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Manche Geschichten, die man sich am Lagerfeuer erzählt, sind wahr … Fünfundzwanzig Jahre ist Cyrus Hoyts berüchtigter Amoklauf im Camp Forest Grove nun her. Fünfundzwanzig Jahre, seit Melanie Holden den Killer tödlich verwundet zurückließ und mit knapper Not entkommen konnte. Doch ihre Erinnerungen und ein lukratives Angebot zwingen sie, an den Ursprungsort ihrer Albträume zurückzukehren. Dort stößt Melanie auf ein lange gehütetes Geheimnis – und die Morde beginnen erneut … Matt Serafinis "HOYT – Der Killer von Forest Grove" verbindet Elemente aus "Freitag, der 13." und Gillian Flynns "Cry Baby" zu einem Slasher-Roman in der Tradition der heimlichen Videotheken-Hits der Achtzigerjahre. "Erinnert an die glorreichen Zeiten der Horror-Taschenbücher, jedoch mit frischem Blut und einem neuen Protagonisten ... Ich liebte es!" - Brian Keene "Dieses Buch gleicht einem Höllenritt. Ich könnte noch mehr ins Detail gehen, aber es wäre eine Schande, zu viel zu verraten, bevor Sie es selbst gelesen haben – was Sie unbedingt tun sollten. Ganz große Empfehlung." - Scream Magazine
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Seitenzahl: 555
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This Translation is published by arrangement with Matt Serafini
überarbeitete Ausgabe Originaltitel: UNDER THE BLADE Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Cover: Michael Schubert Übersetzung: Peter Mehler Lektorat: Astrid Pfister
Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.
ISBN E-Book: 978-3-95835-514-9
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Der Killer kehrte zurück.
Melanie konnte seine ungeduldigen Schritte direkt vor der Hütte hören.
Auf der anderen Seite des Raumes lag Billys Leichnam auf dem Boden – mit dem Gesicht nach unten in Tausenden von Glassplittern, nachdem er fünf Minuten zuvor durch das Fenster geworfen worden war.
Melanie hatte schnell reagiert. Sie war von ihrem Platz neben dem Kamin aufgesprungen, hatte zwei Bücherregale vor das zersplitterte Fenster geschoben und diese dann mit allen Möbeln, die das Wohnzimmer der Hütte hergab, verkeilt – eine Barriere aus Couches, Sesseln und Lampen. Diese zu überwinden, würde mehr Kraft erfordern, als der Killer aufbringen konnte, hoffte sie.
Sie zog ihre Knie näher an ihren Kopf heran, zuckte aber jedes Mal aufs Neue zusammen, wenn die Fäuste des Wahnsinnigen gegen die Tür hämmerten. Bei jedem Schlag grunzte er wie ein Tier.
Die Ecke, in der sie kauerte, war ein Meer aus herumliegenden Kassetten und Teilen eines zerschmetterten Gettoblasters. Sie waren aus dem Regal gefallen, als sie ihre improvisierte Barrikade errichtet hatte.
Ihr gegenüber lag Bill und starrte sie mit leerem Blick gleichgültig aus dem einen sichtbaren, weit aufgerissenen Auge an. Ein Hammer steckte so tief in seinem Nacken, dass nur noch der halbe Griff aus dem aufgerissenen Fleisch und den zertrümmerten Knorpeln herausragte.
Doch er war nicht das einzige Opfer. Vor einer Stunde war Melanie über die ersten Leichen gestolpert. Nachdem niemand zu ihrer abendlichen Pokerrunde erschienen war, hatte sie sich kurzerhand zu der Hütte der weiblichen Betreuer begeben und dort Jennifer vorgefunden – an der Innenseite der Tür hängend, wie ein toter Hase, von dicken Hanfseilen gehalten und mit schartigen Schnitten in der Kehle. Unter ihren Füßen hatte sich eine große Lache aus Blut gebildet, die jeden Tropfen ihres Körpers auffing.
Als Melanie zur Haupthütte zurückgerannt war, hatte sie Jennifers Mörder gesehen. Die missgebildete Silhouette eines Mannes hatte die Tür aufgerissen und den gesamten Türrahmen ausgefüllt. Melanie hatte sofort kehrtgemacht und war den Pfad zu Mr. Dugans Büro hinaufgerannt. Den ganzen Weg über hatte sie um Hilfe geschrien, und schnelle, schwere Schritte hatten sie verfolgt.
Mr. Dugans Büro war nicht verschlossen. Melanie hatte die Tür hinter sich zugeschlagen und den Riegel vorgeschoben. Der Besitzer des Camps hatte aber nicht auf ihr verzweifeltes Flehen reagiert. Blitze hatten für einen kurzen Moment die Dunkelheit erhellt und sie hatte ihre Bewegungen unwillkürlich dem Rhythmus angepasst.
An der Küchenwand hatte ein Telefon gehangen. Sie hatte den Hörer abgenommen, aber kein Freizeichen gehört.
Zu diesem Zeitpunkt des Abends hatte sie nur gewusst, dass Jennifer tot war, und sie hatte noch keine Gelegenheit gefunden, den Tod ihrer besten Freundin zu betrauern. Stattdessen hatte sie gehofft, dass Bill, Lindsey, Tyler und Becky noch irgendwo dort draußen am Leben waren.
Aber das waren sie nicht.
Auf ihrer verzweifelten Suche nach einer Waffe hatte sie schließlich die nackten Leichen von Lindsey und Tyler entdeckt, die durchbohrt und übereinander auf Mr. Dugans Bett gelegen hatten. Eine Mistgabel hatte kerzengerade aus Tylers Rücken geragt und nicht nur ihn, sondern auch Lindseys Brust durchbohrt. In den kurzen Lichtblitzen hatte sie sehen können, dass Tylers Kopf voller Blut war und die Hälfte seines Hinterkopfes fehlte.
Dieser grauenvolle Fund hatte ihr klargemacht, dass auch die anderen grausam ermordet worden waren.
Und dass der Mann, der dafür verantwortlich war, dort draußen war und versuchen würde, zu ihr zu gelangen.
Dann war auf einmal die Tür aufgeflogen und Holzsplitter waren quer durch den Raum geflogen. In einem weiteren grellen Blitz hatte sie die nur entfernt menschlich aussehende Gestalt aus dem strömenden Regen hereinschlurfen sehen. Melanie hatte sich daraufhin ans Ende der Küche zurückgezogen und sich durch die Hintertür hinausgeschlichen. So schnell sie gekonnt hatte, war sie durch den Matsch gerannt. Ihre Schritte auf dem Weg zur Haupthütte hatten sich angefühlt, als würde sie durch Sirup waten.
Nun war sie hier und fischte ein kleines Jagdmesser unter einem Stapel Kassetten hervor.
Melanie strich sich eine lockige Strähne ihres roten Haares aus dem Gesicht und grub ihre Fingernägel in die Handinnenflächen, in der Hoffnung, ihre Nerven damit beruhigen zu können. Aber es war zwecklos, denn mit jedem Blinzeln schossen ihr erneut Bilder des Todes durch den Kopf. Ihr Herz raste, halb aus Panik, halb wegen des Adrenalins, das ihr Körper ausstieß.
Die Zeit schien stehen zu bleiben, während sie darum flehte, dass Mr. Dugan zurückkehren möge. Doch sie wusste, sobald die Scheinwerfer seines Jeeps die Dunkelheit durchbrechen würden, wäre der Besitzer des Camps ebenfalls dem Tode geweiht. Denn wenn sie die Tür entriegeln oder die Barrikade beiseite räumen würde, um aus dem Fenster klettern zu können, damit sie ihn warnen konnte, bräuchte der Killer nur noch wählen, wen von beiden er als Erstes umbringen wollte.
Fürs Erste war sie in der Hütte sicher. Die verbliebenen Fenster waren entweder zu klein oder so eng, dass es äußerst schwierig werden würde, sich hindurchzuzwängen. Wenn der Killer es dennoch versuchte, würde ihr genug Zeit bleiben, ihm ein Messer in den Schädel zu rammen.
Die Vordertür war geschlossen und mit einem Gording-Knoten gesichert, der den Türknauf mit dem Türsparren verband. Melanie hatte seit Jahren nicht mehr an ihr Wissen aus dem Ferienlager gedacht, aber als sie es jetzt gebraucht hatte, war alles sofort wieder da gewesen. Damit auch niemand durch die Hintertür brechen konnte, hatte sie ihre letzten Energien dafür aufgebracht, den alten Kühlschrank aus der Küche über den Boden zu zerren, um die Tür damit zu blockieren.
Irgendwann hörte das verdammte Rütteln am Türknauf endlich auf und die Schritte verhallten in der Nacht. Sie stieß eine Winger-Kassette mit den Füßen zur Seite, streckte sich und versuchte etwas von der lähmenden Anspannung abzuschütteln.
Der einstweilige Rückzug des Irren verschaffte ihr eine kurze Erleichterung, aber dafür wuchs ihre Besorgnis. Wohin war er gegangen, und warum? War Mr. Dugan vielleicht zurückgekehrt? Oder war jemand hierhergefahren, um nach dem Rechten zu sehen? Doch das war recht unwahrscheinlich, wenn man bedachte, dass sie die letzten zwei Monate hier verbracht hatten, um das Camp wieder in Schuss zu bringen, und in der ganzen Zeit keine Menschenseele aufgekreuzt war. Gut möglich, dass der Killer auch einfach nur abwartete, weil er genau wusste, dass sie als Erstes aufgeben würde. Sie spitzte die Ohren, hörte aber nur den Regen.
