Hypnolingusitik - Gerhard Schütz - E-Book

Hypnolingusitik E-Book

Gerhard Schütz

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Beschreibung

Die Hypnose als psychotherapeutisches Instrument hat ihren okkulten Ruf längst hinter sich gelassen. Ob zum Stressabbau, zur Vorbereitung auf Prüfungen oder zur Entscheidungsfindung – hypnotische Techniken erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch gerade für Anfänger in der Hypnotherapie ist es oftmals schwierig, Berührungsängste zu überwinden und einen gelungenen (sprachlichen) Einstieg in die Praxis zu finden. Gerhard Schütz und Horst Freigang bieten mit ihrem Buch fundierte Hilfe. Neben Hintergründen und Anwendungsmöglichkeiten der Hypnose legen sie den Schwerpunkt auf die didaktischen Elemente: - Wie erstelle ich einen hypnotischen Text? - In welcher Tonlage spreche ich meinen Klienten in die Hypnose? - Wie gehe ich mit schwer hypnotisierbaren Klienten um? Solche und ähnliche Fragen werden klar und prägnant sowie anhand vieler Beispiele erläutert.

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Seitenzahl: 184

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Gerhard Schütz & Horst FreigangHypnolinguistik Die Sprache der Hypnose verstehen und anwenden

Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2013

Coverfoto: © arsdigital – fotolia.com

Covergestaltung / Reihenentwurf: Christian Tschepp

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2013

Satz & Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe 978-3-87387-945-4 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-946-1

Vorwort

Eines der größten Hindernisse beim Erlernen der hypnotischen Behandlung ist die Anwendung der Sprache. Immer wieder erfahren wir von den Teilnehmern aus unseren Kursen, wie schwierig es gerade für Anfänger ist, die richtigen Worte und die richtige hypnotische Tonalität zu finden. In diesem Buch können Sie sich einen umfassenden Überblick über den Aufbau und die Struktur hypnotischer Sprachbildung machen.

Wie ist dieses Buch aufgebaut?

Gedacht ist dieses Buch als Hilfestellung bei der Ausbildung zur ärztlichen oder therapeutischen Hypnose. Ziel ist, dass Sie als Hypnosetherapeut auf schnelle und unkomplizierte Art und Weise lernen, einfache hypnotische Texte zu entwerfen und diese auch praxisadäquat sprechen zu können. Damit Erfolgserlebnisse nicht lange auf sich warten lassen, sind die einzelnen Kapitel so prägnant wie möglich gestaltet.

Arbeiten Sie am besten das Buch Kapitel für Kapitel durch. Sie werden dann schnell feststellen, dass es Übungsteile gibt, die Ihnen besonders entgegenkommen, während andere Übungsteile weniger praktische Relevanz für Sie besitzen. So entwickeln Sie schnell ein Gefühl dafür, wo Ihre persönlichen Stärken sind, und können diese dann weiter kultivieren. Lassen Sie sich beim Durchlesen Zeit und wiederholen Sie die Übungen, die Ihnen besonders wichtig erscheinen.

Wir wünschen Ihnen viel Freude und auch den notwendigen Mut, mit der „Sprache der Hypnose“ zu experimentieren und sie anzuwenden.

Berlin, Frühjahr 2013 

Dr. Gerhard Schütz Dr. Horst Freigang

TEIL I – GRUNDSTUFE

1. Wie wirkt ein Hypnosetext?

Die folgenden Ausführungen befassen sich mit dem Erstellen unterschiedlich schwieriger Hypnosetexte. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem normalen Text und einem Hypnosetext?

Ein Hypnosetext ist bildhaft und assoziativ. Er lädt den Hörer dazu ein, zu träumen und seine Alltagsgedanken loszulassen. Bei diesem Vorgang werden Veränderungsenergien freigesetzt, die dem Hörer helfen können, seine Probleme zu vermindern oder auch zu lösen.

