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In allen spannenden Geschichten, erlebt jeder Hund sein eigenes, packendes Abenteuer. Ob mit oder ohne Happyend – auf jeden Fall mit leidenschaftlicher Erfindungsgabe, bemerkenswerter Courage und allerhand Pfiffigkeit!
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Seitenzahl: 116
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In allen spannenden Geschichten, erlebt jeder Hund seineigenes, packendes Abenteuer.
Ob mit oder ohne Happyend – auf jeden Fall mit leidenschaftlicherErfindungsgabe, bemerkenswerter Courageund allerhand Pfiffigkeit!
Der Hospizhund
Unerwünschte Gäste
Die Fährtenprüfung
Urlaub auf dem Bauernhof
Der Streuner
Ein traumhaftes Abenteuer in der Zoohandlung
Endlich hat Erich seine stressreichen Arbeitstage hinter sich gebracht. Er ist froh darüber, mal wieder richtig ausspannen zu können und freut sich deshalb auch riesig auf das bevorstehende Osterfest.
„Weißt du Schatz, letztendlich war es für mich gut, dass der Chef einen mächtigen Druck gemacht hat! Wer weiß, wann wir sonst mit der Konzeption des Projektes fertig geworden wären. Womöglich hätte ich mir am Schluss, die Arbeit noch über die Feiertage mit nach Hause nehmen müssen.“
Über ihrer Lesebrille hinweg, sieht Tamara ihren Mann prüfend an.
„Wie ich dich kenne mein Guter, wäre es bei dir durchaus möglich, dass du dir nicht nur Arbeit mit nach Hause nimmst, sondern obendrein auch noch in die Firma gondelst.“
Erich zuckt verständnislos mit den Schultern.
„Tja mein Schatz, warum wohl kassiere ich in meiner Abteilung die meisten Prämien?!“
„Sei nur still, du treibst gewaltiges Schindluder mit deiner Gesundheit!“
„Ach was, jetzt übertreibst du wieder!“
Tamaras Blick wandert zu Erichs Bauch und bleibt dort amüsierend liegen.
„Du wirst mir doch allen Ernstes nicht erzählen wollen, dass diese Rundung unter deinem Bademantel eine Übertreibung ist?“
Tamara faltet mit Nachdruck ihre Zeitung zusammen und legt sie zur Seite.
„Jetzt mal ehrlich Erich, warum haben wir uns denn dieses wunderschöne Haus hier in Achldorf gekauft?“
„Wegen unserem Hund?“
„Hör doch auf mit der Alberei, Paul ist sicher nicht der Grund!“
„Ich kann doch auch nichts dafür, wenn ich in der Arbeit so dick drin hänge.“
„Das kann ja sein, aber der wichtigste Punkt bei dir wäre, den Job von deiner Freizeit zu trennen! Versuche es mal, deinen Arbeitstag immer auf die gleiche Weise ausklingen zu lassen und im Anschluss kommt dann komplett was anderes.“
Wie, was anderes?“
„Ja ganz einfach halt, du joggst oder machst was am Haus oder im Garten. Es wäre doch auch toll, wenn wir beide es schaffen würden, wenigstens einmal in der Woche etwas gemeinsam zu unternehmen.“
Langsam wird Erich grantig. Nun hat er sich extra an diesem Gründonnerstag frei genommen, um mit einem gemütlichen Frühstück und einem ruhigen Tag, in die kommenden Feiertage zu starten und dann fällt seiner Frau nichts Besseres ein, als rum zu nörgeln!
Aber wart nur ab meine Liebe, denkt sich Erich, gleich habe ich dich am Wickel!
„Und von welchem Geld mein Schatz, sollen wir die vielen Schulden für unser Haus bezahlen? Vielleicht von deiner brotlosen Hospizarbeit?“
In seinem weiteren Verhalten ganz locker, als ob nichts wäre – der liebe Erich weiß natürlich, das das Wort brotlos, seine Frau auf die Palme bringt – wirft er Hund Paul ein Stück Butterbrot vom Frühstückstisch zu.
Mit grimmigem Blick fixiert Tamara ihren Mann. Sie holt bewusst langsam tief Luft, hält sie an und zählt dabei bis drei.
Nein, stopp! Sie lässt sich heute von ihrem Göttergatten nicht anstacheln. Soll er doch dem Hund Leckereien zuwerfen, so viel er meint.