Falls Mr. Dugan zurückgekehrt war, musste sie ihn unbedingt warnen. Sie rappelte sich auf und hoffte, das vertraute Quietschen der Radachsen seines Jeeps zu hören. Denn anderenfalls würde sie unter keinen Umständen dort hinauslaufen.
Diese Wälder gehörten ihm, und auf dem unbekannten Gelände und während des sintflutartigen Regens würde sie nicht gegen ihn gewinnen können, das wusste sie. Sie bezweifelte, überhaupt eine Chance gegen ihn zu haben. Wie sollte eine Siebzehnjährige denn auch einen Psychopathen von der Größe eines Mammuts abwehren können?
Melanie lief nervös in der Hütte auf und ab und zog jeden Vorhang gerade weit genug auf, um nach Anzeichen für Mr. Dugans Rückkehr Ausschau halten zu können. Regen strömte unentwegt an den Fensterscheiben hinunter und reduzierte ihre Sicht auf beinahe null. Doch Mr. Dugan kam nicht, weshalb sie all ihre Hoffnungen nun auf Becky konzentrierte. Die war die Einzige, deren Leiche sie noch nicht gefunden hatte. Das Gelände des Camps war groß, vielleicht hatte sie es geschafft, sich irgendwo zu verstecken.
Gut möglich, dass sie sich in der Kantine befunden hatte, als der Strom ausgefallen war. Das Mädchen war nämlich eine phänomenale Köchin und experimentierte dort gern herum, wann immer sich ihr die Gelegenheit dazu bot. Erst an diesem Nachmittag hatte Bill drei Forellen aus dem See gefischt, und Becky hatte sie mit etwas Petersilie, Basilikum und Rosmarin gewürzt auf den Grill geworfen. An sich war das nichts Besonderes, aber ihre Idee, das Ganze mit einer improvisierten Limonen-Worcester-Buttersoße anzureichern, hatte die Forellen zu einer der besten Mahlzeiten gemacht, die Melanie je im Leben gegessen hatte.
Beim Essen hatte Becky der Gruppe dann verraten, dass sie am Johnson and Wales College of Culinary Arts angenommen worden war. Ein stolzes Lächeln hatte in ihrem Gesicht gestrahlt, als sie ihr dazu gratuliert und über die Möglichkeiten nachgedacht hatten, die am Ende dieses Weges auf sie warten würden. Wenn auch nur eine kleine Chance bestand, dass sie noch immer dort draußen war …
Ich kann da nicht rausgehen. Ich werde nicht hinausgehen.
Melanie schämte sich für ihre Feigheit, musste aber dennoch nicht lange nachdenken, um sich dafür zu rechtfertigen. Denn nach allem, was sie wusste, konnte der Killer direkt hinter der Tür lauern. War es da klug, zu versuchen, zur Kantine zu gelangen, weil Becky vielleicht noch am Leben war? Und selbst wenn, so war er vielleicht bereits selbst auf dem Weg dorthin.
Ich werde mich nicht vom Fleck rühren, verdammt noch mal.
»Tut mir leid, Bill«, sagte Melanie mit brüchiger Stimme. Sie packte ihn an den Fußknöcheln und zog ihn durch den Raum. Sie hinterließ eine dunkelrote Spur, als sie ihn in die Ecke zerrte. Sein Mötley-Crüe-Girls-Girls-Girls-Shirt war durch die zahlreichen Stichwunden in den Bauch vollkommen zerfetzt worden. Das fiel ihr erst jetzt auf und sie erinnerte sich plötzlich daran, wie sie Pläne geschmiedet hatten, Karten für den nächsten Liveauftritt der Crüe in der Gegend zu besorgen.
Sie versuchte diese Erinnerungen abzuschütteln und ermahnte sich, dass sie noch genug trauern konnte, wenn das alles erst einmal vorbei war. Doch jetzt musste sie Bill außer Sichtweite schaffen, damit sie nicht den Verstand verlor. Denn der einzige Weg, zu überleben, bestand darin, ruhig zu bleiben. Mit einem Wimmern drehte sie ihn um und schob seinen Körper so weit in die Ecke, wie es ihr möglich war, und zog anschließend eine schwere Decke über ihn. Ihre Augen schwammen vor Tränen und sie atmete schwer.
»Das wird schon wieder werden«, flüsterte sie, obwohl sie ihrer Aufmunterung selbst kaum Glauben schenkte.
Die Hütte war gut verriegelt, und Mr. Dugan würde ganz bestimmt irgendwann zurückkommen. Vielleicht hatte er ja beschlossen, bei Sherry Peterson zu bleiben – eine Witwe, der das örtliche Diner gehörte. In Forest Grove munkelte man schon länger, dass die beiden seit ein paar Jahren etwas miteinander hatten. Mr. Dugan schien aber auch Beckys Gesellschaft zu mögen, denn schon mehr als einmal hatte sie ihm ein persönliches Abendessen in seiner Hütte serviert. Das war irgendwann so häufig vorgekommen, dass Bill sicher gewesen war, dass die beiden miteinander schliefen.
Männer und ihr Bedürfnis nach Abwechslung, hatte Melanie damals gedacht und sich gefragt, ob Bill sich wohl gelegentlich auch nach anderen Mädchen sehnte.
Als ob das jetzt noch irgendeine Rolle spielte. Ihre Augen wanderten unweigerlich zu der rotbefleckten Decke in der Ecke.
Sie sank auf ihre Knie, ließ das Messer neben sich klappernd zu Boden fallen und weinte hemmungslos.
Sie alle waren tot. Jen war ihre beste Freundin und Vertrauensperson gewesen. Ihre Freundschaft war von der Art gewesen, dass sie mit siebzehn Jahren bereits ein ganzes Leben voller wunderbarer Erinnerungen füllen konnte. Und Bill war ihr fester Freund in diesem Sommer gewesen. Eine unschuldige Liebelei, die gerade erst aufgeblüht war. Ihr brennendes Verlangen füreinander war mit ihrer gegenseitigen Zurückhaltung kollidiert. Es hatte sie überrascht, dass Bill noch nie mit jemandem geschlafen hatte. Für ihn war es in Ordnung gewesen, weil er damit warten wollte, bis er jemand Besonderen kennenlernte. Das war kurz bevor er ihre Hand genommen und gesagt hatte: »Du bist etwas Besonderes.« Sein sicheres Gespür für kitschige Momente war seine Spezialität gewesen.
Der Boden unter ihren blassen Schenkeln ächzte und ein lautes Klicken hallte durch die Stille der Hütte. Hinter ihr knarzte außerdem etwas. Sie wollte sich nicht umdrehen, tat es aber dennoch. Der kleine Teppich hob sich plötzlich über den Boden und rutschte dann wieder nach unten, als eine schmutzige und blutverkrustete Hand eine verborgene Falltür nach oben drückte.
Der Killer stieg aus der Dunkelheit empor, und zum ersten Mal konnte sie ihn im flackernden Feuerschein deutlich sehen.
Er ist es, dachte sie mit weit aufgerissenen Augen. Aber er kann doch nicht real sein!
Es war wie eine wahr gewordene Lagerfeuergeschichte, die niemand je wirklich glauben würde. Einer der stadtbekannten Säufer hatte sie und ihre Freunde einmal vor der Tankstelle belästigt und ihr vorausgesagt, dass sie alle durch Cyrus Hoyts Hand den Tod finden würden.
»Hoyt wird euch in Stücke hacken. Ihr werdet schon sehen.«
Doch Hoyts Treiben war nur eine gruselige Geschichte, die man sich am Lagerfeuer erzählte. Eines Morgens hatte Melanie sogar ein Gedicht darüber als Graffiti an der Koje eines Jungen gefunden, aber kaum Zeit gehabt, es zu lesen, bevor Dugan ihr auch schon laut brüllend befohlen hatte, es zu überstreichen.
Cyrus Hoyt, der Schlächter, geht in den Wäldern um.
Er kommt beim Schein des Feuers, doch du weißt nicht warum.
Wenn du ihn siehst, ist es zu spät – dann hackt er dich entzwei.
Zertrümmert die Knochen, zerfetzt das Fleisch, und hat noch Spaß dabei.
Bill hatte Mr. Dugan beim Abendessen einmal nach dieser Geschichte gefragt. »Mach dir deswegen keine Gedanken«, hatte er geantwortet. »Das ist nur eine dumme Legende, die sich die Leute im Ort vor ein paar Jahren zusammenfantasiert haben, nachdem zwei Kinder vermisst wurden. Es waren Mütter und Väter, die davon ablenken wollten, hundsmiserable Eltern zu sein und sich stattdessen diese Spukgeschichte ausgedacht haben.«
Doch diese Geschichte schien nun plötzlich ein Eigenleben entwickelt zu haben. Sein Kopf war unter einer Schweißer-Maske verborgen, eine nichtssagende Stahlhaube, die sein komplettes Gesicht bedeckte. Das dunkle, fleckige Visier verbarg seine Augen, und sein Atem drang irgendwie gedämpft, doch gleichzeitig verstärkt darunter hervor.
