HORROR 011: Der Sensenmann - W. A. Hary - E-Book

HORROR 011: Der Sensenmann E-Book

W. A. Hary

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

HORROR 011 Buchausgabe: Der Sensenmann - W. A. Hary: "Der Tod nimmt dir alles – nicht nur dein Leben!"   Der Tod stand in der Tür. "Höchstpersönlich!", versicherte er, und die tiefe, hohl klingende Stimme, die direkt aus einem Grab zu kommen schien, machte es fast glaubwürdig. Fast! Denn schließlich befand man sich auf einem Maskenball. Da gab es ausgefallenere Kostüme. Trotzdem war die Wirkung beachtlich. Ein paar als Hawaiigirls mit Baströckchen und Brustbinde verkleidete Damen kicherten hysterisch. Der einen verrutschte die Maske. In ihren Augen spiegelte sich leichtes Grauen wider.   Impressum: ISSN 1614-3310 * HARY-PRODUCTION * Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * Fax: 0180-506034376839 * HaryPro.de * eMail: [email protected]   Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.   Titelbild: Thorsten Grewe Coverhintergrund und "Horror"-Schriftzug: Anistasius   Die Buch-Reihe HORROR von hary-production.de löste 2009 die Romanheftreihe HORROR ab. Diese war seit Februar 2002 die einzige freie HORROR-Reihe im gesamten deutschsprachigen Raum und ist nach wie vor bestellbar - sowohl als eBook als auch im Druckformat unter anderem über hary-production.de! Sie umfasst die ganze Palette des Themas: Psycho-Thriller a la Hitchcock sind genauso vertreten wie Mystery, Grusel und Dark Fantasy. Einfach mal lesen.   Sowieso: eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!   HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



W. A. Hary

HORROR 011: Der Sensenmann

„Der Tod nimmt dir alles – nicht nur dein Leben!“

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG80331 München

HORROR 011:

Der

Sensenmann

W. A. Hary:

„Der Tod nimmt dir alles – nicht nur dein Leben!“

Impressum:

 

Alleinige Urheberrechte: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

 

ISSN 1614-3310

 

Diese Fassung:

© 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30

D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

 

 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 

 Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Thorsten Grewe

 

1

Der Tod stand in der Tür.

„Höchstpersönlich!“, versicherte er, und die tiefe, hohl klingende Stimme, die direkt aus einem Grab zu kommen schien, machte es fast glaubwürdig. Fast! Denn schließlich befand man sich auf einem Maskenball. Da gab es ausgefallenere Kostüme. Trotzdem war die Wirkung beachtlich. Ein paar als Hawaiigirls mit Baströckchen und Brustbinde verkleidete Damen kicherten hysterisch. Der einen verrutschte die Maske. In ihren Augen spiegelte sich leichtes Grauen wider.

Hinter dem Tod erschien der Gastgeber. Er hatte auf das Klingeln geöffnet und gab sich jetzt verärgert:

„Haben Sie denn eine Einladung?“, fragte er zum zweiten Mal.

„Ich denke, hier ist der Eintritt frei für jedermann?“ Wieder diese Stimme, die aus einem tiefen Grab zu kommen schien.

„Effektvoll!“, murmelte einer der Herren - wohl, um sich selber Mut zu machen, denn er zitterte, wobei das Fensterglasmonokel endgültig seinen Halt verlor. Es war nicht richtig an der Schnur befestigt, fiel hin und zersprang in tausend Scherben. Das einzige Geräusch.

„Frei schon“, schränkte der Gastgeber ein, „aber nur für geladene Gäste!“ Er schwitzte. Hilfesuchend schaute er sich um. Wo war Maryann, seine Frau? Nur er war unmaskiert. Das Ratespiel, wer sich hinter welcher Maske verbarg, gehörte mit dazu.

„Der Tod kommt immer ungeladen!“, wurde er belehrt.

Der Ungebetene schulterte seine Sense und trat näher. Dabei gewann man den Eindruck, als schwebte er knapp über dem Boden.

„Effektvoll, wirklich!“, murmelte der Mann, der sein Monokel verloren hatte. Er zitterte stärker.

