Holly. Eine Hochzeit in Schwarz - Anna Friedrich - E-Book

Holly. Eine Hochzeit in Schwarz E-Book

Anna Friedrich

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Beschreibung

Holly: Jede Frau hat ein Geheimnis.

Der hochkarätige Berliner Event des Jahres: Holly feiert ihr 50-jähriges Jubiläum. Doch hinter den Kulissen kann von Glamour keine Rede sein: Ein Mord in der Redaktion sorgt für Entsetzen, und aufgedeckte Geheimnisse bedeuten das Ende einer großen Liebe. Simone Pfeffer trifft eine Entscheidung, die sie nie wieder rückgängig machen kann. Und in Hollys Führungsetage schmieden alle ihre eigenen Pläne, die nur eines gemeinsam haben – nichts soll so bleiben wie bisher.

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Seitenzahl: 170

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Buch

Der hochkarätige Berliner Event des Jahres: Holly feiert ihr 50-jähriges Jubiläum. Doch hinter den Kulissen kann von Glamour keine Rede sein: Ein Mord in der Redaktion sorgt für Entsetzen, und aufgedeckte Geheimnisse bedeuten das Ende einer großen Liebe. Simone Pfeffer trifft eine Entscheidung, die sie nie wieder rückgängig machen kann. Und in Hollys Führungsetage schmieden alle ihre eigenen Pläne, die nur eines gemeinsam haben – nichts soll so bleiben wie bisher.

Autorin

Anna Friedrich ist ein Pseudonym. Gäbe es sie wirklich, würde sie in Hamburg leben.

Anna Friedrich

HOLLY

Eine Hochzeitin Schwarz

Band 5

Neuveröffentlichung Juni 2016Copyright © 2015 by Anna FriedrichCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015by Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHCovergestaltung: UNO Werbeagentur, MünchenCovermotiv: FinePic®, MünchenMR · Herstellung: JBSatz: DTP Service Apel, HannoverISBN: 978-3-641-20525-6V001www.goldmann-verlag.deBesuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz

Die Hauptpersonen

– und was bisher geschah.

Simone Pfeffer

Fängt mit viel Mut einen ganz neuen Job in der Holly-Redaktion an. Sie soll die Ordnung in Holly einführen – und dann geht das seelische Chaos los: eine neue Liebe, die ein Ultraschallbild zur Folge hat, eine Chefin, die bösartige Absichten hat. Und eine Wahrheit am dreißigsten Geburtstag, die alles ändert.

Annika Stassen

Ist die Chefredakteurin, um die sich alles dreht – erst recht, als sie dann plötzlich nicht mehr da ist. Und eine Spur nach Frankreich führt. Dort steht sie nach Recherchen in ihrer eigenen Vergangenheit an einem Grab – und fasst einen Entschluss.

Elisabeth Salditt

Die Besitzerin des Verlages: laut, reich, großherzig, rot, gelb, blau, schnell, gemein, umwerfend, kalt, empfindsam, hinterlistig und fair. Sie hat einen Plan, von dem fast nur sie weiß, einen abenteuerlichen, gewaltigen, gemeinen, mysteriösen Plan, der allerdings nicht recht aus den Startlöchern kommt.

Georg »Schorsch« Bender

Schreibt die besten Texte, hat seine feste Freundin verlassen, nur die zwei Hasen mitgenommen. Ein Mann, der den Frauen leicht gefährlich wird. Aber diesmal ist es umgekehrt.

Sibel Yolan

Recherchiert Kontakte ins Jenseits – und hat schnellen, geilen Sex. Glänzende Journalistin. Frau von einem anderen Stern. Sie recherchiert möglicherweise die Geschichte ihres Lebens, obwohl sie vom Tod handelt. Und verliebt sich.

Larissa Werner

Herrscht in dem Reich, in dem jeder Berliner Prominente einen Platz haben möchte. Schwebt auf Stilettos, kann fünf Sprachen – und schickt einflussreiche Männer und Frauen nach Sibirien. Die neue Partnerin von Elisabeth Salditt.

