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Sie möchten Ihre eigenen Bienen halten und selbst leckeren Honig produzieren? Kein Problem! "Imkern für Dummies" führt Sie Schritt für Schritt durch alle Phasen der Honigproduktion: von der Auswahl der richtigen Ausrüstung bis zur Ernte und Vermarktung Ihres eigenen Honigs. Sie erfahren alles, was Sie über die Biologie, Züchtung und Pflege Ihres Bienenvolkes wissen müssen, wie Sie Schädlinge bekämpfen und sich Ihren Bienen nähern, ohne gestochen zu werden. So können Sie vielleicht schon bald Ihren eigenen Honig genießen.
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Seitenzahl: 495
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2017
© 2017 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Original English language edition Beekeeping for Dummies © 2015 by John Wiley and Sons, Inc.
All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.
This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Beekeeping for 2015 by John Wiley and Sons, Inc.
Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
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Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © Irochka – Fotolia.com
Korrektur: Klaus Ahrens, Jana Görner und Oliver Fehn
Satz: inmedialo Digital- und Printmedien UG, Plankstadt
Print ISBN: 978-3-527-71102-4
ePub ISBN: 978-3-527-80963-9
mobi ISBN: 978-3-527-80964-6
Über den Autor
Howland Blackiston ist seit 1984 Imker. Er ist Autor vieler Artikel über Imkerei und war zu Gast in zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen (beispielsweise im Discovery Channel und auf CNN). Als Gastredner wurde er zu Konferenzen in über 40 Ländern eingeladen. Howland ist Mitbegründer und Geschäftsführer des Online-Shops www.bee-commerce.com, der Zubehör rund um die Hobbyimkerei vertreibt. Howland war Vorsitzender des Hobbyimkerverbandes in Connecticut, einem der größten regionalen Verbände in den USA. Gemeinsam mit seiner Frau Joy und seinen Bienen lebt Howland in Fairfield County, Connecticut.
Über den Übersetzer
Tobias Schwaibold studierte theoretische Physik an der Universität Ulm und der University of Toronto. Seine praktische Erfahrung mit Bienen beschränkt sich auf gelegentliche Bienenstiche (sowohl die schmerzhaften als auch die mit Sahne gefüllten) und ausgiebigen Honiggenuss. Dank seiner umfangreichen Recherchen rund um die vorliegende Übersetzung geht Tobias aber mittlerweile gut und gerne als theoretischer Imker durch.
Über die Fachkorrektoren
Klaus Ahrens, der die deutsche Übersetzung dieses Buches fachlich begleitete, ist Imkermeister und Berufsimker in dritter Generation. Schon seit dreißig Jahren beschäftigt er sich mit der Welt der Bienen. Von 1985 bis 1987 machte er eine Ausbildung zum Imker im Bieneninstitut Celle und legte 2003 seine Meisterprüfung ab. Seit 1999 arbeitet er als Betriebsleiter in der Imkerei Ahrens (www.imkerei-ahrens.de) und ist seit 2012 Geschäftsstellenleiter des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes in Niedersachsen sowie Vorstandsmitglied der AG Nord.
Jana Görner ist ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin und hat Sozialökonomie mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre sowie European Studies studiert. Neben ihrer derzeitigen Tätigkeit in Hamburg ist sie auch selbstständig tätig, unter anderem mit Lektorat und Bienenprodukten. Jana imkert erst seit ein paar Jahren und hat häufiger die große Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis erlebt – wenn sie wirklich vor ihren Bienen steht, ist so vieles ganz anders als in den Büchern und Kursen! Zum Imkern gekommen ist Jana übrigens über einen Artikel in der Zeitung: Freizeitimkern wurde zur bestandenen Honigprüfung gratuliert – und der jüngste Prüfling war neun Jahre alt. Da war ihre Neugier geweckt. Wenn Sie ihren Honig einmal probieren möchten, freut sich Jana über eine Nachricht an [email protected].
Widmung
Dieses Buch widme ich meiner lieben Frau Joy, die meine persönliche Bienenkönigin ist. Sie hat mich stets bei meinen so zahlreichen wie unkonventionellen Hobbys unterstützt. Meinen Wunsch, unser Leben mit einem Bienenvolk zu teilen, hat sie nie in Frage gestellt. Auch möchte ich meiner wundervollen Tochter Brooke danken, die mittlerweile selbst eine erwachsene Frau und liebevolle Mutter ist. Auch sie hat ohne Murren ihre summenden »Geschwister« und den vom Honig immer klebrigen Küchenboden erduldet.
Zu Beginn meiner Imkertätigkeit genoss ich das große Privileg, von einem erfahrenen Bienenkenner unter die Fittiche genommen zu werden. Mein Mentor Ed Weiss lehrte mich alles, was es über Honigbienen zu wissen gibt. Später wurden wir Freunde und sogar Geschäftspartner. Ich bin beeindruckt von Eds Bienenweisheit und sehr dankbar für unsere Freundschaft. Ed hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, für die vorliegende Auflage ein Vorwort zu verfassen. Danke für alles, Ed!
Meine Freunde Anne Mount und David Mayer spielten eine wichtige Rolle bei der Entstehung dieses Buches. Sie sind beides Autoren und ermutigten mich, Kontakt mit Wiley Publishing aufzunehmen. Das habe ich getan, und so ist dieses Buch entstanden. Danke, Anne und David, ich schulde Euch ein großes Glas Honig.
Ein gutes Nachschlagewerk lebt von guten Abbildungen. Vielen Dank an alle, die Bilder für diese Auflage eingebracht haben: John Clayton, Edward Ross, Eric Erickson, Mario Espinola, Michael Joshin Thiele, Amanda Lane, Kate Solomon, Marina Marchese, Lynda Richardson, Sam Droege, Sharon Stiteler, Dave Stobbe, und Kim Flottum vom Bee Culture Magazin. Weiterhin danke ich The National Honey Board, U. S. Department of Agriculture, U. S. Geological Survey, Bee Thinking, Brushy Mountain Bee Farm, Kelley Beekeeping, Bee-Commerce, BeeSmart, HiveTracks, Glorybee, Wellmark International, Misco Refractometers, Swienty Beekeeping Equipment, Wilbanks Apiaries und Mann Lake Bee Supplies. Zu guter Letzt danke ich meinem Freund Stephan Grozinger, der geduldig für einige der Fotos posierte.
Dieses Buch enthält viele Anregungen für Menschen, die Bienen in einer städtischen Umgebung halten möchten. Ein großer Teil seines Inhalts stammt von meinem Freund Andrew Cote, den ich für den einen echten Helden in Sachen urbane Imkerei halte. Andrew betreut über 60 Bienenstöcke in der Innenstadt von New York und hat schon zahlreichen Imkern geholfen, ihr Hobby in einer Großstadt auszuüben. Besten Dank, lieber Andrew, dass Du Dein Wissen mit uns allen teilst.
Ich kenne und bewundere Dr. Dewey Caron seit über 20 Jahren. Entsprechend erfreut war ich, als er sich bereiterklärte, das Fachlektorat für dieses Buch zu übernehmen. Er ist einer der berühmtesten Insektenkundler in den USA, und durch seine Hilfe ist gewährleistet, dass alle Informationen und Ratschläge in diesem Buch genau ins Schwarze treffen. Mit seinem Wissen über natürliche Heilmethoden für Bienen leistete er einen weiteren unschätzbaren Beitrag zu diesem Buch. Vielen Dank dafür, Dewey.
Danke auch an Leslie Huston für die Erstellung des Kapitels über Königinnenaufzucht, an Marina Marchese für das neue Kapitel über Honig, und an Ellen Zampino für das Kapitel, in dem Sie erfahren, welche Pflanzen Sie für Ihre Bienen anpflanzen können. Mein Dank geht zudem an Patty Pulliam für die tollen Rezepte mit Bienenwachs.
Es hat mir große Freude gemacht, dieses Buch zu schreiben – dank der tollen Unterstützung durch Wiley Publishing. Vielen Dank an meine Lektorin Susan Hobbs, an Erin Calligan Mooney aus dem Markting und an Emily Benford aus der Herstellung. Ihr seid ein großartiges Team.
Dieses Buch wurde für all diejenigen unter Ihnen geschrieben, die sich der Haltung von Honigbienen verschrieben haben – oder dies möchten.
Fast jeder, der mich in den letzten Jahrzehnten um eine Beratung bat, begann mit der Frage »Wie kann ich ein guter Imker werden?« Dieselbe Frage hatte auch mich umgetrieben, als ich vor vielen Jahren Rat bei meiner späteren Mentorin Lady Edna suchte. Edna war selbst die reinste Bienenkönigin, und sie hat all ihr Wissen, ihre Begeisterung und ihre Liebe für Bienen an mich weitergegeben. Dank ihr wurde ich ein eifriger und erfolgreicher Imker. In vielen Jahrzehnten habe ich gemeinsam mit meinen Bienen tonnenweise Honig hergestellt.
Über die Jahre wurde ich dann selbst Mentor für viele Menschen, die mit dem Imkern beginnen wollten. Einer von ihnen war der damals 30-jährige Howland. Howland war zu der Zeit Geschäftsführer einer Firma und seinen ersten Bienenstock mit über 10.000 Bienen bauten wir an einem Fenster seiner Geschäftsräume auf. Fleißige Bienen fürs Büro, klingt das nicht gut? Der Bienenstock wuchs prächtig, sodass Howland ihn letztlich in den Garten hinter seinem Privathaus verlegte. Dort stellte er noch weitere Beuten (so nennt man »Wohnungen« für Bienenvölker – sobald sie bewohnt sind, werden sie als Bienenstöcke bezeichnet) auf und seine Bienen bestäubten unzählige Pflanzen in der Nachbarschaft, erzeugten riesige Mengen Honig und bescherten Howland große Freude.