Die Sprache des Hypnotherapeuten klingt akzentuiert und die Sprechgeschwindigkeit ist, im Gegensatz zur Alltagssprache, meist ein wenig langsamer.

1.1 Einfacher Aufbau eines hypnotischen Textes

Der einfache Aufbau eines hypnotischen Textes umfasst drei Elemente:

die Entspannung,

das Thema und

die Reorientierung.

Entspannung

Der Hörer sollte, bevor er mit einem therapeutischen Thema in Berührung kommt, in eine angenehme körperliche und geistige Entspannung geführt werden. In solch einem Zustand ist er aufnahmebereit und eher unkritisch. Das klingt banal und einfach, verlangt jedoch vom Hypnosetherapeuten, dass er es schafft, das Vertrauen seines Gegenübers zu gewinnen. Damit Vertrauen entstehen kann, ist es wichtig, zuhören zu können, Geduld zu haben, Einfühlungsvermögen zu zeigen und den Menschen da abzuholen, wo er sich befindet.

Beispiel für eine einfache Entspannungsformulierung

„Bitte schließen Sie Ihre Augen und machen Sie es sich auf dem Stuhl oder Ihrer Unterlage so bequem wie möglich ... Richten Sie einfach Ihre Aufmerksamkeit auf eine beginnende Entspannung, losgelöst von den Gedanken des Alltages und der Gegenwart ... Lassen Sie sich Zeit und beobachten Sie einfach, wie Ihr Körper und Ihre Gedanken sich mehr und mehr entspannen dürfen ...“

Wie Sie an diesem Beispiel sehen können, zeichnet sich eine Entspannungsformulierung dadurch aus, dass die Wahrnehmung des Hypnotisanden nach innen gerichtet wird, auf seinen Körper, seine Stimmungslage oder seine Gedanken. Sie können als Außenstehender leicht an der geglätteten Gesichtsmuskulatur erkennen, ob Ihr Klient bereits entspannt ist. Nicht jeder wird mit der gleichen Geschwindigkeit in eine Entspannung gleiten; wichtig ist, dass Sie nicht drängen und ein Gefühl der Eile suggerieren.

Besonders kritische Menschen oder Klienten, die sich schnell vereinnahmt fühlen, sind beispielsweise schwerer zu hypnotisieren und verlangen besondere Sensibilität. Lesen Sie in diesem Zusammenhang Abschnitt 2.2 („Permissive Formulierungen“) bzw. Kapitel 15 („Auflösen von Widerstand“). Hier wird genauer darauf eingegangen, wie Sie inneren Widerstand bei Hypnotisanden verhindern können.

Thema

Problemlage: Das aktuelle Anliegen, mit dem der Klient oder Patient den Therapeuten aufsucht.

Das angesprochene Thema des Hypnotisanden – so nennt man die Person, die in Trance geführt wird – umfasst im Allgemeinen die Problemlage, mit der man es zu tun hat. Das kann praktisch alles umfassen, worunter Menschen leiden oder was sie beschäftigt: Ängste, Zwänge, Schmerzen, Entscheidungsfindungen, Stress usw. In unserem Fall denken wir uns einen Menschen, der sich im Trubel seiner Umstände einfach nur ein wenig Ruhe wünscht. Das Thema dieses hypnotischen Sprachabschnittes umfasst also eine Sequenz, bei der es um Stimmungsbilder von Ruhe, Entspannung und Gelassenheit geht. Beispiele könnten sein:

Träumen auf einer grünen Wiese,

am Strand liegen und auf das Meer schauen,

in einem bequemen Sessel seine Lieblingsmusik hören,

sich auf einer Luftmatratze von sanften Wellen hin- und herschaukeln lassen ...

