Ich dachte, du liebst mich! - Alexandra Sellers - E-Book

Ich dachte, du liebst mich! E-Book

Alexandra Sellers

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Beschreibung

Cain hat den perfekten Körper, und die junge Künstlerin Hope kann einfach nicht anders: Sie fordert ihn auf, nackt für sie Modell zu sitzen. Tatsächlich sagt Cain zu! Eine heiße Affäre beginnt - die plötzlich zu Ende ist, als gegen Cain Anklage erhoben wird. Nur Hope kann ihn entlasten. Wird sie es tun?

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IMPRESSUM

Ich dachte, du liebst mich! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1998 by Alexandra Sellers Originaltitel: „Wife On Demand“ erschienen bei: Silhouette Books, New York Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 160 - 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Gabi Scheller

Umschlagsmotive: GettyImages_Kuzmichstudio

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733759056

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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PROLOG

„Was willst du hier?“ Cains tiefe Stimme vibrierte vor Zorn.

Hope hatte nicht mit einer freundlichen Begrüßung gerechnet, aber der schroffe Ton tat ihr weh. Sie widerstand jedoch dem Impuls zurückzuweichen. „Ich musste dich sehen.“

Cain lachte höhnisch. Er hatte sich geradezu Furcht erregend verändert. Die hageren Gesichtszüge, die Muskeln unter seinem T-Shirt und an den bloßen Armen traten viel ausgeprägter als früher hervor. Was Hope jedoch am meisten erschreckte, war die offensichtliche Veränderung in seinem Wesen.

Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen, während er sie musterte. Natürlich lag ihm nichts daran, ihr über diesen ersten Moment hinwegzuhelfen.

Hopes Beklemmung wuchs, als sie die betont gleichgültigen Blicke der Aufseher spürte, die die Gefangenen und ihre Besucher in dem kahlen Raum überwachten. Sie hatte geglaubt, Cain zu lieben. Doch liebte sie auch diesen Fremden, der da vor ihr stand?

Schließlich brach sie das Schweigen. „Du hast dich verändert.“

Er lächelte, doch seine Augen wirkten eiskalt. „Mehr Muskeln. Damit ich dich besser in meinen Armen halten kann, meine Liebe. Bist du deshalb gekommen?“

Während sein Blick sie zu durchbohren schien, stockte ihr bei seinen Worten der Atem. „Nein“, flüsterte sie.

Zornig funkelte er sie an. „Was willst du dann hier?“

Plötzlich legte Cain die Arme um Hope, eine Geste, die nichts Liebevolles oder Vertrautes mehr hatte. „Lass das!“, rief sie ärgerlich und versuchte, sich loszumachen.

„Wenn du dich nicht ruhig verhältst, führen sie mich ab.“ Sein Flüstern klang so drohend, dass Hope tat, was er verlangte. Da hob er eine Hand, um ihre Kehle zu umfassen. „Hast du nicht daran gedacht, was alles passieren könnte, bevor dir das Wachpersonal zu Hilfe eilt?“

„Nein.“

„Du glaubst wohl, du bist hier sicher.“ Er hielt sie immer noch in dieser grotesken Umarmung. „Das bist du nur, solange mich noch interessiert, was aus mir wird. Verstanden?“

Hope antwortete nicht. „Verstanden?“, drängte er. Dann ließ er sie abrupt los. „Wenn dir also etwas daran liegt, hier heil herauszukommen, dann gehst du jetzt und lässt dich nicht mehr blicken.“

Sie nahm all ihren Mut zusammen und hielt seinem Blick stand. Gegen ihren Willen wünschte sie sich plötzlich, Cain hätte sie geküsst.

„Geh endlich!“, fuhr er sie an.

Doch sie rührte sich nicht von der Stelle. „Ich habe etwas gefunden, das deine Unschuld beweisen könnte …“

1. KAPITEL

Hope hatte Cain Daniels schon verabscheut, ehe sie ihn zum ersten Mal persönlich kennenlernte. Sie hatte sich gerade in einer Schweizer Klinik von ihrer schweren Operation erholt, als ihr Vater sie mit der Mitteilung schockierte, dass er Cain eine Partnerschaft in seinem Unternehmen anbieten würde.

Hope verstand nicht, wie sich ihr Vater von diesem arroganten Menschen blenden lassen konnte. Cain erschlich sich den Platz, der eigentlich ihr zustand.

