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Mancherorts wünscht man sich zum Fest nicht einfach schöne Weihnachten, sondern man sagt: I wünsch dir s Chrischtkendle ens Herz! Als Weihnachtsgruß verstehen der Schriftsteller und Moderator Edi Graf und der oberschwäbische Barde Bernhard Bitterwolf auch die schwäbischen Gedichte und Geschichten, die sie hier zusammengestellt haben. Namhafte schwäbische Autoren sind vertreten, etwa Willy Reichert, Oskar Heiler und Werner Veidt, Bernd Kohlhepp und Winfried Wagner. Auch weihnachtliche Texte bekannter Nichtschwaben wie Udo Jürgens und Rolf Zuckowski tauchen auf – ins Schwäbische übersetzt. Ein ganz besonderes Advents- und Weihnachtsbuch: ideenreich, witzig, stimmungsvoll und hoffnungsfreudig.
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Seitenzahl: 166
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Ein schwäbischerWeihnachtsgruß,zusammengestelltvon Edi Graf undBernhard Bitterwolf
Mit Zeichnungenvon Uli Gleis
Edi Graf, Jahrgang 1962, und Bernhard Bitterwolf, geboren 1958, stammen beide aus Friedrichshafen, waschechte »Seehasen« also. Bitterwolf lebt heute in Haisterkirch bei Bad Waldsee, während es Graf ins Neckartal nach Rottenburg verschlagen hat. Bei zahlreichen gemeinsamen musikalischen Lesungen unter dem Motto »Weihnachda auf Schwäbisch« entstand die Idee zu dieser neuen Sammlung. Kein Wunder, kümmern sich doch beide Autoren mit viel Engagement um »ihre« schwäbische Mundart.
1. Auflage 2016
© 2016 by Silberburg-Verlag GmbH,
Schönbuchstraße 48, D-72074 Tübingen.
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung und Illustration:
Uli Gleis, Tübingen.
Druck: CPI books, Leck.
Printed in Germany.
ISBN 978-3-8425-1473-7eISBN 978-3-8425-2327-2
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www.silberburg.de
Mir wünschet s Chrischtkendle ens Herz
ES SCHNAIBALAT
November(Sebastian Blau)
Es schnaibalat(Arthur Maximilian Miller)
Draußa em Wald(Volksweise aus Schwaben)
Sommer ade(Hugo Breitschmid)
Winterspaziergang(Petra Zwerenz)
Dr Schnailuft(Richard Stöckle)
Dr Wenter(Hilde Schill)
Dr Augablick(Franz Wohlfahrt)
Über Nacht(Doris Oswald)
I mag Schnee!(Anonym, schwäbisch von Bernhard Bitterwolf)
Koin reachta Winter(Hermann Rehm)
Streusalz(Lore Fischer)
D Schleifete(Richard Stöckle)
Dr Schnailuft döberet ums Haus(Bruno Gern)
Stille Zeit(August Lämmle)
Em Dezember(Wendelin Überzwerch)
S schneit!(Matthias Koch)
JETZT ISCH HALT MEH DIA KLÖPFLESZEIT
Jetzt isch halt meh dia Klöpfleszeit(Aus dem Allgäu)
In Muetters Stübele(Volksweise aus dem Breisgau)
Klopfa am Klopfersdag(Robert Naegele)
Klopfadag(Kurt Köder)
Vor Klosa(Manfred Hepperle)
Klose-Obed(Altes Wangener Nikolauslied)
Dr Santiglos vo friher(Rösle Reck)
Zom Niklausdag(Kurt Dobler)
Dr dridde Ma(Edi Graf)
Wenn d Mamma Bretla bachet(Rösle Reck)
En dr Weihnachdsbäckerei(Rolf Zuckowski, schwäbisch von Edi Graf)
D Weihnachdsbäckerei(Heidi Ruff)
Friede auf em Brötlesteller(Marlies Grötzinger)
Bsoffener Schdolla(Anonym)
Weihnachtsbäckerei(Eduard Mörike, schwäbisch von Edi Graf)