Zwei kleine Beispieltexte verdeutlichen das Vorgehen:

Der Hörer wird auf eine Insel der Ruhe geführt

„... Stellen Sie sich einmal vor, Sie besuchen eine Insel; diese Insel ist eine ganz besondere Insel, sie hat den Namen ‚Insel der Ruhe‘ ... Wie mag es sein, wenn Sie diese Insel behutsam und umsichtig betreten und das erleben, was von dieser Insel ausgeht? ... Ruhe und Gelassenheit ... wie die Gedanken des Alltages in den Hintergrund treten und ein Gefühl geistiger Freiheit und Leichtigkeit sich einstellt? ... Ja, fühlen Sie einmal diesen Dingen nach, einfach so ... Ruhe und Gelassenheit, die sich mehr und mehr in Ihnen ausbreiten dürfen ... zu fließen beginnen und Wohligkeit und Zentrierung fühlen lassen ... Bleiben Sie einfach dabei und überantworten Sie sich den sich öffnenden Räumen von Ruhe und Muße, die sich mehr und mehr fühlbar machen ...“

Der Hörer wird in eine Klangwelt beruhigender Musik begleitet

„... stell dir einmal vor, dass du einen Raum betrittst, in dem du sehr beruhigende Klänge oder beruhigende Musik hörst ... lass dir Zeit, diese beruhigenden Klänge oder diese beruhigende Musik einfach auf dich wirken zu lassen ... Wie mag es sich anfühlen, wenn diese Klänge ihre Wirkung in deinen Gedanken und Gefühlen entfalten? ... Wo wirst du dies zuerst spüren, dass Ruhe und Entspannung sich behutsam in dir ausbreiten? ... Ja, spüre einmal intensiv in dich hinein ... Ruhe und Entspannung, die es dir erlauben, dich einfach wohlig und mittig zu fühlen ... frei und schweben ... einfach geschehen lassen, was sich in Ruhe und Muße in dir entfaltet ... gut so ...“

Duzen und Siezen. Im Allgemeinen werden Sie Ihren Klienten siezen und auf diese Weise die nötige therapeutische Distanz wahren. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Beim Präsentieren eines hypnotischen Textes kann man dann, wenn der Hörer in Entspannung gleitet, aufs Duzen übergehen. Das wirkt tranceverstärkend. Beim Ausleiten geht man wieder zum „Sie“ über. Der Klient bekommt von diesem Wechsel kaum etwas mit.

Länge des Textes. Sie können den Mittelteil auch länger ausführen, je nachdem, wie Sie sich fühlen und welche Ideen Sie noch haben. Wenn sich Ihr Gegenüber wohlfühlt (Sie sehen das an der entspannten Muskulatur des Gesichtes oder auch an der ruhigen Atmung), dann machen Sie alles richtig.

Reorientierung

Reorientierung/Dehypnose: Begriffe, die die Phase der Ausleitung oder Beendigung des hypnotischen Zustandes beschreiben.

Trancetexte haben einen Anfang, ein Thema und ein Ende. Dieses Ende nennt man Reorientierung oder auch Dehypnose. Der Hörer bekommt in diesem Teil der Hypnose die Anweisung oder Aufforderung, wieder in die Gegenwart zurückzukommen. Hier wird im Allgemeinen ein wenig lauter und strenger gesprochen, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass der Hörer sich vom hypnotischen Vorgang zu verabschieden hat.

Ein kleiner Beispieltext für eine einfache Reorientierung

„... und ganz langsam und behutsam geht nun diese Reise ihrem Ende entgegen ... Stellen Sie Ihre Wahrnehmung so ein, dass mehr und mehr die äußere Realität, das Hier und Jetzt, wieder Einzug in Ihre Aufmerksamkeit halten kann ... Kommen Sie sicher und zentriert wieder in das Hier und Jetzt zurück ... Ich zähle nun von 1 bis 5, spätestens bei der Zahl 5 sind Sie dann wieder in der äußeren Realität angelangt ... 1 ... 2 ... 3 ... 4 ... 5, gut so ...“

Nun haben Sie bereits Ihren ersten, einfachen hypnotischen Text, der im Ganzen folgendermaßen aussieht:

