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Dieses wunderschöne Buch versammelt die besten Gedichte, die der Erfinder von Pu dem Bären für seinen Sohn schrieb: gereimte Erzählungen, Fabeln und Spaßgedichte – zeitlos, umwerfend witzig und voller Wärme. "Einer der schönsten Gedichtbände. Nicht nur für Erwachsene." Kulturmagazin Point Mit über zweihundert farbigen Originalillustrationen!
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Seitenzahl: 67
A. A. Milne
Ich und Du, der Bär heißt Pu
Gedichte
Aus dem Englischen von Christa Schuenke
Mit Illustrationen von Ernest H. Shepard
Für Christopher Robin Milne oder, wie er sich selbst zu nennen pflegt, BILLYMOON, dem dieses Buch, an welchem er so großen Anteil hat, in aller Bescheidenheit gewidmet ist.
Zuerst (aber inzwischen habe ich es mir anders überlegt) wollte ich jedem dieser Gedichte eine kleine Vorbemerkung voranstellen, genau wie William Wordsworth, der seinen Lesern immer gern mitgeteilt hat, wo er sich gerade aufhielt und mit welchem seiner Freunde er eben spazieren ging und worüber er just nachgedacht hatte, als ihm die Idee zu dem jeweiligen Gedicht kam. Hier in diesem Buch werdet Ihr, falls Ihr überhaupt so weit kommt, ein paar Zeilen über einen Schwan finden, und in der Vorbemerkung hätte ich Euch erklären müssen, dass Christopher Robin diesen Schwan, den er übrigens jeden Morgen füttert, auf den Namen »Pu« getauft hat. Das ist ein sehr schöner Name für einen Schwan, denn wenn man ihn ruft und er kommt nicht (was Schwäne ja nun einmal so an sich haben), kann man so tun, als hätte man bloß mal »Pu!« gesagt, einfach so, damit der Bursche sieht, dass er einem herzlich schnuppe ist. Und dann hätte ich Euch noch erzählen müssen, dass zu dem See, auf dem dieser Pu ist, jeden Nachmittag sechs Kühe kommen, um dort zu saufen, und die sagen natürlich »Muh«, wenn sie da sind. Und eines schönen Tages, als ich mit meinem Freund Christopher Robin spazieren ging, hab ich so bei mir gedacht: Muh, das reimt sich auf Pu! Da müsste sich doch ein kleines Gedicht draus machen lassen. Ja, und dann habe ich über den Schwan auf seinem See nachgedacht; und als Erstes habe ich gedacht, so ein Glück aber auch, dass er Pu heißt; und dann hab ich nicht mehr weiter drüber nachgedacht … und auf einmal war es da, das Gedicht, aber ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte …, und heute kann ich zu diesem Gedicht nur sagen, dass ich es überhaupt nicht geschrieben hätte, wenn Christopher Robin nicht gewesen wäre; und zu den anderen kann ich eigentlich auch nichts weiter sagen. Und darum passen diese ganzen Gedichte hier auch so gut zusammen, weil sie alle miteinander Freunde von Christopher Robin sind; und wenn ich eins weggelassen hätte, weil es nicht ganz so gut gelungen war wie das davor, dann hätte ich das davor auch weglassen müssen, weil es nicht ganz so gut gelungen war wie das nächste, was allerdings für alle zusammen eine große Enttäuschung gewesen wäre.
Und noch etwas. Ihr mögt Euch mitunter fragen, wer eigentlich aus diesen Versen spricht. Ist es der Verfasser, jenes zwar merkwürdige, aber vollkommen uninteressante Wesen, oder ist es Christopher Robin oder irgendein anderes Kind, oder ist es vielleicht die Nörsie, unsere Kinderfrau, die man eigentlich Nurse schreibt, oder ist es etwa der Hu? Ich weiß ja nicht, ob Ihr dem Hu schon mal begegnet seid, aber der gehört zu diesen seltsamen Kindern, die am Montag aussehen, als ob sie vier sind, am Dienstag wie acht und am Samstag sind sie in Wirklichkeit schon achtundzwanzig; das ist so einer, bei dem man nie weiß, ob er heute das R richtig aussprechen kann. Er hat großen Anteil an diesen Gedichten. Ja, wirklich, man könnte fast sagen, dieses Buch ist ganz allein das Werk von Christopher Robin, Hu und Mr. Shepard, der die Bilder gezeichnet hat. Sie haben sich mehrfach höflich beieinander bedankt, und jetzt möchten sie Euch dafür danken, dass sie bei Euch zu Hause sein dürfen. »Tausend Dank, dass Ihr uns eingeladen habt. Wir sind schon zur Stelle.«
A.A.M.
Vorne, wo die schmale Gasse
Mündet in die breite Straße
Und die Füße, Schritt für Schritt,
Machen »Twitt-twitt-twitt«,
Wer kommt denn da? Ich hör’s am Schritt:
Ein Paar Schnürschuh, das ist Nörsie,
Ein Paar Slipper, das ist Percey …
Twitt! Twitt! Twitt!
Wachablösung vorm Buckingham Palace –
Christopher Robin war da mit Alice.
Alice heiratet mal einen Soldat,
»Weil so ein Soldat nichts zu lachen hat«,
Sagt Alice.
Wachablösung vorm Buckingham Palace –
Christopher Robin war da mit Alice.
Die Soldaten haben nicht mit der Wimper gezuckt.
»Der Major hat bloß auf die Socken geguckt«,
Sagt Alice.
Wachablösung vorm Buckingham Palace –
Christopher Robin war da mit Alice.
Der König kam nicht raus. Der blieb drinnen sitzen.
»Der liebe Gott soll ihn trotzdem beschützen«,
Sagt Alice.
Wachablösung vorm Buckingham Palace –
Christopher Robin war da mit Alice.
Im Park gibt’s oft Feste, da trifft sich die Welt.
»Ich wär nicht gern König, nicht für noch so viel Geld«,
Sagt Alice.
Wachablösung vorm Buckingham Palace –
Christopher Robin war da mit Alice.
Da war wer am Fenster, doch nicht Majestät.
»Der unterschreibt Akten von früh nur bis spät«,
Sagt Alice.
Wachablösung vorm Buckingham Palace –
Christopher Robin war da mit Alice.
»Sag, ob der König wohl weiß, wer ich bin?«
»Na klar! Doch jetzt trink deinen Tee; setz dich hin!«,
Sagt Alice.
John hat
Ganz, ganz hohe
Wasserdichte
Gummistiefel;
John hat einen
Ganz, ganz großen
Wasserdichten
Hut;
John hat einen
Ganz, ganz weiten
Wasserdichten
Regenmantel –
Und das
(Sagt John)
Ist
Gut.
Fällt euch denn kein Name ein
Für den Bilch, den ich heut fing?
Seine Augen sind sehr klein,
Doch sein Schwanz – ein Riesending.
Manchmal, da nenn ich ihn Schlimmer Joe,
Weil, sein Schwanz geht erst so
Und dann so –
Und dann so.
Und manchmal, da nenn ich ihn Schlimmer Jack,
Weil, sein Schwanz geht vom Po noch sooo lang weg.
Und manchmal, da nenn ich ihn Schlimmer Jim,
Weil ich weiß, er hört’s gern, sag ich Schlimmer zu ihm …
Ach was, ich taufe ihn einfach Tim,
Ich find ihn nämlich gar nicht schlimm.
Ich ging mal spazieren, da traf ich ’nen alten
Mann, und wir haben uns unterhalten,
Der Mann und ich.
»Wohin des Wegs, du Mann?«, wollt ich wissen
(Frag ich im Vorbeigehn, was man halt so spricht).
»Ins Dorf«, sagt er, »werd Brot kaufen müssen.
Willst du mitkommen, Kleiner?« »Nein, will ich nicht.«
Ich ging mal spazieren, da traf ich ’nen alten
Gaul, und wir haben uns unterhalten,
Der Gaul und ich.
»Wohin des Wegs, du Gaul, heute Morgen?«
(Frag ich im Vorbeigehn, was man halt so spricht.)
»Ins Dorf«, sagt er, »hab Heu zu besorgen.
Willst du mitkommen, Kleiner?« »Nein, will ich nicht.«
Ich ging mal spazieren, da traf ich ’ne alte
Frau, und – richtig – ich unterhalte
Mich mit der Frau.
»Wohin des Wegs, Frau, so früh am Tag?«
(Frag ich im Vorbeigehn, was man halt so spricht.)
»Ins Dorf, ich brauch Gerste«, erwidert sie. »Sag,
Willst du mitkommen, Kleiner?« »Nein, will ich nicht.«
Kaninchen traf ich, die am Wegesrand spielten.
Ihr ahnt schon, dass wir uns unterhielten,
Die Kaninchen und ich.
»Wohin des Wegs, ihr bepelzten Gesellen?«
(Frag ich im Vorbeigehn, was man halt so spricht.)
»Ins Dorf, denn wir müssen noch Hafer bestellen.
Willst du mitkommen, Kleiner?« »Nein, will ich nicht.«
Ich ging mal spazieren, da traf ich ein Hündchen.
Wir unterhielten uns ein paar Sekündchen,
Das Hündchen und ich.
»Wohin des Wegs hier im Sonnenschein?«
(Frag ich im Vorbeigehn, was man halt so spricht.)
»In die Berge, rumtollen und lustig sein.«
»Mit dir geh ich mit, Hündchen«, sagte ich schlicht.
Wenn die Sonne
Scheint durch die Blätter vom Apfelbaum,
Wenn die Sonne
Schatten macht aus den Blättern vom Apfelbaum,
Geh ich, tapp, tapp, tapp,
Im Grase auf und ab.
Geh von einem Blatt zum andern,
Muss von Blatt zu Blättchen wandern,
Tapp, tapp, tapp!
Ich gehe auf und ab!
Ernest war ein Elefant, ein Prachtstück seiner Art,
Leo war ein Löwe, und sein Schwanz ging um die Ecke,
Georgie war ein Ziegenbock mit einem gelben Bart,
Und James war eine ganz, ganz kleine Schnecke.
Leo hatte einen Käfig mit starken Eisenstäben,
Ernest gar ein ganzes Haus mit furchtbar dicken Mauern,