Seine Kleidung schien aus einer Militärkluft zu bestehen: eine dicke abgenutzte Manteljacke und eine Hose, die entweder schwarz oder so voller Schmutz war, dass man ihre eigentliche Farbe nicht mehr erkennen konnte. In seiner Faust hielt er ein gigantisches Jagdmesser voller schartiger Zähne. Er musterte sie ausgiebig und wiegte dabei seinen Kopf hin und her.
Dann nickte er ihr auf einmal zu, als wolle er sie auffordern, den ersten Schritt zu tun.
Melanie fühlte sich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Während ihre Hände fieberhaft nach ihrem Messer tasteten, wurde sie sich plötzlich einer Sache ganz deutlich bewusst: Ich habe mich hier drin selbst eingesperrt.
Aber ihr blieb keine Zeit mehr, eine der Barrikaden zu entfernen, und hinter der Schulter des Killers verhöhnte sie praktisch die Vordertür.
Seine schweren Arbeitsstiefel machten jetzt einen Schritt auf sie zu, und Melanie sprang hastig mit dem Messer in ihrer zittrigen Hand auf.
Der Killer hob die Klinge hoch über seinen Kopf. Er war um einiges größer als sie – bestimmt über einen Meter achtzig – und würde daher kein Problem damit haben, sie zu treffen.
Melanie wurde erst jetzt bewusst, dass sie zurückgewichen war, und spürte die Wand der Hütte an ihrem Rücken. Es gab also keinen Ausweg mehr.
Er war nun sehr nahe und auf seiner Jacke konnte sie nasse Blutflecke sehen – tropfende Überreste ihrer Freunde. Selbst die Schweißer-Maske war damit bedeckt. Ein paar angetrocknete Fleischfetzen waren ebenfalls auf dem Stahl zu sehen. Der Mann stank nach Schweiß, Abfall und Verwesung.
Der Drang, sich zu übergeben, war unglaublich stark, aber sie kämpfte dagegen an, während sie die Hitze des Feuers unter ihrem Hintern spüren konnte. Dann kam ihr plötzlich der Schürhaken in den Sinn. Er musste noch immer auf dem Holzscheit liegen, den sie kurz zuvor ins Feuer geworfen hatte.
Der Killer war jetzt nur noch ein paar Zentimeter von ihr entfernt und sein Atem klang seltsam hechelnd. Die Messerklinge tanzte funkelnd im Feuerlicht und schwebte immer noch hoch über seinem Kopf.
Melanie warf ihr Messer direkt in sein Gesicht. Es prallte zwar von seiner Maske ab, überrumpelte ihn aber so sehr, dass er stehen blieb, zumindest für einen kurzen Moment. Doch das war Zeit genug für sie, um sich auf den Boden fallen zu lassen, ihren Arm auszustrecken und den Schürhaken aus dem Feuer zu ziehen.
Der Killer kam jetzt wieder auf sie zu, um ihr das pastellfarbene Camp-Forest-Grove-T-Shirt und danach ihre Eingeweide aufzuschlitzen.
Ihr blieb jetzt nur noch eine Hundertstelsekunde Vorsprung, und diese nutzte sie dafür, mit dem Schürhaken in seinen Oberschenkel zu stechen. Der Metallstab vergrub sich zischend in seinem Bein. Er stieß einen gedämpften Schmerzensschrei aus, taumelte zurück und presste sich eine zitternde Hand auf die Wunde.
Sie rappelte sich auf, griff nach dem Messer und rannte dann, so schnell sie konnte, zur Tür. Mit dem kleinen Messer zerschnitt sie das Seil, das um den Türknauf gebunden war, und schob sich dann zur Tür hinaus und hinein in den Regen. Sie war zu verängstigt, um zurückzusehen.
Sie hatte keine Chance, mit einem Auto zu entkommen, denn Billys Schlüssel steckten immer noch in seiner Hosentasche. Sie hätte sich ohrfeigen können, nicht früher daran gedacht zu haben. Jens Schlüssel befanden sich in der Hütte der Mädchen, aber dorthin würde sie ganz bestimmt nicht wieder zurückkehren. Sie hatte sowieso keine Zeit, um nach ihnen zu suchen – nicht, wenn ihr ein Killer auf den Fersen war.
Das gesamte Camp-Gelände war schlammig vom Regen und machte es ihr unmöglich, ihre Spuren zu verwischen. Das Einzige, was sie tun konnte, waren erratische Bewegungen, in der Hoffnung, Cyrus Hoyt damit abschütteln zu können.
Sie stapfte durch das gefährliche Gelände, bis die Küche nicht mehr weit entfernt war, und dachte dabei keuchend über ihre nächsten Schritte nach. Es war die Sache nicht wert, in einer anderen Hütte gefangen zu sein, ganz besonders dann nicht, wenn es dort womöglich noch weitere geheime Zugänge gab, von denen sie nichts wusste.
Stattdessen schlich sie sich um das Gebäude herum und hastete dann weiter an den Waldrand, zumindest weit genug, damit ihre Spuren in diese Richtung führten. Danach umrundete sie das schlammige Gelände einmal komplett und kehrte in einem Bogen zum See zurück. Womöglich würde er ihre Spur hinunter zum Wasser finden, aber wenn er zuerst in der Küche oder am Wald nach ihr suchte, könnte ihr das genau die Zeit verschaffen, die sie brauchte.
Der Lake Forest Grove lag ruhig da und ein dünner Nebelhauch stieg wie weiße Wollfäden vom See auf. Drei Kanus lagen am Ufer. Sie ließ das Messer in das erste davon fallen, schob die anderen beiden aber ebenfalls ins Wasser. Dann kehrte sie zu dem verbliebenen Boot zurück, stieg ein und paddelte weit raus.
Melanie hörte nicht eher auf zu paddeln, bis das Camp nicht mehr zu sehen war, und auch dann ruderte sie einfach immer weiter. Das Ufer verschwand mehr und mehr im Nebel. Als der Regen schließlich aufhörte, stieß sie einen vorsichtigen Seufzer der Erleichterung aus.
Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie der Killer gerade von Gebäude zu Gebäude tobte und seine Raserei mit der Erkenntnis, dass sie ihn hereingelegt hatte, immer mehr zunahm. Irgendwann würde er das Ufer absuchen, aber was würde er schlussfolgern, wenn alle drei Kanus fehlten?
Ihr Mut sank. Sie hatte ihm zwar die Möglichkeit genommen, sie zu verfolgen, dafür aber praktisch einen riesigen Pfeil in den Sand gemalt.
Niedergeschlagen beobachtete sie die andere Seite des Sees. Hoyt kannte die Gegend extrem gut und war vielleicht schon auf dem Weg hinüber. Was, wenn er dorthin fuhr oder zumindest wusste, wo er auf sie warten musste? Sie wischte sich die Tränen aus ihren Augen und rechnete unwillkürlich damit, dass er plötzlich zwischen den Wasserfarnen auftauchte, mit ausgestreckten Armen, an denen das Blut ihres Freundes klebte.
Nun fühlte sich Melanie noch angreifbarer als zuvor. Jeder Schlag ihres Paddels glich für sie dem lauten Ping eines Radars. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Hoyt sie hören würde. Ihre größte Chance bestand darin, ans Ufer zu gelangen und dann wegzulaufen. Der Killer war jetzt zwar verwundet, aber das würde ihn bestimmt nicht aufhalten, und wenn er erst mal herausgefunden hatte, dass sie in einem Kanu geflohen war, würde er bestimmt nicht lange raten müssen, wohin sie damit gefahren war.
Zumindest deswegen war der Nebel gut.
Sie beschloss, die Richtung ein wenig zu ändern und etwas nach rechts abzudrehen, damit sie den See diagonal überqueren konnte.
Plötzlich erblickte sie eines der anderen Kanus.
Das war doch unmöglich! Wie sollte es von allein soweit hinausgetrieben sein?
Dennoch schwamm es zu ihrer Rechten im Wasser, nur wenige Meter hinter ihr und kam näher.
Melanie tauchte das Paddel ins Wasser, doch das verirrte Kanu hielt weiterhin auf sie zu. Ihr Bizeps verkrampfte sich vor Anstrengung, trotzdem ruderte sie noch schneller.
Das leere Kanu stieß jetzt gegen ihres und sie fiel wegen des Aufpralls nach vorn. Das Ruder glitt ihr aus der Hand. Sie kreischte erschrocken auf. Mit beiden Händen griff sie ins Wasser und suchte danach, aber es war bereits versunken.
»Verdammt!«, schrie sie und überlegte kurz, den Rest des Weges hinüberzuschwimmen.
Doch dann explodierte plötzlich der Rumpf unter ihren Füßen.
Eine Seite des Kanus zersplitterte, als sich auf einmal eine Axt in den Boden grub. Melanie reagierte instinktiv und riss ihre Beine in die Luft, um dem Hieb zu entgehen. Das Boot füllte sich beinahe sofort mit Wasser, und Melanies Gewicht sorgte dafür, dass es kenterte und sie ins Wasser fiel … direkt in die Arme des Killers.
Beigegraue Arme schlangen sich um ihre Hüften und zogen sie unter Wasser.
Sie schrie panisch und verschluckte sich an dem Wasser, das in ihre Lungen schoss. Sie ruderte wild mit den Armen herum. Ihre Hand bekam irgendwann den unteren Rand der Schweißer-Maske zu fassen und riss sie ihm vom Kopf.