„Bitte schließen Sie Ihre Augen und machen Sie es sich auf dem Stuhl oder Ihrer Unterlage so bequem wie möglich ... Richten Sie einfach Ihre Aufmerksamkeit auf eine beginnende Entspannung, losgelöst von den Gedanken des Alltages und der Gegenwart ... Lassen Sie sich Zeit und beobachten Sie einfach, wie Ihr Körper und Ihre Gedanken sich mehr und mehr entspannen können ...“

... Stellen Sie sich einmal vor, Sie besuchen eine Insel: Diese Insel ist eine ganz besondere Insel, sie hat den Namen „Insel der Ruhe“ ... Wie mag es sein, wenn Sie diese Insel behutsam und umsichtig betreten und das erleben, was von dieser Insel ausgeht? ... Ruhe und Gelassenheit ... wie die Gedanken des Alltages in den Hintergrund treten und ein Gefühl geistiger Freiheit und Leichtigkeit sich einstellt? ... Ja, fühlen Sie einmal diesen Dingen nach, einfach so ... Ruhe und Gelassenheit, die sich mehr und mehr in Ihnen ausbreiten dürfen ... zu fließen beginnen und Wohligkeit und Zentrierung fühlen lassen ... Bleiben Sie einfach dabei und überlassen Sie sich den sich öffnenden Räumen von Ruhe und Muße, die mehr und mehr sich fühlbar machen ...

... und ganz langsam und behutsam geht nun diese Reise ihrem Ende entgegen ... Stellen Sie Ihre Wahrnehmung so ein, dass mehr und mehr die äußere Realität, das Hier und Jetzt, wieder Einzug in Ihre Aufmerksamkeit halten kann ... Kommen Sie sicher und zentriert wieder in das Hier und Jetzt zurück ... Ich zähle nun von 1 bis 5, spätestens bei der Zahl 5 sind Sie dann wieder in der äußeren Realität angelangt ... 1 ... 2 ... 3 ... 4 ... 5, gut so ...“

Wenn Sie sich einigermaßen sicher fühlen, können Sie den Mittelteil mit einem Thema Ihrer Wahl austauschen und sich auf diese Weise Ihren eigenen, ersten Hypnosetext entwerfen.

1.2 Worte mit Überzeugungskraft

Allan und Barbara Pease listen in ihrem unterhaltsamen Buch „Die kalte Schulter und der warme Händedruck“ (2006) bestimmte Worte auf, die eine besonders starke Überzeugungskraft besitzen.

Diese Worte sind:

Entdeckung

Garantie

Liebe

Bewährt

Ergebnisse

Retten

Leicht

Gesundheit

Geld

Neu

Sicherheit

Sie

Wenn diese Worte bereits in unseren alltäglichen Gesprächen eine enorme Überzeugungskraft besitzen, dann besitzen Sie diese Kraft auch im Trancezustand.

Es folgt ein kleiner Beispieltext, in dem Teile dieser Wortreihe eingebunden sind. Die Worte „Geld“ und „Sie“ werden hierbei von uns nicht berücksichtigt:

Reise in das Innere

„... und während du im Begriff bist, dich mehr und mehr zu entspannen und dich von den Ereignisketten des Gegenwärtigen zu lösen, so stelle dir einfach einmal vor, wie dein Unbewusstes dich auf eine Entdeckungsreise deines Inneren auf spielerische, leichte Weise einlädt ... Ja, gestatte es dir, dich den bewährten Wegen zu den Tiefen deiner selbst zu überantworten ... dort, wo die Erinnerungsfacetten im Lichte sich nähernder Liebe auf vertraute Weise spiegeln ... Sicherheit und Zentriertheit dich umfangen und Neuartiges im doch Bewährten sich dem inneren Auge deiner selbst anpreist ... Stärke und Kraft auf dem blank polierten Parkett deiner Gesundheit sich spüren lässt ... leicht und fürsorglich dich im Ereignishorizont deiner Gedankenströme umfängt ... Entdeckungen in den sich öffnenden Nischen und Zwischenblenden sich mehr und mehr fühlbar machender Vergangenheit, die auf dem Boden des Gegenwärtigen Form, Farbe und Gestalt entwickelt ... frei schwebende, leicht anmutende Gedanken, die im Spiegelbild ihre garantierte Verwirklichung auf leicht anmutende Weise anstrebt, um mehr und mehr Lebendigkeit zu erfahren ... Ja, vertraue dich unumschränkt den bereits in der Warteschlange stehenden Ergebnissen neuartig anmutender Fantasien und Perspektiven an ... einer Zeit, die gerade dabei ist, dich heranzuwinken, und die einen Namen besitzt ... Zukunft ...“

 Übung

Entwerfen Sie ebenfalls einen kleinen Text (sechs bis zehn Sätze), in dem einige der o. g. Überzeugungsworte vorkommen.

2. Hypnotische Textelemente

Die folgenden hypnotischen Textelemente finden sich in den meisten Hypnosetexten wieder und sind von zentraler Bedeutung.

2.1 Die fünf Sinnessysteme

VAKOG-System Abkürzung:V = visuell,A = akustisch,K = kinästhetisch,O = olfaktorisch,G = gustatorisch. Mittels des VAKOG-Systems wird unsere gesamte Wahrnehmung organisiert.

Wie nehmen unsere Welt mittels unserer fünf Sinne wahr: den Augen, den Ohren, dem Gefühl, dem Geruch und dem Geschmack. Dieses Wahrnehmungssystem wird auch VAKOG-System genannt. VAKOG ist eine Abkürzung: V steht für visuell, A für akustisch, K für kinästhetisch, O für olfaktorisch und G für gustatorisch.

Oft beschreiben wir Sachverhalte oder bestimmte Abläufe mittels dieser Sinnessysteme. Ein Beispiel:

„Das satte Grün der zauberhaft anmutenden Bergwiese erfüllt mein Herz mit Freude. Die im lauen Wind leise knisternden Bäume neigen sich eindrucksvoll zu Tal. Der Geschmack grenzenloser Freiheit überzieht die sich dem Auge preisgebende Szenerie. Süßlicher Harzgeruch verzaubert die Sinne, während der Blick des Betrachters sich an den bizarr anmutenden, teilweise noch mit Schnee bedeckten Berggipfeln erfreut. Leises Donnergrollen sorgt für einen leichten Schauer, der wie in Zeitlupe den Rücken herunterzieht. Noch ist es angenehm warm, aber die Sonne sticht schon verdächtig, es riecht förmlich danach, dass es bald ein Gewitter geben muss.“

In diesem Text sind alle fünf Sinne angesprochen:

Visuelle Komponente: „Sattes Grün, sich dem Auge preisgebende Szenerie“

Akustische Komponente: „Knisternde Bäume, leises Donnergrollen“

Kinästhetische Komponente: „Herz mit Freude“

Olfaktorische Komponente: „Süßlicher Harzgeruch, es riecht“

Gustatorische Komponente: „Geschmack grenzenloser Freiheit“

Wenn Sie diese fünf Sinnessysteme in Ihren Hypnosetexten ansprechen, machen Sie Ihren Text lebendig und im wahrsten Sinn des Wortes sinnlich erfahrbar.

Die Sinnesmodalitäten sind bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt Menschen, die nehmen ihre Welt hauptsächlich mit den Augen wahr, andere mehr über das Gehör oder eher emotional, wenige über Gerüche oder den Geschmack. Wenn Sie die Präferenzen des jeweiligen Hypnotisanden kennen, dann können Sie Ihren Text noch ein wenig mehr spezifizieren und diese Präferenzen noch stärker in Ihrem Hypnosetext berücksichtigen.

