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Raus aus dem Dauerstress! 3 homöopathische Arzneien für mehr Gesundheit
Sind Sie wieder voll im Stress? Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie gegensteuern können, denn zu hohe Belastung und negativer Stress machen auf Dauer krank. Der renommierte Homöopath Dr. med. Werner entdeckte: Vor allem 3 homöopathische Arzneien sind es, die bei bestimmten »Stressmustern« und Stimmungslagen nachhaltig wirken. Körper und Seele kommen wieder in Balance. Ein neues, beeindruckendes Selbsthilfe-Konzept. Probieren Sie es aus!
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Seitenzahl: 197
Veröffentlichungsjahr: 2010
Buch
Wenn der Stress mal wieder überhandnimmt: Mit Homöopathie wird es möglich, gezielt gegenzusteuern, denn zu hohe Belastung und negativer Stress machen auf Dauer krank. Der renommierte Homöopath Dr. med. Ralf Werner entdeckte: Vor allem zwei »Stressarzneien« sind es, die bei bestimmten Stressmustern und Stimmungslagen nachhaltig wirken. Nach Einnahme der Arzneien ist meist rasche Linderung spürbar. Körper und Seele kommen wieder in Balance. Dieses Buch hilft, die passende Arznei zu finden, und enthält viele Beispiele aus der Praxis. Ein neues, beeindruckendes Selbsthilfe-Konzept für mehr Gelassenheit im Leben.
Autor
Dr. med. Ralf Werner, geb. 1949, ist Facharzt für Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie. Sein neu entwickeltes, wirksames Konzept bei Stressbekämpfung durch Homöopathie gilt auch in der Fachwelt als revolutionär und hat verblüffende Erfolge. 2007 wurde er in einer Umfrage der Bild-Zeitung unter den Top-Ärzten in NRW genannt.
Dr. med. Ralf Werner
Homöopathie gegen Stress
Burn-out natürlich vorbeugen
Unter Mitarbeit von Ulrike Arras
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. © der aktualisierte Ausgabe September 2013 by Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.© 2010 Kösel-Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.Satz: Uhl + Massopust, AalenBK · Herstellung: IHISBN 978-3-641-04439-8V002www.goldmann-verlag.de
Für meine KinderMarc, Christoph, Kathrin und Matthias
Durch die Zusammenarbeit mit dem homöopathischen Arzt Dr. med. Werner haben wir als Ärzte in dessen hausärztlicher Praxis einen neuen Umgang mit den altbekannten homöopathischen Arzneien Staphisagria und Ignatia kennengelernt. Als »Stressarzneien« hat ihr Einsatz eine faszinierende, neue Bedeutung bei der Heilung vieler Krankheiten bekommen. Da die allermeisten Gesundheitsstörungen Stress bedeuten, eröffnen sich für den Einsatz dieser Stressarzneien ungeahnte Möglichkeiten. Das von Dr. Werner entwickelte Therapiekonzept erweitert die therapeutischen Möglichkeiten, insbesondere von stressbedingten Beschwerden, auf geradezu unglaubliche Weise.
Wir danken Dr. Werner herzlich, dass er uns als Kollegen an seinen Einsichten vorbehaltlos hat teilhaben lassen.
Holger Heibel (Gelsenkirchen),
Sabine Liesenfeld (Brüggen),
Dr. med. Birgitta Rebischke (Dinslaken),
Dr. med. Petra Tendick (Neukirchen-Vluyn),
Dr. med. Marc Werner (Essen)
Inhalt
Stress macht Stress Vorwort
Was ist Homöopathie?
Zwei homöopathische »Stressarzneien«
Angespannt durch Stress – Staphisagria
Verzweifelt durch Stress – Ignatia
Zwei Folgearzneien bei Dauerstress
Auflehnung gegen Stress – Causticum
Erschöpft und ausgebrannt durch Stress – Acidum phosphoricum
Die Grundarznei
Ruhig und gelassen – Natrium muriaticum
Extrem verdünnt und dennoch wirksam
Stress macht krank
Stressbedingte Gesundheitsstörungen
Ängste durch Stress
Zwänge
Schlafstörungen
Nervosität, Lampenfieber
Essstörungen
Kopfschmerzen, Migräne
Bettnässen
Allergien, Asthma, Neurodermitis
Infektneigung
Homöopathische Stresstherapie bei schweren und unheilbaren Krankheiten
Beziehungsstress
Stress im Bett
Gestresste Familien
Kinder im Stress – Schulstress
Eltern im Stress – Stress beim Grenzensetzen
Scheidungsstress
Das hyperaktive Kind
Stress im Beruf – bis zum Burn-out
Stress im Alter
Wie erkenne ich die für mich passende Arznei?