Dass Hope selbst ihren Vater zu dieser Entscheidung gezwungen hatte, sah sie nicht. Zu lange hatte sie gezögert, in die Firma einzutreten, weil die Aufgabe sie eigentlich gar nicht reizte. Ihr Vater hatte dies erkannt und entsprechend gehandelt.

Doch für sie war Cain der Eindringling, der sich wie ein Kuckuck ins gemachte Nest setzte.

Hope war zwölf Jahre alt, als ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam. Hope selbst wurde dabei schwer verletzt. Ihr Vater hatte ihr zunächst verschwiegen, dass sie von nun an nur unter Schmerzen und mit einem deutlichen Hinken würde gehen können.

Der Verlust der Mutter und ihr körperliches Handicap erklärten, warum Hope ein so enges Verhältnis zu ihrem Vater entwickelte. Wenn sie gefragt wurde, welchen Beruf sie ergreifen wollte, sagte sie immer: „Architektin, wie mein Dad.“ Und er nannte sie liebevoll: „meine kleine Partnerin.“

Als sie sich dann fünf Jahre später für eine berufliche Laufbahn entscheiden musste, kam nur ein Architekturstudium in Frage. Während ihrer Schulzeit war sie immer wegen ihrer künstlerischen Begabung aufgefallen. Was lag also näher, als dieses Talent in einen praktischen Beruf einzubringen?

Hope war immer eine intelligente Schülerin mit guten Noten gewesen. Doch zum Erstaunen ihres Vaters fielen ihre Prüfungsergebnisse am Ende des ersten Studienjahres auf der Universität von Toronto nicht gut aus. „Ich hatte zu viel Stress“, erklärte sie. „Jetzt brauche ich erst einmal Ferien. Nächstes Jahr bin ich bestimmt besser.“

Einige Kommilitonen planten eine Europareise, um Architekturbeispiele vor Ort zu studieren. Hope schloss sich ihnen an. Drei Wochen lang standen Schlösser und Kirchen auf dem Programm. Doch als die Gruppe nach Hause zurückkehrte, blieben Hope und eine Freundin in Frankreich, um an einem Malkurs teilzunehmen.

„Petrovsky ist der Leiter des Kurses“, berichtete sie ihrem Vater aufgeregt am Telefon. Vaclac Petrovsky war ein russischer Maler, den Hope sehr bewunderte.

Hopes Bilder gefielen dem Künstler. Durch seine Empfehlung wurde sie an einer exklusiven Schule in Paris aufgenommen. „Es ist nur für ein Jahr“, erklärte sie ihrem Vater. „Danach setze ich mein Architekturstudium fort.“

Ihr Vater hatte nichts dagegen. Er protestierte auch nicht, als sie um ein Jahr verlängerte und sich danach entschloss, Ferien zu machen. „Dann komme ich im August erholt nach Hause“, meinte sie.

Auf ihrer Ferienreise durch Südfrankreich hatte sie ihre Malutensilien dabei. In Cannes malte sie eine Yacht, die sich gegen starken Wind in den Hafen hereinkämpfte. Das Bild war eine überzeugende Darstellung der Naturgewalten.

Durch Zufall erfuhren die Besitzer der Yacht davon. Ehe Hope es so richtig begriff, hatte sie ihr erstes Bild verkauft und neue Aufträge bekommen. Sie malte Boote und Yachten und genoss den sonnigen Süden.

Eines Abends lernte sie bei einer Cocktailparty Raoul Spitzen kennen, einen Schweizer Arzt. Er fragte sie nach der Ursache ihres Hinkens und bot an, ihn einmal in der Praxis aufzusuchen. „Seit wann haben Sie das Gebrechen?“, fragte er während der Untersuchung.

„Seit meinem zwölften Lebensjahr.“

„War es ein Autounfall?“

„Ja, meine Mutter kam dabei ums Leben.“

„Haben Sie Schmerzen in der Hüfte?“

Hope nickte nur.

„Können Sie Geschlechtsverkehr haben?“

„Ich … ich dachte immer, das wäre unmöglich“, flüsterte sie. Sie hatte sich schon längst damit abgefunden, dass sie kein normales Leben führen konnte.

„Es mag schon Positionen geben, bei denen Sie keine Schmerzen haben, aber ich kann mir vorstellen, dass es für eine junge Frau nicht so einfach ist, ihrem Liebhaber erst einmal genaue Anweisungen zu geben“, meinte Raoul Spitzen verständnisvoll. „Ich denke, selbst wenn wir das Hinken nicht völlig beseitigen können, so können wir Ihnen doch wenigstens ein normales Leben ermöglichen. Sie werden schmerzfrei sein.“

Damit erfuhr Hopes Leben plötzlich eine Wendung. Die Operation in der Schweiz war nur der erste Schritt. Danach folgten Monate der Therapie, in denen sie lernen musste, sich zu bewegen. Der herrliche Blick aus ihrem Zimmerfenster in der Rehabilitationsklinik auf die Alpen inspirierte Hope zu immer neuen Bildern, sodass sie keine Langeweile kannte.

Ihr Vater reiste mehrmals zu ihr in die Schweiz. Bei einem seiner Besuche teilte er ihr mit, dass seine Partnerschaft mit Cain Daniels beschlossene Sache wäre. „Ich werde alt, Hope. Ich brauche einen Partner.“

Hope war verzweifelt. „Aber warum ausgerechnet er?“

Natürlich wusste sie, um wen es sich handelte. Wer in der Branche hatte noch nicht von dem jungen, aufstrebenden Cain Daniels mit seinen eigenwilligen Ideen gehört? Er hatte schon viele Kollegen mit seiner unverblümten Kritik vor den Kopf gestoßen.

„Weil er ein sehr guter Architekt ist“, erklärte Hal Thompson. „Er hebt sich wohltuend von der Masse ab und erinnert mich an meine eigenen wilden Jahre. Allerdings besaß ich damals nicht so viel Mut.“

Während seiner ganzen beruflichen Laufbahn hatte Hal Thompson eine Partnerschaft stets abgelehnt; selbst große Firmen hatten ihn nicht überzeugen können. Natürlich hatte Hope deshalb angenommen, er wollte keinen Partner, weil er ja eine Tochter hatte, die diesen Platz eines Tages einnehmen würde. Und nun war sie bitter enttäuscht worden.

Cain Daniels hatte ihren Platz eingenommen!

Es dauerte fast ein Jahr, bis Hope nach ihrem Schweizaufenthalt wieder nach Toronto zurückkehrte. Die erfolgreiche Operation hatte aus ihr einen neuen Menschen gemacht. Ohne Schmerzen und Hinken ging sie mit einem nie gekannten Selbstbewusstsein durchs Leben. Und nun – mit vierundzwanzig Jahren – lernte sie auch, ihre weiblichen Reize bewusst einzusetzen.

Was sie bisher nur aus der Beobachtung kannte, erlebte sie plötzlich persönlich. Mitten in einer lebhaften Unterhaltung fiel es ihr manchmal auf, wie ihre Beine bewundernd betrachtet wurden. Am Anfang war ihr das fast peinlich, doch dann brauchte sie nur an die Zeit vor der Operation zu denken.

Ich bin wie andere Frauen, freute sie sich dann, meine Beine werden angeschaut, weil sie schön sind, und nicht, weil ich hinke.

Für das Wochenende nach Hopes Heimkehr hatte ihr Vater eine Party geplant, zu der auch Cain eingeladen war. „Es ist Zeit, dass ihr euch kennenlernt“, meinte Hal Thompson. Der skeptische Blick seiner Tochter entging ihm nicht, doch er schwieg dazu.

Unter den Gästen waren viele Freunde und Bekannte aus früheren Tagen, die sich alle freuten, Hope wiederzusehen. Sie hatte sich sorgfältig zurechtgemacht, sodass sie der Bewunderung der Anwesenden gewiss sein konnte. Ein kurzes, enges Cocktailkleid aus schimmerndem schwarzen Satin betonte ihre Figur und brachte ihre schlanken Beine vorteilhaft zur Geltung.

Das rötlich-braune, perfekt geschnittene Haar fiel ihr in sanften Locken auf die nackten Schultern. Wie herrlich war es doch, eine attraktive Frau zu sein, die von allen bewundert wurde! Lange genug hatte sie mitleidige Blicke hinnehmen müssen; jetzt genoss sie es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

Doch dann wandten sich plötzlich alle Blicke von ihr ab und zur Tür. Aufgeregtes Getuschel erklang. Cain Daniels war erschienen.

Um Hopes Lippen stahl sich ein bitterer Zug. Das war also der viel gepriesene Wunderarchitekt! Da trat auch schon ihr Vater zu Cain, um ihn seiner Tochter vorzustellen. Hope musterte den Mann neugierig. Er war groß und schlank, mit dunkelbraunem Haar, das ihm vorwitzig in die Stirn fiel. Eine kaum zu zügelnde Energie schien von ihm auszugehen. Sein leichter Akzent, den sie nicht einordnen konnte, überraschte sie.

Während des Essens saßen sie sich gegenüber. „Wenn ich richtig informiert bin, Hope, dann waren Sie in einer Klinik in der Schweiz“, richtete Cain das Wort an sie.

„Ja.“

„Waren Sie schwer krank? Immerhin dauerte Ihr Aufenthalt mehrere Monate.“

„Ich habe mich von einer Operation erholt“, antwortete sie feindselig.

„Sie sehen ausgezeichnet aus. Die Erholung scheint Ihnen sehr gut getan zu haben.“

„In der Tat.“

„Aber für Ihre Karriere war so ein langer Auslandsaufenthalt bestimmt nicht förderlich.“ Er lehnte sich zurück und beobachtete Hope aus zusammengekniffenen, schwarzen Augen. Hope verstand nur zu gut, was er eigentlich ausdrücken wollte: dass er sie für ein verwöhntes reiches Mädchen hielt. „Womit haben Sie sich vor dem Krankenhausaufenthalt beschäftigt?“, fragte er weiter.

„Ich war auf Reisen und habe gemalt.“

„Oh, Sie sind Künstlerin?“ Nun machte er sich ganz offen über sie lustig. „Und, haben Sie schon eines Ihrer Werke verkauft?“

Sie lachte gezwungen, ignorierte ihn und wandte sich an die anderen Tischnachbarn. „Jeder, und wenn er nicht einmal weiß, wer Picasso war, maßt sich an, einen Künstler allein durch den materiellen Wert seiner verkauften Bilder beurteilen zu können.“

Nachdem sie einen Schluck Wein getrunken hatte, wandte sie sich wieder an Cain. „Ich habe meistens Aufträge von Freunden angenommen.“

„Porträts?“

„Nein, Yachten und Segelschiffe.“

Er lächelte verächtlich. „Haben Sie schon einmal ausgestellt?“

Hopes Hand zitterte vor Zorn, als sie zum Glas griff. „Im letzten Jahr hatte ich mehrere Ausstellungen in Cannes.“ Er brauchte ja nicht zu wissen, dass die Galerie einem Bekannten gehörte.

Cain gab sich beeindruckt. „Tatsächlich? Und haben Sie etwas verkauft?“

„Einige Landschaftsbilder.“ Niemals hätte sie ihn wissen lassen, wie glücklich sie damals gewesen war, einige Bilder nicht an Yachtbesitzer zu verkaufen. Zum ersten Mal hatte sie sich als Künstlerin bestätigt gefühlt.

„Aber das ist ja wunderbar!“ Er tat ganz begeistert. „Hal!“, rief er quer über den Tisch. „Du hast mir vorenthalten, dass deine Tochter eine erfolgreiche Künstlerin ist.“

„Na, du hast es ja selbst herausgefunden“, meinte Hal und musterte die beiden.

Nein! dachte Hope entsetzt, als ihr plötzlich dämmerte, welche Pläne ihr Vater wohl noch mit der Einstellung eines jungen, gutaussehenden Partners verfolgte.

„Vielleicht können wir das Gemälde für die Eingangshalle im ‚Concord House‘ bei Hope in Auftrag geben“, schlug Cain vor. „Dürfte ich mir Ihre Arbeiten einmal ansehen?“

Allein der Gedanke, ihm ihre Bilder zu zeigen, schockierte Hope. „Ich bin gerade erst angekommen“, meinte sie ausweichend, „und habe noch kein Atelier.“

„Aber Sie werden bestimmt eines einrichten.“

Ihr war klar, dass er sie nur provozieren wollte. „Ich weiß noch nicht.“ Damit sagte sie die Wahrheit, denn ihr Leben hatte sich so dramatisch verändert, dass sie noch keine konkreten Vorstellungen über ihre Zukunft hatte. „Es ist alles so schwierig“, wandte sie sich an die anderen Gäste. „Ich brauche noch etwas Zeit. Im Augenblick suche ich nur nach einer Überbrückung, bis ich zu einer Entscheidung gekommen bin.“

„Denkst du noch daran, dein Studium fortzusetzen?“, erkundigte sich eine der Bekannten. „Ich weiß noch, wie du immer davon gesprochen hast, bei deinem Vater mit einzusteigen.“

Hope glaubte, Sympathie für ihre Situation entdeckt zu haben, und lächelte dankbar.