Christa von Hutten

Wird in der Not gerufen, um zu helfen. Kehrt zurück an den Ort ihrer Niederlage und übernimmt die Macht. Ausgerechnet vor der großen Jubiläumsparty »50 Jahre Holly«. Wird sie sich nun rächen? Oder Holly aus der Krise führen?

Carla Rosenberg

Hat lange das Psychologie-Ressort von Holly geleitet, sich dann aber von den Seelendingen dem Körperlichen zugewandt. Sie beginnt im Escortservice eine abenteuerliche neue Karriere. Scheint so, jedenfalls.

Michael Keplin

Freund von Annika Stassen, intelligent, gutaussehend und ausgestattet mit besten Kontakten ins Jenseits. Er ist an Sibel Yolan interessiert und daran, mit Holly und dem Verlag »Salditt & Hansen« ins Geschäft zu kommen.

Max Wiesel

Dick, umwerfend, ein Geschichtenerzähler und in Geschäftsdingen ein Mann fürs Grobe. Doch die Geschäfte laufen schlecht, und ihm wird klar: Das Toten-Projekt mit Michael Keplin könnte seine letzte Chance sein.

Michael Freund

Ein Cyber-Mann, ein Hacker, ein Phantast – und ein Mann mit einer verletzten Seele. Er fängt an bei Holly zu arbeiten, als IT-Experte, als Computerfachmann. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Bess Schmidt

Die legendäre Modechefin von Holly. Glamourös, klug und schön. Kann mit ihrem Humor töten. Aber nicht deshalb droht gerade von ihr plötzlich Gefahr für die Welt von Holly.

Steve Frommen

Der Verbündete aller Frauen. Pilates-Trainer mit Geheimrezepten und Geheimnissen.

Franziska und Pascal

Diese Liebe muss beschützt werden, nicht weil sie noch so zart ist, sondern weil sie so stark ist. Und weil sie einen Abgrund überbrücken muss.

Und als Special Guest:

Die Kamera

Sie sieht immer mehr als alle anderen. Kennt die Vergangenheit, linst in die Zukunft.

»Jedes Frauenleben ist eine Kette von Abschieden, das muss uns klar sein. Und mit jedem Abschied verschwindet ein wenig davon, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Ist das ein Verlust? Oder eine Befreiung?«

Claudette

PROLOG

Er: »Wie machen wir es eigentlich dann auf dem Holly-Jubiläumsfest?«

Sie: »Wie meinst du das?«

Er: »Na ja, gehen wir uns aus dem Weg? Oder gerade nicht? Sieht man uns zusammenstehen, tanzen, an der Bar was trinken? So meine ich das.«

Sie: »Oh, schade. Ich dachte, du meinst das viel geiler. Wie und wo und wann machen wir es auf dem Fest?«

Er: »Okay, ich bin dabei. Du hast doch die Location besichtigt. Das ist in einer ehemaligen Ziegelei, oder? Da gibt’s doch bestimmt irgendwo einen dunklen Keller für uns.«

Sie: »Oh ja, das wärs! Aber es muss ganz schnell gehen. Du machst die Smokinghose auf, und ich schieb das Abendkleid nach oben und den Slip zur Seite.«

Er: »Du kannst mir dann ja noch auf einen Zettel schreiben, was genau ich machen soll.«

Sie: »Nein, das brauche ich nicht. Ficken, das kannst du wirklich gut.«

Er: »Ach so: Das kann ich wirklich gut. Was kann ich denn nicht so gut?«

Sie: »Genieß es doch, mal zum Sexualobjekt degradiert zu werden.«

Er: »Ficken ist ja wohl sehr aktiv, da kann ich ja schlecht ein Objekt sein.«

Sie: »Wann wirst du denn endlich aktiv?«

Er: »Willst du es wirklich machen auf der Party? Das wäre geil.«

Sie: »Ich finde ja paar alte Regeln gut. Zum Beispiel: Der Mann sorgt für die Sicherheit der Frau. Du organisierst das alles, ich lasse mich in der Angelegenheit gern führen, in welchen Keller auch immer. Hauptsache, ich muss mich um nichts kümmern und fühle mich sicher.«

Er: »Zu sicher ist nicht gut. Kein Adrenalin.«

Sie: »Du sollst jetzt aufhören zu reden.«

Er: »Wir haben nur noch zehn Minuten. Dann muss ich zurück.«

Sie: »Dann können wir schon mal üben für die Party.«

Er: »Was würdest du eigentlich sagen, wenn ich gestehen würde, dass ich mich unsterblich in dich verliebt habe?«

Sie: »Jetzt haben wir nur noch neun Minuten.«

Montag, 1. Juni

1

Für einen ganz kurzen Moment, vielleicht zwei Sekunden, streift ihn das Glück. Es ist ein Luftzug, der an seinem Gesicht vorbeizieht, und es ist ein Geruch in diesem Luftzug, ach nein, das ist kein Geruch, das ist ein Duft. Warmer Asphalt, Gräser, fließendes Flusswasser, so etwas. Jedenfalls ist es ein Sommerduft, der die Rezeptoren seiner Nase direkt in die Vergangenheit fallen lässt, schnell, so schnell, und gerade wie sich eine Spinne fallen lässt an ihrem Faden. Sommer, Kindheit, Glück. Und das Gehirn macht mit, es produziert die Bilder von nigelnagelneuen Adidas-Schuhen, die über den Asphalt des Radwegs rennen, der am Fluss entlang zum Sportplatz führt, wo gleich das Fußballtraining beginnt. Jetzt ist er schon wieder weg, dieser Duft, hier am Hauptbahnhof in Hamburg können sich die Kindheit und das Glück nicht halten. Currywurst, Schweiß, Dieselabgase haben die Kontrolle übernommen – und das Parfum der Frau, die auch ein Taxi braucht und vor ihm in eines einsteigt.

»Zum Harvestehuder Stieg 88 b, bitte«, sagt Georg Bender, als er sich auf die Rückbank eines Toyota fallen lässt.

»Zum Verlag Salditt & Hansen«, sagt der Fahrer. Er ist ein alter Hamburger, das sieht man, findet Bender. Das typische fliehende Kinn, das sich bildet, wenn man ein Leben lang diese nasalen norddeutschen Töne zwischen den Lippen hervorpressen muss. Alte Hamburger kennen natürlich die Adresse des großen Zeitschriftenverlages an dem schmalen Weg direkt an der Alster. Nach dem Krieg gegründet, schon damals in dieser Villa. Dann hat er sich in der Stadt ausgebreitet mit immer neuen angemieteten oder angekauften Gebäuden für immer neue Blätter, immer neue Redaktionen. Das dezente Zeichen mit den schwarzen Buchstaben S und H auf goldenem Grund wurde für die Medienbranche ein Wahrzeichen der Stadt. Bender, gerade knapp über dreißig, kennt Tausende Geschichten aus dieser Zeit, und in diesen Geschichten, die von alten Mitarbeitern erzählt werden, werden die Partys dann von Mal zu Mal noch exzessiver, die Frauen noch schöner, die Erfolge und der Spaß zur Legende. Bender hasst die Feste, auf denen man leicht in die Fänge eines solchen alten Kriegers – oder, fast noch schlimmer, einer alten Kriegerin – gerät und sich erst gegen vier Uhr morgens wieder daraus befreien kann.

Der alte Hamburger Taxifahrer ist zum Glück so redselig wie ein Fischbrötchen. Bender hat sich in den braunen Cordanzug geworfen, der nun wahrlich nicht zu diesem sonnigen Junitag passt, aber wenn ihm das jemals egal war, dann heute. Schwarzes T-Shirt, schwarze Slipper ohne Socken, schwarze Bartstoppeln. Mehr hat er nicht dabei für seine Abrechnung mit Elisabeth Salditt. Nicht mal seine Umhängetasche. Geldbeutel und Schlüsselbund beulen eine Tasche des Jacketts aus.

Bender setzt sich in Taxis immer nach hinten auf die Rückbank. Auch als ihn Elisabeth Salditt ein paarmal von ihrem Verlagsfahrer hat abholen lassen, hat er das gut gefunden: im Fond sitzen. Er hat nie begriffen, dass das nicht nur eine Vorliebe war, sondern eine fast zwanghafte Handlung.

Er denkt an den Spaziergang mit Simone, an diesem Maiabend kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag. An der Spree sind sie entlanggegangen, Arm in Arm wie zwei Fünfzehnjährige, und geredet haben sie, und geküsst haben sie sich. Mein Gott, das ist doch nur ein paar Wochen her, sogar Namen für ihr Baby haben sie sich überlegt. Er merkt, dass ihm die Tränen in die Augen schießen. Bei diesem Spaziergang hat er eine tief vergrabene Erinnerung in sein Bewusstsein zurückgeholt – die Erinnerung an eine Szene aus seiner Jugend, die er noch nie jemandem erzählt hatte.

Sommer, Kindheit, Glück. Eine Straße in einem kleinen Ort. Der 13-jährige Bender in Jeans und T-Shirt mit Daumen nach oben am Straßenrand. Meistens hält hier auf dem Land einer, den man kennt. Diesmal nicht. Ein grauer BMW, ein grauer Mann, der schwitzt trotz Klimaanlage. Eine behaarte Hand, die plötzlich das Lenkrad loslässt und Bender zwischen die Beine fasst, durch den Stoff der Jeans den Schwanz packt. Ein erstarrter Junge, eine Hand, die sich erst zurückzieht, als der Wagen im Nachbarort anhält.

Auf einer Bank sind sie gesessen, Simone und er, als er das erzählt hat, auf ihrer Bank im Monbijoupark, auf der sie auch schon Sex hatten. Und Simone hat ihn an sich gezogen, und er hat ein bisschen geweint. Seither ist ihm klar, warum er in fremden Autos lieber hinten sitzt.

Er steigt am Verlagshaus aus, er kontrolliert sein Telefon. Keine Nachricht von Simone.

Auch keine von Elisabeth Salditt. »Warum antwortest du nicht?«, hat er ihr vor drei Stunden in Berlin geschrieben.

»Mein Name ist Bender«, sagt er zu dem Mann, der hinter dem schwarzen Tresen am Empfang sitzt. »Ich habe einen Termin bei Frau Salditt.« Die große Uhr hinter dem Mann zeigt zehn nach elf. Er nickt freundlich, telefoniert und sagt dann noch freundlicher: »Das Sekretariat meint, von so einem Termin ist ihnen nichts bekannt.«

»Dann ist dem Sekretariat ein Fehler unterlaufen«, sagt Bender. »Kann passieren. Ich bin Chefreporter von Holly, und Frau Salditt weiß, worum es geht.«

Zehn Minuten später betritt er das Chefbüro, den großen Raum, an dessen Wänden die Titelbilder der berühmten Magazine des Verlages hängen, gerahmt, hinter Glas. Hohe Fenster geben den Blick auf die Alster frei, auf die Segelboote, den blauen Himmel. In der Mitte des Raumes steht ein massiver Holztisch, um den herum man bis zu 15 Personen platzieren kann. Bender denkt daran, wie er Elisabeth Salditt auf diesem Tisch gevögelt hat, ihr Rock zu den Hüften hochgeschoben, ihr Schlüpfer an einem Knöchel hängend. Blau war der Rock, das weiß er noch genau. »Halt mir den Mund zu«, hat sie gestöhnt. »Ich komm gleich, du musst mir den Mund zuhalten …« Schließlich taten auch damals drei Frauen im Vorzimmer ihren Dienst, getrennt nur durch die zentimeterdicke Eichentür.