Richtlinien für eine homöopathische Stresstherapie
Staphisagria-Symptome
Ignatia-Symptome
Causticum-Symptome
Acidum-phosphoricum-Symptome
Natrium-muriaticum-Symptome
Fragen an den Autor Nachwort
Dank
Register
Stress macht Stress Vorwort
Stress ist zu einem unvermeidbaren Bestandteil unseres Lebens geworden. Alles Mögliche kann da stressen: zum Beispiel der Lebenspartner, die Kinder, der Arbeitgeber, die Migräne, die Schlafstörung, die verstopfte Nase, der Heuschnupfen, eine Neurodermitis, Allergien, das Asthma. Auch Ängste und Zwänge bedeuten Stress. – Gibt es einen Zusammenhang zwischen scheinbar so unterschiedlichen Themen? Ja! Denn auf ein und demselben Boden – dem Gestresstsein – spielen sich die allermeisten Konflikte, Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten ab.
Wird ein Mensch daran gehindert, so zu sein, wie es seiner eigentlichen Natur entspricht, gerät er zwangsläufig in einen Zustand von seelischer und körperlicher Anspannung. Seine angeborene »Resonanzlage« ändert sich. Er entwickelt körperliche und psychische Symptome, die ihm bisher fremd waren. Beispiel: Sie sind müde, wollen schlafen und werden durch Lärm geweckt. Das geschieht jede Nacht. Irgendwann ist es Ihnen zu viel. Sie werden angespannt, genervt – möglicherweise auch aggressiv. Sie erkennen sich selbst nicht wieder. Derartige Veränderungen von einer gleichmütigen zu einer angespannten, gestressten Grundstimmung folgen Reaktionsmustern, die willentlich nicht zu beeinflussen sind, denn zur Gelassenheit kann man sich nicht zwingen.
Die individuelle Angespanntheit und Aggressivität überträgt sich nun möglicherweise auf die Mitmenschen, und der Stress breitet sich aus. Stress macht Stress! Dies wird jeder kennen und für »normal« halten. Was für viele neu sein dürfte, ist die Tatsache, dass in einer ausgeglichenen Grundstimmung eine bestimmtehomöopathische Arznei zum Beispiel bei Kopfschmerzen hilft, in einer gestressten Stimmung aber – bei dem gleichen Kopfschmerz – ganz andere Arzneien. Hier sind insbesondere zwei homöopathische »Stressarzneien« mit dem Namen Staphisagria und Ignatia wirksam.
Im vorliegenden Buch wird allgemeinverständlich anhand von Konfliktsituationen und Krankheitsbildern dargestellt, wie die Anwendung der homöopathischen »Stressarzneien« bei der Bewältigung von Stress helfen kann. Diese Arzneien reduzieren oder heilen die psychischen und körperlichen Reaktionen, die durch Stress ausgelöst worden sind. Stress wird abgebaut und damit das Risiko für stressbedingte Krankheiten, wie zum Beispiel Herzkrankheiten, Migräne, hoher Blutdruck, Magenschleimhautentzündung und viele andere, vermindert. Auf jeden Fall aber wird man gelassener!
Ein Hinweis: Bei Anwendung der beschriebenen Stresstherapie benötigt man einige Arzneien in hohen Potenzen (siehe »Extrem verdünnt und dennoch wirksam«). Alle Potenzen – auch die hohen Potenzen – sind über eine Apotheke oder über das Internet zu beziehen. Hochpotenzen über C 1000 müssen im Ausland (Schweiz) bestellt werden.
Wenn Sie unter einer chronischen und/oder schweren Krankheit leiden oder in der Vergangenheit wegen einer solchen Krankheit behandelt worden sind, sollte die Stresstherapie mit professioneller Begleitung erfolgen. Auf eine schulmedizinische Abklärung von bestehenden Beschwerden darf nicht verzichtet werden.
Dr. med. Ralf Werner
Was ist Homöopathie?
Wie entsteht Krankheit? Jeder Mensch wird von einer lebenserhaltenden Energie geprägt – dies erkannte bereits Samuel Hahnemann (1755–1843), der Begründer der Homöopathie. Im gesunden Menschen hält diese Lebenskraftalle Lebensvorgänge in einem harmonischen Gleichgewicht, das jedoch durch unterschiedliche Einflüsse gestört werden kann. So entsteht Krankheit. Die Symptome einer Krankheit entsprechen körperlichen und/oder seelischen Abweichungen vom gesunden Zustand. Stress stellt einen negativen Einfluss dar, der den Menschen aus seiner Balance bringt.
Wie wirken homöopathische Arzneien? Hahnemann verwendete pflanzliche oder mineralische Substanzen, deren Wirkung er zunächst an gesunden Menschen beobachtete. Damals war bereits allgemein bekannt, dass Chinarinde bei Malaria eine heilende Wirkung hatte. Also machte er einen Selbstversuch und stellte nach Einnahme von Chinarinde malariaähnliche Symptome bei sich fest. Daraus wird ersichtlich: Die Malaria führt bei einem Patienten zu bestimmten Krankheitssymptomen, aber bei einem Gesunden löst die Einnahme von Chinarinde ähnliche Symptome aus. Diese Ähnlichkeit der Symptome ist der entscheidende Punkt: Denn die geniale Entdeckung war, dass bei Vorliegen einer Malaria die von dieser Krankheit erzeugten Symptome durch Einnahme von Chinarinde verstärkt werden und dadurch der Organismus überraschenderweise zu einer Heilung angeregt wird.
Vereinfacht ausgedrückt: Ein Mensch ist krank. Er hat rote Haut, Fieber und Schweißausbrüche. Die Therapie besteht in der Verabreichung einer homöopathischen Arznei, die diese Symptome verstärkt. Das bedeutet: »Du sollst rote Haut haben, du sollst Fieber, du sollst Schweißausbrüche haben!« Auf diese Weise werden die Symptome zunächst intensiviert. Die Verstärkung der Krankheitssymptome stimuliert dann die körpereigene Abwehr und bringtden Heilungsprozess in Gang. Die Natur des Menschen selbst stellt die Gesundheit wieder her. Im Übrigen: Niemals heilt ein Arzt. Er stellt allenfalls die Weichen für einen Heilungsprozess, den der Patient stets selber vollziehen muss.
Die Wirksamkeit der Homöopathie ist keine Glaubenssache. Sie ist erfahrbar. Leidet ein Patient unter Übelkeit, Brechreiz, Fieber, Magenkrämpfen und Durchfall und es gelänge nicht, innerhalb von wenigen Stunden eine deutliche Besserung durch Gabe der passenden, homöopathischen Arznei zu bewirken, hätte nicht nur der Patient ein Problem, sondern auch der Therapeut! Meist ist eine Besserung schon nach zwei Stunden feststellbar. Immer, wenn es einem schlecht geht, ist es gut, ein Kügelchen nach dem anderen einzunehmen. Dies gilt sowohl für körperliche als auch psychische Beschwerden.
Was versteht man unter homöopathischen Potenzen? Da viele der von Hahnemann entdeckten Arzneimittel giftig auf den menschlichen Organismus wirken, kam er auf die Idee, diese zu verdünnen, um so den toxischen Effekt der Stoffe zu mindern. Er benutzte ein Verfahren, bei dem die Substanzen stufenweise verdünnt und zwischendurch immer wieder verschüttelt wurden. Dieses Verfahren wird »Potenzierung« genannt. Erstaunlicherweise konnte so die heilende Wirksamkeit der Substanzen verstärkt werden. Die Bezeichnung der Potenz gibt den jeweiligen Verdünnungsgrad an. Hahnemann bediente sich bei der Herstellung homöopathischer Potenzen hauptsächlich sogenannter »C-Potenzen«. Hier wird in Schritten zu je 1:100 verdünnt und nach bestimmten Regeln verschüttelt. Eine C 6 ist demnach eine »niedrige Potenz«, eine C 50000 eine »Hochpotenz«. Auch heute noch werden homöopathische Arzneimittel auf diese Weise hergestellt. So erhält man hochwirksame, jedoch absolut ungiftige Heilmittel. Sie werden meist in Form von Streukügelchen (Globuli) verabreicht.