2.2 Permissive Formulierungen

Permissive Formulierungen sind freie Formulierungen, die keinen drängenden oder zwingenden Charakter besitzen. Nehmen wir ein Beispiel: Sie haben vor, einen eher kritischen Mitmenschen zu einer Entspannungstrance einzuladen. Hier könnten Sie etwa Folgendes sagen: „Schließen Sie bitte Ihre Augen und entspannen Sie sich. Entspannen Sie sich immer mehr und mehr, bis die Entspannung sich weiter vertieft und Sie zu träumen beginnen ...“

Die Formulierungen sind zwar im Kern richtig, aber der Hörer könnte sich dabei genötigt fühlen, etwas tun oder auch erleben zu müssen. Und das erzeugt bei vielen Menschen Widerstand, in dessen Folge sich keine richtige hypnotische Trance entwickeln kann. Die oben genannten Formulierungen sind nicht permissiv, sie sind direkt und fordernd und erreichen nur Personen, die hochgradig suggestibel oder motiviert sind oder die bereits Erfahrung mit Trancezuständen haben.

Wenn Sie diese Suggestionen umformulieren und einen eher permissiven Duktus verwenden, könnten Sie zum Beispiel Folgendes sagen:

„Nehmen Sie sich die Freiheit, sich einfach entspannen zu dürfen, wenn das für Sie in Ordnung ist ... Überlassen Sie es Ihren Augenlidern, wann Ihre Augenlider bereit sind, sich schließen zu dürfen ... einfach geschehen lassen, was geschieht ... Wie mag es wohl sein, wenn Sie sich vorstellen, dass eine in Ihnen beginnende Entspannung sich mehr und mehr fühlbar ausbreitet, so weit, dass diese sich vertiefende Entspannung mit Fasern des Traumartigen sich vermischen darf, während Sie einfach immer tiefer und tiefer in den sich ausbreitenden Vorgang einer Entspannung sinken dürfen ...“

Dieser Text lässt dem Hörer alle möglichen Optionen offen, er ist nicht drängend oder fordernd im Ton, sondern eher frei und gewährend. Die moderne Hypnose nutzt diese Sprachmöglichkeiten. Beispiele für permissiv ausgerichtete hypnotische Suggestionen sind:

Nehmen Sie sich die Freiheit ...

Gestatten Sie es sich ...

Wie mag es wohl sein, wenn ...

Möglicherweise beginnt Ihr Unbewusstes schon jetzt damit ...

Vielleicht nähert sich die Entspannung schon zeitnah oder auch erst später ...

Wie wäre es, wenn Sie damit beginnen ...

Es sich einfach erlauben, einmal alle Gedanken leicht und locker werden zu lassen ...

Entspannende Gedanken zulassen dürfen, ohne irgendetwas zu müssen ...

Einfach Gelassenheit ausbreiten lassen, ohne irgendwelchen Anforderungen gerecht werden zu müssen ...

Einfach geschehen lassen, was sich unter der Obhut unbewusster Regungen tief in Ihnen bildet ...

 Übung

Formulieren Sie zwei kleine hypnotische Texte, die permissiv ausgerichtet sind, zu folgenden Themen:

Sie führen Ihren Hörer in einen wunderschönen Garten.Sie führen Ihren Hörer zu einer freudigen Erinnerung in seiner Kindheit.

2.3 Bindewörter

Bindewörter (Konjunktionen) sind Worte, die unterschiedliche Satzteile oder -elemente miteinander verknüpfen. Diese Verknüpfungen können unterschiedlichen Charakter haben: Sie können kausal, zeitbezogen oder auch additiv sein, manchmal haben sie auch einen fragenden Charakter. Typische Bindewörter der deutschen Sprache sind:

und (additiv)

während (zeitbezogen)

bevor (zeitbezogen oder kausal)

oder (determiniert)

wenn (kausal)

dann (kausal)

weshalb (Fragewort)

warum (Fragewort)

je ..., desto ... (verknüpfend)

um (kausal)

nachdem (zeitbezogen)

trotz allem (determinierend)

mehr und mehr (additiv)

dann (additiv)