Die Dame, die vergeblich versuchte, ihre Körperfülle in einem viel zu engen Fledermauskostüm unterzubringen, seufzte herzzerreißend und kippte um. Ihre Show misslang. Kaum lag sie, öffnete sie vorsichtig das linke Auge. Niemand achtete auf sie. Enttäuscht rappelte sie sich wieder auf.

Ein zweiter Herr brach den Bann.

„Lass ihn doch einfach herein, Peter! Ich finde die Maske ausgezeichnet!“

Jemand hatte die Musikanlage abgeschaltet, und jetzt ging es wieder weiter mit „Stayin' Alive“. Manch einer empfand diesen Titel in einer solchen Situation als sehr unpassend.

Der Sensenmann mischte sich unter die Gesellschaft. Der Gastgeber machte Anstalten, ihm zu folgen. Doch er gab auf und wandte sich achselzuckend ab. Es hatte ein weiteres Mal geläutet. Der nächste Gast.

Dieser war geladen!

Therese Gabriel verlor das Interesse an dem Geschehen und widmete sich der Musikanlage. Sie war sicher, dass man sie trotz der schrecklichen Hexenmaske erkannte - zumindest von männlicher Seite her.

Sie hatte nämlich außer der Maske nicht viel an, und einige der Herren kannten sie mit noch weniger.

„Zweimal fünfhundert Watt und zusätzlicher Anschluss für zwei Boxen!“, grollte es neben ihr anerkennend.

Erschrocken drehte sie den Kopf.

Der Tod deutete mit seiner Sense auf die Anlage.

„Wenn man die voll aufdreht, bleibt hier kein Auge mehr trocken, was?“

„Stayin' alive!“, plärrte es aus den Lautsprechern. Die Bässe gingen durch Mark und Bein.

Therese Gabriel schüttelte den Kopf.

Sie war verwirrt.

Den an den gleichnamigen Engel erinnernden Nachnamen verdiente sie nur ihrer normalen Erscheinung wegen. In Wahrheit war sie das, was die Maske jetzt darstellte: Eine durchtriebene Hexe, der Schrecken aller Ehefrauen.

„Möchte wissen, wer sich hinter deiner Maske verbirgt!“, krächzte sie. „Kennen wir uns schon? Bin sehr gespannt auf die Demaskierung nach Mitternacht.“

Er drohte mit dem knöchernen Zeigefinger, der aus dem zerschlissenen Kapuzenumhang ragte.

„Vorsicht, Therese, hinter der Maske des Todes verbirgt sich nichts als das Grauen!“

Ihre Augen glitzerten.

„Du hast mich erkannt?“

„Der Tod kennt jeden Lebenden!“

Sie lachte gekünstelt. Ihr Blick wurde starr, als der Unheimliche seine Rechte ausstreckte. Wie zögernd verharrte die Knochenhand über ihrer nackten, wohlgeformten Schulter. Dann senkte sie sich. Eine sanfte Berührung, die sie elektrisierte.

Mit einem Aufschrei wich sie zurück.

„Schreckhaft?“, grollte er. Der Lautstärkeregler bewegte sich wie von Geisterhand. Lauter schrien die Bee Gees aus allen vier Boxen:

„Stayin' alive!“

Therese Gabriel kratzte ihre Schulter. Sie fühlte sich eiskalt an.

Spontan warf sich die junge Frau herum und wollte davoneilen, doch gerade kam der Gastgeber mit einem Tablett vorbei. Die gefüllten Sektgläser fielen zu Boden und zersprangen in tausend Stücke.

„Scherben bringen Glück!“, versuchte jemand einen Scherz. Er blickte in Richtung des Todes. Das Lachen erstickte.

Die anderen Gäste wurden ebenfalls aufmerksam. Therese stierte vor sich hin, als könnte sie unmöglich begreifen, was sie angerichtet hatte.

Benno Clasen lachte schadenfroh. Zweimal hatte ihn Therese erhört. Dann nicht mehr. Und seitdem lebte er von seiner Frau getrennt. Sie war ebenfalls anwesend, weit genug von ihm entfernt, am anderen Ende der kleinen Halle.

Thereses giftiger Blick traf ihn. Er verstummte.

„Noch immer verliebt?“, grollte es.

Der Tod stand an seiner Seite. Benno Clasen zuckte zusammen.