Manche Menschen halten die Homöopathie für Scharlatanerie, weil sie sich nicht vorstellen können, dass solche hochverdünnten Arzneien überhaupt eine Wirkung haben könnten. Ich selbst habe dies früher auch nicht für möglich gehalten, und dass die Wirksamkeit der Arzneien mit steigendem Verdünnungsgrad und Verschüttelung zunimmt, erst recht nicht.
Was ist ein Konstitutionsmittel? Jeder Mensch hat ein archetypisches, ureigenes Grundmuster von psychischen und körperlichen Reaktionsweisen: Der eine wird mit Hautausschlägen geboren, der andere ohne. Der eine Mensch hat kalte, der andere warme Füße. Jemand hat Schweißfüße, der andere nicht. Der eine reagiert extrovertiert, ein anderer introvertiert. Wieder ein anderer bekommt Heuschnupfen oder Asthma, ein anderer Magengeschwüre. Bei dem einen Kind sind die Sprachentwicklung und das Wachstum verzögert, bei einem anderen Kind nicht. Dem einen kommen beim Lachen die Tränen, dem anderen nicht. Kopfschuppen bekommt auch nicht jeder. Der eine Mensch ist aufbrausend, der andere nicht, und so weiter und so fort. Dieses Grundmuster, nach dem ein Mensch körperliche und psychische Symptome entwickelt – ganz gleich ob »normale« oder pathologische Symptome –, entspricht dem Konstitutionsmittel, das heißt jener homöopathischen Arznei, die zum einzelnen Patienten passt wie »der Deckel zum Topf«. Dieses Konstitutionsmittel löst eine Resonanz aus: Die dadurch einsetzende kurzzeitige Verstärkung von Migräne, Heuschnupfen und Neurodermitis usw. mobilisiert dann die körpereigenen Heilungskräfte gegen ebendiese Krankheiten.
Resonanz ist ein Begriff aus der Physik. Jeder Körper hat eine optimale Schwingungsfrequenz. Wenn die Schwingungsfrequenz eines Tons zufälligerweise die bestmögliche Schwingungsfähigkeit eines Glases trifft, kann es dazu kommen, dass das Glas zerspringt. Oder: Vor einer Brücke müssen Soldaten den Gleichschritt beenden, denn durch ihn würde die Brücke derart in Schwingung versetzt werden können, dass sie einstürzt. Das ist Resonanz! Die Kraft solcher Resonanz wirkt aber nicht nur im Zerstörerischen, sondern kommt natürlich auch im Aufbauenden zum Tragen. In diesem Fall wirkt die Kraft der Resonanz im Konstitutionsmittel, welches die Heilungskräfte eines Patienten mobilisieren soll.
Die Kunst der Homöopathie ist es, das Konstitutionsmittel eines Patienten herauszufinden. Dies geschieht mit Hilfe des für Homöopathen unverzichtbaren Nachschlagewerkes, dem sogenannten Repertorium. In ihm werden körperliche und psychische Symptome bestimmten Arzneien zugeordnet.
Was ist ein Arzneimittelbild? Seit Hahnemann werden alle durch eine homöopathische Arznei ausgelösten, körperlichen und psychischen Symptome zusammengestellt und ergeben das »Arzneimittelbild«. Ein Arzneimittelbild beschreibt eine Palette von psychischen und körperlichen Eigenschaften, die einer bestimmten homöopathischen Arznei zugeordnet werden können. Die Vielzahl von Arzneimittelbildern entspricht demnach einer Vielzahl homöopathischer Arzneien. Durch sogenanntes »Repertorisieren« muss die individuell passende Arznei gefunden werden.
Ein Stressgeplagter leidet beispielsweise unter einer stressbedingten Gastritis, Schwindel, Depressionen und Schlafstörungen. Das »richtige« Konstitutionsmittel muss diese Beschwerden bessern, anderenfalls wäre es falsch. Darüber hinaus müssen die homöopathischen Arzneimittel immer wieder neu mit den psychischen und körperlichen Symptomen abgestimmt werden, weil sich ein Konstitutionsmittel ändern kann.