Ich bin mittlerweile 95 Jahre alt. Ich kenne Howland seit 1983, seitdem hat er sich zu einem echten Imkereijunkie entwickelt. Er ist zudem in vielen Bereichen tätig, die indirekt mit Bienen in Zusammenhang stehen. So ist sein Honigwein der beste, den ich kenne. Er stellt bezaubernde Kerzen, Kosmetika und Polituren aus Bienenwachs her. Und dann noch seine fantastischen Kochrezepte mit Honig …
Mittlerweile ist Howland selbst Mentor für viele angehende Imker. In Form dieses Buches wird Howland nun auch Ihr Mentor. Howlands Liebe zu Bienen ist so offensichtlich wie ansteckend. Seine große Erfahrung wird Ihnen helfen, die typischen Anfängerfehler zu vermeiden und eine erfolgreiche Liebesaffäre mit Ihren Bienen zu führen.
Edward A. Weiss
Autor und Imker, Wilton, Connecticut
Inhaltsverzeichnis
Über den Übersetzer
Über die Fachkorrektoren
Widmung
Danksagung des Autors
Vorwort
Einleitung
Über dieses Buch
Über dieses Buch hinaus
Konventionen in diesem Buch
Törichte Annahmen über die Leser
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I Vernarrt in ein Insekt
1 Cogito ergo sum(m)? – Ich denke, also bi(e)n ich?
Die Vorzüge des Imkerns
Honig, das flüssige Gold
Die wichtige Rolle der Biene für die Landwirtschaft
Ein Teil des Ganzen: Rettet die Bienen!
Informieren Sie sich und andere!
Bienen machen Sie gesund
Haben Sie das Zeug zum Imker?
Umweltfaktoren
Gesetzliche Bestimmungen
Kosten und Ausrüstung
Zeit und Aufwand
Die Persönlichkeit des Imkers
Allergien
Die Vorzüge wesensgemäßer Bienenhaltung
Wesensgemäße Bienenhaltung
Bioimkerei
Finden Sie Ihren Mix
2 Das Leben im Bienenstock
Der Körper der Honigbiene
Das Skelett
Der Kopf
Der Thorax
Das Abdomen
Das Wunder der Bienensprache
Pheromone
Tänzchen gefällig?
Eins, zwei oder drei – das Kastenwesen der Bienen
Ihre Majestät, die Königin
Das fleißige Arbeiterbienchen
Der bemitleidenswerte Drohn
Der Entwicklungszyklus der Honigbiene
Alles beginnt mit dem Ei
Die Larve
Die Puppe
Andere stechende Insekten
Die Hummel
Die Holzbiene
Die (deutsche) Wespe
Die Hornisse
Teil II Das Abenteuer beginnt
3 Erste Entscheidungen vorab
Autsch! Wie Sie Ihre Angst vor Bienenstichen verlieren
Was tun, wenn ich gestochen wurde?
Allergische Reaktionen
Erhöhen Sie Ihre Toleranzgrenze
Gesetzliche Bestimmungen und Verordnungen
Bedenken von Familie und Nachbarn zerstreuen
Am rechten Fleck – wo Sie Ihren Bienenstock aufstellen können
(Groß-)Stadtbienen
Wasser für die Bienen
Zusammenhang zwischen geografischer Lage und Honiggeschmack
Die beste Zeit, um loszulegen
4 Welche Beute passt zu mir?
Die örtliche Situation
Die Langstroth-Beute
Die Warré-Beute
Die Kenya-Oberträgerbeute
Ablegerbeute
Die Beobachtungsbeute
Schnurstracks zur besten Beute
Beuten zur Honiggewinnung
Beuten zur Pflanzenbestäubung
Beuten zur Wissensvermittlung
5 Das Handwerkszeug des Imkers
Ihr Einstieg mit der Magazinbeute
Die wesentlichen Bestandteile der Beute
Der Beutenbock
Der Unterboden
Der Fluglochkeil
Die Zargen
Das Absperrgitter
Der Honigraum
Die Rähmchen
Die Mittelwand
Der Innendeckel
Das Dach
Jetzt wird's ernst: Bestellung der Beuteteile
Einsteigersets
Die Beute zusammensetzen
Zufütterungeinrichtungen
Der Futtertrog
Der Futtereimer
Zufüttern mit einem Ziplock-Beutel
Zufüttern mit Futtertasche
Imkerwerkzeuge
Der Smoker
Stockmeißel und Wabenheber
Imkerkleidung
Der Schleier
Handschuhe
Weiteres hilfreiches Zubehör
Erhöhter Beutenbock
Ablage für Rähmchen
Der Bienenbesen
Der Lattenrost
Offene Unterböden
Der Imkerwerkzeugkasten
6 Die Bienen sind da!
Die Wahl der Bienenrasse
So kommen Sie an Ihr erstes Bienenvolk
Bestellung als Tierversand
Erwerb eines Ablegers
Kauf eines Volkes
Gratis – einen wilden Schwarm einfangen
Den besten Bienenhändler finden
Der ideale Zeitpunkt für die Bestellung
Die Bienen treffen bei Ihnen ein
Allererste Schritte bei Postversand
Rezept für Zuckersirup
Endlich daheim – das »Aussetzen« der Bienen
Teil III Auf Tuchfühlung mit den Bienen
7 Sesam öffne Dich – den Bienenstock inspizieren
Besuchszeiten festlegen
Gute Vorbereitung ist das A und O
Vermeiden Sie starken Duft
Anziehen und los geht's
Bedienung des Smokers
Öffnen der Beute
Die Futterzarge entfernen
Entfernen des Innendeckels
Die Beute ist offen! Und jetzt?
8 Sieh an, sieh an – die Inspektion
Die wichtigsten Aufgaben während der Durchsicht
Das äußerste Rähmchen herausnehmen
Stück um Stück durch die Beute
Inspektion der Rähmchen
Der richtige Moment zum Rauchen
Was Sie stets im Blick haben müssen
Das letzte Rähmchen einsetzen
Klappe zu – Verschließen der Beute
Die ersten acht Wochen Ihrer Kolonie
Check-In – die erste Woche ist vergangen
Zweite und dritte Woche
Vierte bis achte Woche
9 Alles zu seiner Zeit – der Saisonkalender
Auf und ab – die turbulenten Sommertage
Wichtige Termine im Sommer
Zeitaufwand im Sommer
Herbstliche Aufgaben des Imkers
Wichtige Termine im Herbst
Zeitaufwand im Herbst
Zusammengekuschelt durch den Winter
Wichtige Termine im Winter
Zeitaufwand im Winter
Der Frühling naht – und damit Ihre zweite Saison
Wichtige Termine im Frühjahr
Zeitaufwand im Frühjahr
Medikamente
Erweitern der Zargen
Der Imkerkalender
Teil IV Die alltäglichen Sorgen des Imkers
10 Vorsicht ist besser als Nachsicht!
Und weg waren die Bienen ...
Schwärmen
Auf und davon – eine Kolonie verschwindet
Wo hat sich nur die Königin versteckt?
Der Natur ihren Lauf lassen
Bestellung einer Ersatzkönigin
Die neue Königin wird eingesetzt
Erfrorene Brut
Keine Chance den Honigräubern!
So erkennen Sie Honigräuber
Einen laufenden Honigraub stoppen
Honigraub im Ansatz verhindern
Das Drohnenmütterchen
Woran Sie Drohnenmütterchen erkennen
Drohnenmütterchen beseitigen
Gefahren durch Pestizide
Die berühmt-berüchtigten »Killerbienen«
Killerbienen in Europa
Was genau sind »Killerbienen«?
11 Völkerkollaps
Was genau ist Völkerkollaps?
Anzeichen für einen Völkerkollaps
Maßnahmen, falls ein Völkerkollaps eintritt
Warum der Wirbel um Völkerkollaps?
Mögliche Ursachen für den Völkerkollaps
Mobilfunk als unwahrscheinliche Ursache
Die perfekt tödliche Mischung
Häufig gestellte Fragen zum Völkerkollaps
Wie kann ich zum Kampf gegen den Völkerkollaps beitragen?
Zu guter Letzt
12 Bienenkrankheiten und deren Behandlung
Medikamente: Ja oder nein?
Die sechs wichtigsten Bienenkrankheiten
Amerikanische Faulbrut (AFB)
Europäische Faulbrut (EFB)
Kalkbrut
Sackbrut
Steinbrut
Nosemose
Übersicht
13 Igitt – Schädlinge im Bienenstock
Die Varroa-Milbe
So erkennen Sie Varroa-Befall
Handelt es sich wirklich um Varroa-Befall?
Methoden zur Varroa-Kontrolle und -Beseitigung
Noch zwei wichtige Webseiten zur Varroabehandlung:
Die Tracheenmilbe
Weitere ungebetene Besucher
Wachsmotten
Der kleine Beutenkäfer
Ameisen, soweit das Auge reicht
Meister Petz klopft an
Waschbären, Marder … und ein berüchtigter Zweibeiner
Die Maus muss raus
Vögel, die Bienen zum Fressen gern haben
Übersicht der Schädlinge
14 Züchten Sie Ihre eigenen Königinnen
Warum Königinnenzucht so beliebt ist
Ein kurzer Ausflug in die Genetik
Dominante und rezessive Gene
Inzucht contra Auskreuzung
Die Betonung liegt auf dem Guten!
Was macht die Königin zur Königin?
Wie sich Bienen paaren
Zucht mithilfe der Ablegerbeute
Zuchtmethode 1: Der Natur ihren Lauf lassen
Verdeckelte Weiselzellen
Offene Weiselzellen
Der grobe Zeitplan
Zuchtmethode 2: Die Miller-Methode
Zuchtmethode 3: Die Doolittle-Methode
Benötigte Ausrüstung
Anleitung
Ein Hochzeitsbett für die Königin
Ein Zuhause für Ihre neuen Königinnen
Wie steht es um die Zuchtergebnisse?
Terminplan für die Königinnenzucht
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Die neuen Königinnen markieren
Teil V Die süße Belohnung
15 Der heißgeliebte Honig
Die Geschichte des Honigs
Die Zusammensetzung von Honig
Honig als Medizin
Honig und Diabetes
Der Nährwert von Honig
Arten der Honiggewinnung
Schleuderhonig
Wabenhonig
Honig mit Wabenstücken
Cremehonig
Honigtauhonig
Das Terroir macht den Honig
Nehmen Sie Einfluss auf den Honiggeschmack
Die beliebtesten Honigsorten
Die Kommerzialisierung des Honigs
Ist wirklich drin, was draufsteht?
Unbehandelter Honig oder nicht?
