Hollin's Liebeleben (Roman) - Achim von Arnim - E-Book

Hollin's Liebeleben (Roman) E-Book

Achim von Arnim

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Beschreibung

Dieses eBook: "Hollin's Liebeleben (Roman)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Achim von Arnim (1781/1831) war ein deutscher Schriftsteller. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als wichtigster Vertreter der Heidelberger Romantik. "Hollin's Liebeleben" ist der erste Roman von Achim von Arnim, der 1802 bei Heinrich Dieterich in Göttingen anonym erschien. Arnim, der im Sommer 1801 seine naturwissenschaftlichen Studien in Göttingen beendet hatte, schrieb den romantischen Entwicklungsroman in den darauf folgenden Ferienwochen auf dem Gut der Großeltern in Zernikow. Hollins Liebe zu Maria scheitert an gesellschaftlicher Konvention. Überblick: An seinem Studienort N. wurde Hollin in eine heimlich-öffentliche Verbindung aufgenommen. Trotz Verbot schlägt man sich während der Waffenübungen. Lenardo wird getroffen. Hollin kümmert sich um den verwundeten Freund. Als Lenardo den Besuch seiner Schwester Maria ankündigt und vermutet, Hollin werde mit ihr "harmonieren", ist es mit der Ruhe des Briefeschreibers Hollin vorbei. Er vernimmt dann Marias süße Stimme und wehrt sich gegen das neue Gefühl.

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Achim von Arnim

Hollin's Liebeleben (Roman)

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-0997-5

Inhaltsverzeichnis

Odoardo an den Leser
An Hollin
An Odoardo
An denselben
An Hollin
An Odoardo
An Odoardo
An denselben
An Hollin
An Odoardo
An Odoardo
An Odoardo
An Odoardo
An Hollin
An Odoardo
An Odoardo
An Odoardo
An Odoardo
An Odoardo
An Hollin
An Hollin
An Maria Lenardo
Frank an den Herausgeber
Beilage Erinnerung an Horace Benedikt von Saussure

Hollin's Liebeleben

Roman

Inhaltsverzeichnis

Ein Freund bat mich auf seinem Sterbebette um die Erfüllung einer Bitte. Ich versprach, ohne einen Augenblick mich zu besinnen, da das Flockenlesen und andere Zeichen den nahenden Tod verrieten. Mit der Anstrengung aller übrigen Kraft zog er ein kleines Bündel Schriften aus dem Überzuge des Kopfkissens hervor und gab es mir mit dem Auftrage, zur Verheimlichung des Verfassers das Buch unter meinen Namen drucken zu lassen; dann drückte er mir die Hand und starb ruhig. –

Ich bin nicht abergläubig, aber die Bitte eines Freundes ist mir heilig. Ich habe sie erfüllt: und ich wünsche dem Leser alle Freude, die mir das Buch mit der Erinnerung an den Freund geschaffen.

L. A. von Arnim

Odoardo an den Leser

Inhaltsverzeichnis

Unser Zeitalter ist gleich arm an Liebe wie in der Liebe – die Jugend eilt und bald folgen ihr die süßen Erinnerungen. Mit den Gesängen seiner Liebe benährt der Jüngling die Blumen eines empfundenen Frühlings, aber das Lied verhallt und die Zeugen seines Glücks verwelken. Schmerz und Freude, Sehnsucht und Hoffnung bezwingt, wie ein gewaltiger Tanz, die schöne Wirklichkeit des Lebens. Wo ist der Glanz deiner Augen, Marie, – die süße Beredsamkeit deiner Lippen und der Frieden deiner Nähe? Darum sollten alle Gebüsche, die mit uns groß wurden, ihr vertrauter Schatten und das befreundete Girren der Tauben dem verständigen Manne nicht deswegen allein heilig sein, weil sie Erinnerungen der unbemerkt verschwebenden Jugend sind. Der holde Traum muß ihm gegenwärtig bleiben und die Glut des Frühlings sich im glänzenden Sommer wieder erkennen. Dann erwacht zu einer neuen wundervollen Blüte im schönen Herbste der Fruchtbaum, breitet sich aus, und schattet freundlich. Bald welkt auch diese Blüte im Winterfroste, und es fliehen die wechselnden Farben – aber blütenreicher wird der helle blinkende Reif sich einspinnen. So verdrängen Blüten die Blüten und der Tod ist die schönste farbigste Blüte.