„Verliebt?“, echote er verächtlich. „In die vielleicht? Sie versteht es großartig, Männer anzumachen. Mehr nicht! Ich hasse sie und gebe ihr für meine kaputte Ehe alle Schuld.“ Er drehte den Spieß um. „Was ist mit Ihnen? Auch trübe Erfahrungen mit ihr gemacht?“ Er grinste unverschämt.

Der Tod schüttelte den Kopf.

„Ich habe nur eine einzige Leidenschaft: die Lebenden heimzusuchen. Ich lade sie ein ins Jenseits. Auch da ist der Eintritt frei für geladene Gäste.“

Das Grinsen in Benno Clasens Gesicht erstarb.

„Mensch, Sie können einem vielleicht Angst einjagen. Nehme an, ein besonderer Gag von Peter Carlson, dem Gastgeber. Seine Partys sind stets ein voller Erfolg.“

„Auch diesmal!“, bestätigte der Sensenmann, „allerdings nur für mich!“

„Wie meinen Sie das?“, erkundigte sich Benno Clasen misstrauisch.

„Ich werde bald den Maskenball auflösen und alle Gäste einladen - in meine Gefilde!“

Benno Clasen prustete los: „Wenn da mal Peter Carlson nichts dagegen hat!“

„Er wird es mit Sicherheit. Doch wird er kaum etwas tun können. Die Würfel sind gefallen. Alle werden der Einladung Folge leisten - ob sie wollen oder nicht.“

Benno Clasen hob die Stimme.

„He, hört mal alle her!“ Viele Augenpaare wandten sich ihm zu. Der Gastgeber reinigte eigenhändig und mit zornrotem Gesicht den Teppich. Es gelang ihm nur unzulänglich. Therese Gabriel stand wie unbeteiligt daneben. Es fiel ihr gar nicht ein, dem Mann behilflich zu sein.

Auch sie schaute herüber. Erst jetzt erkannte sie Benno Clasen - an der großgewachsenen, muskulösen Gestalt. Effektvoll hatte er sich als römischer Krieger verkleidet. Einige Frauen waren Feuer und Flamme - außer seiner eigenen.

„Gleich lädt uns der Tod ein, und der Eintritt ins Jenseits ist für uns angeblich frei!“, rief er aus.

Sie blickten den Sensenmann an und vergaßen zu lachen. Selbst Benno Clasen verlor plötzlich seine Heiterkeit.

„Nur noch eine halbe Minute!“, grollte der Unheimliche. „Kostet sie aus!“

Die Gesellschaft wurde von Unruhe erfüllt. Der Gastgeber erhob sich und ließ den Putzlappen in den Eimer fallen. Alle standen sie herum, als warteten sie auf etwas.

Auf was?

Auf den Tod?

2

Unruhe pachte in seiner Brust. Rex Gardiner wurde von ihr schon am frühen Morgen hochgetrieben. Er schlüpfte in den Morgenmantel und lief zum Zeitungskasten.

Rex Gardiner war groß und durchtrainiert. Seine widerspenstigen Haare wirkten immer etwas zerzaust. Er machte sich nichts daraus, und es stand ihm gut.

Rex nahm die Zeitung an sich und betrat wieder sein Haus im Eastend von London. Er wusste, dass er hellseherische Fähigkeiten besaß. Ihnen verdankte er auch seinen Reichtum. Die Fähigkeiten wuchsen im Laufe seines Lebens. Sie bescherten ihm zunächst die steile Karriere zum Chefinspektor bei New Scotland Yard. Später experimentierte er mit Glücksspielen - mit sagenhaftem Erfolg. Um kein Aufsehen zu erregen, zog er sich davon zurück. Auch beim Yard kündigte er. Seine guten Verbindungen dorthin blieben allerdings bestehen.

Rex Gardiner hatte sich dem Ungewöhnlichen verschrieben. Es war dies mehr als nur ein Hobby. Er betrachtete es als Lebensaufgabe.

In fiebernder Hast entfaltete er die Tageszeitung, während er sich in einen der Sessel im Wohnzimmer fallen ließ. Sein Extrasinn ließ ihn sich nur auf einen einzigen Artikel konzentrieren:

„London. - Ein Defekt in der Gasfeuerungsanlage führte in London zu einem schweren Unglück. Zum Zeitpunkt der Explosion fand in dem betroffenen Anwesen eine private Feier statt. Der Tod kam für die Beteiligten unerwartet. Scotland Yard kündigte Untersuchungen an, denn rätselhaft bleibt, wie ein Defekt mit solchen Folgen entstehen konnte. Ein vergleichbarer Fall ist nicht bekannt.“

Rex Gardiner las den Artikel noch zweimal. Dann ließ er die Zeitung sinken.

