Hurenmord - Die Rose von Whitechapel - Tabea Koenig - E-Book
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Hurenmord - Die Rose von Whitechapel E-Book

Tabea Koenig

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Beschreibung

Ein historischer Roman im viktorianischen England um Liebe, Verrat und Sehnsucht und den berühmtesten Serienmörder Großbritanniens »Jack the Ripper« Whitechapel, 1888: Die junge Witwe Christine Gillard macht eine schwierige Zeit durch. Einst eine ehrlose Hure aus Glasgow, leitet sie heute in Whitechapel ein Frauenhaus. Der Körper ihres verstorbenen Gatten ist kaum erkaltet, da beginnen in ihrer Einrichtung die grausamsten Morde der Londoner Geschichte. Zusammen mit ihren Freunden Liam und Emily unterstützt Christine die Polizei bei den Ermittlungen. Dabei kommt sie nicht nur dem attraktiven Inspektor John Pike näher, sondern auch in das Visier von »Jack the Ripper«... »Hurenmord – Die Rose von Whitechapel« ist der zweite Teil einer Romanserie aus dem viktorianischen England. Der erste und dritte Band sind ebenfalls bei Piper Schicksalsvoll erschienen. »Hurenmord« ist auch ohne Kenntnis von Teil 1 lesbar.

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Inhalt

Cover & Impressum

Prolog

Teil 1

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

Teil 2

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

Teil 3

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

Epilog

Nachwort

5. Kapitel

London, Juli 1888

Die Beziehung zu Adrian wurde erneut auf die Probe gestellt, als Christine in Henrys Büro in der City of London stand und den Schreibtisch ihres Mannes räumte.

Adrian, der wie vereinbart die Geschäfte seines Vaters übernehmen würde, hatte keine zehn Minuten in dieser Unordnung verbracht, dann war es ihm auch schon zu viel geworden. Er sagte, er würde wiederkommen, wenn sie all jene Dinge eingepackt habe, die nicht entsorgt werden sollten.

Natürlich hätte Christine einen Dienstboten damit beauftragen können, aber das brachte sie nicht übers Herz. Zu viel Persönliches steckte hinter jedem Gegenstand. Henrys Habseligkeiten auszusortieren bedeutete, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen und sie zu würdigen. Danach brauchte sie nicht mehr in dieses Büro zurückzukehren und konnte von der herzlosen Verwandtschaft endlich etwas Abstand nehmen.

Mit seinen fünfeinhalb Fuß war Henry kaum größer als sie gewesen. »Das kleine Paar, welches Großes bewirkte«, hieß es immer, auch wenn er seine geringe Körpergröße stets mit einem Zylinder kompensierte. Sein goldblondes Haar, das selbst mit siebzig Jahren weder an Glanz noch Farbe nachgelassen hatte, war sein Hauptmerkmal gewesen. Dazu wache, wohlgesinnte braune Augen, die direkt in ihr Herz blicken konnten. Das alles war jetzt vorbei. Nun stand Christine da, schon wieder den Tränen nahe, und wusste nicht, wo sie beginnen sollte.

Ein junger Mann streckte seinen Kopf durch die offene Tür, wobei ihm das dunkle Haar in die Stirn fiel. Er trug einen olivgrünen Tweed Anzug mit brauner Verstärkung an den Ellenbogen und sah sie hilfsbereit an. Christine erkannte ihn sofort. Es war Jacob Nevis, dem stets ein charmantes Lächeln im Gesicht stand. Als Henrys Sekretär sah sie ihn bei ihren Besuchen entweder geschäftig mit Klemmbrett und Agenda durch die Gänge eilen oder konzentriert hinter seiner Schreibmaschine sitzen. Doch ganz gleich, wann sie sich sahen, nahm er sich sofort Zeit, um ihr Mantel, Handschuhe und Hut abzunehmen und ihr einen Kaffee oder Tee anzubieten. Henry war stets zufrieden mit ihm gewesen. Er ließ einmal die Bemerkung fallen, in seinen Unterlagen noch nie einen Fehler gefunden zu haben.

»Brauchen Sie Hilfe, Madame?«

Christine nickte dankbar. »Das wäre nett.«

Zusammen begannen sie mit dem Aussortieren. Sie musste ihm nicht groß Anweisungen geben, er schien genau zu wissen, wo er sich als nützlich erwies und wo er störte.

Nevis stellte eine Kiste bereit, in die sie alles packten, was Christine mitnehmen würde. Das waren unter anderem Henrys goldene Schreibfedern, die Ersatzbrille, seine Uhr, den Briefbeschwerer aus Kristallglas sowie eine Miniaturstatue des Herkules Farnese. Sie gingen alle Papiere durch, entsorgten, sortierten und legten sie für Adrian auf einen Stapel. Eine langwierige Arbeit, bei der man gar nicht bemerkte, wie schnell die Zeit verging. Dabei ließ sich Christine von Nevis’ Geplapper berieseln. Nur Belangloses, aber es war genau das, was sie jetzt brauchte. Die Gespräche bewiesen ihr, dass es auch noch anderes auf dieser Welt gab als Henrys Tod.