An Hollin

Inhaltsverzeichnis

M. den 10. Dezember.

Wir waren doch recht froh mit einander, und ich erkenne das erst, seit ich nichts fühle, als den bangen, beklommenen Abschied von Dir, – ob wir je so froh uns wiedersehen? – Mein Vater freut sich, daß Du mich beredet, jetzt schon die Schule zu verlassen, er ist viel schwächer geworden und bedarf bald meiner Beihülfe, aber wie mag der alte Rektor, der es immer so gut mit uns meinte, mit dem Kopfe geschüttelt haben, als er auf unsre Sitze zusammenrücken lassen. – Bald rücken andre auch in sein Gedächtnis, es kömmt ein andrer, der uns nicht kannte, und vertreibt sogar unsre mühsam eingeschnittenen Namen von den Bänken, oder ziert sie mit schändlichen Kronen, nur aus Menschenliebe. Es ist wahrhaftig kein Stolz, daß es mich quält, wo wir so manchen Tag verlebt, bald vielleicht bis auf den Namen vergessen zu sein. Warum muß ich gerade, da sie mir so schmerzlich ist, die Erinnerung aller Menschen, die ich je verließ, bei mir tragen; bei jedem neuen Verluste sie unwillkürlich, wie in einem Zauberspiegel, vor mir vorübergehen lassen, warum müssen sie selbst in Träumen mich umlagern, in Ahndungen und eingebildeten Erscheinungen mich bange machen. Wenn mir es nicht alle bestritten und behaupteten, es wäre unmöglich der Zeit wegen, ich glaubte selbst meine Amme noch zu sehen, wie sie mir beim Abschiede in meinem ersten Jahre die Brust reichte, mich an sich drückte und eine Träne auf mich fallen ließ. Aber sicher ist es, ich sehe noch aus meinem zweiten Jahre, wie ein alter treuer Hund, das einzige Wesen mit dem ich mich ganz verstand, sich in die helle Morgensonne legte, die Füße ausstreckte und still ward. Ich kannte den Tod noch nicht, und glaubte, wie alles umher, ewig zu dauern; ich herzte ihn liebevoll und sorgfältig, bis mein Vater ihn mir mit Strenge nahm. Ich habe ihn lange nicht vergessen, ich träumte ihn immer neben mir, wie er mir riet und Beistand leistete. Das alles kann ich mir jetzt ruhig denken, aber aus den spätern Jahren vermag ich nichts Dir niederzuschreiben, es schien mir, ich wolle mit meiner Empfindung mir ein Fest bereiten. Doch vergesse ich sie nie, alle Eindrücke, die oft mit unerklärlicher Stärke mich ganz bestimmten, wie ich mich hingezogen fühlte zu Dir, bei Deinem ersten Anblicke, wie wohl mir ward mit Dir, wie ich allmählich aus Deinem frohen Mutwillen Mut zum Leben einsog; wie ich es mit Dir auszugleichen suchte, indem ich Ernst in Deine leichten Eingebungen des Augenblicks mischte. – Ich bin Dir viel schuldig geblieben. – Du denkst und fühlst das Vergangene anders, Du lässest die Erinnerung nicht da stehen, wie sie Dich verlassen, sondern bildest die Freunde weiter fort, und stattest sie aus mit Ruhe und Zufriedenheit, während Dich Sehnsucht und unerfüllte Wünsche umher treiben. Lieber, guter Freund, warum verschwendest Du an die Erinnerung, woran Du im Leben darbst? – Wenn ich Glück und Hoffnung genug für mich hätte, keinen andern möchte ich damit zufrieden machen, als Dich. – Ich bin so traurig geworden, daß ich Dir erst im nächsten Briefe von der Universität schreiben kann. Gutes werde ich Dir nicht davon sagen können, aber warum sollte sie andern, warum Deinem N. nachstehen, komm hierher, wenigstens findest und beruhigst Du Deinen Freund.