„Weißt du Erich, Paul und du passt optisch so gut zu einander, da kannst du gleich nach dem Frühstück mit ihm die Morgenrunde übernehmen.“
„Paul, hast du das gehört? Frauchen meint wohl unseren muskulösen Brustkorb.“
„Bei Paul sind unter leichtem Druck, keine Rippen mehr tastbar und bei dir ehrlich gesagt auch nicht!“
„Mein Schatz, ich sage dir mal was! Erst kürzlich habe ich in einer Hundezeitschrift gelesen, dass es durch Krankheiten des Stoffwechsels, wie Schilddrüsenunterfunktion oder Nebennierenrindenüberfunktion, bei Hunden zur Fettleibigkeit kommen kann. Hast du ihn beim Tierarzt auch wirklich richtig durchchecken lassen?“
Tamara kann das Lachen nicht mehr zurückhalten.
„Mein Gott Erich, du bist doch um keine Ausrede verlegen! Komm, ziehe dich an und dann gehe mit Paul raus.“
Paul mag derlei schnittige Gespräche überhaupt nicht und am Frühstückstisch schon gleich gar nicht!
Für ihn ist grundsätzlich, bei allen Mahlzeiten seiner Familie, höchste Konzentration geboten, solch ein Gezanke lenkt ihn nur ab.
Seine Nasenarbeit läuft am Essenstisch – Paul sitzt natürlich nicht dabei, er liegt nur unterm Tisch – auf Hochtouren und seiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Den weißen Presssack von der roten Zungenwurst oder das Schwarzgeräucherte vom einfachen Vorderschinken, all diese Gaumenfreuden, von den Gerüchen her zu unterscheiden, ist für Paul kein Problem.
„Zum Glück sind diese Hochgenüsse auf Herrchens Barometer ziemlich weit oben platziert und Gott sei Dank, unterstützt er nicht Frauchens überspitzten Schlankheitswahn!“
„… hörst du nicht Paul, raus unterm Tisch!“
Tamara zieht die Stühle beiseite und schaut neugierig auf den Hund.
„Hm, was hast du denn da Paul?“
„Ach nichts, das ist nur… “
„Ich glaub es nicht! Erich, was soll denn das?! Du kannst Paul doch nicht die Speckschwarte vom Geräucherten geben, die bleibt ihm doch im Magen liegen!“
Erich hat bereits die Küche verlassen. Vom Flur hört Tamara nur noch ein beiläufiges „Ach, die muss mir runtergefallen sein.“
„Meine Güte, wie soll das nur über die Feiertage werden? Fisch, Lamm und dann noch die ganzen Kuchen – Paul, das gibt mit Sicherheit einige Ehrenrunden!“
„Möglicherweise, vielleicht aber auch nicht?!“
Tamara stutzt.
„Was meinst du damit?“
„Angenommen Schwester Ingrid von der Seniorenresidenz ruft an. Dann bleibt sowieso keine Zeit mehr für ein ausgedehntes Fitnessprogramm.“
Tamara lächelt und streichelt Paul über seinen breiten Kopf.
„Ja, das kann ich mir denken, dass dir das gerade recht käme! Komisch ist es schon, normalerweise bewegt sich ein Labrador ziemlich gerne. Aber bei dir scheint der Bewegungsdrang nicht sehr ausgeprägt zu sein.“
„Dafür aber die Nase - unglaublich!“
Als ob er seinen Worten auch noch Nachdruck verleihen will, fährt sich Paul mit der Zunge schlappernd über seine nasse Schnauze.
Tamara nickt ihrem Hund anerkennend zu.
„Ja ich weiß, das du einen super Riecher hast - Trefferquote einhundert Prozent! Und ich muss schon sagen, ich könnte keinen besseren Partner für meine Hospizarbeit finden, als wie dich!“
Paul ist glücklich, soviel Lob zu hören. Sein Schwanz bewegt sich wie ein Propeller!
Er vergöttert sein Frauchen nämlich über alles. Das Verlangen, bei seinen Leuten gut anzukommen, sticht bei ihm dergleichen hervor, wie seine vorzügliche Nasenarbeit.
Erich, der sich mittlerweile in seine Sportklamotten gezwängt hat, betritt mit ein paar Dehnschritten die Küche. „Na Paul, auf geht`s! Bewegen wir uns ein bisschen, dass kann bestimmt nicht schaden!“
„Wenn wir zurückkommen, was meinst du, wie wäre es dann mit einem zweiten Frühstück?“
„Höre bloß auf Paul, du bringst uns noch mit deiner ewigen Fresserei, bei Frauchen in Teufels Küche!“
„Erich, was hast du gesagt?“, will Tamara wissen.
„Ach, überhaupt nicht wichtig, mein Schatz! Also dann, bis später.“
Auch Tamara hat sich heute extra frei genommen, um in Ruhe ein paar Dinge für das Osterfest vorzubereiten.