S bescht Hutzlabrot(Bruno Gern)
Es klopft, es klopft(aus dem Allgäu)
MIR SAGET UI A DA LIABE ADVENT
Mir saget ui a da liabe Advent(Maria Ferschl, schwäbisch von Josef Schaut und Uta Großmann)
Airschder Advent(Rudolf Weit)
Dezember(Mündlich überliefert von Andrea Röhm)
Draußa am Fenschter(Alwin Blersch)
Weihnächda zua(Korbinian)
Advendszeit(Maria Heyer)
Frei de heit(Bernhard Bitterwolf)
Äll Johr wieder(Erwin Haas)
Lausbuaba-Advent(Walter Eberle)
S goht Weihnachda zua(Hannes Birkle)
Dr kloine Chrischdbaum(Willy Stöhr)
O du scheene Weihnachdszeit(Evelin Nolle-Rieder)
Freu de – s isch Weihnachdszeit(Hans-Ulrich Pohl)
Wo bleibt dia Schtimmung?(Marie-Luise Sprenger)
Familiafeschd(Erika Walter)
S weihnachdet arg(Albin Beck)
Kennet Engel fliaga?(Bernhard Bitterwolf)
Advent(Thaddäus Troll)
Feschtesfreide(Hermann Mauthe, bearbeitet von Oscar Heiler)
Gschenkt(Gabriele Rief-Mohs)
S CHRISCHTKENDLE ENS HERZ
I wünsch dir s Chrischtkendle ens Herz(Edi Graf)
Vom Chrischtkendle(Anna Ritter, schwäbisch von Edi Graf)
Wieder wirds Liacht(Bernhard Bitterwolf)
Ihr Buaba und Mädla(Nach »Ihr Kinderlein kommet« von Christoph von Schmid, schwäbisch von Bernhard Bitterwolf)
I möcht amol wieder a Lausbua sei(Werner Veidt)
En Briaf ans Chrischtkendle(Georg Ried)
Sell wär!(Heinz-Eugen Schramm)
SCHEENE WEIHNACHD ÄLLERSEITS
Scheene Weihnachd ällerseits(Gesungen von Udo Jürgens, Text von Wolfgang Hofer, schwäbisch von Edi Graf)
Dr Chrischtbaum(Ingrid Koch)
Lamedda(Anonym, schwäbisch von Edi Graf)
Es hat sich halt eröffnet(Schwäbisches Weihnachtslied)
Weihnachda(Joseph von Eichendorff, schwäbisch von Edi Graf)
S veroglückte Gaasessa(Winfried Wagner)
Gschenktipps: A Freud für dia wo schenked ond dia wo kriaget(Bernd Kohlhepp)
Nachkriegsweihnachda(Mündlich überliefert von Rudi Graf)
Dia Schenkerei mueß aufhöra!(Hildegard Gerster-Schwenkel)
S Weihnachdsgschenk(Heinz-Eugen Schramm)
Schtille Nacht, heilige Nacht(Maria Specker)
AUF, AUF, IHR HIRTA UND TREMSLAT IT LANG
Auf, auf, ihr Hirta und tremslat it lang(Otmar Wirth)
D Weihnachdsgschicht(Rudolf Paul)
Dia schwäbische Hirta(Manfred Eichhorn)
Schwäbischs Hirtaliad(Fritz Holder)
Z Bethlehem em »Kreiz«(Helmut Engisch)
Entwicklungshilfe(Sebastian Blau)
Oiner von de Hirta(Mündlich überliefert, aufgeschrieben von Edi Graf)
Am Kripple en dr Kirch(Edi Graf)
LIACHTMESS, BEI DAG ESS
Liachtmess, bei Dag ess(Wilma Baur)
Zom Altejohrobed(Heinz-Eugen Schramm)
Guad-Nacht-Gebet zum Johreswechsel(Bernhard Bitterwolf)
A Weihnachdsgschichd(Hanno Kluge)
Sternsenger(Margrit Höfle)
Kameltreiber bei de Hoilige Drei Kenig(Ludwig Hägele)
Mir sind dia drei Kenig(Volksweise aus dem Allgäu)
Dreikenig(Paula Renz)
Wia d Linsa auf d Schwäbisch Alb komma send(Bernhard Bitterwolf)
Januar(Sebastian Blau)
Februar(Sebastian Blau)
Verwendete Literatur
Tonträger
Abdruckgenehmigungen
Vorwörtlevom Bernhard Bitterwolfond em Edi Graf