Biohonig
Der eigene Honig ist der beste
Lecker, lecker – die kulinarische Seite des Honigs
Die Nase weiß Bescheid
Übung macht den Meister
So erkennen Sie Mängel im Honig
Honig als Nahrungsmittel
Den Honiggeschmack beeinflussen
Professionelle Honigbeurteilung
16 Die Erntevorbereitungen
Realistische Erwartungen
Welche Honigsorte hätten Sie denn gerne?
Auf die richtige Ausrüstung kommt es an
Honigschleuder
Entdeckelungsmesser und Entdeckelungsgabel
Honigsieb
Weitere nützliche Hilfsmittel fürs Honigschleudern
Ausrüstung für Wabenhonig
Ausrüstung für Oberträgerbeuten
Honiggläser
Letzte Vorbereitungen für die Ernte
Honig verkaufen
Das Etikett
Wo kann ich meinen Honig verkaufen?
Honig im Internet verkaufen
17 Der Tag der Ernte ist gekommen!
Der richtige Zeitpunkt für die Ernte
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben
Bienen raus aus dem Honigraum!
Schüttel-Schüttel
Abfegen
Puste-Puste
Die Bienenflucht
Das Einmaleins der Honigernte
Honigernte mit der Schleuder
Reinigung der Rähmchen nach dem Schleudern
Honigernte mit der Presse
Wachs ernten
Teil VI Der Top-Ten-Teil
18 (Fast) zehn tolle Sachen, die Sie für Ihre und mit Ihren Bienen machen können
Aus Eins mach Zwei
Aus Zwei mach Eins
Aufbau einer Ablegerbeute
Bauen Sie einen erhöhten Beutenbock
Ein Garten – wie für Ihre Bienen gemacht
Aster (Callistephus)
Sonnenblume (Helianthus)
Salbei (Salvia)
Goldmelisse (Monarda didyma)
Minze (Mentha)
Brunnenkresse (Nasturtium)
Mohn (Papaver)
Flockenblume (Centaurea)
Malve (Malva)
Nektar der Götter – wie Sie selbst Met brauen
Weiterverarbeitung von Propolis
Propolistinktur
Propolissalbe
Möbelpolitur aus Propolis
Basteln Sie Geschenke aus Bienenwachs
Kerzen aus Bienenwachs
Möbelpolitur aus Bienenwachs
Bienen machen Sie noch schöner!
Auf die Wabendeckel kommt es an
Ausrüstung
Rezepte für Wachskosmetika
Verpackung und Etiketten
19 Mehr als zehn Fragen zur Imkerei
20 Meine zehn Lieblingsrezepte mit Honig
Curry-Gemüse-Dip mit Honig
Goldenes Maisbrot
Pikante Honig-Hähnchenflügel
Honig-Aprikosen-Brot
Gegrillte Honig-Krabben in Orangentee
Geröstete Muscheln mit Honig-Limetten-Marinade
Honig-Chili
Honig-Zimmes mit Rind und Kartoffeln
Leckere Haferflocken-Honig-Kekse
Apfel-Honig-Tarte
Teil VII Anhang
A Hilfreiche Webseiten für Imker
Besonders hilfreich für (Neu-)Imker
Verbände, Richtlinien und Berufsimkerei
Onlineshops für Imker
Zeitschriften
Imkerforen
Software für Imker
Sonstige Webseiten
B Glossar
Stichwortverzeichnis
Imkern ist ein sehr spezielles und ein ungeheuer befriedigendes Hobby. Wenn Sie an der Natur und ihrer Wirkungsweise interessiert sind, wird Sie die Welt, die Ihnen die Imkerei eröffnet, zutiefst bewegen. Wenn Sie einen Obst-, Gemüse- oder Blumengarten haben, werden Sie entzückt sein, wie nachhaltig er durch die intensive Bestäubung der Bienen wächst und gedeiht. Kurzum, Sie werden von diesen kleinen Tierchen genauso begeistert sein wie schon viele andere Menschen seit Tausenden von Jahren.
Es ist einfach und ungefährlich, Imker zu werden. Imkerei ist ein Hobby für die ganze Familie. Sie brauchen nur ein wenig Hilfe und genau hierfür ist dieses Buch gedacht. Ich leite Sie Schritt für Schritt zu Ihrer eigenen kleinen Imkerei an. Wenn Sie meine Ratschläge sorgsam befolgen, verspreche ich Ihnen, dass Sie viel Freude mit den Bienen haben werden.
Bedenken Sie bitte, dass Sie hier mit Tieren arbeiten. Daher ist es wichtig, sich begleitend zur Lektüre dieses Nachschlagewerks einem Verein anzuschließen oder zumindest einen erfahrenen Imkerpaten zu suchen, der Ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Hilfreich ist auch eine Imkerzeitung, die Sie über Neuerungen im Reich der Bienen auf dem Laufenden hält.
Ein Imkerkurs über die Wurzeln der Imkerei schafft eine gute Basis für ihre eigene Imkerei. Sollten sie einen größeren Betrieb planen, in dem Sie auch Honig verkaufen wollen, müssen Sie sich außerdem das notwendige Grundwissen über Lebensmittelverarbeitung und Hygiene aneignen. Die »Honigprüfung« müssen Sie auch ablegen, wenn Sie Ihren Honig in den bewährten D. I. B.-Gläsern verkaufen wollen (also denen des Deutschen Imkerbundes).
Übrigens: Auch »Schnuppergäste« sind beim Imkerverein bei Ihnen vor Ort gern gesehen. Es ist nämlich sehr bereichernd, bei Unsicherheit direkte Ansprechpartner zu haben – immerhin hängen Ihre Bienen von Ihrer Fürsorge ab. Falls es mehrere Imkervereine gibt, können Sie auch schauen, welcher Ihnen am besten gefällt. Viel Spaß dabei!
Über dieses Buch
Dieses Buch ist ein Nachschlagewerk und kein Roman. Dementsprechend müssen Sie es natürlich auch nicht unbedingt von Anfang bis Ende durchlesen. Ich habe die Kapitel so angeordnet, dass sie mit dem Jahreskalender des Imkers in Einklang stehen. Dazu habe ich viele tolle Bilder und Diagramme eingefügt, von denen ich hoffe, dass sie mehr als tausend Worte sagen. Zahlreiche praktische Ratschläge für Ihre Praxis runden das Buch ab.
In diesem Buch finden Sie:
Die Vorzüge der Imkerei und Entscheidungshilfen, ob Imkern das passende Hobby für Sie ist.
Einen Einblick in den Bienenalltag. Sie erfahren alles über die verschiedenen Bienenwesen und welche Rolle sie im Bienenvolk spielen.
Eine Einführung in die Anatomie der Bienen und anderer Insekten mit Stachel.
Eine Entkräftung von Vorbehalten gegenüber der Imkerei (Stiche, Nachbarnund so weiter)
Hilfe bei der Auswahl des besten Standortes für Ihren Bienenstock (also Beute und Bienenvolk) genannt.
Die gängigsten Beutetypen und deren Vor- und Nachteile.
Die Ausrüstung, die Sie für den Bau einer Beute benötigen.
Hilfe bei der Wahl einer für Sie passenden Bienenrasse und bei der Eingewöhnung der Bienen an ihr neues Zuhause.
Eine Erklärung, wie und wann Sie neue Bienenvölker aufziehen müssen.
Was bei einem Routinebesuch des Bienenstocks und was zusätzlich beim ersten Besuch in einer neuen Saison zu tun ist.
Die Aufgaben, die über das Jahr verteilt auf einen Imker zukommen. Eine Checkliste, die Sie jedes Jahr aufs Neue durchgehen können. Außerdem einen »Imkerkalender«, der alle anfallenden Aufgaben in der Ihrer Klimazone entsprechenden Reihenfolge auflistet.
Hilfestellungen für die am häufigsten auftretenden Probleme wie Schwarmbildung oder Brutkrankheiten.
Aktuelle Informationen zum Thema Völkerkollaps (englisch »Colony Collapse Disorder« oder kurz CCD) und Ratschläge, wie Sie Ihre Bienen vor dieser Krankheit schützen können.
Alles über Bienenkrankheiten. Welche Medikamente werden benötigt, um die Bienen über viele Jahre gesund und produktiv zu halten? Welche natürlichen Alternativen gibt es bei der Behandlung?
Eine Einführung in die Züchtung Ihrer eigenen Königinnen – zum Spaß oder zum Erwerb – und eine Erklärung, wie Sie dadurch Ihre Bienenvölker dauerhaft stärken können.
Ein besonders leckeres Kapitel, das sich zu 100 % dem Honig widmet. Erfahren Sie mehr über seine Geschichte, seine Bestandteile und Sorten sowie seine zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten im Gesundheits- und Wellnessbereich.
Eine schrittweise Anleitung, wie Sie Ihren eigenen Honig ernten, abfüllen und verkaufen können.
Zudem habe ich ganz hinten im Buch noch viele hilfreiche Informationen für Sie zusammengestellt: Webseiten, Zeitschriften, Onlineshops und Imkerverbände. Zudem finden Sie dort ein Glossar zum Nachschlagen von Fachbegriffen sowie verschiedene Vorlagen, aus denen Sie Ihre eigenen Checklisten erstellen können.
Über dieses Buch hinaus
Sowohl ich selbst als auch der Wiley-VCH Verlag stellen Ihnen noch viel mehr Informationen zur Verfügung.
Auf der Webseite http://www.dummies.com/extras/beekeeping finden Sie viele (englischsprachige) Videos, in denen Sie beispielsweise sehen können, wie man eine Beute aufbaut oder wie man einen Smoker (Gerät zur Rauchabgabe, früher Imkerpfeife – kalter Rauch »beruhigt« Bienen bei der Durchsicht) bedient. Sie können mir bei meiner Arbeit zusehen und dabei wertvolle Anregungen für Ihre eigene Praxis sammeln. Auf www.downloads.fuer-dummies.de finden Sie zudem ein Bonuskapitel mit zehn beeindruckenden Nahaufnahmen.
Konventionen in diesem Buch
Dieses Buch ist sehr benutzerfreundlich aufgebaut und einfach zu lesen. Das Inhaltsverzeichnis, der Index, das Glossar und die jedem Kapitel vorangehende Übersicht »In diesem Kapitel« helfen Ihnen, genau die Informationen zu finden, nach denen Sie suchen.