Betrachten wir hierzu einen kleinen konstruierten Beispieltext, wie man mittels Bindewörtern hypnotische Satzkonstruktionen zusammenführt (Zur Verdeutlichung sind in diesem Textbeispiel die Bindewörter fett herausgestellt):

„... und während du dabei bist, dich einfach auf deine Weise zu entspannen, um dich uneingeschränkt den Vorstellungsströmen deines Unbewussten anheimzugeben, kannst du, nachdem dein Unbewusstes mehr und mehr die Regie deiner Gedankenausrichtungen übernimmt, immer tiefer und tiefer in die sich öffnenden Räume deiner Fantasie sinken ... Je tiefer du sinkst, desto mehr und mehr kannst du mit den traumartig anmutenden Versatzstücken deiner Erinnerung in Berührung kommen ... und bevor die Welt des Märchenartigen dich zu umfangen beginnt, kannst du es dir gestatten, einfach alles loszulassen ... Wenn dein Unbewusstes dir dies erlaubt, warum solltest du es dir nicht einfach gönnen dürfen? Oder? ... und einfach geschehen lassen, was aus sich selber heraus geschieht, während du immer tiefer und tiefer in die sich bildenden, dir wohlwollend gegenüberstehenden Vorstellungskaskaden einsinken darfst, gut so ...“

2.4 Positive Worte

Für den Anfänger ist es wichtig, seine ersten hypnotischen Texte mit positiven Worten zu füllen. Später lernen Sie, wie man auch problembezogene Worte in einen Text unterbringen kann. Hierbei ist jedoch ein bisschen Erfahrung nötig, weil problembezogenen Worte problembezogenes Verhalten nach sich ziehen können und der Anfänger oft nicht weiß, was er dann machen soll. Bei positiv ausgerichteten hypnotischen Sätzen ist eher selten mit problematischem Verhalten des Hypnotisanden zu rechen.

Doch was genau sind positiv ausgerichtete Worte oder Umschreibungen?

Diese Worte oder Umschreibungen haben immer einen zuversichtlichen oder optimistischen Charakter. Sie sind, einfach ausgedrückt, positiv aufgeladen.

Beispiele für positiv geladene Worte oder Umschreibungen sind:

Freude

Entspannung

Zuversicht

Wohlbehagen

Freiheit

Freie Gedanken und Vorstellungen

Ungezwungenheit

Farbigkeit

Wahrnehmungsperspektiven unter der wohlwollenden Optik deines Unbewussten

Wärme

Leises Kribbeln in der Bauchgegend

Loslösen der verklebten Fasern des Alltäglichen

Dich umfangende Glücksmomente des Augenblicks

Klarheit

Reinheit

Sanfte Bewegungen, die den Keim der Veränderung bereits in sich tragen

Dich heranwinkende Erinnerungen tief empfundener Freude

Zentriertheit

Achtsamkeit

Einfach bei sich sein

...

Als Kontrastbeispiel sind hier einige Worte aufgeführt, die man als Anfänger eher vermeiden sollte (entspricht negativ aufgeladenen Worten):

Zorn

Hass

Tod

Friedhof

Verachtung

Ekelerregend sich näherndes Vorstellungsgesträuch

Erniedrigungen

Qualen des Seienden

Jammertal des Augenblickes

Hilfeschreie

Verletzungen

Bedrohlich sich nähernde Erinnerungssplitter

Kalter Schweiß

Herzrasen

Angst

Todesangst

Schmerz

Gedanken, die wehtun

Hilflosigkeit

Ertrinken

Ersticken

Verbrennen

Hinrichtung

Schwarzes Loch

...