Grad en dr Zeit vor Weihnachda hond d Leit offene Herza für Musigg ond ao fürs Wort. Des hont it bloß mir zwoi festgstellt, sondern vor uns boide scho viele andere Mundartschaffer. Deswega gibts ao en Haufa ganz bsonders scheene Gedicht, Erzählunga ond Lieadr zum Advent, zum Fescht ond zum Johreswechsel. Auf Schwäbisch lasset sich menschliche Gfühl oifach guad beschreiba. Drum hond mir boide mit großer Freid em Schatzkischtle mit alte ond nuie Text kruschtlet. Ond mir sind fündig worra! Etz kennet mir all dene, wo selber gern leaset, ond ao dene, wo gern andre was vorleaset, a ganz außergwöhnliche Sammlung mit unsere Lieblingstext rund um dia scheenst Zeit em Johr überlassa. Dia Idee für da Titel von dem Büachle hot ibrigens dr Edi ghet:
Wo i vom Bodasee an dr Necker zoga bin – so vor über dreißig Johr – ond z Raoadaburg gwohnt han, bin i an Weihnachda – s war en wonderscheena Wenderdag – s erschte Mol ens Weggadal gloffa ond han mir s Weggetaler Kripple aguggd, wo e vom Sebastian Blau kennt ghet han.
Ond wo e so vor dem Kripple gschtanda bin ond zuaguggd han, wia d Kender em »Niggnegerle« – wia mr zu dem Figürle von alters her ohne baise Absicht gsait hot – Geld neigschmissa hen, isch zmol en Pater nebam Kripple gschtanda ond hot »Vergelt’s Gott!« gsait.
Er hot me beobachtet ond gmerkt, wia mi des Kripple ergriffa hot.
Wo i no ganga bin, han i ehm »Scheene Weihnachda« gwünscht ond er hot gsait: »En Raodaburg wünscht mr sich an Weihnachda s Chrischtkendle ens Herz.«
Viele Johr später han i en alde Freind aus Raodaburg troffa. S war kurz vor Weihnachda bei ra Krippaausschtellong en dr Zehntscheier. Wo i ganga bin, han i zua nem gsait: »I wünsch dir s Chrischtkendle ens Herz!«
»Woher kennsch du den alda Spruch?«, hot er me gfrogt. Seine Auga hend gleichdet, ond obwohl er glacht hot, isch em a Trän über da Bagga gloffa …
Des isch jo typisch für uns Schwoba: In uns drin schteckt a große Portio Melancholie, aber gleichzeitig au a ghörige Portio Lebensfreid! Xond an Leib und Seele bisch, wenn du boides verbinda kasch. Drum kasch beim Blättra in dem Büachle mol lacha, mol blära, mol nochdenklich gucka, mol schmunzla, vielleicht ao mol dr Kopf schüttla ond bloß stauna.
Mir zwoi hond auf jeden Fall gern gsuacht ond gfunda, gern sinniert ond philosophiert, gern gleasa ond no viel lieber selber dichtet ond gschrieba.
Mr braucht sich ibrigens et wondra, dass en dem Büachle s gleiche Wort oft onderschiedlich gschrieba isch. So hoißts oimol »s schneit«, a anders Mol »es schneielet« ond a dritts Mol »es schnaibalat«. Des liegt oifach an de onderschiedliche Dialektfarba en onserm scheena, bunta Schwäbisch, vom Allgäu ieber d Alb bis na an da Necker ond nom en da Schwaazwald.
Ond so wünschet mir zwoi ui ond eich jetzt viel Spaß beim Leasa ond Vortrage ond vor allem: »s Chrischtkendle ens Herz!«
Haisterkirch ond Wurmlingen, em Sommer 2016Bernhard Bitterwolf und Edi Graf
… und los gohts glei mit ma anonyma Gedichtle, wo ons d Cilly Sontheimer aus Schnetzahausa bei ma Winterspaziergang em Laternsertal gsagt hot:
Es schneit, es schneit, dass Fetza geit,
No ischs Chrischtkend nemme weit …
Sebastian Blau
Descht a nasskalts Sudelwetter!