Ein Beispiel: Sie stehen morgens entspannt auf. Nach einem stressigen Vormittag haben Sie nachmittags einen Arzttermin. Auf dem Weg zum Arzt geraten Sie in Anspannung. Plötzlich haben Sie einen Kloß im Hals, nasse Handinnenflächen, Herzklopfen, unangenehmen Körpergeruch. »Warum bin ich nur so nervös, ich gehe doch nur zu einer Routineuntersuchung?« Ohnehin stressgeplagt reagieren Sie vor diesem Arztbesuch mit einem Resonanzwechsel. Sie können die Anspannung willentlich nicht beherrschen. Intuitiv aber spüren Sie, dass Ihr Aufgeregtsein unangemessen ist. Erneut verändert sich Ihre Resonanzlage. Nun fühlen Sie sich gegenüber der von Ihnen selbst als unnötig empfundenen Anspannung ausgeliefert und sind verzweifelt, weil Sie nichts dagegen tun können.
Die beschriebenen Zustände von ursprünglichem Gleichmut zu Anspannung und schließlich »Verzweiflung« über die unnötige Anspannung kennen die allermeisten und halten den Wechsel dieser Stimmungslagen für normal, weil man bei sich selbst und bei anderen derartige Stimmungswechsel schon oft erlebt hat. Es geht aber nicht um sogenannte Normalität, sondern darum, dass ein häufiger und intensiver Wechsel der beschriebenen Stimmungsebenen stresskrank machen kann. Hier liegt die Angriffsfläche für stressbedingte Krankheiten. Da auch bei körperlichen Beschwerden die homöopathische Arznei den jeweils vorherrschenden Gemütslagen angepasst werden muss, benötigen Menschen, die unter denselben körperlichen Krankheitssymptomen leiden – zum Beispiel einer Migräne –, oft unterschiedliche Arzneien. Und immer gilt: Die richtige Arznei muss die aktuellen körperlichen und psychischen Beschwerden eindeutig bessern.
Wie werden homöopathische Arzneien angewendet? Ein Allergiker ist von Juckreiz gepeinigt. Er lutscht von der für ihn richtigen, homöopathischen Arznei ein Kügelchen nach dem anderen. (Er kann auch ein Kügelchen in einem Glas Wasser verrühren und davon immer wieder schlückchenweise trinken.) Ist die Arznei richtig, wird der Juckreiz meist nach zwei Stunden – oft schon früher – gemindert. Sobald eine spürbare Besserung eingetreten ist, wird die Arzneieinnahme gestoppt. Da viele Therapien wellenförmig verlaufen, kann es sein, dass nach einigen Stunden erneut ein Juckreiz auftritt. Sofort wird die Arznei wieder eingenommen, bis eine eindeutige Besserung spürbar ist. Wichtig ist, in jede Verschlechterung hinein konsequent Globuli einzunehmen – ganz gleich, um welche Beschwerden es sich handelt, ob körperliche oder psychische! Bei einem optimalen Verlauf muss es immer wieder zu spürbaren Besserungen kommen. Nur wenn nach Einnahme der Arznei stets eine positive Reaktion erfolgt, kann das Vertrauen in die Therapie wachsen.
Was kann die Wirksamkeit der homöopathischen Arzneien stören? Lebenskrisen, anhaltender Kummer, fortlaufendes Mobbing können zum Beispiel eine homöopathische Therapie erschweren. Das Gleiche gilt für übermäßigen Kaffeekonsum, die Anwendung ätherischer Öle und die gleichzeitige Einnahme anderer homöopathischer Arzneien. Betablocker, ACE-Hemmer und Antidepressiva stören die Therapie meist nicht, selbst inhalative Corticoide bei Asthma bronchiale können weiter verwendet werden. Wurden Krankheiten bereits schulmedizinisch behandelt, kann zu Beginn einer homöopathischen Therapie eine sogenannte Erstverschlimmerung auftreten: Eine Neurodermitis würde dann eventuell »aufblühen«, eine Migräne und ein Asthma ausgelöst werden. In diesen Fällen sollte mit einer professionellen Begleitung therapiert werden. In der Therapie dominieren die homöopathischen Stressarzneien. (Siehe auch »Richtlinien für eine homöopathische Stresstherapie«.)
Zwei homöopathische »Stressarzneien«
Zwei homöopathische Arzneien helfen bei vielen stressbedingten Gesundheitsstörungen. Die Kunst ist es, zu erkennen, welche Arznei im richtigen Moment die für Sie passende ist.