Sein bärenstarker Griff wurde daraufhin noch fester, die Maske fiel ihr aus der Hand und versank in der Finsternis. Er hielt ihr jetzt den Mund zu, was bedeutete, dass sie unweigerlich ersticken würde. Ihr Bauch und ihre Brust wurden jetzt unter erdrückenden Schmerzen ebenfalls zusammengepresst durch seine gewaltigen Unterarme. Sie spürte seine rauen und verunstalteten Gesichtszüge unter ihren Fingern, als sie sich verzweifelt aus seiner Umklammerung zu winden versuchte.
Vor lauter Verzweiflung rammte sie ihm schließlich ihren Daumen direkt ins Auge.
Er stieß ein schmatzendes, gellendes Jaulen aus und ließ sie los.
Melanie schwamm zur Wasseroberfläche hinauf und sog tief die Luft ein, kaum dass sie diese durchbrach. Dann schwamm sie hastig. Das Ufer war nicht mehr weit entfernt – nur noch drei Meter vielleicht – und sie schaffte es, sich an Land zu ziehen und wie ein Tier durch den Schlamm zu kriechen. Sie war zu schwach, um aufzustehen.
Ohne eine Waffe blieb ihr nichts weiter übrig, als zu hoffen, dass der Killer ihr nicht folgen würde … dass er verwundet genug war, um die Hetzjagd abzubrechen. Die Stadt war acht Kilometer entfernt, was bedeutete, dass sie nur eine Stunde brauchen würde, wenn sie es wieder auf die Beine schaffen würde.
Ich muss aufstehen!
In diesem Moment schossen zwei Hände aus dem Wasser, schlossen sich wie Schraubstöcke um ihre Knöchel und zogen sie zurück ins trübe Nass.
Ihren letzten Atemzug nutzte sie dafür, um zu schreien und einen Hilferuf auszustoßen. Eine seiner Hände ließ sie gerade lange genug los, um ihr einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf versetzen zu können. Ihre Sicht verschwamm bereits, als sie ein weiterer Schlag traf, und dann noch einer – jeder davon begleitet von einem unmenschlichen Grunzen.
Sie trat verzweifelt mit ihrem freien Bein nach ihm, aber er wehrte den Tritt mühelos ab und zog sie weiter zu sich. Dann rollte Hoyt sie auf den Rücken, stieg aus dem schlammigen Wasser und fixierte sie mit einem Knie in ihrem Bauch auf ein paar losen Ästen, die am Ufer lagen. Eine weißliche Flüssigkeit tropfte aus seiner blutigen Augenhöhle und landete auf ihrer Wange, während er sie mit endlosen Schlägen traktierte und dabei wahnsinnig kicherte.
Ihre Hände krallten und kratzten nach seinem Gesicht, doch ohne Erfolg. Er stieß sie einfach beiseite. Seine Schläge wurden härter und schmerzten immer mehr.
Sie tat deshalb das Einzige, was sie noch tun konnte. Sie stieß sich vom Boden ab und schnappte mit ihren Zähnen nach seiner Nase. Eigentlich hatte sie seinen Hals treffen wollen, hatte seine Bewegungen aber falsch eingeschätzt. Ohne weiter darüber nachzudenken, biss sie mit einem wilden Knurren zu.
Ihre Zähne sanken in sein Fleisch und ihr Mund füllte sich mit dem Blut des Fremden. Unbeirrt presste sie ihre Kiefer zusammen und zermahlte den dünnen Steg aus Knorpel so leicht, als würde sie an einem Hühnerbein kauen. Die Nase zerbrach unter einem lauten Knacken und der Killer zuckte heulend zurück.
Er sackte in den Morast, kroch ein paar Schritte rückwärts und bedeckte dann mit den Händen sein Gesicht.
Melanie zog unauffällig einen der abgebrochenen Äste aus der feuchten Erde. Mit einem leisen Ploppen löste er sich aus dem Matsch und sie umklammerte ihn wie einen Baseballschläger.
Der Killer hatte gerade erst seine Hände von der Nase gelöst, als der Ast auch schon gegen seinen Kopf krachte und das Holz zersplittern ließ. Melanie holte sofort ein zweites Mal aus, und dann ein drittes Mal … solange, bis sein Gesicht wie Hackfleisch aussah. Der Ast traf sein Fleisch immer wieder mit einem feuchten Klatschen und Blut regnete auf das morastige Ufer. Schließlich sackte er mit einem letzten schwachen Seufzen aus seinem verstümmelten Mund zusammen und fiel vornüber.
Zufrieden, weil er sich nicht mehr rührte, taumelte Melanie davon.
Es war schwer zu sagen, wie viel Zeit seit ihrer Flucht vergangen war, aber irgendwann wich das Dickicht einer Straße. Ihr Kopf war schwer und das Adrenalin, das ihr das Leben gerettet hatte, war so gut wie aufgebraucht.
Die Sohlen ihrer Sneaker schlurften über den Asphalt. Ihr Verstand war beinahe genauso erschöpft wie ihr Körper, und das Einzige, was sie noch antrieb, war der Gedanke daran, dass sie noch nicht weit genug von diesem Monster entfernt war.
Sie war sich sicher, dass jede Minute jemand vorbeigefahren kommen würde.
Doch aus einer Minute wurden viele. Erst zehn, dann zwanzig. Die Nacht war weiterhin still und die Straße leer, und ihre Gedanken wanderten unwillkürlich an hoffnungslose Orte. Sie war verloren und sie würde hier draußen sterben.
Eine wahre Explosion aus roten und blauen Lichtern ließ sie zusammenzucken, aber sie beruhigte sich sofort wieder, als sie erkannte, dass die Lichter zu einem Streifenwagen gehörten, der vor ihr angehalten hatte.
»Geht es Ihnen gut, junge Dame?«
Melanie brach zusammen und verfiel in ein unkontrolliertes Schluchzen. »Sie sind alle tot!«, rief sie weinend, als der Polizeibeamte auf sie zukam.
»Ist schon okay«, sagte er. »Ich bringe Sie erst einmal rüber zu meinem Wagen, und dann erzählen Sie mir ganz in Ruhe, was passiert ist.«
Und dann war sie gerettet … einfach so.
Melanie Holden erwachte vom Geräusch des Hausalarms. Erschrocken hob sie ihren Kopf vom Kissen. Eine Computerstimme warnte sie gerade, dass die Verandatür geöffnet worden war. Die Stimme wiederholte diese Worte mit einer nervtötenden Gleichgültigkeit, die ihr Kopfschmerzen bereitete.
Sie stieg aus dem Bett und wünschte sich, dass sie eine von diesen Stunden auf dem Schießstand besucht hätte. Die Vorstellung, eine Pistole zu besitzen, war abstoßend für sie. Nicht, dass sie generell etwas gegen Waffen hatte – was dieses Thema anging, war sie unentschlossen – aber sie traute sich einfach nicht zu, im Zweifelsfall verantwortungsvoll genug damit umgehen zu können.
Deshalb lief sie mit einem Baseballschläger aus Aluminium in ihrer Hand in den Flur hinaus. Das Haus war dunkel und nur das Nachtlicht für die Katze leuchtete ihr den Weg. Ihre Füße waren in ein gedämpftes orangefarbenes Licht getaucht, als sie voranschritt und dabei auf der Innenseite ihrer Wangen kaute, um ruhig zu bleiben.
In jedem Zimmer, an dem sie vorbeikam, schaltete sie das Licht an. Als Erstes durchsuchte sie die Küche und die Badezimmer. Dann das Gästezimmer und das Büro, doch alle waren verlassen.
Krächzend erwachte die Alarmanlage erneut zum Leben: »Ms. Holden, ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
Sie zögerte noch, Entwarnung zu geben, denn die Verandatür der Küche stand tatsächlich einen spaltbreit offen … so als hätte jemand versucht, einzudringen, war aber von dem Alarm verscheucht worden.
Während die Zentrale es noch einmal versuchte, starrte sie die Tür an. »Ms. Holden, sollen wir die Polizei zu Ihnen schicken?«
Sie drückte die Tür ins Schloss und schob den Sicherheitsriegel vor. Ihr Herz klopfte so schnell, dass sie das Blut in den Ohren rauschen hören konnte. Die Stimme des Alarms sprach weiter mit ihr, aber sie konnte sich nicht mehr darauf konzentrieren.
War das etwa die Nacht, in der er sie endlich gefunden hatte? Doch es war niemand hier, und im Keller konnte sich auch niemand verstecken, da die Tür über einen eigenen Sensor verfügte. Wenn sie geöffnet worden wäre, hätte der Alarm es genauso wie bei der Verandatür mitgeteilt.
Die Sicherheitsfirma ließ nicht locker. Die Stimme verkündete nun, dass man die Polizei zu ihrer Adresse geschickt hatte. Sie hätte ihnen die Fahrt ersparen können, aber dafür fehlte ihr ehrlich gesagt die Zuversicht. Sie würde sich bestimmt besser fühlen, wenn sie hier nach dem Rechten sahen.
Sie brauchte diese Rückversicherung einfach.
Melanie fuhr sich mit der Hand durch ihre glatten blonden Haare und erinnerte sich daran, wie rot und lockig sie einmal gewesen waren. Sie hatte sie kurz nach den Ereignissen in Forest Grove gefärbt, in der Hoffnung, sich nicht mehr wie ein Opfer zu fühlen, wenn sie ihr Erscheinungsbild komplett änderte.
Sie trommelte mit ihren abgekauten Fingernägeln auf die Arbeitsplatte der Küche und zählte dabei die Minuten, bis die Polizei eintreffen würde. Das Gefühl, nirgendwo mehr wirklich sicher zu sein, war sowohl ärgerlich als auch angsteinflößend. Genau wie dieser Traum, den sie gerade geträumt hatte. Kein Wunder, dass sie jetzt dachte, Cyrus Hoyt wäre zurückgekehrt, um sein Werk zu vollenden.
Er ist tot!
Dieses Mantra hatte sie über Jahre hinweg immer wieder wiederholt. Aber in fünfundzwanzig Jahren hatte sie dennoch nie wirklich daran geglaubt. Ihr Psychiater bestand darauf, dass ihre anhaltenden Ängste aufgrund der Art und Weise, wie sie ihm entkommen war, vollkommen normal wären. Er versicherte ihr immer wieder, dass die Ermordung von Hoyt nötig gewesen war und sie sich deshalb keine Vorwürfe machen durfte. Das tat sie ja auch gar nicht. Das eigentliche Problem war, dass Melanie ihn nie wirklich hatte sterben sehen.
Als sie ihm damals einen letzten Blick zugeworfen hatte, als er zusammengeschlagen und blutig am Ufer des Lake Forest Grove gelegen hatte, hatte der Bastard noch geatmet.
Sie lief in ihr Zimmer zurück und griff nach ihrem Telefon. Es war jetzt 3:47 Uhr und an Schlaf war ohnehin nicht mehr zu denken. Lacey, die achtzehn Jahre alt und zur Hälfte Siam-, und zur anderen Hälfte Burmakatze war, stemmte sich auf ihre Vorderpfoten und versuchte die Lage einzuschätzen. Als sie sah, dass Melanie nicht mehr ins Bett zurückkam, steckte sie ihren Kopf wieder unter ihre Brust und schlief einfach weiter.
Du hast es gut, du kleiner Scheißer, dachte sie beinahe neidisch.
Sie brühte sich eine Tasse Kaffee auf, ließ sich damit in einen Sessel fallen und spielte mit ein paar neuen Apps auf ihrem Handy herum, während ihre Gedanken unweigerlich wieder ins Jahr 1988 zurückkehrten. Die Einzelheiten dieser Nacht spukten ihr noch immer durch den Kopf und ließen unzählige blutige Bilder wieder aufleben, denen sie nie wirklich entkommen war.
Zwanzig Minuten später traf die Polizei endlich ein und durchsuchte das Haus gründlich. Sie waren schnell und berichteten ihr von ein paar jugendlichen Gaunern, die in den Vorstädten immer wieder mal ihr Glück versuchten. Es war allerdings unwahrscheinlich, dass sie zurückkehren würden, da sie normalerweise direkt zum nächsten Zielobjekt weiterzogen, wenn es Schwierigkeiten gab. Doch all diese Beteuerungen erschienen ihr leer und beruhigten sie kaum.
Als das Haus durchsucht war und ihr Herzschlag sich ein bisschen beruhigt hatte, war es bereits kurz vor sieben Uhr morgens, und das bedeutete, dass in einer Stunde ihr Unterricht begann. Die Möchtegern-Einbrecher hatten keinerlei Spuren hinterlassen, aber es war ihnen definitiv gelungen, den Schließriegel zu knacken. Selbst die Polizeibeamten mussten zugeben, dass so etwas bei den üblichen kleinen Einbrüchen eher untypisch war. Mehr brauchte sie nicht zu hören und machte sich in Gedanken eine Notiz, dass sie direkt am Nachmittag noch weitere Schlösser an der Verandatür anbringen lassen würde.
Nach einer schnellen Dusche, kürzer als ihr lieb war, leerte sie eine Dose Fancy Feast auf Laceys violetten Teller, kraulte die Katze hinter den Ohren und schnappte sich ihre Lehrertasche. Die Katze miaute anerkennend, und Melanie verschwand durch die Tür.
***
Der Lehrerparkplatz war wie zu jeder Uhrzeit restlos überfüllt. Da vor acht Uhr keine Unterrichtsstunden begannen, hatte Melanie keine Ahnung, wieso ihre Kollegen immer schon so früh da waren. Aber einen guten Parkplatz zu bekommen hatte wahrscheinlich viel damit zu tun.
Sie fand einen freien Platz bei den Wagen der Schüler in einer Seitenstraße und parkte ihren kirschroten LaCrosse daneben. Ihr blieben jetzt nur noch fünf Minuten, um in die vierte Etage der Bibliothek zu gelangen, denn sonst würden die enthusiastischen Schüler schnell denken, dass sie an diesem Tag blau machen könnten.
Es war der letzte Unterrichtstag vor den Abschlussprüfungen, und Melanie konnte kaum erwarten, dass das Semester endlich endete. Die Tage, in denen sie Einführung in den Journalismus unterrichten musste, wären damit gezählt, und sie würde sie bestimmt nicht vermissen. Es war nie ihre Stärke gewesen, und sie hatte nicht vorgehabt, jungen Leuten beizubringen, wie man ein Klatschreporter wurde. Eigentlich hatte sie sich für eine Stelle im Fachbereich Englisch beworben, als eine der anderen Professorinnen krank geworden war. Die Krankheit hatte sich letzten Endes als Krebs herausgestellt, und sie hatte mit ansehen müssen, wie der Krebs einer Frau von sechsundfünfzig Jahren schrittweise das Leben ausgesaugt hatte, und das war alles andere als schön gewesen.
Melanie war nur vierzehn Jahre jünger und hatte nicht vor, in nächster Zeit noch einmal um ihr Leben kämpfen zu müssen.
Die Bibliothek des Campus war um diese Uhrzeit so gut wie leer. Eine der Studentinnen, die freiwillig in der Bibliothek aushalf, saß an der Rezeption und scrollte gerade durch ihren Instagram-Feed. Melanie ließ den Fahrstuhl links liegen und entschied sich stattdessen für die Treppen. Alles, was ihren Puls ankurbelte, kam ihr gerade gelegen, und wenn es auch nur für ein paar Sekunden war.
»Entschuldigt bitte die Verspätung«, rief sie, als sie den Klassenraum betrat. Ihre Schüler zeigten keine sichtbare Reaktion, doch eine unterschwellige Enttäuschung lag in der Luft, als sie ihre Tasche auf dem Tisch ablud und dahinter Platz nahm. Der Rock ihres Kostüms zog sich daraufhin eng um ihre Oberschenkel und bereitete ihr Unbehagen, als sie hastig die Anwesenheitsliste überprüfte.
Sie schloss ihre letzte Stunde mit einer Lektion aus der Bibel ab, und einige der Jugendlichen waren ehrlich erstaunt darüber, dass sie nicht einfach nur andere Personen oder Unternehmen beleidigen durften.
»Aber wieso denn nicht, Professor Holden? Ich meine, das ist doch dann … meine Meinung, oder etwa nicht?«
Das ist geradezu typisch für das einundzwanzigste Jahrhundert, dachte sie.
Die Kids interessierten sich hauptsächlich für die Benotungen ihrer letzten Aufgaben und fanden zugegebenermaßen äußerst kreative Wege, sich im Laufe des Kurses nach diesen zu erkundigen. Als sie schließlich zugab, dass sie diese noch gar nicht korrigiert hatte, wurde ihre Ehrlichkeit mit einer Welle hörbaren Unmuts quittiert.
»Ich muss doch dafür sorgen, dass ihr euch am Donnerstag alle noch einmal hier einfindet, oder etwa nicht?«, sagte sie lächelnd. »Denn dann beginnen die offiziellen Prüfungen und dann bekommt ihr auch eure Arbeiten zurück.« Sie entließ die Klasse fünfzehn Minuten früher, weil sie unbedingt in ihr Büro wollte, um telefonisch einen Termin mit dem Schlüsseldienst zu verabreden.
Melanie überholte jetzt zwei Studenten, die es offenbar nicht so eilig hatten – zwei schmuddelig aussehende Teenager in langärmeligen Pullovern – warf ihnen aber dennoch ein freundliches Lächeln zu. Als sie um die Ecke bog, kommentierten diese, wie hübsch prall ihr Hintern in diesem Rock doch aussah, und ihre Stimmen klangen weitaus lüsterner, als ihr lieb war.
Dieses Teil werde ich bestimmt kein zweites Mal anziehen!
Als sie an der Tür von Rileys Büro vorbeikam, winkte dieser sie herein. Melanie glaubte, einen schwachen Geruch von Patschuli und Gras an ihm wahrnehmen zu können. Wenig überraschend, immerhin trug er gelegentlich auch Schlaghosen und das ohne jede Spur von Selbstironie.
»Kann das nicht warten, Riley?«, fragte sie. »Ich muss für heute Nachmittag einen Termin vereinbaren. Das Ganze ist wirklich wichtig.«
»Nada, Professor.« Er warf Melanie ein Türschild mit der Aufschrift Mittagspause – bin in einer Stunde zurück zu. »Häng das draußen dran und schließ die Tür. Glaub mir, du wirst wissen wollen, was ich dir zu erzählen habe.«
Als sie saß, fischte er ein Dokument aus dem unteren Teil eines Stapels heraus. »Erinnerst du dich noch daran, dass ich mich mal bereit erklärt habe, für diesen Fachbereich den Teilzeit-Admin zu spielen? Mit weniger Mitteln mehr erreichen und so?«
Das tat sie. Denn das gleiche Mantra hatte auch sie in die Fänge des Journalismus getrieben. Bei der trägen Konjunktur im Land musste jeder hier mehr in seine Arbeit hineinstecken, um auf diese Weise die entstandenen Löcher zu stopfen.