Ein Beispiel, wie man positive Worte in einen einfachen hypnotischen Text einweben kann, können Sie hier lesen:

„... und während du dich mehr und mehr entspannst und Gedanken von Freude und Zuversicht dich spielerisch umkreisen, kannst du es deinem Unbewussten gestatten, dich in ein sich spiegelndes Labyrinth farbig sich drehender Glücksmomente zu begleiten ... dich heranwinkende, schöne Erinnerungsfasern, die dein Herz erfreuen und deinen Blick für das Wesentliche schärfen ... Wohlbehagen in sanft schwingenden, farbig anmutenden Gedanken dir sich nähernder Gegenwart ... leises, hochsteigendes Kribbeln, das von unumschränktem Vertrauen kündet ... Achtsamkeit in den sich spiegelnden Vorstellungsfacetten tiefer Ruhe und Gewahrsamkeit ... freudig dich heranwinkende Bilder, die dein Herz hüpfen lassen ... Ja, wie fühlt sich dies an, wenn du es dir erlaubst, deine Aufmerksamkeit unumschränkt auf diese in Freude getauchten Eindrücke zu richten? ... Spüre und fühle einmal so intensiv wie nur möglich ...“

2.5 Verlaufsform

Betrachten wir zur Erläuterung der sogenannten Verlaufsform zunächst zwei Beispielssätze:

„Bitte entspannen Sie sich jetzt.“

„Bitte beginnen Sie nun damit, sich einfach entspannen zu dürfen.“

Beide Aussagen sind im Kern gleich. Sie laden zu einer Entspannung ein. Und trotzdem gibt es einen elementaren Unterschied: Im Gegensatz zu der ersten Aufforderung ist die zweite eleganter und einladender, weil sie für den Hörer mehr Freiheit lässt; die zweite Aufforderung gleicht eher einer Einladung, sie ist nicht fordernd, sondern offen und in der Verlaufsform formuliert. Die Verlaufsform ist eine sprachliche Umschreibung, die eine augenblicklich stattfindende Handlung ausdrückt. In der Hypnolinguistik sind folgende Formulierungen für die Verlaufsform üblich:

... einfach damit beginnen, einmal fünf gerade sein zu lassen ...

... dabei sein, sich uneingeschränkt zu entspannen ...

... im Begriff sein, einmal alles loszulassen, um sich einzulassen ...

... Ruhe und Muße spielerisch ausbreiten lassen ...

... sich einer mehr und mehr fühlbar machenden Gelassenheit anheimgeben ...

... anfangen, sich von den fest verzurrten Gedanken des Alltages zu lösen ...

Die folgenden zwei Beispieltexte verdeutlichen den Gebrauch der Verlaufsform:

Am Meer

„... nimm dir die Freiheit, einfach damit beginnen zu dürfen, dich zu entspannen, deine Gedanken aus dem Raster des Alltäglichen zu lösen und dich mehr und mehr den Gestaltungskräften deines Unbewussten anzuvertrauen ... Wie wäre es, wenn du damit beginnst, vom Meer träumen zu dürfen ... Stell dir einfach vor, dass du im Begriff bist, schöne Bilder vom Meer in dir hochsteigen zu lassen ... Welche Bilder, Eindrücke oder auch Gedanken mögen hierbei wohl die Bühne deiner Aufmerksamkeit füllen? ... Und wenn dein Unbewusstes damit anfängt, diesen Eindrücken mehr und mehr Lebendigkeit zu verleihen, was meinst du, wie du dies wohl fühlen könntest? ... Schäumende Wellen im Spiegelbild grenzenloser Gedankenströme ... salzige, fein verstäubte Geruchswolken, die Vertrautheit spüren lassen ... sich bewegende Stimmungsbilder, die dabei sind, dich wohlwollend herbeizuwinken ... traumartig anmutende Versatzstücke entfesselter Fantasien ... während du immer tiefer und tiefer in die dich umfangenden Impressionen deiner eigenen Gedanken sinken darfst ... gut so ... immer tiefer und tiefer ...“

Im Zaubergarten