Angespannt durch Stress – Staphisagria
(Delphinium Staphisagria, Samen vom Stephanskraut)
Herr Rosen, 50 Jahre alt, ist an seinem Arbeitsplatz einer unerträglichen Mobbing-Situation ausgesetzt. Wenn er den Aufenthaltsraum betritt, verstummt jedes Gespräch. Wichtige, für ihn bestimmte Nachrichten werden nicht weitergegeben. Auf seine Bitte um Klärung und Aussprache wird nicht reagiert. Da Herr Rosen zu diesem Arbeitsplatz keine Alternative hat, bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen Ärger zu schlucken. Er weiß nicht, wie er sich wehren soll. Mit Wut fährt er zur Arbeit, mit Wut fährt er abends nach Hause. Außer seinem beruflichen Stress hat er Kummer mit wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündungen – er hat die Nase buchstäblich voll, was seinen psychischen Zustand vollendet zum Ausdruck bringt. Als er seinen Hausarzt konsultiert, stellt dieser zu allem Unglück erstmalig auch noch einen hohen Blutdruck fest.
Herr Rosen, ohnehin ein sensibler Mensch, wird durch das Schluckenmüssen immer angespannter und verwundbarer. Um weiteren Kränkungen aus dem Weg zu gehen, versucht er jede Auseinandersetzung zu vermeiden, bis der Stress nicht mehr auszuhalten ist und in einer wütenden Explosion ein Ventil findet. Bis es dazu kommt, unterwirft sich Herr Rosen bis zur Würdelosigkeit – letztlich, um Anerkennung und Sympathie seiner Mitmenschen zu erlangen. Ihm entgeht nicht, dass er zunehmend missachtet wird. Herr Rosen beginnt nun, den Druck nach »unten« weiterzureichen, und fängt an, seine Sekretärin subtil zu schikanieren. Seine Wut hingegen entlädt sich bei Frau und Tochter, bei jenen Menschen, die er am meisten liebt. Frau und Tochter gehen ihm inzwischen möglichst aus dem Wege.
Herr Rosen benötigt für die Heilung seiner gestressten Psyche und für seine körperlichen Beschwerden Staphisagria. Die Psyche, der hohe Blutdruck und die Nebenhöhlenentzündungen würden sich dadurch bessern.
Die Unterdrückung von Gefühlen findet sich auch in anderen, alltäglichen Konfliktsituationen, die vordergründig banal erscheinen.
Da bittet eine Frau ihren Mann: »Schatz, schmatz doch nicht so beim Essen, ich finde das ekelhaft.« Der Mann jedoch denkt überhaupt nicht daran, damit aufzuhören. Jedes gemeinsame Essen ist nun begleitet von einem Wutkloß im Bauch seiner Frau. Sie stört vor allem seine Gleichgültigkeit ihren Wünschen gegenüber. An einem Samstagvormittag dann ist der Ehemann in seine Zeitung vertieft, seine Frau hingegen »geladen«. Denn ihr Mann hat am Samstag und Sonntag frei, sie aber muss den Abwasch alleine machen, sich alleine um die Kinder kümmern, die Kinder zu Freunden kutschieren, einkaufen, das Mittagessen vorbereiten. Ihr Mann kümmert sich um nichts, auch nicht um ihr demonstrativ beleidigtes Gesicht.
Da fehlt nicht mehr viel, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Er geht mit verschmutzten Schuhen über den gerade gesaugten Teppich! – und sie explodiert: »Jetzt habe ich die Nase voll! Ich bin nicht deine Putzfrau!« Eine Vase geht zu Bruch. Ihr Mann ist irritiert. Er versteht die Welt nicht mehr. Auf den plötzlichen Wutausbruch seiner Frau war er nicht gefasst. Er beeilt sich, seine Schuhe auszuziehen. »Was ist denn los? Beruhige dich doch!« Seine Frau schimpft weiter: »Ich halte es mit dir nicht mehr aus. Du nervst mich nur noch. Du kümmerst dich um nichts! Wie soll man den Kindern Ordnung beibringen, wenn der eigene Mann nichts dabei findet, den Teppich zu versauen!« Darauf ihr Mann: »Mir reicht es jetzt auch! Da will man in Ruhe seine Zeitung lesen und du textest mich mit deiner blöden Keiferei zu!« Und so geht es weiter mit dem Stress-Pingpong …
Was viele Menschen nicht alles schlucken müssen! Da gibt es nicht nur den »Langsam-Arbeiter«, der angetrieben wird, den »Schnell-Arbeiter«, der gebremst wird, die Nichtraucherin, die den Zigarettenqualm ihres rücksichtslos rauchenden Partners ertragen muss, die nächtliche Ruhestörung durch Partylärm. Da gibt es das rotzfreche Benehmen eines Ehemannes, der tatsächlich seiner Frau erklärt, dass er gerne ohne seine Brille mit ihr frühstückt, damit er ihre Gesichtsfalten nicht sehen müsse. So etwas »sitzt«! Bei einem solchen Mann wird eine Frau unvermeidbar zu einem »Staphisagria-Menschen«. Jedes Schluckenmüssen bedeutet Stress.