Dabei gelten folgende Vereinbarungen:
Neue Begriffe sind kursiv gesetzt. Manchmal dient die kursive Schreibweise auch der Betonung.
Internetadressen werden in monofont gesetzt. Normalerweise sind sie so kurz wie möglich gehalten. Sollte dies ausnahmsweise nicht der Fall sein, ist der Umbruch nicht gesondert gekennzeichnet. Sie müssen nur das in Ihren Browser eingeben, was Sie sehen.
Törichte Annahmen über die Leser
Dieses Buch bietet Ihnen eine umfassende und leicht verständliche Einführung in die Imkerei, selbst wenn Sie noch nie in Ihrem Leben Bienen gehalten haben. Ich gehe davon aus, dass Sie nichts über die benötigte Ausrüstung und die Techniken wissen, also noch völlig unbedarft sind.
Aber selbst für erfahrene Imker ist dieses Buch eine wertvolle Wissensquelle. Sie werden beim Lesen neue Impulse erhalten, wie Sie die Gesundheit und Produktivität Ihrer Bienen verbessern können. Zudem erfahren Sie mehr über natürliche Alternativen für die Krankheitsbekämpfung bei Bienen. Und wenn Sie in einer Großstadt leben, werden Sie von den Tipps und Anleitungen speziell für die Großstadtimkerei profitieren. Ganz generell wird Ihnen dieses Buch mit seiner klaren Strukturierung als einfach zu handhabendes Nachschlagewerk dienen.
Egal mit welchem Vorwissen Sie also antreten: Wenn Sie sich in die wundersame Honigbiene verliebt haben, dann ist dieses Buch genau das richtige für Sie!
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Beim Lesen werden Sie immer wieder über folgende Symbole stolpern. Jedes Symbol stellt kurz und knapp wichtige Informationen für Sie bereit.
Dieses Symbol steht für einen Tipp. Sehen Sie ihn als gutgemeinten Ratschlag eines erfahrenen Imkers, der Ihre eigene Praxis sehr bereichern kann.
Diese Warnungen machen Sie auf mögliche Fallstricke der Imkerei aufmerksam. Nehmen Sie sich die Warnungen zu Herzen, anderenfalls verlieren Sie schnell die Freude am Imkern. Zudem besteht sonst die Gefahr, dass Sie Ihren Bienen Schaden zufügen.
Ich verwende dieses Symbol als Erinnerung für zentrale Themen, die sich durch stetiges Wiederholen in Ihr Imkergehirn einbrennen sollen. Diese Punkte müssen Ihnen beim Umgang mit Bienen immer als Erstes ins Bewusstsein kommen!
Manchmal führe ich neue Schlagworte ein, um Ihr Imkervokabular etwas aufzupeppen.
Beim Symbol Imkertratsch erzähle ich Ihnen Anekdoten aus meinem eigenen Imkerleben oder kuriose Geschichten, die Sie garantiert noch nicht kannten.
Imkern in einer städtischen Umgebung erfordert Spezialwissen, das ich Ihnen bei diesem Symbol vermittle.
Wesensgerechte Imkerei mit ihrem minimalistischen Einsatz von Chemikalien und Medikamenten ist auf dem Vormarsch. Bei diesem Symbol lernen Sie natürliche Verfahren kennen, mit denen Sie das Wohlergehen und die Gesundheit Ihrer Bienen verbessern können.
Wie es weitergeht
Sie können im Prinzip direkt in jedes Kapitel einsteigen, ohne die vorherigen gelesen zu haben. Aber es ist durchaus ratsam, der Chronologie des Buches zu folgen. Wenn Ihnen das nicht liegt, empfehle ich Ihnen, mit Kapitel 5 über die Ausrüstung zu beginnen. Im Anschluss können Sie in Kapitel 6 erfahren, welche Bienenrasse für Sie geeignet ist und was zu tun ist, wenn Ihre neuen Freundinnen bei Ihnen zu Hause eintreffen. Falls Sie Vorbehalte gegenüber der Imkerei haben, sollten Sie natürlich zuerst einmal Kapitel 3 lesen.
Ich empfehle Ihnen, sich beim Lesen ausreichend Zeit zu lassen. Sie müssen viele neue Informationen verdauen, die Sie aber allesamt zu einem besseren Imker machen werden. Egal, ob Sie auf dem Land, in einem Dorf oder in einer Großstadt leben: Sie werden in diesem Buch ganz sicher etwas für Sie Interessantes finden. In diesem Sinne überlassen wir nun das Wort den Hauptakteurinnen dieses Buches – den Bienen. Viel Spaß beim Lesen!
Teil I
Vernarrt in ein Insekt
In diesem Teil . . .
Wie »ticken« Bienen, wie kommunizieren sie miteinander und welche unterschiedlichen Rollen nehmen sie innerhalb des Bienenvolks ein? In diesem Teil vermittle ich Ihnen das wichtige Basiswissen zur Honigbiene.
1
Cogito ergo sum(m)? – Ich denke, also bi(e)n ich?
In diesem Kapitel
Entdecken Sie die Vorzüge des Imkerns
Die wichtige Rolle der Biene in der Natur
Entscheiden Sie, ob Imkerei etwas für Sie ist.
Seit 1983 halte ich nun Bienen in meinem Garten und ich muss Ihnen gestehen, dass ich meine Bienen wirklich liebe. Das mag komisch für jemanden wie Sie klingen, der (noch) kein Imker ist. Aber nahezu jeder Imker wird Ihnen Ähnliches berichten und zärtlich von »seinen Mädels« sprechen. Man wartet ungeduldig auf die nächste Gelegenheit, zum Bienenstock zu gehen. Man erlebt große Trauer und Verlustgefühle, wenn ein Bienenvolk einen harten Winter nicht überlebt oder ein Volk kränkelt. Zweifellos entwickeln Imker eine besondere Bindung zu ihren Bienen.
Im Verlauf meiner Tätigkeit als Hobbyimker habe ich die erstaunlichen Fähigkeiten dieser liebenswerten Lebewesen sehr zu schätzen gelernt. Als Gärtner weiß ich aus erster Hand, welch enormen Beitrag sie für Blütenpflanzen aller Art leisten. Durch die Bienenhaltung in meinem Garten ist dessen Ertrag sprunghaft gestiegen. Und als Dreingabe beschenken mich die Bienen jedes Jahr großzügig in Form von süßem flüssigem Gold, dem Honig.
Sobald Sie mehr über Bienen und deren eindrucksvolle soziale Fähigkeiten lernen, werden auch Sie sich in diese Tierchen verlieben. Es sind einfach wunderbare kleine Wesen. Es ist eine Ehre und ein Privileg, mit ihnen in Kontakt sein zu dürfen. Menschen, die die Natur in ihrer ursprünglichsten Form schätzen, werden auch Bienen und die Imkerei lieben.
In diesem Kapitel will ich Ihnen helfen, die bemerkenswert freigiebige Honigbiene besser zu verstehen, indem ich auf ihre Geschichte eingehe und den unschätzbaren Wert erläutere, den die Biene für unser alltägliches Leben hat. Ich werde auch die Vorzüge der Imkerei erörtern und Ihnen gute Gründe liefern, warum Sie die Imkerei als Hobby (oder vielleicht sogar als eine Geschäftsidee) in Betracht ziehen sollten. Sie bekommen außerdem einen ersten Eindruck, welche Ausrüstung Sie zu Beginn benötigen, wie viel Zeit Sie einplanen müssen, um einen gesunden Bienenstaat zu unterhalten, und wie tief Sie dafür in die Tasche greifen müssen. Weiter erörtere ich, welches die besten Umweltbedingungen für die Bienenhaltung sind. Zu guter Letzt finden Sie eine Checkliste, mit der Sie testen können, ob Imkerei das für Sie passende Hobby ist.
Die prähistorische Biene
Bienen sind schon seit Urzeiten unterwegs, um Nektar zu sammeln und Blüten zu bestäuben. Sie haben sich seit der Ära der Dinosaurier nicht wesentlich verändert. Das Insekt, das Sie auf dem folgenden Bild sehen, kann definitiv als Biene identifiziert werden. Es wurde vor 30 bis 40 Millionen Jahren von einem Tropfen Kiefernharz verschluckt und dadurch für alle Ewigkeit in Bernstein konserviert.
Die Vorzüge des Imkerns
Warum interessieren sich Menschen seit Jahrhunderten so sehr für Imkerei? Ich bin überzeugt, dass die ursprüngliche Motivation im Honig bestand. Schließlich war Honig lange Zeit – und noch bevor die Zuckerrübe ihren Einsatz fand – das hauptsächlich verwendete Süßungsmittel. Auch für den modernen Hobbyimker stellt Honig meines Erachtens das Hauptmotiv dar. In den Kapiteln 15 bis 17 erfahren Sie alles über die verschiedenen Honigsorten und deren kulinarische Besonderheiten. Außerdem erkläre ich Ihnen dort, wie Sie Ihren eigenen Honig herstellen, ernten und verkaufen können.
Die süße Belohnung ist aber bei Weitem nicht der einzige Grund für die Beliebtheit der Imkerei. Schon lange weiß die Landwirtschaft um die große Wichtigkeit der Bienen bei der Pflanzenbestäubung – die Biene ist zumindest das drittwichtigste Nutztier (nach Rind und Schwein, noch vor Geflügel), eigentlich durch die Bedeutung der Bestäubung sogar das wichtigste (84 % der wichtigsten Nutzpflanzen in Europa sind auf Insekten angewiesen). Die Hilfe der Bienen ist essentiell beim kommerziellen Anbau vieler Nutzpflanzen. Dazu später mehr. Aber auch Hobbyimker können eine erhebliche Ertragssteigerung in ihrem Garten feststellen: mehr und größere Früchte, Blumen und Gemüse. Ein oder zwei Bienenstöcke im Garten haben enormen Einfluss auf Ihren Erfolg als Gärtner.
Der Gewinn der Imkerei reicht aber über Honig und Bestäubung hinaus. Bienen stellen weitere Produkte her, die Sie ernten und gewinnbringend nutzen können, beispielsweise Bienenwachs, Propolis und Gelée Royale. Sogar der Pollen, den die Bienen zum Bienenstock zurücktragen, kann geerntet werden. Er ist sehr proteinreich und eine gesunde Nahrungsergänzung für uns Menschen. In Kapitel 18 zeige ich Ihnen ein paar lustige Dinge, die Sie mit Bienenwachs und Propolis anstellen können.
Honig, das flüssige Gold
Die Möglichkeit der Honigernte ist natürlich ein starker Anreiz für Neuimker. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man seinen eigenen Honig in Gläser abfüllen kann. Ich garantiere Ihnen, dass kein Honig so gut schmeckt wie der Ihrer eigenen Bienen. Köstlich! Lernen Sie alles über Honig und seine Einsatzmöglichkeiten beim Kochen in Kapitel 15. Und übersehen Sie bitte nicht die tollen Rezepte für leckere Gerichte mit Honig in Kapitel 20 ...
Mit wie viel Honig Sie rechnen können, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Wetter
Niederschlagsmenge
Lage und Zustand Ihres Bienenvolks.
Es ist jedoch realistisch, dass eine einzelne Bienenkolonie 25 bis 35 Kilogramm Honig plus Vorratshonig pro Jahr herstellt – je nach Region, im Norden Deutschlands ist weniger beispielsweise normal. Natürlich können Sie mit Ihren Bienen auch der Tracht folgen und »wandern«. Dafür gelten jedoch zusätzliche Regeln und Sie sollten dafür sorgen, dass Ihre Bienen nicht gestresst werden – führen Sie sich als Inspiration gern den Film »More than honey« zu Gemüte. In den Kapiteln 15 bis 17 erfahren Sie alles über verschiedene Honigsorten und wie Sie diese weiterverarbeiten können. Zudem lernen Sie dort, wie Sie Ihren Honig am besten verkaufen und so Ihr Hobby zu einer lukrativen Einnahmequelle machen können.
Warum sind Bienen so gute Bestäuber?
In Europa sind etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und 80 Wildpflanzen von der Bestäubung durch Insekten abhängig. 85 Prozent dieser »Befruchtungen« werden durch Honigbienen übernommen. Warum sind diese Tiere solch effiziente Bestäuber? Ganz einfach: Weil sie bestens dafür ausgerüstet sind.
Die Anatomie der Honigbiene ermöglicht optimalen Pollentransport. Ihr Körper ist voller borstiger Haare, an denen der Pollen klebenbleibt. Dazu hat die Biene an ihren Hinterbeinen sogenannte Pollenhöschen (oder auch Pollenkörbchen), in denen sie die Pollen zurück zum Bienenstock transportiert. Wenn die Biene bei einer Blüte die Narbe (das weibliche Empfangsorgan für Blütenstaub) streift, bleiben dabei einige Pollenkörnchen von vorher besuchten Blüten hängen und die Befruchtung kann erfolgen.
Die meisten anderen Insekten, wie auch Hummeln, halten Winterschlaf und beginnen jeden Frühling von Neuem in kleinen Kolonien, die sich dann Generation um Generation langsam vergrößern. Im Gegensatz dazu ist der Bienenstock ganzjährig bewohnt. Dank des angelegten Honigvorrats kann ein Bienenvolk in großer Stärke (mit zirka 10.000 Bienen) überwintern. Wenn die Königin dann im Frühjahr mit der Eiablage beginnt, explodiert die ohnehin schon recht große Bienenpopulation. Bis zum Beginn der Blütenzeit stehen Zehntausende von Bienen flugbereit im Bienenstock und sind zentral für die Bestäubung der Frühblüher zuständig. Im Hochsommer kann ein Bienenstock etwa 50.000 – zum Teil sogar 60.000! – Bienen beherbergen.
Die Honigbiene hat die Gewohnheit, stets dieselbe Blütenart zu besuchen, solange diese blüht. Anstatt also von einer Blütenart zur anderen zu wechseln, ist die Honigbiene »blütenstet«. Diese Fokussierung ermöglicht eine besonders effiziente Bestäubung. Zudem hat der aus einer bestimmten Blütenart hergestellte Honig Geschmackseigenschaften, die charakteristisch für die jeweilige Blüte sind. Die Blütentreue der Bienen führt also dazu, dass es unterschiedliche Honigsorten wie Heide- oder Kornblumenhonig gibt. Mehr zu den Honigsorten erfahren Sie in Kapitel 15.
Die Honigbiene ist das einzige bestäubende Insekt, das Sie vorsätzlich dort einsetzen können, wo es gebraucht wird. Sie können entweder hoffen und bangen, dass sich Wildbienen in Ihren Garten verirren – oder Sie stellen einen Bienenstock in einer Ecke Ihres Gartens auf und ersparen sich die mühsame Warterei. Es gibt sogar den Beruf des Bestäubungsimkers, der kreuz und quer durch Europa reist und seine Bienenvölker an Landwirte vermietet, deren Produkte von der Bestäubung durch Bienen abhängen. So wäre er beispielsweise im März in Griechenland bei den dann gerade blühenden Olivenbäumen, im Frühsommer würden seine Bienen die Lavendelfelder der Provence bestäuben und im August wären die Weinreben Zentraleuropas an der Reihe.
Die wichtige Rolle der Biene für die Landwirtschaft
Jeder Gärtner wird Ihnen die zentrale Wichtigkeit bestäubender Insekten bestätigen. Beim Anbau von Obst und Gemüse leisten unterschiedliche Insekten einen wesentlichen Beitrag, über den Sie sich vermutlich noch nie wirklich Gedanken gemacht haben. Tatsächlich sind wir bei 60 Prozent des von uns konsumierten Obsts und Gemüses auf die Unterstützung von Honigbienen angewiesen. Laut der Umweltschutzorganisation BUND beträgt der monetäre Wert der Bestäuberleistung durch Insekten in Europa etwa 14,2 Milliarden Euro pro Jahr. Das klingt nicht nur beeindruckend, sondern hat auch verheerende Folgen. Der drastische Rückgang an Bienenvölkern in den letzten Jahren führt uns deutlich vor Augen, wie wichtig Bienen für unser Wohlergehen sind (siehe hierzu den folgenden Abschnitt zur Rettung der Bienen). Ein Frühling ohne Bienen würde zum völligen Zusammenbruch unserer Nahrungsversorgung führen. Mittlerweile haben auch die Medien diese Problematik erkannt und machen das Bienensterben wiederholt zum Thema ihrer Berichterstattung.
Sogar Albert Einstein wird ein Zitat zur Wichtigkeit der Biene zugeschrieben: »Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr.« Natürlich gibt es auch andere bestäubende Insekten, jedoch ist fraglich, inwiefern diese unter Bedingungen leben können, bei denen Bienen eingehen.
In dem Dokumentarfilm »More Than Honey« gibt es auch ein schönes Zitat dazu: »In China gibt es diverse Landstriche, wo es keine Bienen mehr gibt, wo Pollen zugekauft werden und per Hand bestäubt werden muss: Dort könne überprüft werden, wer der bessere Bestäuber sei – Biene oder Mensch.« Lassen Sie es mich so sagen: Der Mensch ist es nicht.
Ich habe das Wunder der Bienenbestäubung in meinem eigenen Garten erlebt: mehr und größere Blumen, Obst und Gemüse. Eine Freundin, die selbst einen großen Gemüsegarten betreibt, bat mich daraufhin, auch bei ihr ein paar Bienenstöcke aufzustellen. Sie ist genauso begeistert von den Resultaten. Sie bedankt sich bei mir dafür in Form regelmäßiger Gemüselieferungen und ich selbst bezahle zehn Kilogramm Honig pro Jahr als Miete für den Standort meiner Bienen bei ihr. Das ist doch ein fairer Handel, oder?
Ein Teil des Ganzen: Rettet die Bienen!
Die Tatsache, dass Bienen Ihre angebauten Pflanzen bestäuben und Ihnen zudem noch leckeren Honig liefern, ist natürlich schon Anreiz genug. Die Frage der Bienenhaltung geht jedoch weit über individuelle Vorteile hinaus. In vielen Gebieten der Welt fielen Millionen Bienenkolonien der zunehmenden Urbanisierung, Pestiziden und anderen Krankheiten zum Opfer (unter anderem auch durch den sogenannten Völkerkollaps oder CCD, mehr dazu im Kapitel 11). All diese Faktoren erweisen sich als fatal für die Bienenpopulation auf unserer Erde. Viele Gärtner erzählen mir, dass sie immer weniger Bienen in ihren Gärten sehen. Hobbyimkerei ist ein sehr wirksames Mittel, um diesem dramatischen Rückgang der Bienenpopulation etwas entgegenzusetzen. Ich kenne einige Imker, die sich nur aus diesem Grund für ihr Hobby entschieden haben.
Informieren Sie sich und andere!
Als Imker entdecken Sie immer wieder Neues über Bienen und deren bemerkenswertes Sozialverhalten. So ziemlich jede Schule und jeder Gärtnerverein oder Jugendclub freuen sich, wenn Sie als Imker Ihr Wissen teilen. Ich selbst reise jedes Jahr viel herum und versuche, andere Menschen mit meiner Begeisterung für Bienen anzustecken. Eine Schule hier in der Stadt kommt regelmäßig mit ihren Schülern zu mir nach Hause für einen Workshop über Imkerei. Es ist bewegend, zu sehen, mit welchem Erstaunen die Kinder den Bienen aus nächster Nähe bei ihrer Arbeit zusehen. Und es macht einfach Spaß, anderen Menschen zu erklären, welchen Nutzen uns diese kleinen Tierchen bringen. Machen Sie mit und werfen Sie mit mir die Saat für die nächste Generation von Imkern aus. Nicht zuletzt bin auch ich durch einen Vortrag in der Schule zur Imkerei gekommen ...
Bienenjäger, -sammler und -betreuer
Eine Höhlenmalerei im Osten Spaniens aus der Zeit 6.000 vor Christus zeigt Ureinwohner bei der Honigernte. Seit Menschengedenken ist Honig eine sehr begehrte Ware. Er wurde als Zahlungsmittel verwendet und als Nektar der Götter gepriesen. Die Methoden der Imkerei wurden über die Jahrhunderte nicht wesentlich verändert, bis 1852 die auch heute noch verwandte Beute mit Wechselrahmen, auch Langstroth-Beute (oder allgemein Magazinbeute) genannt, eingeführt wurde. Details zu Langstroth- und anderen Beuten erfahren Sie in Kapitel 4.