Vo de Bööm wehts dürre Blätter,
Ond dr Hemmel, katzegro,
Hanget wia nass Lei’tuach do.
Haörsch de Luft oms Hauseck feaga,
Siehst dean feine Schnürlesreaga?
D Wetterfah grillt uf em Dach,
Ond dr Kehner lauft wia Bach.
Descht e Musek zom senniere:
Schao November … s wuud bald gfriere,
Noh konnt Weihnächt, noh hots bald …
D Zeit vergoht, so wuud ma-n-alt.
Ond ma doßet neabem Ofe,
Ond ma gucket ganz verschlofe,
Wia dr Rauch zur Pfeif naus zuht
Ond wias dusse Obed wuud …
Ein schwäbisches Weihnachtsbuch, das den Rottenburger Weihnachtsgruß »I wünsch dir s Chrischtkendle ens Herz« im Titel trägt, beginnt natürlich mit einem Gedicht von Sebastian Blau. In seinem »November« – erschienen 1947 in der Gedichtsammlung »Johraus, johrei« in seinem Buch »Die Schwäbischen Gedichte des Sebastian Blau« – greift er erstmals in seinen Monatsgedichten das Thema »Weihnacht« auf. Sein Kollege aus Tübingen, Fritz Holder, nannte ihn den »Meister aller Mundartdichter«. Der Kehner ist übrigens die Dachrinne.
Arthur Maximilian Miller
Es schnaibalat, es schnaibalat,
Ma sieht es kaum, so fei.
Wia danzet doch dia Feaderla
So leicht ins Duschter nei.
Wie wenn dr Obed vor em Haus
A bissle gsponna hätt
Ond hupfet eam d Gedanka raus,
So leicht, so oiga nett.
Jo, jo es ischt a bsondre Zeit,
Wenn s Licht so friah verlischt,
Wenn eis dr Schneea sei Helle geit
Ond eiser Lampa ischt.
»Schnaibala« oder »schneiela« kennen wir aus mehreren schwäbischen Liedern, nicht zuletzt auch aus der Volksweise »Es schneielet, es beielet«, die in diesem Buch in Bernhard Bitterwolfs Geschichte von den Alblinsen auftaucht. Das Lied »Es schnaibalat« hat Edi Graf auf einer CD der Ratzenrieder Stubenmusik entdeckt, die Verse des Allgäuer Schriftstellers Arthur Maximilian Miller fand er mithilfe des Musik- und Heimatforschers Berthold Büchele aus Ratzenried. Noten und Text wurden 1977 im schwäbischen Liederbuch »Singet Leut« veröffentlicht.
Volksweise aus Schwaben
Draußa em Wald
Hots a klois Schneele gschneit,
Drom isch so kalt,
Draußa em Wald.
Sommerzeug hin,
Sommerzeug her,
I kauf meiner Lebdag
Koi Sommerzeug mehr!
Mi frierts an d Händ,
Weil i koine Händschich hao,
Mi frierts an d Händ
Ond an d Fiaß ao.
D Sonna isch do,
Gugg, wia mei Kindle lacht,
D Sonna isch do,
Jetzt semmer froh!
Diese alte schwäbische Volksweise wird auch heute noch gesungen, wobei »Sommerzeug hin …« der Refrain ist. 1929 erschien das Lied in der Sammlung »Württembergische Volkslieder«.
Hugo Breitschmid
Grad wars no Sommer, so warm ond so hell.
Jetzt, zu meim Kommer, dr Wenter kommt schnell.
Geschtern no gschwomma ond glachet em See,
Dr Neabel hot gnomma da See ond no meh.
Erscht geschtern no lau ond wohlig der Wend,
Heut isch r schau vom Wenter a Kend.
D Schwalba so leicht ond froh om oin rom,
Jetzt kalt ond feicht ond d Vögala stomm.
Onder dr Lauba beim Feierobedwei,
Ma hot wella glauba, s miasst allweil so sei.
D Kälte isch komma, dia Bäum werdet kahl,
Des Laub liegt bald honna, s isch Wenter em Tal.
Gugg doch em Wald det da Tannabaum a,
Gugg, wia der greanet, weil er Weihnachta ma.
