen Punkt erklommen. Den Turm einer uralten Windmühle. Früher diente sie dazu, mit Salz gefüllte Loren zu den Schiffen am Anleger zu befördern.
Franka starrt auf ihr MacBook und versucht zu lesen, was sie geschrieben hat. Das ist in dem grellen Licht gar nicht so einfach.
Wir hätten auf Bäumen bleiben sollen, steht da. Das wäre besser gewesen. Jetzt mal rein menschheitsmäßig.
Franka beißt sich auf die Lippe und schüttelt den Kopf.
Sie markiert das letzte Wort, drückt die Taste mit dem Pfeil nach links, und schwupps: menschheitsmäßig verschwindet. Das tut jetzt auch der Rest des Satzes.
Franka schiebt den Kopfhörer in den Nacken und beugt sich vor, damit Mark sie hört. »Ich finde den Einstieg nicht. Den ersten Satz. Ich weiß nicht, wo ich anfa–«
Krrrrronnnnnnk …
»Aaaahhhhhh!!!«
Es ist passiert. Das »Kronk« kam von der Stange, an die sich Franka geklammert hatte. Zack, abgebrochen. Salzige Luft, Hitze und Rost haben sie mit den Jahrzehnten mürbe gemacht. Eine stillgelegte Saline ist kein Spielplatz. Franka fällt und knallt zwei Meter tiefer gegen einen Vorsprung, der sie am Kopf erwischt und außer Gefecht setzt. Trotzdem schafft sie es, den Fuß zwischen zwei Träger zu bekommen, damit sie nicht mit dem Boden unter sich Bekanntschaft macht.
Der Laptop ist nicht zu retten. Das gute Stück mit dem Apfel drauf schlägt, dong, dong, dong, wie eine Flipperkugel zwanzig Meter durch das rostige Gerippe und kracht in den Sand.
Franka knallt mit den Brüsten gegen eine Querstange. Ein kurzer, spitzer Aufschrei. Sie fällt eine weitere Stufe. Irgendwas erwischt sie so zwischen den Beinen, dass die Eier losschmerzen wie Hölle. Jungs kennen das.
Eine kurze Ewigkeit schließt Franka die Augen, bis sie wieder Luft bekommt.
»Franka!«, ruft Mark und öffnet den Karton. »Geh mal auf Google. Seebestattungen. Irgendwelche Tipps, worauf man achten muss?« Jetzt erst merkt er, dass was nicht stimmt. »Franka – alles klar bei dir?«
Franka antwortet nicht. Sie versucht, einigermaßen ruhig zu atmen. Endlich gelingt es wieder, sie flucht: »Scheiße! Wenn du beides bist, hast du doppelt so viel, was dir wehtun kann. Google ist nicht mehr. Der Mac ist Apfelmus.«
»Was wird dann aus dem Buch?«
»Das war’s. Wird nie geschrieben. Oder hast du einen Plan?«
»Warten wir auf die Zukunft. Irgendwann klappt das mit Zeitreisen vielleicht. Vorwärts in die Vergangenheit. Du machst einfach die letzten Minuten rückgängig. Jetzt geht’s los.«
Mark zieht den Deckel und taucht die Hand in das Pulver, das den Karton bis zum Rand füllt. Er streut die Masse in die Bucht, als wolle er Fische füttern. Womit er nicht rechnet, ist der Wind. Der kann am Atlantik heftig sein. Eine gierige Bö grabscht mit unsichtbarer Hand nach der Asche, wirbelt sie hoch, trägt sie zur Saline und setzt sie dort ab, bis das letzte Weiß von einer silbergrauen Schicht bedeckt ist.