Ein »Bienenhaus« wird im Imkerjargon als Beute bezeichnet (mit Bienen darin wird die Beute zum Bienenstock). Obwohl er schon seit dem 8. Jahrhundert nachweislich für Bienenbehausungen verwendet wird, sind weder Herkunft noch Geschichte dieses Begriffs ausreichend klar. Im modernen Sprachgebrauch spricht man von Beuten, wenn es sich um eine vom Menschen zur Verfügung gestellte Bienenbehausung handelt.
Bienen machen Sie gesund
Ich bin fest davon überzeugt, dass Bienenhaltung beim Menschen Stress reduziert, obwohl es meines Wissens noch keine wissenschaftliche Studie zu dieser Fragestellung gibt. Die Arbeit mit Bienen ist sehr beruhigend, fast magisch. Ich bin eins mit der Natur, alle meine Alltagssorgen treten in den Hintergrund. Wenn ich an einem warmen Sommertag hinaus zu meinen Bienen gehe, das verblüffende Treiben im Bienenstock beobachte und dabei das zarte Summen der zufriedenen Bienen im Ohr habe, löst dies bei mir sofort ein Gefühl großer Ruhe aus.
Jeder Lebensmittelexperte wird Ihnen bestätigen, wie wertvoll Bienenprodukte für unsere Ernährung sind. Honig, Pollen, Gelée Royale und Propolis stehen seit Jahrhunderten auf dem Speiseplan von Menschen. Gelée Royale enthält Unmengen an Vitamin B und wird gerne als Nahrungsergänzung sowie zur Erhöhung der Fruchtbarkeit eingenommen. Pollen ist sehr eiweißhaltig und kann zur homöopathischen Behandlung von Heuschnupfen verwandt werden (mehr dazu im Kasten weiter unten). Honig und Propolis haben zudem eine stark antibakterielle Wirkung – es wird sogar »Medizinhonig« (Manuka) angeboten, mehr dazu im Kapitel 14.
Die Behandlung von Krankheiten durch Bienenprodukte wird als Apitherapie bezeichnet. Sogar das Gift der Bienen spielt in der Apitherapie eine wichtige Rolle, beispielsweise bei der Bienenstich-Therapie. Das Gift wird erfolgreich gegen Arthrose und andere entzündliche Krankheiten eingesetzt. Apitherapie hat sich über Tausende von Jahren in Afrika, Asien und Europa zu einer veritablen Wissenschaft entwickelt. Wenn Sie mehr über die Hintergründe erfahren wollen, empfehle ich Ihnen das (englischsprachige) Buch »Bee Products – Properties, Applications and Apitherapy« (ISBN 0-306-45502-1), beziehungsweise das deutsche Buch »Doktor Biene« (ISBN .3-453-16026-6)
Im Internet und auf Foren wie Facebook finden Sie jede Menge Information über Apitherapie sowie Menschen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.
Haben Sie das Zeug zum Imker?
Ist Imkerei ein passendes Hobby für Sie? Und woher nehmen Sie die Gewissheit, dass Sie ein guter Imker sein werden? Die folgenden Abschnitte werden Ihnen bei Ihren Überlegungen behilflich sein.
Umweltfaktoren
Wenn Sie nicht gerade auf einem Gletscher oder in der sibirischen Tundra leben, können Sie im Prinzip Bienen halten. Bienen passen sich erstaunlich gut an nahezu alle klimatischen Bedingungen an. Entsprechend gibt es überall auf der Welt Imker: vom Regenwald bis in Regionen mit eisigen Wintern. Überall dort, wo Blumen und Wälder wachsen, können auch Bienen leben.
Wie viel Platz braucht man für einen Bienenstock? Nicht viel – ich kenne Imker, die in der New Yorker Innenstadt leben und ein oder zwei Bienenstöcke auf ihrem Hausdach aufgebaut haben. Bienen können große Distanzen zurücklegen, um Nektar und Pollen zu sammeln. Sie müssen nur dafür sorgen, dass der Bienenstock an einem sicheren Ort aufgestellt ist – um den Rest kümmern sich die Bienen selbst. In Kapitel 3 erfahren Sie mehr über einen geeigneten Standort für Bienenstöcke.
Pollen, Honig und Allergien
Pollen ist eines der reinsten und nahrhaftesten Nahrungsmittel, das unsere Natur zu bieten hat. Er besteht zu 35 Prozent aus Protein und zu zehn Prozent aus Zucker, dazu enthält er Kohlenhydrate, Enzyme, Mineralien, Vitamin A (Retinol), B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Niacin), B5 (Pantothensäure), C (Ascorbinsäure) und H (Biotin).
Falls Sie unter Heuschnupfen leiden, gibt es gute Nachrichten: Die tägliche Einnahme kleiner Pollenmengen kann helfen, die Symptome einer Pollenallergie zu lindern. Sie können sich also ganz einfach einer »homöopathischen« Selbstbehandlung unterziehen. Natürlich können Sie den Pollen direkt von Ihren Bienen klauen und morgens in Ihr Müsli rühren. Es ist jedoch nicht nötig, den Pollen extra zu ernten, denn naturbelassener Honig enthält Pollen. Mit jedem Löffel Honig kommen Sie damit in den Genuss der heilenden Pollenwirkung. Stammt der Honig aus einem Umkreis von weniger als 70 Kilometern von Ihrem Zuhause, kann er die Symptome Ihrer Pollenallergie deutlich lindern. Mit einem Bienenstock in Ihrem Garten sind Sie damit auf der sicheren Seite – und die Linderung ist nur einen Teelöffel entfernt.
Gesetzliche Bestimmungen
In Deutschland gewährt das Bürgerliche Gesetzbuch grundsätzlich jedem das Recht, auf seinem eigenen Grundstück eine Imkerei in beliebig großem Umfang zu betreiben. Die meisten Gemeinden stehen der Imkerei auch sehr offen gegenüber. An manchen Orten, wie beispielsweise Naturschutzgebieten, ist es jedoch verboten oder die Zahl der erlaubten Bienenstöcke wird begrenzt.
Natürlich müssen Ihre Nachbarn mit Ihrem Hobby einverstanden sein und dürfen sich nicht von den Bienen belästigt oder gar bedroht fühlen. In Kapitel 3 erkläre ich Ihnen, was Sie tun können, damit Ihre Bienen den Frieden in der Nachbarschaft nicht gefährden. Bei allen weiteren Fragen und Problemen rund um das Aufstellen von Bienenstöcken ist der Imkerverein vor Ort häufig ein guter Ansprechpartner.
Kosten und Ausrüstung
In der Summe ist Imkern kein besonders teures Hobby. Sie müssen für die Beute, Ausrüstung, Werkzeug und Varroabehandlungsmittel mit einer Anfangsinvestition von etwa 1.000 Euro rechnen. Dazu kommen noch etwa 100 Euro für ein Bienenvolk samt Königin. Diese Investitionen sind Einmalkosten, die angesichts des Gewinnpotenzials bei der Imkerei weniger ins Gewicht fallen. Ihr Bienenstock liefert Ihnen nämlich jedes Jahr 25 bis 40 Kilogramm Honig, was Ihnen bei einem Kilopreis von 10 Euro ein jährliches Einkommen von 250 bis 400 Euro einbringt. Nicht schlecht, oder? In Kapitel 5 finden Sie übrigens eine detaillierte Liste der benötigten Ausrüstung.
Woher kommt die Honigbiene eigentlich?
Honigbienen lebten ursprünglich nur in Europa, Asien und Afrika. In andere Teile der Welt wurden sie erst ab dem 17. Jahrhundert eingeführt. In den USA landeten die ersten Bienenkolonien im Jahre 1621. Ihr Honig wurde von den Einwanderern als Süßungsmittel verwendet. Heute sind Honigbienen dort genauso weitverbreitet wie in Europa. Nach Australien und Neuseeland wurden Honigbienen erst im frühen 19. Jahrhundert eingeführt.
Wie viele Bienenstöcke brauche ich?
Die meisten Imker beginnen in ihrer ersten Saison mit nur einem Bienenstock und können sich so in Ruhe an die anfallenden Tätigkeiten gewöhnen. Meist stocken sie aber schnell auf und bauen noch einen weiteren Bienenstock. Zum einen wegen der Gleichung »doppelte Anzahl von Bienen = doppelter Spaß«. Aber es zählt auch die pragmatische Erwägung, dass man mit zwei Stöcken besser in der Lage ist, eine normale von einer unnormalen Entwicklung zu unterscheiden. Zudem können Sie im Notfall Bienen und Brut (die Eier, Larven und Puppen der Bienen) einer starken Kolonie in ein geschwächtes Volk umsiedeln und letzteres dadurch stärken. Mein Ratschlag an Sie lautet: Beginnen Sie mit einem bis drei Bienenvölkern, bis Sie den Dreh raus haben. In der zweiten Saison können Sie dann mit dem Gedanken spielen, weitere Völker hinzuzunehmen.
Für welche Bienen soll ich mich entscheiden?
Die am häufigsten eingesetzte Honigbiene ist die Europäische Honigbiene, oder Apis mellifera. Vor allem die Gattung der Carnica-Biene im Norden und die »italienische Biene« (oder Apis mellifera ligustica) im Süden haben sich als besonders geeignet für die Imkerei erwiesen. Dann gibt es noch die Buckfastbiene und in zunehmendem Maße wieder die ursprünglichen dunklen Bienen (auch »Braunelle«, der bekannteste Stamm ist die »Nigra«). Diese Bienen sind sehr sanftmütig und gründlich, dazu sind sie exzellente Honigproduzenten. Informieren Sie sich vor Ort, welche Biene hauptsächlich bei Ihnen gehalten wird, zum Beispiel Carnica, Buckfast oder die »italienische«. In Kapitel 6 erzähle ich Ihnen noch mehr über die verschiedenen Bienenrassen.