Em Chrischtkendle senget seine Zweigle a Liad
Ond Schneeflöckla brenget a Pracht, wia wenn s blüaht.
Als Bauerndichter bezeichnet er sich selber, und das aus zweierlei Gründen: Hugo Breitschmid aus Dürnau am Fuße des heiligen Berges von Oberschwaben, dem Bussen, ist zum einen Landwirt mit Leib und Seele und zum anderen kreisen seine Texte um das bäuerliche Leben, um die Schönheiten der heimischen Landschaft, aber auch um die typischen Verhaltensmerkmale seiner Zeitgenossen.
Petra Zwerenz
Eiszapfa
Vo dr Dachrinn brecha
Ond en dr Ha’d
Vrlaufa lao.
Wenn d’ Alb weiß ischt
En glasiche Drecklache neidabba,
Aufs Eis horcha,
Wenn’s sprengt.
Alloi
Gega da Schneewind laufa,
Flocka fanga
Mit dr Zong.
Mit de Fengr
Vo de Zweigla
Da Raureifa
Stroifa.
Ond mittla drenna
So a Gfühl,
Als hätt ma solla fir da Sommer
No an Vorrat sammla …
Petra Zwerenz wurde in Reutlingen geboren und wuchs in Metzingen auf. Seit 1983 veröffentlichte sie als Mundartautorin zahlreiche Bücher und Beiträge.
Richard Stöckle
Jetzt konnt r
Da Saubühl ra,
Dr Schnailuft,
Ond huiglet ond wehet
Durs Ort.
Mr sieht bigott
Nemme zom Nochber nom.
D Mistene staod do
Wia d Schnaiberg.
D Arbeit isch zuadeckt
Ond dr Gruscht
Henterm Schopf ao.
Gottlob,
Jetzt braucht ma wenigstens
Nemme ufroma.
Richard Stöckle zählt zu den bekanntesten Mundarthörspiel-Autoren der »Schwäbischen Stunde«. Die beliebte Reihe des damaligen Südwestfunks brachte wöchentlich sonntags zur Mittagszeit Hörspiele in schwäbischer Mundart, mit so beliebten Schauspielern wie Walter Schultheiß, Trudel Wulle, Willy Seiler, Ruth Mönch und Oscar Müller. Die Weihnachtsgedichte in dieser Sammlung stammen aus seinem Buch »Om Weihnachta rom«.
Hilde Schill
»Hait schmeckts noch Schnai«, sait d Ahna,
»Jetzt daurats nemme lang,
No mu ma äll Däg bahne,
De ganze Stroßa lang!«
»Hui«, schreit dr kleine Hänsle,
»No holl i meine Schi
Ond fahr am Hölllochbuggl
Mit der Annemarie!«
Dr Ähne, der macht Recha,
Dr Vadder goht ens Holz
Ond d Muader, dui richt s Metzga,
Des ischt ihr ganzer Stolz.
Vo ehner aus kas schneia,
Se hätt gnuag Gschäft em Haus,
Solang es duss koin Schnai hot
Mu ma halt äll Dag naus.
Doch schao am andra Morga
Isch dussa älles weiß,
D Frau Holle schüttlet d Better
Mit oheimlichem Fleiß.
S hairt gar et uf mit schneia,
S hot dussa ganze Berg
Ond d Beem ens Nochbers Garda,
Dia sehat aus wia d Zwerg.
Dr Schnaipflug kommt kaum noche,
Dia Stroßa, dia send zua
Dia Auto bleibet stecka
Ond aus ischs mit der Ruah.
Jetzt mu ma z aischta bahne,
Sonscht ka ma et vors Haus,
So ischs bei eis em Wenter
Bloß macht eis des nix aus!
Hilde Schill aus Römerstein-Zainingen wurde 1921 in Gruorn geboren. 1980 erschien ihr erstes Mundartbuch. »In diesen kleinen Geschichten und Gedichten möchte ich einen Teil der schwäbischen Mundart festhalten, so wie sie bei uns von der älteren Generation noch gesprochen wird«, schrieb Hilde Schill im Vorwort zu »’s Schatzkämmerle«, aus dem dieses Gedicht stammt.