Je mehr ein Mensch in der Vergangenheit hat schlucken müssen, desto massiver stellen sich später seine Wutausbrüche dar. Einen Mitmenschen am liebsten »an die Wand klatschen« zu wollen ist die Gewaltfantasie eines Gekränkten. Staphisagria-Stressresonanzen entwickeln sich bei Menschen, die sich vieles gefallen lassen. Ohnehin immer angespannt fürchten manche den Stress und versuchen, Auseinandersetzungen zu vermeiden. Ihr Harmoniebedürfnis halten sie für den Ausdruck ihrer Friedfertigkeit, dabei handelt es sich – genau betrachtet – um eine aus Schwäche entstandene Konfliktvermeidungsstrategie. Zu reifen, unaufgeregten Auseinandersetzungen sind sie nicht imstande. Aus ihrer Not machen sie eine Tugend, bis sich ihre unterdrückte Wut dann doch irgendwann entlädt.
Erfüllt von der Sehnsucht, geliebt zu werden, nehmen sie vieles hin, bringen Opfer – meist auf ihre Kosten. Biographisch lassen sich häufig in der Kindheit Unterdrückungen nachweisen. Vom Druck sozusagen wundgescheuert können sie irgendwann auch kleinste Belastungen nicht mehr ertragen. Der Stress hat sie regelrecht erschlagen. Intuitiv aber spüren sie ihre permanente Angespanntheit und den Druck, den sie damit unbewusst an ihre Mitmenschen weitergeben. Deshalb mögen sie sich selbst nicht. Hochsensibel nehmen sie jede atmosphärische Stimmungsschwankung wahr. Sie spüren, dass andere Menschen, vielleicht sogar der Ehepartner, sich von ihnen distanzieren, um der ausgestrahlten Spannung zu entgehen. Daher rührt die Angst, verlassen zu werden.
Vor einer Prüfung geraten diese Menschen in Aufregung und können sich nicht konzentrieren. Sie haben Angst vor öffentlichen Auftritten. Platzängste, Angst in engen Räumen (z.B. im Fahrstuhl) können sich einstellen. Wartesituationen, eine lange Schlange an der Lebensmittelkasse, ein Autostau steigern eine ohnehin latent schwelende Aggressivität. Zahnklammern, Stützstrümpfe, Korsette werden psychisch oft unbewusst als Einengungen erlebt und stressen zusätzlich. Angespannte Menschen sind in Geschäftsverhandlungen gehemmt, weil sie die mit Feilschen und Pokern verbundene Anspannung nicht ertragen können, und nehmen deshalb zähneknirschend persönliche Nachteile in Kauf – eine Anspannungsvermeidung, die auf eigene Kosten geht. Geht ein solcher Mensch zu einem Vorstellungsgespräch, verbaut er sich durch seine Angespanntheit vermutlich Chancen. Einen vor Aufregung zitternden und schwitzenden Kandidaten wird ein Personalchef eher nicht einstellen.
Die häufige Einnahme von Staphisagria würde die Stresssymptome tatsächlich mildern.