Zeit und Aufwand
Imkern ist kein besonders zeitaufwändiges Hobby. Sicherlich brauchen Sie zu Beginn ein paar Tage, um Ihre neue Ausrüstung aufzubauen. Und vermutlich werden Sie nach diesem Buch auch noch das eine oder andere Fachbuch lesen wollen, um mehr über Ihr neues Hobby zu erfahren. Die Zeit jedoch, die Sie zwingend mit Ihren Bienen verbringen müssen, ist erstaunlich gering. In der ersten Saison empfehle ich Ihnen, so häufig wie möglich zum Bienenstock zu gehen, damit Sie Ihre Bienen und alle Abläufe möglichst detailliert kennenlernen. In den folgenden Jahren reicht es aber aus, wenn Sie Ihre Bienenstöcke während der Saison einmal pro Woche besuchen – Ihre Damen sollen ja nicht schwärmen. Dazu kommt noch die Zeit für die Honigernte, für Reparaturen und fürs Aufräumen – alles in allem sollten Sie also bei 35 bis 40 Stunden pro Jahr liegen (außer natürlich, Sie imkern aus kommerziellem Interesse). In Kapitel 9 finden Sie übrigens eine detaillierte Liste der anfallenden Tätigkeiten, sortiert nach der Jahreszeit.
Die Persönlichkeit des Imkers
Wenn Sie jedes Mal laut aufschreien, sobald Sie ein Insekt sehen, ist Imkern vermutlich eine extreme Herausforderung für Sie. Wenn Sie jedoch Tiere lieben, gern in der Natur sind und / oder herausfinden möchten, wie Insekten miteinander kommunizieren und welchen Platz sie in unserem Ökosystem einnehmen, dann sind Sie bei den Honigbienen genau richtig. Wenn Sie dazu die Vorstellung mögen, in bescheidenem Maße etwas »anzubauen«, aktiv leckeren Umweltschutz zu betreiben und Ihren eigenen naturbelassenen Honig zu ernten, dann sind Sie der geborene Imker. Natürlich ist Imkern kein so populäres Hobby wie Fußballspielen, aber genau das macht auch seinen Charme aus. Stehen Sie also zu Ihrer Individualität und schließen Sie sich einer Gruppe von Menschen an, die ich als extrem freundlich und faszinierend erlebe – den Hobbyimkern.
Allergien
Wenn Sie Imker werden, müssen Sie hin und wieder Bienenstiche in Kauf nehmen. Daran lässt sich nichts ändern. Mit ein wenig Übung können Sie jedoch das Risiko eines Stichs erheblich minimieren oder gar vermeiden!
Jeder Bienenstich tut ein bisschen weh, aber der Schmerz hält nicht lange an. Dabei ist es völlig normal (und kein Anzeichen einer allergischen Reaktion), wenn der Stich anschwillt, juckt und sich rötet. Manche Menschen reagieren leicht allergisch auf Bienenstiche, dann sind die Schwellung und das unbehagliche Gefühl etwas stärker. Wirklich lebensgefährlich ist ein Bienenstich aber nur für weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Entsprechend sind die Chancen, dass Sie hochallergisch auf Bienenstiche reagieren, nahezu Null. Wenn Sie unsicher sind, gehen Sie am besten zu einem Arzt und machen einen Allergietest. Mehr Informationen zu Bienenstichen finden Sie in Kapitel 3.
Die Vorzüge wesensgemäßer Bienenhaltung
Insbesondere bei industrieller Imkerei (wie in den USA) sind Medikamente stärker verbreitet. In Deutschland werden Medikamente – zumindest von Hobbyimkern – zur Kontrolle der Varroa-Milbe eingesetzt. Zudem findet durch Bienensterben sowie Arzneimittelrückstände eine Rückkehr zu natürlichen Säuren statt – auch sind nur wenige Medikamente zugelassen.
Wesensgemäße Bienenhaltung
Im Internet werden Sie verschiedene Meinungen finden, was unter »wesensgemäßer« Bienenhaltung zu verstehen ist. Für diesen Begriff gibt es keine einheitliche Definition, da es sich eher um eine Intention des Imkers als um ein offizielles Regelwerk handelt. Dennoch ist es hilfreich, sich über das Ziel wesensgemäßer Bienenhaltung im Klaren zu sein. Ich habe darum bei Ross Conrad nachgefragt, der das Buch »Natural Beekeeping« (2013, Chelsea Green Publishing) geschrieben hat. Für ihn ist der Begriff »wesensgemäße Bienenhaltung« ein Oxymoron, also ein Widerspruch in sich. Jedes Bienenvolk, das auch nur minimal durch einen Menschen beeinflusst wird, ist nämlich nicht mehr in seinem natürlichen Wesenszustand. Vor diesem Hintergrund definiert Ross wesensgemäße Bienenhaltung als den Versuch des Menschen, Bienen vor Epidemien, Krankheiten und möglichem Verhungern so gut wie möglich zu schützen, ohne dabei synthetische Pestizide, Antibiotika oder künstliche Nahrung einzusetzen. Für Ross steht der Begriff indes nicht dafür, dass nur minimale Eingriffe zugelassen werden oder gar jegliche Besuche des Bienenstocks verboten sind. Er bemerkt zu Recht, dass Sie die Bedürfnisse Ihrer Bienen nicht kennen können, wenn Sie Ihre Kolonien nicht regelmäßig inspizieren. Entsprechend können Sie nicht zeitnah auf mögliche Bedrohungen reagieren. Minimierte Inspektionen des Bienenstocks haben nichts mit wesensgemäßer Bienenhaltung zu tun, sondern grenzen – im Gegenteil – an Tierquälerei.
Bioimkerei
Bioimkerei basiert auch auf der Idee wesensgemäßer Bienenhaltung. Zudem ist aber durch die europäische Öko-Verordnung klar definiert, wie Erzeugnisse und Lebensmittel hergestellt werden müssen, damit sie den Zusatz »Bio« tragen dürfen. Die Verordnung lässt nur den Einsatz bestimmter Medikamente für Bienen zu. Sie hat strenge Auflagen bezüglich der zum Beutebau verwandten Materialien sowie dem Beutenaufbau, der eingesetzten Bienennahrung und der ökologischen Nachhaltigkeit der Trachtpflanzen (es muss ein »Sperrgebiet« um die Bienen geben, eine komplette gentechnikfreie Zone). Wenn Sie eine Bioimkerei aufbauen möchten, werden Sienicht um aufwändige und kostspielige Zertifizierungen seitens der EU oder der Bioverbände wie »Bioland« oder »Demeter« herumkommen. Für den Gelegenheitsimker ist Bioimkerei daher nur bedingt empfehlenswert. Auf der Webseite http://www.hoffmann-tierarzt.de/index.php/honig/bioimkerei finden Sie weiterführende Informationen zur Bioimkerei.
Finden Sie Ihren Mix
Ich selbst arbeite nicht ausschließlich nach den Vorgaben der wesensgemäßen Bienenhaltung oder der Bioimkerei. Meines Erachtens gibt es bei dieser Frage kein kategorisches Richtig und Falsch. Ich verspüre nicht das Bedürfnis, mich als »Bioimker« zertifizieren zu lassen, sodass dieser Weg für mich nie in Frage kam. Ich verwende Chemikalien aber nie vorbeugend. Auch verabreiche ich meinen Bienen nur dann Medikamente, wenn dies absolut notwendig ist und nachdem ich alternative Heilmethoden ausprobiert habe. Sie geben ja auch Ihren Kindern nicht bei jedem Schnupfen ein Antibiotikum, oder? Ich verzichte also nicht vollständig auf Medikamente, bin aber um einen achtsamen und verantwortlichen Umgang damit bedacht und versuche, so wesensgemäß wie möglich mit meinen Bienen umzugehen. Entsprechend müssen auch Sie entscheiden, welche Methode sich für Sie am stimmigsten anfühlt. Lediglich bei Varroa verstehen Imker und Bienen keinen Spaß: Ich bitte Sie daher nachdrücklich, bei Varroa ordnungsgemäß und sorgfältig zu behandeln und nicht zu experimentieren. Hier bieten sich vor allem natürliche Säuren an, wie später noch erläutert wird.
Entsprechend dem Zeitgeist habe ich in diesem Buch viele Informationen zu wesensgemäßer Bienenhaltung integriert. Wenn Sie (wie ich) darauf bedacht sind, den Einsatz von Chemikalien und Medikamenten auf ein Minimum zu beschränken, dann sollten Sie meine Vorschläge bei den »Öko«-Symbolen beherzigen.
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Das Leben im Bienenstock
In diesem Kapitel
Die Körperteile der Biene und deren Funktion
Wie kommunizieren Bienen miteinander?
Die drei Bienenwesen und ihre Aufgaben
Worin besteht die Arbeit der Arbeitsbienen?
Machen Sie sich mit dem Lebenszyklus einer Honigbiene vertraut
Unterschiede zwischen Bienen und anderen stechenden Insekten
Meinen ersten Eindruck vom Leben der Bienen bekam ich vor vielen Jahren bei einem Schulfest, als meinen Klassenkameraden und mir ein großartiger Film über die geheimnisvollen Abläufe in einem Bienenstock vorgeführt wurde. Der Film haute mich von den Socken. Ich hatte noch nie etwas so Bemerkenswertes und Faszinierendes gesehen. Wie kann ein kleines Insekt so clever und fleißig sein? Ich war sofort Feuer und Flamme für diese hilfsbereiten Tierchen. Dieses Kindheitserlebnis prägte mich so sehr, dass ich etwa zwanzig Jahre später entschied, die Imkerei zu meinem Hobby zu machen.
Fast jeder, der sich auch nur ein bisschen mit Honigbienen auskennt, fühlt sich angesichts dieser Wesen in ehrfürchtiges Erstaunen versetzt. Denn im Bienenstock geht weitaus mehr vor sich, als man sich das von außen vorstellen kann:
komplexe Kommunikation
soziale Interaktion
Teamwork
klar verteilte Jobs und Verantwortlichkeiten
Nahrungsbeschaffung
der Bau einer der beeindruckendsten Behausungen, die unsere Natur zu bieten hat.