Franz Wohlfahrt
Ganz luschtige Fetzala
Danzet heit vom Himmel
Durchanand,
Überanand,
Inanand,
Hand in Hand.
Mittanei
Schtand i,
Ganz broit,
Mit offane Händ,
Wart auf en Gruaß.
Guck nauf,
Immr höher,
Bis i alles
Aus de Auga verlier.
Ond grad
Wia so a Fetzele
Auf mei Nas na hocket,
Mi kitzelet
Ond als Tröpfle
Mein Hals na lauft,
Sieh i en Himml.
Der Lehrer Franz Wohlfahrt leitet in Einhart bei Ostrach das Seminarhaus »Haus Wohlfahrt – forum einfach leben«. Als Autor, Liedermacher und Musiker ist er vor allem für seine schwäbisch-philosophischen und witzigen Texte bekannt.
Doris Oswald
Jerem, denke ond guck naus,
Dr ganz Garta vor em Haus,
D Schtroßa, d Boscha, d Bäum ond d Hecka
Dent sich ondrem Schnee verschtecka.
S Nochbers schauflet scho wia bsessa,
S Weib davo schreit: »Et vergessa,
Schtreu mr fei ao gherich Salz,
Sonscht bricht oiner noh da Hals!«
Schad, denk e, de ganze Pracht,
Wo s hot gschnia über Nacht,
Dui feget dia zwoi jetzt auf d Seit,
Wo s heuer doch so wenig schneit.
Ond dr Rälling schleicht verdriaßlich,
Schtellt da Schwanz ond goht doch schliaßlich,
Henderlässt jetzt, oh wia schee,
Katzadäpperla em Schnee …
Doris Oswald ist ihrer Heimatstadt Metzingen treu geblieben. Ab 1958 hat sie Lyrik veröffentlicht – zunächst in Schriftdeutsch – ab 1970 mehrere Kinderbücher, und seit 1990 schreibt sie schwäbische Gedichte und Geschichten. 2002 erhielt sie den Sebastian-Blau-Preis. Rälling ist der Kater.
Anonym,schwäbisch von Bernhard Bitterwolf
1. Dezember. Gott sei Dank! Des wär gschafft! Heit send mir ins neue Haus eizoga. Raus aus dem Neabel am Bodasee, nauf auf d Schwäbisch Alb in d Sonna! Etz ka dr Winter mit ganz viel Schnee komma! I mag Schnee!
2. Dezember. Und scho fangts a schneia! Scheene große Schneeflocka fallet vom Himmel. Des sieht toll aus! De ganz Landschaft isch mit Schnee bedeckt. Mir isches no viel z wenig.
3. Dezember. Mir hont ganz arg nette Nochbr. Mit em Helmut, meim Noch br von dr Kloseita, hon i heit lang gschwätzt. Er moint, es käm no viel meh Schnee. I frei me drauf!
4. Dezember. Leider hots heit Plusgrad. Dr Schnee schmilzt. Des isch so schad! Dr Helmut moint, i soll mi it ärgra, es käm no meh Schnee. Meh als mir lieab wär. Des ka it sei. I frei mi auf weiße Weihnachda!
5. Dezember. S schneiet! War im Suprmarkt. Hon mir a Schneeschaufel kauft. Etz gohts los! Schneeschaufla isch a guads Training und macht richtig warm. I frei mi!
6. Dezember. En knappa halba Meter Schnee hots über Nacht gschneit. Alles glitzret, alles funklet. Dr Helmut verzählt von harte Winter in de letschde Johr. Sei Begeisterung über d Neuschnee isch bloß halba so groß wia meine.
7. Dezember. Mein Daimler hon i heit gega en Allrad-Skoda eidauscht. Beim Eisteiga ins Auto bin i ausgrutscht und auf mein Hintra gfalla. Hot sakrisch weh dua! Mei Frau hot me ausglacht.
8. Dezember. Heit Nacht hots scho wieder gschneiet. Übr en Meter von dera Pracht flagget im Hof. I muaß schaufla wia en Blöda! Kaum hon i mei Eifahrt freigschauflet, kommt der kommunale Schneeräumdienst. Der Schneepfluag schiebt alles wiedr zua. So en Depp!