Staphisagria würde auch Herrn Müller guttun: Er geht gerade in den Kassenraum der Tankstelle, um seinen Sprit zu bezahlen, und sagt: »Guten Tag!« Der Tankwart schaut ihn an, grüßt nicht. Herr Müller bezahlt und verabschiedet sich: »Auf Wiedersehen!« Der Tankwart reagiert nicht. Draußen denkt Herr Müller: »Dieser blöde Hund! Hier gehe ich nicht mehr tanken!« Er erlebt das Nichtgrüßen des Tankwarts als Kränkung und benötigt psychische Energie, um damit fertigzuwerden. Dabei hält er sein Empfinden für normal. In der Staphisagria-Stressresonanz herrscht ein strenges Koordinatensystem von Normalität, das da sagt: Herr Müller ist freundlich und grüßt – das ist normal. Der Tankwart, der den Gruß nicht erwidert, ist nicht normal. Da der Tankwart sich nicht so verhält, wie Herr Müller sich das vorstellt, nennt er ihn einen blöden Hund. Dies jedoch ist Narzissmus pur.
Dass der Tankwart einfach in Gedanken war, dass er einen schlechten Tag haben kann und dass das Nichtgrüßen keine Geringschätzung ausdrücken soll, kommt Herrn Müller nicht in den Sinn. Und er hat noch ein anderes Problem: Jede Distanzlosigkeit anderer Menschen versetzt ihn in Anspannung. Daher rührt auch seine Abneigung gegen zu schnelles »Duzen«. Wird er von Nachbarn eingeladen, will er nicht hin; unterbleibt die Einladung, ist er beleidigt. Er fürchtet Nähe, gleichzeitig aber sehnt er sich paradoxerweise danach.
Bei Kränkungen und Aufregungen kann der Staphisagria-Mensch mit vermehrtem Stuhldrang bis hin zu Durchfällen, Magenschmerzen, hohem Blutdruck, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Hautausschlägen, Atemnot, Schwindel und anderen Symptomen reagieren. (Siehe auch »Stressbedingte Gesundheitsstörungen«.) Obwohl jedwede Form von Druck von solchen Menschen schwer ausgehalten wird, neigen sie dazu, sich ständig selbst unter Druck zu setzen. Dazu kann ich nur sagen: Es ist gleichgültig, woher der Druck kommt, ob andere Menschen Ihnen Druck machen, zum Beispiel Ihr Chef durch seine überzogenen Erwartungen, oder ob Sie sich den Druck selber machen: Sie werden lernen, wie sehr Ihnen in Drucksituationen Staphisagria beispielsweise bei Ihren Schlafstörungen helfen wird. Und fragen Sie sich auch: Warum reagieren Sie so empfindlich auf Druck? Warum setzen Sie sich selbst unter Druck?
Oft liegen die Ursachen dafür in Kindheitserfahrungen, die Ihre Stressbereitschaft geprägt haben. Ihre Mutter beispielsweise reagierte stets enttäuscht und beleidigt, wenn Sie mit einer Fünf aus der Schule kamen. Jetzt war die Mama traurig. Aber kein Kind will, dass seine Mutter traurig ist! Sie haben gelernt und gebüffelt, sich selber unter Druck gesetzt, bloß um Ihre Mutter nicht wieder zu enttäuschen. Um elterliche Erwartungen zu befriedigen, haben Sie deren Ansprüche verinnerlicht. Es sind diese verinnerlichten Eltern, die Ihnen bis heute Druck machen. Das in der Kindheit erlernte Muster bestimmt Ihr Leben. Wann immer jemand eine Erwartung an Sie richtet, werden Sie sich zwingen, diese zu erfüllen. Das bedeutet Stress und kann krank machen.
»Aber«, werden Sie vielleicht einwenden, »ich brauche einen gewissen Druck, um gut arbeiten zu können. Das ist für mich positiver Stress!« – Meine Antwort lautet: »Sie halten den Mechanismus des Druckaufbaus für positiven Stress und sehen darin eine notwendige Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Sie halten Ihre Angespanntheit für einen normalen Zustand. Sie haben in Ihrem Leben schon immer unter Druck gestanden und von Kindesbeinen an vor allem narzisstische Erwartungen Ihrer Eltern erfüllen müssen. Im Staphisagria-Stresszustand haben sich verinnerlichte Autoritäten auf der einen und das unterdrückte Kind auf der anderen Seite in Ihrem Bewusstsein verankert. Das Kind in Ihnen unterwirft sich unbewusst den verinnerlichten Autoritäten, bis es an der Grenze der Leidensfähigkeit zu aggressiven Ausbrüchen kommt.«