Egal ob Sie Anfänger oder ein alter »Imkerhase« sind – Ihnen werden sich viele Gelegenheiten bieten, das Wunder der Bienenhaltung hautnah mitzuerleben. Jedes Mal, wenn Sie Ihre Bienen besuchen, entdecken Sie etwas Neues. Aber Sie können noch mehr von Ihrem neuen Hobby profitieren, wenn Sie wirklich verstehen, was sich da vor Ihren Augen abspielt. Welche Körperteile der Biene ermöglichen es ihr, ihren Job so effizient zu erledigen? Was haben diese Bienen im Sinn – und warum? Was ist bei Bienen normal, was nicht? Wie unterscheiden Sie eine Honigbiene von einem »blinden Passagier« im Bienenstock? In diesem Kapitel erhalten Sie erste Einblicke in einen typischen Honigbienenstaat.
Der Körper der Honigbiene
Fast jeder von Ihnen hat schon einmal leidvolle Erfahrungen mit einem wichtigen anatomischen Merkmal des Bienenkörpers gemacht: dem Stachel. Sie werden aber auf Dauer mehr Spaß am Imkern haben, wenn Sie auch die übrige Anatomie der Biene ein wenig besser verstehen. Ohne mich in Details zu verlieren, möchte ich näher auf einige wichtige Körperteile eingehen (siehe Abbildung 2.1), damit Ihnen klar wird, wie Bienen »ticken«.
Abbildung 2.1: So sieht eine glattrasierte Honigbiene aus. In der Abbildung sind nur die wichtigsten Körperteile benannt.
Das Skelett
Wie bei allen Insekten befindet sich das »Skelett« der Honigbiene auf der Außenseite des Körpers, weshalb es auch als Exoskelett bezeichnet wird. Der Bienenkörper ist fast vollständig von borstigen Haaren bedeckt (ähnlich wie Fichtennadeln). Mit diesen Haaren kann die Biene »fühlen«. Außerdem sind die Haare beim Bestäuben eine wichtige Hilfe, da der Pollen sich gut in ihnen verfängt (wie bei einem Staubwedel).
Der Kopf
Der Kopf der Honigbiene (siehe Abbildung 2.2) ist flach und dreieckig. Hier befinden sich das Gehirn der Biene sowie ihre primären Sinnesorgane (Sehen, Fühlen, Schmecken und Riechen). Außerdem sind dort wichtige Drüsen zur Produktion von Gelée Royale und verschiedenen chemischen Pheromonen, die der Kommunikation dienen.
Gelée Royale ist eine Flüssigkeit, die aus Drüsen der Arbeiterin abgesondert wird und als Nahrung für die Brut, vor allem die Königinnenbrut, dient.
Die wichtigsten Teile des Bienenkopfes sind:
Augen: Am Kopf sitzen zwei große Facettenaugen, die der Weitsicht dienen. Die drei kleinen Punktaugen, auch Ocellen genannt, benutzt die Biene, um sich bei schlechten Lichtverhältnissen im Bienenstock zu orientieren. In Abbildung 2.2 ist erkennbar, dass die Punktaugen bei allen drei Bienenwesen ähnlich aussehen. Die Facettenaugen weisen hingegen deutliche Unterschiede auf: Die Drohne besitzt im Vergleich zur Königin und der Arbeiterin riesige Rundum-Facettenaugen, und die Augen der Königin sind ein wenig kleiner als die der Arbeiterin.
Fühler: Die Honigbiene hat zwei Fühler an der Vorderseite des Kopfes. Jeder Fühler enthält Tausende kleiner Geruchszellen (wie in der Nase des Menschen), mit denen die Biene Blumen, Wasser, ihr Bienenvolk oder vielleicht sogar einen Menschen wie Sie erkennen kann.Wie auch mit den schon erwähnten borstigen Haaren kann die Biene mit den Fühlern »fühlen«.
Mundwerkzeuge: Die Mundwerkzeuge der Biene (Kiefer) dienen dem Füttern der Larven, dem Sammeln von Pollen und der Wachsverarbeitung. Außerdem kann die Biene damit Dinge transportieren.
Saugrüssel: Kennen Sie diese Faschingströten, in die man hineinpustet und die sich dann unter lautem Getöse ausrollen? Der Saugrüssel der Biene funktioniert ganz ähnlich, nur ohne den Lärm. Die meiste Zeit ist dieses Organ eingezogen. Zum Füttern oder Trinken kann die Biene es aber zu einem langen Rohr ausfahren, das sie dann wie einen Strohhalm verwendet.
Der Thorax
Der Brustkorb, auch Thorax genannt, ist das Segment zwischen Kopf und Abdomen und stellt somit den Mittelteil der Biene dar. Am Thorax sind die beiden Flügelpaare und die sechs Beinchen angewachsen.
Flügel: Was meinen Sie, wie viele Flügel besitzt eine Honigbiene (die zur Gattung der Hautflügler gehört)? Die Antwort lautet: vier. In zwei Paaren sind diese vorne und hinten am Thorax befestigt. Wenn die Biene fliegt, hakt sie die Flügel ineinander wie ein Reißverschluss. Nach der Landung trennt sie die Flügel wieder.
Beine: Alle drei Beinpaare der Biene unterscheiden sich voneinander. Jedes Bein besteht aus sechs Segmenten, wodurch die Beine sehr flexibel sind. Zudem besitzt die Biene Geschmacksrezeptoren an den Beinenden. Das vordere Beinpaar dient zur Reinigung der Fühler. Mit Hilfe des mittleren Beinpaars kann die Biene laufen. Außerdem wird es benutzt, um Pollen (und manchmal auch Propolis) in die Pollenhöschen zu laden, die sich am hinteren Beinpaar befinden. Propolis ist eine klebrige Substanz, die die Biene in Baumknospen sammelt und zum Versiegeln sowie Desinfizieren von Rissen und Fremdkörpern im Bienenstock einsetzt. Propolis kann vom Imker geerntet und für viele raffinierte Produkte verwendet werden. Mehr Informationen zu Propolis und seinen Einsatzmöglichkeiten finden Sie in Kapitel 18. Die hinteren Beine (siehe Abbildung 2.3) sind bei der Arbeiterin besonders stark ausgeprägt, mit speziellen Pollenkämmen und -bürsten. Damit kann die Arbeiterin den Pollen abbürsten, sammeln und aufladen, um ihn zusammen mit dem Propolis zurück zum Bienenstock zu bringen. Nehmen Sie sich einmal die Zeit und beobachten Sie eine sammelnde Biene auf einer Blüte. Sie werden feststellen, dass ihre Hinterbeine beim Abflug nach Hause mit Pollen vollgepackt sind – wenn die Blüte es hergibt.
Atemöffnungen: Durch diese winzigen Löcher seitlich an Thorax und Abdomen kann die Biene atmen. Die Tracheen (oder Luftröhren) der Biene sind mit diesen Atemöffnungen verbunden.
Das Abdomen
Der Hinterleib, auch Abdomen genannt, enthält die Verdauungs- und Reproduktionsorgane der Biene. Dort befinden sich nur bei Arbeiterinnen Wachs- und Duftdrüsen und natürlich der berühmt-berüchtigte Stachel, der bei Arbeiterinnen und Königinnen zu finden ist (also nicht beim Drohn, der männlichen Biene).
Abbildung 2.2: Vergleich der Köpfe einer Arbeiterin, einer Drohne und einer Königin. Auffällig sind der lange Saugrüssel der Arbeiterin und die großen Facetten- augen der Drohne.
Abbildung 2.3: Nahaufnahme eines Bienenbeins. Die Borstenhaare, mit denen die Biene Pollen sammelt, sind deutlich erkennbar.
Das Wunder der Bienensprache
Es wird häufig gesagt, dass in Bezug auf die Kommunikationsform nur der Mensch den Bienen überlegen ist. Jedoch verfügt die Biene neben den uns benannten fünf Sinnesorganen über weitere Hilfsmittel zur Verständigung: Zwei dieser Hilfsmittel sind besonders spannend – das eine ist chemischer, das andere choreografischer Natur.
Pheromone
Pheromone sind chemische Duftstoffe, die von Tieren ausgesandt werden, um bei ihren Artgenossen bestimmte Verhaltensmuster anzuregen. Die Pheromone der Bienen sind sozusagen der Leim, der die Bienenkolonie zusammenhält. Die drei verschiedenen Bienenwesen, die später genauer vorgestellt werden, produzieren unterschiedliche Pheromone, um zu entsprechenden Zeiten bestimmte Verhaltensweisen bei ihren Artgenossen zu stimulieren. Über Pheromone und deren Wirkungsweise könnte man locker ein ganzes Buch schreiben, darum an dieser Stelle nur die wichtigsten Fakten zum Thema »Pheromone und wie Bienen damit kommunizieren«:
Einige Pheromone, die die Königin aussendet (sie werden Königinnensubstanz genannt), weisen die gesamte Kolonie darauf hin, dass die Königin zu Hause ist. Die Arbeiterinnen werden durch diese Pheromone angeregt, noch fleißiger zu sein als sie es eh schon sind. Die stimulierten Aktivitäten umfassen Wabenbau, Brutaufzucht, Futtersuche und -lagerung.
Außerhalb des Bienenstocks nutzt die Königin Pheromone als Lockmittel für mögliche Freier (Drohnen, also männliche Bienen). Zudem regulieren die Pheromone die Drohnenpopulation innerhalb einer Kolonie.
Die Wächterinnen (Wachbienen) am Einflugloch des Bienenstocks senden Pheromone aus, mit deren Hilfe die Sammelbienen ihren Weg zurück zur Kolonie finden. Dieser Lockstoff wird von der Nassanoff-Drüse vorne am Abdomen der Arbeiterin ausgeschieden, mehr dazu später in diesem Kapitel.
Arbeiterinnen können ein Pheromon ausstoßen, das die gesamte Kolonie in Sekundenschnelle in Alarmbereitschaft versetzt.
Die Brut einer Kolonie (bestehend aus den Eiern – auch Stifte genannt – Larven und Puppen) sendet spezielle Pheromone aus, mit deren Hilfe die Ammenbienen Geschlecht, Entwicklungsstadium und eventuellen Nahrungsbedarf der Brut erkennen können.
Tänzchen gefällig?
Die