Jetzt sitzt Elisabeth Salditt am Ende des Tisches, schaut ihn über die schwarze Lesebrille hinweg an und sagt ohne Begrüßung: »So, so. Ich weiß also, um was es geht.«

Ihr rechter Arm ruht auf einer Schienenkonstruktion, die ihn waagrecht vom Körper weghält. Die Hand ist verbunden. Es hat nochmal Komplikationen gegeben, hat man im Verlag erzählt, mit dem Handgelenk, das sie sich bei dem Autounfall gebrochen hat.

Bender zieht einen der Freischwinger vom Tisch weg und setzt sich darauf. Es ist der Platz am Eck schräg gegenüber der Verlegerin. Der, der am weitesten weg ist.

»Warum?«, sagt Bender. »Warum hast du das gemacht? Die Leute sagen alle, dass du eine falsche Schlange bist. Immer schon höre ich das. Jetzt erlebe ich es. Warum?«

»So? Sagen das die Leute über mich?« Sie nimmt die Brille ab, schlägt den Aktendeckel vor sich zu, alles mit der linken Hand. Dann beugt sie sich etwas vor und mustert ihn. Sie ist heute ganz in Weiß gekleidet, genauer gesagt in eine cremefarbene Tunika in mehreren Lagen über einem mehrlagigen Kleid. »Soll ich dir sagen, was die Leute über dich sagen?«

Bender hat im Zug zwei Beruhigungstabletten eingeworfen, aber sein Puls ist trotzdem bei 180, glaubt er jedenfalls. Seit Tagen ist das so, seit Tagen schläft er nicht, isst er nicht, schreibt er nicht, obwohl er müsste. Abends schüttet er Wodka in sich hinein und fällt dann auf das Bett in seiner provisorischen Absteige. Dann liegt er da und schaut mit offenen Augen zur Decke, durch die Decke durch, durch alle Decken und Böden durch, die in diesem Haus noch über ihm sind, durchs Dach – bis ins Weltall schaut er und immer weiter, weiter bis zum Urknall und dann noch weiter. »Warum hast du mein Leben kaputtgetrampelt mit deinen Scheißdrecks-Gucci-Schuhen?«, sagt er.

»Ich habe keine Gucci-Schuhe«, sagt sie. »Hatte ich noch nie.«

»Du bist widerlich«, sagt er.

»Was meinst du damit? Dein Leben kaputtgetrampelt?« Sie sieht ihn direkt an. »Weil ich mit der kleinen Simone andere Pläne hatte als du? Gute Pläne, Pläne für eine echte Karriere … Osteuropa, internationales Geschäft. Aber der große Autor Bender hat ja gerade das Kuscheln entdeckt.« Sie steht auf, erstaunlich behände trotz der Schienenkonstruktion. Sie tritt ans Fenster, erstaunlich schmale Silhouette, die Haare sorgfältig geföhnt. Ein böser Engel, denkt Bender. »In Wahrheit hätte ich dir doch mit dem Plan einen Gefallen getan, hätte dich aus dem Provinzdampf befreit, der dich umgibt.«

»Darum geht es doch nicht«, sagt Bender. »Deine Pläne mit ihr, das waren doch nur Gemeinheiten, kleine Gemeinheiten … Davon rede ich doch nicht … Ich will wissen …«

Salditt hat sich wieder zu ihm umgewandt und unterbricht ihn mit einem Lächeln um den Mund: »Steht dir gut, dass du so fertig bist und so dünn. Sieht sexy aus. Man könnte rückfällig werden.«

Bender antwortet nicht, sieht sie nur an. »Was ist das für ein Mensch, der so etwas macht?«, sagt sie schließlich, und er weiß, dass sie den Amokläufer meint, der die Holly-Redaktion überfallen hat. Alle stellen seither genau diese Frage.

»Warum hast du Simone von uns erzählt?«, sagt er. »Ich habe dich gebeten, es nicht zu tun. Ich habe dir gesagt, dass das mit Simone was anderes ist, dass das wirklich die Liebe ist, dass ich das noch nie erlebt habe. Ich habe dir vertraut, ich habe dich gebeten, dass es unser Geheimnis bleibt … Und du hast es versprochen.«

ENDE DER LESEPROBE