12,99 €
»Ganz außerordentlich wundervolle Dichtung.« Matthias Ehlers, WDR 5 Zwei Orte, zwei Jahreszeiten, zwei Personen in zwei Teilen eines Ereignisses. Das trockene und das feuchte Element, Hell und Dunkel, Innen und Außen, Belebtes, Unbelebtes, Wiederbelebtes und Nichttotzukriegendes bilden die Dichotomien und Isotopien dieser Gedichte, durch die die Tiere ziehen und die Gestirne – denn alles spielt sich gleichzeitig im Himmel und auf Erden ab. Wörtliche und prophetische Rede, untermalt von etwas Musik, ein Gegenübertreten von Sommer und Winter. Auch mit ihrem dritten Gedichtband beweist Judith Zander, dass sie eine Meisterin der kurzen Strecke ist.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 34
Judith Zander
im ländchen sommer im winter zur see
Gedichte
Mit Fotografien der Autorin
dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
Maiwind, so weicher,
Und Sommerwind, reicher,
Ich lasse dir Haar und Gesicht.
Doch willst du mir Sturm sein
Und reißt mir das Dach ein,
Ich beug mich dir lange noch nicht.
Wirst mir die Trauben,
Die blauen, nicht rauben,
Ich brauche im Winter den Wein.
Willst du wen jagen,
Geh mir an den Kragen,
Komm her!
Zsusza Koncz, He, fang mich ein
Rauchiger Sommer verweht,
Was war, ist vorbei.
Alles nach Hause geht
Und wird wieder treu.
Veronika Fischer, Rauchiger Sommer
erst mal was rüberwachsen lassen
über den blanken januar
das ginge an als thema
sowohl als auch praxis nur dass es
heimchen gibt die noch vor schrecken
und grillen das gras ins kraut
schießen hören auch das
hohe septembergelbe wo eine sich hin
und weglegen soll in aller baumwollbläue
eines verworfenen himmels nichts neues
entdeckt wie man sich bettet im felde
so schläft man alleine ist immer frei ein
flintenweib im kornradebrechen geerdet
heimchen sind als kulturfolger ungefährdet
dies mal nebenbei immer wirst du sie
finden heuverschnupft und mit bittrem Mund und nun
tu mir doch mal die liebe und kund warum
liege ich neben dir und bin nicht
hier wovon willst du ein bild
dir machen kannst du nix machen
mit die heimchen werden es holen bevor
es dämmert dürr liegt das nochsommerland
hat wohl die auszehrung sagte man
so dahin wenn einer nicht satt werden
konnte von schrot und runzelkorn ich kann
bei allen rapunzeln mir nicht helfen wir
waren doch schon mal weiter meinetwegen
in den fünfzigern kam einem mehr
gelegen sagen wir Petzow Kreis Werder
trotz petzen trotz kisten beziehungsweise
kitzel und trost einer strauchdiebin mir zu
liebe hältst du für das
was ewige flecken ins hemd macht
einen graskontrast schwarzen saft
für einen mienenwinter zum blei
spiel abwehrkraft wer verkraftet es
besser kann es nicht ab und zu wünschen
ist allem was kreucht oder fleucht eine
ahnfrau die bescheid weiß ihr feinstes
missingsch dafür noch mal
glattstreicht von ein’n
schönen teller isst man
nich alleine
als er sagte in großer hitze er
sei ein mensch da fasste ich ganz
gegen die natur in mir ein zutrauen
ist zu wenig gesagt auf einer terrasse
schon worden
von norden
grollten donnerwetter heran kamen lang
noch nicht an gegen klima
folgen los war ein sommer was sonst
gekommen wer weiß
kein mensch
keinen reim
kein kühles gesangbuch müsste
ich mir draus machen hätt er sich
ausgesprochen gegen mich oder ich oder die
stufen der terrasse ein tagspeicher nacht
schleicher zwischen den winterlinden sahen wir’s
hell niedergehen wie nie war’s mir
nicht schnuppe und meine pfoten leise
zitterten sie wie fünfstrahlige
maibleiche sterne
weißt du schon dass wir in turbulenten
nordpolverlagerungszeiten leben jedenfalls
magnetisch gesehen etliche referenzmodelle
mussten erst neulich vorzeitig angepasst
werden dit gab’s noch nie und
der grund ist unklar mit vermutungen
ist man da schnell bei der hand zu
heißen unterströmen besonderer
agilität ich sage dir hier
ist davon nicht viel zu spüren
mein kompass zeigt immer noch
irgendwohin und der bodden wirft
mir den zander nicht weißgekocht
an land alles muss man
nach wie vor selber machen wie stark
und in welche richtung er sich
in den kommenden Jahren verlagert, bleibt
vorerst sein Geheimnis ich denk mir
dit weeß er doch selber noch nich
bewarb mich infinitiv in meiner
besten disziplin der rosigen
losigkeit freiheit der gewissen
haft allzeit im schriftlichen
flirt unverhört um den fristlosen
posten der co-auto- oder
beifahrerin (ein wahreres agens schlief
nicht sehr tief) bei dir kaum rostfleckig
brachte ich mich als empfangsdame ein
lachte mich blank und scheckig
verging mir berlin-bound an keiner kasse
des vertrauens bar konnte ich dich
schon schauen im baumarkt bei netto war
ich mir meiner der sache
gewiss: du wirst haben
all meine felder und wälder und dazu schiss
ich zählte mir
meinen vorschuss hin schmal
aufm handgelenkrad zwei arme fahr