»Hör zu, Mel, ich komme am besten gleich zum Punkt, okay? Auch wenn es, na ja, total gegen meine Art ist. Du weißt schon … negative Stimmung und so.«
Melanie war sich sicher, dass ihr die Augen aus den Höhlen quellen würden, wenn sie diese noch etwas weiter aufriss. Riley wollte offenbar auf irgendetwas hinaus, und sie wünschte sich, er würde sich damit beeilen und endlich zum Punkt kommen.
Er schob das Dokument über den Schreibtisch und deutete darauf. »Das ist eine Liste mit allen Sommerkursen.«
Ihr Herz machte unweigerlich einen Satz, als ihr klar wurde, worauf das Ganze hier hinauslief. Morton, dieser Mistkerl, hatte doch wohl nicht wirklich die Dissektion des Epos vom Studienplan gestrichen, oder? Genau jenen Kurs, den sie seit mittlerweile gut zwei Jahren entwickelte und plante und für den im nächsten Monat ein Testlauf anstand. Aber ein Kurs, der seine maximale Anzahl von Teilnehmer an nur einem einzigen Nachmittag erreicht hatte, war wohl noch nicht bereit für das College-Hauptprogramm.
Melanie nahm mit zittrigen Händen den Ausdruck entgegen. Doch Dissektion des Epos war zusammen mit all den anderen Sommerkursen aufgelistet.
Riley musste ihren verblüfften Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er schüttelte den Kopf und wich ihrem Blick aus. »Der Kurs ist noch da«, sagte er leise, »aber du wirst ihn nicht halten.«
Melanie folgte daraufhin mit den Augen der Linie bis zu dem Punkt, an dem der zuständige Professor aufgeführt war. Dort stand tatsächlich nicht HOLDEN. Laut der Liste würde Jill Woreley ihren Kurs abhalten.
»Das ist doch ein Versehen, oder?«
Rileys Gesicht war ungerührt.
»Wie kannst du das wissen?«, fragte sie.
»Weil ich Morton heute Morgen mit Woreley hier getroffen habe. Er hat gesagt, dass er zuversichtlich ist, dass sie der Aufgabe gewachsen sei, einen kleinen Kurs wie diesen zu leiten, und dass dies zu größeren und besseren Aufgaben auf dem College führen würde. Das waren exakt seine Worte.«
Melanie fühlte sich, als hätte ihr jemand in den Magen geboxt. Jill Woreley war eine Hochschulassistentin, genauso wie sie. Vor sechs Jahren hatten sie beide hier angefangen, wobei Melanie drei Monate früher als Jill angestellt worden war. Der einzige Unterschied zwischen ihnen bestand darin, dass man Jill direkt vom College geholt hatte. Das Gerücht, dass ihr Vater maßgeblich an der Wiederwahlkampagne des Bürgermeisters beteiligt gewesen war, hielt sich hartnäckig, und als diese tatsächlich gewonnen war, wurde die unerfahrene Absolventin plötzlich Professorin.
Melanie hingegen hatte ihr Lehrgeld bezahlt und zuvor zwölf Jahre lang als Highschool-Lehrerin gearbeitet. Ein Job mit vielen Nachteilen und nur einer Handvoll Vorteilen. Das hatte sie mit den nötigen Fähigkeiten versorgt, die sie brauchte, um in den Collegebetrieb einsteigen und ihren Studenten eine spannende Lernerfahrung bieten zu können. Zu viele ihrer Kollegen scheiterten daran, ihre Vorlesungen interessant zu gestalten, und diese waren leicht auszumachen. Es waren die Vorlesungen, die nie ausgebucht waren und deren Reihen sich mit fortschreitendem Semester immer mehr lichteten.
Melanie war stolz darauf, es besser zu machen, und sie arbeitete hart daran, ihre Studenten bei Laune zu halten. Sie wollte nicht damit enden, den Stempel als langweilige Lehrerin aufgedrückt zu bekommen, und kämpfte deshalb gegen dieses Stigma an, wann immer sie einen Vorlesungssaal betrat.
Hin und wieder rief sie sogar ihren Eintrag auf RateMyProfessor.com auf, um nachzusehen, ob sie mit dieser Taktik erfolgreich war, denn was waren die ganzen Mühen wert, wenn sie in ihrem Job nicht gut genug war?
»Wo ist Morton jetzt?«
Riley runzelte die Stirn. »Der hat Woreley zum Essen ausgeführt.«
»So ein Mistkerl«, erwiderte sie wütend. »Er hat mir die Erlaubnis gegeben, den Kurs aufzubauen. Er sagte, dass ich absolut freie Hand hätte und dass es ein Sprungbrett für meinen Tenure werden könnte, und jetzt vergibt er den Kurs an das Mädchen, das Beowulf mithilfe eines grässlichen CGI-Films abhandeln wollte?«
»Ich habe damals dabei geholfen, einige der Arbeiten zu kontrollieren«, sagte Riley. »Nicht ein, sondern gleich zwei Essays sprachen den Hauptcharakter von der Sünde frei, mit Angelina Jolie geschlafen zu haben.«
Melanie hielt sich eine Hand vor den Mund und kicherte, aber nur wegen der Absurdität des Ganzen. »Ich kann einfach nicht glauben, dass sie vor mir ihre Tenure bekommt.«
»Nicht einmal Dennis Morton wird dich davon abhalten können. Die Zahlen lügen nicht. Die Studenten lieben dich. Du hast eine hohe Anwesenheitsquote, das Feedback ist durchweg toll, und zwar jedes Semester. Es schadet sicher auch nichts, dass du verdammt süß aussiehst. Ich mag vielleicht vom anderen Ufer sein, aber selbst ich habe mir schon ausgemalt, wie es wäre, bei dir zu landen.«
Riley versuchte daraufhin, ein verführerisches Grinsen aufzusetzen, was Melanie schallend lachen ließ.
»Ich verstehe«, kommentierte er. »Dann bin ich ja froh, dass ich mich nicht für dich aufgespart habe, wenn du meine Annäherungsversuche so offensichtlich nicht ernst nimmst.«
»Ach hör auf, oder soll ich deinem Ehemann erzählen, dass du mich sexuell belästigt hast?«
»Okay, ich habe es ja begriffen.« Riley nahm Melanies Hand in seine. »Das ist nur bürokratischer Irrsinn. Zeig diesem College einfach weiterhin, was für ein verdammter Rockstar du bist. Mehr kannst du nicht tun, aber es wird genügen.«
»Ich weiß nicht, wie viele Arbeiten ich noch publizieren soll und an wie vielen Konferenzen ich noch teilnehmen muss. Ich dachte, sechs Jahre würden genügen, um ganz oben anzukommen, aber offenbar muss man nur jung genug sein und über die richtigen Beziehungen verfügen. Was versteht Woreley denn schon von epischer Lyrik? Ihre Dissertation hatte das Thema Frauenforschung.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Riley. »Wir haben den längeren Atem.«
Melanie wusste Rileys aufmunternde Worte zu schätzen, auch wenn sie ihr aktuell viel zu optimistisch erschienen. Sie durchquerte jetzt den schmalen Korridor, huschte in ihr Büro und hieb dort mit der Faust auf ihren Tisch. Irgendwie war es Jill Woreley gelungen, ihr das Baby abzuluchsen. Ein achtundzwanzigjähriges Flittchen mit regelmäßigen Facebook-Updates wie Feiern mit meinen Bitches, die ganze Nacht!, die mehr damit beschäftigt war, ihre Leber zu ruinieren als an ihren Fertigkeiten zu feilen. Einmal hatte sie sich sogar über das Lesen als solches beklagt, und dass sie den Tag herbeisehnte, wenn dieser Prozess endlich überholt sei.
Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen, Ihre Professorin für Dissektion des Epos.
Bis Dennis vom Mittagessen zurückkam, konnte sie nicht viel tun. Sie ging deshalb online und suchte sich die Telefonnummer eines Schlüsseldienstes heraus. Nachdem sie einen Termin vereinbart hatte, erwog sie außerdem die Installation von Außenkameras und begann sich mehr und mehr für die Vorstellung zu erwärmen, auch ihren Garten überwachen zu können.
Sie schloss die Augen und sah ihn sofort vor sich, mit seiner blutverkrusteten Maske und der schartigen Klinge. Sie spürte erneut, wie das Blut in ihren Mund tropfte und ihre Zunge bedeckte, so als wäre es erst gestern gewesen.
Er ist tot! Tu dir das nicht immer wieder an.
Aber Melanie brauchte Gewissheit. Doch so, wie sie den See damals verlassen hatte, konnte niemand ganz genau sagen, ob er nicht mehr lebte. Es war absurd zu glauben, dass Cyrus Hoyt letzte Nacht vor ihrer Tür gestanden hatte, aber der Gedanke allein jagte ihr trotzdem eine Heidenangst ein. Es war viel zu leicht, sich ihn in ihrem Hinterhof vorzustellen. Der Armeemantel, das schartige Messer, die schmutzige Maske … einfach alles.
Es war ein grässlicher Gedanke.
Sie schob ihn krampfhaft beiseite, obwohl sie wusste, dass er immer wieder auftauchen würde … so wie er es jeden Tag seit fünfundzwanzig Jahren tat.
***
Es war kurz nach vier, als Melanie nach Hause kam. Ihr Schlosser wartete bereits in der Einfahrt auf sie. Während er sich direkt an die Arbeit machte, setzte sie sich mit der Absicht an ihren Schreibtisch, endlich diese verdammten Abschlussarbeiten zu korrigieren, konnte sich aber einfach nicht konzentrieren. Kurz darauf fand sie sich auf einer Recherchetour im Internet wieder, wo sie nach Überwachungstechnik suchte.
Nachdem sie sich eine Stunde lang durch Kundenrezensionen und übertriebene Produktbeschreibungen geklickt hatte, entschied sie sich schließlich für einen Festplattenrekorder, der eine ganze Woche Überwachungsmaterial aufzeichnen konnte. Ein High-End-Gerät, das knapp einen Riesen kostete – aber das war nur ein kleiner Preis, wenn sie dadurch nachts ruhiger schlafen könnte.
Sie stellte dem Schlosser einen Scheck aus und legte noch fünfzig Dollar für den schnellen Service obendrauf. Dann ließ sie sich alles zeigen und verabschiedete ihn. Es war jetzt kurz vor sechs und daher an der Zeit, übers Abendessen nachzudenken. Ein Salat schien die beste Option zu sein, dachte sie gerade, als es plötzlich an der Tür klingelte.
Melanie erschrak. Durch das Erkerfenster im Wohnzimmer konnte sie ihren Nachbarn mit einem Bier in der Hand, auf einem fahrbaren Rasenmäher sitzen sehen. Er war nur einen Steinwurf entfernt, also gab es keinen Grund, Angst zu haben.
Cyrus kam schließlich stets bei Nacht.
Sie lief zur Eingangstür, fest entschlossen, den schwarzen Mann aus ihren Gedanken zu verjagen.
Es war Riley, der vor der Tür stand, mit einem Wein-Karton und einer Tüte Sandwiches in den Händen. Er kam herein und drückte seine kratzige Wange an ihre. »Ich musste über deinen Tag heute nachdenken und dachte mir, dass du vielleicht Gesellschaft brauchen könntest. Ich hab auch Wein mitgebracht.«
Das war genau das, was sie jetzt brauchte. »Wein aus dem Tetrapack«, sagte sie lachend. »Das ist ein Kater garantiert.«
»Jap, und mein Ehemännchen hat mir den Abend frei gegeben. Also los, lassen wir es krachen.«
Sie setzten sich an die Küchentheke und futterten die vegetarischen Sandwiches, während der Wein floss. Dabei unterhielten sie sich über belanglose Dinge, was die niederschmetternden Ereignisse des Tages irgendwann zu einem unbedeutenden Hintergrundrauschen verkommen ließ.
Rileys Augen waren bereits glasig, als er eine Tüte Gras hervorzauberte und fragte, ob es okay wäre, wenn er sich einen Joint drehte und reinzog.
»Nur zu«, sagte Melanie. »Vielleicht nehme ich sogar auch einen.«
Als ihnen irgendwann der Gesprächsstoff ausging, kamen sie jedoch unweigerlich wieder auf die Probleme des Tages zu sprechen. Riley nickte anerkennend, als sie ihm von den Kids zu erzählen begann, die ihren prallen Arsch bewundert hatten.
»Sie haben dir hinterher gestarrt und das ist ein Problem für dich? Es sollte dich doch eher trösten, dass es an dir immer noch Dinge gibt, die Teenager gern sehen wollen.«
»Das sind Kinder und ich bin alt genug, um deren Mutter zu sein.«
»Dann eben MILF-Fantasien«, sagte Riley grinsend und zündete sich einen Joint an. Die Küche war innerhalb von Sekunden mit Rauchschwaden durchzogen. »Was könnte für eine Bande verhätschelter Heranwachsender heißer sein als eine reife Frau mit einem Hammerkörper, und genug Lebenserfahrung, um genau dort mit dem Verhätscheln anzusetzen, wo ihre Muttis aufgehört haben?«
»Das ist aber echt zynisch.«
»Wir arbeiten mit zwanzigjährigen Kindern, Mel. Wie oft wirst du in einem Semester von den Eltern dieser Erwachsenen angerufen, weil die sich entschuldigen wollen, weil ihr Kind irgendeine Semesterarbeit verbummelt hat?«
»Und trotzdem soll ich mich geschmeichelt fühlen, wenn mich Sechsjährige gefangen im Körper junger Männer attraktiv finden?«
»Wieso denn nicht?«
»Lassen wir das Thema lieber. Bist du nicht eigentlich hergekommen, um mich aufzuheitern?«
Riley legte seinen Arm um Melanies Schulter und zog sie eng an sich. Sein Aftershave duftete angenehm, und sich an seiner Schulter anlehnen zu können, beruhigte sie.
»Ich hab nachgedacht, Mel, und du solltest mich bitte erst mal ausreden lassen. Da Dennis sich als Volltrottel entpuppt und dich aus der Dissektion-des-Epos-Vorlesunggeschmissen hat, habe ich mich gefragt, wie jetzt deine Pläne für den Sommer aussehen.«
Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht. Die Vorlesung hätte nämlich den größten Teil des Junis und Julis verschlungen. Nun lagen also drei volle Monate vor ihr, und sie hatte keine Idee, was sie mit ihnen anstellen sollte.
»Okay, also … es ist nur eine Idee, aber … wieso fahren wir nicht nach Forest Grove?«
Melanie hatte das Gefühl, als würde ihr das Herz in die Hose und von da direkt in den Keller rutschen.
»Ich weiß, das klingt verrückt«, sagte Riley. »Es war Aarons Idee, und auch wenn er manchmal etwas unsensibel wirkt, besitzt er gute Beziehungen zu einem Literaturagenten in New York. Letztes Wochenende beim Abendessen sind wir irgendwie auf dich zu sprechen gekommen. Lange Rede kurzer Sinn, der Agent wäre an dem Material interessiert und hat uns garantiert, dass er es für eine nicht unerhebliche Summe an den Mann bringen könnte.«
»Ich habe es dir doch schon hundertmal erklärt, Riley …«
»Ich weiß«, unterbrach er sie schnell. »Das hast du. Du hast gesagt, dass du Glück hattest, dem Camp entronnen zu sein, dass du dir aber nicht sicher sein kannst, ob Cyrus Hoyt wirklich tot ist. Mal abgesehen davon, dass man ihn beerdigt hat …«
»Auf dem Eternal Walk Cemetery«, sagte sie nickend. Das hatte sie über die Jahre hinweg bestimmt ein Dutzend Mal überprüft und sich bestätigen lassen. Aber es half dennoch nichts.
»Du wirst von dem Geist eines Wahnsinnigen verfolgt, den du aber umgebracht hast, meine Liebe. Forest Grove hat das Geschehene längst hinter sich gelassen, du aber nicht. Gäbe es einen besseren Weg, als in sich zu gehen, etwas Schmutz aufzuwühlen und aus deinem Unglück Profit zu schlagen? Das ist Amerika. Das macht hier jeder.«
»Ich werde nicht verfolgt«, antwortete Melanie wenig überzeugend. Riley hatte recht, aber es tat verdammt weh, es hören zu müssen.
Die Aussicht, in jene Gegend zurückzukehren, war alles andere als einladend. Es war dort vielleicht sicher, aber die Erinnerungen an alles, waren immer noch äußerst lebendig … an die helle Holzverkleidung in den Hütten … an das Graffiti in der Außentoilette, welches Wer an Toilettentüren schreibt, auch gern in die Hosen scheißt zu verkünden gewusst hatte … und das malerische Ufer des Sees mit seiner trügerischen Sicherheit.
Und dann waren da noch die Leichen. Jennifers Körper, aufgeknüpft in der Hütte der Mädchen. Ihr heißer, rosafarbener Victorias-Secret-BH war zerrissen und mit Blut bespritzt gewesen. Sie hatten das Ding ein paar Tage vor ihrem Aufbruch nach Forest Grove extra zusammen gekauft, weil Jen für die Jungs vom Land unbedingt hatte gut aussehen wollen. Bills Leiche, die durch das Fenster der Hütte geworfen worden war – Hoyts Versuch psychologischer Kriegsführung.
Schmerzhafte Erinnerungen, die sich extrem verstärken würden, wenn sie erst einmal zurück in Connecticut wäre.
Vielleicht hatte Riley ja recht damit, dass sie die Rolle des Opfers in Dauerschleife abspulte, aber wie sollte sie sich denn sonst benehmen? Es verging nun mal kein einziger Tag, an dem sie sich nicht fragte, was aus Jen geworden wäre. Denn dieses Mädchen hatte immer das bekommen, was sie wollte. Es war also keine Frage gewesen, ob sie es in die New Yorker Modewelt schaffen würde, sondern vielmehr nur wann.
Bill war gut aussehend und stark gewesen und hatte den dämlichsten Sinn für Humor besessen, der ihr je untergekommen war. Er war die Art von Typ gewesen, die einen zum Lachen brachte, selbst wenn man schon drauf und dran war, ihm eine reinzuhauen. Sie mochte es, sich hin und wieder ein Leben mit ihm vorzustellen, ein Vorstadtleben mit drei Kids … die Football-Termine des Ältesten zu koordinieren, damit er kein Spiel verpasste … kinderfreie Samstagabende … sonntags lange Ausschlafen und ein paar Drinks mit den Nachbarn nehmen.
Dinge, die das Leben eben so für einen bereithielt.
Eine Weile schien es so, als würde sie diese Dinge mit Reggie Nolan haben können. Ihrem Ex-Mann. Ein Football-Co-Trainer mit tief sitzenden Aggressionsproblemen, die mit seinen Unzulänglichkeiten zusammenhingen. Melanie hatte seine von Unflätigkeiten bestimmte Herangehensweise an das Coaching immer schon als relativ abstoßend empfunden, sich aber lange Zeit zurückgehalten, so wie Reggie seinen Missmut aus ihrer Beziehung herausgehalten hatte … bis zu dem Tag, an dem er genau das nicht mehr getan hatte.
Selbst jetzt fühlte sich Melanie noch verantwortlich für das Scheitern ihrer Ehe. Hätte sie einen anderen Weg gefunden, das Thema zur Sprache zu bringen, wären die Dinge vielleicht anders verlaufen. Vielleicht hatte er ja etwas Besseres verdient, als eine mitternächtliche Tirade auf der Fahrt von einer Fakultätsfeier nach Hause – genau wie sie die Reaktion nicht verdient hatte, die sie damit provoziert hatte.
Sie erinnerte sich noch lebhaft daran, wie ihr Kopf gegen die Fensterscheibe geknallt war, als er quer über die zweispurige Straße gedonnert, in eine Ausfahrt eingebogen war und ihr dann mit dem Handrücken einen Schlag versetzt hatte. Sie war noch nie zuvor eine Schlampe genannt worden, und das hatte sie irgendwie am meisten verletzt, auch wenn nach dem brutalen Schlag ihr gesamtes Gesicht geschmerzt hatte.
Melanie hatte direkt am nächsten Tag die Scheidung eingereicht, und Reggie war bereits verschwunden, als sie wieder nach Hause gekommen war. Für den Rest des Schuljahres hatte sie ihn nur noch ein paarmal gesehen, und im nächsten Jahr war er nicht mehr an die Schule zurückgekehrt. Vielleicht hatte man ihn auch darum gebeten. Für sie war nur wichtig, dass sie ihm nicht mehr hatte begegnen müssen. Sie war lieber allein, als ein Elend wie dieses erdulden zu müssen.
Riley strich ihr jetzt über die Oberseite ihrer Hand und holte sie damit sanft aus ihrem Tagtraum zurück. »Ich wollte nicht, dass du dich deswegen schlecht fühlst«, beteuerte er, »aber du bist viel zu umwerfend und brillant, um als Gefangene in deinem eigenen Haus zu leben. Du solltest ein neues Leben beginnen und dich nicht an das klammern, was man dir genommen hat.«
»Du weißt doch gar nicht, worum du mich da bittest.«
»Das stimmt«, sagte er. »Lassen wir das Thema jetzt. Aber bitte denke darüber nach. Du hast eine Geschichte zu erzählen und die Leute wollen sie hören. Erinnerst du dich noch an den Notarzt, der dich in jener Nacht behandelt hat?«
Das tat sie tatsächlich. Er lebte jetzt als Autor wahrer Kriminalfälle in Kalifornien. Riley hatte ja recht. Dennis Mortons Fuchtel entfliehen zu können sollte eigentlich Anreiz genug sein. Die Ereignisse jener langen Nacht im Camp Forest Grove aufzuschreiben, reizte sie allerdings nur bedingt, die Vorstellung, damit etwas gegen diesen Wurm in der Hand zu haben hingegen schon. Ganz besonders, falls das Buch tatsächlich ein Erfolg werden würde. Denn dann würde sie jede Schule mit Kusshand aufnehmen, und der Stiftungsrat würde Morton die Hölle heißmachen, damit er die berühmte Autorin des Ortes zufriedenstellte. Das war allerdings ein ziemlicher Ritt, nur um ihren Kurs halten zu können, und es ärgerte sie maßlos, ihn auf sich nehmen zu müssen.
»Kann ja vielleicht nicht schaden, noch mal darüber nachzudenken«, sagte sie deshalb.
***
Melanie verbrachte den Mittwoch verbarrikadiert in ihrem Büro, wo sie mit der Raserei einer akademischen Psychopathin Abschlussarbeiten korrigierte. Zwei Englischtests und zwei Wiederholungen zum Thema Einführung in den Journalismus in weniger als sechs Stunden, und danach noch mal zwei Stunden, um die Gesamtnoten zu bestimmen.
Die Gewissheit, von Dennis hintergangen worden zu sein, wuchs mit jeder Stunde. Normalerweise war es zu einem Teil seiner Endsemester-Masche geworden, für alle Professoren ansprechbar zu sein. Er wollte wissen, wie die Dinge liefen, ob es Probleme mit irgendwelchen Studenten oder eventuelle Streitigkeiten über die Benotung gab, um gegen aufgebrachte Eltern gewappnet zu sein. Doch heute war er nur ein Phantom und seine geschlossene Bürotür sprach Bände über die aktuelle Sachlage.
Riley hatte währenddessen unauffällig in Umlauf gebracht, dass man Melanie die Dissektion eines Epos entrissen hatte, was in einem Strom aus mitfühlenden Gesichtern in ihrem Büro resultierte. Viele Kollegen gaben ihr Zuspruch, was ihr das Gefühl vermittelte, gemocht und respektiert zu werden, auch wenn es an der Sache natürlich nichts änderte. Sie hatte das wichtigste Kapitel ihrer bisherigen Karriere verloren und ihr Boss hielt es offenbar nicht einmal für nötig, sie darüber zu informieren.
Als die letzte Note vergeben war, konnte sie keine weitere Sekunde mehr in diesem Büro verbringen. Um halb fünf galt Dennis immer noch als vermisst. Soweit es ihn betraf, musste er doch denken, dass Melanie immer noch annahm, den Kurs leiten zu dürfen. Es sei denn, er hatte damit gerechnet, dass Riley den Stundenplan gesehen und die Neuigkeiten ausposaunt hatte.
Doch, das klingt tatsächlich ganz nach ihm.
Sie huschte aus dem Gebäude und fuhr nach Hause. Lacey lag zusammengerollt auf der Couch und sah aus, als hätte sie sich seit dem Morgen, als sie das Haus verlassen hatte, nicht mehr bewegt. Sie maunzte ein paarmal, als Melanie ihre Kleidung auszog und sie in den Waschraum warf. Dann sprang die Katze von der Couch und folgte ihr den Flur entlang bis zum Badezimmer, nur um sofort wieder zurückzuflitzen, als sie hörte, wie Melanie die Dusche anstellte. Das kleine Tier war anscheinend immer noch angeschlagen von jenem Tag, als es sich im Schlamm gewälzt hatte und das Fell danach so verfilzt gewesen war, dass es ein Bad gebraucht hatte.
Als sie aus der Dusche kam, fand sie eine Textnachricht von Riley vor. Dennis ist gerade auf dem Campus aufgetaucht. Ich habe gesehen, wie er auf dem Parkplatz eingebogen ist, als ich wegfuhr. Schnapp ihn dir! Zeig‘s ihm! :P
Sie sprang sofort in ein Paar kakifarbene Shorts und streifte ein ärmelloses Shirt über. Ihr blieb nicht viel Zeit, also drehte sie ihre noch feuchten Haare kurzerhand zusammen und setzte eine dunkelblaue Red-Sox-Kappe auf.
Es war beinahe sechs Uhr, als sie den Campus erreichte, und die meisten Lehrer hatten das Gelände bereits verlassen. Der kleine Parkplatz hinter dem Gebäude für Englische Sprache war wie leer gefegt, als sie neben Dennis Wagen parkte. Ihre Wagentür fügte seinem silbernen Lexus womöglich eine kleine Delle zu, aber sie nahm sich nicht die Zeit, nachzusehen.
Er kämmte sich gerade seinen Schnurrbart vor einem kleinen Tisch-Spiegel, als Melanie in sein Büro trat. Sein erschrockener Gesichtsausdruck, gepaart mit dem deutlich sichtbaren Zucken, das durch seinen Körper fuhr, zeugte von absoluter Überraschung.
»Was kann ich für dich tun, Melanie?«, fragte er mit zittriger Stimme.
»Das weißt du ganz genau«, antwortete sie. Solche Dinge waren ihr noch nie leicht gefallen, daher fühlte sie sich unwohl in ihrem Körper und ihre Worte klangen irgendwie zäh und fremdartig. Beiß die Zähne zusammen und mach einfach weiter!
Er seufzte und zog seine Anzugjacke über seinem Bierbauch zurecht. »Das war beileibe keine leichte Entscheidung, Melanie.«
»Dann kläre mich doch bitte jetzt auf«, antwortete sie. »Du warst derjenige, der mich ermutigt hat, den Kurs überhaupt auf die Beine zu stellen. Ich habe zwei Jahre damit verbracht, meine Kenntnisse auf diesem Gebiet zu perfektionieren. Ich habe mich in die Arbeiten Homers, Virgils und Hesiods vertieft. Ich habe recherchiert und darüber geschrieben. Niemand an dieser Schule kennt sich damit besser aus als ich.«
»Weißt du, mit welchem Kurs du während deiner Karriere den größten Erfolg hattest?«
Mit allen