Odoardo

An Odoardo

Inhaltsverzeichnis

N. den 15. Dezember.

Odoardo, lieber Odoardo! Du bist krank, – oder es ist dort nicht wie hier. Armer Freund, daß Dein Vater Dich hindern mußte, hierher zu kommen! – Alle Träume sind glänzender mir erfüllt, als die kühnste Hoffnung sie bildete, alles rauscht umher im regsamen Strome des lebenvollsten Lebens. Himmel! welch ein Gefühl, als ich die ersten Spitzen der Türme, und immer mehr, endlich die ganze herrliche Freistadt der Jugend aus der Ebene hervortreten sah! Noch ist er nicht verhallt in mir der innere Ruf nach Freiheit, der mich damals bei dem Aufgange ihrer Morgenröte zu den kühnen Spielen als Kind schon auftrieb, die mir so hart geahndet wurden. Ringt nicht jedes Wesen nach seinem Gesetze, alles, vom Sonnenstäubchen an, nach Licht und Freiheit: die Keime durchbrechen die kalte Erdenrinde, und blühen und tragen Früchte nur in der freien Himmelsluft; die Vögelbrut im warmen Neste versucht noch flatternd aufzusteigen, und jubiliert hellklingend in den blauen Luft-Revieren, alles hebt sich, tanzt und springt empor im Frohgefühle des Lebens; die stummen Fische selbst im Sonnenschein verlassen ihr Element und schlagen sich empor, und rauschen über seine Fläche hin. Und wir, frei aufgerichtet zur Mittagssonne, die einzig ausgezeichnet vor aller Kreatur, den Himmel vor uns und unter uns die träge Weltkugel schauen, und sie in Luft, Wasser und Erde umkreisen, unmöglich sollen wir den hohen, belebenden Trieb, die Fülle der schwellenden Kraft und Freude eindämmen, von der höchsten Sprosse der Stufenleiter aller Wesen, auf welche die bildende Natur in der Anspannung aller Organisation uns hob, aus dem Sammelpunkte alles Lebens uns herabstürzen, allen kühnen, dehnenden, ausbreitenden Geist im trägen Kleinmut des Bürgerlebens ersticken! – Alle Wärme, alles Gefühl der Jahre, die bedächtig langsam mir auf den Schulbänken entflohen, drängte sich auf diese Minuten zusammen, eine neue Sonne schien mir aufgegangen, klar vor mir ausgebreitet war alles Künftige, Wissenschaft und wechselnd Leben buhlten um mich, da traten Philosophie und Poesie herbei, und Wissenschaft und Leben war verschwunden, mit Blüten bekränzt war ernsthaft der Scherz und der Ernst Scherz geworden. – Ich erwachte aus meinen Sinnen und sehnte mich nach dem Ziele meiner Wünsche, der Wagen schien mir unerträglich langsam fortzuschleichen, ich hob mich tausend Mal vom Sitze und fluchte des schlechten Weges. Bald kam eine Schar in wunderbar herrlicher Kleidung, wie Ritter mit Helm und Schwert, ohne einen von uns zu kennen, mit allen freundlich, und voll Zutrauen und Scherz. Es waren Studenten und Landsleute, sie gesellten sich als künftige Brüder zu uns, wir frühstückten zusammen in einem freundlichen Dorfe, das rings um den schönen Park eines Gutsbesitzers liegt. Der Wirt und seine Kinder empfingen uns mit dem trauligen Du und drückten uns die Hand, alle Grenzscheidung, alle Verkrüppelung, alle Schäden der Staaten und ihrer Verfassungen waren geheilt, gleiche Redefreiheit, Trunk und Speise war den Landleuten, unserm Fuhrmann im beteerten Schafpelze und uns gemeinschaftlich. Selbst die Weiber ließen sich freundlich von den Unbekannten küssen – verbrüdert uns nicht alle menschliche Gestalt, ist nicht die Liebe frei und ist es nicht die eigentlichste Sympathie, das innerste Band der Menschen, alles liebevoll zu umfassen und in sich aufzunehmen?