„Sie wollten ins Geschäft Ihres Vaters einsteigen?“, fragte Cain erstaunt.

Hope nahm ihm seine Überraschung nicht ab. „Es kann Ihnen wohl kaum entgangen sein, dass Sie meinen Platz eingenommen haben“, empörte sie sich.

„Das stimmt nicht ganz mit der Version überein, die ich kenne. Ich dachte, dass Sie lieber reisen als studieren, und dass daher der Platz als Geschäftspartner Ihres Vaters frei war.“

Tief verletzt wandte Hope den Blick ab.

Eine andere Bekannte kam ihr zu Hilfe. „Ich bin sicher, dass hier irgendjemand einen Job zur Überbrückung für dich finden wird, Hope. Nicht wahr?“ Sie schaute in die Runde.

Hope wandte sich dankbar an sie. „Ja, ich glaube, ein Job ist genau das Richtige für mich.“

Das Schicksal schien es doch gut mit Hope zu meinen, als kurz darauf das Telefon klingelte. Als ihr Vater nach dem Anruf zurückkehrte, berichtete er, der Mann einer seiner Sekretärinnen habe angerufen: Eleanor läge mit gebrochenem Bein im Krankenhaus.

„Aber damit haben wir ja den perfekten Job!“ Cain wandte sich an Hope. „Warum springen Sie nicht für Eleanor ein? Damit haben Sie einen Draht zur Architektur und gleichzeitig etwas zu tun.“

Hope spürte, dass sein Vorschlag als Herausforderung zu verstehen war. Er wollte beweisen, dass sie das verwöhnte, reiche Hätschelkind war, das keine Lust zu regelmäßiger Arbeit hatte.

Vielleicht ist ja tatsächlich ein Körnchen Wahrheit daran, gestand sich Hope ein.

Dieser Gedanke half ihr bei der Entscheidung: Sie nahm den Vorschlag an.

2. KAPITEL

Das Lebenswerk Isaac Roses war seine antiquarische Büchersammlung, die von Gelehrten aus der ganzen Welt geschätzt wurde. Nach seinem Tod vermachte er die Sammlung der Stadt Toronto. Außerdem hatte er einen millionenschweren Fonds für den Bau der Rose-Bibliothek gestiftet.

Cain Daniels, Teilhaber der neuen Firma „Thompson-Daniels“, hatte die Anteilseigner mit seinem Entwurf so begeistert, dass er den Zuschlag erhielt. Vielen Bürgern gingen die kühnen Pläne zu weit, und auch der Großteil der Architekten sprachen sich gegen das Projekt aus.

Cain hatte die Ideen des Stifters konkret umgesetzt und einen Bau in Form einer Rose entworfen. Die Blüte bestand aus einer Glaskonstruktion, während der darunter liegende Teil, komplett aus Zedernholz, den Stil symbolisierte.

Der Bau war schon weit fortgeschritten, als Hope die Arbeit bei ihrem Vater aufnahm. Der Holzunterbau stand, und die Träger für die gewölbten Glasteile waren errichtet. Das umstrittene Projekt war ständiges Thema in den Medien. Von all dem hatte Hope nichts gewusst.

Gegen ihren Willen faszinierte sie das knapp zwei Meter hohe Modell der Rose-Bibliothek, das in der Empfangshalle von „Thompson-Daniels“ stand. Alle Vorbehalte gegen Cain konnten nichts daran ändern, dass das halbfertige Gebäude für Hope zu den beeindruckendsten Bauwerken gehörte, die sie jemals gesehen hatte. In der Mittagspause spazierte sie oft zur Baustelle, um den Arbeitern zuzusehen. Trotzdem änderte diese Bewunderung für Cains Arbeit nichts an ihrer Abneigung gegen ihn.

Ihr Vater sprach von Cain wie von einem Sohn. Er schien der festen Meinung zu sein, dass Hope eines Tages ihre Zuneigung zu ihm entdecken würde. Von ihm erfuhr sie auch Einzelheiten über Cains Vergangenheit, der in der Tschechoslowakei geboren war, wo seine Mutter als politische Gefangene starb, als er fünf Jahre alt war. Sein Vater war mit Cain nach Kanada geflüchtet, dort aber nie richtig heimisch geworden und ließ bei seinem Tod einen mittellosen Siebzehnjährigen zurück.

Wenn sich zwischen ihrem Vater und Cain nicht eine so starke Vater-Sohn-Beziehung entwickelt hätte, wäre Hopes Ablehnung vielleicht geringer gewesen. Doch so fühlte sie sich um einen Teil der Zuneigung gebracht, die eigentlich ihr zustand.

An ihrem ersten Arbeitstag lud Hal Thompson die beiden zum Mittagessen ein. „Wohin gehen wir?“, erkundigte er sich gegen halb eins, da er Hope die Wahl überlassen hatte.

„Ins ‚Rotunda‘“, antwortete Hope. Norman Cooper, der Architekt von Torontos neuestem Restaurant, galt als einer der Gegner von Cain.

Wie würde Cain auf ihre Wahl reagieren? Sie sah neugierig zu ihm hoch. Mit undurchdringlicher Miene erwiderte er ihren Blick.

„Aha“, sagte Hal nur, dann folgte gespanntes Schweigen.

„Ist es euch nicht recht?“, erkundigte sich Hope unschuldig.

„Doch, doch“, versicherte Hal hastig.

Cain musterte Hope, was sie zu ihrem Ärger nervös machte. „Sie waren noch nie dort?“

„Nein, aber ich habe schon viel davon gehört, deshalb möchte ich es kennenlernen.“ Er lächelte geheimnisvoll.

Das ‚Rotunda‘ befand sich in der obersten Etage eines dreißigstöckigen Gebäudes. Es war ein runder Bau mit einer enormen Glaskuppel. Die Tische waren über zwei Etagen angeordnet. Als Hal mit Cain und Hope aus dem Lift trat, wurden sie von einer überraschenden Geräuschkulisse empfangen. Selbst um die Mittagszeit war das Restaurant fast ausgebucht.

Der Kellner führte sie eine geschwungene Treppe hinauf in den oberen Stock. Hier war der Fußboden aus Rauchglas, das durch Kreise aus Klarglas unterbrochen wurde. So konnte man immer wieder direkt einen Blick in die untere Etage werfen. Aber natürlich auch von unten hinaufsehen, wie Hope bemerkte, als vier Männer neugierig nach oben schauten, als sie in ihrem Minirock über ein solches Feld ging.

Als sie an ihrem runden Glastisch Platz nahmen, sah sich Hope interessiert um. Es gab kaum gerade Linien. Normans Motto schienen Kreise und geschwungene Linien zu sein, die in der Glaskuppel alle nach oben strebten, um sich im Zentrum zu treffen. „Nun, was halten Sie davon?“, erkundigte sich Cain.

„Unglaublich beeindruckend!“, begeisterte sie sich, wobei sie sich vorbeugte, um verstanden zu werden. „Es ist ein Meisterwerk, findest du nicht auch, Dad?“

Cain hielt die Augen halb geschlossen, als ob er seine Reaktion auf Hopes Begeisterungssturm verbergen wollte. Er wird doch nicht neidisch auf seinen Kollegen sein? freute sich Hope insgeheim und fuhr fort, den Bau überschwänglich zu loben. Bis sie plötzlich merkte, dass Cain nur mit Mühe ein Lachen unterdrückte.

„Ihnen kann das hier natürlich nicht gefallen“, versetzte sie hitzig.

„Da widerspreche ich Ihnen nicht“, meinte er leichthin.

Hope ärgerte sich, dass sie sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. „Und warum nicht? Weil Sie es nicht gebaut haben?“

„Ich bin sicher, Sie wünschen nicht, dass ich mich wiederhole.“

Der Kellner servierte die Getränke. Als er wieder gegangen war, fragte Hope: „Wie meinen Sie das?“

„Haben Sie meinen Artikel nicht gelesen, der so viel Wirbel verursachte?“

„Welchen Artikel?“

Nun schaltete sich Hal Thompson ein. „Cain wurde gebeten, anlässlich der Eröffnung einen Artikel über das Bauwerk zu schreiben. Ich fürchte, Norman nimmt ihm seine Ausführungen immer noch übel.“

„Sieh an, Zeitungsartikel schreiben Sie auch noch“, stellte Hope mit gespielter Bewunderung fest. „Da ich den Artikel leider nicht kenne, könnten Sie mir Ihre Beanstandungen bitte nennen, denn ich kann keine Mängel entdecken.“

„Auch nicht, als Sie die durchsichtigen Glaseinsätze im Fußboden vermieden?“

Hope wunderte sich, dass er dies bemerkt hatte. „Aber das kann man doch wohl kaum dem Architekten verübeln. Der Kellner hätte mich um die Einsätze herum führen sollen.“