Aber wenn sie es sich recht überlegt, ist doch noch genug Zeit, sich ein zweites Mal aufs Ohr zu hauen, zumindest bis Erich vom Laufen zurückkommt - und wie sie ihren Mann kennt, wird dies eine Weile dauern.
Und tatsächlich, so ist es auch!
Bis Erich zurückkommt, vergehen fast geschlagenen drei Stunden.
„Hallo Schatz, ich bin wieder da!“
Nichts, kein Laut zu hören.
In dem Moment, als er gerade ein zweites Mal nach Tamara rufen will, schrillt das Telefon und Erich hebt ab.
„Ach, sie sind`s Schwester Ingrid.“
„… was, sie haben schon zehn mal angerufen?“
„… ach, das gibt`s doch nicht!“
„… meine Frau wollen sie sprechen – ehrlich gesagt, im Augenblich weiß ich`s auch nicht wo sie ist?“
„… auf keinen Fall! Paul kann doch nicht alleine zu ihnen in die Seniorenresidenz kommen!“
Als Paul seinen Namen hört, horcht er auf.
„… sie haben Recht Schwester Ingrid, auf Pauls Spürsinn kann man sich schon verlassen – ich kenne seine Trefferquote!“
Also Einsatz! Super, denkt sich der Hund, für die nächste Zeit keine Ehrenrunden!
Nachdem sich Erich von Schwester Ingrid verabschiedet hat, macht Paul sich auf, nach seinem Frauchen zu suchen. Unruhig tippelt er auf und ab.
„Ich glaube, sie ist oben im Schlafzimmer Herrchen. Gib mal Acht, hörst du auch das Summen?“
Erich schüttelt den Kopf.
„Was den für Summen Paul?“
„Ja spannst du das den nicht – Wespenalarm!!“
Als ob der Hund bereits fünf von den Dingern in seinem Allerwertesten hätte, jagt er wie angestochen die Treppen in das obere Stockwerk hinauf, fegt den kleinen Teppich mit Schwung an die Wand und hetzt dann zum Schlafzimmer seiner Leute.
Die Tür vom Zimmer ist angelehnt, darum kann er die kleinen Biester nur hören, aber nicht sehen. Er muss sein Frauchen unbedingt vor diesen Plagegeistern schützen, denn zu was für Missetaten die fähig sind, hat er letzten Sommer im Garten höchstpersönlich erlebt!
Es war damals Ende August, als ein starker Gewitterrgegen, die superreifen Zwetschgen von Herrchens Lieblingsbaum im Garten, zum platzen brachte.
Als der Schauer vorüber war, kam nicht nur allein die Sonne zum Vorschein, sondern mit ihr auch ein riesen Schwarm Wespen. Im Nu belagerten sie den Baum von allen Seiten und schmatzten sich herzhaft durch das Steinobst.
Paul, der bis dahin noch keinerlei Bekanntschaft mit aggressiven Wespen gemacht hat, dachte sich nicht das Geringste dabei, als er sich seinen schrumpeligen, alten Lederfussball zum Spielen unter dem Obstbaum hervorhoplen wollte.
Kaum hatte er den Ball mit seiner kräftigen Schnauze aufgenommen, da stürzten sich die Bestien auch schon auf ihn.
Mit ihren kämpferischen Flugmanövern und den ausgefahrenen Stacheln, jagten sie Paul von einem bis zum anderen Ende des Gartens. Die Wespen stachen ihn, wo es nur gerade ging. Ob Schnauze oder Ohren, sie kannten keine Gnade – der Schreck bringt ihn heute noch aus der Fassung!
„Vielleicht glaubten die Viecher damals, ich wollte ihnen ihre zuckersüßen Zwetschgen wegfressen – das ich nicht lache, ich und ein Vegetarier! Ein Fleischfresser bin ich und sonst nichts anderes!“
Vorsichtig stupst er mit seiner Schnauze an die Zimmertüre, die sich daraufhin einen Spalt öffnet.
Langsam streckt Paul seinen Kopf ins Zimmer und hält nach der Gefahrenquelle Ausschau – nichts zu sehen!
Kritisch betrachte der Hund von weitem sein Frauchen, aber auch sie döst seelenruhig vor sich hin.
„Komisch, von irgendwo her muss das Gesumme doch kommen?“
Mittlerweile hat sich Paul bis ans Bett herangeschlichen und dann sieht er es endlich, woher der surrende Laut kommt, nämlich von der gläsernen Nachtischlampe!