Sein Instinkt ließ ihn zum Telefon blicken. Lange brauchte er nicht zu warten. Es schlug an.

Rex Gardiner hatte außer hellseherischen Fähigkeiten noch die Gabe der Psychokinese. Das hieß, er konnte mit reiner Geisteskraft Gegenstände bewegen und sogar in energetische Prozesse eingreifen. Allerdings setzte er diese Begabung nur in Ausnahmefällen ein. Sie kosteten ihn jedes Mal viel Substanz.

Deshalb stand er auf und warf die Zeitung auf den Nachbarsessel. Mit wenigen Schritten erreichte er das Telefon. Er hob ab und meldete sich.

„New Scotland Yard, Vermittlung!“, sagte eine nette weibliche Stimme. „Ich verbinde Sie.“

Ehe Rex Gardiner etwas sagen konnte, knackte es in der Leitung. Dann sprach eine tiefe Stimme, die an das Grollen eines Gewitters erinnerte.

„Superintendent Harold Watson!“ Das war Gardiners ehemaliger Chef.

„Grüß' dich, Harold!“, sagte Rex Gardiner. „Was kratzt deine Leber?“

Rex konnte sich vorstellen, wie Harold Watson jetzt am anderen Ende der Leitung das Gesicht verzog. Der gute Superintendent trank gern einen über den Durst. Aber seine Leber hatte etwas dagegen - mehr noch als seine Frau. Nach jeder durchzechten Nacht bekam er prompt die Quittung. Kein Wunder, dass das schlichte Wort Leber bei ihm Aggressionen erzeugte.

„Wir sollten es persönlich erörtern, Rex!“, schlug der Super vor.

„Es geht wohl um eine Gasexplosion, wie?“

„Ja, eine, die eigentlich nicht hätte sein dürfen.“

Mehr war aus Harold Watson nicht herauszukriegen.

Rex Gardiner grübelte, während er auflegte. Dabei verfluchte er die Tatsache, dass seine hellseherischen Fähigkeiten leider nicht perfekt waren. Der Blick in die Zukunft war unvollständig. Er musste sich mit Ahnungen und Visionen begnügen, und es war dabei seine Sache, alle Mosaiksteine zu einem brauchbaren Bild zusammenzusetzen.

Wenig später war er auf dem Weg zum Yard. Er war gespannt, was Harold Watson zu berichten hatte.

Oder wollte er Rex Gardiner nur neugierig machen?

3

Das Erwachen geschah langsam, Stück für Stück - und es war unangenehm. Frank McDowall konnte sich nicht erinnern, wann er sich jemals so unbehaglich gefühlt hatte.

„Kein Wunder!“, bemerkte jemand mit tiefer, grollender Stimme, „denn du bist tot!“

Frank McDowall erschrak. Er wollte den Kopf wenden, aber der Körper gehorchte nicht seinem Willen.

Er presste die Augen fest zusammen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.

Was sollte der Unsinn? Wieso sagte jemand, er sei tot? Und wo befand er sich überhaupt?

Seine Hände begannen zu tasten. Weich, eine Daunendecke, vertraut.

Sein Bett?

Er sperrte die Augen weit auf, starrte zur Decke. Ja, er war daheim, lag auf dem Rücken, den Kopf in den dicken, flauschigen Kissen. Sie fühlten sich feucht an, schweißgetränkt. Als hätte er schlecht geträumt,

„Nun gut“, sagte die Stimme an seiner Seite, „ich gebe zu, ganz tot bist du noch nicht. Deshalb bin ich schließlich da.“

Diesmal gelang es ihm, den Kopf zu wenden. Er hatte keine Schwierigkeiten mehr damit.

Das Grauen spiegelte sich in seinem Gesicht. Der Anblick, der sich ihm bot, raubte ihm schier den Verstand.

Vollends fand Frank McDowall in die Wirklichkeit zurück. Das Groteske der Situation wurde ihm bewusst: