Im Bannkreis des Ouroboros - Manfred Geerligs-Wilm - E-Book

Im Bannkreis des Ouroboros E-Book

Manfred Geerligs-Wilm

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Der Roman führt in Abgründe menschlicher Persönlichkeit und in modernste Erkenntnisse der Forensik. Schwerpunkte sind die forensische Entomologie - Prä- und postmortale Leichenbesiedlung durch Insekten - und neueste Ergebnisse zu DNA-Analysen.

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Seitenzahl: 104

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Ein Roman ist wie ein Abenteuer, in das man eintaucht ohne zu wissen, mit welchem Erkenntnishorizont man es wieder verlässt. Gerade diese Ungewissheit erzeugt das Spannungsfeld, das wir von einem Roman erwarten!

Hinter dem menschlichen Erscheinungsbild liegen Abgründe im Verborgenen.

Manfred Geerligs-Wilm

Im Bannkreis des Ouroboros

© 2024 Manfred Geerligs-Wilm

Website: geerligs.eu

Lektorat von: J.Wichmann; U.Wilm

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Manfred Geerligs-Wilm, Schillerstraße 14a, 84547 Emmerting, Germany.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Das verborgene Mysterium

Der grausige Fund

Dr. MoF in Aktion

Spurensicherung

Unfallanalyse

Ein herber Rückschlag

Dr. MoFs grandiose Analyse

Vernehmung der Nachbarschaft

Der Zwillings-Verdacht

Mutmaßlich beteiligte Person

Die Geheimfächer

Das Geheimnis der Video Digicam

Spektakuläre Dokumente

Die Gerichtsverhandlung

Ein Besuch in der JVA

Zwei PC-Accounts

Geheimnisvolle Tagebücher

Die Mordtat einer Ermordeten

Besuch bei den DNA-Instituten

Enttäuschung und Erleichterung

Der Besuch bei der Freien Universität Amsterdam

Der verflixte Schriftfluss

Engels Vision

Eine unerwartete Wendung

Die gruselige Entdeckung

Rätselhafte Botschaften

Entlarvende Erkenntnisse

Der Schlüssel zum Geheimnis

Abgründe krankhaften Handelns

Aufklärung des Mysteriums

Die Beisetzung

Handelnde Personen, nachnamensortiert

Erklärung der Objekte und Begriffe, namensortiert

Quellenverzeichnis

Im Bannkreis des Ouroboros

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Titelblatt

Urheberrechte

Das verborgene Mysterium

Quellenverzeichnis

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Das verborgene Mysterium

Kommissar Beyer sitzt über Schriftstücke gebeugt an seinem Schreibtisch und versucht deren Inhalte zu ergründen. Mittlerweile nennt man ihn den Fetzentandler, wie in Bayern scherzhaft Lumpensammler genannt werden. Doch im wortwörtlichen Sinne traf das die Sache ziemlich genau. Irgendjemand muss sich um diese, im wahrsten Sinne des Wortes Schriftstücke, kümmern. Franziskus Beyer, meist Fiskus genannt, weil er sich mitunter akribisch wie ein Finanzbeamter gibt, hatte Fragmente davon vor sich auf seinem Schreibtisch ausgebreitet und ihnen Nummern zugeordnet, um sie später identifizieren und sortierten zu können. Schließlich soll dieser Fall vollständig aufgeklärt werden. Dazu brauchten sie die gesamte Leidensgeschichte des jungen Opfers. Nicht nur Beyer rätselte, wie man auf diese absurde Idee kommen kann, seine Geschichte auf diese Art zu verewigen. Eine Art Klageschrift in Form eines Tagebuchs hätte doch gereicht, dachte anfangs das gesamte Kommissariat. Hinterher war man natürlich schlauer. Es muss unendliche Mühe gekostet haben, die Passion in dieser Form niederzuschreiben – Bahn für Bahn nebeneinander, sodass sich alles hinterher fügt, wie aus einem Guss – ein riesiges Schriftstück, dessen Zeilen sich über die gesamte Wandbreite erstrecken, um dann, Meter davon entfernt, fortgesetzt zu werden. Dazu braucht es Genie - oder Wahnsinn. Über wieviel Vorstellungskraft muss jemand verfügen, um ein derartiges Kunstwerk anfertigen zu können. Geschmackvoll waren die Muster auf der üblichen Betrachterseite ja, das muss man der Person lassen. Doch niemand wäre auf die Idee gekommen, auf der verborgenen Seite nachzuschauen. So verrückt war niemand von der Kripo Miesstadt. Allenfalls die Vorderseite hätte man unter Augenschein genommen, wenn überhaupt, doch niemals die Rückseite - hätte nicht dieser Fetzen der Wandtapete abgestanden, den Beyer beim Vorübergehen im Augenwinkel erfasste. Nach Spuren einer Auseinandersetzung hatte er gesucht. Dabei war er beim Wenden des Fetzens auf Schriftzeichen gestoßen. Seine erste Reaktion war es, den Fetzen an die Wand fest anzudrücken, um sich im Raum weiteren Untersuchungen zu widmen. Ein Glitzern in der Glasscheibe des Küchenfensters, durch das Sonnenlicht fiel, hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Doch selbst beim Nähertreten ließ sich die Ursache nicht erkennen. Dafür machte sich die einmal entdeckte Schrift auf der Tapetenrückseite in seinem Kopf selbstständig. Je weiter er sich vom Fetzen entfernte, desto stärker zog er ihn an. Er hatte bereits einige Meter Abstand gewonnen, als er sich zum abstehenden Fetzen umsah, als hätte ihn dieser aufgefordert, zurückzukehren – wie ein Hilfeschrei. Beyer wäre viel Mühe erspart geblieben, hätte er sich gesträubt, dem vermeintlichen Ruf nachzugeben. Doch dann wäre die Aufklärung dieses Falls auf der Strecke geblieben. Wenn sich seine Vermutung bestätigen sollte, hätten sie es hier mit dem Kleinod eines Psychogramms zu tun, das keinesfalls ungenutzt bleiben durfte. Lange hatten sie überlegt, wie dieses vermeintliche Schriftmonster unbeschadet geborgen werden kann. Wie sonst üblich zu verfahren verbot sich in diesem speziellen Fall. Beim Bestreichen der Tapete mit Wasser von außen, um sie anschließend abzuziehen, zerflösse die Schrift zur Unkenntlichkeit. Dann könnten sie sich die Mühe gleich sparen. Erste Analysen der Tapeten-Unterseite ergaben, dass über die Schrift ein transparenter Schutzfilm gelegt worden war, damit sie sich beim Bestreichen mit Tapetenkleister nicht anlöst. Viel Mühe hatte sich der Schriftsteller oder die Schriftstellerin der Botschaft gemacht. Dabei wurde größten Wert darauf gelegt, dass der Text erhalten bleibt, während die Tapete an die Wand angelegt wurde. Nur wofür? Soviel stand fest: Bei behutsamem Vorgehen ließ sich die Schrift erhalten. Die Methode, mit der sie dem Text beizukommen gedachten, war die, dass sie am obersten Ende der Tapetenbahn mit einer Kanüle durch die Tapete hindurchstechen und Wasser mittels Spritze in den dahinter liegenden Wandputz drücken. So löse sich der Tapetenkleister auf der Rückseite, wodurch dieser aufweiche und die Tapetenbahn zum gekommenen Zeitpunkt langsam von der Wand abgezogen werden könne. Und genau so gelang ihnen letztlich das Kunststück, die Tapete, Bahn für Bahn, und nahezu vollständig von der Wand abzulösen. Lediglich an einigen Stellen blieben Tapetenreste am Putz der Wand haften, die kleinteilig abgezogen werden mussten, über die sich Beyer an seinem Schreibtisch beugte.

Die vollständig abgelösten Tapetenbahnen hängten sie später an Wände des Besprechungsraums auf. Der Polizeifotograf lichtete sie im festgelegten Schema, Abschnitt für Abschnitt, mittels Spiegelreflex-Kamera ab und notierte sorgfältig die Bildnummern.

Anhand dieser Dokumente, so die Hoffnung Beyers, ließe sich die grausame Tat im Keller dieses Hauses rekonstruieren, und der Täter dingfest machen.

Der grausige Fund

Beyer wendet sich an den Leiter der Mordkommission: „Als ich am Mittwoch den 30. Juni in den Fall eingeschaltet wurde, vermittelte der erste Eindruck am Tatort für mich kein eindeutiges Bild. Die Position des Opfers am Fundort sprach für einen unglücklichen Umstand, der zum Tod der jungen Dame führte. Im Nachhinein musste ich meinen Irrtum eingestehen. Doch ich bin sicher, auch andere wären anfangs einem Fehlurteil aufgesessen. Schließlich ist Miesstadt einer von vielen gewöhnlichen Orten der Welt, wo Menschen friedliebend und unauffällig in ihren Siedlungen aus Einfamilien- und Reihenhäusern nebeneinander wohnen. Sie gehen verschiedenen Tätigkeiten in Alltag und Beruf nach. Außer bei Auffälligkeiten nimmt man seine Nachbarschaft kaum wahr. Hin und wieder gehen wir einem Wohnungseinbruch nach oder schlichten Ruhestörungen. Ansonsten nimmt die Geschäftigkeit der Bewohner ihren gewohnten Gang“.

Der Fall kam ins Rollen, als der Nachbarin zur Linken, in der Asternstraße 5, auffiel, dass die Grüne Kiste vom Bio-Lieferservice seit Tagen vor der Haustür des Nachbarhauses Nummer 7 steht. Die alte Dame meldete sich telefonisch beim Polizeirevier und erklärte den Sachverhalt. Am darauf folgenden Tag hielt ein Wagen der Polizeistreife vor ihrer Haustür, um sich nach den Details ihrer Beobachtung zu erkundigen. Weil die Grüne Kiste noch immer nicht übernommen wurde, klingeln die Polizeibeamten an der Haustür von Nummer 7. Doch niemand öffnet. Vielleicht, so die Überlegung der Beamten, sei die Dame verreist und habe lediglich vergessen, die Grüne Kiste abzubestellen. Die Nachbarin wiegelt ab. Die Kiste sei stets umgehend übernommen worden. Schließlich sei Frau Lindner eine umwelt- und pflichtbewusste Bürgerin. Sie habe nicht einmal erlebt, dass es bei ihr Unregelmäßigkeiten gegeben habe, versichert die Nachbarin. Sie könne ja in einen Unfall verwickelt worden sein und im Krankenhaus behandelt werden, zog ein Beamter in Erwägung. Das lässt sich aber nachprüfen. Von seinem Diensttelefon wählt der Beamte die Rufnummer der Anmeldung des städtischen Krankenhauses. Dort versichert man ihm, dass eine Jana Lindner weder aufgenommen wurde, noch in der Ambulanz versorgt werde. Der Beamte bedankt sich und legt auf. Die Streifenpolizisten beschließen, das Haus von Frau Lindner zu begutachten, ob Auffälligkeiten auszumachen seien. Bei ihrem Rundgang stellen sie fest, dass in der Küche Licht über der Arbeitsplatte brennt. Das bedeutet, dass jemand im Haus sein muss. Weder scheint Jana Lindner verreist, noch in der Stadt unterwegs zu sein. Doch so sehr sie auch Ausschau halten, können sie keine Bewegungen im Haus erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Grundstücks halten die Beamten vor einem Kellerfenster inne. Von unten schimmert schwach Licht herauf. Als sie sich bücken, um im Dämmerlicht etwas erkennen zu können, vernehmen sie sonores Brummen, als hätten sie einen Hornissenschwarm bedroht. Erst jetzt entdecken sie das dicht mit Fliegen besetzte Kellergitter, aus dem Verwesungsgeruch quillt. Eine gute Stunde später stand die Einheit der Spurensicherung aus Aiderstedt vor der Haustür, von Miesstädter Beamten gewaltsam geöffnet. Beim Öffnen der Kellertür schlugen den Beamten das Brummen aufgescheuchter Fliegen und beißender Verwesungsgestank entgegen. Ein Schwarm irritierter Tiere nutzte die Gelegenheit, um die Köpfe der Beamten herum das Weite zu suchen, während die versuchten, die Flüchtenden durch Fuchteln der Hände von den Gesichtern fernzuhalten. Schnell schlossen die Beamten die Kellertür, um ihnen den Fluchtweg zu versperren. Sie wollten vor der Tür warten, bis Hauptkommissar Seewald eintrifft.