Hollin

An denselben

Inhaltsverzeichnis

N. den 25. Dezemb.

Ich bin in einer heimlich-öffentlichen Verbindung unsrer Landsleute aufgenommen. Es ist ein schöner Kreis, der sich mir eröffnet, auf mein Vaterland schon in den Frühjahren nützlich zu wirken, wo man gewöhnlich nur für sich emportreibt ohne andern Schatten zu geben. Unverkennbar ist es schwerer, den freien Jüngling zu leiten als den Mann, es ist leichter, den Enthusiasmus zu erregen als zu lenken, leichter zu revolutionieren als zu regieren, ich verkenne es auch nicht, daß die Eitelkeit vielen meines Alters als Führer vorzugehen, mich befeuert, aber wahrlich darum ist es nicht allein. Es regt sich in mir ein bestimmtes Gefühl, daß ich früh anfangen soll, die Schuld gegen das Vaterland abzutragen, weil es mir späterhin vielleicht nicht mehr vergönnt sein möchte; es ist mit dem Gefühle genau vergesellschaftet, das mich oft ernsthaft machte mitten in der Begeisterung des Weins, als würde ich immer weniger, so wie ich mehr Fremdes auffaßte, als nähme die Fülle meiner Kraft und Gefühle mit dem längeren Ausziehen des Lebens ab. Wenn doch einmal ein ungerechter Angriff unser Land zur Verteidigung zwingen sollte, warum ist es nicht jetzt? – Wir sind noch in dem Zustande des natürlichen Kriegs aller gegen alle, dieser Antagonismus hebt die Trägen und stärkt die Schwachen. Zu den Wagenübungen kommen wir auf einem großen Saale mit eingeschlagenen Fenstern zusammen. Meine Schulübungen im Fechten, worüber Du oft so ärgerlich wurdest, setzen mich in den Stand, es mit den meisten aufnehmen zu können. Hier werden auch die Angelegenheiten unserer Landsmannschaft besprochen, die jetzt in einem Kampfe gegen alle übrigen begriffen. Darin verwickelt ist ein gemeinschaftlicher Krieg gegen die Orden. Zur Entschädigung für diese Abhaltungen müssen sie nachher alle meine Lieblingsdichter und Philosophen sich vorlesen lassen; die meisten finden schon Geschmack daran, die übrigen wollen wenigstens davon mit reden können. Wird es finster, so gehen wir gemeinschaftlich auf Abenteuer aus, man stellt uns nach, ohne uns zu erraten. Der Weihnachtsmarkt ist jetzt unser Tummelplatz. Er hat seinen alten Reiz auf mich nicht verloren. In den bunten Lichtschein zwischen den Gassen der kleinen Spielstadt, plötzlich außerhalb im Dunkeln, fast geblendet, ziehen wir fröhlich mit Kindern und Kindertrommeln, und mit kleinen Trommeten durch die Gassen der wirklichen Stadt, die uns zum Spiele dient; wir vermummen uns und spielen der Jugend und lachen des Alters, wo wir das Alter beweinen werden.

Hollin

An Hollin

Inhaltsverzeichnis

M. den 7. Januar.

Sieh einmal ruhig umher und weiter, jedes Leben hat seine Schauseite und die wird gewöhnlich vorgelegt.

Alles ist hier unerträglich einförmig, bis auf die untergeschobenen, auswendig gelernten Einfälle. Ein paar lächerliche Namen, ein Dutzend Scherze über Dinge des täglichen Gebrauchs, dieselbe tägliche Manier arme Leute, die sie nicht fürchten, zu beleidigen, viel Erzählung ehemaliger Tapferkeit, Ernst ohne Würde, Spaß ohne Salz, scheinen das Charakteristische auszumachen. Wie Besessene laufen Hunderte in die Hörsäle um dort zu schlafen, oder glauben das Ihre getan zu haben, zu begreifen, wenn sie nur hören und schreiben, stehen früh auf um keine Arbeit mit Lust durchzuführen, und gehen endlich in Gesellschaft, oder Sonntags im Festschmuck zu den Lehrern, um ihren Geist auszuschmücken und auszubilden. Und doch ist jede allgemeine Ausbildung verbannt, keine Philosophie, kein Enthusiasmus: damit ja keiner zurückbleibe, dürfen die raschen Läufer hinken, wer nicht platt ist, wird aberwitzig genannt, wer Poesie liebt, ein Kraftgenie; wer gar einen andern als den hergebrachten Spaß treibt, von dem heißt es, er wolle etwas vorstellen. Die Liebe, wie jedes andre Gefühl ist ihnen absurd, statt dessen langeweilen sie die Frauen in den Gesellschaften durch ein stummes Hofmachen, oder man erzählt in der einen Zusammenkunft, daß bald wieder eine der Art sein werde, und sagt es sei voll oder leer, heiß oder kalt, das alles mit der nötigen ernsthaften Wichtigkeit. Haben sie dann bei Tische einigen Wein genossen, so werden sie unter einander grob, nach ihrer Art genialisch, sagen den Frauen Unanständigkeiten, diese stellen sich verwundert, fliegen auf, versichern nie wieder mit denen zu sprechen, und werden von ihren Beleidigern nach Hause geführt. Und so kömmt es abermals und abermals wieder, und sie bleiben bei aller Bewegung auf einem Fleck, wie der Stier im Tretrade.

Du bist jetzt wieder gar kriegerisch, da fändest Du hier gerade Deine Rechnung, alle Tage schlägt man sich, die besten Freunde so gar, wenn sie einander auch gar nicht böse sind, und wenn es wirklich hier Freundschaft gibt, wo die Gewohnheit mit einander zu essen, oder auszureiten, sie bildet, bindet und wieder auflöst. Das einzige Gute bei allen den Zweikämpfen scheint mir zu sein, daß alles ohne sonderlichen Schaden abgeht.

Odoardo

An Odoardo

Inhaltsverzeichnis

R. d. 30. Januar.

Mitternacht. Alles stürmt auf mich ein! – Ist dies das Leben, verwandelt sich nicht alles in meiner Hand in Tod! – Ich habe lange geharrt, ehe ich Kraft und Ruhe mir zutraute, Dir den unseligen Vorgang zu erzählen, der mich hier am fremden Orte, angstvoll wachend an das Bette eines Sterbenden, eines Ermordeten bannt, mich erdrückt, ewig unglücklich macht, doch vergebens. Alles schreckt mich auf, der nagende Wurm, dies aufreißende Holz, ein jedes Geräusch, als wenn es zu meiner Angst einen Bund gemacht hätte. Auch Du ewige gütige Natur schreckst mich in deiner Trauer; das Feuer scheint und wärmt nicht, außen wirbelt der Wind den Schnee auf und pfeift in den dürren Zweigen, Tiere heulen im Froste. Ihr Sterne alle bergt matt durchschimmernd euch hinter dem dichten Wolkenschleier, über den tausend Schreckgestalten in raschen Zügen hinschweben. Darf ich nirgends hinblicken, Schreckbilder erstehen, wohin mein Auge reicht, Blut auf dem Estrich, auf dem Bett, vor dem Feuer hingestreckt der sorgenvoll schlummernde alte Diener, – ach ich mordete seine Hoffnungen. Ich muß dem herrlichen Leben, der Freude des goldenen Lichts entsagen, W ihm meine Augen schließen, darf nicht mitteilend dem Freunde, meine Angst mindern – wenn es ewig so sein müßte!

*

R. den 3. Februar.