9. Dezember. Und no meh Schnee über Nacht! Wo der bloß herkommt? Etz hon i meinra Frau als vorweggnommenes Weihnachdsgeschenk was Fantastisches bsorgt: a zwoite Schneeschaufel. Ihra machts Schneeschaufla leider koin so en Spaß wia mir. Se bruddlet und maulet. Se moint, am Bodasee seis au im Winter schee. Vielleicht hot se jo Recht?!
10. Dezember. Sisch brudal kalt! Minus 20 Grad! Schneeschaufla macht warm. Scho wieder Ärger mit em Schneepflug. Kaum bin i fertig, schiebt er alles wieder zua. Absicht?
11. Dezember. Vorsichtshalber hon i mol dr ganz Kühlschrank mit Fressalia gfüllt. Sieba Kästa Bier auf Vorrat hon i au kauft. Ma woiß jo nia … Mei Frau moint, i soll den alta Holzofa in dr Kucha in Betrieb nemma, falls dr Strom ausfallt. Stromausfall! So en Blödsinn, mir sind doch auf dr zivilisierta, hochtechnisierta Schwäbische Alb drhoim und it im Badische!
12. Dezember. Stromausfall! Uns frierts! Gott sei Dank find i no a Beig Holz em Schopf vom Vorbesitzer. Dr ganz Tag hon i gschauflet. Ohne Strom gibts au koi Fernseha. Bei Kerzalicht hocket mir in dr Kuche und gucket uns a. Mei Frau sieht ganz schee alt aus. Seit wann hot se denn dia Runzla und des Doppelkinn?
13. Dezember. Dr Helmut hot a dieselbetriebene Schneefräs. Der hot leicht lacha! Dia 30 Zentimeter Neuschnee schafft dia Fräs ruckzuck. Ausleiha goht it. Er braucht sei Fräs dr ganze Dag selber, sagt er. Vielleicht doch koin so en netter Nochbr?!
14. Dezember. Immer no koin Strom. Mei Frau wird von Tag zu Tag narreter. Drei Pullover übereinander wärmet se. Mei Frau sieht ganz schee dick aus! Hon versucht, a Schneefräs zum kaufa. Alle ausverkauft. Erst im April kommet wieder welche rei, sagt der Fachverkäufer. Der will mi bloß ärgra!
15. Dezember. Neuschnee! Alle Kinder im Dorf freiet sich. Aber kois von dene Goofa will mir beim Schneeschaufla helfa. Schlittafahra sei schöner! Mir hond wiedr Strom. Mei Frau gucket mi so komisch von dr Seita a. I dät gar nemma mit ihra schwätza, moint se. Koi Zeit, muaß Schnee schaufla!
16. Dezember. S schneiet! Dr kommunale Scheepflugfahrer hots auf mi abgseah! Immr wenn i unser Eifahrt freigschauflet hon, kommt der mit Karacho d Stroß runter und schiebt mir alles wieder aufs Grundstück. I glaub, der stoht hinter dr nächsta Stroßakreizung und wartet bloß drauf, dass i fertig bin. Den knöpf i mir vor!
17. Dezember. Mit meim alta Schrotgwehr schtand i im Hausgang und wart auf dr Schneepflug. Obwohl s schneiet, kommt er heit it. Mei Frau moint, i häb nemme alle Tassa im Schrank. Selber!
18. Dezember. Saukalt isch. Dr Spaß beim Schneeschaufla losst merklich noch. Mir dont alle Knocha weh. Dr Helmut lachet. So seis halt auf dr Alb! Schwätzer!
19. Dezember. Der Schneepflugfahrer schtoht mit ma Kässle vor der Haustür. Er sammlet für a Dorfkinderwinterfreizeit. I hon ihm mei Schneeschaufel auf dr Grend gschlaga. Etz isch er beleidigt. Selber schuld!
20. Dezember. Weils so kalt isch, zieah i mi warm a. A lange Unterhos, Trainingshos und drüber a Schneehos; zwoi Pullover und gfütterte Gummistiefel. Kaum bin i azoga, sott i biesela. Langsam nervt der Schnee!
21. Dezember. Wiedr schneiets. Dr Helmut schwätzt nemme mit mir, seit i versucht hon, sei Schneefräs zum klaua. Komischer Typ. Älbler!