Dieser Fall riss die Bevölkerung aus ihrem Alltagstrott.

Bereits am ersten Tag der Entdeckung berichtet die Tagespresse über diesen merkwürdigen Unfall, der bei näherem Hinsehen Rätsel aufgebe.

„Es steht jedem frei“, bemerkt Beyer, „in seinem Keller nach Belieben aufzubauen, was ihm gefällt, sofern er andere Bewohner nicht gefährdet. Hier lag die Bedrohung aber eher in der für die Bewohner selbst. Was mag den Konstrukteur dieser Anordnung bewogen haben, eine Phalanx von nach oben gerichteten, rasiermesserscharfen Klingen unter dem Ende der Kellertreppe anzuordnen – und zu welchem Zweck? Die Zeiten, in denen man sich schuldbewusst ins eigene Schwert stürzt, gehören doch wohl der Vergangenheit an.“ Die blutüberströmte, von Klingen durchbohrte Leiche, bot bei ihrer Entdeckung, Tage nach dem Sturz, ein grausiges Bild der Vergänglichkeit menschlichen Daseins. Selbst durch die eng vergitterten Fenster der Kellerräume des Hauses hatten es die Fliegen geschafft, sich, dicht gedrängt, ihren Teil am Festmahl zu sichern und willkommene Plätze zur Eiablage aufzusuchen. Die klaffenden Wunden des Körpers luden die Insekten geradezu ein, sich in ihnen niederzulassen.

„Wir werden ein Sonderkommando aufstellen, um den Fall, gemeinsam mit unserer Gerichtsmedizin zu untersuchen“, erklärt Robert Seewald, der soeben eingetroffen war. „Wir haben MoF bereits informiert“, fährt Seewald, Leiter der Mordkommission von Aiderstedt fort, während er die wild umherschwirrenden Fliegen abwehrt, „sie soll den Todeszeitpunkt bestimmen!“ „Wen haben Sie informiert?“, fragt Beyer. „Soll das heißen, Sie kennen MoF nicht - Mom of Flys – unsere Mutter der Fliegen!“, fragt Seewald verwundert. „Wollen Sie damit sagen, sie flattert direkt hierher zum Tatort!“, witzelt Beyer. „Doktor Maria Kowiak, Entomologin im Dienst der Wissenschaft und der Polizei. Sie ist Spezialistin für den Insektenbefall von Leichen. Anhand der Art der Insekten und den Entwicklungsstadien ihrer Brut kann sie den Todeszeitpunkt recht genau bestimmen!“, erklärt Seewald. „Ja, der ist auch für uns von entscheidender Bedeutung!“, stimmt Beyer dem Leiter der Mordkommission zu. „Wenn sie anrückt, sollten Sie in Deckung gehen, mein Lieber. Sie führt hier das Regiment der Spurensicherung – und fassen Sie ja nichts an, Beyer, sonst macht MoF Sie zur Schnecke! Vor allem – stellen Sie sich gut mit ihr – es gibt auf der Welt lediglich eine Handvoll dieser Spezialisten!“, mahnt Seewald den Kommissar zur Disziplin.

Kaum dass Seewalds Belehrung endet, ruft eine energische Stimme von oben: „Pfoten weg, meine Herrschaften. Alles hört auf mein Kommando!“