»Was geschieht eigentlich mit Ihnen?«, fragte sie ihren Helfer, als sie begriff, dass sie das Büro nach diesem Nachmittag nie mehr betreten würde. Auch ihre Wege würden sich trennen, und obwohl ihre Begegnungen immer nur flüchtiger Natur waren, überkam sie ein beklemmendes Gefühl. »Ist Ihre Anstellung durch den … Tod meines Mannes gefährdet?«

Er machte ein Gesicht wie jemand, der etwas herunterspielen wollte. »Ach, Madame Gillard, damit müssen Sie sich nicht befassen. Sie haben doch schon genug zu tun.«

Da schau einer an, dachte sie. Wie konnte sie nur so blind sein? Henrys Tod zog weit mehr Verluste mit sich, als sie zunächst geglaubt hatte. Nur weil Nevis sich nicht darüber beschwerte – was sehr für seinen Anstand sprach – bedeutete das nicht, dass er ohne Sorge lebte.

»Adrian hat Sie doch nicht etwa entlassen?«, fragte sie misstrauisch.

Er neigte nur den Kopf und zog die Mundwinkel an. »Das ist noch ungewiss. Es ist nun einmal so, dass die Arbeit im Büro zunehmend von kostengünstigeren Frauen ausgeübt wird. Und der jüngere Monsieur Gillard verfügt bereits über zwei Sekretärinnen.«

Sein Pragmatismus erstaunte sie. »Wie alt sind Sie?«

»Fünfundzwanzig, Madame.«

Nur fünf Jahre jünger als ich, bemerkte Christine. Dennoch empfand sie es als wichtig, ihm einen Rat zu erteilen. »Sie sind ein tapferer und fleißiger junger Mann, Mr. Nevis. Ich bin mir sicher, selbst wenn Adrian Sie entließe, was ich aber nicht glaube, werden Sie mit Ihrem Können gewiss eine neue Anstellung finden.«

Auf seiner Stirn war kaum eine Regung zu erkennen. Ihre Worte schienen ihn nicht zu beeindrucken. Glaubte er ihr nicht? Hielt sie seine Worte für eine bloße Abfertigung?

»Es ist nur so, Madame, dass ich von Monsieur Gillard kein Arbeitszeugnis erhielt. Und nun, da er verstorben ist …«

»Du lieber Himmel! Wie konnte er das vergessen?«

»Die Krankheit ist letzten Endes wohl doch zu schnell fortgeschritten, um noch an solche Belanglosigkeiten zu denken«, antwortete er ohne Vorwurf in der Stimme.

»Dann werde ich mich darum kümmern und Ihnen eines als Stellvertretung meines Mannes ausstellen. Bleiben Sie also bitte zuversichtlich, Mr. Nevis. Es soll für Sie gesorgt sein.«

Endlich lächelte er, was auch Christine froh machte. Es spendete ihr Kraft, an diesem traurigen Tag etwas Gutes bewirkt zu haben. Sie hatte einem Mann einen Arbeitsplatz sichergestellt. Das Wort der Gillards war eines, das in der Geschäftswelt etwas zählte.

»Ich danke Ihnen, Madame Gillard. Sie sind sehr freundlich.«

Christine blickte auf ihre goldene Taschenuhr. Bei ihrem Anblick musste sie lächeln. Mit dieser Uhr hatte die ganze Geschichte begonnen.

Sie besaß sie seit vielen Jahren, es war ein teures Andenken ihrer Eltern, das man zu viel Geld hätte machen können. Aber Christine behielt sie nicht ihrer Eltern wegen. Sie war für sie ein Symbol der Rebellion, denn sie hatte sie ihrem Vater damals gestohlen, als sie mit einem damaligen Liebhaber durchbrannte.

In London war Christine jedoch so mittellos gewesen, dass sie sich trotzdem von ihr trennen musste. So versetzte sie die Uhr bei einem Pfandleiher. Dieser verhandelte mit ihr den Preis oder besser gesagt: Sie stritten darum, und zwar so lebhaft, dass Christine gar nicht bemerkte, wie hinter ihr ein älterer Gentleman das Geschäft betrat und sie fasziniert beim Feilschen musterte.

»Warum möchten Sie die Uhr versetzen, wenn Sie Ihnen so viel bedeutet?«, hatte er sich eingeschaltet. Eine überflüssige Frage, wieso sollte man wohl zu einem Pfandleiher gehen? Er hatte bestimmt keine Geldsorgen, dieser geschniegelte, feine Herr. Gewiss war er einer von denen, die sich am Unglück anderer labten und versuchten, ein Schnäppchen zu ergattern bei all den kostbaren Schmuckstücken und Familienerbstücken, die in der Lade vergebens auf die Rückkehr ihrer Besitzer hofften.

»Ich wüsste nicht, was Sie das anginge«, erwiderte Christine schnippisch, womit das erste Gespräch mit ihrem zukünftigen Ehemann eröffnet war.

Henry hatte sie daraufhin in Ruhe gelassen und ihr wortlos bei der Abwicklung des Geschäfts zugesehen. Beim Verlassen des Pfandhauses grüßte er sie noch einmal freundlich, was sie, der Borniertheit ihrer Jugend geschuldet, einfach ignorierte.

Mit dem Geld konnte sich Christine über Wasser halten und eine Arbeit als Journalistin bei Vanity Fair, einem bekannten Gesellschaftsblatt, finden. Sie hatte schließlich eine gute Erziehung und Bildung genossen und konnte nicht nur anständig schreiben, sondern kannte sich mit den gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Konventionen bestens aus. So durfte sie an der Seite des berühmten Karikaturisten Leslie Ward, besser bekannt als »Spy«, bald an den gesellschaftlichen Anlässen teilnehmen und einflussreiche Leute kennenlernen.