Eine fette Fleischfliege hat sich im Glasbehälter verfangen und kommt durch ihr hektisches Umherschwirren nicht mehr heraus.
Pauls Haut ist wie elektrisiert und es schüttelt ihn am ganzen Körper.
„Egal ob Wespe oder Fliege, dieses Summen jagt mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, dieses Krabbeltier muss einfach weg!“
Schlau ist Paulchen ja! Er weiß ganz genau, drückt er jetzt auf den Einschaltknopf der Lampe, dann verschmort der kleine Nervtöter im Glas – und es wäre wieder heilige Ruhe!
Um Tamara bloß nicht zu wecken, denn bestimmt hätte sie mit ihrem herzlichen Wesen, wenig Verständnis für seine beabsichtigte Tat, robbt Paul mit verhaltenem Atem an die Nachttischlampe heran, baut sich vor dem kleinen Schränkchen auf und stiert mit unbarmherzigen Blick in das Glasinnere der Lampe.
Behutsam, aber den Einschaltknopf und die Fleischfliege sicher im Auge, bewegt Paul seine rechte Pfote zielstrebig auf den Schalter zu.
Unmittelbar vor der finalen Abwärtsbewegung, Paul ist kurz davor, schießt Tamaras Hand unter der Bettdecke hervor, packt Pauls Pfote und hält sie fest.
„Nein mein Freundchen, das machst du nicht!“
Auf frischer Tat ertappt, schaut Paul erschrocken ins Gesicht seines Frauchens.
„Aber ich wollte doch nur… “
Tamara fällt dem Hund schroff ins Wort.
„Keinesfalls Paul! Ich dulde es nicht, wenn du anderen Tieren etwas zu Leide tust - das gilt auch für eine Fleischfliege!“
„Aber…“
„Paul, da gibt es kein aber! Wenn du mit mir zusammen Hospizarbeit betreibst, dann bist du immer sehr sanftmütig und einfühlsam und zu Hause würdest du dann den Schweinehund rauskehren – nein, das dulde ich überhaupt nicht!“
Beleidigt und unverstanden, prescht Paul aus dem Zimmer und rennt Erich dabei fast über den Haufen.
„Ja meine Güte, was ist den mit dem Hund los?“
Tamara steht vom Bett auf und geht zu ihrem Mann. Dabei schlingt sie ihre Arme um seine Taille.
„Na mein Lieber, hat das Laufen gut getan?“
„Mir schon, aber unserem Hund scheinbar nicht! Was hat er denn?“
„Weißt du Erich, ich glaube der Vorfall mit den Wespen letzten Sommer im Garten, hat Paul nicht gut verkraftet.“
„Und was schlägst du vor mein Schatz, was könnte man dagegen tun?“ „Ich weiß auch nicht, vielleicht ein paar Einzelstunden beim Hundetrainer?“
Erich kratzt sich am Kopf.
„Möglich, aber jetzt was anderes. Schwester Ingrid von der Seniorenresidenz, hat mehrmals versucht dich zu erreichen.“
„Und was wollte sie, hat sie was gesagt?“
„Nur, das sie dich unbedingt sprechen will und das ich Paul auch alleine vorbeibringen könnte, wenn du verhindert wärst. Diesem älteren Herrn, Opa Wilhelm, geht es nicht gut und Schwester Ingrid würde genau wissen wollen, wie es um ihn steht. Du weißt schon, betritt der Hund noch das Zimmer oder bleibt er bereits an der Schwelle liegen.“
„Oh mein Gott – so schlecht ist es schon um den Opa bestellt?“
„Na ja, scheinbar!“
„Du Erich, wenn es dir nichts ausmacht, ich muss unbedingt vor dir ins Bad. Danach fahre ich mit Paul sofort ins Altenheim.“
„Kein Problem mein Schatz, mach nur. Ich habe heute frei, mich hetzt keiner!“
Unterdessen sich Tamara nach dem Frühstück nochmals ins Bett legte und Erich mit Paul seine Runde drehte, lief in der Seniorenresidenz das morgendliche Routineprogramm auf Hochtouren.
Schwester Ingrid, die aus Krankheitsgründen kurzfristig die Frühschicht einer Kollegin übernommen hat, hätte anstelle von zwei Händen und zwei Beinen, am liebsten wieder mal jeweils vier davon.
Wundern müsste sich die Heimleitung eigentlich nicht, wenn es dann und wann seitens der Bewohner oder der Angehörigen Beschwerden gibt, denn der Personalschlüssel ist von Haus aus bescheiden und wenn dann auch noch Krankheitsausfälle hinzukommen – flugs ist es so weit, dann dreht Schwester Ingrid häufig am Rad!!