»Scheiße«, sagt Mark, »das schöne Salz. Guck sie dir an, die Bescherung. Von wegen weiße Weihnachten.«
Ein halbe Minute schweigt auch Franka. Dann brüllt sie: »Warte mal – ich komm runter.«
Sie klettert die verbliebenen Sprossen zum Strand hinab und stellt sich stumm neben Mark. Tröstend legt sie ihm die Hand auf die Schulter. Ihre Stimme klingt erst mal unsicher, brüchig. Sie knattert wie ein Segel nach einer Wende im Sturm. Dann nimmt sie allmählich Fahrt auf. Schließlich hört sie sich fast überzeugt an. »Weißt du, ihr wäre es egal. Hauptsache, das wird ein Hammersalz, und das wird es, garantiert. Ich meine, jetzt, wo der Wind sich Pennys Asche gekrallt hat, sowieso. Wer braucht denn weißes Salz? Ist doch gar nichts. Das hier ist ein ganz anderes Thema! Das ist original Silbersalz von der Isla Sal, nein, besser: Platin. Pures Platinsalz, Platinum, das klingt nach Premium. Japp, weißt du, ich hör sie schon kommen mit ihren Cayennes und Volvos, Escalades, Hummern. Bramm, bramm, bramm und wamm, wamm, wamm blättern sie die Scheine hin. Das wirst du sehen. Die Zukunft wird gummibärchengeil. Ich seh sie vor mir. Bloß die verdammte Vergangenheit. Die verschwindet irgendwie im Nebel. Wir hätten Tagebuch führen müssen. Der Mac ist im Eimer, die Sonne brutzelt mir die Daten aus dem Hirn. Bist du dabei? Beamen wir uns durch Raum und Zeit. Fünf Monate zurück auf diese Landstraße in der Eifel. Der Schicksalstag, an dem Penny, du und ich uns das erste Mal gesehen haben …«
Mark kratzt sich den sonnenverbrannten Schädel. »Schicksalstag? Okay. Alles auf Anfang?«
Franka nickt. »Genau. Alles auf Anfang.«
»Hau ab. Spiel woanders! Los, verschwinde!«
Jetzt hörst du dich schon an wie so ein beknackter Hausmeister.
Einer dieser grau gekittelten Tatter-Typen, die dir auf dem Gehweg auflauern, wenn du mit dem Fahrrad vorbeikommst. Die mit ihren Gehstöcken hinter dir hergreinen, dass du hier nichts zu suchen hast. Kein Rücklicht am Rad. Oder sonst ein Scheiß, der ihnen nicht passt. Franka beißt sich auf die Lippe. Das hat sie nicht gewollt.
Dass dieser Bengel nervt, ist aber klar. Vielleicht noch kein Grund, jetzt den Vollspießer auszupacken. Loswerden muss sie ihn allerdings. Das ist Tatsache.
Also versucht sie es noch mal. »Hau ab, Zwerg. Spiel woanders. Hier ist nur für Große.«
Gregor bleibt stehen. Er schaut hoch, als hätten sie ihm keine Ohren gegeben. Vielleicht sind die zwei Kohlblätter da links und rechts am Schädel ja bloß so was wie Zierleisten. Dazwischen rattert es knisternd. Der kleine Computer arbeitet auf Hochtouren. Das kann man förmlich sehen.
Die Sonne steht hoch. Krass heiß, die Luft.
Der Kleine hebt die Patschhand als Sonnenschirm an die Stirn und blinzelt. »Was maddu da oben, Franka?«
»Was machst du, Gregor.«
»Ich hab zuerst gefragt.«
»Aber grottig. Du hast gefragt …«
»Du bist voll glöd!«
»Blöd! Es heißt blöd! Voll blöd. Du bist ja auch nicht glond sondern blond.«
Dem Knirps wuchern die Haare wie vertrocknetes Gras aus dem Kopf. Seine huskyblauen Augen blitzen angriffslustig daraus hervor. »Ich weiß, dass es glond heißt! Ich bin ja nich glöd. Gleibdu lange da oben?«
»Ffffffft.« Franka lässt die Luft durch die Lippen zischen und verdreht die Augen. »Bleib … Ach, vergiss es. Jetzt schwirr schon ab.«
»Was maddu da oben?«
»Buchführung. Rote Autos zählen. Ich zähle sie, mache für jedes einen roten Strich und gebe das dann an meine Auftraggeber weiter. Das ist mein Job. Ich arbeite für den Geheimdienst. Sehr spannend. Willst du auch mal für den Geheimdienst arbeiten? Hier ist dein Auftrag: Geh heim! Los, mach schon.«
Fast bis es blutet – so fest beißt sich Franka auf die Lippe. Ihn wegschicken ist das eine. Den Bengel so zu verarschen, ist was anderes. Echt nicht die feine Art. Aber egal. Sieht nicht aus, als hätte Gregor irgendwas kapiert. Und wenn, dann kümmert es ihn nicht.
Lesen Sie weiter in der vollst?ndigen Ausgabe!
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